1968 wurde der 1. FC Nürnberg zum 9. Mal Deutscher Meister. Ein Jahr später passierten in Nürnberg zwei Dinge: Der Club stieg postwendend in die Regionalliga ab (2. Liga gab es noch nicht), und ich wurde geboren. Keine Ahnung, ob das irgendetwas miteinander zu tun hatte. Seitdem gurkt Nürnberg im Fußball (und nicht nur da) zwischen Bundesliga, 2. Liga, Regionalliga hin und her.
Man wächst also mit Fußball-Tristesse auf, der Vater erzählt von glorreichen früheren Zeiten, ein Meisterspieler von 68 führt das Lottogeschäft am Ort, meine Schulhefte und manche Comics habe ich da gekauft, die Vergangenheit ist präsent. Dann 1982, unser Club im DFB-Pokal-Finale gegen Bayern, zur Halbzeit 2:0-Führung. Ich als 12-jähriger drehe völlig durch, was für ein Märchen, wir werden Pokalsieger und schlagen die Bayern. Na ja, Endstand war 2:4 (Dieter Hoeneß nach Platzwunde mit Turban, der sich immer mehr rot verfärbte, macht das letzte Tor), was für ein Frust, Tränen, wir werden nie irgendwas gewinnen.
Lustig war es trotzdem immer mit dem Club: Einmal hat sich die halbe Mannschaft gegen den Trainer gestellt und vom Präsidenten seine Entlassung gefordert, der hat dann aber lieber die halbe Mannschaft entlassen (und den Aufstieg gab es trotzdem oder gerade deswegen), einmal hatten wir einen Schatzmeister, der Steuern hinterzogen hat, deswegen im Gefängnis gelandet ist, aber später Wirtschaftsprofessor in Monaco wurde (kann man sich nicht ausdenken).
Und dann 2007: völlig überraschend wieder Pokalfinale (gegen Stuttgart). Rückstand, Ausgleich, Führung, Ausgleich, Verlängerung. Wird bestimmt wieder nichts. Aber dann das 3:2, noch etwas bangen, der Abpfiff. Unglaublich, ich war die halbe Nacht in der Innenstadt unterwegs, so eine Euphorie. Once in a lifetime. Seitdem schuldet mir der Club nichts mehr. Alles Weitere ist Zugabe. So eine Relegation wie vor ein paar Jahren nehme ich gerne mit. Und wenn es doch mal weiter nach unten geht: we've had it all.
