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Alt 24.04.2023, 15:12   #167  
Servalan
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Грех | Il peccato - Il furore di Michelangelo | Sin | Michelangelo (Russland / Italien 2019, Andrej Končalovskij Studios, Jean Vigo Italia und Rai Cinema), Drehbuch: Andrej Kontschalowski | Андрей Кончаловский und Elena Kiseleva, Regie: Andrej Kontschalowski | Андрей Кончаловский, 128 min

Im Originaltitel kommt der Bildhauer, Maler, Architekt und Dichter Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni, bekannt als Michelangelo (1475 - 1564) gar nicht vor, vielmehr heißt er schlicht Sünde. Dadurch wird der Renaissancekünstler zu einem exemplarischen Beispiel menschlichen Fehlverhaltens, durch das sich Michelangelo selbst quält.
Der Film hat keinen deutschen Wikipedia-Eintrag. Im Oktober 2019 lief der Film auf dem Internationalen Filmfestival in Rom. Im Juli 2019 schenkte Wladimir Putin während eines Rombesuchs Papst Franziskus eine Filmkopie.

Der Film konzentriert sich dabei auf eine Schaffensperiode Michelangelos, der sich zwischen den rivalisierenden Clans der della Rovere und der Medici aufrieb, da er von beiden Familien Großaufträge bekam, die aufeinander folgende Päpste stellten. Michelangelo brennt dabei für seine Kunst, versorgt seine eigene Familie, lebt aber selbst äußerst bescheiden und gönnt auch seinen Gehilfen nur ein bescheidenes Leben. Als Gegenspieler tritt dabei der prächtige Raffaello Sanzio da Urbino, kurz Raffael (1483 - 1520), auf, der als Lebemann von ebenso üppig ausgestatteten Höflingen begleitet wird. Michelangelo und Raffael haben füreinander bloß Verachtung übrig.
Zu Beginn hadert Michelangelo mit sich selbst, weil ihn zwei Großaufträge behindern, die er gleichzeitig verfolgen soll. Zum einen beschäftigen ihn die richtigen Proportionen der Deckenfresken der Sixtinischen Kapelle (1508 - 1512), die vom Boden betrachtet werden, obwohl er beim Malen mit der Nase unter der Decke klebt.
Der zweite Auftrag ist ein marmornes Grabmonument für Papst Julius II., bürgerlich Giuliano della Rovere, der 1513 stirbt, während Michelangelos Skulptur nur teilweise fertiggestellt ist. Es kommt zum Streit mit der Familie della Rovere, bei dem sich beide Parteien schließlich auf einen zweiten Entwurf einigen.
Zwecks Beschaffung des Marmors reist Michelangelo für längere Zeit in die Steinbrüche von Carrara. Dort trifft er den Architekten und Bildhauer Jacopo Sansovino (1486 - 1570), der für die Medici die Fassade der Basilica di San Lorenzo in Florenz gestalten soll. Michelangelo schmäht, ihm fehle der titanische Funke, so schlecht seien Entwürfe. In den Steinbrüchen fixiert sich Michelangelo auf einen gigantischen Marmorblock, den er für das Grabmal komplett haben will. Die Arbeiter nennen den Block das Monster, dessen Transport aus dem Steinbruch, die Lizzatura, Todesopfer fordert.
Von dem neuen Papst Leo X., bürgerlich Giovanni di Lorenzo de Medici, wird er auf alte Beziehungen hingewiesen und sofort zu einem neuen Auftrag verpflichtet, der Fassade der Basilica di San Lorenzo (1516 - 1519). Weil die Medici das Geld für andere Zwecke brauchen, soll Michelangelo seinen Marmor fortan in den Steinbrüchen der Medici in Pietrasanta in den Apuanischen Alpen besorgen. Denn dort koste der Abbau des Marmors Michelangelo nichts.
Irgendwann verzweifelt Michelangelo, weil das Publikum vor seinen Skulpturen und Gemälden nur sündige Gedanken bekommt und nicht zu Gott betet.

Geändert von Servalan (24.04.2023 um 16:05 Uhr)
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