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Alt 16.02.2023, 21:59   #1539  
God_W.
Captain Rezi
 
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Die Kinder Húrins (J. R. R. Tolkien)

Momentan komme ich echt kaum dazu etwas zu schreiben. Ich war eine Weile krank, wodurch in der Firma viel liegengeblieben ist, und dann habe ich nach Feierabend nicht mehr so die Muße. Deshalb ist es auch schon eine Weile her, dass ich die „Kinder Húrins“ beendet habe, was wirklich zügig ging, denn im Vergleich zum „Silmarillion“ liest sich das Buch echt wie „geschnitten Brot“.

Im Kern geht es um die Geschichte und das Schicksal von Turin Turambar (Sohn des Húrin), die in mehreren Etappen erzählt wird und sich als großes Abenteuer irgendwo zwischen typischer Heldenreise im altgriechischen Stil und Shakespeareeskem Drama entfaltet. Dazwischen gibt es Drachen, Räuberbanden die auch dem Sherwood Forest entsprungen sein könnten und allerlei Klassenkonflikte, denen sich der manchmal vielleicht zu stolze und eigensinnige Turin stellen muss.



Insgesamt eine klare Empfehlung an alle Tolkien-Fans, denn vom Schreibstil liegen wir hier irgendwo zwischen dem Hobbit und dem Herrn der Ringe. Also deutlich erwachsener als Ersterer, jedoch noch nicht ganz so ausgefeilt und wortgewandt wie Letzterer. Die Erzählung selbst war für Tolkien eines der drei „großen“ Epen des ersten Zeitalters, und wurde, wie abgesehen vom Hobbit und vom Herrn der Ringe, alle seine Werke erst posthum von seinem Sohn im Nachlass des Meisters zusammengesucht, katalogisiert, zusammengestellt, ggf. behutsam angepasst und schließlich herausgegeben. Turambars Geschichte wurde teilweise auch im Silmarillion wiedergegeben, jedoch eher in berichtender Form, hier haben wir jetzt eine runde, unterhaltsame, spannende und hochdramatische Story. Die Illustrationen von Alan Lee, der auch am Design der Filme beteiligt war, sind übrigens sehr schön anzusehen.



Die beiden anderen großen Geschichten des ersten Zeitalters sind „Beren und Lúthien“ und „Der Fall von Gondolin“. Exakt diese beiden bringen mich jetzt ein wenig in die Bredouille, denn wie ich gehört habe erfährt man in diesen nichts Neues zu den Geschichten selbst, wenn man die übrigen Tolkien-Werke bereits kennt. Bei den „Kindern Húrins“ gab es hingegen zuvor unveröffentlichtes Material. Deshalb war meine erste Intention nur diese eine der „großen Geschichten des ersten Zeitalters“ zu lesen und ansonsten noch die „Nachrichten aus Mittelerde“ sowie die „Geschichten aus dem gefährlichen Königreich“ zu sichten.



Mittlerweile habe ich jedoch weitere Recherchen betrieben und herausgefunden, dass große Teile der beiden anderen großen Geschichten im „Buch der verschollenen Geschichten“ (Teil 1+2) enthalten sind. Exakt diese beiden Bücher möchte ich aber nicht lesen, weil da von vielen Erzählungen aus dem Silmarillion frühere Fassungen enthalten sind, denn Tolkien hat seine Mythologie mehrfach überarbeitet und immer wieder weiterentwickelt. Das führte dann bei einigen Stories aus den „Verschollenen Geschichten“ zu Rohfassungen, die mittlerweile nicht mehr „Kanon“ sind. Wenn ich da jetzt noch ein oder zwei anders ausgerichtete Fassungen zu eh schon schwer zu durchblickenden Passagen aus dem Silmarillion lese, dann blicke ich gar nicht mehr durch. Deshalb habe ich meine Pläne jetzt umgestoßen und werde mir in nächster Zeit auch noch „Beren und Lúthien“ und „Der Fall von Gondolin“ besorgen.



Damit wären die „großen Geschichten“ des ersten Zeitalters abgefrühstückt. Aus dem zweiten Zeitalter ist am wenigsten bekannt, dort dreht sich die einzig wahre große Geschichte um den „Untergang von Númenor“, der zuletzt auch als einzelnes Buch erschienen ist, das letzte Buch dessen Herausgabe J. R. R. Tolkiens Sohn Christopher zumindest Anfänglich noch mit überwachen konnte. Das dritte Zeitalter ist dann schließlich von der Reise eines Hobbits und dem Ringkrieg geprägt, bevor die Elben und Zauberer Mittelerde im vierten Zeitalter uns Menschen überlassen. Aber Ihr seht, bis ich dort angelange gibt es noch reichlich Geschichten zu entdecken und Abenteuer zu erleben.

8,5/10

VG, God_W.
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