Thema: Filmklassiker
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Alt 16.11.2022, 06:34   #214  
Peter L. Opmann
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Dies ist der erste Film in meiner Reihe, von dem ich nicht völlig überzeugt bin. Ich bin aber erst in den letzten Jahren etwas in Zweifel geraten und habe ihn vorher lange Zeit geliebt. Irgendwie hat mich „Jo – Hasch mich, ich bin der Mörder“ (1971) sehr angesprochen, und zwar weil ich die Leistung von Louis de Funes eine der besten finde, die ich von ihm kenne, und weil die Story dieser Komödie für mich viele originelle und wirklich komische Wendungen enthält. Und ich mag auch Claude Gensac, die öfters mit de Funes zusammenwirkte und seine Ehefrau spielte.

Wer den Film vielleicht noch nicht kennt: Louis de Funes ist ein erfolgreicher Theaterautor (vermutlich Boulevardtheater), der sich gerade an einem Krimistück über ein perfektes Verbrechen versucht, indem er die Szenen mit einem Freund selbst ausprobiert. Nach kurzer Zeit wird klar, daß er einen triftigen Grund hat, das Stück zu schreiben: Er wird nämlich erpreßt und will den Erpresser effektiv verschwinden lassen. Seine Frau überrascht ihn zum Geburtstag mit einem Gartenpavillon (den er allerdings selbst bezahlen muß). De Funes ist empört, aber dann hat er die Erleuchtung: Er wird den Erpresser in das Fundament seines Pavillons einbetonieren lassen – der Tote ist weg, und niemand kann ihn je belangen. So bestellt er ihn zu sich und legt ihn um (wenn auch eher versehentlich).

Das Betonfundament bricht allerdings bereits bei der Einweihung des Pavillons. De Funes muß die Leiche ausbuddeln und macht in seiner Not eine ziemlich miese Plastik daraus. Kurz darauf sucht ihn ein Kriminalkommissar (Bernard Blier) mit ein paar Polizisten auf, weil die Leiche des Erpressers gefunden wurde und eine Spur hierher führt. Aber wer ist dann der Mann, der in der Statue steckt? Auf jeden Fall muß die Leiche erneut zum Verschwinden gebracht werden, da die Polizei schon beginnt, das Haus und das Grundstück zu durchsuchen. Im Haus halten sich zudem ein seltsames Ehepaar auf, das das Anwesen kaufen möchte, das Hausmädchen, der Handwerker, der den Pavillon aufgestellt hat, und eine neugierige Nachbarin, was das Chaos natürlich noch vergrößert.

Schließlich gelingt es de Funes und seiner Frau trotz des Trubels, die Leiche unbemerkt in einem großen Koffer zu verstauen. Dabei werden sie von dem zurückkehrenden Kommissar erwischt. Der will ihnen aber nur mitteilen, daß sich alles aufgeklärt hat und es sich um eine Abrechnung unter Gangstern handelte. Es klärt sich auch, wen de Funes wirklich erschossen hat – glücklicherweise auch nur einen Ganoven. De Funes fährt an die Atlantikküste und schiebt sein Auto samt dem Koffer darin über eine Klippe. Am Fuß der Klippe feiert allerdings der Kommissar mit seinen Männern gerade ein kleines Grillfest. Er heftet sich von neuem an die Fersen des Verdächtigen…

Regisseur Jean Girault setzt darauf, durch Hektik (ohnehin die Stärke von de Funes, die für mich in kaum einem seiner Filme so wie hier zur Geltung kommt) und irrwitziges Tempo Komik zu erzeugen. Zwischendurch fügt er allerdings gefühlvolle und ruhige Passagen ein. Merkwürdig ist das Verhältnis von de Funes und Gensac gestaltet. Sie hat ziemlich eindeutig die Hosen an, aber die beiden lieben sich tatsächlich; sie ordnet sich ihm zumindest nach außen hin bereitwillig unter, und de Funes seinerseits braucht sie, weil sie die Nerven behält und weiß, was zu tun ist, wenn er schon beinahe durchdreht. Auch die Darstellung von Bernard Blier, der in Frankreich als Charakterschauspieler galt, finde ich sehr gut. Er macht immer den Eindruck, als hätte er de Funes schon längst durchschaut, tappt aber in Wirklichkeit völlig im Dunkeln und kommt mit seinen Ermittlungen überhaupt nicht weiter. Freilich kann man den Film auch für zu klamaukig halten und von dem Gehampel von de Funes angeödet sein. Es handelt sich um die Verfilmung eines britischen Theaterstücks („The Gazebo“ von Alec Coppel), das zuvor schon einmal von Hollywood mit Glenn Ford in der Hauptrolle umgesetzt worden ist. Diesen Film kenne ich allerdings nicht. Den Vergleich zu haben, wäre sicher hilfreich – aber so hege ich noch immer einige Sympathie für diese französische Version.
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