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Alt 13.06.2022, 12:06   #55  
Max schwalbe
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Interessantes Thema, Bauhaus-Rezeption in der DDR!

Wer in Richtung Formgestaltung im Automobilbau weiterlesen möchte, empfehle ich Heft 01/2021 der "79oktan". Darin beleuchtet ein Kölner Professor für Design die Formgestaltung der "neuen Sachlichkeit" von Fiat 124 (--> Lada), Wartburg 353 und Renault 12 (--> Dacia) mit den jeweiligen Besonderheiten der Umsetzung, die die Mentalität und Realität der jeweiligen Herkunftsländer widerspiegeln.

Zur DDR-Wirtschaft könnte man ein separates Forum aufmachen... schließe mich dem Gesagten weitgehend an, wobei ich stichworthaft noch ergänzen möchte:
- Wenn ich heutige Baustellen sehe, kommen mir Zweifel auf, ob es jemals ein System gab in dem Baustellen NOCH langsamer vorankamen. Wie lange würde Berlin brauchen, wenn der Fernsehturm am Alex noch nicht stünde, sondern jetzt erbaut werden soll? Will man das wissen? Lieber nicht...
- Im krassen Unterschied zur Sowjetunion hatten die USA durch Hitlerdeutschland kaum Kriegsschäden erlitten und damit 1945 eine völlig andere Ausgangslage
- Absolut gemessen stiegen Warenproduktion und Umsetzung tech. Fortschritts und Wohlstand auch in der späten DDR stets an, insofern ist der Begriff "Abwirtschaftung" irreführend bzw. relativ.
- Zur Kreditwürdigkeit: DDR war willkommener Billiglohn-Produzent für den Westen, außerdem bis heute unklar welche Sicherheiten Golodkowski im Safe liegen hatte, außer ihm selbst wusste das vrmtl. niemand, nicht einmal Mielke.

- Ostblock und Westen hatten unterschiedliche globalökonomische Ansätze, weshalb ein Direktvergleich DDR vs. BRD kein gesamtheitliches Bild abliefert: Ostblock: aktive Politik der sozialen und materiellen Annäherung von Dagestan bis Berlin. Westen: Systematische Ausnutzung sozialer Gefälle zur Wohlstandsvermehrung v.a. in nördlichen Staaten unter Inkaufnahme eines enormen Gefälles vor allem zu Südstaaten aber auch innerhalb der westl. Länder selbst. Kapitalismus-fokussierte Politik ist nicht nur "unsolidarisch" sondern auch ein Sicherheitsproblem und Herd für Kriminalität, massenhafte Migration, militärische Konflikte und nationalistische Radikalisierung. All das hat nach dem Zerfall der Sowjetunion und Umschwenk auf Kapitalismus auch jeweils in Russland und der Ukraine stattgefunden.

Geändert von Max schwalbe (13.06.2022 um 13:36 Uhr)
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