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Alt 31.05.2022, 08:42   #399  
Peter L. Opmann
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Sorry, daß nun gerade kurz vor Schluß eine längere Pause eingetreten ist. Aber hier nun die abschließende Besprechung zur "Classic Collection" # 2 - den dritten Band werde ich nicht mehr durchgehen. Sollte jemand von Euch dazu Lust haben - nur zu. Es kommen jetzt unter anderem die Belit-Storys. Aber ich denke, ich habe einen ausreichenden Eindruck von der Serie gewonnen. In den nächsten Tagen werde ich noch ein Gesamt-Fazit ziehen.

Savage Sword of Conan # 10 / Conan der Barbar, Classic Collection # 2

Erscheinungstermin:
Februar 1976 / 2019

Story-Titel: Conan der Eroberer

Original-Storytitel: Conan the Conqueror

Zeichnungen: John Buscema und the Tribe

Text: Roy Thomas

(Übersetzung: Burn-E)

Das ist also der monströse Schluß der Conqueror-Saga. Sollte Roy Thomas Howards einzigem Roman wirklich getreulich gefolgt sein, dann hat der Texaner gezeigt, daß er einen Roman nicht im Kreuz hatte. Aber „Conan the Conqueror“ hat ja eine recht unstete Publikationsgeschichte. Vielleicht ist auch das der Grund dafür, daß wir hier am Ende nur noch eine Anhäufung von Klischeesituationen haben, die eben durch diese Potenzierung den Effekt machen sollen. Es ist einfach „over the top“, und ich denke, es hat kaum Sinn, die Handlung nachzuerzählen.

Ich deute mal an, worum es in dem 51seitigen letzten Teil dieser Mammutstory geht: Zunächst holt sich Conan im Set-Tempel von Khemi das „Herz von Ahriman“ (eine sehr mächtige magische Kugel) zurück. Dabei tötet er eine Schlange und befreit sich aus den Fängen einer Vampirin. In dem Tempel treffen auch der Zauberer Thutothmes und die Kapuzenträger, die Conan schon länger gefolgt sind, aufeinander und massakrieren sich gegenseitig. Die Verschwörer Valerius, Amalric und Tarascus beschließen, gegen Conan, den sie bisher tot glaubten, und seine Getreuen in den Krieg zu ziehen. Im Hintergrund spinnt nach wie vor der Magier Xaltotun im Stil eines spiritus rector seine Fäden. Die angreifende Armee der Verschwörer trifft auf einen alten Mann, der ihnen anbietet, sie in eine günstige Kriegsposition zu bringen. Sie geraten allerdings selbst in einen Hinterhalt, denn der Alte erweist sich als ein Fürst, der an seinem Volk und seiner Familie begangenes Unrecht rächen will. Ein Großteil der Armee wird aufgerieben.

Conan zieht nun gegen Xaltotun, der sich gerade anschickt, eine junge Frau in einem grausamen Ritual zu opfern. Gemeinsam mit Conan taucht der gute Zauberer Hadrathus auf (der in „Giant-Size Conan“ # 3 schon einmal einen kurzen Auftritt hatte). Hadrathus macht Xaltotun klar, daß seine Macht wirkungslos geworden ist, weil das Herz von Ahrimar gegen ihn eingesetzt wird. Conan tötet Xaltotun mit seinem Schwert. Als letzter Kriegsfaktor ist nun Amalric übrig, der aber ebenfalls Conan im Duell unterliegt. Tarascus bleibt als letzter der Verschwörer am Leben. Conan fordert von ihm Zenobia, die Conan einst aus Xaltotuns Verlies befreite (aber in dem Comic schon lange nicht mehr in Erscheinung getreten ist); sie will er nun zu seiner Königin machen. So schließt sich ein Kreis – ich habe aber das Gefühl, daß am Ende etliche Handlungsfäden unverfolgt und unverbunden bleiben.

Selbst wenn ich mich irren sollte, ist es sehr schwer, den Überblick über diese Handlung zu behalten. Das spricht für mich dafür, daß alles nur Vorwand ist, um möglichst viele dramatische Verwicklungen aneinanderreihen zu können. Monster sind in diesem Opus vielleicht etwas unterrepräsentiert, dafür herrscht an Magie und Kriegsgeschrei und Schätzen in labyrinthisch verbundenen Gewölben wahrlich kein Mangel. Der Nutzwert ist freilich am Ende sehr gering – es bleibt lediglich ein Mischmasch von Action, Gewalt und Sex, der die Illusion vermittelt, der Leser würde an einem gewaltigen Geschehen teilhaben. Auffällig im Übrigen: Roy Thomas arbeitet mit sehr viel Erklärtext, wobei da vieles drinsteht, was man im Bild ohnehin sieht.

Die Grafik ist schon interessanter. John Buscema hält über die 51 Seiten scheinbar mühelos einen Standard, der die Qualität der Monatshefte deutlich übersteigt. Daran haben aber die Inker sicher einen erheblichen Anteil. In diesem Schwarz-weiß-Comic wird deutlich mehr mit Licht-Schatten-Effekten gearbeitet als in den Heften; meist sind die Zeichnungen gekonnt grau laviert, teils auch aufwendig schraffiert. Es wäre reizvoll, herauszufinden zu versuchen, welche Inker-Handschrift wo sichtbar wird, aber würde jedenfalls mich einige Mühe kosten.

Witziger Umstand für mich: Der letzte Abschnitt dieses fünften Teils von „Conan the Conqueror“ war einst das erste, was ich von „Savage Sword of Conan“ gesehen habe; er war nämlich in der ersten „Sprechblase“, die ich mir gekauft habe, abgedruckt. Von der Story habe ich freilich damals so gut wie nichts mitbekommen.
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