Der Prag-Krimi Folge 1 "Wasserleiche" (Deutschland / Tschechien 2018, Schiwago Film unterstützt durch den Tschechischen Staatsfond Kinematografie), Drehbuch: Jaroslav Rudiš, Martin Behnke und Felix Benesch, Regie: Nicolai Rohde, 89 min
Seit einigen Jahren produziert die ARD eine Reihe von Regionalkrimis in Europa, von Island bis Barcelona, und 2018 feierte die Serie in der Goldenen Stadt an der Moldau ihre Premiere. Mit 4,85 Mio Zuschauern legte sie einen schwachen Start hin, nur um dann mit der zweiten Folge mit 3,05 Mio Zuschauern stark nachzulassen. Laut Wikipedia läuft die Serie noch, aber weitere Folgen wurden nach dem Fehlstart nicht mehr produziert.
Daß die Serie beim Publikum mit Pauken und Trompeten durchfiel, wundert mich keineswegs. Die interessante Ermittlungsmethode des BKA-Kommissars Jan Koller besteht nämlich darin, den gesamten Tatablauf noch einmal nachzustellen. Auf der Mattscheibe wirkt das wie eine maue Mischung zwischen schlechter Gruppentherapie und einer linkischen Audition. Zusammen mit dem sehr deutschen Cast gestaltet sich der Plot der ersten Episode mit der Rekonstruktion eines Junggesellenabschieds wie eine billige Tourismuswerbung für einen dumpfbackigen Kurztrip: Stadtrundfahrt mit der Tram, Mittelalteressen, Gotcha-Halle, Discothek und Nachtclub.
Die Kriminalpolizei Prag fischt eine Wasserleiche aus der Moldau. Sie gehört dem BKA-Beamten Frank Müller aus Berlin, der in der Abteilung Organisierte Kriminalität nach Betrug im Kunstsammlerbereich ermittelte. Weil einige Akten fehlen, ermittelte die Interne gegen ihn, doch sein Kollege Jan Koller, der knapp vier Jahre mit ihm ein Team gebildet hat, verteidigt seine Integrität. Ausgerechnet Koller, ein Hobby-Schauspieler, wird als Amtshilfe nach Prag geschickt.
Am Tag vorher platzte Müller in den Junggesellenabschied seines Bruders Jörg, der als Maler in Prag lebt. Er verdächtigte ihn und sein Umfeld, in einen Kunstfälscherskandal verwickelt zu sein. Dessen Umfeld besteht aus dem Galeristen Radek Mladek, dem Kunsthistoriker Dr. René Wagner und der Künstlergattin Jitka Müllerova, die im Büro der Galerie Mladek arbeitet.
In der Pathologie trifft Koller auf Dr. Jan Graupner, der nicht nur Leichen obduziert, sondern auch ein Kenner der tschechischen Malerei und ein Experte für Kunstfälschungen ist. Aufgrund des letzten Moldau-Hochwassers gleicht sein Leichensaal einer Galerie für Fälschungen aus der Asservatenkammer.
Koller sucht natürlich die Galerie Mladek auf, wo ihm ein exponiertes Gemälde von František Kupka (1871 - 1957) ins Auge sticht, das Mladek auf Kommission für Erben eines jüdischen Sammlers aus Warschau verkaufen soll. Das Bild aus dem Jahre 1912 werde auf 5 bis 7 Mio Kronen geschätzt, das entspricht 200.000 bis 300.000 Euro.
Später gerät ein zweites Gemälde in den Fokus, das ein früher, eher untypischer Max Oppenheimer (1885 - 1954) von 1908 sein soll, das eine Kapelle an der Moldau zeigt. Oppenheimer sei war nicht so teuer wie Kupka, sei aber sehr begehrt, so Mladek. Die Kunden des Galeristen legten großen Wert auf Diskretion, betrachten sie doch Kunst als Wertanlage.