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Alt 17.04.2022, 20:33   #389  
Peter L. Opmann
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Giant-Size Conan the Barbarian # 1 / Conan der Barbar, Classic Collection # 2

Erscheinungstermin:
September 1974 / 2019

Story-Titel: Die Stunde des Drachen

Original-Storytitel: The Hour of the Dragon

Zeichnungen: Gil Kane und Tom Sutton

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Burn-E

Am Ende wird die Classic Collection nochmal interessant. Einen Moment hatte ich überlegt, erst „Conan“ # 52 zu besprechen, die Ausgabe, die noch im Condor-Taschenbuch # 6 enthalten ist, aber dieser Comic ist angesichts der stark verkürzten Texte in dieser Version kaum lesbar. Die Classic Collection schließt dagegen mit der Adaption eines Conan-Romans von Robert E. Howard ab, der „The Hour of the Dragon“ betitelt ist und später in „Conan the Conqueror“ umbenannt wurde. Er wurde bei Marvel in insgesamt 187 Comicseiten umgewandelt. Laut Roy Thomas gibt es allerdings Schönheitsfehler: Das Epos wurde in „Giant-Size Conan“ begonnen, aber dann notgedrungen in „Savage Sword of Conan“ und in schwarz-weiß abgeschlossen. Zeichner war Gil Kane, der das Ganze aber auch nicht zum Abschluß brachte, sondern mit dem Wechsel des Titels von John Buscema – mit einem anderen Inker – abgelöst wurde. Es wurde also bei Marvel leider kein einheitliches Ganzes daraus.

„Giant-Size“ war damals ein Format, das bei mehreren Erfolgsserien verwendet wurde und in vierteljährlichem Erscheinungsrhythmus längere Storys der Helden brachte. Bei „Conan“ waren es zunächst 25, dann 30 Seiten pro Heft. Buscema konnte das neben der monatlichen Serie nicht mehr schaffen, und Kane war wohl an dem Format interessiert. Thomas hebt auch die Zusammenarbeit mit Inker Tom Sutton hervor, der auf Horrorcomics spezialisiert war. Auch die vorliegende Story bringt vor allem die Elemente schwarzer Magie zur Geltung. Thomas hielt sich als Autor nach eigener Aussage weitgehend an die literarische Vorlage – ich kann das leider nicht überprüfen.

Der Comic beginnt mit einer illustrativen Splashpage. Dann folgt eine Versammlung von Magiern. Dabei wird ein weiterer, der mumifiziert in einem Sarg liegt, zum Leben erweckt: Xaltotun. Es wird klar: Vereint wollen sie die damals bekannte Welt erobern. Dabei steht ihnen Conan von Cimmeria, der zu dieser Zeit König von Aquilonia ist, im Weg. Eine Kristallkugel, genannt das „Herz von Ahriman, enthüllt den Magiern die Zukunft. Nachbarländer ziehen gegen Aquilonia in den Krieg. Auch Conan sieht im Traum einen Krieg ausbrechen, und er nimmt die Vision ernst. Als er sich von seinem Lager erhebt, begegnet er einem zunächst namenlosen Zauberer (es ist wohl Xaltotun), der ihn bewegungsunfähig macht und hilflos liegenläßt. Conan will sich auf sein Pferd binden lassen, um dennoch in die Schlacht ziehen zu können, aber seine Berater bringen ihn dazu, einen Doppelgänger auszusenden. Der fällt aber in der Schlacht. Conan kämpft sich hoch und greift taumelnd in die Kampfhandlungen ein. Es scheint, als würden seine Kraft und Beweglichkeit zurückkehren. Doch erneut wird er von der Magie Xaltotuns gestoppt. Eine Kugel zerbricht und setzt Dämpfe frei – Conan wird bewußtlos.

Dieser Romanbeginn wirkt etwas wirr – viele Figuren werden eingeführt, deren Motive und Charakter (abgesehen davon, daß die Magier alle böse sind) nicht recht klar werden. Conan selbst hat als König eine andere Rolle als bisher, da er eher Abenteurer war. Jetzt trägt er Verantwortung dafür, sein Reich zu verteidigen. Er steht nicht so im Mittelpunkt der Handlung, wie man es gewohnt ist. Ich habe die Episode trotzdem gern gelesen, denn Kane und Sutton gewinnen der Conan-Welt neue Aspekte ab. Im Vordergrund stehen hier prophetische Drohungen und natürlich die Magie, die jedenfalls visuell gut umgesetzt wird. Wie üblich, muß man abwarten, wie sich dieser Mehrteiler weiter entwickelt.

Gil Kanes Grafik sieht zugegeben völlig anders aus als die der regulären Heftreihe; Conan hat zum Beispiel eine flotte, Eisenherz-artige Kurzhaarfrisur. Kane zeichnet viel schematischer als Buscema, aber die Dynamik, die er aus seinen extremen Perspektiven gewinnt, läßt alles ansprechend aussehen. Er bringt auch viele Details ein, und Sutton steigt bereitwillig darauf ein. Also mal sehen, was als nächstes kommt.

Geändert von Peter L. Opmann (23.04.2022 um 21:45 Uhr)
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