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Alt 23.03.2022, 11:12   #5971  
Kain
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Conan der Cimmerier: Jenseits des schwarzen Flusses

Fangen wir mal anders an. Meine Lieblingsgeschichte von Conan liegt in dieser Reihe bisher nicht vor. Das ist natürlich "The Tower of the Elephant". Dieser folgen dann ein paar, bei denen die Reihenfolge durchaus mal wechseln kann. Die sind inzwischen fast alle erschienen. Und dazu gehört auch "Beyond the Black River". Unter den Geschichten Howards über den cimmerischen Barbaren ist diese Story gewissermaßen in Kuriosum. REH hatte sich emotional schon von der Figur distanziert und wollte Abenteuer im alten Westen der USA schreiben. Dieses Setting wird in der Geschichte dann auch, versetzt in die hyporische Welt, voll bedient und stellt quasi den Prototypen für Howards spätere Geschichten dar. Ich muss sagen, dass ich von seinen Cowboy-Geschichten nicht viele gelesen habe. Ist nicht mein Genre. Ein paar, mit unheimlichen Elementen, kenne ich. Haben mir besser gefallen, als seine Boxer-Geschichten (von denen ich auch nur welche mit unheimlichen Elementen kenne).

Dennoch nimmt "Black River" auch im Conan-Canon (well …) einen besonderen Platz ein. In keiner anderen Geschichte wird Howards (nicht Conans) Philosophie über den Gegensatz zwischen Zivilisation und Barbarei deutlicher auf den Punkt gebracht. Dafür wird meist auf ein kurzes Gespräch am Ende der Geschichte verwiesen. Ein bisschen zu unrecht, da sich diese Dichotomie durch die ganze Geschichte zieht. Conan ist den Pikten näher als seinen Verbündeten (oder besser: Arbeitgebern). Er ist sich dessen bewusst. Seine Begleiter, fast in die Barbarei zurückgefallene Waldläufer, sind eben doch der Zivilisation entsprungen. Im Gegensatz zu Conan können sie nicht überleben.

Der vorliegende Band fängt diese Betrachtungsweise Howards hervorragend ein. Da wären Conans lakonische Kommentare über die aquilonischen Besetzer gegenüber Balthus. Sein instinktives Verständnis für das Vorgehen der Pikten, das es ihm letztlich ermöglicht vorauszusehen, dass Conajohara fallen wird. Seine Geistesverwandtschaft zu den Pikten die gelegentlich mit Flashbacks zur Schlacht von Venarium untermalt wird.

Optisch ist das ein eigenwilliger Conan. Aber sicher nicht schlechter als die tätowierte Version aus "Queen of the Black Coast". Was mir persönlich fehlt ist letztlich eine Kleinigkeit. Conans Rache für Balthus und Slasher. Zehn für den Jungen, sieben für den Hund. Auch das, lt. Howard, ein Ausdruck von Conans Barbarentum. Die unbedingte Treue zu Freunden und Verbündeten, die auch schonmal dafür sorgt, dass ein Richter entleibt wird, der offensichtlich verrückt sein muss, da er von Conan Verrat fordert. Unterm Strich natürlich eine düstere Philosophie. Jede Zivilisation wird zwangsläufig wieder in Barbarei versinken. Wenn sich die letzten Jahre vor Augen hält … Le Peng, Trump, AfD, Putin, Quarkdenker, Reichsbürger … vielleicht gar nicht so unrealistisch.

Von den mir bisher bekannten Bänden der Reihe die gelungenste Adaption der Vorlage. Und der einzige, den ich bisher ein zweites Mal gelesen habe. Ich hatte vor ein paar Jahren das GCT-Heft.
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