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Alt 26.02.2022, 21:30   #5716  
God_W.
Captain Rezi
 
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Valerian & Veronique: Die Bewohner des Himmels – Der Kosmos von Valerian und Veronique



Das war er jetzt also, mein vorerst letzter Ausflug in den Kosmos von Valerian und Veronique, zumindest bis dieser ominöse Hommage-Band erscheint, der seit mehreren Jahren stetig weiter verschoben wird, sollte es denn überhaupt jemals dazu kommen. Aber das ist eine andere Geschichte, hier geht es um „Die Bewohner des Himmels“ und ich bin ehrlich gesagt ein bisschen traurig, dass ausgerechnet dieser Band der vorerst Letzte ist, den ich in Sachen Raum-Zeit-Agenten aus dem Regal gezogen habe.

Meines Erachtens nach hätte es das nämlich nicht gebraucht. Für alle denen es nicht klar ist, es handelt sich hierbei nicht wirklich um einen Comic, sondern eher um eine Art fiktiven Sekundärband, der sich, wie der Titel schon sagt, mit all den Wesen beschäftigt, welche die Welt von Valerian & Veronique bevölkern. Da werden alle erdenklichen Lebenszyklen Lebenszyklen von Glapum’tianern erläutert und die biologischen Eigenschaften von Shinguz ausgebreitet. Es werden verschiedene Orte und Planeten näher erläutert und deren Eigenschaften von „Wissenschaftlern“ verdeutlicht.

Sorry, aber für mich war das alles viel zu trocken und wenig unterhaltsam. Klar wird versucht hie und da etwas Humor mit reinzubringen und auch mit dem ein oder anderen Comic-Zweiseiter wird das zwischendurch aufgelockert, das kann den im Grunde staubigen Grundcharakter des Buches nicht verhüllen. Ich glaube dazu muss man schon beinharter Über-Fan der Reihe sein, für die ist das sicher auch gemacht. Das kann ich im Romansektor vielleicht mit der zweibändigen Enzyklopädie zu Frank Herberts Wüstenplanet-Zyklus vergleichen, die finde ich gut, aber 99% der Menschheit würden diese Meinung vermutlich nicht teilen. Also jedem der mit dem Band Freude hat sei diese gegönnt, für mich war’s nix, umso ärgerlicher, dass es jetzt mein vorerst letzter Eindruck aus dem V&V-Universum war.

3,5/10




Conan – Geschichten aus Cimmeria



Offensichtlich hat sich Panini gedacht, dass sie zwischen all den fetten Omnibus-Ausgaben rund um den barbarischen Cimmerier auch mal wieder einen etwas dünneren und moderneren Band, vielleicht zum Anfixen neuer Conan-Fans, unters Volk bringen sollten. Etwa 90 Jahre nach dem ersten Auftritt des hünenhaften Schwertschwingers haben sich ein paar illustre Namen versammelt und eine gute Handvoll Kurzgeschichten aus den nemedischen Chroniken zusammengetragen.

Los geht es mit dem „Aufbruch“ eines jungen Conan aus seinem eisigen Heimatland. Hier lässt Esad Ribić den Jüngling in (zumeist) schönen Bildern und komplett ohne Text gefühlt gegen die gesamte Fauna der Umgebung antreten, bevor wir noch Zeuge werden dürfen, wie der Junge zum Krieger reift. Tolle Bilderzählung, auch wenn nicht jedes Panel gelungen ist. „Nachspiel und ein Neuanfang“ hat mit Roy Thomas eine Conan-Legende am Autorenstift zu bieten, aber bis auf den großen Namen ist hier leider nicht viel gewesen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass der halt was machen sollte, damit der Name auf dem Cover prangt. Die Vorgeschichte zu seinem allerersten Conan-Heft aus den 70ern hat nicht wirklich viel zu bieten, auch wenn Steve McNivens Artwork schon klar geht.

„In der Stadt der Diebe“ darf ein diebischer Conan seine skrupellose und auch etwas humorvolle Seite zeigen. Außerdem kommt endlich auch ein wenig Sorcery in die Sword & Sorcery Welt des Cimmeriers. Joa, das ist ganz brauchbar, was Conan-Veteran Busiek hier abliefert, muss mir mal seine früheren Arbeiten geben. Dafür gefällt mir Pete Woods‘ aalglattes Artwork leider nicht wirklich. In meiner Lieblingsstory des Bandes bringt Conan, wie sollte es anders sein, den „Tod durch das Schwert“. Hier wird es archaisch, kraftvoll, dramatisch und der Ehrenkodes und die Lebenseinstellung des stolzen Barbaren werden zu 100% transportiert, unterstützt wird das von ideal dazu passendem Artwork von Roberto de La Torre.

Als nächstes das Turtles-Schöpfer Kevin Eastman in Personalunion als Zeichner und Autor ran. Letzteres macht er prima, Ersteres im Grunde auch, aber zum einen finde ich, dass sein Conan ein etwas zu kindliches Gesicht abbekommen hat und andererseits finde ich, dass seinem Artwork ein etwas kleineres Format besser getan hätte. „Schiff der Verdammten“ bietet eine brauchbare, mit übernatürlichen Elementen angereicherte Piratenstory mit Conan an Belits Seite, aber Jesús Saiz‘ Computer-Artwork erinnert mich extrem an Ariel Olivetti und verursacht bei mir Augenkrebs erster Güte, sorry. Das wirkt alles total leblos, kalt und frei von jeglichen Emotionen.

Das war’s. Also insgesamt gesehen bietet der Band breit gefächerte Conan-Kost mit einigen durchschnittlichen Stories, wenigen Highlights und ebenso wenigen Ausfällen. Das Bonusmaterial ist Okay, wertet den Band aber nicht wirklich auf, denn das sehe ich eher als Ausgleich dafür, dass man in gut 20 Minuten durch ist.

5-5,5/10




Ann und Dan



Mangels Pratt-Material habe ich mir einfach nochmal Ann und Dan gegriffen, nachdem mich die Südseeballade so angefixt hat. Den Band habe ich vergangenes Jahr gelesen, bevor wir nach Ostafrika geflogen sind, quasi als Einstimmung. Die vier Geschichten haben mir schon damals ziemlich gut gefallen, einfach wegen der Verbindung aus dem Setting „irgendwo in Afrika“, dem Abenteuerfeeling und der Zeit, in der die Stories angesiedelt wurden, also zur Zeit des ersten Weltkrieges. Irgendwie wirken „Abenteuer“ in dieser für mich doch fernen Zeit noch greifbarer als heutzutage.

Wenn ich das richtig verstanden Habe ist „Ann und Dan“ ja die erste Reihe gewesen, die Hugo Pratt in Personalunion als Autor und Zeichner betreuen durfte. Umso spannender war es für mich jetzt bei der nochmaligen Sichtung die vielen Parallelen zu entdecken, die zwischen den Ende der 50er Jahre entstandenen Geschichten, und Pratts Karrierewendepunkt Corto Maltese 1967 bestehen. Da sind wirklich ganz viele Figuren am Start, die später in recht vertrauter Form wieder vorzufinden sind. Die kluge Ann und der inkognito reisende Adelige Dan haben schon viele Gemeinsamkeiten mit den beiden jungen Geiseln aus der Südseeballade und auch, wenn Captain Tipparary O’Hara gleich vom Start weg deutlich heldenhafter und weniger ambivalent als Pratts spätere Hauptfigur Maltese daherkommt, so sind die vielen Ähnlichkeiten doch kaum zu verleugnen.

Wer mit Hugo Pratt etwas anfangen kann, Corto Maltese mag, Ann und Dan noch nicht kennengelernt hat, mit dem Schauplatz Ostafrika und den frühen Kriegsjahren des zwanzigsten Jahrhunderts an Zeitraum von abenteuerlichen Erzählungen etwas anfangen kann, der muss eigentlich zugreifen, denn zumindest gebraucht sind die Geschichten recht einfach zu finden. Dann stehen Begegnungen mit wilden Eingeborenen, deutlich ungehobelteren „zivilisierten“ Besatzern und kernigen Helden nichts mehr im Wege. Da wird gegen die Sklaverei gekämpft, es werden Schlachten auf verlorenem Posten geschlagen und mystische Tempel erkundet (Abu Simbel lässt grüßen), animalische Dschungelbewohner und gefährliche Krankheiten sind in Ostafrika ebenso an der Tagesordnung wie Hab- und Machtgier, aber auch Mut und Tapferkeit sind zu finden. Im Grunde also ein rundum gelungenes Abenteuerpaket, wenn auch noch nicht ganz so stimmig und ausgefeilt wie ein paar Jährchen später.

7/10

VG, God_W.
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