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Alt 22.02.2022, 19:12   #5702  
God_W.
Captain Rezi
 
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Valerian & Veronique Spezial – Die Rüstung des Jakolass



René ist ein kleiner, etwas seltsam aussehender, schnurrbärtiger Franzose. Er wettert gerne gegen die politische Führung, schreibt Gedichte, träumt von fernen Welten und ist hemmungsloser Alkoholiker. So ist es kein Wunder, dass er sich abends mit seinem besten Kumpel auf dem Heimweg von der in der Lieblingskneipe befindet, als ihm in einer finsteren Gasse plötzlich vier seltsame Gestalten auflauern – Monsieur Albert und die drei Shinguz. Letztere ziehen los, um neue Geschäftspartner zu requirieren, während alte Herr Albert René offenbart, dass er gar nicht René sei, sondern ein geradezu legendärer Held, ein Raum-Zeit-Agent, der im Laufe seiner Karriere bereits zahllose Welten gerettet hat, sich währenddessen aber auch mindestens ebenso viel Feinde geschaffen hat. Einer dieser Feinde, der Jakolass Jesperiank, hat Valerian, so der Name des berühmten Agenten, vor über 10 Erdenjahren in den Körper Renés versetzt und sein Gedächtnis eliminiert. Um all dies rückgängig zu machen, und ganz nebenbei die katastrophalen Folgen eines Religionskrieges zwischen zwei Völkern zu verhindern, stürzt sich die Truppe in ein haarsträubendes Abenteuer…

Ja Wahnsinn! Autor und Zeichner Manu Larcenet kannte ich bislang lediglich von seinem herausragenden Werk BLAST, welches ich vergangenes Jahr, während der Umbauarbeiten zum Nerdroom/Büro/Gästezimmer-Dingens gelesen habe. Eines der Werke, bei dem es mich mit am meisten ärgert, dass ich keine Zeit hatte ein paar Zeilen drüber zu schreiben. Wie hatte es ein Foren-Kollege ganz treffend beschrieben? „Du hast es ja auch geschafft während der Renovierung BLAST zu lesen, ohne jemanden einzumauern.“ Das trifft die Stimmung der vierbändigen Reihe (übrigens tolle, große Hardcover von Reprodukt) sehr gut. Dass eben dieser Manu Larcenet hier dann ein derartiges, humoristisches Feuerwerk abliefert war für mich die Überraschung schlechthin. Klar, sein langnasiges Artwork, egal ob Rüben oder Knollen, erkennt man sofort, und mit der Suchtproblematik wird ein Thema fokussiert, welches bei BLAST schon absolut zentral platziert war, da ist also sowohl optisch als auch erzählerisch unweigerlich ein eigener Stil erkennbar. Mit welcher Fantasie und welchem Ideenreichtum Larcenet hier in die Welt von Valerian und Veronique eintaucht, wunderbares Artwork auf die Seiten zaubert, mich ständig zum Glucksen und Schmunzeln bringt und trotz seinem deutlich erkennbaren Stil die große Vorlage ehrt, das ist schon großes Kino! Für mich ein absolut überraschender Band im positivsten Sinne.

8,5/10




Conan der Cimmerier: Der rote Priester



Ein Barbar scheut sich auch nicht einen Priester zu meucheln, zumindest nicht, wenn sich der nicht nur als diebischer Gierschlund, sondern auch noch als Verräter entpuppt. Wenn man als Dieb und Mörder entlarvt wurde hat man aber auch in der Stadt der Diebe keinen leichten Stand und so landet der Cimmerier kurz darauf in den Kellergewölben des Kerkers.

Wie es sich für eine Stadt der Diebe gehört sind dort verschiedenerlei Intrigen im Gange. So kommt es, dass sich einer der hohen Herren die besonderen Fähigkeiten unseres Kriegers aus dem Norden zunutze machen möchte. Er verspricht Conan die Freiheit, wenn dieser nach seinem Gefängnisausbruch den Roten Priester des Königs aus dem Weg räumt. Ganz so glatt wie gedacht läuft das natürlich nicht…

Ich mag die zugrundeliegende Originalgeschichte von Robert E. Howard wirklich sehr gerne, denn die Story bietet auf ihren gut 50 Seiten reichlich Abwechslung. Da passiert echt viel, von Diebesgeschichten über Kneipenschlägereine, von Gefängnisausbrüchen über Verschwörungen und Meuchelmorde bis zu fantastischen Wesen, Gebäuden voller Fallen und einem Hauch Magie ist wirklich alles vertreten. Überfrachtet? Ich würde sagen kraftvoll und brachial, auch was den Gewaltgrad angeht.

Patrice Louinet erzählt die Geschichte geschickt mit kleinen Änderungen nach, richtiggehend fulminant gelungen ist jedoch das Artwork von Paolo Martinello. Überaus detailliert, stimmungsvoll, berstend vor Dynamik und beseelt von archaischer Kraft bringt er das Abenteuer des Cimmeriers auf die 66 entfesselten Comic-Seiten, und scheut auch blutige Gewaltausbrüche nicht, bevor uns Splitter noch mit vier gelungenen Seiten Bonusmaterial bereichert. Erzählerisch starkes Album, zeichnerisch ein Knüller.

8,5/10




Micky in der alten Welt



Stand für Micky und seine Freunde im geistigen Vorgänger noch die Suche nach dem „Verlorenen Ozean“ auf dem Programm, ist das Objekt der Begehrlichkeiten diesmal ein verlorener Kontinent. Land ist in der Welt, in der Micky und Konsorten leben nämlich ein seltenes Gut. Wie auf James Camerons Pandora gibt es schwebende Felsen und Landstücke, doch die sind hier auch das Einzige Land, auf dem sich die Bewohner eine Existenz aufbauen können. Gefährliche Wirbel reißen immer wieder einzelne Landstücke mit sich und werden nie wieder gesehen, so schrumpft die zur Verfügung stehende Landmasse Stück für Stück. Das macht den Seiler Micky für das Phantom, welches unter Schreckensherrschaft alles Land für sich vereinnahmt, sehr wertvoll, denn Land mit gutem Seil festzurren zu können ist außerordentlich wichtig. Doch Micky ist eine gebrochene Maus, seit sein bester Freund Goofy verschollen ging…

Eine gar nicht mal so schlechte Geschichte. Gut und Böse, Tyrannen und Rebellen, spannendes Setting. Erzählerisch leider etwas holprig und vor allem am Ende viel zu schnell abgefrühstückt, aber insgesamt äußerst unterhaltsam. Absolut herausragend ist allerdings das fulminante Artwork, welches sich im 12/10 Punkten Bereich bewegt. Ein Knüller mit erzählerischen Schwächen, den man aber dennoch auf alle Fälle mal gelesen haben sollte. Für mich vom Storytelling her etwas besser als der verlorene Ozean.

8/10

VG, God_W.
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