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Alt 27.12.2021, 09:44   #5311  
God_W.
Captain Rezi
 
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Zitat von Kain Beitrag anzeigen
Die Übersetzungen von Pechmann und Fliedner sind in der Tat von allen dem Original am nächsten. Fast schon sklavisch nah. Fliedner lieferte die Übertragung von "The Call of Cthulhu" ab. Hinten im Buch ist aufgelistet, wer welche Geschichte bearbeitet hat.

Festa hat die Sprache behutsam modernisiert. Während "Cenotaph" bei Fischer zum "Kenotaph" wird, bleibt es bei Festa ein "Grabmal". Das finde ich unterm Strich nicht weiter schlimm. Bei anderen Sachen (die Neuübersetzung von "Fahrenheit 451" sprechen wir besser nicht an) bin ich da kleinlicher. Ich würde das sogar einen Vorteil der Festa-Übersetzung nennen. Aber es ist nur eine Kleinigkeit. Fliedner und Pechmann, so hart das jetzt klingt, beherrschen die deutsche Sprache aber wohl besser als ihre Kollegen bei Festa. Bei denen ergeben Dinge Sinn während sie bei Festa das eigentlich falsche "Sinn machen" verwenden. Bei Vergleichen wird das "als" verwendet während sich bei Festa durchaus mal das "wie" einschleicht. Daher gefällt mir die Fischer-Version letztlich auch besser. Ich kann letztlich aber beide durchaus guten Gewissens empfehlen.

Artmann ist wiederum mit Vorsicht zu genießen. Der hat teilweise Sätze hinzugedichtet. Noch schlimmer ist aber wohl Charlotte Gräfin von Klinckowstroem, die Lovecrafts altertümelnde Sprache noch altertümlicher hat klingen lassen, als selbst Onkel Theobald es gutgeheißen hätte.

Für "That is not dead …" gibt es keine ideale Übersetzung, da die Doppeldeutigkeit liegt/lügt in jedem Fall verloren geht.
Ich gebe Dir Recht, die meisten Lovecraft-Geschichten habe ich ja mit den Festa-Ausgaben kennengelernt und die lesen sich wirklich prima. Die neuen, originalgetreueren Texte aus der Fischer-Tor Werkausgabe gefallen mir aber nochmal besser. Den Heyne-Band habe ich mir natürlich hauptsächlich wegen der Bebilderung geholt, da war es dann aber auch spannend, die Übersetzungen zu vergleichen. Wenn Heyne da weiter macht werde ich das sicher auch mit den "Bergen des Wahnsinns" wieder machen, denn die bieten ja wunderbare Vorlagen zu grandiosen Bildern!

Von Charlotte Gräfin von Klinckowstroem ist mir jetzt wissentlich keine Übersetzung bekannt. In welchen Ausgaben kam die denn zum Einsatz?

Ja, solche unübersetzbaren Wortspiele gibt es ja immer mal. Finde ich aber interessant, gibt es denn Hinweise oder gar Nachweise, dass Lovecraft das in diesem Kontext gerne als Doppeldeutigkeit nutzte, oder war das vielleicht eher Zufall?
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