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Alt 17.12.2021, 21:58   #290  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 32 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 4 / Conan der Barbar, Classic Collection # 2

Erscheinungstermin:
November 1973 / 1980 (?) / 2019

Story-Titel: Die Flammenwinde des alten Khitai!

Original-Storytitel: Flame Winds of Löst Khitai!

Zeichnungen: John Buscema und Ernie Chua

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Burn-E

In einer späteren Ausgabe habe ich gerade einen Leserbrief gelesen, der ganz gut das ausdrückt, was ich an den „Conan“-Episoden der letzten Zeit auch bemängelt habe: „Since issue # 26, Conan has lost it’s magic. Roy’s scripts now tend to rely too much, I feel, upon fast, raw action and half-concealed sex. John’s art is his worst, due, for the most part, to Ernesto Chua, whose sloppy, thick strokes make each page a line-strewn mess. Now, instead of a panoramic world of fantasy and sorcery, I see an monotonous stretch of unimaginative yeech. Instead of a lithe, savage Conan, I am forced to accept an ugly, bearlike brute.” Die Zeichnungen finde ich nicht so schlecht (im Vergleich zu Barry Smith gibt es Vorzüge und Nachteile), aber ansonsten würde ich das unterschreiben. Nun scheint Thomas bei der Story etwas Neues zu versuchen – er verwandelt einen Roman eines anderen Pulp-Autoren der 1930er-Jahre, Norvell Page, in einen Dreiteiler. (Dieser Name war mir unbekannt, aber in USA ist sein Serienheld „The Spider“ im Magazin „Unknown“ im Gedächtnis geblieben.)

Conan bewegt sich hier in einem verkappten China („Khitai“). Er soll für König Yildiz eine Stadt auskundschaften, die von sieben Zauberern beherrscht wird. Er wird, versteckt unter einem Berg Wolle, hineingeschmuggelt, betätigt sich – wie offenbar die Originalfigur Spider – zunächst als Dieb und macht sich dann daran, einen fetten Kaufmann auszuhorchen, was es in der Stadt zu holen gibt. Der steht offenbar mit okkulten Mächten im Bunde, läßt zuerst einen Rubin verschwinden und bringt dann stattdessen eine giftige Viper zum Vorschein. Aber Conan entgeht seinen Fallen. Als die Palastwache auftaucht, verschwindet der Händler im Getümmel. Conan sucht ihn und stößt auf ein Frauengemach mit einem großen Wasserbassin.

Eine blonde Frau will ihm einen Fluchtweg zeigen und taucht im Wasser unter. Conan folgt ihr, angezogen von ihren Reizen. Nachdem sie ihn in einen unterseeischen Tunnel geführt hat, verwandelt sie sich plötzlich in ein Tentakelwesen, das ihn umschlingt und zu ertränken versucht. Conan schreckt anfangs davor zurück, gegen eine Frau zu kämpfen, auch wenn von der nur ihr Kopf übriggeblieben ist. Dann beginnt er zaghaft, die Tentakel zu durchtrennen, die aber sofort nachwachsen. Schließlich schlägt er dem Wesen den Kopf ab, wodurch er sich befreit. Mit beinahe berstender Lunge gelangt er zurück an die Oberfläche, bleibt aber am Rand des Bassins bewußtlos liegen. Ein affenartiger Schatten nähert sich ihm… „Nächste Ausgabe: In die Arena“.

Na, da sind doch gewisse Verbesserungen zu erkennen. Die liegen freilich vor allem darin, daß nicht bereits nach 19 Seiten alle Klischees durchgehechelt sind. Die sieben Zauberer sind – mutmaßlich – noch nicht aufgetaucht; Conan hat das Geheimnis der Stadt noch nicht ergründet; das Motiv der verhängnisvollen attraktiven Frau ist seit „Conan“ # 16 nicht mehr so eindringlich ausgearbeitet worden; nicht zuletzt: Es gibt endlich mal einen ordentlichen Cliffhanger. Nun ja - ich werde sicher nach den drei Ausgaben ein Fazit ziehen müssen. Da ich Barry Smith erwähnte: Der hätte eine solche Story sicher nicht so glatt und routiniert umgesetzt, allerdings auch nicht so gekonnt und effektsicher, sondern mehr Atmosphäre und wohliges Gruseln vermittelt. Um nochmal auf den oben zitierten Leserbrief zurückzukommen – die Marvel-Redaktion kontert die Kritik da mit dem schlichten Hinweis, daß „Conan“ zu diesem Zeitpunkt zu den bestverkauften Comic Books des Verlags gehörte. Und immerhin werde der Redaktion bei solchen Einwänden nicht langweilig. Also: Gegen Erfolg ist schlecht anzuargumentieren.
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