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Alt 10.09.2021, 20:02   #8  
God_W.
Captain Rezi
 
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Violetta 1 – Ich sehe was, was Du nicht siehst! & Violetta 2 – Böse Augenblicke



Etwas früher im Jahr hatte ich aufgrund unserer, damals noch bevorstehenden, Kenia-Reise um etwas Comic-Input mit Bezug zu Afrika gebeten. Wie man Euch so kennt wart Ihr alle äußerst hilfsbereit und habt mir massenweise tolle Vorschläge gemacht, von denen ich einige natürlich auch umgesetzt habe. Dazu gehörte unter anderem Kalimbo von Dani Books, den ich Euch schon vorgestellt habe, aber auch zu den anderen Bänden möchte ich so nach und nach wenigstens noch ein paar kurze Zeilen hierlassen, im Großen und Ganzen wurde ich von Euren Empfehlungen nämlich durch die Bank gut unterhalten und nicht enttäuscht. Eine klitzekleine Ausnahme bildet da allerdings der Start von Violetta.

Violetta ist ein seltsames kleines Mädchen. Das liegt zwar vor allem, aber nicht nur an ihren violetten Augen. Denn wenn sie einen damit durchdringend ansieht, und man auch zurückblickt, so kann sie die Gedanken des Gegenübers lesen, herausfinden woran man denkt und, das ist das Wichtigste, jede Lüge entlarven. Jetzt ist sie just an einer neuen Schule gelandet, wo sie noch niemanden kennt. Da kann so eine Spezialfähigkeit natürlich auch schonmal von Vorteil sein. Andererseits kann man aber auch schnell als Außenseiter gestempelt werden, wenn man sich zu seltsam benimmt. Seltsam geht es auch in Violettas zu Hause, einem riesigen, hochherrschaftlichen Herrenhaus zu, wo liebevoller Umgang nicht ganz so groß geschrieben wird.

Ach, was soll ich schön drumherum reden? Ihre Mutter ist eine gefühlskalte alte Hexe, die sich mehr für ihre ach so wertvollen Briefmarken interessiert, als für das Töchterlein. Das überlässt sie außerhalb des Hauses lieber dem Chauffeur und innerhalb des protzigen Anwesens einem Schwung seltsamer Roboter, die auch dafür sorgen, dass klein Violetta nur penibel gereinigt und desinfiziert die heiligen Hallen betritt. Apropos Reinlichkeit, auch was Keime und Krankheitserreger angeht hat ihre Mum ordentlich einen an der Waffel, und so verdient sich der Haus und Hofdoktor eine goldene Nase, indem er die Kleine zum Hypochonder erziehen möchte.

Violetta selbst lässt sich von all diesen widrigen Umständen nicht allzu sehr beeinflussen. Trotz allem ist sie ein äußerst aufgewecktes, abenteuerlustiges und lebensfrohes Kind, vielleicht etwas vorlaut und neunmalklug, aber doch mit dem Herz am rechten Fleck. So setzt sie sich zum Beispiel in ihrer neuen Schule für das Tierwohl ein, auch wenn sie dabei für reichlich Chaos sorgt. Dennoch ist die kleine Maus auch traurig, denn bei ihrer Mutter kann sie nicht auf elterliche Liebe und Geborgenheit hoffen und die anderen Mitbewohner, ob aus Stahl und Schaltkreisen, oder aus Fleisch und Blut, spenden ihr ebenso wenig Trost. Doch was ist das für eine Briefmarke, die ihre Mutter ganz besonders hortet und verliebt bestaunt? Wer ist da drauf? Romuald der Zweite, König von Zongo! Das ist es! Das muss ihr Vater sein! Jetzt muss sie nur noch irgendwie ins Herz Afrikas kommen und ihren Erzeuger aufspüren, kann bei einem König ja nicht so schwer sein, schon gar nicht für ein Gör mit Violettas Fähigkeiten…

Das klingt jetzt sicher erstmal gar nicht schlecht, sondern vielleicht sogar sehr interessant, witzig und abenteuerlich. Ich sag mal so, diese Eigenschaften sind alle mehr oder weniger vorhanden, aber irgendwie stehe ich nach der Lektüre dieser ersten beiden Bände doch recht ratlos da. Für einen Funny ist es einfach nicht witzig genug, für ein Drama sind die Bände mit viel zu viel unrealistischem und abgefahrenem Zeug angereichert und das große Abenteuer sehe ich zumindest in Teil eins auch noch nicht. Auch die Charaktere bleiben noch etwas blass, bis auf Violettas Mutter, die ist gleich von Start an ein absoluter Unsympath vor dem Herrn. Violetta selbst finde ich noch zu wechselhaft, als dass ich sie richtig einordnen, oder eine emotionale Bindung zu ihr aufbauen konnte, wobei das ab der Mitte des zweiten Bandes schon deutlich besser wurde. Da kommen dann auch noch ein paar spaßig abgedrehte Nebenfiguren ins Spiel und die Sache mit dem Abenteuer kommt ins Rollen, wenn es auf der Suche nach Paps gen Afrika geht.

Insgesamt also ein eher holpriger Einstieg, der sich irgendwie nicht entscheiden konnte, ob er Fisch oder Fleisch sein möchte, der zur Mitte des zweiten Albums dann aber seine Richtung gefunden zu haben scheint, die mir auch recht gut gefiel. Von der Warte gesehen kann ich also ganz gut nachvollziehen, weshalb da wohl die Käuferscharen gefehlt haben und Carlsen die Reihe nach Band zwei abgebrochen hat. Allerdings gab es wohl doch eine kleinere, hartnäckige Fanbase und so ist schließlich Finix in die Presche gesprungen und hat die Sache durchgezogen. Ob sich das gelohnt hat werden wir die nächsten Tage erfahren, wenn ich meine erste Finix-Reihe Lese (bzw. drüber schreibe) – wurde ja auch mal Zeit!

6/10

VG, God_W.

Geändert von God_W. (10.09.2021 um 20:34 Uhr)
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