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Alt 06.09.2021, 17:33   #4810  
God_W.
Captain Rezi
 
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Lustiges Taschenbuch Nr. 532 – Der Wünsch-O-Mat



Badewannenlektüre. Nein, das soll ganz und gar nicht abwertend klingen, aber wie schon einige male erwähnt liege ich ab und an ganz gerne entspannt in der Wanne und lasse bei Whisky, Snacks und nicht ganz so anspruchsvoller Lektüre die Seele baumeln. Ein hochwertiges Hardcover diesen Umständen und der damit einhergehenden Gefahr aussetzen, das möchte ich natürlich nicht. Deshalb gibt es im Bad in der Regel Bücher, die ich entweder bei einem Set mitgekauft habe, bei dem mich nur ein spezieller Band interessiert hat, und dieser dann einfach mit dabei war, oder wenn ich etwas gekauft habe und der freundliche Verkäufer hat mir das Buch, Heft oder den Band einfach kostenlos mitgeschickt. Also Dinge, die im Grunde nicht auf meiner Agenda standen und vermutlich auch nicht dauerhaft in die Sammlung eingehen. Bei mir also sogenannte Badewannenlektüre.

Das Lustige Taschenbuch Nummer 532 ist so ein Fall und nachdem zuletzt alte Marvel-Superhelden-Superbände den Weg zur Wanne gefunden hatten, brachte Disney da mal ein wenig Abwechslung rein. Los geht es gleich mit der titelgebenden Story, in der Daniel Düsentrieb für Onkel Dagobert eine Maschine erfunden hat, mit der die innersten Wünsche eines Menschen sichtbar gemacht werden können. Man setzt sich das Teil auf den Kopf und bekommt umgehend ein Polaroid von seinem innigsten Herzenswunsch. In der heutigen Zeit, in der wir ja oft total unsicher sind, was wir wirklich wollen, kommt das ja nahezu einer Gelddruckmaschine gleich. Alle wollen mit Hilfe der Maschine ihre größten Träume erfahren, was Dagoberts Konkurrent Klaas Klever natürlich gar nicht gut findet. Da denkt er sich einen hinterhältigen Plan aus…

Ja, ist ganz unterhaltsam, gerade auch Dagoberts „Erdung“ auf der Kürbisfarm, aber insgesamt denke ich, man hätte aus der interessanten Grundidee etwas mehr rausholen können. Insgesamt bietet das Buch viel Mittelmaß oder sogar Unterdurchschnittliches, wenn ich so überlege. Wie im Comic ist eine kleine Ode an die Nerds, leider nicht so toll gezeichnet, Gundel Gaukeleys Pyjama-Party im Geldspeicher ist ganz witzig und will hinten raus mit Moral und Läuterung punkten, Die Promi-Pizza zeigt den Wahnwitz zwischen Geschäft, Werbung und den heutigen sozialen Medien auf, Völlig verblendet und Unter falschem Verdacht in dem man den Panzerknackern nicht glaubt, weil sie nun mal sind wer sie sind (wer einmal lügt, dem glaubt man nicht) plätschern so vor sich hin. Das ist okay, aber hängen bleibt da nicht viel mehr als bei dem Einseiter dahinter. Plutos Super drauf bietet zumindest viel Action und Slapstick basierte Situationskomik, bevor es auf geht zu einem Abenteuer in Die verborgene Stadt, deren Entdeckung ein wenig Indy-Flair verbreitet und von wo die Flucht nicht ganz einfach fällt.

Alles in allem also keine Rohrkrepierer, aber auch wirklich nichts Besonderes, wenn da nicht noch zwei weitere Geschichten enthalten wären, die mich dann doch positiv überrascht haben. Zum einen war das der große Mehrteiler im Mittelteil, denn in Donald gegen Donald wir die Ente in ihre multiplen Persönlichkeiten aufgespalten. In einem von Herrn Düsentriebs Apparaten, der verdächtig an den Transporter von Jeff „Brundlefliege“ Goldblum erinnert, werden die Donalds getrennt und plötzlich gibt es nicht nur den Erpel Donald Duck, sondern auch Agent Donald und Phantomias, letzteren sogar in alter und neuer Version, also alle vier zur gleichen Zeit! Natürlich sind sich diese Narzissten gänzlich uneins und so kommt es zu witzigen Verwicklungen, als Entenhausen gleich von mehreren unterschiedlichen Bedrohungen heimgesucht wird.

Absolutes Highlight war für mich allerdings die Micky-Story Mysteriöses Meeresleuchten, in der es den einsamen Reisenden Anno 1928 in das abgelegene Städtchen Innsmaus verschlägt. Ihr könnt es Euch schon denken, dass ich diese sowohl stimmige als auch stimmungsvolle Lovecraft-Hommage von der ersten bis zur letzten Seite genossen und gefeiert habe. Das war mal wirklich eine waschechte Überraschung für mich, denn dass es aus dem Maus-Universum überhaupt Lovecraft-Adaptionen gibt war mir bis dato gänzlich unbekannt. Gibt es in der Richtung noch mehr? Falls ja, genug um einen Sammelband wie bei den Enthologien zu füllen? Oder existiert etwas in der Art vielleicht sogar schon? Über Rückmeldung der besser bewanderten Profis hier würde ich mich freuen!

6,5/10

VG, God_W.
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