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Alt 28.05.2021, 17:01   #24  
Tilberg
Mr. Lexikon
 
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Meine Lieblingsserie ist das ja auch, nicht zuletzt weil ich in dieser Zeit Mosaikleser wurde. Hab mich mittlerweile schon sehr intensiv mit der Serie auseinandergesetzt und im Großen & Ganzen hat meine Liebe darunter nicht gelitten.

Kleine Kritikpünktchen: In der Tat ist die politische Schlagseite hier doch recht stark und das regelmäßig durchschimmernde Klassenkämpferische stört den Gesamteindruck. Irgendwie hat Dräger in seinen ersten selbst zu verantwortenden Jahrgängen diesem Aspekt zu viel Raum gegeben, viel mehr als zuvor in der Zusammenarbeit mit Hegenbarth. Lag's ihm selbst am Herzen? Oder konnte er sich alleine zunächst nicht so gut gegen die Drängeleien des Chefredakteurs wehren? Ich denke, eher Letzteres, denn spätestens ab der Don-Ferrando-Serie hört das mit dem Politischen ja praktisch auf (was vermutlich umso leichter fiel, als sich Dräger - wie von mir letztens drüben im Dixeforum geschildert - ab der Don-Serie zunehmend von der Arbeit nach Vorlagen verabschiedete und völlig eigenständige Geschichten zu erzählen begann).

Zweiter kleiner Kritikpunkt ist narrativer Natur. Ich finde das ganze Im-Kreise-Herumgereise im 79er Jahrgang nicht so glücklich. Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln. Erst rüber ins Ungarische, dort nix erreicht, dann zurück nach Wien, dann schon wieder ins Ungarische. Das hätte Dräger eleganter lösen können/dürfen.

Dritter kleiner Kritikpunkt: Drägers Militärliebe kommt in der Serie manchmal zu sehr zum Vorschein; man kann dem Zeichnerkollektiv nur auf Knien danken, daß sie das nicht länger mitmachen wollten und auf einem geänderten Handlungsstrang für das folgende Kapitel bestanden.

Das war's aber auch schon mit dem Mäkeln. Außerordentlich schön finde ich die Umsetzung der ganzen Hanswurst-Thematik, angelehnt an die von Stranitzky geschaffene Legende und Vorgeschichte. Ebenfalls zum Zungeschnalzen ist die Verschränkung von Vogelhändler-Operette und Stülpner-Fernsehserie für die ersten zwei-drei Hefte der Serie. Das paßt alles nahtlos zusammen; wenn man es nicht weiß, merkt man gar nicht, daß ganz unterschiedliche Vorlagen/Inspirationen eingeflossen sind (das war bei früheren Digedags-Serie oft noch anders, da spürte man es gelegentlich arg knirschen, wenn verschiedene Quellen kombiniert wurden).

Genauso nahtlos passen die beiden Spaßmacher HW und LM zueinander. Eine wunderbare Idee, die beiden zusammen agieren zu lassen. Ich finde auch das Heft 12/79 mit Matyis Geschichte einen gelungenen Abschied von der Serie. Das sehen nicht alle so, ich weiß, aber ich denke, es ergibt einen würdigen Abschluß. Überhaupt hat die Serie einen viel fröhlicheren Ton als so manche andere Dräger-Serie und endet mit einem optimistischen Ausblick.

Geändert von Tilberg (28.05.2021 um 17:08 Uhr)
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