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Alt 31.01.2021, 20:03   #3735  
God_W.
Captain Rezi
 
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Ich hab mal wieder ein bisschen was gelesen diese Woche…

Batman: Das erste Jahr (Batman Graphic Novel Collection)



Na wenn das mal kein wahrer Klassiker ist, den Frank Miller hier zusammen mit Steve Englehart abgeliefert hat! Eine Wahnsinns Neuinterpretation von Batmans Origin und seinen ersten Tagen als Verbrechensjäger. Was bin ich froh, dass ich Scott Snyders Version zuerst gelesen habe, denn im Vergleich hierzu hätte die deutlich den Kürzeren gezogen. Grandios auch, dass Jim Gordon mindestens genauso im Fokus der Story steht wie Bruce Wayne, vielleicht sogar noch etwas zentraler. Extrem realistisch, geerdet und dreckig kommt die Story und die Stadt Gotham City daher und dass selbst ein strahlender, unbestechlicher Verteidiger des Gesetzes wie Gordon nicht davor gefeit ist einen Fehltritt zu begehen ist nur einer der Gründe, welche die Charaktere so unglaublich glaubwürdig machen. Dazu mag ich das Artwork von Mazzucchelli und Pulido, würde es aber nicht unbedingt als Meisterwerk einstufen, ganz im Gegensatz zur Story – Ach ja, und meine liebe Catwoman darf ja auch mitmischen.

9-9,5/10




Trouble is my Business 5



Und da bin ich wieder angekommen bei einer meiner liebsten Reihen, und gleichzeitig bei einem meiner beiden Sorgenkinder, ist es doch, aus mir völlig schleierhaften Gründen, nicht sonderlich gut bestellt um Meister Jiro Taniguchis Frühwerk „Trouble is my Business“. Wieso denn bloß? Ich meine, Taniguchi ist doch weithin bekannt und verehrt, weilt seit einiger Zeit leider nicht mehr unter uns und trotzdem erscheinen in Deutschland gleich bei zwei Verlagen noch regelmäßig deutsche Erstausgaben seiner Werke. Im Grunde muss der sich doch eigentlich gut verkaufen? Oder ist durch die doch recht zahlreichen Veröffentlichungen bereits eine Sättigung eingetreten? Dann frage ich mich, weshalb die gerade bei dieser Reihe so zu Buche schlägt, wo sie doch mal einen ganz anderen, etwas untypischeren Blick auf das Schaffen des Meisters gewährt. Nicht nur, dass man seine Entwicklung als Zeichner durch die Reihe schon ganz gut nachvollziehen kann, es sind auch äußerst abwechslungsreiche Geschichten, die hier geboten werden!

Klar, im Grunde sind das alles Detektivgeschichten (was ja per se schon mal nichts Schlechtes ist!), aber die Fülle der angeschnittenen Themen und die kreative Kraft dahinter sind schon enorm beeindruckend! Da gibt es neben Hard Boiled Stories, in denen es teilweise nicht gerade zimperlich zur Sache geht, auch Fälle die eher berühren statt mitreißen, tragische Geschichten sowie humorvolle Anklänge, die mich auch mal laut auflachen lassen. Auch bei Yakuza und Gangstern werden Gedanken über das Älterwerden gesponnen, familiäre Konflikte werden offengelegt, Ängste vor dem Alleinsein thematisiert, Existenzkämpfe, Liebschaften und Fake-Entführungen. Ach, der Fundus scheint schier unerschöpflich. Welche Gründe sprechen also gegen „Trouble is my Business“? Mir fällt wirklich keiner ein und es ist Schreiber und Leser hoch anzurechnen, dass sie die Reihe trotz der deutlich unterdurchschnittlichen Absatzzahlen dennoch durchziehen wollen und auch den finalen sechsten Band noch bringen, auch wenn das vielleicht noch ein Jahr dauert, bis die Querfinanzierung das erlaubt. Dafür ein ganz dickes Lob an den Verlag!

Ihr könnt was mit Detektivgeschichten anfangen? Oder mit Manga? Oder mit Jiro Taniguchi? Oder Ihr mögt einfach nur den Verlag Schreiber & Leser gerne? Dann schnuppert doch mal rein, vielleicht entdeckt Ihr ganz unerwartet eine Perle in der Nischenecke. Die Chancen dafür stehen gut und 16,95€ für die ersten acht Fälle im Einstiegsband sind nun wirklich keine Großinvestition.

8,5-9/10




Batman: Legenden des Dunklen Ritters – Der Schamane



Rückblende: Bruce Wayne ist, noch einige Jahre bevor er seine Wandlung zum nächtlichen Vigilanten vollzieht, zusammen mit einem Fährtensucher in den eisigen Bergen Alaskas auf Mörderjagd. Der Einsatz endet für den unerfahrenen Heißsporn in einer Katastrophe und er entgeht nur knapp dem Tode. Schwer verletzt und der Erfrierungstod nahe wird er von Ureinwohnern aufgelesen, deren Schamane beschwört die Geister, erzählt eine heilige, heilende Geschichte und rettet so Bruce‘ Leben. Nur wenige Monate später kreuzt der Milliardenerbe wieder in Gotham City auf und beginnt sein Werk.

Die nächste große Feuerprobe lässt allerdings nicht lange auf sich warten, denn schon kurz nach den Ereignissen in Millers „Das erste Jahr“, zu denen Autor Dennis O’Neil einen schönen Verbindungspunkt eingestreut hat, geschehen mysteriöse Dinge in Gotham, offenbar Ritualmorde, und fast zeitgleich gibt das Museum eine Ausstellung ganz besonderer Art.

OK, ich kann das schon nachvollziehen, wenn so mancher die Story eher blöd findet, aber ich steh einfach total auf solche Geschichten mit mystischem Touch, gerade wenn Indianer-Mythologie mit eingeflochten wird. Dazu ist das Teil nicht nur enorm spannend erzählt, sondern auch noch ungemein atmosphärisch. Das zumeist kühl und realistisch gehaltene Artwork weiß total zu gefallen und schwenkt in den richtigen Momenten zu einer bunten Farbpalette, welche die (vermeintlich?) übernatürlichen Vorgänge unterstreicht. Für mich ein weiteres Batman-Highlight.

8,5/10




Das Gläserne Schwert



Da soll doch nochmal einer sagen Maus-Comics wären der ungeliebte Bruder der Barks- und Rosa-Enten. Mitnichten! Zumindest, wenn ich ein derart unterhaltsames, vor Witz und Ideen sprühendes Fantasy-Abenteuer miterleben darf!

Weihnachten steht vor der Tür, oder die festliche Julnacht, wie sie im sagenhaften Asgardland genannt wird. Doch von Festtagsstimmung keine Spur, sind die Einwohner des fantastischen Reiches doch gezeichnet von Not, Elend und müssen hungern. Der Grund sind dauerhafte, katastrophale Witterungsbedingungen und die horrenden Tribute, die der Fürst von Niflheim verlangt. Dessen geheimnisvolle Macht, die ihn unbesiegbar macht kann nur von einer magischen Waffe gebrochen werden, dem Gläsernen Schwert. Dieses kann nur von einem sagenumwobenen Helden gefunden und geführt werden, Alf aus einer anderen Welt. Also entsendet der große Zauberer Jor (So die Gandalf/Merlin-Richtung) den „tapferen“ Frithjof (Asterix in ängstlich und tollpatschig) mithilfe des Dimensionsvektors in eine andere Welt um Alf, den tapferen Krieger, zurückzuholen.

Weihnachtsstress in Entenhausen: Micky und Goofy treffen in großer Eile die letzten Vorbereitungen für ein gelungenes Weihnachtsfest. Minnie und die anderen Gäste werden in Kürze eintreffen, also noch schnell den Baum fertig schmücken, die Gans aus dem Of…***CRASH*** - Na was ist denn da im Vorgarten gelandet? Der Weihnachtsmann? Mitnichten, es ist natürlich Frithjof, der sich in der Welt/Dimension oder was auch immer geirrt hat. Für einen weiteren Versuch bleibt keine Zeit, jetzt gibt es also nur einen Ausweg: Micky und Goofy müssen in die Bresche springen und mit Frithjof zurück nach Asgardland reisen. Dort angekommen sind alle Glücklich, dass Goofy dabei ist, denn immerhin ist er der…, äh… hmmmm, „Fetter von Alf“? – Ha, dann kann ja nix mehr schief gehen – Auf ins Abenteuer!

Hach, es macht einfach Spaß! Nicht nur dieses erste große Abenteuer, sondern auch die folgenden drei, die immer am Weihnachtsabend starten und sich dann zu einer mehr oder weniger epischen Fantasy-/Mittelalter-Story entwickeln, in der Goofy den Tag (oder das Land, die Welt oder sonst was) retten muss. Das tut er auf seine ihm eigene ultracharmante und dezent chaotische Art und Weisen, die so manches mal sogar Micky an den Rand der Verzweiflung treibt. Okay, nicht jedes der vier Abenteuer ist auf dem gleichen Niveau und in den ersten beiden Geschichten ist die Kolorierung manchmal etwas unsauber, also über die Ränder raus. So what? Das Ganze macht echt einen Heidenspaß und die Parodie „Das kremige Schwert“ ist wahrlich zum schießen komisch! Dazu ist das schicke Hardcover mit Goldgeprägter Inschrift wirklich wunderschön gestaltet und Bonusmaterial in Form einer sechsseitigen Einleitung gibt es auch noch. Tolles Teil!

8,5/10




Batman und die Monster Männer (DC Comics Graphic Novel Collection Band 135)



Na das ist ja ein ordentliches Horror-Trash-Fest, das Matt Wagner hier abliefert. Irgendwo zwischen Frankenstein, King Kong und Jekyll & Hyde wird Gotham City von Professor Hugo Strange auf links gedreht. Ich mochte ja schon Wagners Two-Face Story „Faces“ sehr gerne und auch hier macht er wieder fast alles richtig. Allerdings ist mir der Monster- und Trash-Faktor doch ein wenig zu hoch, ich mag Batman eher etwas geerdeter. Allerdings schafft Wagner genau das mit der fabelhaften Charakterisierung der Beteiligten. Stranges Entwicklung vom leicht wahnsinnigen Weltverbesserer zum völlig wahnhaften Amokläufer ist dabei noch das Geringste. Bruce‘ Liaison mit der Unternehmerstochter Julie Madison bringt ganz schön Würze rein, dessen (zum teil unfreiwillige) Verbindung zum organisierten Verbrechen macht die Sache natürlich deutlich komplizierter. Norman Madisons mehrfache Charakterwandlung im Verlauf der Geschichte ist eines der Highlights für mich. Also wer mit Monster-Trash im klassischen Pulp-Stil was anfangen kann, der ist hier goldrichtig, für alle Anderen könnte es dann doch etwas drüber sein.

Im Anhang wartet wieder ein Bat-Klassiker, diesmal nämlich *tatatataaa* Batman #1, wo mit Hugo Strange zum ersten mal ein Bösewicht in der Bat-Historie zum zweiten mal ran durfte. Auch Monster Männer sind am Start und zum Finale gibt es eine kleine Hommage (OK, eher eine 1:1 Kopie) an King Kong zu bewundern.

7,5/10




Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt



Die alte TV-Serie oder auch die Episodenfilme, teilweise nach Vorlagen von, oder sogar mit Stephen King selbst kennt Ihr vielleicht? Vor einigen Jahren startete sein Sohn Joe Hill (Christmasland, Locke & Key, NOS4A2…) den Versuch dieses Format wiederzubeleben. Dieses Experiment scheiterte zwar, aber seine Drehbuchideen konnte er dann doch noch in Zusammenarbeit mit Zeichner Gabriel Rodriguez (Locke & Key) veröffentlichen, zwar auf Comicseiten statt auf der Mattscheibe, aber hey, das mindert den Spaß nicht im Geringsten.

Versammelt sind drei Geschichten, die den Horror aus gänzlich anderen Richtungen hervorbringen. Die tragisch-dramatische Geschichte um den selbstverliebten, aber pflichtvergessenen Bademeister ist mein persönlicher Favorit, aber auch die Episode um den Typen, dessen „unsichtbarer Freund“ die Dinge für ihn „regelt“, selbst wenn der das gar nicht möchte, ist schon enorm stark geschrieben. Die finale Story um die Schrecken, die beim Babysitten lauern können ist sicher die spaßigste der drei. Wie bei den Filmen sind die kleinen Verbindungen zwischen den einzelnen Stories sehr schön und das Ende in der Regel halbwegs offen oder richtig schön böse. I like! Wenn Ihr Horror-Episodenfilme wie Quicksilver Highway, Tales from the Darkside oder Katzenauge mögt, dann greift zu! Wenn nicht, dann lasst es.

7,5-8/10




Batman und der Rote Mönch (DC Comics Graphic Novel Collection Band 110)



In der direkten Fortsetzung zu Batman und die Monster Männer lässt Matt Wagner Batman gegen einen ominösen Kult in roten Kutten, Wölfe und Blutsauger antreten. Der Pulp-Horror-Trash bleibt uns also ein Stück weit erhalten. Allerdings gelingt es Wagner nicht so ganz die Geschichte durchgehend spannend und fesselnd zu halten. Zu vorhersehbar sind die vermeintlichen Überraschungen und schon von weiter Ferne winken die Wendungen in der Erzählung und kündigen ihr Kommen an. Dafür macht er charakterlich da weiter, wo er mit den Monster Männern aufgehört hat und seine Zeichnungen gefallen mir wie immer sehr gut. Das Artwork passt allgemein perfekt zu der Art von Erzählung, die Wagner auf die Seiten bringen will und verbreitet eine ganz tolle Stimmung. Dennoch, wenn ich entscheiden müsste zwischen dem Roten Mönch, den Monster Männern und Faces, so wäre der Mönch für mich nur drittplatziert.

Als Bonus-Klassiker gibt es diesmal Detective Comics No. 31 vom September 1939, in der ee Batman auf einem Schiff zum ersten mal mit dem Roten Mönch zu tun bekommt und später, in der alten Welt, sogar in dessen Gefangenschaft gerät! Schöne Old-School Story, die viel zu bieten hat und im Gedächtnis bleibt.

6,5/10




Fables 4 – Die Letzte Festung



Blue Boy ist ganz schön geknickt, Snow hakt nach wieso und schwupps, sind wir mitten drin in der epischen Schlacht um Helms Klamm… ääähhhh, ich meine Alamo… ach Mist, um das letzte magische Tor in unsere Welt, welches die Fables vor der Vernichtung durch den Feind bewahren kann, also zumindest alle diejenigen, die es noch hindurch schaffen, bevor die letzte Festung fällt, die am Ende der Schlucht von den noch übrigen, tapferen Widerständlern verteidigt wird. Aber ohne Flachs, dieser letzte verzweifelte Kampf um das Überleben wenigstens einer Handvoll weiterer Fables ist schon ganz groß inszeniert und super geschrieben. Die ganzen kleinen bekannten und unbekannten Gastrollen fügen sich super ein, wissen sogar auf teilweise äußerst wenigen Seiten mein Interesse für ihr Schicksal zu wecken und richtig mit zu fiebern. Sogar beim Ableben von Leuten, die ich erst seit ein paar Panels kenne bin ich richtig traurig, was zeigt wie toll Willingham schreibt, aber natürlich hilft da auch der Kniff, dass man Robin Hood, Little John usw. natürlich im Grunde schon kennt und sich dadurch in Windeseile mit den Recken identifizieren kann.

In der zweiten Hälfte des Bandes „Aus den Wäldern“ lernen wir dann Red Riding Hood näher kennen, die zu Beginn der „Letzten Schlacht“ so eindrucksvoll vorgestellt wurde. Ein äußerst spannender Charakter! Dazu wird die komplizierte Situation zwischen Bigby und Snow weiter gesponnen, Prince Charming bringt alles für einen Griff an die Macht in Fabletown in Stellung und drei seltsame „Men in Black“ bringen wieder rätselhafte Elemente in die Story.

Was hat mich dieser Band gecatcht! Spannend von vorne bis hinten, Charaktere zum Lieben, Hassen und zum misstrauisch sein, aufwändiges Artwork, welches vielleicht nicht durch Realismus glänzt, aber an den richtigen Stellen durch hohen Detailgrad überzeugt und einfach super zur Erzählung passt. Was will man mehr?

9/10

VG, God_W.

Geändert von God_W. (01.02.2021 um 08:47 Uhr)
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