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Alt 04.11.2020, 16:59   #3341  
God_W.
Captain Rezi
 
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Warren Tufts: Lance – Band 3



Nach dem Herzschlagfinale von Band zwei startet dieser Dritte mit Lance‘ atemloser Jagd nach Valles Entführern. Enorm spannend, in den Sundays wundervoll bebildert und in den Dailies ebenfalls stark gezeichnet und vor allem toll erzählt. Spitze finde ich auch, dass im weiteren Fortgang wirklich eine Geschichte mit Charakteren erzählt wird, die sich realistisch anfühlen. Die Entwickeln sich tatsächlich weiter, die Lebensumstände, Träume und Ziele ändern sich, ich habe nie auch nur einmal das Gefühl, dass irgendwas widerholt. Hier fühlt sich wirklich alles nach Edelwestern an, auch die Aufmachung des Bocola-Verlags.

9/10

Als nächstes schnapp ich mir von Bocola mal wieder einen Eisenherz-Band.




Sandman Deluxe 5: Kurze Leben



Genau wie schon der herausragende vierte Band ist dieser, mit 428 Seiten enorm umfangreiche, fünfte Teil ein absolutes Meisterstück. Die kleine, stets verwirrte Delirium ging mir ja Anfangs ehrlich gesagt schon ganz schön auf den Zeiger. Als sie hier erstmal ins Zentrum des Geschehens gerückt wird war ich also durchaus skeptisch. Allerdings scheint das ADS-behaftete Mädel auch äußerst sensibel zu sein und so vermisst sie ihren Bruder Destruction mehr als es wohl beim Rest der Ewigen der Fall ist. Destruction hat seinen Teil des Jobs vor langem aufgegeben, sich abgesetzt und möchte nicht gefunden werden, was die anderen Geschwister auch zu akzeptieren scheinen, dem kleinen Wuschelkopf aber sichtlich schwer fällt. So sucht sie einige ihrer Geschwister auf und bittet sie um Hilfe bei der Suche. Dabei erfährt sie sowohl Ablehnung, als auch Ermutigung, aber wirklich helfen will ihr niemand, tja, bis sie sich dann doch noch an Dream wendet. Das hat sie sich lange nicht getraut, denn der macht ihr ein wenig Angst und ist auch oft gemein zu Ihr – zumindest empfindet sie das so. Aber wie soll es anders kommen, schlussendlich machen sich die beiden auf zu einer faszinierenden Odyssee voller fabelhafter Geschichten, während der ich Despair richtiggehend liebgewinne, sie in mein Herz schließe, ja geradezu beschützen und vor allem Ungemach behüten möchte. Dazu noch die kleine Rahmenhandlung bezüglich Dream, über die ich jetzt gar nichts verraten möchte, die aber für mich einen weiteren Geniestreich der Reihe darstellt. Absolut großartig.

Als kleines Zwischenspiel wartet dann ein wundervolles, intelligentes und gefühlvolles Märchen wie aus 1001 Nacht, welches außerordentlich stimmungsvoll gezeichnet wurde. Diese kleinen Perlen sind immer wieder Highlight, die sich durch die ganze Reihe ziehen und beweisen, dass es durchaus auch in kleinem Rahmen möglich ist große Gefühle zu wecken.

Mit Stephen King gibt sich einer meiner absoluten Lieblingsautoren die Ehre, um ein paar einleitende Worte zum letzten großen Teil des Bandes verlauten zu lassen. Dieser beginnt dann auch wie eine typische Schauergeschichte, könnte direkt aus Kings Feder stammen. Todmüde am Steuer eines Wagens gerät Brant mitten im Juni in einen verheerenden Schneesturm, und als urplötzlich ein ganz und gar unwahrscheinliches Wesen im Lichtkegel der Scheinwerfer auftaucht nimmt das Unheil seinen Lauf. Als Brant und seine Beifahrerin, der der Wagen dummerweise gehört, wieder zu sich kommen, hat sich die Karosse alles andere als elegant um eine alte Eiche gewickelt. Jetzt könnte natürlich ein hammerharter Survival-Trip in eisiger Kälte beginnen.

Ja, könnte. Oder aber die beiden stolpern unversehens ins World’s End, das Gasthaus am Ende der Welten, wo sich die Wege und Zeiten der verschiedensten Charaktere und Wesenheiten kreuzen, also dem besten Platz um einem „Realitätssturm“ zu entfliehen und sich reihum die vor Fantasie und erzählerischer Kraft überbordenden Geschichten der Reisenden anzuhören, denen man nur an einem solch außergewöhnlichen Ort begegnen kann. Geprägt von wechselnden, stets wundervollen Artworks verschiedenster Zeichner und übersprudelndem Ideenreichtum feuert Neil Gaiman eine Batterie fabelhafter Geschichten ab, eine schöner als die andere. Nach Band vier der zweite Band in Folge, den ich mir auf keine andere Art besser vorstellen kann, einfach herausragend.

10/10




Ein Stern aus schwarzer Baumwolle



Was für eine wundervoll erzählte, packende Geschichte der All Verlag in diesem 180 Seiten starken Album untergebracht hat! Über mehrere Generationen erstreckt sich die vom Kampf handelnde Erzählung. Vom Kampf der Farbigen um Anerkennung in ihrem Heimatland, vom Kampf der vereinigten Staaten um ihre Unabhängigkeit, vom Kampf um die Befreiung Europas von den Nazis, vom Kampf um die Suche nach einem Beweis für ein ganz besonderes Zeichen. Ein Zeichen welches der Zugehörigkeit der Farbigen Bevölkerung zur Nation der Vereinigten Staaten endlich die verdiente Geltung verschaffen soll – und zwar von Beginn an.

Klar, die Story ist nur eine wunderschöne Idee und wirkt an der ein oder anderen Stelle vielleicht ein wenig konstruiert, aber im Endeffekt bleiben die Hintergründe offen genug und die Bezüge zu realen Ereignissen ausreichend dicht um, wenn man denn möchte, einen Hauch von Wahrheit hineininterpretieren zu können – wie es doch bei den meisten Märchen auch der Fall ist.

Dazu die äußerst stimmungsvollen und aufwändigen Bilder und, als persönliches Schmankerl für mich, die Einbeziehung der Monuments Men, der Truppe die im zweiten Weltkrieg unterwegs war um Kunsthistorische Artefakte vor den Deutschen zu retten. Dazu gibt es einen hervorragenden Film mit George Clooney, Matt Damon, Bill Murray, John Goodman Cate Blanchett und dem fabelhaften Hugh Bonneville. Die wunderschöne Brügger Madonna von Michelangelo (nicht dem Turtle), um die sich die Jagd im Film teilweise dreht, kann in Brügge übrigens noch heute besichtigt werden. Hier einige Schnappschüsse:

8,5/10

Warum wird eigentlich so wenig über diesen tollen Comic geredet? Und kennt Ihr den Film "Monuments Men"? Meinungen? Bei der Kritik kam der ja lange nicht so doll weg wie bei mir...




Black Hole



Mein erster Burns und durchaus ein guter. Atmosphärisch würde ich eine glatte 1 (also die Note) geben, denn diese leicht bedrohliche Stimmung, die schon auf wenigen Seiten aufgebaut wird, hält sich wirklich den ganzen Band lang, und das sind immerhin derer 368 Seiten, das muss man erstmal hinbekommen. Dazu kommt der extrem klare, stilisierte Zeichenstil in wunderschönem, kraftvollem Schwarz/Weiß, den ich aber dennoch als recht gewöhnungsbedürftig empfand. Ist wohl nicht so ganz mein Geschmack. Hat Burns‘ Zeichenstil den er hier an den Tag legt eigentlich eine spezielle Bezeichnung?

Insgesamt bin ich vermutlich auch einfach ein wenig mit falschen Erwartungen an den Band herangegangen. Ich hatte mich von dem Style irgendwie täuschen lassen und neben den Coming of Age- und Horror-Elementen mit dem Seuchenthema irgendwie noch einen größeren Sci-Fi Einschlag erwartet. Der blieb dann leider aus, aber gut unterhalten wurde ich dennoch, hat mich ein bisschen an meine Jugend erinnert, als wir ab und an noch heimlich einen durchgezogen haben und viel Zelten waren.

7/10

Große Burns-Fans hier? Ich fand das Ganze ziemlich gut, aber lange nicht so meisterlich wie es oft besprochen wird. Gegendarstellungen?




Hard Boiled



Schon viel zu lange nix mehr von Frank Miller in der Leseecke gehabt und da mir kürzlich der Sinn nach Sci-Fi stand und ich da etwas anderes bekommen habe schien mir Hard Boiled genau richtig, soll die Story doch auf einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick basieren, dem Mann der schon Vorlagen für Meisterwerke wie Blade Runner, Total Recall und A Scanner Darkly lieferte. Die Ursprüngliche Geschichte für dieses Werk hier scheint allerdings enorm kurz gewesen zu sein, oder Frank Miller, der hier lediglich als Texter auftritt, hat nur wenige Zeilen aus dem Original herausgepickt und den Rest den Bildern von Geof Darrow überlassen.

Dessen hyperdetailliertes Wimmelbildartwork mit reichlich Splatterelementen und vielen extrem lustigen Einfällen ist dann auch das absolute Highlight des Bandes. Würden seine Zeichnungen nicht so sehr zum Verweilen, faszinierten Staunen und Schmunzeln einladen, der Band wäre trotz seiner 120 Seiten in 20 Minuten abgefrühstückt. Jetzt könnt Ihr Euch ausmalen wie gehaltvoll die Story daherkommt. Nicht dass die wilde Mischung zwischen „Falling Down“ und „Terminator“ auf Ecstasy nicht auch ein paar kritische Anklänge aufs Tablett bringen würde, aber im Endeffekt bleibt dennoch das Gefühl von Fast Food erhalten. Artwork 10 Punkte, Story und deren Darreichungsform allenfalls durchschnittlich, vielleicht sogar knapp darunter.

Die mir vorliegende Cross Cult Ausgabe von 2018 kommt zum Glück in großem Format, bei dem genialen, kleinteiligen Artwork absolut essenziell, und wurde von Dave Stewart neu koloriert. Zum Vergleich kenne ich nur einige Bilder aus dem Netz, kann aber sagen, dass die Farbgebung für mich als Erstleser einen sehr guten Eindruck macht.

6,5/10

Kam Euch der Band auch etwas aufgeblasen und inhaltsarm vor? Oder ward Ihr einfach nur weggeblasen vom Artwork?

VG, God_W.
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