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Alt 23.10.2020, 20:36   #44  
God_W.
Captain Rezi
 
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Die beiden Eaglemoss-Bände zum Sumpfmonster beinhalten nahezu die gleichen Hefte wie Band 1 von Paninis Deluxe Edition, allerdings in der klassischen Kolorierung, ohne großartiges Bonusmaterial und in etwas kleinerem Format. Zum direkten Vergleich, gerade was die Farbgebung angeht, aber sicher ganz gut geeignet. In Sachen Rechtschreibung gehören die beiden Swampie-Bände auch deutlich zu den besseren Vertretern von Eaglemoss.

Also los - der Start des Moore-Runs – verdient legendär?



Titel: Swamp Thing: Teil 1 – DC Comics Graphic Novel Collection

Verlag: Eaglemoss Collections (US: DC Comics)

Format: 160 Seiten im Hardcover

Inhalt: Saga of the Swamp Thing #21-27, House of Secrets #92

Autoren: Alan Moore, Len Wein

Zeichner: Stephen Bissette, John Totleben, Dan Day, Rick Veitch, Bernie Wrightson

Klappentext bzw. Angaben des Verlags:
DC Comics Graphic Novel Collection Band 68

SWAMP THING TEIL 1
Ursprünglich veröffentlicht als Saga of the Swamp Thing #21-27, Februar-Juli 1984

Es gibt eine rote zornige Welt. Rote Dinge geschehen dort.

Diese Welt frisst Deine Frau. Frisst Deine Freunde. Frisst all die Dinge, die Dich menschlich machen.

Und Du wirst zu einem Monster.

HOUSE OF SECRETS #92
Ursprünglich veröffentlicht im Juli 1971

Alex Olsen wird von seinem besten Freund und Rivalen, der Alex‘ Frau liebt, ermordet. Der Mörder begräbt Alex im Sumpf und heiratet die Frau des Toten. Doch als seiner großen Liebe Gefahr droht, erwacht Alex als Swamp Thing wieder zum Leben, um sie zu beschützen.

Just my 2 cents:
Endlich habe ich die Zeit gefunden mich auf den ersten Band des Runs von Comic-Koryphäe Alan Moore an Swamp Thing zu stürzen. Ich habe mich hier nicht bewusst gegen das Panini Paperback und für das Eaglemoss Hardcover entschieden, sondern einfach geschaut, was aktuell am einfachsten zu beschaffen war. Einziger inhaltlicher Unterschied zwischen den Beiden Ausgaben ist, dass in der DC Graphic Novel Collection von Eaglemoss zusätzlich zu den Ausgaben #21-27 von Swamp Thing noch der Erstling, also die Short Story aus House of Secrets von 1971 enthalten ist. Das ist für alle, die sowieso möglichst alles von Swampie auf Deutsch haben wollen jetzt auch kein großer Gewinn, da die Geschichte auch schon im zweiten Swampie-Band von Carlsen – Die Nacht der Fledermaus – mit enthalten war. Aber egal, das Papier, den Druck und die Farben der Eaglemoss Collection finde ich sehr ansprechend und bin sehr zufrieden mit der Ausgabe, auch wenn es im Regal natürlich nicht so hübsch ausschaut, dass da jetzt zwei Eaglemoss HCs zwischen den beiden Carlsen Paperbacks und Ausgabe drei und vier des Moore-Runs von Panini stehen. Damit kann ich aber gut leben, zumindest bis Ende nächsten Jahres dann hoffentlich was Schönes von Panini veröffentlicht wird, die Gerüchteküche dahingehend brodelt ja seit geraumer Zeit. Jetzt aber endlich zum Start von Alan Moores Swamp Thing-Run, der ja viel gelobt, teilweise geradezu umjubelt wird.

Der Band beginnt mit einigen Informationen über Swamp Things Ursprünge, seine Schöpfer sowie den Autor und die Zeichner des vorliegenden Buches. Im Anschluss noch eine sehr praktische Seite „Was bisher geschah“ bevor wir uns mit „Die Anatomie-Stunde“ in die Story stürzen.

Swamp Thing liegt auf Eis, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Von paramilitärischen Truppen gestellt und von Kugeln durchsiebt wurde er tiefgekühlt und befindet sich jetzt in einem Labor in Washington. Der exzentrische Wissenschaftler Woodrue wurde vom mächtigen Magnaten Sunderland damit beauftragt alle Erkenntnisse über Swamp Thing und die bioregenerative Formel, die es zu dem machten was es ist, zu erlangen, die ihm von Nutzen sein können. Allerdings ist Woodrue kein gewöhnlicher Wissenschaftler, er ist der Floronic Man, ebenfalls ein Pflanzenwesen, dass sich tagsüber mit Hautspray überzieht und somit menschlich aussieht. Als Woodrue einige extrem überraschende Entdeckungen über Swampie zu Tage fördert, wird er von Sunderland gefeuert, da dieser die Erkenntnisse zu seinem eigenen Vorteil nutzen will. Allerdings hat er die Rechnung da ohne den Floronic Man gemacht, der kurzerhand die Kühlkammer abschaltet und so einen verletzten, verwirrten und über die Maßen zornigen Swampie von der Leine lässt…

Ich will jetzt wirklich nicht zu viel verraten, denn die Erfahrung, dieses Sahnestück der neunten Kunst zu entdecken, sollte jeder Comicliebhaber selber machen.


All das ist so perfekt inszeniert und vor allem mit solcher erzählerischer Tiefe und Kraft versehen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Die Story funktioniert auf so vielen Ebenen, wird zwar verschachtelt erzählt, tritt dann aber so glasklar mit so vielen Botschaften bestückt an die Oberfläche, dass es eine wahre Freude ist. Und das sind gerade mal die ersten vier der sieben enthaltenen Hefte.

Die Story, die die letzten drei Hefte umfasst startet mit „Schlaf der Vernunft“ und könnte ebensogut direkt aus einem Hellblazer-Run entsprungen sein, was bei mir extrem positiv ist! Swamp Things Freundin Abby, mittlerweile die Frau von Cable, tritt einen neuen Job an, und zwar in einem Waisenhaus. Dort lernt sie den verstörten Jungen Paul kennen.


Das Spiel mit den Urängsten gelingt hier meisterhaft und das ist wieder nur die Vordergründigste der vielen Schichten, die Alan Moores komplexe Erzählweise zu bieten hat. Es gibt so viel zu entdecken und die Beziehungen zwischen den Charakteren sind so hervorragend herausgearbeitet, dass es so gut wie nichts zu kritisieren gibt. Es gibt wahrlich Zwiebeln die ob der Vielschichtigkeit dieser beiden Stories vor Neid erblassen.

Als Einziges, winzig kleines Wermutströpfchen könnte ich anmerken, dass die Kontinuität zu den Anfängen von Len Wein und Bernie Wrightson nicht zu 100% gewahrt bleibt. Denn schon in Swamp Thing #2 wurde Holland von Arcane ja kurzfristig wieder zurück in einen Menschen verwandelt. Das passt jetzt aber leider nicht so ganz zu Moores (ganz nebenbei gesagt ziemlich genialem) Kunstgriff, der die größte Storywendung bzw. Überraschung des Bandes bietet. Alle eingeweihten wissen schon was ich meine, allen Anderen will ich den Spaß an dieser Stelle nicht verderben.

Das Artwork des Bandes ist ebenfalls ganz großes Kino und passt so perfekt zu Swampie wie man es sich nur wünschen kann. In wirklich wunderschönen, teils auch verstörenden Bildern wird Alan Moores Fantasie eindrucksvoll zum Leben erweckt. Egal, ob vom Autor oder vom Zeichnerteam die Rede ist, hier kam einfach zusammen, was zusammengehört und es wurde wahrlich großes erschaffen. Ich habe bislang noch nichts von Moore gelesen, was mich stärker gefesselt hat und ein so perfektes Gesamtpaket bietet. Okay, ich habe dahingehend auch noch viel vor mir, weil ich abgesehen von einigen Spawn-Bänden und V wie Vendetta noch recht „jungfräulich“ in Sachen Moore bin, aber mir deshalb krampfhaft eine Höchstnote für später aufzuheben, wenn ich doch so begeistert bin, sehe ich gar nicht ein.

Meine Wertung: 10/10

Meine Eingangs gestellte Frage, ob der legendäre Ruf des Moore-Runs an Swampie gerechtfertigt ist hab ich für mich deutlich beantwortet. Noch jemand hier, der den Einstig in Moores Swampie-Run so feiert wie ich? Irgendjemand anderer Meinung? Wenn ja, warum?

VG, God_W.
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