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Alt 11.10.2020, 08:03   #585  
Peter L. Opmann
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Noch nie ist die Serie so sehr in die Fantasy eingedrungen wie in dieser Ausgabe. Dabei muß man Superheldenstorys generell der Fantasy zurechnen, auch wenn ich früher eher Science Fiction darin gesehen habe. Die Inspiration für Superman, Philip Wylies Roman „Gladiator“, wird als SF gesehen, aber Superhelden haben wenig wissenschaftliche Untermauerung. Nun aber treten die Rächer gegen zwei mythische Monster an. Man fragt sich zunächst, warum sich nicht die nordischen Götter um das Problem kümmern. Aber die Geschichte nahm ihren Ausgangspunkt in der neuen Serie „Dr. Strange“ (wo Strange auch mit der Maske herumläuft, die ihn einem Superhelden etwas ähnlicher macht). Und der Meister der mystischen Mächte braucht nun die Hilfe der Rächer.

Man fragt sich, wozu. Die Rächer sind gegenüber dem Frost- und dem Feuerriesen ziemlich machtlos. Offenbar müssen sie für Dr. Strange Zeit gewinnen, bis der seinen Kristall präpariert hat. Worauf sie sich da einlassen, wissen sie selbst nicht. Klar, ein Held fragt nicht, wie groß die Gefahr ist, aber sie erscheinen mir hier ein wenig wie ein Hund, der einem geworfenen Stock hinterherwetzt. Warum muß sich Vision ausruhen und stößt erst mit Verspätung zu den anderen? Ein storytechnischer Grund ist nicht auszumachen. Ebensowenig Sinn ergibt die Operation des Schwarzen Ritters. Jahrelang hatte man sich doch darauf geeinigt, daß Dr. Strange zum Zauberkünstler wurde, weil er nicht mehr in der Lage ist, eine Operation auszuführen. Diese hier ist zwar leicht, wenn auch unbedingt lebensrettend, aber es geht plötzlich doch. Ach ja, und der Kristall scheint am Ende keinen anderen Zweck zu haben, als Ymir und Surtur im rechten Moment einander gegenüberzustellen. Vielleicht wäre das sogar ohne Zauber machbar gewesen.

In der Fantasy muß man sich um Plausibilität noch viel weniger kümmern als in der SF. Das macht sich Roy Thomas hier zunutze. Es ist, läßt man die außer Acht, eine rasante Story, noch einmal beeindruckend visualisiert von John Buscema und George Klein. Ich hätte sie auch mit Genuß lesen können, ohne mich zu fragen: Was versuchen die Marvel-Leute mir hier aufzutischen? Nun aber scheint sich das Kommen von Gene Colan anzukündigen, denn am Ende des Comics fehlt die übliche Vorschau aufs nächste Heft. Vielleicht hatten sich Thomas und Colan noch nicht darüber geeinigt, worum es da gehen würde.
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