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Alt 06.10.2020, 14:28   #566  
Peter L. Opmann
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Zu "Rächer" # 57:

Einspruch, Euer Ehren! Roy Thomas hat sicherlich nicht ab „Rächer“ # 40 eine geniale Planung angelegt. Wie hätte er wissen sollen, daß er eineinhalb Jahre später die Serie immer noch schreibt? Ich denke schon, daß er zu denen gehörte, die die Geschichte des Marvel-Universums bis zu diesem Punkt mit am besten kannten. Ich gehe also davon aus, daß er die Fäden im Nachhinein verknüpfte – das war nicht allzu schwer, als es in der Serie immer mal wieder um künstliche Wesen ging (wie etwa auch Drachenmann). Indem er alles zusammenfaßte, löste Thomas auch das Problem, ob und inwieweit solche Homunkuli ein eigenes Bewußtsein, Lernfähigkeit und Gefühle (siehe „Auch Androiden können weinen“) haben können. Er entschied einfach ohne Rücksicht auf eine wissenschaftliche Basis: Doch, können sie.

Ich habe von dieser Story den Anstoß bekommen, eine Science-Fiction-Story zu schreiben, die ich „Tete à tete mit einem Androiden“ betitelte. Darin traf ein Android den Menschen, dessen „Gedächtnisband“ er übernommen hatte. Ein Goldmann-Lektor schrieb mir dazu freundlicherweise einen Absagebrief; ich erinnere mich noch an die Formulierung: „Man merkt die geringe Erfahrung im Schreiben.“ Er hätte auch schreiben können: „Das ist keine Science Fiction.“ Ich machte jedenfalls darauf aus dem Manuskript meinen ersten längeren Comic, es waren etwa 30 Seiten.

Zurück zu „Rächer“ # 57. Die Ausgabe ist relativ actionarm. Die Episode ist von Rückblicken und Erklärungen geprägt und trotzdem nicht langweilig. Ich weiß allerdings nicht, wie es einem Leser ergeht, der nicht schon die Wundermann-Story gelesen hat. Anteil an der Faszination für einen regelmäßigen „Rächer“-Fan hat John Buscema, der klassische Szenen nachzeichnet, ohne nur die Grafik von Don Heck nachzuvollziehen. An dem großen Rächer-Gruppenbild stört mich Spider-Man, der (bis dahin) nie zu den Rächern gehört hat – inzwischen soll sich das, wie ich hörte, geändert haben. Beim weinenden Vision im letzten Panel wird wieder auf den ganz großen Effekt gesetzt. Naheliegender – aber nicht so melodramatisch – wäre ein Vision gewesen, der einen Freudentanz aufführt.
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