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Alt 24.09.2020, 22:28   #3069  
God_W.
Captain Rezi
 
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Besser spät als nie doch noch ein paar Zeilen zustande bekommen…


Prinz Eisenherz Band 6 - Jahrgang 1947/1948



Alles läuft mal wieder irgendwie unrund? Nichts klappt so richtig wie es soll? Ihr habt viel Stress, sei es in Beruf, Familie oder in Vereinen? Ihr müsstet dringend mal wieder abschalten, einfach runter kommen? Der Welt entfliehen, ohne gleich in den Urlaub zu fahren oder dergleichen? Ganz einfach: Schnappt Euch den nächsten Band von Prinz Eisenherz! Das schafft Abstand, lässt einen innerlich total zur Ruhe kommen und in diese wunderschön gezeichnete Welt voller toll erzählter Geschichten und liebevoll gestalteter Charaktere eintauchen.

Natürlich gibt es auch hier viel Spannendes zu entdecken und große Abenteuer zu erleben. Gerade was Entdeckungen angeht hat dieser sechste Band Einiges zu bieten, geht es doch für Eisenherz nach der skrupellosen Entführung seiner geliebten Aleta durch den ruchlosen Wikinger Ulfrun auf eine gnadenlose Verfolgungsjagd bis in die Neue Welt. Ja, in der Wilden Landschaft Nordamerikas gilt es allerlei Prüfungen zu bestehen und sich großen Herausforderungen zu stellen. Angefangen mit dem Kampf gegen Ulfrun, über gefährliche Zusammentreffen mit den wilden Ureinwohnern, bis hin zu zum größten Abenteuer das ein Mann bestehen kann – das ist familiärer Natur.

Ein prächtiger Band und für mich sind diese zwei Jahrgänge das bislang Beste, was ich an Eisenherz erleben durfte. Storytelling, Artwork und die grandiose Aufmachung in welcher der Bocola Verlag diese präsentiert, allesamt Beispiele für Perfektion.
10/10



Warren Tufts: Lance – Band 2



Nachdem mich der sechste Eisenherz-Band ja bereits in die Neue Welt geführt hatte, also quasi den wilden Westen, lag es nahe dort noch ein Weilchen zu verbleiben. Umso besser, dass der Bocola Verlag da ebenfalls einen absoluten Hochkaräter im Programm hat. Dieser zweite Band um den integren und charakterstarken Offizier Lance St. Lorne wird neben den weiterhin grandiosen Zeichnungen jetzt auch durch hohe Erzählkunst ergänzt. Wo der erste Band zwar schon toll war, und vor allem ein Augenschmaus, aber vom Storytelling noch ein wenig holprig daherkam, so hat Warren Tufts seinen Rhythmus jetzt endgültig gefunden. Die Geschichte ist stets spannend, bietet viel Abwechslung zwischen spannenden, dramatischen, lustigen und romantischen Passagen und vor allem wachsen mir die Charaktere ans Herz, was wohl das Wichtigste ist. Selten habe ich Männerfreundschaften derart herzlich inszeniert erleben dürfen.

Es dauert allerdings nicht lange, bis der geneigte Leser mit einer Stilistischen Änderung konfrontiert wird, die das Ganze zwar nicht schlechter macht, aber dennoch deutlich anders wirken lässt. Zusätzlich zu den Sonntagsseiten wurden ab dem 16. Januar 1957 auch Tagesstrips in Schwarz/Weiss angefertigt! Das bedeutet natürlich, dass Autor und Zeichner Warren Tufts deutlich weniger Zeit für sein Artwork zur Verfügung stand als zuvor. Er meistert diese Hürde mit Bravour und auch wenn die kleineren Panels der Tagesstrips detailärmer daherkommen, so bieten die farbigen Sonntagsseiten doch weiterhin enorme Schauwerte, der Unterschied zu vorher ist marginal möchte ich sagen.

Ein besonderer Kniff ist Mr. Tufts in seiner Erzählstruktur gelungen, was nochmals verdeutlicht welchen Sprung seine Meisterschaft in dieser Disziplin vom ersten zum zweiten Band gemacht hat. So ist es doch möglich sowohl die Tagesstrips, als auch die Sonntagsseiten als große Geschichte hintereinander weg zu lesen, ohne dass es mir vorkommt als würde ich alles doppelt vorgekaut bekommen, jedoch kann man auch beide Varianten jeweils gesondert voneinander betrachten, also entweder nur die Sonntagsseiten, oder ausschließlich die S/W Tagesstreifen, ohne das Gefühl zu haben etwas Wichtiges verpasst zu haben. Probiert es ruhig aus, Ihr werdet überrascht sein! Ich freue mich schon auf Band 3.
9/10



Spawn: Godslayer – Der Winterkönig



Ha! Hatte ich mir doch am Ende des ersten Godslayer-Bandes gewünscht noch mehr Zeit in der fantastischen Welt der verlorenen Inseln verbringen zu dürfen – ZACK – Wunsch erfüllt. Ganz besonderer Dank gebührt hier dem lieben Kal-L, denn ohne ihn hätte ich nicht gewusst, dass der Paperback nur die ersten sechs der insgesamt acht Hefte umfassenden Reihe enthält. Die beiden Finalausgaben findet man in den deutschen Panini-Heften #82 und #83! Dort sind immer zwei Spawn-Hefte aus der Hauptreihe und jeweils ein Godslayer-Heft enthalten. Da sich Panini ja seit dem Verkaufszahlen-Debakel um „Curse of the Spawn“ vehement ziert weitere Nebenreihen (neu) aufzulegen wird das in den nächsten Jahren vermutlich auch nichts mit einer Neuauflage. Wenn Ihr also Interesse habt, dann macht Euch schnellstmöglich auf die Suche und greift zu! Jetzt aber noch kurz zum Inhalt.

Hatte mir der Erstling zwar schon gut gefallen, so mutete dieser aber doch ein Stück weit wie ein Fast-Food-Snack für zwischendurch an. Da wird auf wenigen Seiten eine enorm coole Fantasywelt geschaffen, hinter der sich eine gewaltige Mythologie erahnen lässt, und dann bekommen wir nur ein paar kleine Scheibchen davon wirklich zu Gesicht. Das war echt ein wenig schade. Das Problem können wird jetzt von Autor Brian Holguin eindrucksvoll vom Tisch gewischt. Die wuchtige, düstere Fantasy-Mär zeigt über acht Hefte viel vom mythologischen Hintergrund der Götterwelt, der Storyaufbau startet mit mehreren losen Fäden an verschiedenen Stellen der Welt Ur mit all ihren Ländereien, die allesamt eine zumindest düstere, teilweise schon verzweifelte Atmosphäre heraufbeschwören. Die Losen Enden vermag Holguin nach und nach zu prächtigen Fantasywerk zu verknüpfen. Die Story bleibt anfangs lange genug undurchsichtig und vielschichtig, um stets die Neugier wach zu halten, nach und nach werden die Charaktere etabliert, vor allem der Dieb Dromo ist eine faszinierende Gestalt, bevor hinten raus tragische und dramatische Verwicklungen, gewürzt mit einer Spur Schlachtfest, die Seiten nur geradeso dahinfliegen lassen. Die absolut herausragenden und ikonischen Bilder von Philip Tan tun ihr Übriges zu einem famosen Gesamterlebnis. Ein fantastischer Ritt und äußerst schade, dass es das dann aber wirklich war.
8,5/10



Der Killer: Gesamtausgabe 2



Zurück beim unterkühlten Soziopathen, der mittlerweile gar nicht mehr ganz so eisig daherkommt wie noch zu Beginn, ist der eiskalte Killer doch mittlerweile Familienvater geworden, und sowas bringt auch den härtesten Eisblock zumindest ein Stück weit zum Tauen. Davon abgesehen hatte sich der präzise Todesbringer ja eine unbefristete Auszeit von seinem Job gegönnt. Doch wie das so ist wenn man in etwas sehr gut ist, und einmal Blut geleckt hat, man kann nicht auf Dauer ohne den Nervenkitzel leben. Was ich im Vergleich zu allzu vielen Filmen mit vergleichbarem Thema mal wirklich erfrischend finde ist, dass der Killer eben nicht von seiner Vergangenheit eingeholt, und gezwungen wird wieder einzusteigen. Nein, nach vier Jahren beschaulicher Idylle wurde es ihm einfach ein bisschen zu langweilig, und so beschloss der Liquidator von sich aus wieder geschäftstätig zu werden. Kleine Jobs, nicht allzu weit weg, nur so nebenbei – DAS lief dann allerdings doch nicht ganz so wie geplant.

Sehr schön spielt Matz hier ein ums andere mal mit der Erwartungshaltung des Lesers und schließlich bekommt man zwar fast alles was man erwartet hat, oder sich vielleicht auch nur wünschte, aber oftmals auf andere Art oder zu anderen Zeitpunkten als gedacht. Natürlich wird der Killer ab einem gewissen Zeitpunkt in Verflechtungen gezogen, aus denen er sich nicht ohne Weiteres wieder befreien kann. Zum Glück hat er aber ja auch den ein oder anderen Freund in seinem früheren Leben gefunden, wie zwielichtig dessen Herkunft auch sein mag. Dass ausgerechnet dort aber der Weg in „seriöses Geschäftsleben“ zu finden ist hätte ich mir nicht im Traum einfallen lassen.

Ab jetzt wird es zwar deutlich unblutiger, dafür aber so richtig spannend! Die Machtpolitischen Verwicklungen mit massig Parallelen zu tatsächlichem Weltgeschehen bieten ordentlich Stoff für Reibereien. Hier kann man kritisieren, Meinungsbildung betreiben und sich auf die ein oder andere Seite Schlagen. Ganz großes Kino, welches von Jacomon auch wieder in Leinwandreifen Bildern auf die Seiten gezaubert wird! Natürlich dauert es auch nicht lange bis unser Antiheld feststellen muss, dass es in der Welt des Big Business noch kaltblütiger und gefährlicher zugeht als in seinem eigentlichen Job - und nicht selten ebenso tödlich, zumindest in den Gefilden, in denen sich der Killer und seine Freunde bewegen.

Jawohl, hier wird nicht nur eine Tötungsmission nach der Anderen geboten, hier entwickeln sich Story und Charaktere auf hohem Niveau weiter. Die in diesem fünften Band sind deutlich Textlastiger als die erste Gesamtausgabe, aber nicht zum Selbstzweck, sondern um eine intelligente Story glaubhaft voranzutreiben. Es ist spannend, es ist politisch, es ist äußerst sexy, geschickt konstruiert, die Gewaltspitzen sind prägnant, die Action stilsicher inszeniert. Ja, hier gibt es kaum was zu bemängeln und der Band macht ja sowas von Lust auf mehr!
9,5/10

Hmmm, doch wieder recht umfangreich geworden. Ich muss dringend lernen mich kürzer zu fassen.

VG, God_W.
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