Starman Omnibus #1
(enthält US-Starman 0, 1-16)
Autor: James Robinson
Zeichner: Tony Harris u.a.
Auf der ellenlangen Liste der Dinge, die ich schon immer einmal gelesen haben wollte stand der hochgelobte Robinson-Run an Starman ganz weit oben. Grund dafür ist zum Einen, dass Robinson einer meiner Lieblingsautoren ist (ich schätze seine Arbeiten an der Justice League und zusammen mit Johns an der JSA) und zum Anderen die eine Ausgabe, die ich bislang kannte - Starman 1.000.000, die eine kleine Perle innerhalb des Events ist. Letzten Monat war es dann soweit und es gab den ersten Omnibus von den Kollegen als Geburtstagsgeschenk.
Leider gibt es die Serie mit Ausnahme der One Million-Nummer nicht auf Deutsch und so brauchte ich für die Lektüre ein wenig länger zumal Herr Robinson nicht den einfachsten Schreibstil pflegt, jedenfalls dann nicht, wenn man nur über eher allgemeine Kenntnisse der englischen Sprache verfügt und mit vielen Anspielungen nichts anzufangen weiß. Damit mir für dieses Review nicht allzu viel entgeht habe ich eine zweite Lesung bereits hinter mir, die mir das ein oder andere dann doch klarer machte. So versuche ich erst einmal wiederzugeben was ich verstanden habe.
David Knight tritt in die Fussstapfen seines Vaters Ted und ist der neue Starman. Seine Karriere endet jedoch abrupt als er aus dem Hinterhalt erschossen wird. Weitere Anschlagsziele sind sein jüngerer Bruder Jack, der sich der Attentäter jedoch erwehren kann und sein Vater bzw. dessen Observatorium, das gesprengt wird. Drahtzieher ist ein uralter Starman-Gegner, The Mist, der seinen Nachwuchs Nash und Kyle auf die Söhne Ted Knights ansetzt und mittels marodierender Banden für Mord und Totschlag in Opal City sorgt. All das soll allein dem Zweck dienen eine persönliche Vendetta gegen Ted Knight zu führen und ihm alles zu nehmen, das ihm etwas bedeutet.
In der Folge erfährt Jack Knight, der mit den Waffen eines Starman um sein Überleben kämpft, unerwartete Unterstützung durch The Shade, einen weiteren Gegner seines Vaters. Der hat kein Interesse an den Unruhen in Opal City und hintergeht The Mist. Er verrät dessen Versteck, das von der Polizei gestürmt wird während sich Jack mit Kyle einen finalen Kampf liefert, der mit dem Tod des Angreifers endet. The Mist verliert den verstand und seine Tochter, die Jack bei einer Gelegenheit verschonte, schwört bittere Rache. (Starman 0, 1-3)
In den darauffolgenden One-Shots geht es um ein sehr spezielles Hawaii-Hemd, ein Gespräch unter Brüdern, der eine lebend, der andere tot und eine unvollendete Episode aus der weit zurückliegenden Vergangenheit von The Shade. Letztere ist in einer Art Chronik enthalten, die Jack Knight als Gegenleistung für die Unterstützung im Kampf gegen The Mist lesen soll, damit er als designierter Champion Opal Citys ein Gefühl für die Geschichte der Stadt bekommt. (Starman 4-6)
A (K)night at the Circus" ist ein Zweiteiler, der Jack in das Umland der Stadt, Turk County, führt wo er einen Zirkus mit einer Freakshow sondergleichen entdeckt. Dort sieht er einen blauhäutigen Mann, den "Cosmic Geek", der ihn berührt und ihm so den Eindruck vermittelt, einer von vielen Gefangenen des Zirkus zu sein. Als Jack Mister Bliss, den Direktor daraufhin anspricht versucht dieser ihn beseitigen zu lassen. Jack kann entkommen und kehrt in "voller Montur" zurück um den dämonischen Zirkusdirektor zu stellen, der sich von der Seelenqual spezieller Individuen nährt. Gemeinsam mit dem Blauhäutigen kann Jack den Dämon besiegen und die gefangenen Freaks befreien. (Starman 7+8)
Es folgt ein kurzes Luftholen vor dem finalen Fünfteiler und Ted Knights Haushalt wächst um zwei neue Bewohner an. Zum einen der blaue Mikaal Tomas, der lt. den Aufzeichnungen von The Shade einmal der Starman war und dazu Solomon Grundy, der den Untergrund Opal Citys unsicher machte. Währenddessen gibt es erneut massive Unruhen in der Stadt und die Marodeure agieren im Zeichen Ragdolls, eines weiteren alten Gegners von Ted Knight. Bei dieser Gelegenheit erfährt Jack, dass der Schurke vor 13 Jahren von seinem Vater und vier seiner Gefährten aus der Justice Society getötet wurde. (Starman 9-11)
Und damit wären wir dann bei "Sins of the Child" angelangt. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird der Tag geschildert an dem Jack Knight vor Gericht freigesprochen wird (wegen des Todes von Kyle hatte er sich zu verantworten) und sich endgültig mit der anfangs ungeliebten Rolle als Starman abfindet bzw. arrangiert. Nash, die neue Mist, will Rache nehmen und tritt eine Welle der Gewalt los. Ein halbes Dutzend Morde an Menschen, die einst Ted Knight unterstützten, ein Angriff von Dr. Phosphorus auf Ted Knight, die Entführung und Misshandlung von Mikaal Tomas und Solomon Grundy sowie erneut massive Unruhen dienen allein einem Zweck. Nash sucht eine direkte Konfrontation mit Jack und eröffnet ihm, dass sie ihn eines Tages, wenn beide sich in in ihr Erbe als Superheld bzw. Superschurke eingefunden und ihre Fähigkeiten perfektioniert haben, aufsuchen und töten wird. Damit Jack die Herausforderung annimmt verspricht sie ihm, dass sie seinen Vater verschonen wird, wenn er sich ernsthaft in die Rolle als Starman einfindet. Ende. (Starman 12-16)
Ich bin nun alles andere als ein Kenner der Starman-Serien, strenggenommen kenne ich den Charakter nur als Teil der JSA und aus diversen Gastauftritten, aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann erhielt Opal City mit diesem Run erstmals so etwas wie ein Gesicht. Dazu tragen auch die vielen Nebenfiguren bei, genannt seien hier an erster Stelle The Shade, die Polizistenfamilie O´Dare oder die geheimnisvolle Charity mit ihrem Fortunes & Forbidden Tales, die Jack Knight und den Leser mit ihren Visionen künftiger Abenteuer anfixt. Auch gelingt es Robinson selbst kleinsten Randfiguren Leben einzuhauchen in dem er sie nicht nur einmal auftauchen lässt. Ob nun die Freaks, die Jack erneut besucht (und teilweise auch mehr), Sadie Falk auf die er zweimal zu oft traf oder auch Frankie Soul, Sohn eines weiteren Schurken, dessen Rückkehr gegen Ende angedeutet wird. Selbst die Rothemden und vorläufigen "One-Hit-Wonder" bekommen eine kleine Geschichte und tragen so zur atmosphärischen Dichte bei.
Was Robinson nach eigener Aussage ebenfalls gelingt, ist die Verbindung der Geschichte aller Starmen miteinander. Dies beschränkt sich nicht allein auf die Familie Knight und ihr Erbe sondern umfasst eben auch Mikaal Tomas und (ganz kurz angespoilert) den totgeglaubten Will Payton. So wirkte der Serienauftakt für mich nicht im Ansatz wie ein Neustart. Ich hatte von Beginn an das Gefühl in etwas einzutauchen, das es schon sehr lange gibt und das es an Komplexität mit den Hintergründen der Ikonen Batman, Superman und Wonder Woman aufnehmen kann.
Optisch ist die Serie auf den ersten Blick dermaßen 90er, das muss einem nicht gefallen. Wer die aktuellen Nachdrucke zum Beben und NML vor Augen hat, weiß was ich meine. Gefallen hat mir der Look, den Tony Harris Opal City verleiht, dennoch. Die Stadt ist historisch gewachsen und wirkt wie eine gelungene Mischung aus Moderne und 20er-Jahre. Jederzeit hat man das Gefühl, dass ein Al Capone oder John Dillinger um die Ecke kommen könnte und so passt die Optik wunderbar zur Geschichte, die ebenfalls eine Verbindung zwischen gestern und heute zu schaffen versucht. Passend ist dazu auch die düstere Farbgebung, die Opal City ein wenig in Richtung Gotham rückt. Im umfangreichen Nachwort schreibt Robinson nochmal, dass er den Zeichner explizit danach ausgesucht hat ob er einen solchen Look zeichnen kann. Ein wenig Unterstützung bekam Harris bei der #14, die von einem halben Dutzend Zeichner zu Papier gebracht wurde sowie von Teddy Christiansen und Matt Smith, die jeweils die #6 und #11 komplett übernahmen.
Ich habe sogar noch eine Möglichkeit gefunden einen kleinen Blick in den Omnibus zu werfen -> (hier gab es mal eine) Vorschau.
Soweit es mich betrifft ist es Robinson gelungen einem Helden, der irgendwie immer dabei war, ein Gesicht zu verleihen und von einer eher blassen Figur zu einem interessanten Charakter zu entwickeln. Insofern hat mich dieser Omnibus voll überzeugt. Erwähnenswert ist auch der umfangreiche Begleittext von Robinson, der sich recht ausführlich auf den Leserseiten der Hefte und im Nachwort über die Serie (und vieles andere...) auslässt.
Der zweite Omnibus kommt für den nächsten Geburtstag auf die Wunschliste.
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