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Alt 24.05.2020, 16:09   #4  
Peter L. Opmann
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Da ich nicht so eine enge Verbindung zwischen Film und Comics sehe, werde ich in diesem Fall die Fragen nicht einzeln beantworten. Comics nach Filmen sind normalerweise unbefriedigend, und Filme nach Comics müßten nicht unbedingt sein. Ich bin eigentlich ein großer Filmfan, sehe aber, daß ich wohl gerade – vor allem technisch - den Anschluß verliere.

Ich war zwischen 1985 und 1995 Kinokritiker und bin deshalb sehr oft im Kino gewesen – teilweise nur, um mir einen Überblick über das Filmangebot zu verschaffen und gar nicht, um jedesmal eine Kritik zu schreiben. Bis etwa 2000 habe ich zudem viele Filmfestivals besucht (regelmäßig Hof und Berlin und aus persönlicher Verbundenheit das Würzburger Filmwochenende). Und als ich in großen Städten lebte, bin ich regelmäßig ins Filmmuseum gegangen – lieber als in aktuelle Filme.

1998 habe ich meinen Fernseher abgeschafft, weil ich ihn zu oft nur aus Gewohnheit eingeschaltet habe und nicht aus Interesse für einen bestimmten Film. Die Festivals erfordern eine gewisse jugendliche Abhärtung, die ich dann nicht mehr so hatte. Ich habe mich dann hauptsächlich mit meinen Videos und nach 2000 meinen DVDs beschäftigt. Da habe ich jeweils eine relativ große Sammlung.

In meinem Bekanntenkreis gibt es jetzt eine Reihe jüngerer Leute, die etwa so alt sind, wie ich in den 1990er Jahren war. Bei denen mache ich einige befremdliche Beobachtungen: Ihnen geht es sehr stark um die Technik, also die Bildschärfe und die Größe des Bildschirms. Hat für mich nie eine größere Rolle gespielt, wobei mir klar ist, daß man „2001“ oder „Andrei Rubljow“ nicht auf einem Fernsehbildschirm ansehen kann. Sie sind alle Serienjunkies, und dabei hat der Inhalt der Serien auch nur eine eher untergeordnete Bedeutung. Sie finden es einfach toll, daß es so viele Serien gibt und daß sie jeden Abend damit verbringen können, fünf oder sechs Serienfolgen am Stück zu sehen. Meine Festival-Erfahrung ist, daß man spätestens nach dem dritten Film eine Pause braucht, weil man die Reize gar nicht mehr richtig aufnehmen kann.

Umgekehrt gilt bei ihnen auch: Alte Filme (also Filme, die vor 2010 entstanden sind) sind das Anschauen nicht wert. Ganz furchtbar sind Schwarz-Weiß-Filme, und Stummfilme sind überhaupt indiskutabel. Ich persönlich finde, in der Stummfilmzeit war das meiste an künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten schon da, was man auch in den neuesten Netflix-Serien findet. Man erfährt aber darüber hinaus etwas über Ästhetik und Anschauungen vor 100 Jahren. Man sieht, wie sich das Medium Film entwickelt hat. Ich wäre beinahe versucht zu behaupten: Man erfährt in alten Filmen so viel, daß man fürs erste keine aktuellen Filme bräuchte.

Letztlich bedaure ich Filmfreunde, die sich noch nie mit Griffith, Buster Keaton, Stroheim, Michael Curtiz, Fritz Lang, Jacques Tourneur, Hitchcock oder… oder… beschäftigt haben.

Also, meine Freunde und ich haben uns nicht zerstritten, aber wenn sie mich anrufen und zu einem Filmabend einladen, fange ich automatisch an, nach einer Ausrede zu suchen.
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