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Alt 30.04.2020, 11:36   #2155  
God_W.
Captain Rezi
 
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Geschichten aus dem Hellboy-Universum: B.U.A.P. – Die Froschplage 3



Da ich mir Band zwei eine Weile aufgespart hatte war die Durststrecke bis zum dritten Band zum Glück sehr kurz und ich konnte mich direkt in die nächsten Abenteuer der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen stürzen. Wieder hat Cross Cult drei komplette Bände in dem kleinformatigen, 448 Seiten starken Hardcover versammelt. Verlagstypisch ist der Sammelband auch wieder mit einem informativen Vorwort sowie einem über vierzig Seiten starken Anhang mit einem Nachwort von Autor John Arcudi und reichlich kommentierten Skizzen ausgestattet. Von der Seite also wieder Note 1, aber wie sieht es mit dem Inhalt aus?

Teil 1 – Die universelle Maschine

Alte Schlösser, interdimensionale Bibliotheken, Horden von Werwölfen und dazwischen noch die Origin von Captain Daimio. Ein wildes Sammelsurium bei dem das B.U.A.P.-Team in eine Mission mit edlem und äußerst persönlichem Ziel aufbricht. Hab ich was vergessen? Ach ja, vor dem wehmütigen Finale gibt es noch ein Wiedersehen mit dem großen Roten mit den abgefeilten Hörnern.

Teil 2 – Garten der Seelen

Während in der B.U.A.P.-Zentrale (das neue Hauptquartier, welches bereits in Sammelband 2 etabliert wurde finde ich übrigens mega!) seltsame Dinge vorgehen macht sich Abe mit Captain Daimio auf eine ganz besondere Mission. Von Mumien besessene Mädchen, ein ganzer Schwung gefährlicher Höllenmaschinen und die optisch coolste Truppe Cyborgs, die Ich je gesehen habe. Irgendwo zwischen diesen uralten Taucheranzügen, einer eisernen Lunge und dem Teil angesiedelt, in dem Mel Gibson in Forever Young die Zeit überdauert.

Teil 3 – Tödliches Terrain

Krasses Finale, bei dem der Name teilweise schon Programm ist. Auf jeden Fall werden so einige Sachen aufgeklärt. Das betrifft sowohl die Mumie, als auch Captain Daimio, auch für den Wendigo geht es weiter, Johann Kraus gelangt in ganz neue bzw. alte Sphären und mein Liebling Lobster Johnson darf auch noch mitmischen. Insgesamt für mich der bester der drei Bände.

Ja, insgesamt ist es schon ganz cool, dass der Fokus des Bandes mal eher auf den Charakteren, also den Mitgliedern der Einsatztruppe und deren charakterlicher Entwicklung liegt. Man erfährt viel über die Hintergründe, Origin Stories und auch weiteren Werdegang, auch wenn der nicht immer unbedingt positiv aussehen mag. Dennoch ist der Band für mich leider der Schwächste der bisherigen drei, denn in den beiden vorangegangenen ist einfach viel mehr passiert. Klar kann der Fokus nicht immer auf Action liegen, aber hier kommt mir die Mischung zwischen Charakterentwicklung und Fortschreiten der Story etwas unausgegoren vor. Die vielen Szenensprünge lassen den Erzählfluss etwas holprig wirken und die Geschichte wird diesmal leider kaum vorangetrieben, was insgesamt doch ein wenig schade ist. Nicht falsch verstehen, das ist kein schlechter Comic und auch durchweg unterhaltsam, aber im direkten Vergleich zu den Vorgängern einfach behäbiger und weniger treibend inszeniert. Das gibt bei mir ganz leichten Abzug in der B-Note.

7/10



Batman in: Neun Leben



Ich bin ja momentan öfter mal wieder in Stimmung für Crime-Stories, gerade wenn Detektive involviert sind und es in Richtung Film Noir geht. Ich muss mich unbedingt mal informieren, was es da in Sachen Comic in der Richtung so gibt. Jetzt gab es in dieser Schiene allerdings mal wieder einen Abstecher nach Gotham City, und der hat sogar deutlich besser in dieses Schema gepasst, als ich gedacht hätte! Grundsätzlich war ich wohl einfach meinen eigenen falschen Vorstellungen aufgesessen, denn über die Story hatte ich mich von vornherein gar nicht informiert, denn ich lasse ich immer mal wieder ganz gerne überraschen. Allein vom Titel bin ich allerdings davon ausgegangen, dass Catwoman die Hauptrolle in dieser Elseworld-Story spielt. Naja, im Mittelpunkt steht sie ja auch irgendwie, aber nur dahingehend, dass ihr Mörder gesucht wird.

Ja, richtig gehört, die Katze ist tot und hatte scheinbar engen Kontakt zu allerlei finsteren Gesellen, die ein Motiv haben könnten. Der Ex-Cop und stets abgebrannte Privatdetektiv, den sie zu ihrem Schutz engagiert hatte, Richard Grayson, macht sich im Sumpf von Gothams Unterwelt auf die Suche nach Hinweisen und fungiert gleichzeitig als Erzähler.

Mehr will ich auch gar nicht erzählen, denn alleine zu entdecken, wer in dieser klassischen „Who-done-it“-Story welchen Part abbekommen hat ist schon ein reines Vergnügen. Die Geschichte ist auf schwarzem Hintergrund äußerst düster und stimmungsvoll in Szene gesetzt, erinnert in vielen Bildern an alte Bogart-Streifen und trieft geradezu vor Noir-Charme. Ich liebe die ganze Präsentation, den Ton der angeschlagen wird und auch das tolle Lettering. Außerdem war ich wirklich ständig am Miträtseln, wer es denn jetzt gewesen sein könnte und weshalb. Echt ganz toll was Autor Dean Motter mit Zeichner Michael Lark, Kolorist Matt Hollingsworth UND Letterer Lucia Truccone hier auf die Beine gestellt hat.

Einziges Manko (wenn man es als solches sehen möchte): Die Geschichte hätte jederzeit auch in jeder beliebigen anderen Stadt mit beliebigen anderen Charakteren stattfinden können. Es wirkte stellenweise so, als habe man eine fertige, zwar schön geschriebene, aber keinesfalls außergewöhnliche Crime Story genommen und wie eine Schablone über Gotham City und seine Bewohner gestülpt. Die Auswahl, welcher Charakter welche Rolle abbekommt hat dabei nur manchmal schlüssige Bezüge zum ursprünglichen DC-Charakter, ab und an wurde vielleicht auch einfach gewürfelt. Aber hey, Spannung und Spaß tut das kaum einen Abbruch.

8/10



Valerian & Veronique Gesamtausgabe 4



Wie haben manche gesagt, mit Band drei der Gesamtausgabe hätte ich endlich die Qualität der Reihe erkannt. Naja, ich sag mal so, schlecht bewertet hatte ich auch die ersten Bände nicht, aber in Band drei gab es dann doch Einiges, was mich richtig gepackt und fasziniert hat. Jetzt hoffe ich natürlich, dass es so weiter geht. Mit ganzen vier Alben Inhalt ist dieser vierte Band der Gesamtausgabe um die beiden Time-Cops Valerian & Veronique ordentlich umfangreich geworden, aber wie ich aus dem erneut ausführlichen und schön informativen Vorwort gelernt habe gehören jeweils zwei dieser Alben eng zusammen bzw. ergeben eine zusammenhängende Geschichte. Deshalb habe ich mir vorerst nur die erste Hälfte des Bandes vorgenommen, die letzten beiden Alben folgen dann später.

Das Monster in der Metro & Endstation Brooklyn
Heimspiel für das Duo Mézières/Christin, denn während Veronique in fast schon gewohnter, fantasievoller und wunderschön in Szene gesetzter Art und Weise quer durch die Galaxis jagt um Hinweisen nachzuspüren geht Valerian selbigen im Paris der 80er Jahre nach. Allein wenn ich sehe, wie er dort mit seinem ihn unterstützenden Kontaktmann Monsieur Albert durch die Straßen schlendert, die einfach diese einzigartige Paris-Atmosphäre versprühen, verspüre ich eine solche Lust mal wieder in die Stadt der Liebe zu reisen, dass es eine wahre Freude ist.

Eine wahre Freude sind auch diese beiden Alben, die neben einer spannenden und wendungsreichen Geschichte wieder vor faszinierenden Bildern nur so sprühen, gerade bei den Szenen zwischen den beiden Hauptdarstellern eine knisternde Prise Humor versprühen und ganz nebenbei (okay, so ganz beiläufig ist es vielleicht gar nicht), eine Portion Gesellschaftskritik mit einfließen lassen. Ja, mehr und mehr bemerkt man, dass die Herren gerne auch mal politisch werden, was mich keinesfalls stört, sondern gerade im zeitlichen Kontext äußerst interessant daherkommt.

8-8,5/10



Miracleman 4 – Das Goldene Zeitalter



Was war ich gespannt, was ein Folgeautor aus dem wohl noch machen könnte, was „der Originalautor“ nach seinem Run übriggelassen hat. Der Abschluss von Alan Moores Miracleman-Trilogie (es ist ja ein offenes Geheimnis, dass er sich hinter dem Titel „Originalautor“ verbirgt) hatte schon etwas Endgültiges in der Form: Was soll da denn jetzt noch kommen? Aber es kam etwas! Und auch nicht von irgendwem, sondern von Genregröße Neil Gaiman, der damals allerdings noch nicht den Superstar-Status innehatte wie es später der Fall werden sollte.

Für mich war Miracleman mein Gaiman-Erstkontakt, zumindest was Comics angeht, und ich muss sagen, der Mann hat mich voll von seinen Qualitäten als Geschichtenerzähler überzeugt. Er versucht nicht Moores Endpunkt in gleicher Weise weiterzuführen, sondern macht das einzig Richtige: Er nimmt was ihm überlassen wurde, und macht etwas gänzlich Neues daraus. Nicht nur neu, sondern auch faszinierend und wunderschön kommt Gaimans Utopie daher und selbst ich als Neuling erkenne sofort den strahlenden, unbedarften Glanz des Golden Age der Comic-Kunst, dem Gaiman mit diesem Band nacheifern, gerecht werden, oder vielleicht sogar ein Denkmal setzen wollte.

Es ist richtig schade, dass Gaiman seinen „Masterplan“ am Miracleman nicht verwirklichen konnte, sollte Band zwei doch seine Interpretation des Miracleman im Silver Age der Comic-Ära wiederspiegeln und den gottgleichen Helden im Finale in das Dark Age der 80er und 90er einführen, welches mit Werken wie Millers Dark Knight eingeläutet wurde. Bislang durften wir leider nur den ersten Schritt dieser Reise miterleben, der zwar in sich schlüssig auch so stehen bleiben kann, aber falls es doch noch irgendwann klappt wäre ich der erste, der auf den Zug mit aufspringt. Laut dem Vorwort in dieser Ausgabe (das ist von 2015) besteht allerdings noch vage Hoffnung, denn dort ist die Rede davon, dass Gaiman & Buckingham aktuell an der Fortführung ihres einstmals gefassten Plans arbeiten und bis Mitte 2019 gab es darüber auch noch regelmäßig Berichte. Ich drücke weiter die Daumen! Und sei es alleine, um den Fortgang von Winters Lebensweg erleben zu dürfen. Mit der „Gute-Nacht-Erzählung“ über ihre Reise als Kleinkind ist Gaiman alleine schon ein kleines erzählerisches Meisterstück gelungen.

Mark Buckingham durfte sich in Sachen Artwork wohl ebenfalls richtig austoben, denn was er uns hier an abwechslungsreichen Stilen mit verschiedensten Einflüssen auftischt hält reichlich Überraschungen für das Auge bereit, auch wenn für mich weiterhin nichts über John Totlebens Artwork am Miracleman geht. Derart angefixt freue ich mich auf meine weiteren Begegnungen mit Mister Gaiman. Ich bin noch am Überlegen, ob ich vorerst die recht aktuelle „Studie in Smaragdgrün“ vom Dantes Verlag sichte, oder mich gleich an sein Opus Magnum, den Sandman wage. Die ersten sieben Bände von Paninis Deluxe-Ausgabe stehen schon hier, Band acht ist auf dem Weg und der abschließende neunte wurde bereits für die zweite Jahreshälfte angekündigt. Vielen weiteren Stunden mit Herr Gaiman als Reiseleiter steht also nichts im Wege.

9/10

Eure Meinungen zum Miracleman? Und was würdet Ihr von Gaiman (abgesehen vom Sandman) sonst noch so empfehlen?

VG, God_W.
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