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Alt 14.04.2020, 17:59   #2058  
God_W.
Captain Rezi
 
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Ich hab momentan echt wieder so viel Spaß beim Lesen, und auch noch so viel grandioses Material hier liegen, dass ich mich geradezu zwingen muss zwischendurch mal ein paar Zeilen dazu zu tippen. Kann also sein, dass ich mich stellenweise extrem kurz halte, damit ich schneller wieder in die Leseecke komme.


Miracleman 3 - Olymp

Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen habe ich nach Band zwei nicht mehr am Miracleman weitergelesen. Vollkommen unverständlich, wenn ich bedenke, wie begeistert ich von den ersten beiden Bänden war. Aber klar, Miracleman ist halt auch nichts, was man mal so eben nebenbei liest, da sollte man schon in Stimmung und auch aufnahmefähig sein. Deshalb habe ich mir, statt einfach zu Band drei zu greifen, auch erstmal einen Re-Read der ersten beiden Bände angedeihen lassen und was soll ich sagen? Meine begeisterte Meinung dazu bleibt absolut bestehen!

Jemand hat mir mal gesagt, dass Alan Moore – denn niemand Geringeres verbirgt sich hinter dem „Originalautor“ - schon vor seinen „Watchmen“ bereits hier eine Demontage des Superheldengenres in Angriff genommen hätte. Das was Mister Moore in diesem dritten Band hier abzieht ist aber nicht nur eine angedeutete Demontage des Superheldencomics, nein, das ganze wird geradezu zerlegt, zerstört und gleichzeitig sowas von auf die Spitze getrieben, ach was auf die Spitze, weit darüber hinaus! Es gab ja bei verschiedenen Superhelden, allen voran natürlich Sups selbst, schon öfter mal Anklänge von kritischen Fragen, was passieren würde, wenn sich ein so mächtiges Wesen zu gottgleichem Herrschertum hinreißen lassen würde, aber hier werden diese Gedankenspiele halt im Moore-Style weitergesponnen.

Mit am spannendsten ist an der Sache, dass unser Held Mike Moran über weite Strecken extrem geerdet daherkommt und sich mit äußerst bodenständigen und familiären Problemen konfrontiert sieht. Fast ein bisschen wie Animal Man Buddy Baker zu seinen besten Grant Morrison-Zeiten. Umso krasser kommen dann die weiteren Entwicklungen daher, auf die ich gar nicht weiter eingehen will. Nur so viel: Moore schreibt mal wieder grandios und, dass er sogar die Warpsmiths aus Band 1 (zum Glück hatte ich den Re-Read gemacht) in nicht nur sinnvoller, sondern sogar zentraler Rolle in einer Star Trek-mäßigen Erstkontaktstory mit einbindet ist schon enorm stark. Er treibt das ganze Thema weiter und weiter, sogar so weit, dass ich mich frage, was Neil Gaiman, der im abschließenden vierten Teil die Autorenarbeit übernommen hat, mit dieser Ausgangssituation noch groß anfangen will? Ich bin äußerst gespannt! Das wird dann übrigens mein erster Kontakt mit Neil Gaiman als Comic-Autor, also bin ich sogar doppelt gespannt.

Dennoch muss ich sagen, dass mir Moores Gedankengänge hier an so mancher Stelle doch ein Stück weit zu abgehoben sind und die Erzählstruktur durch häufige Sprünge, weil uns die Geschichte quasi erst im Nachgang erzählt wird und somit zu großen Teilen aus Rückblenden besteht, sehr zerstückelt daherkommt. Das hemmt den Erzählfluss ein wenig und lässt weit weniger Spannung aufkommen, als möglich gewesen wäre und ein Mitfiebern findet nicht wirklich statt. Diese Kritikpunkte machen Band drei für meine Begriffe zum Schwächsten der dreien, auch wenn das natürlich auf sehr hohem Moore-Niveau stattfindet. Ach ja, John Totlebens fabulöses Artwork ist über jeden Zweifel erhaben!

8,5/10

Im Nachgang gibt es noch einen gelungenen One-Shot von Grant Morrison, was äußerst passend ist, habe ich den Miracleman doch zuvor bereits mit seinem Animal-Man verglichen, und auch die Retro-Story „Ein kleines Wunder“ von Mike Allred fügt sich schlüssig ins Gesamtbild und Lockert das Finale nochmal etwas auf. Weiterhin gibt es einen Schwung Cover und Skizzen zu bewundern, die uns als Bonus spendiert werden, von Seiten der Ausstattung also erneut alles tutti.



Conan der Cimmerier: Jenseits des schwarzen Flusses

In der dritten Ausgabe des europäischen Alben-Conans erwartet uns mit „Jenseits des schwarzen Flusses“ eine Adaption einer der späteren Conan-Stories von Robert E. Howard. Mitte 1935 erstmals veröffentlicht erblickten hinterher nur noch drei weitere Conan-Erzählungen zu Howards Lebzeiten das Licht der Pulp-Magazine. Man könnte also sagen, dass sich Howard zu diesem Zeitpunkt auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft befunden hat und ich muss sagen, die Story ist im Original wirklich toll geschrieben mit einem äußerst stimmigen Opener, in welchem wir den Waldläufer, für mich eigentlich die sympathische Hauptfigur der Geschichte, kennenlernen und außerdem auch schon mächtig Atmosphäre aufgebaut wird. Das ebnet den Weg für einen wahrlich glorreichen Auftritt des größten aller Barbaren – Conan, unser aller Lieblings-Cimmerier.

Die mal wieder mit allerlei mörderischem Getier, gefährlichen Wilden und mächtigen Hexenmeistern bestückte Geschichte ist im Grunde eine klare Metapher zur Eroberung des amerikanischen wilden Westens und der damit einhergehenden Verdrängung der Ureinwohner. Wenn das Ganze dann, wie hier, nicht im „echten“ wilden Westen spielt, sondern in einem Dschungel-Niemandsland zwischen Aquilonien und der Piktischen Wildnis, also irgendwo „jenseits des schwarzen Flusses“, dann liegt der Ausgang zum Glück nicht in den Geschichtsbüchern, sondern im Ermessen des Autors. Was Mister Howard letztendlich draus gemacht hat dürft Ihr selbst nachlesen, entweder in der Original-Erzählung, oder auch in dieser meines Erachtens mal wieder äußerst gelungenen Adaption.

Sowohl Autor Mathieu Gabella als auch Zeichner Anthony Jean, der übrigens auch selbst koloriert hat, sind mir bislang noch nicht begegnet. Ich wusste also gar nicht, was mich bei den beiden erwartet. Das Artwork gefällt mir außerordentlich gut, auch wenn es sicher den ein oder anderen stört, dass Conan mit einem Side- bzw. Undercut unterwegs ist, die Frisur ist sicher nicht jedermanns Geschmack, ich find‘s ganz cool. Aber auch sonst ist das Artwork echt stark. Die Großteils düsteren, aber immer äußerst stimmungsvollen Bilder entführen mich zeitweise in den tiefsten Urwald, wecken bei den Szenen mit den Eingeborenen Erinnerungen an alte Hollywood-Schinken wie beispielsweise King Kong, in anderen Teilen kommt das Western-Genre durch und gerade Michael Manns grandios bebilderter „Der letzte Mohikaner“ schwirrt mir da häufig durch den Kopf. Echt rundum gelungen.

Auch sehr gut gelungen, aber für mich leider nicht ganz perfekt, ist Mathieu Gabellas Adaption der Geschichte. Grundsätzlich ist er von Anfang bis Ende sehr dicht an Howards Vorlage, was ich absolut befürworte, allerdings gibt es so ein bis zwei Szenen, die eher bei den leiseren Tönen angesiedelt sind und Howards Geschichte ein starken, gefühlvollen Einschlag und einen Schuss Wehmut verleihen, die man meiner Ansicht nach etwas besser hätte herausarbeiten können. Aber hey, jammern auf sehr hohem Niveau! Ich habe das Teil genossen und werde das Abenteuer sicher bei Zeiten mal wieder zur Hand nehmen.

8/10

Bevor ich’s vergesse: Mit ganzen 11 Seiten Bonusmaterial in Form von Skizzen, entwürfen aber auch einer dreiseitigen Entstehungsgeschichte zu Howards Originalgeschichte ist das Album mal wieder erstklassig ausgestattet.



Geschichten aus dem Hellboy-Universum: B.U.A.P. – Die Froschplage 2

Na da war ich doch mal ganz hart zu mir selbst und habe mit der Lektüre des zweiten Sammelbandes zur B.U.A.P. gewartet bis ich auch den dritten im regal hatte. Nein, bis zum vierten zu warten war keine Option, bin ja kein Masochist! Also voller Freude auf das über 400 Seiten starke Paket gestürzt, dass Cross Cult hier wieder gewohnt hochwertig mit 30 Seiten Bonusmaterial und Lesebändchen in ein Hardcover geschnürt hat. Versammelt sind wieder drei Einzelbände, weshalb ich zu jedem kurz ein bis zwei Zeilen hierlassen möchte.

Teil 1 – Die Toten
Nach einer Eröffnung mit Knalleffekt lernen wir mit Captain Benjamin Daimio den neuen Chef der Einsatztruppe kennen. Das geht nicht reibungslos vonstatten, die kleinen Zankereien, vor allem mit Liz, machen aber ungeheuer Laune! Im weiteren Verlauf der äußerst abwechslungsreichen Horror-Tour de Force stehen neben Liz Sherman vor allem Abe Sapien, Roger der Homunkulus und Johann Kraus im Zentrum der äußerst abwechslungsreichen Stories. Die Autoren Mike Mignola himself und John Arcudi haben echt ganze Arbeit geleistet, denn hier kommt wirklich jeder Horror-Fan auf seine Kosten. Ob klassische, teils wehmütige Schauergeschichten, harter Gore oder wirklich blanker entsetzlicher Horror, hier wird alles geboten. Dabei kommen weder blutige Details, noch in guten Dosen eingestreuter Humor zu kurz. Grandioser Start!

Teil 2 – Krieg der Frösche
Das dürfte so manchem Kunden einen Jubelschrei entlockt haben, war dieser zweite Band doch in der limitierten und bereits lange vergriffenen Sammlung „Geschichten aus dem Hellboy Universum 2“ enthalten, und somit auf deutsch nur zu horrenden Sammlerpreisen zu bekommen.

Der Name ist hier Programm, und so geht es in den einzelnen Geschichten auch hordentlich zur Sache. Nahezu alle B.U.A.P-Mitglieder kommen in den actionreichen Schlachten zum Zuge. Wirklich jeder hat seinen großen Auftritt und von riesenhaften Drachenmonstern (Nessie, bist Du‘s?) über Lovecraftsche tiefe Wesen bis zu drohender Gefahr durch Sektenähnliche Scharlatanerie mit Todesfolge bzw. Verwandlung ist einiges vertreten. Ein besonderes Highlight ist die sehr deutlich an Ridley Scotts Alien angelehnte Episode mit den Marines auf dem Schiff auf hoher See, wahnsinnig Spannend!

Teil 3 – Die Schwarze Flamme
Aaaa, ganz schwierig was zu schreiben ohne groß zu spoilern. Auf jeden Fall spitzt sich die Lage ordentlich zu. Ein neuer, großer Gegner schart die grünen Horden um sich, auf Seiten der B.U.A.P. sind schwere Verluste zu verzeichnen und sowohl Abe als auch Liz sind der Verzweiflung nahe, zweifeln an sich selbst und an ihren Fähigkeiten, sowie an dem Sinn hinter allem. Eine ganz haarige Situation, gerade jetzt, wo eine derart gewaltige Schlacht vor der Tür steht…

Ja, das war insgesamt mal wieder ein grandios wilder Ritt durch die Pulp-Genres, der noch mahr Spaß gemacht hat als Band eins! Den Großteil der Zeichenarbeit hat Guy Davies tadellos und auch mit einigen Highlights sauber umgesetzt, beim Mittelteil durften auch andere illustre Gesellen wie Peter Snejbjerg, John Severin oder Herb Trimpe an den Zeichenstift. Alles sehr atmosphärisch und entsprechend abwechslungsreich fürs Auge. Abgerundet mit einer kurzen Charakterübersicht, sodass sich wirklich jeder schnell zurechtfindet, und einem Vorwort von Scott Allie hat Cross Cult hier wieder Balsam für das geneigte Fan-Herz produziert.

8,5-9/10



BLAME! Master Edition 5

Mit brutaler Action und reichlich Geschwindigkeit, wenn auch nicht mehr so atemberaubend wie zu Beginn (oder gewöhnt man sich einfach dran?), geht es weiter im Takt. Die ein oder andere nebenbei fallengelassene Info lässt mich weitere Vermutungen über Killys Herkunft anstellen. Ansonsten lerne ich wieder Neues über die wahrlich gigantische Welt, in der wir uns bewegen, und auch die die zeitlichen Dimensionen lassen mir die Birne schwurbeln. Das macht dann einige Dinge wieder rätselhafter als gedacht, auch wenn ich an anderer Stelle das Gefühl hab weiter zu kommen. Ganz schön verzwickt das alles.

Dazu kommen mit Dhomochevsky und Iko quasi ganz kurz vor Schluss nochmal zwei neue Charaktere mit reichlich Screentime ins Spiel. Nichtsdestotrotz kann man sich nie sicher sein, wer auf der nächsten Seite zerfetzt wird, wer überlebt und, wer auf der nächsten Seite zerfetzt wird, aber dennoch überlebt. Nach welchen Regeln das abläuft habe ich noch immer nicht ganz geblickt, also wer da jetzt bei welchem Schaden wiederhergestellt werden kann und wer nicht. Bin gespannt, ob das noch klarer wird und das Finale steht ja jetzt auch vor der Tür. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, wie Sensei Nihei in einem einzelnen Band meine ganzen Fragezeichen auflösen will. Ich bin gespannt!

7/10

VG, God_W.
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