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Alt 06.04.2020, 20:57   #4140  
Crackajack Jackson
Comic Tramp & Nuff!-Mod
 
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Die Diskotheken machen wieder auf (oder habe ich das nur geträumt?)
Reisebericht: Crackajack in Russland

Ich fahre los.
Eine ganze Woche habe ich wiede auf diesen Abend gewartet, meine ganzen Erwartungen und Lebensenergie auf diesen einen Abend, ja diese zwei Stunden verlegt.
Mein Bruder sagte gestern zu mir:" Was machst Du heute?"
"Nichts"
Er: " Ich gehe heute Abend in Limburg erst ein bisschen ins Studio, danach noch mal in Limburg ein paar Bier trinken und dann noch eine Pizza essen. Und was machst Du? Sitzt daheim bei deiner Frau. So würde ich verrückt werden. "
Ja, das gibt mir zu denken. Verpasse ich irgendwas? Zieht das Leben an mir vorbei.?
Keine Ahnung . Heute ist Samstag und heute habe ich zwei Stunden die mir gehören.
Trotzdem habe ich Angst. Ist es die richtge Entscheidung. Das Empire eröffnet heute. 265 Leute habe auf Facebook zugesagt. 800+ Leute sind interessiert.
Um 20:15 verlasse ich das Haus und fahre erst mal zum Rewe nach Diez. Dort versorge ich mich mit dem Nötigsten. Zahnpasta, Schamoo, Nivea Creme und einer Packung Mangos, die ich gleich auf dem Parkplatz verzehre. Die schmecken richtig gut. Dann zur Aral Tankstelle: Ein Turborg. Meine Kassiererin ist nicht da. Egal. Ich fahre noch ein bisschen durch die Gegend und dann zum Empire. Es ist noch nicht mal halb zehn und der Parkplaztz ist schon voll. Scheint, als habe ich die richtige Entscheidung getroffen. Ich brauche nur 2 oder 3 Bier, Musik und etwas Platz. Das hoffe ich auf dem Russian Clubbing in der Fabrik zu bekommen.
Trotzdem habe ich Bedenken. Spielen sie erst mal russische Volkslieder? Ist da die Russenmafia zu Gast?
Das Event hat vier Likes auf Facebook, eines davon ist von mir.
Ein Like ist von einer russischen Frau, Na dya, so um die 30, braune Haare, Single. Genau mein Typ. Das verringert meine Bedenken. Ich denke mir:Geh mal hin, wenn Du nicht reingelassen wirst, kannst Du immer noch ins Empire fahren ( was dann natürlich überfüllt sein wird.) Um 22 Uhr habe ich mein Auto in einer Seitenstraße mit etwas Abstand zur Fabrik geparkt und gehe die 6 min zu Fuß, vorbei an einem Imbiss, den ein Mieter von uns betreibt.
Dann kommt die Stunde der Warheit . Ich gehe zum Eingang der Fabrik und öffne die Tür.
2 Russen stehen vor mir und winken mich durch. Ich gehe durch noch eine Tür und dann zur Kasse. 10 Euro sagt das Mädchen. Ich bezahle und werde mir bewusst, dass ich noch meine Jacke anhabe. Zum einen , weil das cooler ist, zum anderen, weil es doch kalt draußen war. Also wieder durch die Tür, auf der Ausgang steht und zur Garderobe. Da stehen noch die zwei Russen und fragen die Kassirerin, "Wer macht heute die Garderobe?". Die Kassiererin: " Das mache ich auch". Ich zahle noch mal zwei Euro für meine Jacke und gehe rein. Immerhin habe ich ein schickes Armband verpasst bekommen, dass ich den Eintritt bezahlt habe. Ich bin positiv überrascht. Richtig gute Musik. Kenne zwar da Lied nicht, aber eine Mischung aus Hip Hop und Techno schallt mir entgegen. Jetzt aber zur Theke. Da steht meine Bardame, die ich noch von letzter Woche kenne. Sie kennt mich auch noch und ich erzähle ihr die Story vom Geschäftsführer. Als ich an die Stelle komme, wo ich das Personal lobe, schaue ich ihr direkt ins Gesicht. Ich weiß, gleich wird sie lachen. Als ich sage: Natürlich war die Frau an der Theke besonders nett, weiß ich schon vorher: Gleich lacht sie.
Ein tolles Gefühl, genau zu sehen , wie sich ihr Gesicht verändert und sie lacht und strahlt.
Wirklich schön. Der Abend hat sich jezt schon gelohnt. Kurz darauf verabschiede ich mich und gehe mit meinem Bier zu einem Stehtisch, die Tanzfläche liegt jetzt zwischen uns.
Ich stelle mein Bier hin, gehe auf die Tanzfläche (außer dem Personal bin ich der einzige in der Diskothek) und fange an zu tanzen. Es ist genau meine Musik.
Ich habe noch keine zwei Lieder getanzt, da spüre ich, wie mich jemand an der Schulter von hinten berührt. Es ist die Bedienung , die mir meine Garderobenkarte gibt, die ich anscheinend irgendwo verloren habe. Ich wil sie noch fragen wo, aber da ist sie schon wieder hinter ihrer Theke verschwunden. Egal. Ich tanze weiter.
Kurz darauf kommen die ersten Gäste. Es sind drei Mädels, die nach kurzer Zeit auf die Tanzfläche kommen und mit mir tanzen. Wir bilden ein Viereck und jeder macht seine Bewegungen . Ich etwas extrovertierter. Nach ein paar Liedern gehen sie von der Tanzfläche an die Theke.
Ich tanze weiter . Alleine auf der Tanzfläche und nach und nach kommen ca. 50 oder 60 Leute, wahrscheinlich alles Russen und bevölkern die Diskothek. Egal, Hier gilt es Aufklärungsarbeit zu leisten. Ich entdecke meine russische Seele und erinnere mich an alle Bücher von Dostojewski. Ich tanze als wäre das mein letzer Abend auf diesem Planeten.
Nachdem ich eine dreiviertel Stunde alleine auf der Tanzfläche war, kommen zwei der drei Ladies zurück und tanzen. Dann kommt der erste Russe auf die Tanzfläche. Wir haben beide die selbe Frau im Visir und sie ist so schlau und tanzt direkt zwischen uns. Ich sehe ihn an. Er tanzt wirklch sehr einfach: Arme in die Luft und ein bisschen mit den Füßen hin und Her.
Ich will zu ihm gehen, ihn umarmen und Brüderschaft mit ihm trinken. Ich strahle über das ganze Gesicht. Hier ist Atmosphäre. Nach einer weiteren halben Stunde passiert es dann. Eine Frau, ganz in schwarz gekeidet, betritt die Tanzfläche. Sie kann tanzen, dass sehe ich sofort. Sie tanzt einmal um mich herum und ist dann wieder verschwunden. So geht es eine zeitlang., zwischendurch umarmt sie immer mal ein paar Ladies auf der Tanzfläche und dann zieht sie wohl ihre blonde Freundin auf die Tanzfläche. Die zwei tanzen. Die in Lack und Leder ziemlich offensiv, ihren Freundin normal.
Es ist Krieg auf der Tanzfläche. Sie und ich. Sie wirft ihren Arm in die Luft, geht , tanzt, klascht in die Hände und verteidigt ihr Terrain. Ich versuche mir meine Freude nich anmerken zu lassen. Es geht aber nicht. Endlich habe ich eine Wesensverwandte gefunden . Wir tanzen nebeneinander, umeinander, lachen uns an, als wären wir zwei Kindergartenkinder, die sich zum ersten mal sehen. Es ist Spannung da.
Leider ist es schon spät. Also nehme ich meine Bierflasche, bringe sie zur Theke, verabschiede mich da und fahre überglücklich nach Hause.
Zu Hause angekommen drückt die Blase. Ich springe über das Mäuerchen und laufe in meinen Garten. Dort erleichtere ich mich, während ich in die sternenklare Nacht schaue. Es ist noch warm und ich denke. "Yo, ich lebe und verpasse wirklich nichts auf der Welt, solange ich diese zwei Stunden am Samstag habe. "
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