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Alt 27.03.2020, 00:03   #1978  
God_W.
Captain Rezi
 
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Schon lange keinen Ausflug nach Fernost mehr gemacht und da ich ja nicht immer nur Taniguchis lesen kann hab ich mal einem für mich neuen Mangaka eine Chance eingeräumt.

BLAME! Master Edition 1

Ich habe mich vorab ganz bewusst so gut wie gar nicht über BLAME! Informiert, wollte mich quasi überraschen lassen. Auf der Suche nach neuen Manga, die in mein Beuteschema passen könnten habe ich natürlich schon mitbekommen, dass Tsutomu Niheis Werk von vielen als Meisterwerk oder moderner Science-Fiction-Klassiker betitelt wird und im Genre des Cyberpunk angesiedelt ist. Mir als ‘82er Jahrgang wurde das Subgenre des Cyberpunk mit Ridley Scotts Blade Runner Adaption ja sozusagen in die Wiege gelegt, also war es klar, dass ich auch so ein hochgelobtes Werk wie BLAME! Mal in Angriff nehmen muss. Also los.

Wham! Wahnsinns Optik, Mörder-Speed und ganz ganz viele Fragezeichen! So könnte man mein erstes BLAME!-Erlebnis zusammenfassen. Das herausragende Artwork in Hochglanzoptik ist irgendwo zwischen Matrix und H. R. Giger angesiedelt und das enorme Tempo, welches zu großem Anteil vermutlich auch dem weitgehenden Nichtvorhandensein von Text geschuldet ist, erinnert mich an den ersten Akira-Band. Kernfigur ist ein Junger Typ namens Killy und der kämpft sich in einem riesigen Bunker/Hochhaus/Sci-Fi-Knast/Megacity-Gebäude/Hive-Gebilde WASAUCHIMMER von Stockwerk zu Stockwerk um Menschen mit sogenannten Netzwerkgenen zu finden. Was der Sinn dahinter ist, wie diese Welt tatsächlich aufgebaut ist, wie es dazu kam (sollte es denn wie vermutet in der Zukunft spielen), welche von den Wesen, die sie bevölkern die Guten und wer die Bösen sind? Keinen blassen Schimmer! Fragen über Fragen, und das sind nur ein paar wenige der ganzen Fragezeichen, die über meinem Kopf beim Anschauen (lesen kann man das ja fast nicht nennen) aufgeploppt sind. Aber schlimm war das nicht, im Gegenteil! War ein echt cooles Actionfeuerwerk, ein überraschendes Erlebnis und ein optischer Leckerbissen vom allerfeinsten! Das hilft natürlich alles nix, wenn die Geschichte sich hinten raus nicht entwickelt und keine Erklärungen und Überraschungen zu bieten hat. Das werden ja allerdings erst die nächsten Bände zeigen, was eine Bewertung dieses Starters echt schwierig macht. Ich geb jetzt einfach mal eine gut gemeinte…
7/10
Sollte sich das hinten raus als Luftnummer mit optischen Reizen entpuppen könnte das aber auch schnell auf 4-5 absacken, oder bei grandioser Pointe in Richtung Meisterwerk aufsteigen. Ich bin echt gespannt!


Sláine 2 - Drachenbeute

Ja, ich hatte mit Band 1 dermaßen viel Spaß, und bin gerade irgendwie im „Barbarenmodus“, also ließ ich nicht allzu viel Zeit vergehen und habe schleunigst zu Band 2 gegriffen.

Erster Kommentar meiner Frau: „Ich denke Du liest was keltisches?“
Ich: „Ja, Sláine ist ein mystischer Keltenkrieger.“
Sie: „Weshalb ist dann Jack Nicholson mit – Hier ist Johnny! – auf dem Cover?“
Ich: AUGENROLL

OK, ein bisschen hat sie vielleicht Recht, aber natürlich habe ich mich dennoch voller Elan auf die Lektüre gestürzt. Los gings ganz Genretypisch mit der ziemlich cool erzählten „Creature of the Month“-Story Der Gestaltwandler. Gezeichnet wurde diese, wie „leider“ auch der folgende Mehrteiler Himmelswagen von Mike McMahon, dessen Artwork mir im ersten Band am wenigsten zugesagt hat. Wie in der Rezi zum Erstling schon erwähnt ist das natürlich Geschmackssache und grundsätzlich jetzt auch kein Beinbruch, denn der Stil an sich passt irgendwie schon ganz gut zu Sláine, trifft halt nur nicht meinen Geschmack.

Was aber sehr meinen Geschmack trifft ist der weitere Fortgang der Geschichte, schon mit bereits erwähntem Himmelswagen. Hier haben wir nämlich den ersten größeren Storybogen, der so richtiges Abenteuerfeeling im Sinne einer großen Reise aufkommen lässt. Luftschiffe, Piraten, große Zauber und gefährliche Gegner. Da wird schon echt viel geboten, was das Fantasy-Herz begehrt, allerdings bekommen auch die Charaktere so nach und nach etwas mehr Tiefe, Widersacher, die uns scheinbar noch länger begleiten werden, werden etabliert und im Gegensatz zu „Standard-Fantasy“ schwingt da immer eine dicke Prise respektloser und frecher Sláine-Humor mit.

Der Himmelswagen leitet dann auch direkt nahtlos in den finalen und namensgebenden Storybogen [b]Drachenbeute[/] über, der zu meiner großen Freude wieder von Massimo Bellardinelli auf die Seiten gebracht wurde. Das nicht nur coole, sondern auch mit einigen Innovation aufwartende Drachendesign bringt der gute Mann perfekt zur Geltung und auch die so langsam anziehende Gewaltschraube macht mir echt Spaß. Waren die brutalen Szenen in den ersten Geschichten doch eher im Rinnstein, also im Off zwischen den Panels untergebracht, so bekommt man spätestens jetzt auch ab und an mal etwas barbarentypischen Gore geboten. Dennoch dient das auch alles dem Erzählerischen, was durchweg äußerst unterhaltsam daherkommt. Größte Stärke sind für mich aber all die ungewöhnlichen Ideen, die in das Worldbuilding und einfach das gesamte Umfeld eingeflossen sind. Offenbar gibt es für viele dieser Ideen historische bzw. mythologische Einflüsse, die sich Mister Mills auf seine eigene, äußerst charmante Weise zurechtgebogen hat, aber da hilft der stets versierte Übersetzer beim Verständnis immer gerne nach. Das wirkt alles so kreativ und frisch, dass es eine wahre Freude ist! Allein die Drachenfarmgeschichte… Ach, ich fang schon wieder an zu spoilern. Am besten Ihr lest das Teil alle selbst! Ich mache mich demnächst auf jeden Fall mal an Band drei.
8,5/10


BLAME! Master Edition 2

In der Hoffnung einige der Fragezeichen aus dem ersten Band aufzulösen hab ich mich umgehend über den zweiten Teil hergemacht. Die Optik ist weiterhin der Hammer und die enorm dynamischen und auch vom Gewaltgrad keineswegs zimperlichen Actionszenen kommen Schlag auf Schlag. Das Tempo bleibt also weiterhin über weite Strecken enorm hoch! Zwischendrin gibt es diesmal kleine Verschnaufpausen und es werden weitere Fraktionen wie die Schutzwehr, die Elektrofischer und die Pflanzer etabliert. Manche davon scheinen uns noch länger zu begleiten, bei anderen bin ich mir nicht sicher, ob wir die nochmal wieder treffen, würde mich aber freuen.

Fragezeichen wurden allerdings genau gar keine gelöst und die Ganze Welt in der wir mit Killy und Cibo (ja, da gibt es mittlerweile einen Sidekick) unterwegs sein dürfen bleibt für mich noch enorm undurchsichtig. Was ist da bloß passiert? Und weshalb ist es so wichtig für Killy diese sogenannten Netzwerkgene zu finden? Was SIND Netzwerkgene überhaupt? Naja, mal abwarten, sind ja noch einige Bände Zeit. Die Wertung fällt aus den bei Band eins genannten Gründen vorerst natürlich genauso aus.
7/10


Batmans größte Gegner Anthologie

Na da hat Panini mit ganzen 460 Seiten ja ein richtig fettes Paket geschnürt, dass für jeden Batman Neuling (und vielleicht auch den ein oder anderen Veteranen) ordentlich was zu bieten hat. Ich als Newbie habe auf alle Fälle bei den reichlich vorhandenen redaktionellen Seiten zu den besprochenen Bösewichten eine Menge gelernt (und mich leider auch 1-2 mal gespoilert). So tragisch war das aber nicht, werde einfach versuchen dieses Wissen etwas auszublenden. Von den immerhin 32 besprochenen Gegnern des dunklen Ritters kannte ich noch nicht mal alle. Wer wissen will, zu wem es alles eine kleine Abhandlung gibt und welche Stories enthalten sind: Darf ich hier ein Bild des Inhaltsverzeichnisses posten?

Die Geschichten sind von den Erscheinungsjahren jetzt nicht so weit gefächert wie noch bei den Anthologien zu Batman oder dem Joker, aber immerhin ist von 1978 bis 2013 immerhin ein Zeitraum von 35 Jahren abgedeckt, auch wenn das Gros der Comics aus den 90ern stammt. Überschneidungen mit anderen Panini-Anthologien gibt es übrigens nicht, was natürlich auch schade gewesen wäre, aber insgesamt muss ich wirklich sagen, dass ich die Auswahl der Stories als äußerst gelungen empfinde! Ich will jetzt nicht auf jeden einzelnen Beitrag eingehen, aber das ein oder andere Highlight kann man schon hervorheben.

Des Riddlers Einsatz als Privatdetektiv in Detective Comics 822 hat mir beispielsweise äußerst gut gefallen. Genau die richtige Mischung zwischen spannender Knobelgeschichte und dem Riddlertypischen Humor. Masken (Original: Faces), die dreiteilige Two-Face Story aus den Legends of the Dark Knight hatte ich zwar im vergangenen Jahr erst gelesen, hat mir bei dieser Zweitsichtung sogar nochmal einen Tacken besser gefallen, was vor allem der Noir-artigen Optik geschuldet ist. Dazu ist die Druckqualität hier auch ein wenig besser, als noch im Carlsen Paperback „Die Insel der Freaks“.

Ein besonders erfreuliches Erlebnis hatte ich bei Catwoman 5 von 2002. Dazu muss ich sagen, dass ich diese Anthologie über einen längeren Zeitraum gelesen habe, immer mal abends eine Geschichte, und dazwischen immer komplette Bände anderer Reihen oder Einzelbände. Wie es der Zufall so wollte hatte ich da, ob meiner Vorliebe für Catwoman, gerade Band 36 der DC Graphic Novel Collection – Die Fährte der Katze - am Schlafittchen, als ich in der Anthologie zu dieser Geschichte kam. Jetzt sind in dem Band der DC Graphic Novel Collection zwei mehrteilige Geschichten von Brubakers äußerst starkem Run an der Katze versammelt, den Bauchschuss dazwischen, besagte Nummer 5 (nein, nicht der Roboter) lässt der Band aber vermissen. Da hat es ja gepasst wie die Faust aufs Auge, dass ich das fehlende Einzelheft, welches den beiden längeren Geschichten übrigens in nichts nachsteht, mit dieser Anthologie geliefert bekommen habe. Top!

Ganz stark fand ich auch meine Erstkontakte mit Bane und Killer Croc, Scarecrows „Stadt in Angst“ bot ein schönes Gipfeltreffen mehrerer Villains, Poison Ivy ist immer charmant und die Weihnachtsgeschichte mit den Gotham City Sirens sorgt für einen runden Wohlfühlabschluss. Auch beim Rest sind keine Totalausfälle zu verzeichnen, auch wenn das Artwork nicht immer meinen Geschmack getroffen hat, so zum Beispiel beim Pinguin-Zweiteiler. Aber, dass nicht jeder alles feiern kann haben solche Anthologien ja so an sich. Insgesamt bin ich von der Sammlung schwer begeistert und werde mir sicherlich so manche Leseempfehlung zu den besprochenen Charakteren, da gibt es nämlich zu jedem Gegner Batmans 2-3 weiterführende Vorschläge, zu Herzen nehmen.
8,5/10


Witchblade – Sammelband 1

Na da wurde es auch endlich mal Zeit, immerhin habe ich diesen ersten Sammelband zur Mitte der 90er Jahre beim Image Verlag erschienenen Comicserie bereits 2018(!) von meinem Weihnachtswichtel geschenkt bekommen! Die Geschenkauswahl begründete sich damals hauptsächlich, weil ich mit Spawn ja einen weiteren, halbwegs vergleichbaren Image-Titel zu meinen Favoriten zähle und zwischen den beiden, also Witchblade und Spawn, gibt es auch noch ein Crossover, welches mir der liebe Wichtel, neben einem ganzen Schwung weiterer Sachen, gleich noch dazu kredenzt hat. An dieser Stelle nochmals vielen Dank dafür!

Ja, Witchblade ist ein typischer 90er Jahre Actioner in bestechender Image Optik was soviel bedeutet wie viele ikonisch anmutende Splashpages, muskelbepackte Typen und – vor allem – äußerst kurvenreiche Ladys mit Mörder-Boobs und wenig Klamotten. Na und, macht zwischendurch echt auch mal Spaß!

Was ist Witchblade? Der Comic ist eine Action-Krimi-Serie mit übernatürlichem Einschlag, die in ihrem Style und der Stimmung ein wenig an Adrian Pauls Highlander-TV-Serie erinnert, oder vielleicht auch an Streifen wie Dark Angel mit Dolph Lundgren oder Spacecop L. A. mit James Caan. Ich weiß, das ist alles schon unterschiedlich, aber die transportierte Stimmung geht bei mir irgendwie in eine ähnliche Richtung, denn da steht immer auch ein gutes Stück Detektiv- oder Polizeiarbeit im Mittelpunkt, neben den Sci-Fi oder Fantasyeinflüssen. So auch hier, denn die Protagonistin, die extrem heiße Polizistin und Kampfsportlerin Sara „Pez“ Pezzini versucht den Sumpf von New York ein bisschen sauberer zu halten. Ob sie undercover Drogendeals infiltriert, oder sadistische Serienkiller jagt, sie ist immer mit Herzblut bei der Sache.

Bei einem Ihrer Einsätze, der einen desaströsen Verlauf nimmt und für ihren Partner alles andere als gut ausgeht kommt sie vermeintlich durch Zufall mit der namensgebenden Witchblade in Kontakt. Eine mystische Waffe, ein Handschuh, der ganz besondere Kräfte verleiht und je nach Situation sogar zu einer undurchdringlichen Rüstung heranwächst. So geistert die Witchbade schon seit sehr sehr langer Zeit durch die Jahrhunderte und sucht sich in jeder Generation einen Träger, der ihrer würdig ist.

Schon ein cooles Teil, bei dem allerdings deutlich mehr Wert auf Optik, als auf Dramaturgie gelegt wurde. Langweilig sind diese ersten acht Hefte zwar nicht, aber da wäre doch noch wehr drin gewesen. Dafür ist Michael Turners Artwork schon echt stylisch, auch wenn seine Männlichen Charaktere eigentlich alle das gleiche Gesicht haben und nur an der Haarpracht auseinanderzuhalten sind. Das fand ich ab einem gewissen Punkt eher witzig als störend. Die Protagonistin ist eine coole Socke und man ist gerne mit ihr unterwegs, wundert mich nicht, dass es für Witchblade Anfang der 2000er sogar für eine kurzlebige (2 Staffeln) TV-Serie gereicht hat, die ich allerdings nie gesehen hab. Das Teil hat auf jeden Fall Spaß gemacht, auch wenn es bei weitem kein Meisterwerk darstellt.
6,5-7/10
PS: Auf das Spawn-Crossover freu ich mich jetzt auch schon sehr!

VG, God_W.
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