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Alt 20.03.2020, 07:56   #155  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 31




Dies ist eine untypische Superheldenstory. Stan Lee hat aber etwas Ähnliches schon einmal ausprobiert: in FV # 9 nämlich, dort wird das Quartett einfach wirtschaftlich ruiniert (bevor sich die Sache dann in eine ganz andere Richtung entwickelt). Hier nun haben sie es mit einem Gegner zu tun, der keine Kosten scheut, um den FV Fallen zu stellen und sie zu manipulieren. Natürlich entwirft die Story eine stark vereinfachte Finanzwelt, wo ein Konflikt einfach mit Hilfe einer Wette gelöst wird: Wenn es ihm gelingt, die vier Helden zu besiegen, darf der Wettsieger die beiden härtesten Konkurrenten übernehmen.

Gregorius Hungerford Gideon (leider nicht Gideon III., was erklären würde, wo sein vieles Geld eigentlich herkommt) hat sich, wie wir das schon kennen, eine mehrstufige Strategie zurechtgelegt, um die FV auszuschalten. Erst treibt er einen Keil zwischen sie und hetzt sie aufeinander. Das klappt überraschend gut; man wundert sich, denn sie haben schließlich zusammen schon gut 30 Abenteuer bestanden. Ändert nichts daran, daß sie sich auf ein Gerücht hin sofort mißtrauen.

Die FV haben sich gegenseitig schon beinahe ausgeknockt, da wird Gideons zweiter Plan umgesetzt: die Zeitmaschine, die sie verschwinden lassen soll. Damit gelten sie dann als endgültig besiegt. Die beiden Stufen haben eine erzählerische Funktion, daher wirken sie nicht recht überzeugend. Der auf dem Cover angekündigte „Familienkrach“ soll für die Action sorgen; es ist ja für sich genommen attraktiv, die FV gegeneinander kämpfen zu lassen. Genau genommen kämpfen Reed und Sue gegen Ding und die Fackel.

Der Kniff mit der Zeitmaschine sorgt dann für das melodramatische Element der Story. Gideon ist natürlich ein Workaholic, dem seine Familie ebenso aus dem Blickfeld geraten ist wie jede andere persönliche Beziehung. Das daraus entstehende Problem wird ziemlich ausführlich vorbereitet. Mit seiner Frau streitet Gideon mehrmals über seine zweifelhafte Berufsmoral und die Auswirkungen, die sie auf seine Angehörigen hat. Doch erst, als sein Sohn versehentlich in die Zeitmaschine gerät, erkennt er, daß er im Begriff ist, seine Familie zu zerstören. Wie genau sein Sohn zurückkehrt, wird nicht deutlich. Plötzlich ist er, an der Hand von Ding, wieder da.

Daß Seiten fehlen, kann ich trotzdem nicht erkennen. Die Story hat den Standardumfang von 20 Seiten. Der Beobachtung, daß es inhaltliche Löcher gibt, stimme ich dennoch zu. Gelungen finde ich den Einstieg mit dem bösen Geschenk, das Ding von der Yancy-Street-Bande verehrt wird – eine Beatles-Perücke. Schon Mitte der 70er Jahre, als ich diese Geschichte erstmals gelesen habe, kannte so etwas niemand mehr. Dings Wutausbruch über die Yancy-Leute und die Wendung, daß er von der Perücke absolut begeistert ist (obwohl sie ihm überhaupt nicht steht) werden trotzdem sehr amüsant in Szene gesetzt. Was die Zeichnungen betrifft, kann ich mich nur wiederholen: Jack Kirby und Chic Stone sind ein starkes Team!
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