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Alt 22.02.2020, 15:19   #469  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Marvel Deutschland) 150 und 151
(= Der mächtige Thor 75)

Erscheinungstermin: 1998

Originalausgabe:
1) Thor # 157

Story-Titel:
1) Nach ihm… Ragnarök!

Original-Storytitel:
1) Behind him… Ragnarok!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



War klar, daß der Abschluß des Ragnarök-Mehrteilers etwas enttäuschend ist. Odin betritt die Bühne und macht dem Spuk (so könnte man es tatsächlich sehen) auf wenig mehr als einer Seite ein Ende. Das Wüten von Mangog hat einen fast waschechten Vierteiler abgegeben. Blickt man jedoch auf den Anfang in US-„Thor“ # 172 zurück, dann muß man feststellen, daß zudem so viele angefangene Handlungsfäden nicht mehr fortgeführt wurden, daß das Ganze auf jeden Fall keine runde Story ergibt.

Erstens: Was wurde aus Ulik, und warum hat ihn Mangog bei seiner Befreiung nicht sofort plattgemacht (abgesehen davon, daß das mit dem Comics Code vielleicht nicht vereinbar gewesen wäre)? Zweitens: Warum ist zu Beginn Hela aufgetaucht, um Thor seinen Tod anzudrohen, dann aber nicht mehr, obwohl Thor dem Tod da näher ist als anfangs, als er sich aufmacht nach Asgard? Drittens: Was wurde aus den Stürmen auf der Erde, die ihren Untergang ankündigten? Man kann sich zwar denken, daß sie nach Mangogs Ende wieder abflauen, aber als Angehöriger des Menschengeschlechts hätten mich da doch ein paar Details interessiert. Und im übrigen nimmt Loki, der zur Entfesselung von Mangog zumindest indirekt beigetragen hat, am Ende einfach die Beine in die Hand, statt daß er für seinen Verrat bestraft oder auch nur benannt wird; immerhin hat er, während Odin schlief und die übrigen Asen mit der Abwehr von Mangog beschäftigt waren, einfach den Herrscherthron okkupiert. Doch so oder so – man hätte sich denken können, daß Loki bald mit einem neuen teuflischen Plan auf der Matte stehen wird.

Wir sehen nun Asgard zunehmend in Auflösung begriffen. In dieser Situation erzählen Lee und Kirby zumindest eine Nebenhandlung zuende: Karnilla verliert das Tauziehen um Balder. Die Zombie-Krieger, die ihn niederzuringen versuchten, erwachen wieder zum Leben und verbünden sich mit ihm. Karnilla sendet sie mit einem Zauberstrahl nach Asgard, wo sie sich an der Verteidigung beteiligen. Mangog gräbt sich in die Götterstadt hinein. Selbst mit vereinten Kräften ist er nicht aufzuhalten. Nun werden wir Zeuge, wie Loki flieht, um sein Leben zu retten. Thor, Sif und der Chronist (von Rigel) sammeln sich um das Odinschwert, um hier Mangog zu erwarten. Doch sie können nicht verhindern, daß das Monster das gigantische Schwert ergreift und aus der Scheide zu ziehen beginnt. Wie der Chronist dem Betrachter erklärt, erzeugt Thor nun einen Sturm, der schließlich Odin aufweckt. Der stellt klar, daß Mangog nur ein „lebendes Gefängnis“ für seine Rasse ist, die Odin einst besiegt hat. Seine Gewalt war nur Illusion (erinnert mich ein bißchen an den Grüffelo). Wir sehen, wie sich der Dunst, in den Mangog verwandelt wurde, auf irgendeinem Planeten wieder manifestiert und daraus eine Bevölkerung wird, die dort – nach dem Urteil Odins – friedlich leben wird. Jubel in Asgard, Happy End!

Dieses ganze Heft ist in der „Spinne-Schuber“-Version mangelhaft reproduziert, also wahrscheinlich aus einem gedruckten Heft heraus. Auffällig ist, daß alle Seiten mit dem Kürzel „TSS/“ und der Seitenzahl handschriftlich markiert sind. In dem Hachette-Band stehen dagegen gute Druckvorlagen zur Verfügung. Ansonsten kann ich nur wiederholen, was ich oben schon festgestellt habe: Jack Kirby gibt sich bei der Vermittlung der Katastrophe ordentlich Mühe, und das kann man auch von Inker Vince Colletta behaupten. Kein Cliffhanger, sondern ein gelöster Abschluß, ähnlich dem Bankett der Gallier in „Asterix“. Ich will nun dennoch auch die beiden nächsten Ausgaben noch betrachten, weil damals Condor hier eingesetzt hat und sie den ganzen Marvel-Mythos von Thor neu zu beleuchten und umzuinterpretieren versuchen.


Geändert von underduck (22.02.2020 um 19:30 Uhr) Grund: Cover eingefügt
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