Huset på Christianshavn |
Oh, diese Mieter! Staffel 8 Episode 6 (Folge 48) "Nu stiger kunsten" bzw. Staffel 2 Episode 10 (Folge 26) "Jetzt steigt die Kunst" (Dänemark 1974, Nordisk Film für Danmarks Radio), Drehbuch: Henning Bahs, Regie: Tom Hedegaard, 28 min bzw. 26 min
Das Mietshaus im Kopenhagener Stadtteil Christianshavn liegt in der Amagergade 7 in der Nähe des Zentrums. Hier wohnen kleine Leute: Arbeiter, Angestellte und kleine Selbständige. In Dänemark lief die Serie von 1970 bis 1977 und brachte es auf 84 Folgen in 14 Staffeln, außerdem entstand ein Spielfilm. Gekürzte Szenen sind in Klammern.
Die Stammkneipe der Mieter ist das gegenüber liegende Rottehullet (deutsch Rattenhöhle). Egon Olsen verdient sich mit seinem Möbelwagen seinen Lebensunterhalt und hält sich als Unternehmer für etwas Besseres als den Kommunalbeamten Larsen. Er zofft sich regelmäßig mit Larsen, Tierhändler Clausen und Hausmeister Meyer. (Die Söhne William Olsen und Bimmer Clausen foppen jedoch gemeinsam Hausmeister Meyer.)
Weil zahlreiche Stars aus der Kultserie um die
Olsenbande hier regelmäßig auftraten, hatte die Serie auch in der DDR ihre treuen Fans. Dort liefen leicht gekürzt zwischen 1975 und 1982 unter dem Titel
Oh, diese Mieter! 48 Folgen in 5 Blöcken. Bei dieser Folge wurden mehrere Szenen, die vor allem auf der Straße, im Treppenhaus und im Durchgang zur Straße spielen, gekürzt, weshalb die dänische Fassung lebendiger wirkt und die DDR-Fassung fast einem Kammerspiel gleicht.
Der Serie wurde vorgeworfen, sie zeichne das Leben der gewöhnlichen Leute in zu rosigen Tönen und romantisiere den Alltag. Dennoch gehört die Serie zu den größten Erfolgen des dänischen Fernsehens.
(Olsen kommt von einer Fahrt zurück und geht mit Meyer ins Rottehullet.) Er hat vom Diebstahl bei einem Künsthändler erfahren, jetzt schwärmt er von den wunderbaren Profiten: Ein Bild, das zu Lebzeiten des Künstler zwei Millionen Kronen wert gewesen sei, wäre heute 40 Millionen Wert und das steuerfrei. Sofort entspinnt sich eine Debatte, wie leicht es wäre, mit der richtigen Kunst zu spekulieren und reich zu werden.
Die Wirtin des Rottehullet, Emma, erwähnt dabei eine Künstlergruppe, die bis zum Abriß im Hinterhaus Nr. 13 gewohnt haben. Wenn die ihre Zeche nicht zahlen konnten, haben ihre Gemälde angeboten. Emma kramt die Bilder hervor.
Mit der modernen, abstrakten Kunst kann keiner etwas anfangen. Die finden sie nur häßlich, wobei Olsen und Larsen auf ihre Bildung hinweisen. Als sich Meyer für ein Bild mit einem verwachsenen Kalb begeistert, lästern sie über das Postkartenmotiv.
Olsen und Clausen spekulieren sofort eifrig in Kunst, die natürlich im Wohnzimmer angebracht werden muß. Allerdings brauchen sie dazu das Einverständnis ihrer Ehefrauen. Als Olsen zwei Bilder anschleppt, schwärmt ihm seine Frau Ellen vor, daß ihr Sohn William künstlerisch begabt sei. Egon winkt ab und meint, der lese doch nur
Anders And & Co. (Micky Maus Magazin).
Im Wohnzimmer bringt Olsen stolz ein Landschaftsgemälde von Helge Hansen an, abgetakelte Segelboote unter rotem Abendhimmel. Für nur 650 Kronen habe er das Kunstwerk erstanden, jetzt müsse er nur abwarten. In das Zimmer seines Sohnes William hängt er ein abstraktes Gemälde, bei dem er raten muß, wo oben und wo unten ist.
Unterdessen empfiehlt Larsen Mille Clausen einen heißen Tip des Kunsthändlers Hallandsen, zwar kein Asger Jorn (1914 - 1973), aber ein Werk der berühmten Gruppe CoBrA, von J.W. Go Sørensen. Mille findet das Geschmiere abscheulich, das für 3.000 Kronen ein Schnäppchen sein soll.
Olsen will seinen Triumph gegenüber Clausen auskosten, der gerade mit Mille Larsen abwimmelt. Doch da muß er erkennen, daß Clausen genau das gleiche Gemälde von Helge Hansen hat wie er. Als der ihn sagt, er habe dafür nur 350 Kronen gezahlt, reicht es ihm.
Wenig später steigt Kunsthändler Hallandsen aus seinem schwarzen Mercedes. Er wird von Meyer erwartet, der den Ungeduldigen zu den Larsens bringt. Hallandsen will unbedingt das abstrakte Gemälde aus Williams Zimmer haben.
Doch über dem "Röhrenden Hirsch" hängt bloß eine ungelenke Kinderzeichnung von William. Hallandsen läßt nicht locker, danach inspiziert er das Bild, das signiert und auf der Vorderseite unversehrt ist. Ellen Olsen hängt am Frühwerk ihres Sohnes und verhandelt zäh. Der Hirsch habe damals auch 800 Kronen gekostet. Hallandsen läßt sich schließlich zu 20 Kronen herab.
Nach dem Beutezug landen Meyer und Hallandsen wieder im Rottehullet, wo Emma die Gelegenheit nutzt und Kunstwerke hervorkramt. Hallandsen weiß sofort Bescheid. Das war damals die Ablager Kompagnie gewesen, eine vielversprechende Künstlergruppe, die sich aber nie durchgesetzt hat. Besonders wertvoll seien die nicht. Bei dem verwachsenen Kälbchen gerät er jedoch ins Schwärmen. in ihm erkennt ein Werk von Poul S. Nielsen, der ein Schüler des berühmten Tiermalers Theodor Philipsen (1840 - 1920) gewesen ist. Meyer genießt seine Rolle als lachender Dritter.
Für einen geringen Pauschalbetrag kauft Hallandsen Emma die gesamten Kunstwerke ab. Während er sie zum Kofferraum bringt, jubiliert er innerlich darüber, die Banausen allesamt übers Ohr gehauen zu haben. Zum Dank spendiert er den Gästen des Rottehullet ein Gemälde - so taucht Helge Hansens Hafenbild zum dritten Mal auf.
Olsen und Clausen lächeln nur säuerlich.
Gewisse Parallelen zu
Minder |
Der Aufpasser (siehe #70) sind unvermeidlich. Wer sich auf Kunst versteht wie Hallandsen, kann gute Geschäfte machen und Unkundige sogar über den Tisch ziehen. Trotz einer gewissen Bildung und angelesenem Wissen schätzen Kleinbürger die Lage jedoch in der Regel grundfalsch ein. Der naive Blick des vermeintlich ungebildeten Hausmeisters hingegen beweist ein besseres Gespür.