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Alt 10.12.2014, 11:22   #274  
Servalan
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Standard Diskussionsbedarf, Teil 2

Karl Lagerfeld, bibliophiler Modezar, oder: um es konkreter auszudrücken: deutscher Modeschöpfer, Designer, Fotograf und Kostümbildner. Er selbst nennt sich kokett einen "professionellen Dilettanten", der in Paris eine eigene Buchhandlung, 7L, besitzt und zwei eigene Verlage (Edition 7L und mit Gerhard Steidl den LSD-Verlag) unterhält.
Meiner persönlichen Meinung nach qualifiziert er sich als Comicautor im weitesten Sinne durch ein bildungsbürgerliches Schauwerk aus dem Hause seines Freundes Gerhard Steidl:
Karl Lagerfeld: Faust (Steidl-Verlag 1995)
Seine Neuinszenierung der Stummfilmklassiker Das Cabinet des Dr. Caligari und Faust dürfte Vanity Press im engsten Sinne des Wortes sein, eine eitle Duftmarke auf einem weiteren Feld, in dem der Modezar sich mal getummelt haben wollte. Einerseits ist der Band ein eigenständiges Werk, denn die Lagerfeld-Filme existieren nicht; andererseits bewegt er sich auf der Grenze zwischen dem "üblichen" Comic zum Film und einem Foto-Comic, etwa von Professor Choron oder Jean Teulé.

Rien Poortvliet (1932-1995), in seinem Brotberuf war der Niederländer Werbemanager beim Unilever-Konzern, dessen Agentur Lintas, passionierter Jäger, Tiermaler und Zeichner. In der englischsprachigen Wikipedia wird er folgendermaßen charakterisiert:
Zitat:
Poortvliet saw himself as a storyteller in drawings. His drawings told the tale, and at most he added a short caption.(Hervorhebung im Original)
Wenn seine Bücher heute neu auf den Markt kämen, würden sie bestimmt samt und sonders als Graphic Novels vermarktet werden, aber das wäre für meine Begriffe zu schwammig. Etwas Erzählerisches sollte in einem Comic schon zum Ausdruck kommen, eine stimmungsvolle Aneinanderreihung atmosphärisch dichter Aquarelle und Skizzen ergibt nicht automatisch einen Comic. Unter dieser Voraussetzung bleiben drei Werke mit insgesamt fünf Büchern im Raster hängen:
Erstens: Meine Arche Noah (De ark van Noach of Ere wie ere toekomt, Paul Parey 1985)
In diesem überformatigen Band erzählt die biblische Geschichte in klassischen Panelreihen nach, allerdings erlaubt er sich gewisse Freiheiten, die in den 1980er Jahren eher ungewöhnlich waren.
Zweitens: Seine über einen längeren Zeitraum entstandene Trilogie über seine Vorfahren, die durch weitere Bände im selben Querformat zum Teil der niederländischen Geschichte wird und bis ins Mittelalter verlängert wird. Dazu gehören:
Auf den Spuren meiner Väter (Langs het tuinpad van mijn vaderen, Paul Parey 1987)
Das Erbe (De tresoor van Jacob Jansz, Paul Parey 1991) sowie
Rückwechsel. Von Jägern, Wild und unserer Geschichte (Aanloop. Over de jacht op wild door de eeuwen heen, Paul Parey 1993)
Drittens schließlich sein autobiographischer Band:
Von Augenblick zu Augenblick. Dies und das aus meinem Leben (Van de hak op de tak, Paul Parey 1980)

Geändert von Servalan (10.12.2014 um 22:11 Uhr)
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