Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 05.04.2012, 11:39   #1985  
michidiers
Mitglied
 
Benutzerbild von michidiers
 
Ort: Oldenburg
Beiträge: 3.061
Fables Sammelband 15

HEXEN



u.a. Bill Willingham/Marc Buckingham

Inhalt: Eine neue Bedrohung scheint wie ein Damoklesschwert über den Fables zu schwingen. Nachdem der Schwarze Mann fast spielend leicht die Bastion in Fabletown an der Bullfinch Street/NY zerstören und erobern konnte, mussten die Fabels in ihr verstecktes Quartier auf der Fablesfarm vor den Toren der Stadt ausweichen. Schneewittchen, Rosenrot und Co. müssen sich nun wohl oder übel einem neuen Kampf stellen. Aber welche Strategien helfen gegen solch einen übermächtigen Gegner?

„Wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann?“
„Keiner!“
„Und wenn er kommt?“
„Dann rennen wir alle weg!“
Wer von uns hat nicht dieses Spiel auf der Straße oder dem Hinterhof gespielt? Und wer von uns hat nicht vor dem Schlafengehen noch einmal klammheimlich unter das Bett geschaut, ob da nicht noch der Schwarze Mann liegen würde?

Die Figur des Schwarzen Mannes als die neue dunkle Bedrohung der Fables einzuführen ist wieder einmal eine von diesen genialen Ideen, die nur Bill Willingham einfallen können. Damit schafft er nicht nur eine kaum greifbare und unheimliche Gefahr für die Fables, sondern er kratzt dabei auch gewaltig an der dicken Haut des Lesers, die das Erwachsensein in den vielen Jahren über die irrealen Kindheitsängste aufgebaut hat. Für mich war das fast wie eine kleine Reise zurück in die verworrenen Ängste der Kindheit, eine Zeit, als heutige Sorgen um Umwelt, Arbeitsplatz, Inflation und solche Sachen noch weit entfernt waren.
Hexen! Dass gerade die Hexen der Fables dafür Sorge tragen sollen, die Gefahr des Schwarzen Mannes zu bannen, dass ist ein weiterer genialer Zug von Willingham. Somit stehen sich jetzt zwei irreale Angstmacher unserer Kindheit in der zu erwartenden Schlacht entgegen. Angst, ein faszinierendes Thema baut Willingham da auf und ich bin gespannt, wie das ganze ausgeht.

Die Erzählung der Ereignisse indes ist wieder verschachtelt, spannend, voller Wendungen, Banalitäten und Soap-Elemente, fast hinter jeder Seite lauerte eine neue Überraschung. Die Haupthandlung wird dabei von zahlreichen kleinen Handlungsfäden und Nebenstorys begleitet. Der Kampf des fliegenden Bibliotheksaffen Bufkin (bei dem muss ich immer an den Bibliotheksaffen in der Scheibenwelt denken) gegen die Hexe Baba Yaga und dem Djin in den Trümmern von Fabletown, die familiären Entwicklungen bei Beauty und Beast oder die Pläne des undurchsichtigen Gepetto, das sind alles noch die kleinen und spannenden Fäden, die den Hauptstrang begleiten.

Zum Abschluss gibt es dann noch eine zweiteilige Geschichte direkt aus dem Märchenreich. Einem Kobold muss der Prozess gemacht werden, nachdem er ein Faible-Eichhörnchen gefressen hat. Fast wie eine Parabel ist diese Geschichte eines Gerichtsprozesses um Schuld einer Kreatur, die ihrer Natur gehorchte und der Kultur einer ganzen Gattung oder Rasse. Eine tolle Geschichte ist das!

Fazit: Wer meinte, dass nach dem Abschluss des Krieges gegen das Imperium der große Einbruch kommt, der irrt. Die Geschichten werden weiter auf hohem Niveau erzählt und werden mit hervorragenden Zeichnungen dargestellt. Wenn das so weitergeht, bin ich nicht bange, dass ich noch weitere tolle Geschichten von Pinocchio und Rotkäppchen lesen darf. Die Figuren sind mir nämlich ziemlich ans Herz gewachsen…
michidiers ist offline   Mit Zitat antworten