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Alt 31.08.2011, 16:49   #1671  
michidiers
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Mir war plötzlich so danach…. :

Zack Comic Box 1 und 12 (1972 und 1974)

Mick Tangy (Text: Carlier, Zeichnungen: Uderzo)
Anschlag auf die Mirage IIIc
und
Michel Vaillant (Jean Graton)
Öl auf der Piste




Diese beiden Comics stammen ursprünglich aus den frühen 60er Jahren. Eine Zeit, in der der technische Fortschritt als Segen für die Menschheit angesehen wurde. Im Gegensatz zu heute, wo man in Umwelt und Gesellschaft auch die negativen Auswirkungen spürt und es wohl eher mit gleichzeitigem Fluch und Segen umschreiben werden kann. Ingenieure, Piloten, Rennfahrer waren nach zwei Weltkriegen so etwas wie die Helden ihrer Zeit. Heute, wo ein paar Buisnesstypen in Zweireihern ganze Volkswirtschaften in den Ruin treiben und Kriege mit Mausklicks geführt werden, wirkt so etwas fast wie ein Anachronismus aus einem Land vor unserer Zeit. Ein letzter Gruß aus einer Zeit, in der die Welt noch „in Ordnung“ war. Dass sich dies auch in Comics reflektieren würde, ist sicher nicht ungewöhnlich. Bei Vaillant ist der Formel 1 – Zirkus noch familiär und Tanguys Luftkämpfe sind noch richtige Kurbeleien von schwitzenden Helden am Steuerknüppel in luftiger Höhe. Das klingt nach heutiger Auffassung fast naiv, bedient aber vielleicht auch gerade deshalb noch gewisser Bedürfnisse nach blauäugiger Harmonie.

Mick Tangy und Michel Vaillant: Das sind ja so die typischen Stereotype des franco-belgischen Comics. Sie sind die heldenhaften, beherzten, tapferen, natürlich nicht rauchenden und trinkenden, gutaussehenden Saubermänner, die stets etwas eindimensional daherkommen. Ihnen dauerhaft zur Seite stehen Partner mit einem vollkommen gegenläufigen Charakter. Typen wie Rene Dupont und Steve Warson, sind aufbrausend, unvernünftig und draufgängerisch spucken auch nicht ins Glas. Sie sind Identifikationsfiguren für den Leser und sorgen für den Humor.

Die stets etwas vorhersehbare Handlung dreht sich meistens um die Verhinderung von allerlei Bösartigem durch unsportliche Gegenspieler, denen auf und neben der Rennstrecke bzw. am Himmel der Garaus gemacht werden muss. Keine Angst, auch wenn einmal wieder die Sportlichkeit und Ehre in Gefahr sind, unsere drahtigen Helden biegen das schon wieder hin.

Warum ich das lese? Neben einem kleinen Bedürfnis nach Nostalgie sind es vornehmlich die tollen zeichnerischen Leistungen, die mich noch immer beeindrucken. Hintergründe, Technik, Figuren, Dekore, Werbung sind bis ins kleinste mit einer absoluten zeichnerischen Akribie wiedergegeben. Die dreidimensionale Dynamik von Luft, Raum und Rennstrecke ist verblüffend echt eingefangen. Man mag fast schwindelig werden, wenn Mensch und Maschine auf der Strecke bzw. auf der Startbahn wieder einmal Vollgas geben.

Besonders Uderzo (Mick Tangy), der ja Jahre danach noch Asterix zeichnen wird, hat es mir angetan. Der schafft es immer wieder mit viel Gefühl und Blick fürs Humorvolle seinen Figuren Mimiken zu verpassen, die einfach zum piepen sind. Seine Figur des schusseligen Rene Dupont, für die wohl Stan Laurel Pate stand, ist wie ein Prototyp für später im Asterix auftauchende Figuren.

Und ein nettes Wiedersehen gab es für mich im Mick Tangy Album mit diesem Ford, der wegen seines Aussehens liebevoll „Badewanne“ genannt wurde:

So eine hübsche Karre hatte, als ich noch ein kleines Kind war, mein Onkel Adalbert. Den hat der aber damals irgendwann einmal zu Schrott gefahren.

So, genug von der guten alten Zeit geschwafelt und ran ans nächste Comic. Wenn ich nur wüsste, wo mein nächster Hellblazer Monsterband abgeblieben ist…
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