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Alt 28.07.2011, 00:48   #721  
Eldorado
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Ich schmuggel mal kurz (aber natürlich mit Maxis Genehmigung) einen DC-Helden ins
Marvel-Forum. "Green Lantern" dürfte ja hier vielleicht auch einige interessieren, aber gelungen ist der Film um den Ringträger leider nicht.



Green Lantern
regie: martin campbell
besetzung: ryan reynolds, blake lively,
peter sarsgaard, tim robbins u.a.
spielzeit: 114 min.
kinostart: 28.07.2011




Die beiden Comic-Verlagshäuser DC und Marvel duellieren sich seit Jahrzehnten um die Vorherrschaft im Superhelden-Universum, und während DC einst mit den Ikonen "Superman" und "Batman" das Genre praktisch erfand, gelang es Marvel später mit seinen gebrochenen, vielschichtigeren Charakteren wie "Spider-Man" und den "X-Men" der Konkurrenz den Rang abzulaufen. Während die Marktführerschaft bei den bunten Heften seitdem immer mal wieder wechselt, ist das zum Warner-Konzern gehörende DC bei der lukrativen Kinoverwertung seiner Figuren seit nun mehr einer ganzen Dekade hoffnungslos ins Hintertreffen geraten. Denn während Marvel mittlerweile ein ganzes Dutzend Helden auf die Leinwand gebracht hat, hält für DC einzig Christopher Nolans Batman-Reihe die Fackel hoch.
Für mehr Licht in dieser Richtung sollte nun aber die "Grüne Laterne" sorgen, die unter diesem Namen zumindest deutschen Comiclesern immerhin auch schon seit den 60er Jahren geläufig ist. Doch nach einem äußerst mäßigen Start im für diese Art Film immer noch wichtigsten Kernland USA, muss dieser Aufbruch in neue schöne Franchise-Welten im Grunde bereits jetzt als gescheitert angesehen werden. Denn von den vier großen Superhelden-Filmen dieses Jahres entpuppte sich ausgerechnet das Prestigeprojekt "Green Lantern" als das am wenigsten populäre. Das ist bitter und ein wenig überraschend, es ist aber leider auch absolut gerechtfertigt.



Dabei bildet die Geschichte des Hal Jordan eigentlich die Basis für das ganz große Abenteuer. Der extrem talentierte aber auch großspurige und verantwortungslose Testpilot bekommt eines Tages völlig unverhofft eine gewaltige Macht und Aufgabe. Von einem sterbenden Außerirdischen erhält er einen Kraftring und eine Batterie, die ihn zum Mitglied des universell agierenden "Green Lantern Corps" macht, einer kosmischen Wächter- und Eingreiftruppe. Diese eilt vom geheimnisvollen Wächterplaneten Oa aus stets heldenhaft zu den Brennpunkten der Galaxis, sieht sich aktuell jedoch einer gewaltigen, vermeintlich unbesiegbaren Bedrohung namens "Parallax" gegenüber. Und es ist nun an Hal Jordan, den Wächtern, seinen neuen "Kollegen", seiner Angebeteten und vor allem sich selbst zu beweisen, dass er dieser großen Verantwortung gerecht werden kann.

"Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter" geht es bei den Wächtern des Universums, denn "Green Lantern" war schon immer die große Science-Fiction-Serie im komplexen DC-Universum, in dem es von Multidimensionen und Parallelwelten nur so wimmelt. Es war aber in gewisser Hinsicht lange Zeit auch eine der kindischsten Reihen, in der schon deshalb alles möglich war, weil der Held mit Hilfe seines Kraftringes praktisch alles erschaffen konnte, was er in der Lage war sich vorzustellen, und sei es auch nur für wenige Sekunden. Das hat man für die Adaption beibehalten und so bekommen wir nun also Kämpfe zu sehen, in denen sich Hal in Sekundenschnelle irgendwelche Waffen oder aberwitzige Konstruktionen verschafft, die sich dann nur wenige Augenblicke später wieder in Luft auflösen. Dies sind aber, zusammen mit den genauso hübschen wie knallbunten Weltraumbildern, noch die unterhaltsamsten und gelungensten Szenen des Films, der seine visuelle Pracht als stärksten Trumpf ausspielt.
Und als einzigen, denn ansonsten stimmt hier bedauerlicherweise nämlich so gut wie gar nichts. Das fängt schon bei der fragwürdigen Entscheidung an, den Zuschauer die an sich schon faszinierende Welt der Wächter und des Lantern Corps nicht Stück für Stück gemeinsam mit der Hauptfigur entdecken und bestaunen zu lassen. Stattdessen wird man gleich zu Beginn und vor dem ersten Auftritt der eigentlichen Identifikationsfigur in einem recht lieblosen Schnellkurs von einer Erzählstimme über die Gegebenheiten und die aktuelle Krisensituation in unserer Lieblingsgalaxis informiert. Aber auch Hal Jordan gewöhnt sich anschließend recht schnell an die neue Situation und hüpft munter zwischen der Erde und dem einige Fantastilliarden Kilometer entfernten Wächterplaneten hin und her. In ähnlichem Tempo wechselt unser Held zwischen den Aggregatzuständen "Interessiert mich nicht die Bohne und außerdem kann ich das nicht" und "Ich geh jetzt mal das Universum retten".


Die Dialoge, welche der zwar engagierte aber irgendwie auch hoffnungslos überfordert wirkende Ryan Reynolds dabei führen muss, schwanken ebenfalls und zwar zwischen debil und unfreiwillig komisch. Immerhin: Als der arrogante Recke tatsächlich meint, ein winziger Schlitz von Maske über den Augen würde seine langjährige Freundin davon abhalten ihn zu erkennen, lacht diese sich darüber halbtot - ein seltener Moment wirklich freiwilliger Komik in einem ansonsten oft bierernst vorgetragenen Popcorn-Märchen.
Welches dann am düstersten wird, wenn es sich dem Handlungsstrang um den soziopathischen Wissenschaftler Hector Hammond widmet, der durch den Kontakt mit der "bösen" Parallax-Energie zu einem noch viel unangenehmeren Etwas mutiert und sich dabei grotesk verformt. Diese von einem kaum zu erkennenden Peter Sarsgard im wahrsten Sinne des Wortes "verkörperte" Figur ist vermutlich eine der furchtbarsten der jüngeren Filmgeschichte - und das leider nicht nur äußerlich. Sie ist eher dazu geeignet, haufenweise Zuschauer zu verschrecken als anzulocken, und der negative Höhepunkt einer ganzen Reihe fader und unausgereifter Charaktere, zu denen auch die kurzen Gastrollen von Angela Bassett und Tim Robbins gehören. Und dann ist da halt noch "Parallax", der komplett animierte Endstufengegner, der ungefähr so aussieht als wenn jemand dem Rauchmonster aus "Lost" einen Kopf aufgesetzt hätte - was aber auch dort keine gute Idee gewesen wäre.

Das intergalaktische Urteil fällt daher ziemlich unbarmherzig aus: "Green Lantern" ist ein außerordentlich alberner Mumpitz, der zudem in seiner Kühle und dem anstrengenden Gigantismus an eine weitere misslungene DC-Comicverfilmung erinnert, nämlich an "Superman Returns". Wie dort dürfte auch hier nun die eigentlich schon fest eingeplante (und am Schluss auch recht konkret angedeutete) Fortsetzung ausbleiben - und bei den Kollegen im Hause Marvel zündet man sich vermutlich gerade genüsslich eine weitere Zigarette an und lehnt sich ganz entspannt zurück.



Bilder: Courtesy of Warner Entertainment 2011
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