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Alt 21.09.2009, 08:20   #64  
Peter L. Opmann
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In Deutschland bis dato unveröffentlichte Serien

1980 bin ich 15 Jahre alt geworden. In meiner Familie ist meine Comicbegeisterung – mit der ich relativ allein dastehe – immer mit etwas Skepsis beäugt, aber toleriert worden. Ich bin sicher, daß mein Onkel in USA keine Marvels selbst für mich ausgesucht hat, sondern dem Händler meine Wunschliste reichte und dann wahrscheinlich sagte: „Legen Sie für soundso viel Dollar noch ein paar Hefte drauf.“ So bin ich in den Besitz von „Caleb Hammer“ gekommen, eine „Marvel Premiere“-Ausgabe, die ein Oneshot geblieben ist. Nur in der vierbändigen Miniserie „Blaze of Glory“ (2000) taucht die Titelfigur, ein Pinkerton-Detektiv, noch einmal neben anderen Marvel-Westernhelden auf. Der vorliegende Band ist von dem bereits 1982 verstorbenen Gene Day (damals mir noch nicht bekannt) recht ambitioniert, aber nicht wirklich spektakulär gezeichnet. Die Story von Peter Gillis ist Western-Standardkost, freilich härter als Marvel-Western wie „Rawhide Kid“ oder „Two-Gun Kid“.

Die „Micronauts“ brachten es immerhin auf etwa 60 Ausgaben. Die Serie folgt einer Sammlung von Action-Figuren, die zunächst in Japan und dann in USA erfolgreich vermarktet wurden. Es geht um eine an ein Superheldenteam erinnernde Raumschiffbesatzung, deren Mitglieder jeweils knapp zehn Zentimeter groß sind. Das Heft dürfte meine erste ausführliche Begegnung mit Howard Chaykin gewesen sein, der die Layouts für Zeichner und Inker Al Milgrom machte. Die Panelaufteilung ist nicht allzu ungewöhnlich, wirkte damals auf mich aber sehr futuristisch.

„Star Trek“ ist die Adaption des ersten Kinofilms von Regisseur Robert Wise, die mit diesem dritten Band abgeschlossen wurde. Danach spann Marvel die Story selbst weiter. Zeichner war der kürzlich verstorbene Dave Cockrum (bekannt vor allem für seine „X-Men“-Arbeit), Inker Klaus Janson. Letzterer macht aus dem Band ein für Marvel-Verhältnisse überdurchschnittliches Comicheft.

Kein Unbekannter war für mich natürlich Captain America. Allerdings kannte ich ihn nur als Rächer-Mitglied und –Anführer, nicht dagegen seine eigene Heftserie, auf die ich sehr gespannt war. Die vorliegende Ausgabe war ganz anders, als ich erwartet hatte. Ich wußte, daß Cap mit Vorliebe gegen Nazi-Bösewichter kämpft, und das tut er auch hier. Aber es handelt sich nicht um einen Superschurken wie Red Skull. Autor Roger McKenzie versucht stattdessen, sich der Historie anzunähern, und konstruiert eine Begegnung einer ehemaligen jüdischen KZ-Gefangenen mit einem Lagerarzt. Zudem tritt ein Nazi-Jäger auf. Selbst Cap wird für volle sechs Seiten aus der Story ausgeblendet, während Erinnerungen ans KZ wach werden und das Wiedertreffen von Täter und Opfer sich anbahnt. Am Ende verhallt die Mahnung des Superpatrioten ungehört, daß Selbstjustiz nicht rechtsstaatlichen Prinzipien entspricht. Aber der selbst tödlich verwundete Nazijäger ist schneller als die jüdische Frau, während der KZ-Arzt mit den Worten „Forgive me please…“ in die Brust getroffen niedersinkt. Keine typische Superhelden-Story, aber den Klischees entkommt sie dadurch nicht. Unbekannt war für mich auch Zeichner Carmine Infantino, einst Silver Age-Pionier bei DC. Irgendwie entsprachen seine Manierismen nicht dem, was ich bei Marvel gewohnt war, und obwohl ich sonst Zeichner mit einem klar wiedererkennbaren Stil schätze, hatte ich mit ihm Schwierigkeiten.

Der ungewöhnlichste Comicband, den mir mein Onkel mitgebracht hatte, war das „Howard the Duck“-Magazin # 5. Damals erschienen mehrere Serien in diesem Schwarz-weiß-Format, darunter „The Savage Sword of Conan“ und „Hulk“.

(Auf diesen Band bin ich oben bereits eingegangen.)
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