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Alt 17.09.2009, 18:42   #18  
Peter L. Opmann
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Deathlok the Demolisher # 32. Slaughter in the Subway. Marvel Comics Group New York (1975)

Einmal hat sich für mich ein klassischer Sammlertraum erfüllt. Ich sehe mich übrigens nicht als Comicsammler. Dafür habe ich die Hefte viel zu gern gelesen, und viele Comics in meiner Sammlung weisen entsprechende Gebrauchsspuren auf. Ich ärgere mich nicht darüber, höchstens über solche Spuren, die ich sehr früh hinterlassen habe: Name mit Kuli quer übers Cover gekrakelt, ausgeschnittene Gutscheine, durchgepauste Panels, ungeschickt reparierte Hefte. Die unvermeidbaren, wenn man ein Heft - mehrmals - liest, verzeihe ich mir. Obwohl ich also kein Sammler bin, hat sich damals mein Puls wohl schon etwas beschleunigt, als ich auf einem Flohmarkt auf dem Fuldaer Borgiasplatz auf einen Pappkarton voll US-Comics stieß - pro Heft 10 Pfennig. Der Typ, dem der Karton gehörte, hat sicher nicht schlecht gestaunt, daß ich nach kurzem Nachdenken beschloß, ihm den ganzen Stapel abzukaufen. Viel mehr als 10 Mark dürfte mich das nicht gekostet haben. Eine solche Gelegenheit hat sich auch tatsächlich für mich nie wieder ergeben. In Fulda war damals eine US-Garnison, und von dort hat der Karton wohl gestammt, wenn auch der Verkäufer, wenn ich mich recht erinnere, Deutscher war. Eine andere Chance, an amerikanische Comics heranzukommen, gab es in Fulda nicht. Erst viel später habe ich entdeckt, daß am Bahnhofskiosk unter der Auslandspresse zumindest die "X-Men" vertreten waren. Aber für diese Serie habe ich mich nie sonderlich interessiert. Jetzt hatte ich mit einem Schlag einen breiten US-Querschnitt: Zwei Drittel der Hefte waren Marvels, ein Viertel DC-Ausgaben, der Rest kam von Charlton, Goldkey und anderen Verlagen. Etwas enttäuschend zwar, daß die meisten Bände Western ("Rawhide Kid", "Two-Gun-Kid", "Jonah Hex") und Kriegscomics waren ("Sgt. Rock", "Sgt. Fury and his howling Commandos", "The Losers", "Weird War Tales"). Aber andererseits waren Dollar-Comics und andere Sonderausgaben darunter. Heute finde ich auch interessant, wie viele Hefte Nachdrucke aus den 60er Jahren enthalten, also sozusagen Neuauflagen sind. Damals sah ich erstmals, wie US-Comics überhaupt aussehen - durchsetzt von vielen Anzeigenseiten ("continued after next page") und vielen Anzeigen, in denen die Kids als Nachwuchsvertreter angeworben werden ("you can be a happy, prosperous salesman"). Und dann der Gegensatz von Glanzumschlag und stark holzigem Papier im Inneren, auf dem die Farben deprimierend stumpf wirken. Die "Astonishing Tales"-Ausgabe Deathlok (Autor und Zeichner Rich Buckler) war das ungewöhnlichste Heft der Sammlung: eine Mischung aus Science Fiction und Horror (der Protagonist ist ein Cyborg, sein Äußeres weit abstoßender als der Terminator), hartem Gangsterstoff (Banden tragen einen brutalen Kampf um einen Geldkoffer aus, in dem sich aber, wie sich am Ende herausstellt, nur Blüten befinden) und Superheldengenre. Gewalt ist hier blutiger und dominierender als in den Comics, die ich vorher kannte. Aber zu dem Zeitpunkt, als das Heft in den USA erschien, hatten schon Filme wie "Point Blank" oder "Bullitt" Standards gesetzt.

Geändert von Peter L. Opmann (17.09.2009 um 22:27 Uhr)
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