Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 16.09.2009, 22:20   #2  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.596
Standard Die frühen Jahre (PLOP-Beilage Juli 2000)






"Auf dem Bett liegen, Cola saufen und Comics lesen - das war für mich das Größte."
Rochus Hahn im Interview der Fuldaer Zeitung

Vorwort

Auf meine Rezension der "Spiderman"-Schuber in PLOP # 56 gab es einige Resonanz. Manches davon ist auf den Leserbriefseiten nachzulesen. Die Frage: Was hat mich damals an diesen Comics interessiert? scheint auch andere umzutreiben. Und Jo Guhde hat jetzt in anderem Zusammenhang geschrieben: "Buck Danny ist einer meiner Lieblingscomics, denn er war der erste realistische Comic, den ich je zu Gesicht bekam und der mein ganzes weiteres Leben geprägt hat. Ohne ihn hätte ich vielleicht mit Comics gar nichts am Hut." Bemerkenswerter Gedanke: Wo war bei mir die Weichenstellung, ohne die ich möglicherweise von der Comicleidenschaft verschont geblieben wäre? Dieser Frage bin ich hier nachgegangen – obwohl ich bezweifle, daß sich die Antwort noch finden läßt - und habe noch einmal in alten Comicheften geblättert. Es geht zurück in die 70er Jahre, wobei ich hier nicht unbedingt dem Zeitgeist der Epoche nachspüren will. Die Betrachtung bleibt persönlich. Erster Befund: Meine Kindheit war comicmäßig hauptsächlich davon geprägt, daß ich wenig Geld hatte. Was mich aber nach meiner Erinnerung damals nicht sonderlich gestört hat. Auf jeden Fall habe ich mir, bis ich etwa 15 war, notgedrungen viel mehr Comics ausgeliehen als gekauft. Einer meiner Freunde hatte ein "Thor"-Heft, einer ein "Kobra"-Heft, wieder ein anderer sogar ein superteures "Zack"-Heft. Es mochte Monate dauern, bis ich endlich mein eigenes "Thor"-Heft in den Händen hielt. Glücklicherweise hatte ich nie Mühe, Comics zu borgen, und so habe ich mich wohl mehr darüber geärgert, daß meine Freunde sich nicht mehr Comics kauften, als daß ich so wenig Geld hatte. Ein paar Comics bekam ich übrigens auch von meinen Eltern, aber die haben mich wie beim Taschengeld eher kurz gehalten. Was soll's - ich war noch kein Konsumtrottel, der nur zufrieden ist, wenn er immer mehr Güter anhäuft. Meine Comicerfahrungen waren damit sehr vielfältig – ich las, was halt greifbar war. Nach einer Weile hatte ich durchaus viele Comics, aber lauter verschiedene. Drei Schwerpunkte gab es: "Bessy" (ohne daß ich mir je Gedanken darüber gemacht hätte, wie ich an die gut 250 Ausgaben herankommen sollte, die ich verpaßt hatte), Marvel-Superheldencomics (bei denen es Mitte bis Ende der 70er Jahre ebenfalls völlig illusorisch war, alle zu sammeln) und ab 1980 dann Volksverlag-Comics. Zu dieser Zeit überstiegen nur noch Alben mein Budget. Diese Schwerpunkte kommen hier nur am Rande vor. Ich habe auch die Hefte geliebt, von denen ich nur ein Exemplar besaß. Leider kann ich hier nicht über alle meine frühen Comics schreiben. Irgendwann wird’s sicher auch langweilig. Oneshots, die mir viel bedeutet haben, die aber hier auf der Strecke geblieben sind, sind zum Beispiel zwei der "Comics. Weltbekannte Zeichenserien"-Sammelbände von Carlsen, der Filmcomic "Der weiße Hai" # 2 vom Williams Verlag, eine "Kung Fu"-Ausgabe von Bastei, in dem es einen „Karate-Hai“ gab, das Rotbuch "Bernie der Milliardenflipper" über den Finanzbetrüger Bernie Cornfield von Giorgio Pellizzi und Mali & Werner, eine Satire, die ich erst viel später verstanden habe, dann eine TOP Comics-Ausgabe mit Wassermann (vermutlich von Jim Aparo gezeichnet; ich habe aber lange auf Neal Adams getippt), die "Rex Danny"-Ausgabe "Lady X schlägt zu", die vorzügliche EC-Anthologie "Der beste Horror aller Zeiten" aus dem Williams Verlag und ein "Zack"-Heft, in dem eine Episode des "Valerian & Veronique"-Abenteuers "Im Reich der tausend Planeten" enthalten ist. Kein Anspruch auf Vollständigkeit; viele meiner frühen Comics besitze ich überhaupt nicht mehr. Damals habe ich sie noch ohne mit der Wimper zu zucken verkauft, getauscht, manchmal sogar verschenkt oder einfach verliehen und nicht mehr zurückbekommen. Meine Erinnerungen, habe ich das Gefühl, sind ziemlich lückenhaft. Ich hoffe, daß die folgenden Spät-Rezensionen trotzdem ein wenig Aufschluß über mich geben. Und vielleicht kann sich ja auch der eine oder andere Leser wiedererkennen.

(Anmerkung: "Der weiße Hai" kommt dann später bei meinen Williams-Marvels-Favourites vor.)
(Noch 'ne Anmerkung: 1971 war ich sechs Jahre alt.)

.

Geändert von Peter L. Opmann (23.09.2009 um 08:31 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten