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Detlef Lorenz 02.11.2015 09:26

Abenteuer der Weltgeschichte
 


Abenteuer der Weltgeschichte

Reicht mir die Fortsetzung der Pecos Bill Berichterstattung nicht aus, habe ich sie auf ein Abstellgleis geschoben, kein Lust mehr womöglich … nichts dergleichen. Ich wollte auch einmal mehrgleisig Fahren, macht ja jedes Fachmagazin. Im Ernst: die Abenteuer der Weltgeschichte sind vom Inhalt her sehr facettenreich, jedes Heft sollte und wird ausführlich behandelt werden. Dabei lege ich meinen Focus mehr auf die Geschichtstreue und werde versuchen Unstimmigkeiten, Fehler, korrekte Berichtserstattung in der Serie zu untersuchen. Mit den Pecos Bill Erzählungen werde ich dabei abwechseln, ich versuche hier mal ein anderes Konzept.

Meine Unterlagen zur kommenden Themenreihe stammen u.a. aus Illustrierte Deutsche Comic Geschichte von Sigmar Wansel und Dietmar Stricker, aus eigenen Artikeln in der Sprechblase. So wie aus diversen Geschichtsbüchern, Atlanten und sonstigen Nachschlagewerken. In den letzten Jahren scheint es zum Lehning-Verlag allgemein und speziell zu den Abenteuer der Weltgeschichte noch detailliertere Informationen zu geben, als sie innerhalb der Serie Illustrierte Deutsche Comicgeschichte im Ergänzungsband Walter Lehning Verlag (I-II) aufgeführt sind. Diese sind aus verschiedenen Gründen nicht verfügbar, vielleicht gibt es dazu hier einen Informationsaustausch.

Los geht es mit der ersten Abteilung der weltgeschichtlichen Abenteuer morgen.

P.S. mit schelchtem Gewissen und angeregt durch die "Tränen" eines Freundes habe ich in meinem noch nicht 100%ig durchsortierten Comic- und Romanbestand mir einen halben Tag Zeit genommen ... und bin fündig geworden. Eine nicht beschriftete und in der hintersten Ecke zweier rechtwinklig aufeinander stoßenden Regalwände stand besagte Kiste. In ihr fand ich nicht nur die vorbereiteten Abenteuer der Weltgeschichte, sondern auch einen umfangreichen Packen zum Thema The Alamo.

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FrankDrake 02.11.2015 10:07

:winner::banana2::pompom::banana:

falkbingo 02.11.2015 12:09

Ich auch : Hipp Hipp Hurra:top:

Burma 02.11.2015 18:44

Verspricht interessant zu werden

Armin Kranz 02.11.2015 19:33

Ich lass mich überraschen. Immerhin gehören die "Abenteuer der Weltgeschichte" zu meinen persönlichen weißen Flecken in der "Comic-Historie" :top:

Detlef Lorenz 03.11.2015 13:43

Teil 2

Vom Dezember 1953 bis zum Oktober 1958 erschien die Comic-Großbandserie Abenteuer der Weltgeschichte. Die 84 Hefte hatten einen extrem unterschiedlichen Erscheinungsrhythmus, von monatlich (Nr. 1-3), dreiwöchentlich (4-6), vierzehntäglich (7-34), erneut monatlich (35-51), dann wieder vierzehntäglich (52-80) und zuletzt die Endnummern (81-84) monatlich – erstaunlich! Tatsächlich sollen die Hefte im Nummernbereich 16 bis 38 sogar unregelmäßiger als die entsprechenden Verlagsangaben gewesen sein. Die Gründe sind vielfältig, Probleme mit Zeichnern – keine zur Verfügung –, Schwierigkeiten mit dem Finanzamt, Übergangsphase zu nur einem einzigen Zeichner und in der Schlussphase die Vorbereitungen Charlie Boods auf das Comicmagazin Harry die bunte Jugendzeitung.

Regelrecht konstant, mit nur einem Wechsel, war die farbliche Präsentation der Hefte. Die ersten 20 Ausgaben erschienen zweifarbig, schwarz und rot in verschiedenen Abstufungen und der Rest einfarbig, vulgo: schwarz-weiß.

Der Preis war durchgehend 50 Pfennig.

Der Serientitel war bis zur Nummer 68 Abenteuer der Weltgeschichte. Ab dem Heft 34 gab es diverse Untertitel: bis zur 50 hießen sie „Die interessante Jugendzeitschrift“, danach stand auf der unteren gelben Leiste der Nummern 51 und 52 „Spannende Tatsachenberichte aus dem Leben der Völker“. Für die Hefte 53-68 hatte man einen zusätzlich einen neuen Zusatztitel aus dem Fundes hervorgekramt, der direkt unter dem Serientitel platziert wurde: „Die interessante Jugendzeitschrift“. Für die Ausgaben 69 – 84 krempelte man das komplette Titellogo um, nun stand ganz oben auf der gelben Leiste „Die spannendsten Abenteuer“, gleich darunter „Interessante Tatsachen aus der Weltgeschichte“. Allerdings hatte man den Zusatztitel farblich teilweise abgesetzt und so layoutet, dass der ursprüngliche Serientitel nach wie vor separat gelesen werden konnte:







Der letztgenannte Serientitel wird aber in der >>Umgangssprache<< in der Regel ignoriert. Ich achte zwar nicht auf jedes Verkaufsangebot, aber weder da, noch im neusten Comic Preiskatalog 2016, nicht in Peter Skodziks Deutsche Comic-Bibliographie 1978, auch nicht im „Krägermann“ 1996 findet sich außer dem gebräuchlichen Titel nichts anderes. Im Comic Guide.de landet man immerhin bei der Sucheingabe Die spannendsten Abenteuer auf der Seite Abenteuer der Weltgeschichte.

Der Regentenverlag-Frankfurt-Main startete diese Serie, ab der Nummer 7 übernahm sie der Walter Lehning Verlag. Für den Text war von Anfang an Hans-Jürgen Linden verantwortlich, in den Impressen des Lehning Verlages wird er als verantwortlicher Redakteur genannt. Zusätzlich betreute er die Leserkontaktseite, bekannt wurde Linden mit dem Gruß: „Euer Hans-Jürgen“.

Fortsetzung folgt (nach Texas Bill und wohl erst nach Köln):

FrankDrake 04.11.2015 00:01

Ich freue mich auf die Fortsetzungen :top:

michidiers 04.11.2015 08:45

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 509990)
Ich freue mich auf die Fortsetzungen :top:

Ja, ich auch! :top:

Detlef Lorenz 13.11.2015 17:15

Um es noch einmal klar zu stellen: hier geht es nicht um die letzten Geheimnisse, wann wo wieviel welches Heft gedruckt wurde. Auch nicht um alle verfügbaren, oder geheimen Informationen zu unterschiedlichen Auflagen, Varianten, Nachdrucken udgl. Ich habe meine Sammlung zur Verfügung, die bearbeite ich. Falls im Laufe der Abhandlungen andere oder neue Infos bekannt sind, immer gerne hier gesehen. Es wird auch nicht so intensiv werden, wie noch für das Logbuch, die Abenteuer der Weltgeschichte sind als reine Unterhaltung gedacht (die aber trotzdem Arbeit macht). Wenn jemand die fertige Abhandlung nachdrucken möchte, kann er es gerne machen, allerdings nur mit meiner persönlichen Genehmigung!


Nummer 1: „Ein Mann erobert ein Weltreich“

Eine Besonderheit des ersten Heftes ist, dass es ohne Nummer auskommt. Ab der Nummer 2 ist sie dann präsent. Getextet hat Hans-Jürgen Linden, gezeichnet Eugen Blumentritt. Diesem begegnen wir noch des Öfteren in dieser Comicreihe.





Schon der Titel ist genau so „blöd“, wie der Hinweis, der Architekt XY hätte dieses und jenes Bauwerk errichtet. Ich möchte mal den Heerführer, oder Architekten, vor der Aufgabe sehen, die ihnen gerne allein zugeschrieben wird, obwohl ihr Intellekt schon vonnöten ist. Die vorliegende Geschichte dreht sich um die von 1519 bis 1521 erfolgte Eroberung des aztekischen Reiches durch die Spanier und der >>Mann<< im Titel ist Fernando Cortez (so auf dem Titelbild genannt). So ganz einig über die Schreibweise, zumindest im Deutschen, sind sich alle nicht. Eine andere Quelle nennt ihn: Die Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortez 1519-1521, von Anton Hoffmann, Hubers Verlag, 1919. Also komplett eingedeutscht.

30 Jahre nach der Entdeckung der neuen Welt durch Columbus (ein Thema eines späteren Heftes), haben sich die Spanier auf den sogenannten >>westindischen Inseln<<, das sind in diesem Fall hauptsächlich die größeren, also Cuba und Haiti, fest etabliert. Weitere Expeditionen erkundeten die Küsten Mittelamerikas. Dabei hörten sie von Einheimischen Geschichten von einem sagenhaften reichen Land. Wohl um die goldgierigen Fremden los zu werden, als auch die Gefahr einer Eroberung durch die Azteken zu verhindern, wenn sich diese beiden Mächte bekämpfen sollten. Cortez rüstete nun ein Expeditionsheer aus, es landete an der Küste, gerät in erste Kämpfe. Die Indianer Mittelamerikas sind von den Schusswaffen, den Stahlklingen und Eisenrüstungen, den berittenen Kämpfern, aber vor allem von der hellen Hautfarbe der Eindringlinge beeindruckt. Es gibt in diesem Kulturkreis die Fabel von den weißen Göttern, die eines Tages vom Meer her zurückkehren werden, und weiß der Kuckuck was bewirken werden …

Cortez durchschaute recht bald die politischen Konstellationen, suchte sich verbündete unter den von den Azteken unterjochten oder bekämpften Völkern Mittelamerikas. Sie dringen trotz Intrigen in den eigenen Reihen bis nach Tenochtitlan vor. Dort benehmen sie sich recht bald als Rüpel denn als Gäste. Der Herrscher, Montezuma, wird von ihnen als Geisel genommen, von seinen eigenen Leuten getötet, die Spanier aus der Hauptstadt vertrieben. Sie kehren aber wieder und in einem beispiellosen Gemetzel werden die Azteken besiegt, ihre Stadt fast dem Erdboden gleichgemacht. Nun thront das Kreuz über den Trümmern, dessen Macht letztlich genau so blutig wird, wie die des Kriegsgottes Huitzilopochtli war.

Im Großen und Ganzen ist die Geschichte im Heft korrekt wiedergegeben. Die nicht unbeträchtliche Rolle der Malinche, oder Donna Marina, einer Indianerin, die für Cortez als Dolmetscherin sehr wertvolle Dienste leistete, wird dagegen unterschlagen. In einem Bild scheint sie dargestellt, jedenfalls sieht es so aus, als ob sie zwischen Spaniern und Azteken dolmetscht, ohne sie namentlich zu nennen.




Der textliche Teil ist ziemlich schwülstig, wie noch viele andere Hefte zeigen werden. Die (west-)europäische Kultur wird stets als moralisch überlegen hervorgehoben: „Die Waffen schweigen, aber dafür sprechen jetzt die Priester und bekehren die götzendienerischen Indianer zum Christentum.“ Als ob die Christen keine Statuen, gleich ob aus Holz oder Stein, anbeten. Natürlich sind gewisse Bräuche der Azteken verwerflich, das massenhafte >>Opfern<<, tausende an einem Tag, für die Gunst der Götter, ist schwer bis gar nicht verständlich. Aber ist das töten, nach vorsichtigen Schätzungen von bis zu einer Million Menschen auf den Scheiterhaufen, kulturell wertvoller?
Die Zeichnungen Blumentritts wissen zu gefallen, obwohl da etwas an ihnen ist, das nachdenklich macht. Richtig, plötzlich macht es „klick“ und es sind massenhaft Bilder zu erkennen, die aus einer anderen Comicserie bekannt sind.

Einige Beispiele folgen in der Fortsetzung:

Detlef Lorenz 19.11.2015 09:21

Hallo Freunde, es sollte hier schon längst weiter gehen. Probleme mit meinem Scanner verhindern dies momentan allerdings. Die Abbildungen sind in einem grauenhaften Zustand und nicht vorzeigbar. Irgendwann, irgendwie habe ich anscheinend Einstellungen verändert und nun ... :weissnix:

FrankDrake 19.11.2015 11:29

Wird schon werden, kein Stress

Armin Kranz 19.11.2015 19:43

Sehe ich ebenfalls so. Kein Grund für Hektik und Streß :top:

Wenn ich das "Logbuch" fertig gelesen haben fange ich mit den Abenteuer der Weltgeschichte an; inzwischen haben sich einige Exemplare bei mir angesammelt, bin wirklich gespannt und neugierig :D

Detlef Lorenz 21.11.2015 12:45

Hallo, hallo: nächste Woche bringe ich den Scanner zum Reklamieren. Wer weiß, wie lange der weg ist. Um die Zeit nicht nutzlos zu verbringen, Langeweile aufkommen zu lassen, verstört in der Nase ... werde ich textlich die Abenteuer erst mal weiterschreiben. Ich könnte natürlich auch die Textteile, bei denen es nicht so auf Illustrationen ankommt, hier schon einstellen und später noch einmal mit Bildern füllen.

Was meint ihr dazu!?

FrankDrake 21.11.2015 13:12

Ich finde du solltest warten

underduck 21.11.2015 13:22

Wir könnten es ja auch übergangsweise auch mal mit Fotos probieren ... :floet:

Armin Kranz 21.11.2015 13:34

Laß dir Zeit. Mir macht es mehr Spaß deine Beiträge mit Bildbeispielen zu lesen als nur den reinen Text :top:

Detlef Lorenz 03.12.2015 22:38

Hier sind 3 Abbildungen zu sehen: einmal das Original und zwei Fälschungen. Welches welches ist, ist doch wohl klar …






Die beiden Nachahmungen haben nichts mit dem Mann, der ein Weltreich erobert, zu tun, sie sind beide aus einem späteren Heft, der Nummer 24, und befinden sich auf den Seiten 23 und 25. Das Original ist aus dem Jahr 1941 und findet sich auf der Seite 248. Hier sehen wir schön, wie sich Blumentritt bei Prinz Eisenherz bediente. Er war natürlich nicht der einzige Zeichner, andere taten es ihm gleich (wobei selbst Foster Vorbilder, wie etwa Gustav Dore, hatte). In der Comicgeschichte der 50er Jahre gibt es allerdings kaum einen Zeichner, der sich so permanent bei Foster bediente, wie Blumentritt. Höchstens für Titelbilder – Romane wie Comics – könnte ich noch Roland Becker, für die Serie „Hartmuth“ anbieten. Der ist hier aber nicht das Thema, obwohl, wegen des „Abbildungsklaues“ und dem schrägen Geschichtsbild, von zweifelhafter historischer Genauigkeit abgesehen, der Comic für eine Berichtserstattung interessant wäre.

Helmut Nickel griff das Thema ebenfalls auf. In der Serie „Hot Jerry“ thematisierte er die Vernichtung des aztekischen Reiches in der Serie „Don Pedro“. Aus bekannten Gründen wurde die Serie leider eingestellt, weshalb Nickel die Geschichte nicht zu Ende bringen konnte. In „Hot Jerry“ hörte seine Interpretation mit der Comic-Seite 23 des Heftes der Abenteuer der Weltgeschichte auf.

In der Vorschau auf die nächsten Hefte für die neue Reihe werden auf der dritten Umschlagseite folgende Titel genannt:




Heft 2 wurde gebracht, aber die Nummer 3 und 4 erschienen so nicht – warum auch immer. Völlig andere Titel gab es später, aber das folgt ebenfalls später.

Detlef Lorenz 04.12.2015 13:11

Nummer 2: Die Verschwörer von Cartagena, Rächer der Unterdrückten.






„Rächer der Unterdrückten“, das liest sich doch dramatisch! Aber der Reihe nach: nach den 16ten Jahrhundert ist jetzt das 1. Jahrhundert der Schauplatz einer Erzählung. „Die Verschwörer von Cartagena“, womit Nova Carthago in Hispanien gemeint ist, eine Gründung der Karthager, planen den Sturz Neros, des „Gauklers und grausamen Despoten auf dem Kaiserthron.“ Als Nachfolger ist Galba, der Stadthalter einer spanischen Provinz ausersehen. Nach der gelungenen Machtübernahme wird dieser „ein würdiger Kaiser auf dem Thron der Caesaren.“ Zur Unterstützung der Rebellion eilt Vindex, der Statthalter einer gallischen Provinz hinzu. Zum Glück, denn: „Der große Sieg seiner Truppen entscheidet in letzter Minute das Schicksal Roms.“ Zu Beginn der Erzählung sehen wir zwei Kommandanten auf einem römischen Kriegsschiff, die beschließen, einer der unter Deck sich abschindenden Rudersklaven, Licinius, zu befreien. Er soll als Zeuge vor Galba auftreten, um diesen von der Machtgier Neros zu überzeugen.

Das oben geschilderte liest man auf der 2. Umschlagseite und der ersten Comicseite … und hier steht nichts als Unsinn! Nero: sein Ruf wurde von den Reichen und Mächtigen nach seinem Tode in den Schmutz gezogen. Nach dem Brand Roms, Nero in die Sandalen geschoben und „mit der Leier vom Balkon seines Palastes begleitet“, wofür es nicht die geringsten Beweise gibt, lies er die zerstörten Stattteile neu errichten, mit dem Geld der Aristokraten, die für diese Maßnahmen nicht das geringste Verständnis aufbrachten.(1) Auch die Unterbringung und Verpflegung der obdachlosen Bevölkerung auf dem ansonsten für das gemeine Volk gesperrte Marsfeld, erzeugte in der römischen konservativen Klasse Unwillen und Abscheu. Kurz und gut: Nero war bei der Bevölkerung beliebt, bei den Reichen und Mächtigen verhasst, er hatte schon zu Lebzeiten und erst recht danach, ein schlechte Presse. Galba dann als seinen Nachfolger und als einen würdigen Kaiser vorzustellen, ist natürlich ein Witz, denn er hat nur vom Juni 68 bis Januar 69 n.u.Z. regiert, also ein gutes halbes Jahr. Sein Nachfolger Otho, ebenfalls durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen, war bis zum April des Jahres Herrscher und Vitellius danach bis zum Dezember. Erst Vespasian gelang es, das wankende Staatsschiff in den Griff zu bekommen. Er regierte bis zum Jahr 79, also gut 10 Jahre.

Aber zurück zu den Verschwörern von Cartagena: Vindex´ großer Sieg in letzter Minute, siehe oben, war tatsächlich eine Niederlage, erlitten bei Lugdunum, dem heutigen Lyon, die mit seinem Selbstmord endete! Ein weiteres großes Thema in der Literatur und, vor allem, der Filmgeschichte, sind die antiken Rudersklaven. Um es auch hier kurz zu machen, es hat sie nie gegeben! Der Ruderer war ein Beruf, für den man eine Ausbildung brauchte, gut behandelt und verpflegt wurde. Erst im christlichen Spätmittelalter kam die Sitte der angeketteten Sklaven auf. Verurteilte Verbrecher wurden in der Antike meist in Bergwerke geschickt, aber nicht auf die Galeeren. Filme wie „Ben Hur“ sind mit Schuld an dieser entstellenden Darstellung. Klar gab es den trommelnden Taktgeber, wie sollten die Ruderer auch sonst im Gleichklang ihre Tätigkeit ausführen.





Erst auf der sechzehnten Comicseite, im Mittelteil, erscheint Nero das erste Mal im Bild. Er sitzt in seiner Loge im „Collosseum und entscheidet mit einem Daumenwink über Leben und Tod der Gladiatoren.“ Hier ist ebenfalls alles falsch! Das Kolosseum wurde erst in den Jahren 72 – 80 n. d. Z. von Vespasian, der dem Geschlecht der Flavier entstammte, errichtet. Daher heißt es eigentlich Flavisches Theater. Seinen gebräuchlichen Namen erhielt es vermutlich von der riesigen Statue, die sich Nero errichten ließ und nach seinem Tode dem Sonnengott Sol geweiht wurde. Die durch die modernen Medien ausgeübte Geste des Daumen nach oben oder nach unten, für Leben oder Tod, ist so nicht überliefert und auch nie gebräuchlich gewesen. Selbst unterlegene Kämpfer konnten auf Gnade hoffen, wenn sie zuvor tapfer gekämpft hatten. Auch der Kaiser griff selten in die Urteilsverkündung ein, er überließ es meist den Zuschauern – die Gunst des Volkes ist jedem Herrscher wichtig, bis in die heutige, von Umfragen bestimmte, Gegenwart.

Auf einem einzigen Bild im ganzen Heft wird auf derselben Seite Nero als Leierspieler gezeigt und erwähnt, dass er „nicht zurückschreckte, ganz Rom in Brand zu setzen.“ Dazu kann ich später, viel später, im Heft 40 etwas zu sagen, denn Nero wurde innerhalb der Reihe ein zweites Heft gewidmet. Derlei historische Kuriositäten gibt es weiterhin zu Hauf in dieser Nummer 2. Allein damit könnte ich ein ganzes Buch füllen, aber mit diesen wenigen exemplarischen Beispielen soll es genug sein.




Das letzte Comicbild zeigt die jubelnde Bevölkerung, wie sie Galba feiert. Diesem erscheint es wie die Erfüllung seines Lebens, er ist Kaiser, so der Text. Allerdings soll er tatsächlich bereits nach der Ermordung Caligulas, 41 n. d. Z., gedrängt worden sein, sich die Macht als Kaiser anzueignen. Er hat abgelehnt, wohl wissend, dass dieser Posten so erstrebenswert nicht sein kann (siehe oben). Hans-Jürgen Linden war für den Text zuständig und Eugen Blumentritt für die Zeichnungen, und dessen Anlehnungen an Prinz Eisenherz sind erneut vielfältig.

Die letzte Umschlagseite zeigt eine Rückschau auf Heft 1 und eine Vorankündigung auf die Nummern 3 und 4. Diese zeigen noch immer den Titel „Ein Herzog rettet Europa“ (Nr.4) und „Geiserich zieht nach Afrika“. Welche nun tatsächlich erschienen sind, werden wir demnächst hier sehen.

(1)Siehe dazu auch die Albenreihe „Murena“.

Falls sich der Leser schon nach diesen zwei Heften fragen sollte, was fasziniert mich denn an dieser Reihe, wo sie doch von Nachahmern und Geschichtsfälschern wimmelt: es wird inhaltlich besser, deutlich besser und auch die Zeichnungen gefälliger. Blumentritt bleibt allerdings konsequent bei seiner Praxis, Foster als Vorbild zu nehmen. Mit haben die „Abenteuer der Weltgeschichte“ damals viel Spaß gemacht, wenn ich auch viele Fakten in späteren Jahren neu lernen musste.

FrankDrake 04.12.2015 13:36

Man darf dabei auch nicht vergessen wann die Hefte auf den Markt kamen, zu welchem Preis und an welches Publikum sie sich richteten.
Als wirkliche Weiterbildung waren sie sicher nicht gedacht.

Servalan 04.12.2015 13:52

Warum gehst du so hart mit den Comicautoren ins Gericht?
Klar, heute wissen wir alles besser. Aber Historiker in Lohn und Brot (meist an der Uni oder bei Instituten) sind jederzeit besser unterrichtet als das gewöhnliche Publikum. Bis die Erkenntnisse Allgemeingut werden, vergehen gut und gern dreißig bis fünfzig Jahre.

Die Comicautoren Linden und Blumtritt zählen meiner Meinung nach zum gewöhnlichen Geschichtspublikum. Die haben weder Kongresse und Tagungen besucht, wo die neuesten Ergebnisse der Forschung präsentiert wurden, noch historische Fachzeitschriften und Fachliteratur gelesen.
Meiner Ansicht nach geben die "Fehler" gute Hinweise darauf, woran sie sich orientiert haben: nämlich an populärwissenschaftlicher Literatur und Belletristik sowie an den Kinoprogrammen der Zeit. Comicautor war damals ein schlecht angesehener, mies bezahlter Beruf - also fiel so etwas wie Forschung und Recherche flach. Und wer für ein Publikum aus Kindern und Jugendlichen schrieb, der wurde sowieso nicht ernst genommen.

1951 lief Quo Vadis an, ein Sandalenfilm nach dem historischen Roman (1895) von Henryk Sienkiewicz. Der verzückt blickende Nero mit der Leier, der sich am abgefackelten Rom sattsieht, gehört zu Peter Ustinovs Paraderollen und hat sein Star-Image geprägt. Der Comic kommt circa anderthalb Jahre später in den Handel und bestätigt die Fans des Monumentalfilms. Ich kann mir sogar vorstellen, daß Standbilder aus dem Film als Vorlagen benutzt worden sind.
Wie üblich dieses Verfahren war, zeigt ja das 8. Asterix-Album: Asterix und Kleopatra, das Goscinny und Uderzo augenzwinkernd an den Oscar-Blockbuster Cleopatra (USA 1963) von Joseph L. Mankiewicz mit Elizabeth Taylor angelehnt haben.

Sieh es einmal so: Niemand entkommt den Bedingungen der Gegenwart.
Thomas Mann hat sich bei seinem Josephsroman sogar an den damals aktuellen Forschungsergebnissen orientiert. Nach heutigen Erkenntnissen wimmelt der trotzdem von Fehlern und Trugschlüssen.
Das ist der Lauf der Zeit.

Detlef Lorenz 04.12.2015 20:02

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 512023)
Man darf dabei auch nicht vergessen wann die Hefte auf den Markt kamen, zu welchem Preis und an welches Publikum sie sich richteten.
Als wirkliche Weiterbildung waren sie sicher nicht gedacht.

Die ersten Hefte vielleicht nicht, aber las dich überraschen, auch wenn es noch ein wenig dauert ...

Detlef Lorenz 04.12.2015 22:54

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 512025)
Warum gehst du so hart mit den Comicautoren ins Gericht?

Weil ich in meiner Einleitung Wert auf den historischen Kontex gelegt habe. Und da ich weiß, wie es mit der Inhalten der Serie weitergeht, kann ich über die Darstellungen in den ersten Heften schon ein wenig spotten.

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 512025)
Klar, heute wissen wir alles besser. Aber Historiker in Lohn und Brot (meist an der Uni oder bei Instituten) sind jederzeit besser unterrichtet als das gewöhnliche Publikum. Bis die Erkenntnisse Allgemeingut werden, vergehen gut und gern dreißig bis fünfzig Jahre.

Sicherlich gewinnen wir jede Woche neue Erkenntnisse, aber bereits seit der Antike waren die Regierungszeiten der römischen Kaiser bekannt. Und das ein Herrscher mit nur einem halben Jahr auf dem Thron nichts wirkliches bewegen kann, sollte doch auch ohne Studium einem von selbst einleuchten.

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 512025)
Die Comicautoren Linden und Blumtritt zählen meiner Meinung nach zum gewöhnlichen Geschichtspublikum. Die haben weder Kongresse und Tagungen besucht, wo die neuesten Ergebnisse der Forschung präsentiert wurden, noch historische Fachzeitschriften und Fachliteratur gelesen.

Damals gab es durchaus Möglichkeiten sich zu orientieren: Die vorhandenen städtischen Büchereien boten für jedes Thema ausreichend Material - und ich weis, was ich hier schreibe. Ein halber Tag Quellenstudium reichte aus, um die Grunddaten des angestrebten Themas zu erfahren. Das Nero Rom in Brand gesteckt hatte, mag selbst in den 50gern noch zum Allgemeinwissen gehört haben, auch durch die schauspielerische Glanzleistung eines Peter Ustinov, wie du weiter unten durchaus richtig schreibst.

Und Blumentritts Leistung als Zeichner der ersten beiden Heftes habe ich nur an seiner "Vorlage" Hal Foster gemessen. Später sind seine "Eigenkreationen" durchaus gelungen, wenn er auch nie von seinem Vorbild abkommen mochte.


Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 512025)
Meiner Ansicht nach geben die "Fehler" gute Hinweise darauf, woran sie sich orientiert haben: nämlich an populärwissenschaftlicher Literatur und Belletristik sowie an den Kinoprogrammen der Zeit. Comicautor war damals ein schlecht angesehener, mies bezahlter Beruf - also fiel so etwas wie Forschung und Recherche flach. Und wer für ein Publikum aus Kindern und Jugendlichen schrieb, der wurde sowieso nicht ernst genommen.

Ich denke, Comicautor war damals überhaupt kein Beruf, eher eine Berufung. Selbst wenn keine oder wenig historische Fehler, im Text, wie im Bild auftreten, wurde man nicht ernst genommen. An wen ich da denke, dürfte klar sein: Helmut Nickel und mit geringen Abstrichen Willi Kohlhoff. Auch sie versuchten mit ihren Comics nicht in der Öffentlichkeit zu prahlen, obwohl sie u.a. mit Quellenstudien wie "National Geografic" arbeiteten.

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 512025)
1951 lief Quo Vadis an, ein Sandalenfilm nach dem historischen Roman (1895) von Henryk Sienkiewicz. Der verzückt blickende Nero mit der Leier, der sich am abgefackelten Rom sattsieht, gehört zu Peter Ustinovs Paraderollen und hat sein Star-Image geprägt. Der Comic kommt circa anderthalb Jahre später in den Handel und bestätigt die Fans des Monumentalfilms. Ich kann mir sogar vorstellen, daß Standbilder aus dem Film als Vorlagen benutzt worden sind.
Wie üblich dieses Verfahren war, zeigt ja das 8. Asterix-Album: Asterix und Kleopatra, das Goscinny und Uderzo augenzwinkernd an den Oscar-Blockbuster Cleopatra (USA 1963) von Joseph L. Mankiewicz mit Elizabeth Taylor angelehnt haben.

Ein wenig mehr muß sich Linden schon als nur an Kinobesuchen oder so unsäglichen verfilmten Romanen wie "Qou Vadis" orientiert haben. Für das Heft 1 habe ich keine historischen Fauxpas´festgestellt und da wird nicht nur der Film "Der Hauptmann von Kastillien", mit Tyronne Power, als Quelle hergehalten haben. Dafür sind die Themen einfach zu komplex.

Das Standbilder (Aushangfotos, denke ich mal) als Vorbilder gedient haben, glaube ich eher nicht, der schon weiter oben erwähnte Prinz Eisenherz mußte als Hauptinspirationsquelle herhalten.


Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 512025)
Sieh es einmal so: Niemand entkommt den Bedingungen der Gegenwart.
Thomas Mann hat sich bei seinem Josephsroman sogar an den damals aktuellen Forschungsergebnissen orientiert. Nach heutigen Erkenntnissen wimmelt der trotzdem von Fehlern und Trugschlüssen.
Das ist der Lauf der Zeit.

Wenn in späteren Jahren neue Informationen auftauchen, ist der Verfasser, von Romanen, Filmen, udgl. von jeder Schuld frei, daran gibt es kein Zweifel. Aber das Nero nicht im Kolosseum sitzen konnte, weil es das noch gar nicht gab, das Vindex seine Schlacht verloren hatte, war alles seit 68 n.d.Z. bekannt. Gelegentlich verselbständigen sich Fehlinformationen, wie das leidige Thema mit den US-Kavalerie Forts im Wilden Westen, dass ist natürlich, sozusagen. Sieht ja auch schaurig schön aus, Rom brennt und der Kaiser singt dazu elegische Weisen auf der Leier...

Danke aber fürs "mitmachen"! Gibt mir Kraft und macht Mut zum Weitererzählen und zum Diskutieren.

Maxithecat 04.12.2015 23:10

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 512077)
Gelegentlich verselbständigen sich Fehlinformationen, wie das leidige Thema mit den US-Kavalerie Forts im Wilden Westen, dass ist natürlich, sozusagen.

Zu dem Thema hast du ja bereits für Sheriff Klassiker #3 einen Artikel geschrieben. Wird dann wohl 2016 erscheinen. :top:

Hinnerk 05.12.2015 02:23

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 511999)

Mir kommen die Schiffe bei der Ankündigung für Geisereich so bekannt vor. Sind die auch von Foster inspiriert? Oder sehe ich schon Gespenster?

Detlef Lorenz 05.12.2015 08:10

Zitat:

Zitat von Hinnerk (Beitrag 512088)
Mir kommen die Schiffe bei der Ankündigung für Geisereich so bekannt vor. Sind die auch von Foster inspiriert? Oder sehe ich schon Gespenster?

Nein, das siehst du völlig richtig; auch den Felsen von Gibralter - damals noch die Säulen des Herkules - findest du, einschließlich der davor herumfliegenden Möven, auf der PE-Seite 255. Die Schiffe sind aus einer anderen Seite ...

Servalan 05.12.2015 10:24

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 512077)
Danke aber fürs "mitmachen"! Gibt mir Kraft und macht Mut zum Weitererzählen und zum Diskutieren.

Zu der Zeit waren meine Eltern selber noch Kinder. Ich habe nur miterlebt, wie die Ansprüche des Publikums durch die Informationsquelle Internet gestiegen sind. Solche Klischeekataloge wie die frühen Tintin-Alben wären heute indiskutabel und würden bloß Shitstorms ernten. Diese Tendenz habe ich wohl zu vorschnell ins analoge Zeitalter verlängert.

:danke:, ich lese immer gern hier mit.:hoch:

fischerin 05.12.2015 11:26

Klar herrschte in den Fünfzigern noch ein ganz anderes Geschichtsbild, außerdem gehörten zu den Comics finstere Schurken und strahlende Helden. Dass aber gerade der unsägliche Cortez so glorifiziert wird, ist natürlich schon grotesk.
Ein "realistisches" Bild vom Wesen des Nero wird sich wohl nie zeichnen lassen, dafür ist die Quellenlage zu dürftig und zu widersprüchlich.
Er dürfte aber sicher in seinen letzten Jahren ein mieser Charakter gewesen sein.
Zum Foster-Plagiator Blumentritt möchte ich noch bemerken, dass er (habe gerade leider nur das Ankündigungspanel vor mir), den Centurio und den Liktor gut getroffen hat. Diese Zeichnungen gehen sicher auf irgendwelche wissenschaftli-
chen Abbildungstafeln zurück. Beim Kaiser in der Mitte hat er die bekannte Augustusstatue mit einem Hogarth-Fingerzeig versehen.
Auch die Aztekenkrieger hat er nicht nach Phantasie, sondern- da sehe ich keine großen Unterschied zu Nickel- ziemlich authentisch dargestellt.
Mein Fazit zu den ersten beiden Heften: "Historisch" schon etwas krass und bedenklich, aber zeichnerisch hätte das was werden können.
Nebenbei : Es müsste Flavisches Amphitheater heißen, denn die Antike machte zwischen den beiden Bautypen auch sprachlich einen deutlichen Unterschied.
Bin schon gespannt, was Detlef Lorenz zu den nächsten Heften auspackt!

Detlef Lorenz 05.12.2015 23:17

@Hallo Fischerin: die Zeichnung Blumentritts auf dem Ankündigungsbild für das Heft 1 ist toll. Es kommt mir so vor, als ob er die Personen aus wissentschaftlichen Büchern abgepaust hat.

Die Atztekischen Krieger sind ihm natürlich authentisch gelungen, woran ich sehe, dass sie nicht purer Phantasie entsprungen sind. Auch Nickel hatte Reverenzmaterial, so das Buch "Die Eroberung von Mexiko" von Anton Hoffmann, 1919.
Nebenbei: natürlich hast du mit dem "Amphi"-theater recht und ich denke, nicht nur die alten Römer unterschieden zwischen beiden Arenen: in der einen wurde geschauspielert (und in kleineren Städten Versammlungen abgehalten), während im anderen sich die Akteure die Köpfe einschlugen.

Detlef Lorenz 08.12.2015 13:11

Nummer 3: Ein Verräter trägt die Krone, Das Geheimnis vom Dürnstein.





Die brennende Burg auf dem Titelbild ist nicht der Dürnstein an der Donau. Sie ist eine beliebige englische und gehört einem Adligen, der Richard Löwenherz weiterhin die Treue hält, obwohl dieser abwesend ist und sein Bruder, Johann Ohneland, die Macht in England für sich beansprucht.

Worum geht es im Heft Nummer 3: Jeder – zumindest HIER gehe ich davon aus – kennt die Geschichte vom König Richard Löwenherz. Dieser wurde während seiner Rückkehr aus dem sogenannten Heiligen Land von Herzog Leopold von Österreich festgesetzt. Nach der Leistung des Lehneides an Kaiser Heinrich IV und Zahlung eines ungeheuren Lösegeldes, das seine Mutter Eleonore von Aquitanien aufbrachte … Stopp! war das nicht Sir Ivanhoe, der getreue Ritter, der als Sänger Blondel verkleidet, die österreichischen Lande durchstreifte, schließlich Richard in Burg Dürnstein fand, nach England zurückkehrte und mit Hilfe der dortigen Juden das Lösegeld aufbrachte (obwohl Löwenherz die Synagogen geplündert hatte um „seinen“ Kreuzzug zu finanzieren)…






Hans-Jürgen Linden, der Texter, nahm sich das von Walter Scott 1820 veröffentlichte Buch „Ivanhoe“ zum Vorbild, möglicherweise auch den Film mit Robert Taylor, Elisabeth Taylor und Joan Fontaine und schrieb daraus das Script für den Comic, der von Lothar Linkert mehr oder weniger geschickt illustriert wurde. Damit haben wir hier leider den Fall, dass das Heft in der falschen Serie auftaucht. Dem Inhalt nach gehörte es in die „Illustrierten Klassiker“ denn in die „Abenteuer der Weltgeschichte“. Vielleicht ist die Nummer 50 darin authentischer, die in ihr geht es ebenfalls um Richard Löwenherz.

Kurz und knapp zur Nummer 3: die Geschichte fängt mit der Belagerung Jerusalems während des 3. Kreuzzuges (1189-1192) an, das auf der nächsten Seite sich den Kreuzfahrern ergeben muss. Hier kann natürlich nur Akkon gemeint sein, das nach 3jähriger Belagerung erobert wird, im Gegensatz zu Jerusalem. Richard entzweit sich mit europäischen Fürsten, und dann, siehe oben. Eindeutig ist hier der erfundene Ivanhoe der Held, getreu der literarischen Vorlage. Somit stelle ich für mich fest, dieses Heft ist inhaltlich eine Fehlentscheidung für die Serie!

Zum Zeichner Lothar Linkert: sein Kürzel „Lo Li“ erscheint auf jeder Seite, so als ob der Comic eine Vorveröffentlichung von je einer Seite in einem Magazin erfahren hatte. Er soll bereits 1956 nach Kanada ausgewandert sein und dort als Cartoonist und Sketchzeichner sein Brot verdient haben. Seine Tätigkeit für den Lehning-Verlag gab er wegen der unregelmäßigen Bezahlungen seitens des Verlages auf. Jedenfalls steht es so in „Die Sprechblase“ 167 im Artikel von Kurt Jäger.

Erneut Eigenwerbung auf der letzten Umschlagseite: man war im Regentenverlag vorsichtiger geworden, statt der in den ersten beiden Heften angekündigten Titel, die nicht erschienen, zeigte man nur eine Rückschau auf Heft 1 und 2.

Detlef Lorenz 14.12.2015 22:01

Nummer 4: Die Geisterreiter, Kadetten gegen Kosaken






In diesem Heft geht es um eine Episode aus dem Siebenjährigen Krieg (1756-63). In endlosen Gemetzeln versuchten die europäischen Fürsten Preußen nicht auch noch zur Großmacht werden zu lassen. Es gelang nicht, die Toten, Verletzten, Verstümmelten und Traumatisierten hat keinem von ihnen so richtig interessiert, außer, sie hatten plötzlich keine oder zu wenig Soldaten. Der Großteil der Geschichte spielt in Ostpreußen, als eine Gruppe Kadetten in einer Art Partisanenkämpfen starke russische Verbände binden. Ein fieser polnischer Graf verrät den Russen schließlich die geheime Furt zur Festung (auf dem Titelbild recht anschaulich dargestellt). Überhaupt hat das Titelbild, von Lo Li gezeichnet, etwas dämonisch-diabolisches. Jedenfalls war es damals beeindruckend und verfehlt vielleicht auch heutzutage seine Wirkung nicht.

Nach dem Fall der Festung denunziert Warowski, der fiese Graf, den tapferen Rittmeister von Keith als Verräter. Im letzten Moment wird dieser rehabilitiert, und eilt mit seinen Kadetten nach Leuthen, wo er Friedrich ll., dem sogenannten Großen, leibhaftig begegnet. Mit der sogenannten schiefen Schlachtordnung besiegt Friedrich die Österreicher – natürlich tun dies seine Soldaten.

Ein ziemlich heroisches Machwerk liegt vor uns, von Blumentritt und Linkert ganz flott in Szene gesetzt. Historisch gibt es nichts auszusetzen, schließlich ist das einzig Verbürgte die Schlacht bei Leuthen, die Kadetten unter ihrem Rittmeister sind fiktiv.






Die vorliegende Innenabbildung ist von mir als Suchspiel ausgewählt worden: eines der Bilder zeigt eine typische Pose eines der Akteure, die es, mal wieder, schon bei Prinz Eisenherz gab … nur welche?

Erstmals werden auf der 3. Umschlagseite Sammelmappen angeboten. Zu diesem Thema gibt es später, zum Heft 7, noch einiges zu sagen.




Auf der 4. Umschlagseite gibt es ein Kuriosum zu Vermelden: für die Hefte 2 und 3 wird mit je 2 Abbildungen geworben, Heft 1 wird nur im Text erwähnt. Allerdings liegen mir von der Nummer 4 zwei Ausgaben vor, die jeweils unterschiedliche Bilder zeigen (siehe dazu die Beispiele). Ob es sich um verschiedene Auflagen handelt, ob während der Produktion die Bilder ausgetauscht wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Hefte zeigen keinerlei Unterschiede, die Impressi sind identisch, sie besitzen dieselben Inhalte.

Servalan 14.12.2015 22:39

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 512686)
In diesem Heft geht es um eine Episode aus dem Siebenjährigen Krieg (1756-63). In endlosen Gemetzeln versuchten die europäischen Fürsten Preußen nicht auch noch zur Großmacht werden zu lassen. Es gelang nicht, die Toten, Verletzten, Verstümmelten und Traumatisierten hat keinem von ihnen so richtig interessiert, außer, sie hatten plötzlich keine oder zu wenig Soldaten.

Die gemeinen Soldaten waren sowieso zwischen Baum und Borke eingeklemmt. Ohne mächtig Glück hat da keiner überlebt. Der britische Militärhistoriker John Keegan (bitte nicht verwechseln mit den US-Militärberater Robert Keegan) hat an drei verschiedenen Schlachten (Agincourt 1415, Waterloo 1815 und Somme 1916) geschildert, wie sich der Krieg aus der Froschperspektive anfühlt: The Face of Battle (Jonathan Cape 1976).

In der Ritterschlacht von Agincourt gab es die Stände des Feudalstaates: Das Fußvolk wurde verheizt, Verwundete und Gefangene wurden abgeschlachtet. Feindliche Ritter konnten in der Schlacht entführt werden. Mit ein wenig Glück saßen die in einer feindlichen Burg fest und amüsierten den Hofstaat, bis das Lösegeld eintraf (oder nicht).

Sogar ärztliche Hilfe hätte den Soldaten von Waterloo kaum etwas genützt.
Nach der Schlacht sind die Kämpfer erschöpft eingeschlafen. Wer das Pech hatte und vor dem Einpennen nicht daran dachte, irgendein Zeichen zu geben, noch am Leben zu sein, wurde später als vermeintlich tödlich Verwundeter mit dem Gnadenstoß hingerichtet.
Medizinisch sah es finster aus. Die Säftelehre war noch in vollem Schwange. Laut Keegan hätten die Ärzte mit ihrer Universalheilmethode Aderlaß mehr Schaden angerichtet als ohnehin.

In manchen Armeen stellten strafrechtlich Verurteilte einen Großteil, die zwischen Knast, Galgen oder Uniform "wählen" durften.

Hinnerk 15.12.2015 01:57

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 512686)
Die vorliegende Innenabbildung ist von mir als Suchspiel ausgewählt worden: eines der Bilder zeigt eine typische Pose eines der Akteure, die es, mal wieder, schon bei Prinz Eisenherz gab … nur welche?

Ich tippe auf das fünfte Panel, den Sprung aufs Pferd.
Du hast vergessen, zu erwähnen was es zu gewinnen gibt!

Xury 15.12.2015 08:05

Es ist das zweite Panel. :)

Detlef Lorenz 15.12.2015 09:02

Xury hat, wie so oft, recht: Blumentritt/Linkert haben aus der PE-Seite 50 vom 22.1.1938 das letzte Bild, leicht verfremdet, übernommen. Im Grunde die ganze Szene, in der Prinz Eisenherz sich auf dem Balken befindet. Wäre diesmal vielleicht nicht aufgefallen, wenn Blumentritts Eisenherz-Affinität nicht bekannt wäre.

guenkos 15.12.2015 09:50

Ist das dritte Panel nicht der Szene entlehnt, in welcher der junge Eisenherz den Briten meldet, wo die Sachsen gelandet sind?

fischerin 15.12.2015 13:24

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 512686)
Ein ziemlich heroisches Machwerk liegt vor uns, von Blumentritt und Linkert ganz flott in Szene gesetzt.

Wenn man bedenkt, dass lediglich das Cover von Linkert ist, bleibt es ja Blumentritts Zeichenwerk, der sich ja mit dem historischen Outfit schon (für die damalige Zeit) Mühe gegeben hat.
Ich wollte aber hauptsächlich anmerken, dass es angegebene Werk von John Keegan schon viele Jahre auch auf Deutsch gibt: "Das Antlitz des Krieges". Für den militärhistorisch entwöhnten deutschen Leser entsprechend gewöhnungsbedürftig, aber lohnend allemal.
Danke nochmals an Detlef Lorenz für seine Arbeit, wenn es ja über die "Kadetten" auch relativ wenig zu sagen gab.

FrankDrake 16.12.2015 03:19

Mit Heft 4 kommen die ersten Parallelen zu den IK, der Inhalt hält Zeichnerisch nicht was das Titelbild verspricht.

Detlef Lorenz 16.12.2015 07:24

Zitat:

Zitat von fischerin (Beitrag 512747)
Wenn man bedenkt, dass lediglich das Cover von Linkert ist, bleibt es ja Blumentritts Zeichenwerk, der sich ja mit dem historischen Outfit schon (für die damalige Zeit) Mühe gegeben hat.
(...) wenn es ja über die "Kadetten" auch relativ wenig zu sagen gab.

Blumentritt wird wohl über nicht unbeträchtliche historische Literatur/Bildbände verfügt haben. Er zeigt, in der Tat, für damalige (Comic-)Zeiten, recht detaillierte Darstellungen vor allem der Bekleidungen. Ob nun jeder Säbel, Schwert, Kanone, Uniformteil den tatsächlichen Zeiten entspricht, habe ich mir erspart zu recherchieren. Sein "Alter Fritz" sieht schon recht gelungen aus, man kann ihn durchaus auch ohne Text als Preußenkönig erkennen. So weit ich informiert bin, war dieser der letzte, der den Titel "der Große" verliehen bekommen hat. Den gabs wohl auch nur für Kaisers, Königs und Heerführer, und für was eigentlich ...

"Kadetten", "Kosaken": da war nicht viel zu berichten, ausführlichere Inhaltsbeschreibungen eventuell!?

Detlef Lorenz 16.12.2015 07:45

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 512798)
Mit Heft 4 kommen die ersten Parallelen zu den IK, der Inhalt hält Zeichnerisch nicht was das Titelbild verspricht.

In der Tat vermischen sich inhaltlich die Themen bei den IK und Abenteuer der Weltgeschichte: Auch bei den IK gibt es Inhalte, die auf Grund historischer Romanadaptionen in die Reihe aufgenommen worden sind. Ich denke da an Julius Cäser, Kit Carson, Alexander der Große (auch einer der "Großen"), Die Eroberung von Mexiko, Die ersten Menschen im Mond (ach ne, das war ja eine Vorhersage). Die Abenteuer der Weltgeschichte befassen sich dagegen NUR mit Themen aus der Geschichte und übernehemen sie mehr oder weniger authentisch in eine Comicversion.

Detlef Lorenz 22.12.2015 19:19

Etwas allgemeines zur Serie: in einem anderen Thread hat ein gewisser „Ivanhoe“ verblüfft angemerkt, dass in dem Heft „Ein Verräter trägt die Krone“, Nr. 3, nicht zu erkennen war, dass Sir Ivanhoe (seine Geheimidentität) eine tragende Rolle spielt; von Richard Löwenherz, dem König von England ganz zu schweigen. Selbst der Untertitel „Das Geheimnis vom Dürnstein“ ist da wenig erhellend. Die Titelauswahl der bisherigen Hefte sind insgesamt recht eigenwillig. Selbst für eine Serienfigur, sagen wir Akim, würde „Ein Verräter trägt die Krone“ passen. Akim war ein König im Dschungel, jedenfalls bei Pedrazza / Renzi, da konnte es durchaus passen. Aber für die hier aktuelle Reihe ohne durchgängigen „Helden“ kommt mir selbst „Die Verschwörer von Cartagena“ wenig aussagekräftig vor, egal ob er für ein kindliches oder erwachsenes Publikum gedacht war und ist.

Das folgende hier zu besprechende Heft macht da keine Ausnahme:

Nummer 5
Flammen über Florenz, Der junge Herzog erobert seine Stadt






... kann sonst was bedeuten. Hätte irgendetwas über die Medici verlautet, könnte man zumindest die Zeit eingrenzen, wann diese Geschichte spielt: zum Beginn der italienischen Renaissance im ausgehenden 15ten und im 16ten Jahrhundert. Die Medici und die Pazzi, reiche Handelsfamilien, stritten um die Macht in Florenz. In der Historie und im Heft ist diese Auseinandersetzung das Thema. Allerdings werden Klischees bedient, wie man am Abbild des „jungen Herzogs“ auf dem Titelbild sehen kann: gut aussehend (ahem), der Bösewicht ein typisches Schurkengesicht. Warum das hier so ist, weiß ich nicht, denn die Medici waren keine zart besaitete Familie, was die Eroberung und Verteidigung ihrer Macht anging, aber sei´s drum.

Giuliani I. de´ Medici wurde 1478 – und nicht um 1500, wie im Heft verkündet, der Pazzi-Verschwörung zum Opfer. Sein ältester Sohn, Piero di Lorenzo (!) de´ Medici anschließend der Nachfolger. Und darum geht es auch im Heft. Zwischendurch finden Fechtduelle, Brandstiftungen (daher der Titel), Angriffe der Landsknechte der Pazzi, die Flucht Pieros, usw. es ist was los. Zum Schluss läuten die Glocken und alle jubeln über den Sieg der Medicis.

Historisch hat der Inhalt natürlich schwächen, die Medici werden positiv dargestellt, was sie zumindest in der Förderung der Künste und Bauten sicherlich waren. Ihre Gegner sind die Bösen – obwohl auch sie nur von den Vorteilen der Macht profitieren wollen. Die Stadt Florenz ist oft am markanten Kuppelturm der Kirche von Santa Maria del Fiore und am Campanile des Palazzos Vecchio zu erkennen.

Erich Dittmann, ein neuer Zeichner, setzt Lindens Skript sicherlich geschickt um. Leider ist die rot-schwarze Farbgebung, wie schon bei den vorherigen Heften, unvorteilhaft. Seine Zeichnungen sind leider etwas strichig, d. H. er benötigt häufig viele Linien zur Darstellung von Personen, Gebäuden und Landschaften. Dadurch wirken die Seiten unruhig.

Hans-Jürgen Linden, der Chefredakteur, wurde auf Dittmann durch dessen grafische Veröffentlichungen aufmerksam. Er kontaktierte ihn und beide wurden handelseinig. Linden soll 20 Mark pro Seite bekommen haben, was ihm auf Dauer zu wenig war: nach nur insgesamt 3 Heften (Nr. 5, 8 und 11) kündigte er sozusagen. Nachzulesen ist das alles ausführlicher in der SP 108.

Detlef Lorenz 04.01.2016 09:47

Nummer 6

Piraten der Freiheit, Rettet euch – die Geusen kommen!





Die Gebiete der heutigen Niederlande und Belgiens gehörten Mitte des 16ten Jahrhunderts zum „Heiligen Römischen Reich“. Die Kaiser stellten zu diesem Zeitpunkt die Habsburger, eine Dynastie, die ihre Stammlande im heutigen Österreich hatten. Durch hier unnötig näher zu erläuternde dynastische Erbfolgen (1556 Abdankung Karl IV) kamen die Niederlande zur spanischen Linie der Habsburger. Unter den Statthaltern Margarete von Parma, die ein Bittgesuch niederländischer Edelleute ablehnt und sie deshalb als Geusen (Bettler) bezeichnet und ihrem Nachfolger, Herzog Alba, der eine Schreckensherrschaft errichtete, erhoben sich die Niederländer. Es dauerte aber bis zum Ende des 30jährigen Krieges (1648), bis die Niederländer mit dem Ausscheiden aus dem Heiligen Römischen Reich ihre volle Souveränität erlangten.

Das vorliegende Heft enthält eine Episode aus diesen langjährigen Auseinandersetzungen. Es geht um die Befreiung Moritz´ von Oranien, der 1584 die Führung der Geusen übernimmt. Im Heft ist er bereits ein älterer Herr, also würde ich denken, die Jahre zum Beginn des 30jährigen Krieges müssen der gewählte Zeitraum sein. Geschickt hat Linden die Erzählung um den jungen Grafen Toggenburg in diese geschichtliche Epoche eingesponnen. Im Handstreich befreit dieser alleine Oranien und kapert später mit Gleichgesinnten eine spanische Flotte, um deren Baumuster für die Schiffe der Niederländer zu übernehmen. Das Heft endet nicht mit der endgültigen Vertreibung der Spanier, es bleibt inhaltlich ein Zwischenspiel, allerdings ein gelungenes, das Spaß macht zu lesen.






Zum Spaß am Text kommt ein neuer Zeichner für die Reihe zum Zuge: Herbert Hahn. Seine Zeichnungen sind klar, keine Ecken und Kanten, keine unnötigen gestrichelten Umrisse, keine erkennbare Abzeichnungen und wenn, dann sehr geschickt verborgen. Wie schon in den vorherigen Heften treffen auch hier die Accessoires, die Bekleidungen, Schiffe und andere Utensilien ziemlich genau die Zeitepoche, in der die Geschichte spielt. Einzig die vorkommenden Galeeren bereiteten mir Bedenken, denn zu diesem Zeitpunkt verschwanden sie durch umwälzende Neuerungen (weittragende Kanonen, verbesserte Takelagen) zumindest aus dem atlantischen Bereichen. Irrtum, sie gehörten noch hierher und waren auch im küstennahen Atlantik und der Nordsee gebräuchlich und den reinen Seglern im Nahkampf überlegen. Herbert Hahn gefällt mir zu diesem Zeitpunkt von allen Zeichnern am Besten. Über ihn selber habe ich im Netz nichts gefunden.

Ungewöhnlich ist diesmal die 2. Umschlagseite: bisher enthielt sie Porträts der wichtigsten Akteure mit kurzen Beschreibungen ihrer Rollen. Diesmal ist die Seite blank; weshalb, keine Ahnung. Vielleicht gingen die Zeichnungen auf dem Postwege verloren, sie wurden in der Druckerei versust, Hahn hatte gar keine geliefert, der Vermutungen sind vielfältig.

Auf der Leserbriefseite lobt Hans-Jürgen Linden den Verlag, da nun die Hefte tatsächlich im 3wöchentlichen Rhythmus erscheinen, wie beworben – es gab also vorher Unregelmäßigkeiten, die die wochengenaue Datierung in der Illustrierten Deutschen Comic-Geschichte etwas in Frage stellen könnte.

Servalan 04.01.2016 17:33

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 514047)
Einzig die vorkommenden Galeeren bereiteten mir Bedenken, denn zu diesem Zeitpunkt verschwanden sie durch umwälzende Neuerungen (weittragende Kanonen, verbesserte Takelagen) zumindest aus dem atlantischen Bereichen. Irrtum, sie gehörten noch hierher und waren auch im küstennahen Atlantik und der Nordsee gebräuchlich und den reinen Seglern im Nahkampf überlegen.

Wenn meine geschichtlichen Kenntnisse nicht veraltet sind, waren Schiffe so ziemlich die teuersten Investitionen der damaligen Zeit (vergleichbar mit dem BER und der Elbphilharmonie). Solange die Schiffe seetüchtig waren, wurden sie unter Segel gesetzt, letzten Endes lief das auf eine Lebensdauer von zwanzig Jahren hinaus. Technische Neuerungen brauchten eine Menge Vorlauf, bis sie Standard wurden.
Manchmal ging der Schuß nach hinten los: Als die Schweden sich für das beste Kriegsschiff aller Zeiten entschieden, erlebten sie eine Katastrophe, die Teil der Geschichte geworden ist. Die "Wasa" sank schon beim Stapellauf in Stockholm auf Grund. Heute ist das restaurierte Wrack ein Prunkstück im Museum.

Hinnerk 10.01.2016 02:03

Zitat:

Einzig die vorkommenden Galeeren bereiteten mir Bedenken...
In deinem Bildbeispiel ist gar keine Galeere zu sehen. Ich habe das Heft leider nicht, deshalb ist die Anmerkung mir etwas etwas unverständlich.

guenkos 10.01.2016 13:27

Zitat:

Zitat von Hinnerk (Beitrag 514574)
In deinem Bildbeispiel ist gar keine Galeere zu sehen. Ich habe das Heft leider nicht, deshalb ist die Anmerkung mir etwas etwas unverständlich.

Es handelt sich bei den abgebildeten Schiffen um Galeonen, nicht um Galeeren. Allerdings waren Galeeren auch noch im 17. Jahrhundert im Einsatz.

underduck 10.01.2016 19:22

Vielleich handelt es sich ja nicht um Galeeren, sondern tatsächlich um Galeonen. Es gab da aber auch noch Galeassen. Das war wohl ein Zwischending zwischen Segler und Ruderschiff.

Detlef Lorenz 11.01.2016 08:57




Auf dieser Seite sind Galeeren abgebildet, genau genommen auf der vorherigen, die ich für das Heft verwendet hatte. Hier sieht man sehr schön, wie anstrengend das Rudern der großen Schiffe gewesen sein muss. Herbert Hahn hat auch diese Szenen sehr anschaulich dargestellt.

Die Kästen der einzelnen Bilder sind in dieser Vergrößerung sehr wellig, wie das Wasser der Nordsee. Es ist wohl keine Vermutung, dass Hahn sie freihändig gezogen hat. Im Heft selbst treten die Wellenmuster nicht ganz so deutlich zu tage.

Btw: Bis zu dieser Ausgabe sind die Seiten aller Hefte nicht nummeriert. Erst ab der nächsten Nummer wird das eingeführt.

Detlef Lorenz 15.01.2016 13:56

Nummer 7 Gesprengte Ketten, Spartakus – Rebell gegen Rom: Vom Regentenverlag zum Lehning Verlag






Nach einer Pause von 11 Wochen(!) -lt. Illustrierte Deutsche Comic Geschichte- erschien die Nummer 7 im Juli 1954. Einher ging diese lange Pause mit einigen optischen Änderungen im Erscheinungsbild der Hefte. Die beim Heft 6 schon genannte Einführung einer Seitennummerierung war dabei nicht die einzige Änderung bei den Abenteuer der Weltgeschichte: Auch das Titelbild wurde leicht modifiziert, an Stelle der gekreuzten Schwerter im Kreis neben dem Titel war nun der Preis des Heftes (50Pf) zu sehen, vorher war er rechts unten, ebenfalls in einem Kreis; die gelbe Fußleiste mit den Signum des Regentenverlages (RV), die verschiedenen Preise im Saargebiet (ffrs. 50.-), Österreich (S 2.50), Luxemburg (Frs. 6.-), waren nun auf die 4. Umschlagseite ins dortige Impressum gewandert. Die Heftnummer war von unten nach oben, unter den Titel versetzt worden. Kleine Änderungen, wenig spektakulär und sicherlich den damaligen Leser kaum aufgefallen. Ich kann mich jedenfalls daran nicht erinnern. Hans-Jürgen Linden ist dagegen noch immer der verantwortliche Redakteur, die Zeichner werden allerdings nicht mehr erwähnt. Dieses letzte Detail ist ein Hinweis auf eine nicht nur erfolgte Umgestaltung des Heftes, sondern auf einen Besitzerwechsel: die Heftreihe wurde nun Walter Lehning Verlag herausgegeben (dort wurden die Zeichner in der Regel nie erwähnt). Äußerlich, neben den erwähnten Änderungen, ist die massive Werbung des Lehning Verlages ein markanter Hinweis auf den neuen Besitzer und dessen Produkte: auf der 4. Umschlagseite erscheint nun statt der Rückschau auf die vorhandenen Ausgaben eine Übersicht der Lehning Piccolo-Bilderhefte. Zu dieser Zeit lief die Piccolo Produktion auf vollen Touren, Akim, El Bravo, Jezab, Raka, Sigurd, Peterle, Der Rote Adler, Harry, zeugten von einer ersten Hochblüte dieser Formatgattung. Auf der Seite 34 wird zudem für die Serie Sheriff Teddy und dem neusten Piccolo Sonderband Der Rote Adler geworben. Lehning steigt nach der Übernahme groß ein und stellt seine Heftreihen vor.






Eigentlich ist das alles normal: ein Verlag übernimmt eine anderen, und präsentiert seine eigenen Produkte. Nun gibt es aber Gerüchte, dass hinter dem Regentenverlag von Anfang an Lehning stand. Eine in der Regel gut informierte Quelle* stellt diese Vermutung mit folgendem Hinweis vor: Die Abenteuer der Weltgeschichte sind von der Nummer 4 bis zur 20sten Ausgabe bei der Druckerei Scheiwe & Schüssler, Köln-Mühlheim hergestellt worden. In einem Gespräch der „Quelle“ mit Druckereimitarbeitern soll ihm der Lehning Verlag als Auftraggeber von Anfang an genannt worden sein. Okay, das wäre ein Indiz für seine weitere Theorie, dass Lehning vom „Schmuddelimage“ der damals – noch nicht so genannten – Comics mit einer Reihe, die historischen Themen zum Inhalt hatte, weg wollte. So ähnlich wie die Illustrierten Klassiker, nur ein anderes, ebenfalls „seriöses“, Genre halt. Zusätzlich hat bisher noch niemand etwas zu einem Regentenverlag weder in Farnkfurt noch sonst wo gefunden.

Diese Theorie könnte also durchaus passend sein, einige Fragen stellen sich mir aber trotzdem: Wenn Lehning von Anfang an dahinter steckte, wieso gab es dann bei der im Impressum geänderten Eigentümerangabe (Lehning statt Regenten) eine Pause von 11 Wochen, wenn der Hannoveraner Verleger so und so schon dahinter stand. Ein Hinweis auf eine tatsächliche Übernahme findet sich dagegen in einem Zeitungsausschnitt des Branchenmagazines „Der Neue Vertrieb“, die mir Stefan freundlicherweise zur Verfügung stellte:






Hier ist zu lesen, dass Lehning die Serie von den Frankfurtern übernommen hatte, und das ab dem 19. Juli die Nummer 7 in seinem Verlag erscheinen wird. Dieser Zeitraum stimmt auch mit den Angabe in der Illustrierten Deutschen Comic Geschichte überein. Weshalb sollte Walter Lehning in einem nicht unbedingt für die Öffentlichkeit bestimmten Fachblatt die Übernahme eines Konkurrenten veröffentlichen, wenn der Regentenverlag ihm so und so schon gehört.

Falls nun Lehning doch von Anfang an seine Finger beim Regentenverlag im Spiel hatte, könnte ich mir folgendes Szenario vorstellen: Hans-Jürgen Linden war der Verlage, vielleicht wohnte er sogar in der Frankfurter Adresse, die das Impressum und der Nachbestellservice angab (würde ich gerne mal recherchieren, jetzt wo sich mir diese Fragen stellen). Er schrieb schließlich die Storys, wie wir von Erich Dittmann wissen, nahm von den Zeichnern die fertigen Bilder/Seiten entgegen und entlohnte sie. Und zwar vom Honorar, dass er wiederrum von Lehning erhielt. Einen Anteil davon reichte er an die Künstler weiter. Die Originale wanderten nach Hannover, wo sie Druckfertig an Scheiwe & Schüssler weitergeleitet wurden.

Soweit meine Theorien und als letzter Puzzelstein fehlt jetzt nur noch die Begründung, warum Lehning die Serie direkt in sein Comic-Programm integrierte. Vielleicht der besseren, direkteren Werbung in seinen Heftserien wegen. Er erreichte damit immerhin einen sehr großen Interessentenkreis, seine Comics erschienen überall im deutschsprachigen Raum!?
Fortsetzung folgt …

*Die „Quelle“ möchte namentlich nicht genannt werden, obwohl die meisten ihn so und so kennen. Er agiert im anderen Forum unter einem Indianerpseudonym.

Matthias 15.01.2016 17:05

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 514973)
Weshalb sollte Walter Lehning in einem nicht unbedingt für die Öffentlichkeit bestimmten Fachblatt die Übernahme eines Konkurrenten veröffentlichen.

Warum hätte er dies denn nicht tun sollen? Grade ein Branchenblatt ist doch für solche Mitteilungen geeignet.

Detlef Lorenz 15.01.2016 17:12

Da hast du natürlich recht, ich habe das mal ergänzt und zwar so, wie ichs gemeint habe.

Detlef Lorenz 24.01.2016 18:59

Nach wie vor funktioniert mein Mailpostfach nicht, soll aber in den kommenden Tagen wieder gehen. Deshalb folgt heute ein abbildungsloser Artikel, der sich aber mit dem selben Thema wie der vorherige Beschäftigt. Eine Abbildung erfolgt später.


Fortsetzung Abenteuer der Weltgeschichte Nummer 7


Was bisher geschah: In der vorherigen Ausgabe spekulierte ich zur - möglichen – Übernahme des Regentenverlags durch Walter Lehning. Bisher bin ich deshalb noch nicht auf den Inhalt des Heftes eingegangen. Dabei verspricht der Titel, „Gesprengte Ketten, Spartakus – Rebell gegen Rom“, einiges an Spannung. Weniger wohl wegen des Titelhelden, als wegen „Rebell gegen Rom“. Rebellionen, Aufstände gegen die antike Supermacht kommen besonders in Deutschland immer gut an, hat es doch ein sogenannter Hermann Anno 9 geschafft, die Römer dauerhaft aus Germanien zu vertreiben, mehr oder weniger. Diesem Herman ist ein eigenes Heft der vorliegenden Reihe gewidmet (Heft 36). Einem breiteren Publikum wurde Spartakus erst mit der im Dezember 1960 in Deutschland aufgeführten amerikanischen Filmproduktion gleichen Namens, mit Kirk Douglas in der Hauptrolle. Der Film schreibt seinen Namen allerdings in der lateinischen Form mit einem „c“ an Stelle des hier verwendetem „k“. Ich werde hier die Schreibweise des Comics beibehalten.


Spartakus war wahrscheinlich Thrakischer* Herkunft. Er wurde zwischen 80 und 75 v.d.Z. als Sklave nach Italien verbracht und dort in die Gladiatorenschule nach Capua geschickt. Es gelang ihm 73 zusammen mit dem Kelten Krixos und einer Anzahl weiterer Gladiatoren zu fliehen. Rasch schlossen sich ihnen weitere Sklaven an und am Vesuv wurde ein römisches Heer geschlagen. Zwei weitere Niederlagen der Römer folgten. Krixos fiel allerdings. Spartakus beabsichtigte seine Leute in ihre Heimatgebiete zurück zu führen, nach einem erneuten Sieg gegen ein römisches Heer blieben sie allerdings in Italien. Sie zogen jetzt bis in den italienischen Stiefel nach Thurii, wo sie versuchten mit Hilfe von kilikischen Seeräubern das Land zu verlassen. Dies gelang nicht und nun endlich, nach vielen Niederlagen, gelang es dem römischen Heerführer Crassus Spartakus´ Heer vernichtend zu schlagen. Spartakus fiel in der Schlacht.** Man schreibt ihm auch den Versuch von sozialen Reformen zu, aber das ist zwar ungewiss, wurde aber gerne in der Neuzeit aufgegriffen. Der Spartakusbund (deren Anhängern im Dezember 1918 die KPD gründeten) sei hier genannt und auch für die Kinder- und Jugendspartakiaden in der DDR und anderen Ostblockländern wurde der Name des Spartakus für Wettkämpfe, die dem Klassenkampf auf der sportlichen Ebene austrugen, verwendet.


So weit in Kurzform etwas zu Spartakus, der im Grunde nur nach Hause wollte. Hans-Jürgen Linden*** hat im Heft Nummer 7 einen Teil der historischen Ereignisse aufgegriffen und in freier, melodramatischer Interpretation niedergeschrieben. „Einen Teil“ deshalb, weil mitten in der Story die Geschichte endet: nach einem erneuten siegreichen Gefecht verkündet Spartakus einen Marsch auf Rom. Die nächste Seite zeigt dann überraschenderweise eine Vorschau auf das nächste Heft … ob das Skript bis zum Tode des Titelhelden weiterging, ist mir nicht bekannt. Vermuten dürfte man es allerdings.



Lothar Linkert hat das Manuskript in gewohnt mäßigen Zeichnungen ausgearbeitet. Vielleicht hat er sich für die einzelnen Szenen zu viel Platz genommen und urplötzlich waren die Seiten für den vorgesehenen Raum im Heft erreicht und er musste abbrechen. Eher könnte ich mir aber vorstellen, dass in der Redaktion (Hans-Jürgen Linden?) wegen der zweiseitigen Vorschau und der zusätzlichen Verlagswerbung gekürzt werden musste.
Zur Sklaverei, speziell im Altertum, ein paar Worte: Die Sklaverei fand im Rom der Antike statt und lange davor und selbst heutzutage noch in allen Weltgegenden. Die Germanen hielten sich Sklaven, die Indianer, die Chinesen, die Inder und selbst in Ländern, deren Menschen wohl am meisten leiden mussten, in Schwarzafrika, hielten sie es nicht anders. Auch die Ächtung durch die UN hat sie bis auf den heutigen Tag nie richtig beenden können. Im Römischen Reich besaßen die Sklaven nicht unbedingt einen menschlicheren Status als in anderen Kulturen: immerhin hatten sie aber die Möglichkeit der Freilassung – durch den Besitzer -, oder des Freikaufens mit selbst erwirtschaftetem Vermögen. Auch konnten Sklaven und Freigelassene durchaus hohe Stellungen in der Gesellschaft erreichen. Zur Kaiserzeit gab es zudem vermehrt Gesetze zur Besserbehandlung von Sklaven, wozu grade die Aufstände und ähnliche Empörungen beigetragen hatten. Philosophen, wie Seneca, erkannten das Missverhältnis von der von ihnen postulierten inneren Freiheit jedes Menschen, das sich im Standesunterschied zwischen Herren und Sklaven manifestierte. Das alles ist natürlich keine Entschuldigung oder Beschönigung, Sklaverei ist und bleibt ekelhaft!

*In etwa das Gebiet des heutigen Bulgariens.
**Womit natürlich der Haupttitel „Gesprengte Ketten“ nur sehr bedingt zutreffend ist. Vom bereits erwähnten Hermann könnte man dies eher behaupten, Spartakus dagegen erhielt die ersehnte Freiheit nie, er fand nur Kampf und Tod.
***Ich gehe mal weiter von der Storyerstellung Lindens aus, auch wenn das Impressum ab diesem Heft nichts mehr dazu aussagt.

user06 24.01.2016 23:47

Vielen Dank für diese sehr interessanten Beiträge, Detlef :top:!

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 515532)
... weil mitten in der Story die Geschichte endet: nach einem erneuten siegreichen Gefecht verkündet Spartakus einen Marsch auf Rom. Die nächste Seite zeigt dann überraschenderweise eine Vorschau auf das nächste Heft …

Das wirkt sogar in der heutigen Rückschau nach rund 60 Jahren irritierend.
Wenn die jugendlichen Leser eine enge Bindung zur Serie gehabt hätte, wären sicher auch nachfragende Zuschriften im Verlag eingegangen.
Vielleicht wurden diese Hefte aber eher von wohlmeinenden Eltern, Onkels, Tanten für die Kinder gekauft und man nahm sie als einzelne Episoden.

Servalan 25.01.2016 00:21

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 515532)
Zur Sklaverei, speziell im Altertum, ein paar Worte: Die Sklaverei fand im Rom der Antike statt und lange davor und selbst heutzutage noch in allen Weltgegenden. Die Germanen hielten sich Sklaven, die Indianer, die Chinesen, die Inder und selbst in Ländern, deren Menschen wohl am meisten leiden mussten, in Schwarzafrika, hielten sie es nicht anders. Auch die Ächtung durch die UN hat sie bis auf den heutigen Tag nie richtig beenden können. Im Römischen Reich besaßen die Sklaven nicht unbedingt einen menschlicheren Status als in anderen Kulturen: immerhin hatten sie aber die Möglichkeit der Freilassung – durch den Besitzer -, oder des Freikaufens mit selbst erwirtschaftetem Vermögen. Auch konnten Sklaven und Freigelassene durchaus hohe Stellungen in der Gesellschaft erreichen. Zur Kaiserzeit gab es zudem vermehrt Gesetze zur Besserbehandlung von Sklaven, wozu grade die Aufstände und ähnliche Empörungen beigetragen hatten. Philosophen, wie Seneca, erkannten das Missverhältnis von der von ihnen postulierten inneren Freiheit jedes Menschen, das sich im Standesunterschied zwischen Herren und Sklaven manifestierte. Das alles ist natürlich keine Entschuldigung oder Beschönigung, Sklaverei ist und bleibt ekelhaft!

In allen Punkten stimme ich dir zu. Dennoch möchte ich mir zwei Anmerkungen erlauben.

Der BBC-Produzent Jonathan Stamp war bei der Serie Rom historischer Berater, und das ist mittlerweile schon zehn Jahre her. Besonders bei der Episode 11, die unter Gladiatoren spielt, hat er angemerkt, daß Gladiatoren eher Entertainer waren, und solange sie erfolgreich mit Verurteilten, mit Raubtieren oder anderen Gegnern ein Spektakel veranstalteten eher gefeierte Popstars waren, die nicht leichtfertig verheizt wurden. Die Serie (Staffel 1) spielt zwischen Cäsars Sieg über Vercingetorix und Cäsars Ermordung, die Episode liegt also circa 30 Jahre nach Spartakus.

Zur Sklaverei: Nach meiner historischen Kenntnis gehörte das in der Antike zum Schicksal dazu. Außerdem gab es die Praxis, daß sich arme Leute selbst auf dem Sklavenmarkt anbieten konnten, um dem Hungertod zu entrinnen.
Die große Spaltung lag wohl zwischen den Feldsklaven, die auf den Latifundien, in Steinbrüchen oder bei anderen Knochenjobs schuften mußten und heftig gelitten haben, und den Haussklaven.
Die hatten im Vergleich dazu ein leichteres Leben und waren teilweise Berater ihrer Herrschaften (wie Posca für Julius Cäsar). Das klassische Beispiel hierfür sind die griechischen Hauslehrer der Patrizier.

user06 25.01.2016 06:30

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 515556)
Besonders bei der Episode 11, die unter Gladiatoren spielt, hat er angemerkt, daß Gladiatoren eher Entertainer waren, und solange sie erfolgreich mit Verurteilten, mit Raubtieren oder anderen Gegnern ein Spektakel veranstalteten eher gefeierte Popstars waren, die nicht leichtfertig verheizt wurden.

Natürlich waren Galadiatoren hochwertige Investitionen. Jedoch überlebten selbst die besten und glücklichsten unter ihnen nicht mehr als 20 Auftritte.
(Quelle: "Als Spartacus den Römern trotzte: und andere Geschichten zur Geschichte", P.M History)

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 515556)
Zur Sklaverei: Nach meiner historischen Kenntnis gehörte das in der Antike zum Schicksal dazu.

Was ist denn "Schicksal" ? Ein durch die Umstände der Geburt vorherbestimmtes Leben ? Falls ja, ist das heute nicht anders als in der Antike. Zur falschen Zeit am falschen Ort geboren - Elendsviertel der dritten Welt - und man kommt nicht über das Säuglingsalter hinaus oder muss in reichen Nachbarstaaten ein sklavenähnliches Beschäftigungsverhältnis ausüben um zu überleben.

Spartacus war mit nur 70 weiteren Gladiatoren ausgebrochen. Bei seiner letzten Schlacht soll er etwa 11 000 Anhänger - darunter natürlich auch Frauen und Kinder - gehabt haben. Der größte Teil dieser befreiten Sklaven akzeptierte sein "Schicksal" wohl nicht.

Servalan 25.01.2016 12:14

Sorry, "Schicksal" ist ein dummes Wort. Ich meinte nur, daß es zum Leben dazugehört und Alltag war. Niemand hat die Sklaverei infrage gestellt und wurde mit seiner Kritik ernstgenommen wie später die Abolitionisten. Darum ging es mir.

Wenn jemand ein Auto hat, kann es sein, daß es gestohlen oder beschädigt wird. Das gehört heute zum Alltag. Auf dieser Ebene meinte ich das.

user06 25.01.2016 13:00

Du hast Recht, zum Alltag gehört Sklaverei heutzutage zumindest in der westlichen Welt nicht.
Aber wenn es um finanzielle Interessen geht, sind bei dem Thema sogar demokratische Politiker (Außenminister Gabriel: Katar, ganz aktuell Saudi Arabien) oder Vorzeigesportler (Beckenbauer: Katar) blind.
Dass die Sklaverei 2000 Jahre nach Spartacus überhaupt noch existiert, ist ein Armutszeugnis für die Menschheit :wuerg:.

Zu Spartacus: Es gibt noch eine weitere Comic Adaption des Themas, nämlich im Rahmen der DDR-Reihe „Weltberühmte Geschichten in Bildern“:

http://www.comicguide.de/index.php/c...&display=short

Und natürlich die Adaption des Kirk Douglas Films in den USA bei Dell Comics.

Durango 25.01.2016 17:21

Zitat:

Zitat von Eymen (Beitrag 515569)
Du hast Recht, zum Alltag gehört Sklaverei heutzutage zumindest in der westlichen Welt nicht.
.

Das es heute in der westlichen Welt keine Sklaverei mehr gibt würde ich so nicht sagen. Zugegebenermaßen nicht mehr mit Folter,Ketten und Peitsche.
Die Mittel sind heute subtiler. Heute geht das mit Krediten und Zinsen.
Wenn ich heute jemandem einen Kredit gebe,zwinge ich ihn,auch morgen noch für mich zu arbeiten. Da die meisten in unserem Staat kein Land besitzen können sie sich nicht selbstständig ernähren und sind somit gezwungen für andere zu arbeiten bzw. Kredite aufzunehmen,die abgearbeitet werden müssen.
Diese Ungerechtigkeit hat es bei uns natürlich schon vor langer Zeit gegeben,z.B im Mittelalter,als man unabhängigen Bauern mit Waffengewalt ihr Land weggenommen hat. Das Land ist dann von den "Herren" bis in unsere Zeit weiter vererbt worden und damit wurden die Besitzverhältnisse manifestiert. Stark verkürzt ausgedrückt haben auch die Europäer und andere Völker den Indianern in Amerika das Land "geklaut" aufgrund besserer Bewaffnung. Aber das ist alles Politik und gehört eigentlich nicht hier her

fischerin 25.01.2016 17:25

Zitat:

Zitat von Eymen (Beitrag 515569)
Du hast Recht, zum Alltag gehört Sklaverei heutzutage zumindest in der westlichen Welt nicht.

Na ja, was sagen die Statistiken über meist aus Osteuropa "importierte" Frauen, die hier unter sklavenähnlichen Umständen anschaffen müssen?
Diese Schande der Menschheit wird hier irgendwie "geduldet".
Auch kann es seltsame historische "Rückfälle" geben, denken wir an die
Millionen Zwangsarbeiter im 3. Reich, für die die Bezeichnung Sklaven
wohl angemessen gewesen wäre.

underduck 25.01.2016 17:46

Damit belassen wir es hier bitte aber zum Thema Sklaven, 3. Reich und "anschaffen". Zumal der/die/das fischerin kein verifiziertes CGN-Mitglied ist und die Forenbetreiber ihn/sie überhaupt nicht kennen.

Danke!

fischerin 25.01.2016 20:43

Zitat:

Zitat von underduck (Beitrag 515591)
Damit belassen wir es hier bitte aber zum Thema Sklaven, 3. Reich und "anschaffen". Zumal der/die/das fischerin kein verifiziertes CGN-Mitglied ist und die Forenbetreiber ihn/sie überhaupt nicht kennen.

Wenn der Wunsch so höflich ausgesprochen wird, komme ich dem nach. Ich finde Detlefs Reihe sehr interessant und wollte lediglich darauf verweisen, dass das Thema "Skl." mitnichten nur in die Antike gehört, sondern unter anderen Bezeichnungen weiter existiert? Etwas falsch gemacht?

Detlef Lorenz 26.01.2016 09:31

Zum angesprochenen Heft und auch zu allen anderen, können wir sicherlich diskutieren, unsere Meinungen dazu sagen. Und grade das Thema "Sklaverei" bietet Stoff für eine Endlosdebatte, obwohl wir doch alle einer Meinung über diese Schande der Menschheitsgeschichte von Anfang an bis auf den heutigen Tag sind.

Zu Servalan: mitnichten wurde die Sklavenhaltung in der Antike (Rom) kritiklos hingenommen. Siehe dazu meinen Beitrag zum Heft. Wirtschaftliche Interessen verhinderten aber ihre Abschaffung. Im Grunde nicht anders als heutzutage: auch hier setzt sich nach wie vor der wirtschaftlich/politische Komplex durch - und ich befürchte, dass das nicht aufhören wird.

Zur Fischerin: es ist nicht gern gesehen, wenn gewisse politische Kreise bei ihrer Suche im Netz zu viel Themen hier vorfinden und sich breit machen. Selbstverständlich hast du mit deinen Beispielen recht, die Sklavenhaltung ist auch im militärisch/politischen Bereich nach wie vor präsent.

Zu Durango: Kredite und Sklaverei würde ich nicht unbedingt in einen Topf werfen. Obwohl eine daraus entstehende Abhängigkeit schon problematisch für den Kreditnehmer werden kann. Zum Glück muß er sich dann aber nicht selbst als Sklave verkaufen, eine Insolvenz - die inzwischen über 6 Jahre geht - kann ihn durchaus zumindest von seinen Verpflichtungen befreien. Aber auch darüber könnten wir ewiglich diskutieren und höchstens eine ständig wiederkehrende Abhängigkeit des größten Teiles der Menscheit konstatieren.

Servalan 26.01.2016 11:56

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 515629)
Zu Servalan: mitnichten wurde die Sklavenhaltung in der Antike (Rom) kritiklos hingenommen. Siehe dazu meinen Beitrag zum Heft. Wirtschaftliche Interessen verhinderten aber ihre Abschaffung. Im Grunde nicht anders als heutzutage: auch hier setzt sich nach wie vor der wirtschaftlich/politische Komplex durch - und ich befürchte, dass das nicht aufhören wird.

Daß jemand gern Sklave ist, kann ich mir nicht vorstellen. Die harte Gesetze im antiken Rom belegen ja, mit welcher Gewalt die in ihre Position gezwungen wurden: Wenn Sklaven ihren Herrn umgebracht haben, wurden alle Sklaven des Haushalts hingerichtet.

Mir ging es um die Idee, sich als Zeitgenosse eine sklavenfreie Gesellschaft vorzustellen. Der phantasiereiche Lukian von Samosata hat über Hetären und Mondreisen geschreiben, aber so etwas lag außer seiner Vorstellungskraft.
Heute gibt es fast überall Debattierklubs, in denen Argumente für die unmöglichsten Positionen wie im Sport gelost und veteidigt werden. Gebildete Patrizier wie Cicero oder Cato scheinen sich jedenfalls nicht sicher genug gefühlt zu haben, um diese Hypothese wenigstens spielerisch in Erwägung zu fassen.

Ich meinte, diese Ebene der Kritik fehlt.

falkbingo 26.01.2016 13:19

Zitat:

Zitat von underduck (Beitrag 515591)
Damit belassen wir es hier bitte aber zum Thema Sklaven

Was ist an diesem Satz so schwer zu verstehen.??

underduck 26.01.2016 16:06

Und in der Zwischenzeit steht "es" hier dann 10 mal. :D

Treffer! Versenkt! :titanic:

underduck 29.01.2016 12:40

Heute bekam ich wieder Mail von Meister Lorenz ... :top:
Das Bild im Beitrag wurde jetzt nachgereicht.

Detlef Lorenz 02.02.2016 14:12

Nummer 9 Der stählerne Strang – Vom Bau der Pacific-Eisenbahn







Wie aus dem Titel zu erkennen, ist der Bau der Transkontinentalen Eisenbahnverbindung innerhalb der USA in west/östlicher und ost/westlicher Richtung das Thema des Heftes. Ich habe extra beide Richtungen genannt, weil zeitgleich parallel gebaut wurde und zwar von der Central Pacific von Sacramento/Kalifornien und entgegengesetzt baute die Union Pacific von Omaha/Nebraska am Missouri aus. Es ist also keineswegs so, dass die gesamte Strecke von Atlantik bis zum Pazifik in eine Richtung gebaut wurde. 1865, kurz nach der Beendigung des Sezessionskrieges, wurde mit dem Bau begonnen und am 10. Mai 1869 in Ogden/Utah, während einer großen Feier, mit dem letzten, einem goldenen, Nagel vollendet. Dieser Akt bedeutete für die Indianer den endgültigen Verlust ihrer Unabhängigkeit, für die Eisenbahngesellschaften einen ungeheuren Profit, hatten ihnen doch Landschenkungen der Regierung beiderseits der von ihnen gebauten Strecke das alleinige Recht auf Beförderung gesichert. Aus diesem Grund gab es ein mörderisches Wettrennen zwischen den Gesellschaften, die auf den Rücken der meist irisch stämmigen Bauarbeiter der Union Pacific und den chinesischen Arbeitern der Central Pacific rücksichtslos ausgetragen wurden.

Soweit in Kurzfassung die nackten Daten zum Thema des im August 1954 heraus gekommenen Heftes der Abenteuer der Weltgeschichte. In der Einleitung werden diese angerissen, im großen und ganzen korrekt. Auch die Hauptpersonen, General Jack Casement und General Grenville M. Dodge sind historisch: Casement hat sich nach dem Bürgerkrieg dem Eisenbahnbau verschrieben, Grenville war ebenfalls am Bau der transkontinentalen Verbindung beteiligt, aber nicht als Befehlshaber der Kavallerie, sondern als Chefingenieur. Nach einem Ingenieur „Smith“, dem Bösewicht in der Geschichte, habe ich mir erspart zu suchen. Und der vierte im Bunde, der Indianerhäuptling „Hasenscharte“, der mit den Kriegern eines nie näher benannten Stammes den Bau der Bahn verhindern wollte – im Bund mit Smith- ist als Person schon eine Ungehörigkeit und Beleidigung der First Nation. Ob ich/wir das damals ebenso empfunden haben, keine Ahnung!?

Ingenieur Smith versucht mit allerlei Tricks den Bau zu verzögern. Er ist ein „Agent Provokateur“ der Central Pacific, die sich davon erhofft, mehr Meilen und damit mehr Land von der Regierung zu erhalten. Er verbündet sich mit den Indianern, diese lassen sich aber bald von Casement einwickeln, der Häuptling darf später sogar auf dem Führerstand der Lokomotive Platz nehmen und lächelt dazu verzückt.





Als Smith die Indianer hintergeht, wird er von diesen Ermordet, vorher hat er durch ausgestreute Goldklümpchen noch Unruhe und Streiks unter den Bauarbeitern verursacht.

Gezeichnet hat Lothar Linkert, mäßig wie zuvor. „Natürlich“ haben die Wagons Puffer, wäre auch zu schön, wenn´s anders wäre. Zur Erklärung: amerikanische Eisenbahnen haben die Stöße abfedernden Puffer in den Kupplungen. Daran erkennt man oft sehr schön, wer sich ausführlich mit Details beschäftigt hat. Die Story ist ziemlich banal, nicht die Stärkste von Linden (wenn er sie denn wieder geschrieben hat).


Im Grunde erinnert mich heutzutage die Geschichte, als ich sie mir für diesen Beitrag durchlas, spontan an das Gesangstück von Gus Backus „Da sprach der alte Häuptling der Indianer“ ein, das im Januar 1961, also deutlich später als das Comicheft, heraus kam. Zu Verdeutlichung hier der Text:

"Schön war Sie, die Prärie alles war, wunderbar
Da kam an, weisser Mann
wollte baun, Eisenbahn.
Da sprach der alte Häuptling der Indianer, wild ist der Westen schwer ist der Beruf, uf, ..
Böse geht, er nach Haus
und er gräbt, Kriegsbeil aus
Seine Frau, nimmt ihn keck Kriegsbeil und Lasso weg.
Da sprach der alte Häuptling der Indianer, …
Häuptling schrie, ziemlich laut
Fuhr fast aus, roter Haut seine Frau. nahm sich Pfeil Stach ihn, ins Hinterteil
Da sprach der alte Häuptling der Indianer, uf,..

Eisenbahn, spuckte Dampf
Häuptling kam, wollte KampfWeisser Mann, sprach komm herDu bist gleich, Contukteur. ja ja ja!
Da sprach der alte Häuptling der Indianer, wild ist der Westen schwer ist der Beruf
uh uh uh (Indianergeschrei)"

P.S. Ich habe natürlich gemerkt, dass die vorliegende Beschreibung das Heft 9 ist und die Nummer 8 fehlt. Warum, ganz einfach, sie waren bei mir in der falschen Reihenfolge sortiert …

Servalan 02.02.2016 14:40

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 516017)
ch habe extra beide Richtungen genannt, weil zeitgleich parallel gebaut wurde und zwar von der Central Pacific von Sacramento/Kalifornien und entgegengesetzt baute die Central Pacific von Omaha/Nebraska am Missouri aus.

Sorry, dir muß da ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen sein: Zweimal Central Pacific?
Aus Omaha startete die Union Pacific Railroad.

:wink:

P.S.: Wenn du korrigiert hast, kannst meinen Beitrag sofort löschen.

Hulk1104 02.02.2016 17:48

da denke ich automatisch an die bekannte Lucky Luke Story

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Ei...ie_Pr%C3%A4rie

Detlef Lorenz 03.02.2016 08:39

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 516018)
Sorry, dir muß da ein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen sein: Zweimal Central Pacific?
Aus Omaha startete die Union Pacific Railroad.:wink:
P.S.: Wenn du korrigiert hast, kannst meinen Beitrag sofort löschen.

Warum soll ich deinen Hinweis löschen? ich bin dafür dankbar und das kann jeder sehen :wink:

FrankDrake 03.02.2016 11:27

Sozusagen Forenübergreifend, einer der Western der mir aus der Kindheit in Erinnerung bleibt ist "Union Pacific".
Ich muss den Mitte der 1970 das 1. Mal gesehen haben, obwohl damals schon rund 35 Jahre hat er mich gut unterhalten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Union_Pacific_%28Film%29

Natürlich alles sehr US-Patriotisch eingefärbt aber er hat was.

Ringmeister 03.02.2016 16:25

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 516039)
... obwohl damals schon rund 35 Jahre hat er mich gut unterhalten.

Du oder der Film? :lol7:

FrankDrake 03.02.2016 16:40

Der Film, ich fühle mich nur so alt und sehe manchmal so aus.

Detlef Lorenz 05.02.2016 11:38

Erst gestern hat ein Comic-Freund den letzten Beitrag, Heft Nr. 9, gelesen. Spontan fielen ihm die Namen "General Casement" und "General Dodge" auf. Er gab mir die Episode eines Westerncomic in die Hand, aus der ich hier einen Abschnitt aus der Einleitung zitiere: "(...) Von Osten aus arbeitete sich die Union Pacific vor, mit der Unterstützung von General Dodge und der Brüder Casement. Von Westen her kommt die Central Pacific, die von vier Geschäftsleuten aus Sacramento gegründet wurde. (...)"

Wie man sieht, hat sich der Texter der Abenteuer der Weltgeschichte (wahrscheinlich Linden) wenigstens in den Hauptpersonen recht gut informiert, wie auch der Texter der anderen Serie. Tja, welche Serie ist das nun?

Pickie 05.02.2016 12:02

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 516202)
Tja, welche Serie ist das nun?

Leutnant Blueberry: Das eiserne Pferd

Fauntleroy 05.02.2016 14:52

Moin, nur mal aus Neugier @ FrankDrake #69

Mitte der 70 = 1975 = 35 jahre alt.
Dann müßtest du ja dieses Jahr 76 Jahre alt werden. Bist du der "Dienstälteste" oder nur vertippt ? :D

:wink:

FrankDrake 05.02.2016 15:03

Der Film war 35 Jahre alt, ich war auf dem Weg in die Pubertät

Detlef Lorenz 05.02.2016 15:36

Zitat:

Zitat von Pickie (Beitrag 516207)
Leutnant Blueberry: Das eiserne Pferd

Wir wollen doch nicht vergessen, Pickie für seine überaus rasche und richtige Antwort zu loben :top:

Pickie 05.02.2016 16:42

Lass ich durchgehen. :bier:

Detlef Lorenz 13.02.2016 08:07

Nummer 8 Schwert des Nordens – Duell in Kurland




In dieser Geschichte geht es um den Versuch Schwedens – seiner Herrscher natürlich – die Ostsee zu einem schwedischen Binnengewässer zu machen. Dagegen sind die Russen und die Polen, die einen wollen überhaupt an die Ostsee (Russland unter Zar Peter), die anderen befürchten, in diesem Konflikt zerrieben zu werden. Aber auch die Ambitionen Dänemarks, ehemalige Besitzungen, wie ganz Schweden, zurück zu erobern, erhöhen die Zahl der Konfliktparteien.

Im Einleitungstext zur Geschichte steht: „ (…) Noch ist Schweden eine der mächtigsten Militärmächte der Welt, (…)“ was natürlich Nonsens ist. Gerne im Ostseeraum und in Mitteleuropa, aber die restliche Welt hat von den Schweden kaum Kenntnis genommen. Wie der Untertitel verrät, spielt eine Episode dieser Unternehmungen, vom jungen schwedischen König Karl XII persönlich angeführt, in Baltikum, genauer im Fürstentum Kurland, im heutigen Litauen gelegen. Das Schlachten-Glück (für die Überlebenden) wogt hin und her. Erst werden die Russen bei Narva geschlagen, anschließend die Polen bei Riga. Und damit endet die Erzählung. Interessanterweise gibt es eine Fortsetzung dieses Geschehens, die einige Hefte später folgt.





Erich Dittmann hat das Heft nach einer Story von Linden (?)* mäßig gezeichnet. Die zusätzliche rote Farbgebung sorgt nicht grade für eine Aufwertung der Zeichnungen. Viele hintergrundlose Porträts und eine Fülle von „Strichen“, um Tiefe und plastische Effekte zu erzeugen, schaden mehr, als sie die Zeichnungen aufwerten. Das Titelbild sieht allerdings schön aus, es ist aber auch gemalt.

*Auch in diesem Fall bin ich mir sicher, zu sehr gleicht die Erzählweise der des Heftes „Die Geisterreiter“ (Nr. 4). Zum Schluss jubeln die Soldaten ihrem König zu, hier Karl XII, da Friedrich der „Große“.

Detlef Lorenz 14.02.2016 10:37

Nummer 10

Trenck der Pandur – Das Gespensterregiment





Erneut sehen wir im vorliegenden Heft – kriegerische – Episoden, hier aus dem österreichischen Erbfolgekrieg, der ab 1740 in Mitteleuropa tobte. Franz von der Trenk, stets und auch hier nur Trenk der Pandur genannt, war mit durchaus erfolgreichen Unternehmungen auf Seiten Maria Theresias, der Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches, daran beteiligt. Seine sogenannten Panduren, Männer aus den grenzlanden Österreichs, waren kein Volksstamm, sie gehörten verschiedenen Nationalitäten an. In Schlesien gegen die Preußen eingesetzt, in der Oberpfalz, häufig in Bayern, sorgten sie nicht nur für Verwirrung, sondern beschäftigten ganze gegnerische Truppenteile. Leider waren sie ziemlich disziplinlos, plünderten bei Freund und Feind und Trenk musste sich mit Exekutionen der übelsten Plünderer Disziplin verschaffen.





So ungefähr wie oben der geschichtliche Hintergrund beschrieben, zeigt Herbert Hahn das alles im Heft, flott gezeichnet, klare Linien, weswegen die partielle rote Farbgebung nicht so störend wirkt. Trotzdem erscheinen mir seine Zeichnungen hier etwas zu glatt. Er zeigt Trenk als glühenden Anhänger Maria Theresias, der mehrmals Verhaftet wird, aber immer wieder frei kommt. Trenk und seine Panduren werden verharmlost, regelrecht verherrlicht. Das war´s dann auch schon, auch hier wieder ein offenes Ende.

Wem es aufgefallen ist, der Hefttitel schreibt Trenk mit ck, im Heft gelegentlich mit k - was wohl richtig ist - und auch ck.

Wer von den damaligen Kindern und heutigen erst recht, kannte eigentlich Trenk. Mit diesem Titel war anscheinend die Elternschaft die anvisierte Käuferschicht für ihren Nachwuchs. Schließlich sahen sie ab 1940 den erfolgreichen Film „Trenk der Pandur“ mit dem Publikumsliebling Hans Albers.

FrankDrake 14.02.2016 10:44

Wenn ich das Cover der #8 sehe und betrachte dann den Inhalt ist das alles sehr, sehr traurig.

Detlef Lorenz 14.02.2016 11:54

Mehrere Zeichner sind nicht unbedingt ein Vorteil. Natürlich hast du "gute" und "nicht so gute", aber ärgerlich ist das, wie im vorliegenden Fall des Erich Dittmann, schon.

Kontinuität, durchaus sogar positive, tritt erst mit dem Heft 33 auf. Bis zur Beendigung der Serie, der Nummer 84, ist dann nur noch ein Zeichner für die Abenteuer der Weltgeschichte zuständig: Charlie Bood. Dittmann gestaltet auch nur noch ein Heft ...

Marvelianer 14.02.2016 11:59

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 516917)
Wenn ich das Cover der #8 sehe und betrachte dann den Inhalt ist das alles sehr, sehr traurig.

Sehe ich genau so, das Cover hat ja schon fast IK-Qualität.

Detlef Lorenz 17.02.2016 15:00

Werbung:


So, 10 Nummern sind besprochen. Mit der Nummer 7 hat der Walter Lehning-Verlag die Reihe übernommen/ aufgekauft, bzw. er steht jetzt zu seinem Engagement. In den (Comic-)Produkten seines Verlages wird nun fleißig Werbung für die neue Reihe geschaltet. Aus dem Bauch heraus würde ich behaupten, auf die Abenteuer der Weltgeschichte wird von allen seinen Titeln insgesamt am meisten hingewiesen. Zum Anfang der Übernahme nur ein Hinweis auf die „neue“ Reihe Abenteuer der Weltgeschichte – ohne Titel, dann in jedem Heft der anderen Lehning-Serien ganzseitige (hört sich für ein Piccolo-Heft schon ulkig an) Nummern- und Titellisten im Block vorgestellt. Dabei sind sie immer aktuell, also ist immer eine Ausgabe im Nummernbereich des Werbeträgers.

Hier ein paar Beispiele:





Raka Nr. 5, August 1954, Abenteuer der Weltgeschichte Nr. 8 und 9, auch August 1954.






Hartmuth Nr. 1 Januar 1955, Abenteuer der Weltgeschichte Nummer 19, auch Januar 1955.






Akim Neue Abenteuer Piccolo 53, Dezember 1956, Abenteuer der Weltgeschichte 43, auch Dezember 1956.






Sigurd Piccolo 180, Mai 1957, Abenteuer der Weltgeschichte 53, auch Mai 1957.

Wie man an diesen Beispielen erkennt, war die Werbung für die Abenteuer der Weltgeschichte immer zeitnah, mit mehreren Nummern gleichzeitig. Selbstredend erschienen die Hinweise auf andere Serien auch immer aktuell, würde ja sonst keinen Sinn machen.

Detlef Lorenz 04.03.2016 09:28

Nummer 11

Kaperfahrt gegen Spanien – Francis Drake und die Armada







In diesem Heft ist Francis Drake die Hauptperson. Drake dürfte als reale Person einen ziemlich hohen Bekanntheitsgrad haben. Er war nicht nur der erste englische Weltumsegler und zudem der erste Kommandant eines solchen Unternehmens, der die Umrundung er- und überlebte. „Berühmter“ dürften aber seine Taten als Freibeuter mit höchster Bewilligung durch Elisabeth I sein. Er plünderte spanische Niederlassungen in Amerika, überfiel vor allem die Schiffe der Goldflotte, die den Gewinn aus den amerikanischen Edelmetallbergwerken nach Spanien brachten. Seine Popularität erreichte aber mit der Abwehr der Armada seinen Höhepunkt. König Phillip beabsichtigte das anglikanisch gewordene England zurück in den „Schoß“ der katholischen Kirche zu holen und nebenbei die wachsende Konkurrenz auf den Weltmeeren zu beseitigen. Beides ging schief, woran Drake einen nicht unerheblichen Anteil hatte.






Bei den Recherchen zum Vergleich des vorliegenden Heftes mit tatsächlichen Begebenheiten stieß ich auf allerhand Probleme: das fing bereits auf der 2. Umschlagseite an, auf der die wichtigsten Personen abgebildet sind. Den Kopf der englische Königin Elisabeth I bedeckt eine Krone, die es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben hat. Auch wenn die Zeichnungen Erich Dittmanns recht dürftig sind, ist dies bei einer Gegenüberstellung doch erkennbar.






Als Vergleich ein Foto, das die Imperial Crown of India von 1911 zeigt. Diese wurde extra zur Krönung Georg V zum Kaiser von Indien angefertigt.








Die nächste Abbildung dient zum einen als Beleg für die Zeichenkünste von Erich Dittmann. Sie sind nach wie vor mäßig, düster, auch ohne die blaue „Schmuckfarbe“. Im Einleitungstext werden englische Kapitäne genannt, die es tatsächlich gegeben hat. Der Name des Schiffes von Francis Drake allerdings, die „Seeadler“ ist mir nicht untergekommen. Er führte die Judith, die Swan und andere, aber einen Seeadler konnte ich nicht finden.


Eine weitere Ungereimtheit ist die Gefangennahme einer spanischen Prinzessin bei einer Eroberung eines spanischen Schiffes. Diese diente ihm später als Schutzschild, mit der er unbehelligt die Armada passieren konnte. Über diese Begebenheit habe ich nichts gefunden. Was ich ebenfalls nicht belegt gefunden habe, ist die Eroberung von Tortuga. Nun gibt es mehrere Orte oder Landschaften (Inseln), die diesen Namen tragen. Am berühmtesten ist eine größere Insel nördlich von Haiti. Diese wurde zum Inbegriff des Mittelamerikanischen Piratentums, hat aber nichts mit Francis Drake zu tun.

Wie weit die dargestellten Schiffe und andere gegenständlichen Wiedergaben des Comics mit der damaligen Zeit in Einklang stehen, ist kaum zu erkennen, die Zeichnungen lassen einen vernünftigen Vergleich nicht zu. Alles in allem ein Heft, das den damaligen Lesern Spaß machte, aber ein wenig an der Historie vorbei geht.

Falls zu den von mir erwähnten problematischen Stellen Belege auftauchen, wäre ich für eine Veröffentlichung dankbar.

Eine Anmerkung zu Schluss, die mit diesem Heft nur indirekt zu tun hat: wie vielleicht nicht unbedingt bekannt, hat England nach dem vergeblichen Invasionsversuch Spaniens eine eigene Armada aufgestellt. Diese sollte nun ihrerseits die Macht Spaniens empfindlich schwächen. Das Hauptziel war die Vertreibung der Spanier aus Portugal, das mit Spanien seit 1580 zwangsvereint war. Allerdings wurde dieses Vorhaben eine ähnliche katastrophale Angelegenheit, wie zuvor die Invasionsversuche Phillips. Francis Drake war der Admiral dieses Unternehmens, was seinem Ruf, zumindest zu seinen Lebzeiten, als Held etwas ramponierte.

G.Nem. 04.03.2016 10:45

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 518446)
(...) Der Name des Schiffes von Francis Drake allerdings, die „Seeadler“ ist mir nicht untergekommen. Er führte die Judith, die Swan und andere, aber einen Seeadler konnte ich nicht finden. (...)

Hatte Drake in der Schlacht von Cartagena nicht ein Schiff namens 'Sea Hawk'?
>> https://en.wikipedia.org/wiki/Battle...e_Indias_(1586)
Müsste man (falls nötig) genauer recherchieren.
Drake war an so vielen Aktionen beteiligt da brauchst du ewig um's zuzuordnen.

Hinnerk 04.03.2016 22:57

Zitat:

Zitat von G.Nem. (Beitrag 518453)
Hatte Drake in der Schlacht von Cartagena nicht ein Schiff namens 'Sea Hawk'?

Den Namen kenne ich nur aus den Piratenfilmen mit Erol Flynn.

Detlef Lorenz 11.03.2016 14:38

Nummer 12


Der Pol ruft! Mit Nansen zum Nordpol





Das zwölfte Heft der Abenteuer der Weltgeschichte befasst sich mit einem reinen zivilen Ereignis: der Erforschung des Nordpolargebietes. Lange Zeit wurde vermutet, dass sich weit im Norden ein eisbedecktes Festlandsgebiet befindet. Erst mit der Expedition von Fridjof Nansen hat sich das als Irrtum herausgestellt. Mit dem Schiff „Fram“ („Vorwärts“) ließ er sich an den Neusibirischen Inseln im Packeis einfrieren und mit dem Drift des Eises nach Westen, bis zum Franz Joseph Land treiben. Unterwegs verließ er mit seinem Begleiter Johansen die Fram und machte sich mit Hundeschlitte und Kajaks auf zum Nordpol. Ganz haben sie ihn nicht erreicht, aber weiter nördlich als je ein Mensch waren sie schon. Am 7. April 1895 erreichten sie 86° 13,6′ N, dann mussten sie umkehren (manche Angaben sprechen vom 8.April).


Soweit die Fakten, die im Heft entsprechend wieder gegeben wurden. Auch die handelnden Personen sind historisch. Die Zeichnungen sind von Lothar Linkert und entsprechend mäßig. Um Spannung zu erzeugen, wurden des Öfteren aggressive Eisbären eingefügt, sich vertikal bewegendes Packeis wurde gelegentlich aus dramaturgischen Gründen ebenfalls gezeigt.






Die hier gezeigte Passage erscheint mir allerdings sehr unglaubwürdig: Nansen und Johansen schwimmen in einer eisfreien Fläche ihren abreibenden Kajaks hinterher. Anschließend klettern sie an Bord, paddeln ein wenig und gehen mit ihrer durchnässten Bekleidung zu einer Behausung, die sie erblickt hatten … und das bei rund 40° minus Lufttemperatur (laut ihren Expeditionsangaben).

Detlef Lorenz 15.03.2016 17:38

Nummer 13


Das Grosse Wagnis, Mit Vasco da Gama nach Indien





Das die Erde keine Scheibe ist, war der Gelehrtenwelt nicht erst seit dem Altertum bekannt. Schon Eratosthenes von Kyrene berechnete im 3. J. v.d.Z. den Umfang mit 39690 Km verblüffend genau. Heutzutage hat man ihn mit 40075 am Äquator und mit 40007 über den Polen errechnet!* Als im 15. Jahrhundert die technischen und kulturellen Möglichkeiten in Europa gegeben waren, versuchten als erste die Portugiesen den Seeweg nach Indien zu finden. Damit hoffte man, die kostspielige Einfuhr von Waren über die Araber, die Osmanen und auch den Venezianern zu umgehen. Dabei tasteten die Portugiesen sich an der Westküste Afrikas entlang. Als Bartolomeo Diaz das Kap der guten Hoffnung, aber wichtiger, weil der südlichste Punkt Afrikas, das Kap Aguilhas, erreichte, wurde die letzte Etappe in Angriff genommen. Vasco da Gama erhielt das Kommando über eine kleine Flotte von 3 Schiffen, die den Auftrag bekamen, Indien zu erreichen, Handelsbeziehungen anzuknüpfen und, wenn möglich Stützpunkte zu errichten.

Damit haben wir auch schon den ersten unerklärlichen Unterschied zum vorliegenden Heft: dort ist es nur ein Schiff, die >>Ibero<<. Das Flaggschiff da Gamas hieß >>Sao Gabriel<<. Weitere Differenzen gibt es diverse: im Heft heißt es, das Kap der guten Hoffnung sei als stürmisch bekannt, obwohl Diaz mit seiner Mannschaft der bisher erste und einzige Europäer war, der es erreichte. Und selbst wenn es da stürmisch zuging, bedeutet es noch lange nicht, dass dies zur Normalität gehörte. Das Heft zeigt inhaltlich überwiegend Zusammentreffen mit schwarzen Eingeborenen, spanischen Meuterern, die das Unternehmen vereiteln sollten und monatelangen Wassermangel im Atlantischen und Indischen Ozean. Woher diese Infos stammen, habe ich keine Ahnung (vielleicht hat sich das ja so abgespielt), ist aber wohl mehr der Dramaturgie geschuldet.

Dafür ist mit keiner Silbe und keiner Zeichnung, von Herbert Hahn wieder durchaus flott zu Papier gebracht, etwas zu Problemen in Mombasa, wo die dortigen Araber sie nicht weiterziehen lassen wollten, berichtet. Auch nicht zum Navigator, oder besser Lotsen, den die Portugiesen dann in Malindi, dem Handelskonkurrenten der Mombasa-Araber, da Gama für die letzte Etappe zur Verfügung stellten.






Als die kleine Flotte, besser die >>Ibero<< in Kalikut an der Südwestküste Indiens ankamen, zeigt das Schiff nur seine Breitseite mit den offenen Mündungsklappen der Kanonen und schon erklären sich die Inder zu Handelsbeziehungen bereit; ist doch die „Überlegenheit der portugiesischen Waffen bekannt!“ Woher eigentlich, denn da Gama war der erste Europäer, der Indien auf dem Seewege erreichte. Im Grunde seit Alexander und seiner Armee überhaupt der erste.**

Weiter im Text: Im Heft bleibt da Gama zwei Jahre in Kalikut, dann wird er von einer Flotte abgeholt und in der Heimat stürmisch gefeiert. Soweit ich gelesen habe, ist er mit seinen Schiffen der 1. Flotte zurück gekehrt. Mit den erwähnten späteren Schiffen errichtete Portugal dann in westlichen Indien für etliche Jahrzehnte, in einige Städten sogar bis zum 20sten Jahrhundert, eine Oberhoheit (Goa, Diu, Damao).

Alles in allem, das bisher historisch fragwürdigste Heft der „Abenteuer der Weltgeschichte“.

*diese Daten werden uns noch einmal, beim Heft über Christoph Kolumbus, begegnen.
**von den Phantastereien eines Marco Polo mal abgesehen.

Detlef Lorenz 29.03.2016 15:26

Nummer 14

Der Löwe von Karthago Hannibal – von Karthagena nach Cannä




Das vorliegende Heft befasst sich mit einem der gefährlichsten Gegnern, die Rom auf dem Weg zur (Welt-*)Macht im Wege standen: Hannibal. Hannibal lebte von 247 – 183 v.d.Z. und war ein Karthager. Dies war eine phönizische Kolonie an der Nordküste des heutigen Tunesiens. Während der persischen und später makedonischen Oberhoheit über Phönizien (überwiegend der heutige Libanon), machte sich Karthago völlig selbstständig. Es wurde im westlichen Mittelmeerraum zur Regionalmacht und begann sich mit Rom um die Oberhoheit zu streiten. Dieser „Streit“ kumulierte in den drei Punischen Kriegen, die allesamt für Rom erfolgreich waren und schließlich in der völligen Zerstörung Karthagos endeten.

Soweit die Vorgeschichte. Hannibal wurde während des 1. Punischen Krieges geboren. Mit seinen 2 Brüdern wurden sie die „Löwenbrut“ genannt. Die folgende Auseinandersetzung (der 2. Punische Krieg), entzündete sich am Angriff der Karthager auf die iberische Hafenstadt Saguntum, die sich dem Zugriff Hannibals verweigerte. Ein Hilfegesuch Saguntums an Rom kam zu spät (oder wurde von Rom bewusst verzögert), so dass die Stadt von Hannibals Truppen eingenommen werden konnte.





Soweit steht es auch im Comic, mit einigen Unrichtigkeiten: dort stehen in der Stadt Römer, was nicht stimmt und Hannibal zieht nach der Kapitulation sofort weiter, Richtung Pyrenäen. Ausgelassen wurde die völlige Zerstörung der Stadt und das Massaker an der gesamten Bevölkerung. Hannibal wäre dann auch nicht mehr DER strahlende Held, der den Machtbesessenen Römern Paroli bot …

Anschließend geht es in Eilmärschen zu den Alpen, zur berühmten Überquerung derselben. Wo diese tatsächlich stattfand, ist nicht genau bekannt, 3 mögliche Übergänge bieten sich an, andere sind aber ebenfalls möglich – je nach Wetterlage. Was sicher ist, von seinen rund 50000 Soldaten überstand gerade die Hälfte die Tortur, auch nur einige Elefanten schafften es auf die italische Seite. Aufgefüllt wurden die Verluste mit keltischen Hilfstruppen. Bis zur Schlacht bei Cannä geht die Geschichte Hannibals im Heft, dann ist mal wieder Schluss! Diese Unvollständigkeiten hatten wir in dieser Reihe schon öfter. Deshalb hier kurz der weitere Lebensweg Hannibals: Nach erfolgreichen politischen Reformen in Karthago, wurde er von seinen Neidern zur Flucht gezwungen. Er ging nach Osten, zu den hellenisch/makedonischen Nachfolgestaaten Alexanders. Zuletzt landete er in Bithynien am Schwarzen Meer, wo er vom König Prusias an Rom ausgeliefert werden sollte. Um dem zuvor zu kommen, nahm er sich das Leben.

Das Ganze ist von Lothar Linkert - wie üblich - zeichnerisch sehr mäßig in Szene gesetzt. Die Grafik ist schwach, ein bildlicher Vergleich mit der Zeit des 3. Jahrhunderts v.d.Z. deshalb kaum sinnvoll.

*“Welt“ habe ich in Klammern gesetzt, weil das antike Rom, bei aller Machtfülle, keine Weltmacht, sondern eine regionale Großmacht war.

Servalan 31.03.2016 15:56

Erlaubt sich der Comic besondere Landschaftspanoramen? Oder käut der nur die klassischen Sandalenfilm-Muster wieder?

Heute werden die sonnenverbrannten Gegenden vom Karst geprägt.
Soweit ich unterrichtet bin, hatten die Landstriche, wo der Maghreb in den Mashreq übergeht, eine besondere Bedeutung in der Antike und sahen freundlicher aus: Zu der Zeit waren das heutige Tunesien, Sizilien sowie Apulien und Kalabrien die Kornkammern.
Allgemein ging es um die Verpflegung der Bevölkerung (Roms bzw. Karthagos), im besonderen jedoch auch um Nachschub für die hungernden Heere.

Detlef Lorenz 31.03.2016 16:49

Nordafrika war zu dieser Zeit (die von Hannibal) noch von lichten Wäldern bedeckt. Es wurden ohne Nachschubprobleme große Kriegsschiffe gebaut. Die Sahara war auch noch nicht ganz so lebensfeindlich, wie heutztage.

Detlef Lorenz 31.03.2016 17:08

Nummer 15


Verrat am Thermopylen-Pass

Der Heldenkampf der 300 Spartaner



Im Jahre 480 v.d.Z. versuchten die Perser unter ihrem Großkönig Xerxes das gesamte Hellas, also in etwa das heutige Griechenland, unter ihrer Kontrolle zu bringen. Ein Zangenangriff der Verbündeten Karthager (!), die das griechische Syracuse auf Sizilien angriffen und von persischer Seite der Übergang über den Hellespont (Bosporus) mit einer gewaltigen Armee und gleichzeitig der Aufmarsch der den Griechen an Zahl weit überlegenen Flotte, sollte das vergleichsweise kleine Hellas in die Knie zwingen. Beides ging schief, die Karthager scheiterten und das Heer der Perser musste sich zurückziehen. Zudem wurde ihre Flotte geschlagen und das war´s für die Perser im Westen.

Der griechische Historiker und Geograf Herodot von Halikarnassos, (*490/480 v. Chr.; † um 424 v.d.Z.) ist die wichtigste Quelle dieses Geschehens. Seine teils erheblichen Übertreibungen über die Stärke der persischen Invasionsarmee ist seinem Patriotismus geschuldet, was aber wiederum das erfolgreiche Abwehrverhalten der Griechen nicht weiter schmälert. Herodot gibt die Truppenstärke der Perser und Hilfstruppen, zu denen auch Griechen gehörten, mit bis zu 300 000 Mann an, die Flottenstärke mit 1200 Schiffen. Inzwischen wird die Anzahl der Soldaten auf 50 000 - 200 000 geschätzt, die der Flotte bei 600 Schiffen. Den Griechen gelang es nur einmal eine für ihre Verhältnisse große Armee aufzustellen (ca. 40 000), das war in der Schlacht bei Plataiai (479).





Um für die Aufstellung eines vereinten Truppenkontingents Zeit zu gewinnen, sollten die Perser beim Pass der Thermopylen aufgehalten werden. Insgesamt 7000 Soldaten, darunter die 300 Spartaner mit ihrem König Leonidas, besetzten die Meeresenge. Einige Tage gelang das ohne große eigene Verluste, während die Perser sehr viele Leute verloren. Ein Grieche namens Ephialtes (?) verriet den Persern einen geheimen Weg. Noch bevor sie endgültig eingekesselt waren, befahl Leonidas den Rückzug der Verbündeten und wurde mit seinen Spartanern und der zurückgebliebenen thespischen Truppen (700 Mann) von den Persern überrannt.




Zur Erinnerung an dieses Ereignis stellten die Griechen dort bereits 479 v.d.Z. eine Gedenktafel auf. All dies zeigt das Heft recht anschaulich, leicht patriotisch überhöht, was, wie oben erwähnt u.a. die Mannschaft- und Schiffszahlen betrifft, von Herbert Hahn ganz flott gezeichnet.

Detlef Lorenz 02.04.2016 16:31

Nummer 16

Der rote Ritter – Männer Gegen Faustrecht Und Willkür





Bei meinen Recherchen zum vorliegenden Heftinhalt erlebte ich eine Überraschung. Zu simpel erschien mir nämlich der Plot, als das er auch nur ansatzweise auf historischen Tatsachen beruhen konnte. Der Reihe nach: Der rote Ritter spielt im Mittelalter, genauer ab 1250, nach dem Tode Kaiser Friedrich ll. Dem Grafen Vinea, der Kanzler Kaiser Friedrichs, wurden nach Untersuchungen Unterschlagungen nachgewiesen und dafür in den Kerker geworfen. U.a. soll er seinem Sohn die Klingsburg übertragen haben. Fakten: Einen Graf Vinea gab es als Kanzler tatsächlich, er wurde auch in den Kerker gesteckt, allerdings nach einer Blendung. Unrechtsmäßige Bereicherungen konnten ihm auch nachgewiesen werden, aber das Hauptverbrechen – was ihm vorgeworfen wurde – war die Teilnahme an einer Verschwörung gegen den Kaiser. Eine „Klingsburg“ habe ich in diesem Zusammenhang nicht gefunden, aber eine Burg Kling in Bayern, was zum Heftinhalt passt, denn der spielt in diesem Ländle.

Der rechtmäßige Graf (Klingsburg) wurde als Kind entführt, von einem der Häscher gerettet und später Feldhauptmann von Nürnberg. Natürlich erhält er zum Ende des Heftes seinen Besitz wieder, was mit den Eigentumsverhältnissen der Burg Kling nicht in Einkling :zwinker: steht, sofern diese gemeint ist. In Ausübung seines Jobs, als Beschützer der Handelsreisenden, rettet der Graf eines Tages die Tochter des Kaufherrn Fugger aus Augsburg. Hier stimmt so vieles nicht: Der Ahnherr der später enorm reichen Fugger war ein Hans, der 1408/09 gestorben ist. Die Dame im >>Männersitz<< auf dem Pferd, mit >>offenen<< langen welligen Haaren, kann also nicht zum Geschlecht der Fugger gehört haben. Die mit spitzen Klammern versehenen Hinweise deuten auf weitere grobe Falschdarstellungen hin. Weder der Männersattel, noch offene Haare waren für eine Frau des Mittelalters – und schon gar nicht für eine vom Stand – das passende Gehabe. Solches „Gebaren“ wider den „guten Sitten“ gab es noch nicht einmal Jahrhunderte später im Wilden Westen!





Im Text wird dauernd von „Deutschland“ gesprochen, das ist natürlich ebenfalls definitiv falsch. Das Reich Friedrich ll wurde als „Heiliges Römisches Reich“ tituliert (Sacrum Imperium Romanum oder Sacrum Romanum Imperium). Der Begriff „deutsch“ taucht zwar schon im 11. Jahrhundert auf (Regnum Teutonicum oder Regnum Teutonicorum, Königreich der Deutschen), damit war aber nur der Ostteil des ehemaligen Fränkischen Reiches gemeint. Der ach so beliebte Zusatz „deutscher Nation“ findet sich erstmals ab dem späten 15. Jahrhundert, als das Reichsgebiet schon erheblich geschrumpft war und kaum mehr Gebiete außerhalb deutscher Sprachen umfasste, wie Italien, Ostfrankreich, usw. Wenn also hier von „Deutschland“ die Rede ist, geschieht dies möglicherweise in chauvinistischer Hinsicht, vielleicht auch und das hoffentlich, in simplifizierender Absicht.

Im Heft erfolgt dann ein Angriff des Grafen Klingsberg zur Befreiung der Fuggertochter, der Sturz des unrechtmäßigen Besitzers der Feste von der Mauer – letztlich ist es doch eine Räuberpistole geworden, von Lothar Linkert sehr schwach in Szene gesetzt. Übrigens befinden wir uns mit der 15. Ausgabe der Reihe im November 1954, das als kurze Zusatzinfo.

Hinnerk 02.04.2016 17:53

Zitat:

Der rote Ritter spielt im Mittelalter, genauer ab 1250, nach dem Tode Kaiser Friedrich ll.
So ganz passt es mit der Geschichtsschreibung aber noch nicht zusammen. Petrus von Vinea starb 1249, also ein Jahr vor Friedrich II. Ein Graf war er auch nicht.

Servalan 02.04.2016 19:18

Bei dem Titel hatte ich sofort eine Serie aus dem Studio Vandersteen vor Augen: De Rode Ridder.
Jetzt wirst du einwenden, daß der Comic deutlich vor 1959 erschienen ist, als die erste Ausgabe der Serie von Willy Vandersteen, Karel Verschuere, Eduard de Rop und Karel Biddeloo in die Kioske kam.

Allerdings basiert der Comic auf einer erfolgreichen Jugendbuchreihe von Leopold Vermeiren (1914-2005).
Die ersten Geschichten erschienen seit 1946 als Kurzgeschichte in dem Jugendmagazin De Kleine Zondagsvriend. Der Klassiker erschien in 64 Bänden von 1946-2000.
Aufmerksam geworden bin ich durch ein bestimmtes Detail: Die erste Buchausgabe kam 1953 auf den Markt:
Zitat:

Na enige tijd had Leopold genoeg verhaal voor 4 boeken en hij besloot deze uit te geven. Uiteindelijk zouden deze eerste boeken worden uitgegeven door uitgeverij Sheed & Ward vanaf 1953.
Die Cover wurden von Karel Verschuere gezeichnet, die Buchillustrationen zuerst von Jan de Simpele, später von Karel Biddeloo.
Da könnte sich jemand frech bedient und brav abgezeichnet haben ...

Bei der "Klingsburg" mußte ich an Hamlets Klingsor denken. Der dänische Prinz ringt ja auch mit sich, ob er den Usurpator umbringen soll oder nicht.
Aus meiner Perspektive fällt das Kuddelmuddel weniger ins Genre historischer Comic sondern eher in Richtung Fantasy.

Bin mal gespannt, ob sich Ulrich Wick noch zu Wort meldet.

Armin Kranz 02.04.2016 21:15

Hmm, bei "Klingsor" muß ich immer an Wolfram von Eschenbachs Parzifal denken.

Ulrich Wick 02.04.2016 22:11

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 520179)
Bin mal gespannt, ob sich Ulrich Wick noch zu Wort meldet.

Klar, wieso nicht? Ich muss allerdings gestehen, dass ich die Reihe ABENTEUER DER WELTGESCHICHTE nicht in meiner Sammlung habe und daher das fragliche Heft auch nicht besitze.

Was Plagiate angeht, da ist das natürlich denkbar. Aufgrund der zeitlichen Konstellation sicherlich nicht bei der Comicserie, aber durchaus bei den Romanen. Ich habe nur den ersten Band der RODE RIDDER-Romane und könnte daher auch nur den vergleichen. Viel mehr können ja auch zum Zeitpunkt des Erscheinens (November 1954) auch noch nicht erschienen sein, schon gar keine mit dem Artwork von Karel Biddeloo, denn der war da erst elf Jahre alt.

Mit dem entsprechenden Material könnte man es abgleichen. Auf jeden Fall hat dieser erste Romanband von Vermeiren eine ganz andere Handlung, denn da geht es um das Schicksal Johans, der einen Adeligen geschlagen hat und daher in die Wälder fliehen muss. Dort wird er dann quasi zum "Roten Ritter". Die übrigen Romane kenne ich nicht.

Detlef Lorenz 02.04.2016 23:39

Zitat:

Zitat von Hinnerk (Beitrag 520176)
So ganz passt es mit der Geschichtsschreibung aber noch nicht zusammen. Petrus von Vinea starb 1249, also ein Jahr vor Friedrich II. Ein Graf war er auch nicht.

Da hast du recht: hier ist vieles vermischt und durcheinander gebracht. Im Comic selbst ist es auch der Sohn des "Grafen" von Vienea, der sich mit dem Roten Ritter um dessen Erbe rumschlagen muß. Einen "Grafen" als Gegner zu haben ist außerdem bedeutender, als nur einen "Kanzler" und sei es der des Kaisers.

@Servalan: Fantasy würde ich das ganze nun überhaupt nicht nennen, höchstens aus historischen Fakten zusammenphantasiert. Übrigens hat auch Dante in seiner "Göttlichen Komödie" Perus de Vinea verewigt. Er scheint also im Mittelalter zu einer bekannten Persönlichkeit gehört zu haben.

@Ullrich: Vielleicht hat sich der Autor des Comics ja vom ersten Roman des "Roten Ritters" inspirieren lassen, warum auch nicht. Wie weit da Zusammenhänge bestehen, könntest du vielleicht bei einem Querlesen rausbekommen?

Servalan 03.04.2016 12:07

Zitat:

Zitat von Ulrich Wick (Beitrag 520187)
Mit dem entsprechenden Material könnte man es abgleichen. Auf jeden Fall hat dieser erste Romanband von Vermeiren eine ganz andere Handlung, denn da geht es um das Schicksal Johans, der einen Adeligen geschlagen hat und daher in die Wälder fliehen muss. Dort wird er dann quasi zum "Roten Ritter". Die übrigen Romane kenne ich nicht.

Die Serie lief seit 1946 in der Jugendzeitschrift De Kleine Zondagsvriend, und wenn ich das Wikipedia-Zitat richtig verstehe, hat Vermeiren auf einen Schlag die ersten vier Romanmanuskripte im Paket vorgelegt.

Bei der Menge wäre ich eher verwundert, wenn sich da keine Steilvorlagen für Plagiate finden lassen. Die Niederlande waren ja im Krieg besetzt, und allmählich kommen die Kollaborationen der Niederländer, Belgier und Franzosen ans Licht. Solches Vitamin B ließ sich ja in der Nachkriegszeit nutzen.
Die Jugendzeitschrift war eine Beilage der Tageszeitung Gazet van Antwerp, die heute noch existiert.

Aus der Ecke Zeitungsforschung/Geschichte könnte der eine oder andere Puzzlestein kommen, der das Bild etwas vervollständigt.

Detlef Lorenz 03.04.2016 17:38

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 520209)
(...) Die Niederlande waren ja im Krieg besetzt, und allmählich kommen die Kollaborationen der Niederländer, Belgier und Franzosen ans Licht. Solches Vitamin B ließ sich ja in der Nachkriegszeit nutzen.
Die Jugendzeitschrift war eine Beilage der Tageszeitung Gazet van Antwerp, die heute noch existiert. (...)

Entschuldige, Servalan, aber aus den von dir erwähnten historischen Ereignissen erschließt sich für mich der Zusammenhang des "De Rode Ridder" mit dem "Der Rote Ritter" nicht ganz. Davon abgesehen kenne ich, wie erwähnt, die Inhalte des "De Rodde Ridder" nicht, kann also zu einem tatsächlichen/möglichen Plagiats/Ähnlichkeit nichts sagen. Ulrich hatte allerdings angedeutet, dass zumindest mit dem ersten Roman keine inhaltlichen Überschneidungen zu existieren zu scheinen.


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