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God_W. 15.10.2022 11:00

Africa Dreams (Maryse & Jean-François Charles, Frédéric Bihel)
 
Africa Dreams

https://up.picr.de/44527581ey.jpg

Traumhaft ist an dieser prächtigen Gesamtausgabe, die alle vier Alben der Reihe vereint, vor allem das wunderschön anzuschauende Artwork von Frédéric Bihel. Ich tue mir ja immer sehr schwer damit Zeichenstile zu beschreiben, einfach weil ich keine Ahnung habe, wie Künstler arbeiten, welche Techniken und Stile es gibt etc… Bin halt kein Künstler oder Kunststudent. Die Bilder allerdings, mit denen Bihel die Zeit um die Jahrhundertwende (1885 bis 1908) in Europa und im exotischen, mystischen Zentralafrika eindrucksvoll und üppig zum Leben erweckt, wirken auf mich wie äußerst feingliedrige und detailreiche Bleistiftzeichnungen, die mit einer Art von Wasserfarben wunderbar stimmig eingefärbt wurden, ohne auch nur einen Strich der bestaunenswerten Kunstfertigkeit zu verdecken.

Eher albtraumhaft denn traumhaft sind die Vorgänge, welche sich zu besagter Zeit unter persönlicher Alleinherrschaft des tausende von Kilometern entfernt residierenden Königs von Belgien, Leopold II., im Kongo zutrugen. Unter Vorspielung falscher Tatsachen wurde die Öffentlichkeit getäuscht und für die Gier nach Kautschuk und Edelsteinen ein ganzes Volk auf das Grauenhafteste versklavt, mit Zwangsarbeit belegt und gnadenlos dezimiert. So ein wenig kannte ich das Thema bereits von der Buchverfilmung „Herz der Finsternis“ mit Tim Roth und John Malkovich und hie und da habe ich am Rande mal etwas über die sogenannten Kongogräuel gelesen, aber welches Ausmaß und welche Skrupellosigkeit dahinter steckte war mir bis zur Lektüre dieses wichtigen Buches nicht bewusst.

Sklaverei an sich war ja in der Europäischen Gesellschaft zu der Zeit schon nicht mehr geduldet, doch das wusste Leopold II. geschickt zu umgehen und die Berichte aus den entlegenen Kolonien entsprechend anpassen zu lassen. Einfach unglaublich und absolut schockierend wie Menschen das Leben Anderer derart verachten und geringschätzen können. Natürlich kann man dem Buch etwas einseitige Betrachtung vorwerfen. Wenn man sich also online etwas über Leopold II. informiert – muss man schließlich zum gleichen Ergebnis kommen. Ein eigennütziger Narzisst, wie es in der Geschichte leider viel zu viele in hohen Machtpositionen gab (natürlich ist das nur meine persönliche Einschätzung).

Einfühlsam aber keinesfalls beschönigend baut das Autoren-Team Maryse und Jean-François Charles seine Geschichte auf und schickt uns zusammen mit realen Persönlichkeiten, Menschen, die Mut bewiesen und tatsächlich etwas bewirkten, auf eine unvergessliche Reise ins Zentrum des „Schwarzen Kontinents“, wobei das „Herz der Finsternis“ sicherlich in einer Brust unter weißer Haut zu finden ist. Diese Nähe zu historisch verbrieften Personen macht die Geschichte eindringlicher und greifbarer, als ein fiktiver Film und mein Interesse für das Thema wurde derart geweckt, dass ich im Nachgang noch einige Tage immer wieder online recherchiert und den ein oder anderen Artikel gelesen habe. Viel mehr kann man von vier Comicalben wirklich nicht verlangen.

9,5/10

VG, God_W.


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