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Peter L. Opmann 10.05.2019 11:25

Mighty Thor revisited
 
Nächste Woche will ich mit der fortlaufenden Lektüre von „Thor“ beginnen, wie Ihr das schon von „Fantastische Vier“ und „Spinne“ kennt. Ich denke zwar nicht, daß ich jetzt alle Williams-Marvelserien nacheinander abhandle, aber „Thor“ habe ich bei der „Spinne“-Lektüre ein bißchen mitverfolgt, und die Serie scheint mir nochmal einen genaueren Blick wert zu sein.

Als ich zehn Jahre alt war oder etwas jünger, war Thor mein Lieblings-Marvelheld. Er wirkte auf mich uneingeschränkt positiv und charakterlich edel, und sein Handeln war immer absolut nachvollziehbar. So sollte er sicher auch rüberkommen. Und sowas schätzt man als Kind vermutlich. Als ich etwas älter war, vielleicht 13, wurde im Deutschunterricht mal das Thema „Helden“ durchgenommen, und einige Schüler durften da ihren Lieblingshelden präsentieren. Also habe ich Bilder von Thor gezeigt. Komischerweise sagten andere in meiner Klasse, die die Comics nicht kannten, sie fänden Thor überhaupt nicht gut, wohl weil er so muskelbepackt und brutal war. Mein Lehrer stimmte dem auch zu. Heute glaube ich, daß Thor auf den ersten Blick anders wirkt, als wenn man komplette Abenteuer von ihm liest.

Irgendwann ist mir aufgegangen, daß Thor eigentlich eine Kopie von Superman war. Man kann es schon an seinem roten Cape ablesen, aber Thor ist vor allem der Mächtigste im Marvel-Universum und letztlich unbesiegbar. Und er ist auch ein „Außerirdischer“ wie Superman. Ich habe als Kind nur gelegentlich mal „Superman“ gelesen, aber bei ihm hat sich mir das absolut Positive nicht so vermittelt wie bei Thor. Vielleicht lag’s auch an der Götter-Mythologie und der altertümlichen Sprache Thors, daß er mich mehr beeindruckte.

Jedenfalls: Irgendwann ist Stan Lee wohl aufgegangen, daß ein bloßer Superman-Abklatsch ebenso langweilig ist wie ein Held, der erwartbar immer gewinnt. Superman wurden durch die Kryptonit-Sorten Grenzen gesetzt; Thor dagegen wurde durch einen Konflikt mit Göttervater Odin, angeheizt durch seinen mißgünstigen Bruder Loki, den Listenreichen, zunehmend geschwächt. Das führte so weit, daß Thor starb und eine Weile als Geist fortexistierte. Etwa da endet, soviel ich gesehen habe, die Williams-Serie. Beim Überfliegen der Folgen, die als Zweitstory in „Die Spinne“ waren, erschien mir das jetzt ziemlich interessant, weil „Thor“ damit schon früh eine Kontinuität erhielt, einfach dadurch, daß seine Lage immer bedrohlicher und verwickelter wurde.

Man konnte also nicht alles verstehen, wenn man mitten in der Serie zu lesen begann. Das ging mir selbst so mit der Thor-Folge, die in „Spinne“ # 71 erschien. Da war sein Hammer beschädigt, und ich wußte anfangs nicht, wie das gekommen war und welche Konsequenzen das für ihn hatte. Aber es war eine Petitesse im Vergleich zu dem, was Thor noch bevorstand.

Wie es mit den Komplikationen in der „Thor“-Serie steht, versuche ich nun ab "Thor" # 1 nachzuvollziehen.

jakubkurtzberg 10.05.2019 12:23

Hier mal unterstützend eine Leseanleitung:

JiM #83 Panini-Einzelheft Reprint oder Marvel Klassik 10
JiM #84-96 Thor Williams 2-14
JiM #97-115 Thor Williams 15-33
parallel Tales Of Asgard (Hachette Offizielle Marvel Comic-Sammlung Classic II, aus JiM 97 - Thor 145)
JiM #116-123 Spinne Williams 68-83
JiM Annual #1 - Hachette Superhelden-Sammlung 36 (Hercules)
JiM #124-125 Spinne Williams 84-87
Thor #126-131 Spinne Williams 88-99
Thor Annual #2 Spinne Taschenbuch 12
Thor #132-149 Spinne Williams 100-136
Thor #150-157 Marvel Klassiker Thor (Panini) oder Spinne das fehlende Jahr
Thor #158 Spinne Williams 1 oder Marvel Comic-Sonderheft 1
Thor #159 Marvel Comic-Sonderheft 1
Thor #160-165 Hit Comics 131, 147, Hit Comics Thor 204-206

Danach beginnen die Lücken...

Peter L. Opmann 10.05.2019 12:51

Danke für die Übersicht. Leider habe ich von diesen Sachen höchstens die Hälfte. Ich hatte aber sowieso vor, mich auf die Williams-Veröffentlichungen zu beschränken.

Das heißt auch, daß ich Journey into Mystery # 83 nur in Form des Nachdrucks in "Thor" # 158 kenne (der kam auch nochmal in einem Condor-Sonderheft). Aber das läßt sich wohl verschmerzen.

FrankDrake 10.05.2019 14:01

Thor war, vielleicht zusammen mit dem Hulk, die Williamsserie mit der ich am wenigsten anfangen konnte.

Auch heute werde ich ich mit den oft und vielgelobten Bildern von Kirby einfach nicht warm. Ging mir bei vielen Heften der FV aber auch so.

Peter L. Opmann 10.05.2019 15:17

Das könnte an Vince Colletta liegen. Mir gefallen die wenigen Thor-Ausgaben, die von Chic Stone geinkt sind; später auch die von Bill Everett.

Marvel Boy 11.05.2019 07:34

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 586785)

Auch heute werde ich ich mit den oft und vielgelobten Bildern von Kirby einfach nicht warm.

Ketzer. :D

Ich freue mich schon auf Thor!
Die abgebrochene Williamsgeschichte geht überigens da weiter wo auch die Spinne bei Panini Fortgesetzt wure, im Schuber Das fehlende Jahr.
Später gab es aber auch noch andere Nachdrucke. Ich meine bei Panini und Hachette. In welchen Ausgaben genau müßte ich erst nachschauen.

Peter L. Opmann 11.05.2019 08:08

Noch'n Kommentar:

Zitat:

Thor kam mir immer wie eine etwas umständliche Superheldenvariante vor: der Donnergott ohne Bart auf Amerikanisch? Und dann noch meistens vor Hochhauskulisse? Da habe ich mich nur recht zögerlich damit beschäftigt. Die Abenteuer zuckeln auch so hin und her mit Asgardkulisse auf der einen, klassischer Superschurkenlandschaft auf der anderen Seite. Die völlig unmythologischen Figuren der "Zauberin" und des "Henkers" fand ich auch etwas kunstlos. Und einen Superman hatte ich ja schon. Marvel versuchte wahrscheinlich auch vor dem Hintergrund des Fawcett/ Captain Marvel-Prozesses nie, Supie zu direkt zu klonen. Bei den X-Men gab es ab den 70ern die Figur des "Gladiator" (Chef einer außerirdischen Kriegerkaste) , die Supie näher kommt, gleichzeitig aber wohl auch auf den Roman anspielt, der Siegel und Shuster inspirierte. Daher hatte Thor wohl auch nie eine Festung und foppte Jane Foster nie, indem er andere Helden dazu anstiftete, sich als Thor zu verkleiden. Es gab auch keine "Vanenzone" und keinen Lokikobold, der ihn veralberte. Insofern: in dieser Hinsicht eine schlappe Kopie...
Naja, das wollen wir doch mal sehen... :D

Peter L. Opmann 15.05.2019 23:09

Der mächtige Thor (Williams) 1

Erscheinungstermin: 1/1974

Originalausgabe:
1) Mighty Thor # 158
2) Silver Surfer # 1

Story-Titel:
1) Wie es gewesen war!
2) Der Ursprung des galaktischen Silberstürmers!

Original-Storytitel:
1) The Way it was!
2) Origin of the Silver Surfer!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta / Joe Sinnott
2) John Buscema / Joe Sinnott

Text:
1) Stan Lee / Larry Lieber
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50459.jpg

Welches mein erstes Thor-Heft war, weiß ich nicht mehr. Die # 7 kommt mir bekannt vor, aber nur das Cover, das mich schon als Kind sehr angesprochen hat. Auf jeden Fall habe ich dann die Ausgaben # 11, 12, 14 und 15 zur Zeit ihres Erscheinens gelesen. Dann habe ich „Thor“ ganz überwiegend in Superbänden gelesen. Als ich begann, die Marvels kontinuierlich zu lesen, begegnete mir „Thor" als Zweitserie in „Die Spinne“ wieder.

„Thor“ # 1 kam später, als ich auf Comicmessen und Flohmärkten generell meine Lücken bei den Williams-Marvels auffüllte. Schwer zu sagen, wie mir das Heft mit etwa zehn Jahren gefallen hätte. Es war sicher eine gute Entscheidung der Redaktion, mit „Mighty Thor“ # 158 anzufangen, denn die eigentliche Origin-Story in „Journey into Mystery“ # 83 war noch gar keine Superheldengeschichte. Die Frühphase von JiM kenne ich nicht, aber es scheint ein Magazin für Science-Fiction-Monster-Grusel gewesen zu sein. Und so funktioniert auch die erste Thor-Story.

Außerirdische vom Saturn landen auf der Erde, natürlich um sie zu erobern. Sie sind Steinwesen, dem Ding von den Fantastischen Vier nicht unähnlich. Da auf dem Saturn andere Schwereverhältnisse herrschen, sind sie hier superstark und nahezu unverwundbar. Über überlegene Technologie verfügen sie auch noch. Der Landeplatz befindet sich ausnahmsweise nicht in den USA, sondern in Norwegen. Hier macht aber gerade der Amerikaner Dr. Donald Blake Urlaub. Er ist gehbehindert, und als er nach einer Warnung eines Norwegers die Steinwesen entdeckt – und sie ihn ebenfalls –, kann er nur mit knapper Not fliehen.

Durch einen Sturz gelangt er jedoch in eine Höhle. Immer noch in Angst vor den Außerirdischen sucht er nach einem zweiten Ausgang und entdeckt auf einer Art Altar einen knotigen Stock. Mit ihm versucht er, einen Felsen wegzuhebeln. Als der Stock auf den Stein trifft, verwandelt sich Blake in den mächtigen Thor. Der Stock wird zu Thors Hammer. Da die Steinwesen immer noch auf sich warten lassen, kann Thor seine Kräfte und die seines Hammers ausprobieren. Die Aliens sind inzwischen von irdischem Militär entdeckt worden, können die Jagdflugzeuge aber zurückschlagen. Thor greift ein und lehrt sie das Fürchten. Überstürzt verlassen sie die Erde. Die Soldaten wundern sich, denn sie sehen nur Dr. Blake davonhumpeln, in den sich Thor inzwischen zurückverwandelt hat.

Das dürfte weitgehend die komplette Story aus JiM sein. Nur das erste große Panel ist durch ein neues mit Thor in dramatischer Pose ersetzt. Eingebettet sind die 13 Seiten in eine siebenseitige Rahmengeschichte. Thor kehrt von einem interstellaren Einsatz auf die Erde zurück. Seine Arztpraxis ist verwaist. Auch seine Sprechstundenhilfe Jane Foster ist nicht da. Blake hat Zeit nachzudenken. Er fragt sich, ob er nun Blake ist, der sich von Zeit zu Zeit in Thor verwandelt, oder Thor, der mitunter zu einem gewöhnlichen Menschen wird. Wir sehen etwas von Thors Heimat Asgard und einige seiner Freunde, Weggefährten und Feinde. Am Ende erfahren wir, dass die Liebesgeschichte mit Jane inzwischen vorbei und die Göttin Sif nun die Dame seines Herzens ist. Angekündigt wird die Antwort auf Blakes Frage, aber das dürfte sich auf „Mighty Thor“ # 159 beziehen, während wir im zweiten Heft mit JiM # 84 Vorlieb nehmen müssen.

Als Eröffnung ist dieses Heft akzeptabel. Es wird vermittelt, daß der 13-Seiter nicht mehr ganz aktuell ist, und Leser, die Thor schon aus den HIT-Comics kennen, haben sich wohl einigermaßen zurechtgefunden. Die Übrigen werden auf diese Serie neugierig. Heute finde ich es bemerkenswert, daß „Thor“ so früh (1962) startete, daß Marvels Superheldenkonzept noch kaum ausgearbeitet war. Die Zeichnungen sind nicht schlecht; wegen der vielen kleinen Panels kommt Jack Kirbys Grandezza aber kaum zur Geltung. Ich war erstaunt zu sehen, daß sein Inker hier Joe Sinnott war, der später zum hochgelobten Stamminker der großen Kirby-Serie „Die Fantastischen Vier“ wurde. Bei „Thor“ war ansonsten Vince Colletta am Werk, dessen sehr feiner Strich oft schwer zu reproduzieren war.

Über die redaktionellen Seiten schreibe ich nichts; da könnt Ihr Euch bei „Amazing Spider-Man revisited“ informieren. Und die Zweitserie „Silver Surfer“ wäre ein Thema für sich. Zweifellos war sie deshalb hinten im Heft, weil sie in USA nach 18 Ausgaben bereits wieder eingestellt worden war.

Phantom 16.05.2019 12:47

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587018)
Der mächtige Thor (Williams) 1

Sehr schön, dass Du Dir jetzt Thor vornimmst! Ich habe den Williams-Thor nicht komplett, die ersten Hefte nur als schwarz-weißen Essential-Band. Zwischen Williams und dem Original werde ich kaum vergleichen können. Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich trotzdem bei den Sachen, die mir vorliegen, mitlesen.

Im Nummernbereich zwischen 12 und 33 habe ich einige Hefte in Sammelbänden oder als Remittenden. Das habe ich damals auch alles gelesen. Ich erinnere mich an viele Zeichenstile, manchmal auch wirklich schlechte Zeichnungen. Später, als Zweitstory in der Spinne, habe ich Thor dann oft gar nicht mehr gelesen. Diese Göttergeschichten haben mich auf Dauer recht unberührt gelassen, auch alles, was Kirby danach bei DC oder Pacific gemacht hat. (Kennt noch jemand Captain Victory?)

Und dann weiß ich noch, dass uns in der 5. Klasse unser Deutsch-Lehrer ab und zu germanische Sagen erzählt hat. Dank Thor wusste ich schon, wer Odin, Loki usw. waren. Das fanden ich und mein Lehrer gut, bei den Mitschülern galt ich dadurch noch mehr als Streber als ohnehin schon. Dass meine Quellen "nur" die Marvel-Comics waren, wollte ich aber nicht zugeben.

Aus heutiger Sicht wirkt die Origin-Story schon etwas konstruiert und voller Zufälle. Aber ich bin immer wieder voller Ehrfurcht, wenn ich diese Sachen von 1961 bis 1963 lese: da haben Lee, Kirby, Ditko ein gewaltiges Universum erschaffen. So viele Serien und Charaktere, die es bis heute noch gibt, und alles unter Zeitdruck und mit den Verkaufzahlen als einzigem Richter. Erstaunlich. Natürlich war das meiste aus vorhandenen Mustern zusammengeklaut (ich sehe bei Thor mehr Shazam als Superman, aber Shazam war selber natürlich auch ein Superman-Klon), und trotzdem entstand etwas Neues: die Soap-Opera-Elemente, dadurch auch eine Kontinuität in den einzelnen Serien, aber auch zwischen den Serien, die persönliche Ansprache der Leser, das Sprüche-Klopfen von Stan Lee.

Die Stein-Männer gab es doch auch in mindestens einer der Storys, die als Füller in Dracula und Frankenstein abgedruckt waren (und z.T. ja auch aus Journey into Mystery stammten); sieht nach Ideen-Recycling aus. Im letzten Panel ist in der Essential-Fassung (also wohl auch im Original) von "Thorr" statt "Thor" die Rede, man war noch nicht ganz textsicher. ;) Bin gespannt, wie es weitergeht.

michidiers 16.05.2019 13:05

Ich habe mir die kompletten Williams Thor Ausgaben vor einigen Jahren auch noch einmal gegönnt, und ich muss sagen, dass sie mir hinsichtlich der Story überhaupt nicht gefielen. Mehr noch: Es sind einige richtige schlechte Storys dabei, dass ich mich fragte, warum ich so etwas früher als Kind gelesen haben. Nur die Zeichnungen von Kirby lohnten die Lektüre. Richtig gut wird Thor nach meiner Meinung erst im höheren Nummernbereich ab 40 plus.

Peter L. Opmann 16.05.2019 13:15

Danke für die Beiträge.

Ich habe halt den Eindruck, bei Thor wurde ein größeres Intrigenspiel aufgezogen, unter dem der Titelheld zunehmend zu leiden hatte; dadurch hängen die Storys schon relativ früh stark miteinander zusammen, und es gibt keine Einzelheft-Episoden mehr.

Die Figur Thor hat mich, als ich etwas älter wurde, ebenso kalt gelassen wie Euch. Aber vielleicht komme ich ja jetzt nochmal zu einer anderen Einschätzung.

Die schwachen Storys finden sich meiner Meinung nach vor allem bei den frühen Ausgaben. Nicht nur fiel Kirby als Zeichner eine ganze Weile aus (vermutlich, weil etliche weitere Marvel-Serien gestartet wurden), sondern auch andere Skripter wie R. Berns waren am Zug, die eben an Stan Lee nicht heranreichten. Aber ich muß mir die Sache jetzt mal genauer ansehen.

Peter L. Opmann 17.05.2019 08:16

Der mächtige Thor (Williams) 2

Erscheinungstermin: 2/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 84
2) Silver Surfer # 1

Story-Titel:
1) Der mächtige Thor kämpft gegen den Scharfrichter
2) ohne Titel (Der Ursprung des galaktischen Silberstürmers!)

Original-Storytitel:
1) The mighty Thor vs. the Executioner
2) Origin of the Silver Surfer!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Dick Ayers
2) John Buscema / Joe Sinnott

Text:
1) Larry Lieber
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50460.jpg

Und schon wechselt „Thor“ das Genre. Ein Superheldencomic ist das erneut nicht, eher ein Kriegscomic. Immerhin wird damit begonnen, das Umfeld von Thor/Don Blake aufzubauen, indem seine Sprechstundenhilfe Jane Foster eingeführt wird. Es wird auch gleich gezeigt, daß beide zarte Gefühle füreinander hegen, aber Blake sich nicht traut, auf Foster zuzugehen, weil er ein Krüppel ist, und sie zögert, weil sie ihm keinen Sinn für Romantik zutraut. Man muß bei dieser Story wieder ein paar Abstriche machen, aber positiv überrascht hat mich, wie mitreißend physisch Thors Kampf gegen Militärjets und Panzer inszeniert wird, etwas, was später eher die Spezialität des Hulk war.

Die Story ist recht simpel. Dr. Blake meldet sich freiwillig zum humanitären Einsatz in dem erfundenen südamerikanischen Land San Diablo, in dem der Diktator Scharfrichter wütet. Zusammen mit Jane reist er per Schiff hin. Schon das mißfällt dem Scharfrichter, und er schickt Jets, um das Schiff zu versenken. Blake verwandelt sich in einem unbeobachteten Moment in Thor und haut die Kampfflugzeuge zu Klump. Man sieht jeweils, wie der Pilot im letzten Moment mit dem Fallschirm aussteigen kann. Anschließend taucht Don Blake wieder auf und schützt vor, ins Meer gefallen zu sein.

Der Scharfrichter hetzt erneut seine Soldaten auf die Ärztegruppe. Thor entfacht jedoch einen Sturm, der sie kampfunfähig macht. Als der Scharfrichter einen Panzerverband schickt, wird Thor ein bißchen böse. Er fegt sie mit einem ausgerissenen Baum hinweg und traktiert sie erneut mit seinem Hammer. Nun nimmt der Scharfrichter Jane Foster als Geisel. Thor zieht sich zurück; kurz darauf wird Don Blake festgenommen und zur Exekution an die Wand gestellt. Zu allem Überfluß nimmt man ihm seinen Stock weg. Im letzten Moment entreißt er ihn jedoch einem Soldaten und verwandelt sich so schnell in Thor, daß die Militärs nur einen grellen Blitz sehen. Statt sich weiter auf seine Geisel zu verlassen, will der Scharfrichter nun mit sämtlichen Staatseinnahmen abhauen. Seine Leute sehen, daß er ein Verräter ist, und erschießen ihn anstelle von Don Blake. Jane macht er weis, er habe sich hinter der Mauer versteckt. Sie hat sich inzwischen auch ein wenig in Thor verliebt, sieht aber ein, daß ihr Doktor nicht so kühn wie der Donnergott sein kann.

Jane Foster wird hier zielgerichtet als wichtige Nebenfigur aufgebaut. Sie ist aber alles andere als eine selbstbewußte Frau und muß gleich mal aus den Händen des Schurken befreit werden. Daß sie und Don Blake sich gegenseitig anschmachten, aber nicht reinen Tisch machen, ist ganz reizvoll, wird aber absehbar nach einigen Ausgaben langweilig. Der Scharfrichter ist eine arg austauschbare Figur und fällt auch für einen zweiten Auftritt aus – Thor fehlt es nach wie vor an Supergegnern; da ist weder Stan Lee noch seinem Bruder etwas Gescheites eingefallen. Jack Kirby zeichnet erneut ansprechend. Im Militär-Milieu ist er ja als Weltkriegsteilnehmer bewandert. Und er läßt Thor hier auch mal ordentlich zuschlagen. Detail am Rande: Anfangs zeigte Thor an seinen Seiten nackte Haut, weil er offenbar nur eine Brust- und eine Rückenplatte trug; jetzt wird diese Kleidungslücke zunehmend geschlossen.

Peter L. Opmann 17.05.2019 19:09

Kommentar:

Zitat:

Deine Thor-Rezension erinnert mich an die Distanz, die ich anfangs zu diesen seltsamen Superhelden-"Imitaten" bei Karstadt hatte. Ich glaube, der erste "Thor", den ich gekauft habe, war Nr. 28 ("Journey..." # 110). Das kam mir zunächst schon wie billiger Unfug vor. Die erste Thor-Story habe ich zunächst in einem Condor-Taschenbuch (Rächer-TB?), später nochmal in einem "Thor Sonderheft" von Condor gelesen. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen: "Die Invasion der Ding-Klone von den Osterinseln"? Na ja... Ich fand auch die grobe Kirby-Mimik in den ersten Heften nicht doll. Für einen Arzt wirkte Blake irgendwie zu prollig. Seltsamerweise nutzt Thor auch nie Blakes Wissen als Mediziner, hätte doch auch interessante Möglichkeiten zum Hin- und Herwechseln gehabt...

jakubkurtzberg 18.05.2019 07:44

Mein erstes Thor-Heft war Williams Nr. 32 mit dem Absorber. Als Grundschüler hat mich das total geflasht, dass der Absorber die Stärke oder Struktur von allem annehmen konnte, was er berührte. Schon der Titel "Je stärker ich bin, desto schneller sterbe ich!" und das Kirby-Cover mit dem roten Hintergrund fand ich beeindruckend. Das war eben auch die Phase, wo Zeichnungen und Stories besser wurden. Vieles von den 13seitigen Sachen ohne Kirby oder Stan Lees Zutun war einfach schwach...

Peter L. Opmann 18.05.2019 08:20

Na, mal sehen. Sooo schlecht fand ich die ersten "Thor"-Episoden jetzt gar nicht. Aber am Anfang hat doch noch viel zu einer Superheldenserie gefehlt.

Peter L. Opmann 18.05.2019 11:07

Der mächtige Thor (Williams) 3

Erscheinungstermin: 3/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 85
2) Silver Surfer # 1

Story-Titel:
1) Hat Loki, der Gott des Bösen, Thor verhext!
2) ohne Titel (Der Ursprung des galaktischen Silberstürmers!)

Original-Storytitel:
1) Trapped by Loki, the God of Mischief
2) Origin of the Silver Surfer!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Dick Ayers
2) John Buscema / Joe Sinnott

Text:
1) Stan Lee / Larry Lieber
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50461.jpg

Die Serie macht nun einen großen Schritt nach vorne. Die germanische Götterwelt kommt ins Spiel und auch schon die Grundkonstellation mit Loki, der mit tausend Tricks versucht, Thor die Gunst von Göttervater Odin zu entziehen. Andererseits tut Thor hier einige Dinge, die mich doch stark an Superman erinnern. Nur sein Uru-Hammer (der hier erstmals so heißt) und den er halten muß, damit er sich nicht in Don Blake zurückverwandelt, hebt ihn klar von dem DC-Star ab.

Erwähnt werden muß auch, daß bei Thor bisher Credits fehlen. Die Angaben oben habe ich mir aus marvel-fandom.com besorgt. Es gibt bisher auch eine Splashpage, die die dramatischste Szene der Episode zeigt; es geht mit der Story also erst auf Seite zwei los. Und zwar so: Loki, Gott des Bösen und Thors Bruder, ist in einen Baum verwandelt worden, kann also nichts tun außer mit seinen Blättern zu rauschen. Odin hat aber bestimmt, daß Loki befreit wird, sobald jemand an dem Baum eine Träne des Mitleids mit ihm vergießt. Nur empfindet in Asgard, das wir hier erstmals als Wolkenstadt im Weltraum mit Regenbogenbrücke zur Erde sehen, niemand das kleinste bißchen Mitleid mit Loki. Gleich wendet Loki aber seinen ersten Trick an: Als Heimdall, der Wächter der Brücke, an dem Baum vorbeigeht, läßt er ein Blatt fallen und dessen Auge berühren, so daß Heimdall ungewollt eine Träne vergießt. Egal – Loki ist frei.

Schuld an Lokis Bestrafung soll Thor sein, das wird allerdings nicht näher erläutert. Sogleich sinnt Loki auf Rache. Er reist zur Erde (natürlich nach New York) und verwandelt sich in einen Menschen. Er verwandelt ein paar Passanten in Negative und lockt so Thor an. Mit seinem Hammer macht er die Leute wieder normal. Loki gibt sich zu erkennen. Im folgenden Zweikampf gelingt es ihm, Thor zu hypnotisieren. Dann nimmt er ihm den Hammer ab, indem er ein Trugbild von Thor schafft, dem der seine Kampfwaffe übergibt. Thor wird zu dem schwächlichen Don Blake. Wie in der vorigen Ausgabe gelingt es ihm aber, den Hammer so schnell wieder zu ergreifen, daß die Umstehenden von seiner Verwandlung nichts mitbekommen. Nun versucht der Gott des Bösen, Chaos in New York zu stiften; Thor muß Bürger vor einer U-Bahn retten, indem er die Schienen anhebt. Loki flieht, aber Thor steckt ihn in ein Rohr und schleudert ihn zurück nach Asgard. Jane Foster schwärmt am Ende ihrem Doktor von Thors Auftreten vor, der zeigt sich aber unbeeindruckt.

In gewissem Sinn werden hier die „Tales of Asgard“ vorweggenommen. Es werden die Voraussetzungen geschaffen, weitere Geschichten aus dem selben Umfeld zu erzählen, denn es ist klar, daß Loki weiter gegen Thor intrigieren wird. Die Serie geht damit aber eher in Richtung Fantasy (vergleichbar „Doctor Strange“) als klassische Superheldenstoffe. Jack Kirby verwendet jetzt zunehmend seine Standard-Layouts, zeichnet aber auf jeden Fall nach wie vor recht ansehnlich. Auch diese Ausgabe enttäuscht weniger, als ich befürchtet hatte. Ohne Lee und Kirby wird’s allerdings schwer werden.

Da „Thor“ nach wie vor nur 13 Seiten umfaßt („Journey into Mystery“ brachte damals mehrere Kurzgeschichten) und „Silver Surfer“ den restlichen Platz nicht füllen kann, finden wir hier drei offenbar speziell fabrizierte Sonderseiten: Der Hulk wirbt für die „Überraschung“, die hinter der Coupon-Sammelaktion der Anfangszeit steckt, und dann wird noch das Cover von „Das Monster von Frankenstein“ in Originalgröße und im US-Layout als Kaufempfehlung abgebildet, obwohl das Cover auch in der Monatsvorschau auf der Seite direkt daneben vertreten ist. Und es gibt Thor als Mobile-Bausatz.

Marvel Boy 19.05.2019 07:56

Zitat:

Zitat von jakubkurtzberg (Beitrag 587098)
Mein erstes Thor-Heft war Williams Nr. 32 mit dem Absorber. Als Grundschüler hat mich das total geflasht, dass der Absorber die Stärke oder Struktur von allem annehmen konnte, was er berührte. Schon der Titel "Je stärker ich bin, desto schneller sterbe ich!" und das Kirby-Cover mit dem roten Hintergrund fand ich beeindruckend. Das war eben auch die Phase, wo Zeichnungen und Stories besser wurden. Vieles von den 13seitigen Sachen ohne Kirby oder Stan Lees Zutun war einfach schwach...

Könnte auch mein erstes gewesen sein, zumindest das an das ich mich am besten erinnere es damals gelesen zu haben. Mhat es gefallen und gefällt es immer noch.

Peter L. Opmann 19.05.2019 08:58

Der mächtige Thor (Williams) 4

Erscheinungstermin: 4/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 86
2) Silver Surfer # 2

Story-Titel:
1) Der Mann aus der Zukunft
2) Fliegende Untertassen landen!)

Original-Storytitel:
1) On the Trail oft he Tomorrow Man
2) When lands the Saucer!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Dick Ayers
2) John Buscema / Joe Sinnott

Text:
1) Stan Lee / Larry Lieber
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50462.jpg

Diese Ausgabe empfinde ich als Rückschritt. Die Zeitreise-Story paßt zwar vermutlich ganz gut in „Journey into Mystery“, aber Thor agiert hier ziemlich deutlich als Superman-Duplikat. Seine Doppelidentität und damit das Marvel-Konzept menschlicher, problembeladener Superhelden kommt nur am Schluß ganz kurz zur Geltung. Odin hat einen nicht unwichtigen Auftritt, erfüllt hier aber noch Thor jeden Wunsch.

Die Geschichte beginnt im Jahr 2262, Auf der Erde gibt es keine Kriege mehr, alle Waffen sind abgeschafft. Nur dem Wissenschaftler Zarrko ist langweilig. Er will sich aus der Vergangenheit eine Atombombe besorgen, um die Herrschaft über seine Welt antreten zu können. Schön, nehmen wir das mal als gegeben hin. In der Gegenwart hilft Thor gerade dem US-Militär bei Atombombentests. Da hätte mich schon interessiert, wie er dazu kommt. Angedeutet wird, daß er Stärke und Sicherheit der freien Welt sichern möchte, also ein lupenreiner US-Patriot ist. Nun soll eine Kobaltbombe gezündet und erforscht werden, ob Thor eine solche Explosion überleben kann (warum auch immer das interessant ist). Aber Zarrko taucht wie aus dem Nichts auf und krallt sich die Bombe. Dann verschwindet er wieder.

Thor findet heraus, daß der Unbekannte aus der Zukunft kam, und bittet seinen Vater, ihn ebenfalls dahin reisen zu lassen. Odin erklärt ihm, wie er das mit seinem Hammer selbst schaffen kann. Als er im Jahr 2262 auftaucht, ist das Zarrko verständlicherweise gar nicht recht, und er hetzt diverse Maschinen und Roboter auf ihn, die aber Thor mit Kraft und Geschicklichkeit (sehr superman-artig) alle abwehrt. Thor bringt die Kobaltbombe in Sicherheit und übergibt Zarrko, der verrückt geworden ist, den Zukunfts-Behörden. Zum Schluß hat Thor noch eine kleine Rüge für die US-Armee: „Hier habt ihr eure Bombe wieder! Verliert sie nicht nochmal!“ Eingeschüchtert versäumen die Offiziere, Thor zu fragen, was er eigentlich in der Zukunft erlebt hat. Schlußszene: Jane Foster liest in der Zeitung von Thors Heldentat und träumt davon, für ihn arbeiten zu können. Ihr Doktor Don Blake tröstet sich damit, dass solche Aktionen nur sehr selten vorkommen. Eine Vorschau auf die nächste Ausgabe gibt es bisher noch nicht.

Was auf dem Cover demonstriert wird, nämlich daß sich Zarrko Thor immer wieder durch Zeitreisen entziehen könnte, kommt im Heft nicht vor. Aber soweit ich mich erinnere, taucht er später noch einmal auf. Die Serie hat generell, wie wohl deutlich geworden ist, noch viel Luft nach oben. Jack Kirby ist weiterhin nahezu auf der Höhe seiner Kunst und vermittelt Thor sowohl als unvorstellbar stark als auch als geschmeidigen, beweglichen Kämpfer, was ihn zumindest optisch vom stämmigen Superman abhebt.

Peter L. Opmann 19.05.2019 22:52

Der mächtige Thor (Williams) 5

Erscheinungstermin: 5/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 87
2) Silver Surfer # 2
3) Journey into Mystery # 98

Story-Titel:
1) Gefangener der Zetas!
2) Die Erde sei unser Preis! (Fliegende Untertassen landen!)
3) Odin im Kampf mit Ymir, dem König der Eisriesen

Original-Storytitel:
1) Prisoner of the Reds!
2) When lands the Saucer!
3) Odin battles Ymir, King of the Frost Giants

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Dick Ayers
2) John Buscema / Joe Sinnott
3) Jack Kirby / Don Heck

Text:
1) Stan Lee / Larry Lieber
2) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50463.jpg

Diesmal ist die Thor-Story nur zehn Seiten lang. „Thor“ war nie ein Double Feature, aber „Journey into Mystery“ war ein Magazin mit jeweils mehreren Storys. Das Cover gefällt mir recht gut – Thor dominiert das Bild, trotzdem erzeugt Jack Kirby räumliche Tiefe und bietet eine dramatische Szene. Allerdings weist es auf zwei Ungereimtheiten hin: Warum sollte Thor eine solche Kette nicht zerreißen können? Und: Wie kann es sein, daß sein Hammer nicht zu ihm zurückkehrt? Stan Lee greift hier zu solchen zweifelhaften Kniffen, um den Titelhelden überhaupt in Schwierigkeiten bringen zu können. An sich wären die kommunistischen Soldaten, die hier verschleiernd „Zetas“ genannt werden, überhaupt keine Gegner für ihn.

Fünf amerikanische Wissenschaftler, die an kriegswichtigen Forschungen arbeiteten, sind verschwunden. Don Blake stellt sich der US-Armee als Lockvogel zur Verfügung, um herauszufinden, was aus ihnen geworden ist. Einer der Fünf taucht übrigens bis zum Storyende überhaupt nicht mehr auf. Hier wird eine kleine humorvolle Szene eingebaut: Jane Foster bemuttert Don Blake so, wie das etwas später Tante May bei Peter Parker (Spider-Man) macht: Nimm deine Vitamintabletten und erkälte dich nicht! Dann denkt sie an Thor, den sie wohl nicht zu bemuttern bräuchte, verbirgt aber ihre Schwärmerei vor Blake.

Ein Reporter erscheint in Blakes Labor; er will angeblich über seine Arbeit an biologischen Waffen berichten. Tatsächlich verschießt er mit seiner Kamera ein Betäubungsgas, dem Blake zum Opfer fällt. Irgendwo in Rußland (die Berge sind ziemlich dilettantisch geinkt) findet er sich zusammen mit vier US-Forschern in einer Zelle wieder. Kurz darauf werden die anderen abgeholt und in Einzelzellen gesperrt. Das gibt Blake die Möglichkeit, sich unerkannt in Thor zu verwandeln. Durch gleißendes Licht aus seinem Hammer hält er die Wachen auf Abstand, fällt aber dann durch eine Falltür und findet sich in einem Haibecken wieder. Die Fische vertreibt er, indem er mit seinem Hammer einen Strudel erzeugt.

Der Befehlshaber der Russen droht, die gesamte Festung in die Luft zu jagen. Thor ergibt sich, um keine Menschenleben zu gefährden, und wird in Ketten gelegt. Sein Hammer liegt neben ihm auf dem Boden (wahrscheinlich haben auch das seine Feinde erzwungen). Jetzt ist guter Rat teuer. Wieder aber wird er allein gelassen, und so bekommt niemand mit, wie er sich in den schmächtigen Don Blake zurückverwandelt. Jetzt kann er die Ketten mühelos abstreifen und den Hammer ergreifen. Er findet die übrigen Wissenschaftler und flieht mit ihnen. Zufällig begegnet er den russischen Befehlshabern noch einmal. Er entfesselt einen Sturm, der die Russenfestung in Schutt und Asche legt. Russische Seeleute schaffen die Gruppe außer Landes, weil auch sie sich nach Freiheit sehnen. Thor kann aber vorläufig nichts weiter für sie tun. Die Schlußszene wiederholt den Schluß der vorherigen Ausgabe: Jane Foster schwärmt von Thors Heldentum; Don Blake denkt sich seinen Teil…

Die Story nimmt die Thematik der „Scharfrichter“-Geschichte aus „Thor“ # 2 noch einmal auf. Ein gegen Soldaten kämpfender Thor macht aber nicht viel her, zumal die Commies weder Düsenjets noch Panzer haben. Auf zehn Seiten finden sich zudem ziemlich viele Ungereimtheiten. Ein Don Blake, der sozusagen zum Spaß an biologischen Kampfmitteln arbeitet, berührt im Übrigen heute seltsam. Als quasi historisches Dokument der Stimmung in der ersten Hälfte der 60er Jahre finde ich die Ausgabe ganz nett, aber einem überzeugenden Serienhelden Thor kommen wir so nicht näher. Trotz 15 Seiten Zweitstory ist in diesem Heft immer noch Platz. So beginnt Williams mit den „Tales of Asgard“; die Episode hätte freilich besser direkt hinter die Thor-Story gepaßt.

jakubkurtzberg 19.05.2019 23:27

Wie bei Hulk 5 wurde hier für die europäische Version stark bearbeitet. Mützen hinzugefügt, Bärte auch, oder entfernt. Ob das evtl. von einer britischen Ausgabe herrührt lässt sich leider nicht sagen. Denn bei Daredevil in FV Nr. 1 wurde eine bearbeitete britische Vorlage verwendet. Vielleicht ist das bei Thor und Hulk aber auch auf dem Mist von Williams gewachsen. Bei FV 11 entfernte man ja auch Hammer und Sichel am Raumschiff des "Roten Geistes".

Marvel Boy 20.05.2019 07:02

Was aber politische Gründe hatte.

Peter L. Opmann 20.05.2019 07:36

Sind da drei Seiten gekürzt worden?

thetifcat 20.05.2019 16:06

Thor war ungekürzt. Es gab sogar eine Seite mehr.

http://www.wmca.de/bsv_williams/marv...l_bibel_07.htm

Peter L. Opmann 20.05.2019 17:56

Danke für den Hinweis. Diese Seite bei WMCA hatte ich mir noch nicht angesehen. Aber von einer Seite mehr bei "Thor" # 5 finde ich nichts.

thetifcat 20.05.2019 18:56

Ich meinte die ganze Serie ist ungekürzt. Die Seite mehr gibt es im Heft 25.

Peter L. Opmann 20.05.2019 20:06

Okay. Das muß ich vermerken, wenn ich zu "Thor" # 25 komme.

Übrigens: Bei "Submariner" wurde tatsächlich stark gekürzt, wie ich bei der Lektüre von "Die Spinne" gesehen habe.

Phantom 20.05.2019 21:31

Zitat:

Zitat von jakubkurtzberg (Beitrag 587178)
Wie bei Hulk 5 wurde hier für die europäische Version stark bearbeitet. Mützen hinzugefügt, Bärte auch, oder entfernt. Ob das evtl. von einer britischen Ausgabe herrührt lässt sich leider nicht sagen. Denn bei Daredevil in FV Nr. 1 wurde eine bearbeitete britische Vorlage verwendet. Vielleicht ist das bei Thor und Hulk aber auch auf dem Mist von Williams gewachsen. Bei FV 11 entfernte man ja auch Hammer und Sichel am Raumschiff des "Roten Geistes".

Beim Eisernen gab es das auch, oder? Ich erinnere mich daran, dass da auch Gesichtsausdrücke geglättet und Mützen geändert wurden.

Ich habe das Heft nicht und kann nur das Cover von Thor 5 mit JIM 87 vergleichen, und da ist z.B. der rote Sowjet-Stern auf der Schulterklappe des Soldaten im Vordergrund bei Williams durch drei kleine Phantasiesternchen ersetzt worden. Der Soldat, der ganz links die Pistole auf Thor richtet, trägt bei Williams eine andere Kappe und eine etwas andere Uniform als im Original. Allerdings würde man das ohne Vergleich mit dem Original nicht merken, d.h. die Umzeichnung ist professioneller als das, was Williams sonst an Eigenzeichnungen produzierte. Ich tippe daher darauf, dass Williams diese Änderungen nicht selbst ausgeführt hat.

Peter L. Opmann 22.05.2019 07:44

Kommentar:

Zitat:

Ich glaube, mich störte anfangs auch, dass Thor zu schmal war (vgl. deine Superman-Bemerkung), den späteren Kirby-Thor fand ich besser. Das Motiv mit der Träne durch ein Blatt vom Baum stammt übrigens wirklich aus einer nordischen Sage. Ich habe als Schüler mal einen ganz eindrucksvollen Band "Götter- und Heldensagen" gelesen, hab ihn aber nicht mehr.

FrankDrake 22.05.2019 09:59

Ich glaube fest, das jeder der in den 1960 Jahren geboren ist, Götter,- und Heldensagen in der Schule gelesen hat.

jakubkurtzberg 22.05.2019 10:31

Mir gefallen die Thor-Nummern nach der Williams-Serie sehr! Klasse Lettering und Abbildung der Originalcover in den Spinne-Heften fand ich super. Da wünscht man sich doch, dass es so etwas gäbe...

https://www.bilder-upload.eu/upload/...1558513688.jpg

underduck 22.05.2019 11:02

Ähem ... wir sind hier öffentlich, jakub ... :floet:

Peter L. Opmann 22.05.2019 21:14

Hier nochmal ein Kommentar - und dann die nächste Ausgabe.

Zitat:

Die Anti-Commie-Nummern sind schon auffällig. Irgendwer war da noch ziemlich in den 50ern... Thors Motivation zum Superheldentum erscheinen mir auch wenig durchdacht. Heute würde man mehr daraus machen: wie etabliert sich ein Gott in der Menschenwelt? Welche kulturellen Unterschiede gibt es etc. An sich muss er sowas wie ein muskelbepackter Howard the Duck gewesen sein, zumindest am Anfang...
Der mächtige Thor (Williams) 6

Erscheinungstermin: 6/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 88
2) Journey into Mystery # 101
3) Silver Surfer # 2

Story-Titel:
1) Lokis Rache!
2) Der Überfall auf Asgard
3) ohne Titel (Fliegende Untertassen landen!)

Original-Storytitel:
1) The Vengeance of Loki
2) The Invasion of Asgard!
3) When lands the Saucer!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Dick Ayers
2) Jack Kirby / George Bell
3) John Buscema / Joe Sinnott

Text:
1) Stan Lee / Larry Lieber
2) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50464.jpg

Thor gegen Loki, zweite Runde. Das funktioniert wie in Thor # 3 recht gut. Die Story bedient sich aber vermutlich wiederum reichlich bei der germanischen Mythologie. Also erneut kein typischer Superheldenstoff. Es wird wieder die zu dieser Zeit normale Länge von 13 Seiten erreicht. Interessant dabei: Die Splashpage dient in diesen ersten Ausgaben gleichsam als zweites Cover. Sie zeigt eine dramatische Szene; die eigentliche Story beginnt erst auf Seite 2.

Mit einem Rückblick auf „Thor“ # 3 geht es los. Loki ist mit Thors Hammer nach Asgard zurückgeschleudert worden. Odin verbietet ihm, die Götterheimat jemals wieder zu verlassen. Durch Magie findet Loki heraus, daß Thor seinen Hammer halten muß, damit er sich nicht in einen schwachen Menschen verwandelt. Da sieht er einen neuen Ansatzpunkt für einen Angriff. In Gestalt eines Regenwurms macht er sich aus Asgard davon. Verkleidet als alter Mann taucht er in Don Blakes Arztpraxis auf und übernimmt die mentale Kontrolle über Sprechstundenhilfe Jane Foster. Blake taucht auf; Loki gibt sich zu erkennen und fordert ihn zum Kampf – im Central Park. Zu diesem Duell kommt Jane auf Befehl von Loki hinzu. Während Thor seinen Hammer auf ihn schleudert, verwandelt Loki einen Baum in einen Tiger, der sie bedroht. Thor rettet Jane, kann aber deshalb den Hammer nicht wieder auffangen. Loki schließt ihn in ein Energiefeld ein, weshalb Thor nicht an ihn herankommt und sich nach einer Minute in Blake verwandelt. Loki hat – vermeintlich – gesiegt; er macht sich nicht die Mühe, Don Blake etwas anzutun.

Während Loki beginnt, die Welt in Gefahr zu bringen, ersinnt Blake eine List (er schnippst dazu mit dem Finger wie Wickie). Er läßt die Presse verkünden, Thor sei sich seines Sieges über Loki sicher. Der gerät ins Zweifeln: Wie kann das sein, da der Hammer doch im Energiefeld gefangen ist? Er sieht nach. Da steht ihm tatsächlich Thor gegenüber. Loki hebt das Energiefeld auf, und Thor entpuppt sich als Attrappe, hinter der sich Blake verborgen hat. Nun kann er den Hammer wieder ergreifen. Loki tritt den Rückzug an, verwandelt sich in eine Taube und mischt sich unter einen Taubenschwarm. Thor streut Erdnüsse aus – alle Tauben stürzen sich darauf mit Ausnahme der Loki-Taube. Mit einem Tennisnetz fängt er sie ein und bringt Loki nach Asgard zurück. Am Ende hört man Odin unken: „Laßt uns beten, daß die Welt niemals den Tag erleben wird, an dem seine Kraft größer ist als die des mächtigen Thor!“ Was die theologisch interessante Frage aufwirft: Zu wem betet ein Gott?

Wie bei „Thor“ # 3 liegt die Vermutung nahe, daß hier mythologische Geschichten verarbeitet worden sind. Das geht auf Kosten der Regel, daß der Hammer stets zu Thor zurückkehren muß. Außerdem wäre zu erwarten gewesen, daß der Hammer sich in einen Stock verwandelt, sobald Thor zu Don Blake wird. Loki kommt in dieser Ausgabe quasi hinter Thors Geheimidentität; da er sich aber üblicherweise nicht auf der Erde aufhält, muß darum nicht so viel Aufhebens gemacht werden wie bei anderen Superhelden. Aufgefallen ist mir noch, daß Jack Kirby hier Thor mehrmals mit erstauntem Gesichtsausdruck zeichnet, quasi als reinen Toren im Gegensatz zum Trickster Loki. Dabei wendet auch Thor hier den einen oder anderen Trick an. Ich finde die Story ganz unterhaltsam, warte aber immer noch darauf, daß Thor in den Marvel-Superheldenkosmos eintaucht – möglicherweise tut er das erst mit seinem Beitritt zu den Avengers.

Vom Cover ist am unteren Rand ein Stück abgeschnitten, was am neuen Williams-Format liegen dürfte. In dieser Produktion wird erstmals auf den Glanzumschlag verzichtet. Trotz vier Seiten weniger ist in diesem Heft aber immer noch Platz für eine Hulk-Eigenanzeige, die ich sonst nirgendwo gesehen habe. Das Cover finde ich, abgesehen vom Beschnitt, relativ schlecht gezeichnet (Kirby-Artwork). Noch eine Ausgabe, dann wird Kirby vorerst nur noch das Cover zeichnen. Grauenhaft gelettert ist das Cover zudem noch.

Phantom 23.05.2019 15:59

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587306)
In Gestalt eines Regenwurms macht er sich aus Asgard davon.

Na ja, einigen wir uns auf eine Schlange.

Zitat:

Mit einem Tennisnetz fängt er sie ein und bringt Loki nach Asgard zurück.
Mir gefällt diese Story nicht. Lee, Lieber und Kirby hatten wohl immer noch keine Zeit, sich eine stimmige Erklärung dafür auszudenken, was ein Gott kann und was nicht. Bis jetzt wissen wir, dass Thor sehr stark ist, mächtige Felsen heben und U-Bahn-Schienen verbiegen kann. Andererseits kann er aus einer harmlosen Fessel nicht entkommen. Analog Loki: Er kann sich jederzeit in beliebige Lebewesen verwandeln, am Schluss der Story lässt er sich aber mit einem Netz einfach gefangen nehmen. Warum eigentlich, er könnte sich ja in einen Regenwurm oder eine Fliege verwandeln und einfach aus dem Netz entkommen. Klar, die 13 Seiten waren eben zu Ende. Aber irgendwie alles noch recht unausgegoren.

Zitat:

Am Ende hört man Odin unken: „Laßt uns beten, daß die Welt niemals den Tag erleben wird, an dem seine Kraft größer ist als die des mächtigen Thor!“ Was die theologisch interessante Frage aufwirft: Zu wem betet ein Gott?
Sehr guter Punkt. :D

Zitat:

Das Cover finde ich, abgesehen vom Beschnitt, relativ schlecht gezeichnet (Kirby-Artwork).
Die Personen in der unteren rechten Ecke des Covers sehen mir eindeutig nach Ditko-Artwork aus.

Peter L. Opmann 23.05.2019 18:17

@ Phantom:

Wenn Loki eine Schlange wäre, warum sollte Heimdall ihn dann nicht bemerken?

Der Hinweis auf Steve Ditko ist richtig. In marvel.fandom.com werden als Coverzeichner angegeben: Jack Kirby, Steve Ditko, Stan Goldberg, Artie Simek.

Phantom 23.05.2019 19:46

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587329)
@ Phantom:
Wenn Loki eine Schlange wäre, warum sollte Heimdall ihn dann nicht bemerken?

Das müsste man die Gebrüder Lieber fragen. Jedenfalls haben Regenwürmer keine Augen, vermutlich nicht mal in Asgard. ;)

Peter L. Opmann 23.05.2019 23:21

Künstlerische Freiheit von Jack Kirby. :D

Peter L. Opmann 25.05.2019 16:53

Der mächtige Thor (Williams) 7

Erscheinungstermin: 7/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 89
2) Journey into Mystery # 102
3) Silver Surfer # 3

Story-Titel:
1) Der Donnergott und der Gangsterboß
2) Der Tod kommt zu Thor!
3) Die Macht des Bösen

Original-Storytitel:
1) The Thunder God and the Thug
2) Death comes to Thor!
3) The Power and the Prize!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Dick Ayers
2) Jack Kirby / Paul Reinman
3) John Buscema / Joe Sinnott

Text:
1) Stan Lee / Larry Lieber
2) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50465.jpg

Dieses Heft habe ich schon erwähnt. Das Cover hat sich mir ins Gedächtnis eingegraben. Den Inhalt kenne ich sicher nicht aus meiner Kindheit. Ich könnte mir vorstellen, daß ich das Heft im Lebensmittelladen in meinem Dorf in der Hand hielt, aber kein Geld hatte, um es zu kaufen. oder mich vielleicht schweren Herzens doch für etwas anderes entschieden habe. Vielleicht kenne ich das Cover aber auch nur von der Monatsvorschau her. Dieses Covermotiv läßt eine wirklich epische Geschichte erwarten. Mich spricht bis heute noch die Pose an und diese ganze Monumentalität. Die Stadt New York schrumpft zu einer Lilliput-Kulisse zusammen. Auch das reine Blau des Himmels, kontrastierend mit dem roten Cape, den gelben Haaren und den gelben Bändern um Thors Leib tut das seine dazu.

Hätte ich mir das Heft tatsächlich gekauft, wäre ich vermutlich enttäuscht gewesen. Denn hier hat es Thor erstmals mit einem einfachen Gangster zu tun. Schön, dieser Gangsterboß ist ziemlich abgebrüht, und zur Steigerung der Dramatik hat er eine Freundin, die eigentlich ein gutes Herz hat, aber das ist nun wirklich keine angemessene Thor-Story. Es gibt aber zumindest erste Ansätze zu einer Superheldenserie: Der Schauplatz New York, die Arztpraxis von Don Blake, Thor als Beschützer der Bürger und Freund der Polizei rücken ein wenig mehr in den Mittelpunkt. Trotzdem ist das in meinen Augen insgesamt eine ziemlich schwache Episode.

Zu Beginn geht es um die Geheimidentität: Thor kehrt zu Blakes Praxis zurück, wird dort aber von wartenden Patienten gesehen, so daß er nicht hinein kann. Im Stockwerk über der Praxis sind Wachsfiguren gelagert. Aus einer von ihnen macht er eine Thor-Attrappe und schleudert sie davon. Es sieht so aus, als würde Thor wegfliegen. Dann taucht er als Don Blake bei seinen Patienten auf. Für neue Leser wird noch einmal kurz die Origin-Story von Thor wiederholt, und das „Dreiecksverhältnis“ zwischen Blake, Thor und Jane Foster wird noch einmal aufgeblendet. Jane träumt davon, wie sie als Thors Frau seinen Hammer wienern, sein Cape bügeln und ihm eine zivile Frisur verpassen würde (für Kinder mögen solche Frauenträume normal gewirkt haben). Dann beginnt die eigentliche Story: Bei einem Schußwechsel mit der Polizei wird der Gangsterboß Thug (der Name läßt seine Brutalität anklingen) Thatcher an der Schulter verletzt. Blakes Praxis ist nur ein paar Schritte entfernt. Er flüchtet sich also dorthin und wird von ihm medizinisch versorgt. Obwohl Don Blake keine Anstalten macht, die Polizei zu verständigen, befürchtet Thug genau das. Ein Gangster hat Blake unwissend seinen Stock weggenommen, so daß er sich nicht in Thor verwandeln kann, aber er bittet Göttervater Odin einzugreifen. Der sendet einen Blitz, und Blake kann blitzschnell den Stock ergreifen und zu Thor werden.

Thor mischt die Gangsterbande problemlos auf, aber Thug nimmt Jane Foster als Geisel. Thor kann ihm aber seine Pistole aus der Hand schlagen Jane in Sicherheit bringen. Thug flüchtet sich auf ein Stahlgerüst. Thor erzeugt mit seinem Hammer Blitze, die den Stahl zu schmelzen beginnen. Dann bricht das Gerüst zusammen, aber nicht deswegen, sondern weil es aus von Thug geliefertem Stahl gebaut ist. Sein Verbrechen besteht darin, Geschäfte mit minderwertigem Stahl zu machen. Seinen Machenschaften fällt er nun gleichsam selbst zum Opfer. Thugs Freundin versucht die ganze Zeit, ihn zum Aufgeben zu bewegen, aber Thug ist eiskalt und will sie erschießen. Thor rettet ihn vor dem tödlichen Sturz; seiner Freundin nimmt er die Erinnerung an ihn, so daß sie frei ist für einen besseren Partner. Ende gut, alles gut. Im nächsten Heft soll der „Blaupapier-Mann“ auftreten (tatsächlich kommen wieder mal Außerirdische auf Besuch).

Noch immer bekommen wir eher Mystery-Storys im Sinne von „Journey into Mystery“ aufgetischt als etwas Superhelden-mäßiges. Die Geschichte von Thug Thatcher paßt nicht zu Thor. Offenbar waren sich Autor und Künstler noch gar nicht richtig bewußt, mit welchen Kräften sie ihn ausgestattet hatten. Davon abgesehen, fällt doch ein gewisser Einfallsreichtum auf, mit dem Thor in Schwierigkeiten gebracht wird und sie löst. Mit seinem Hammer kickt er Thugs Pistole weg; er greift das Gerüst mit Blitzen an oder bringt Jane mit einem kleinen Wirbelsturm aus der Gefahrenzone. Diese Kabinettstückchen sind für Thor allerdings eindeutig mindestens eine Nummer zu klein. Ich meine freilich, Superman hat in dieser Zeit oder in den 50er Jahren solche kleinen Tricks auch gern eingesetzt. Die Geschichte ist so verwickelt, daß Jack Kirby immer mehr als sechs Bilder pro Seite einsetzt. Also eine aufwendig ausgearbeitete, eine kuriose, aber keine gute Story.

Phantom 26.05.2019 15:39

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587387)
Jane träumt davon, wie sie als Thors Frau seinen Hammer wienern (...) würde

Wie das wohl durch den Comics Code ging?:lol7::lol7::lol7:

Peter L. Opmann 26.05.2019 16:19

Durchgeschmuggelt! :D

Peter L. Opmann 27.05.2019 17:12

Kommentar:

Zitat:

Das neue Thor-Heft kenne ich nicht, klingt aber auch nicht nach viel. Ich vermute, dass man eventuell sogar bereits bestehende Skripts auf Thor umgeschrieben haben könnte. Das ist ja zum Beispiel beim "Captain America"-Serial passiert: das war eigentlich ein Skript um den studioeigenen Helden "Copperhead". Irgendwie machte man aber dann noch Cap daraus, was vorne und hinten unstimmig ist... Bei Marvel geschah das in den 80ern mit "New Universe"-Material. Als diese Reihen dann sehr schnell umdisponiert wurden, machte man zum Beispiel aus Starbrand-Episoden Geschichten mit "Quasar" (d.i. Marvel Boy), der plötzlich Starbrand erstaunlich ähnlich sieht und ein ähnliches Emblem verwendet!

Peter L. Opmann 28.05.2019 21:05

Der mächtige Thor (Williams) 8

Erscheinungstermin: 8/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 90
2) Journey into Mystery # 101
3) Silver Surfer # 3

Story-Titel:
1) In der Falle des Androiden!
2) Thors Reise zu Mirmir!
3) ohne Titel (Die Macht des Bösen)

Original-Storytitel:
1) Trapped by the Carbon Copy Man
2) Thor’s Mission to Mirmir!
3) The Power and the Prize!

Zeichnungen:
1) Al Hartley
2) Jack Kirby / Chic Stone
3) John Buscema / Joe Sinnott

Text:
1) Stan Lee / Larry Lieber
2) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50466.jpg

Inhaltlich nichts Neues, aber ein neuer Zeichner: Jack Kirby gibt die Serie „Thor“ ab, und bevor sie Joe Sinnott für eine Weile übernimmt, kommt hier Al (in den Credits fälschlich „Art“ genannt) Hartley zum Zuge, der möglicherweise selbst inkt. Es ist jedenfalls nirgendwo ein Inker angegeben. Hartley ist vor allem bekannt für seine Beiträge zu „Archie Comics“, hat aber die 50er Jahre hindurch auch schon viel für Stan Lee gearbeitet (vor allem „Patsy Walker“). Für Superheldencomics war er sicher nicht so geeignet, hier konnte er seinen klaren, zum Funny neigenden Stil nicht anwenden. Möglicherweise stand er auch unter Zeitdruck. Ich bin geneigt, gegenüber Hartley Milde walten zu lassen, aber die Story der Lieber-Brüder ist wieder mal ziemlich hanebüchen.

Mit dem „Blaupapier-Mann“ ist in Wirklichkeit ein „Durchschlagpapier-Volk“ gemeint. Kennt das noch wer? Man nannte es auch „Kohlepapier“. Damit konnte man beim Schreibmaschine-Schreiben gleich einen Durchschlag, ein Duplikat herstellen. Es geht um eine außerirdische Zivilisaton, die heimlich auf der Erde gelandet ist und Entscheidungsträger durch Kopien ersetzt. Das ist aber nicht der ganze Plan. Die Imitate sollen nur noch unsinnige Entscheidungen treffen, die Menschheit so verwirren und verteidigungsunfähig machen. Obwohl: Wenn man sich Leute wie Donald Trump anschaut, könnte man auf die Idee kommen, diese Invasionsstrategie sei gerade tatsächlich im Gange.

Auch Don Blake ist von unsinnigen Vorschriften betroffen und geht der Sache auf den Grund. Thor findet das außerirdische Raumschiff, wird aber durch ein Magnetfeld gelähmt und verwandelt sich in Blake zurück. Die Außerirdischen haben wieder mal nicht mitbekommen, daß Thor und Blake identisch sind. Er kann so ihre Vorgehensweise auskundschaften. Als er sich in Thor zurückverwandelt, kommt es zum Kampf. Eines der Aliens verwandelt sich zuerst in ein Eismonster, dann in einen Gladiator; Thor kann sich aber durchsetzen. Zuletzt wird sein Gegner unsichtbar, aber Thor erzeugt einen Sturzregen, wodurch der Unsichtbare in seinen Konturen sichtbar wird. Thor fängt ihn und schleudert ihn ins Weltall – für die dort versammelten Raumschiffe (siehe „Mars attacks!“) ist das das Signal, daß sie die Eroberung der Erde abbrechen müssen. Die restlichen Aliens auf der Erde zwingt Thor, sich in Bäume zu verwandeln. Sie können sich zwar grundsätzlich zurückverwandeln, aber sobald sie Bäume sind, können sie nicht mehr denken.

Am Ende der Story steht wieder die bekannte Szene mit Blake und Jane Foster. Immerhin: Ein Grundkonflikt, der später sehr wichtig wird, klingt in dieser Episode an. Odin hält seinen Sohn davon ab, sich Jane gegenüber zu offenbaren. Niemandem darf er seine Geheimidentität verraten, bestimmt der Göttervater barsch.

Was an dieser Ausgabe noch auffällt, ist das sehr krakelige Lettering. Diese Schrift ist zunächst mal nicht besser als die Maschinenschrift, die Williams bisher verwendet hat. Und wenn ich das richtig sehe, dauert es noch einige Ausgaben, bis das Lettering akzeptabel wird. Was allein für diese Schrift spricht: Die Sprechblasen müssen nicht mehr vergrößert werden. In diesem Heft gibt es nur noch zwei redaktionelle Seiten: die Monatsvorschau und ein Editorial von Remo (Reinhard Mordek).

Peter L. Opmann 30.05.2019 18:26

Kommentar:

Zitat:

"carbon copy" ist eine ältere Metapher für Kopie. Heute würde man eher "Klon" sagen. Plagiate wurden auch oft als "Carbon copies" bezeichnet. Nicht ganz zufällig, dass "Superduperman" in der Parodie seinen Widersacher "Captain Marbles" in einem Karbonblock gefangen setzt.

Die Story ähnelt wirklich noch stark den etwas einfältigen SF- und Gruselstories der 50er... Dass Thor nicht sofort Titelträger wurde, liegt wohl daran, dass man die Etablierung eines neuen Titels scheute. Wenn das ganze "Tales of Suspense" oder "Journey into Mystery" hieß, konnte man einen erfolglosen Helden wegfallen lassen. ohne den Titel abzusetzen. Ich denke, das hat mit Erwägungen des Zeitschriftenhandels zu tun.

Zudem trauten die Leser damals wohl eher einem etablierten Titel als einem neuen, weshalb zum Beispiel auch die Nummerierung des "Flash" bei DC einfach weitergeführt wurde.

Phantom 31.05.2019 19:52

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587512)
Der mächtige Thor (Williams) 8

Ich habe diese Story jetzt zum ersten Mal gelesen, so dass keine Kindheitserinnerung mein Urteil abmildert: das ist vielleicht die schlechteste Story, die Marvel in den ersten Jahren produziert hat. Vermutlich unter wahnsinnigem Zeitdruck, das erklärt sicher einiges. Die Zeichnungen sind für eine Superhelden-Story einfach unterirdisch (Don Blake hat z.B. oft einen viel zu großen Kopf). Andere Sachen von Hartley, die man im Netz findet, vor allem im Semi-Funny-Bereich, sind gar nicht so schlecht, in Frankenstein war auch mal eine kurze Suspense-Story von ihm abgedruckt, auch die fand ich ok. Aber diese Thor-Geschichte... :nonono:

Und dazu eine hanebüchene Story. Es fehlt immer noch ein Konzept dafür, was Thor eigentlich alles von einem normalen Menschen unterscheidet und wo und wie er eigentlich verwundbar ist. Netze aus Stahl kann er problemlos zerreißen, aber gegen ein Magnetfeld kann er sich nicht wehren. (Was an ihm besteht eigentlich alles aus Metall? Und warum wird eigentlich sein Hammer nicht angezogen, wenn das Feld so stark ist?) Dann die Außerirdischen, die sich in alles verwandeln können, was sie wollen, sich aber nacheinander immer nur in Personen verwandeln, die Thor nichts anhaben können. Und am Ende verwandeln sie sich in Bäume, und Thor weiß (woher?), dass sie sich dann nicht mehr zurückverwandeln können. Einem Achtjährigen mag die fehlende Logik egal sein, aber aus heutiger Sicht ist das einfach eine schnell hingeschluderte Story, tut mir leid. Dagegen sind die ersten Ditko-Spinne-Geschichten ja Hochliteratur.

Peter L. Opmann 31.05.2019 20:53

@ Phantom: Ich bedaure, Dir in allen Punkten zustimmen zu müssen...

Aber vielleicht geht's ja doch noch schlechter. Kommen wir zu

Der mächtige Thor (Williams) 9

Erscheinungstermin: 9/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 91
2) Silver Surfer # 3

Story-Titel:
1) Thor gegen Sandu, Herrscher des Übernatürlichen!
2) ohne Titel (Die Macht des Bösen)

Original-Storytitel:
1) Sandu, Master of the Supernatural
3) The Power and the Prize!

Zeichnungen:
1) Joe Sinnott
3) John Buscema / Joe Sinnott

Text:
1) Stan Lee / Larry Lieber
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50467.jpg

Das Auffälligste an dieser Ausgabe ist der erneute Zeichnerwechsel. Joe Sinnott nimmt nun Bleistift und Tuschepinsel zur Hand. Er war lange Zeit Stamminker bei den „Fantastischen Vier“, aber das war einige Jahre später. Hier sieht man, daß Sinnott ein ziemlich versierter Zeichner ist. Ihm liegen Gesichtsausdrücke (Thor und Loki wirken charaktervoller als in den bisherigen Ausgaben), und er ist generell recht schraffierfreudig und detailverliebt. Aber Sinnott ist hier kein typischer Superheldenzeichner. Er erhält auch wenig Gelegenheit, Thor als Superhelden zu inszenieren. Und von der Anmutung her paßt auch sein Comic eher noch in die 1950er Jahre. Wieder einmal haben wir es mit einer Mystery-Story zu tun.

Sie beginnt mit einem schwebenden Bankgebäude, in dem einige Menschen gefangen sind. Thor erscheint auf der Bildfläche und versucht, das massive Haus wieder auf den Boden zu bringen. Aber da löst es sich anscheinend in Luft auf. Thor hat sofort Loki als Urheber dieses Schurkenstücks im Verdacht, aber Vater Odin erklärt, Loki sei sicher in Asgard verwahrt. In einer Rückblende erfahren wir, daß der Gott des Bösen doch seine Finger im Spiel hat. Kurz zuvor waren Don Blake und Jane Foster auf einem Rummelplatz und sahen sich da den Wahrsager Sandu an. Der Rationalist Blake ist überzeugt, daß Sandu mit Tricks arbeitet. Aber während er mit Jane nach Hause geht, bemächtigt sich Loki des Magiers und verleiht ihm echte magische Kräfte. Nun sehen wir die schwebende Bank noch einmal, mental in die Luft gehoben von Sandu. Polizisten wollen ihn verhaften, aber Sandu macht sie mit Leichtigkeit kampfunfähig.

Sandu ist von seinen neuen Kräften selbst überrascht, will sich aber gleich zum Herrscher der Welt aufschwingen. Die Vereinten Nationen (die man damals offenbar noch für die Weltregierung hielt) sollen seine Inthronisierung bestätigen. Andernfalls will er das New Yorker UN-Gebäude samt Vollversammlung ins Weltall befördern. Thor fliegt herbei und will eingreifen, aber Sandu bringt ihn zum Absturz und begräbt ihn mit Ketten gefesselt unter dem UN-Gebäude. Odin hilft und schickt seinem Sohn den „Gürtel der Kraft“. Damit kann Thor die Ketten sprengen und sich unter dem Hochhaus herausgraben. Eigentlich müßte das auch ohne Gürtel der Kraft eine leichte Übung für ihn sein. Thor tritt Sandu gegenüber. Der beäugt neugierig Thors Hammer und will ihn als Weltbeherrscher auch besitzen. Er kann ihn aber nicht heben. Thor wäre bereits durch Magie besiegt, aber Sandu arbeitet sich verzweifelt an dem Hammer ab und erleidet einen geistigen Kurzschluß, durch den er auch seine magischen Kräfte verliert und Thor endlich auf die Siegerstraße bringt. Loki verzweifelt, weil er schon so nahe am Sieg dran war.

Wieder eine ziemlich bescheuerte Story, weil Thor anscheinend die behaupteten grenzenlosen Kräfte gar nicht hat. Um das Ganze wenigstens ein bißchen spannend zu machen, muß er dem Magier unterliegen. Daß Sandu dann die Gehirnsicherungen durchbrennen, ist immerhin nicht unoriginell. Ich denke, die Episode hätte mich beeindruckt, wenn ich sie im Herbst 1974 gelesen hätte, aber einige Zeit später sicher nicht mehr. Die große Superheldenzeit bei Marvel hatte hier, im Frühjahr 1963, noch nicht begonnen.

Phantom 02.06.2019 16:32

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587583)
Aber vielleicht geht's ja doch noch schlechter. Kommen wir zu

Der mächtige Thor (Williams) 9 (...)

Nein, schlechter als Thor 8 geht es definitiv nicht. Die Story hier ist natürlich wieder belangloser Quatsch (Häuser werden als Block einfach hoch- und wieder runtergehoben, so als gäbe es keine Wasser- oder Stromanschlüsse, alle möglichen Sachen werden "teleportiert" oder in eine andere Dimension gebracht, wenn es gerade der Story dient). Aber Joe Sinnott kann eben schöne Bilder zeichnen; seinen klaren, realistischen Stil mag ich einfach. Joe Sinnott, der erst vor ein paar Wochen (als der Spider-Man-Strip eingestellt bzw. auf Reprints umgestellt wurde) angekündigt hat, jetzt mit 92 endgültig in den Ruhestand zu gehen.

Wenn ich vorher nichts überlesen habe, kommen in diesem Heft im Original auch zum ersten Mal diese Floskeln mit "thee" und "thy" bei Gesprächen zwischen den Göttern vor ("I, thy eldest son", "I thank thee, father!). Stan Lee hat wohl gedacht, es wäre passend, alten germanischen Göttern ein Pseudo-Shakespeare-Englisch in den Mund zu legen. Aber warum nicht, ein "normales" amerikanisches Englisch wäre ja eigentlich genauso unpassend.

Peter L. Opmann 02.06.2019 18:23

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 587655)
Wenn ich vorher nichts überlesen habe, kommen in diesem Heft im Original auch zum ersten Mal diese Floskeln mit "thee" und "thy" bei Gesprächen zwischen den Göttern vor ("I, thy eldest son", "I thank thee, father!). Stan Lee hat wohl gedacht, es wäre passend, alten germanischen Göttern ein Pseudo-Shakespeare-Englisch in den Mund zu legen. Aber warum nicht, ein "normales" amerikanisches Englisch wäre ja eigentlich genauso unpassend.

Davon ist in der deutschen Übersetzung noch nichts zu merken (wobei ich aber nicht speziell darauf geachtet habe). Sinnott ist ein guter Zeichner, ohne Zweifel. Aber mit dem Stil hier paßt er eher in ein Phantastik-Magazin als in eine Superhelden-Serie.Ich denke, man wird es deutlich merken, wenn Jack Kirby zu "Thor" zurückkehrt.

Peter L. Opmann 03.06.2019 07:37

Der mächtige Thor (Williams) 10

Erscheinungstermin: 10/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 92
2) Silver Surfer # 4

Story-Titel:
1) Der Tag, als Loki Thors magischen Hammer stahl!
2) Das Gute, das Böse und das Unheimliche!

Original-Storytitel:
1) The Day Loki stole Thor’s magic Hammer
3) The Good, the Bad and the Uncanny!

Zeichnungen:
1) Joe Sinnott
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee / R. Berns
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50468.jpg

Die Silver-Surfer-Ausgabe mit Thor als Gaststar habe ich zwar als Kind nur ausschnittsweise gekannt (nur den zweiten und dritten Teil), aber schon damals lag für mich auf der Hand, daß hier Thor weitaus besser inszeniert ist als in der Hauptstory. Und es hat mich etwas verwundert, denn es kam bei den Williams-Marvels sonst eigentlich nicht vor, daß die Zweitstory besser war als die Titelgeschichte. Dennoch wollen wir hier „Journey into Mystery“ weiterverfolgen, auch wenn das im Moment ein wenig nervig ist. „Silver Surfer“ # 4 ist allerdings auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Joe Sinnott zeichnet gut, aber seine Zeichnungen reißen den Comic nicht aus der Zweit- oder Drittklassigkeit heraus. Stan Lee läßt die Story nun von einem gewissen R. Berns ausarbeiten (Pseudonym für Robert Bernstein, der als Superman-Autor und Schöpfer des Silver-Age-Aquaman ausgewiesen wird). Berns kann jedoch in dem Rahmen, der Thor bisher gesetzt ist, auch keine Wunderwerke vollbringen.

Immer wieder geht es darum, daß Thor seines Hammers verlustig geht, ohne den er überhaupt kein Superheld sein kann. Dabei wird immer die Regel außer Acht gelassen, daß der Hammer stets zu Thor zurückkehren muß; es sei denn, ich habe da etwas falsch verstanden. Mir fällt zugegeben kein anderer Superheld ein, der mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat – vielleicht noch die Grüne Laterne, wenn sie ihren Ring nicht aufladen kann. Aber die Sache mit dem verlorengegangenen Hammer ist nun doch schon recht ausgelutscht. Trotzdem wird sie hier erneut der Story zugrundegelegt, und in den kommenden Ausgaben wird sich das noch einige Male wiederholen.

Am Anfang ist die Story nicht schlecht, aber sie hat den Nachteil, daß sie schon fast vorbei ist, wenn sie den Hauptkonflikt entfaltet, wenn nämlich Thor ohne Hammer gegen die Magie Lokis kämpfen muß. Zunächst trifft Heimdall, der Wächter der Regenbogenbrücke, auf Neri, Frickas Magd. Er argwöhnt sofort, hinter ihrer Gestalt könnte sich Loki verbergen, der wieder verbotswidrig Asgard verlassen will. Heimdall scheint indes etwas kurzsichtig zu sein, denn Neri zeigt ihm, daß Loki nach wie vor an einen Felsen angekettet ist, und zwar mit Ketten aus Uru-Metall, das quasi unkaputtbar ist.

Don Blake bekommt es wie in „Thor“ # 7 mit einem angeschossenen Gangsterboß zu tun. Seine Leute wollen ihn zwingen, die Kugel zu entfernen, und ihn anschließend beseitigen. Aber Blake gelingt es, sich in Thor zu verwandeln und die Gangster auf einem Krankenbett verschnürt direkt ins Gefängnis zu verfrachten. Dann wird Thor zu Dreharbeiten für einen Wikingerfilm gebeten, wo er gegen ein (nachgemachtes) Seeungeheuer kämpft und mit seinem Hammer einen Berg zerschellen läßt. Aber in diesem Moment greift Loki ein, lenkt den Hammer nach Asgard um und zerstört mit ihm seine Ketten (der Hammer ist bekanntlich ebenfalls aus Uru-Metall).

Thor weiß zunächst nicht, wo sein Hammer abgeblieben ist, und Odin weiß es ebenfalls nicht. Alle Götter müssen suchen gehen, und Thor wird nach Asgard gebracht, wo er sich auch ohne Hammer nicht in Don Blake verwandelt. Loki ist nun nicht nur frei, sondern kann auch Thor angreifen: zunächst durch Bäume, die lebendig werden, dann durch Drachen, die er aus Wolken entstehen läßt. Thor bastelt sich jedoch zunächst einen Hammer aus Holz, mit dem er die Bäume kurz und klein schlägt, dann einen aus Stein, mit dem er die Drachen abwehrt. Dann findet er seinen echten Hammer wieder und erkennt zugleich, daß Loki sich befreit hat. Odin schickt darauf eine Eingreiftruppe, die Loki wieder gefangen nimmt. Ein Panel bleibt für eine nette Schlußszene in Don Blakes Praxis.

Wir haben also nur drei Seiten Kampf gegen Bäume und Drachen und eine Seite, auf der Thor seinen Hammer zurückbekommt und Loki hopsgenommen wird. Die Dreharbeiten (ein Motiv, das in der Frühzeit einiger Marvel-Serien vorkommt) erscheinen mir dagegen beinahe überflüssig. Der angeschossene Gangsterboß hat auch keine Verbindung zur restlichen Story. Anzunehmen, daß auch R. Berns sein Manuskript in großer Zeitnot zusammenstückeln mußte. Entsprechendes Stückwerk kommt dann dabei heraus. Dieses Heft ist mit fünf redaktionellen Seiten üppig ausgestattet, zuzüglich einer Werbeseite für „Die Gruft von Graf Dracula“.

thetifcat 03.06.2019 10:51

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587676)
Der mächtige Thor (Williams) 10

....den Williams-Marvels sonst eigentlich nicht vor, daß die Zweitstory besser war als die Titelgeschichte. ...

.



Silver Surfer war immer deutlich besser als Thor.

Bei den FV habe ich immer zuerst Der Dämon gelesen, und das hat nichts damit zu tun das dass beste am Ende kommt. Eher wie bei der Bild wo zuerst der Sport gelesen wird und das andere später oder nie.

Der Hulk wurde ab Nummer 8 schlechter und oftmals waren die X-Men deutlich spannender. Erst zum Ende hin wurde Hulk endlich besser. Nach der Einstellung holte man seine alten Hit zurück und las Hulk und Der Dämon wieder weiter.

Bei den Rächern und Die Spinne bin ich bei Dir. Da hatten Captain Marvel und Namor keine Chance. Ich habe mir damals immer andere Zweitgeschichten gewünscht – ohne recht zu wissen was – die Erkenntnis kam erst später. Die besserten sich nach dem einstellen – Der Eiserne und Thor. Bei Thor kamen die deutlich besseren Geschichten als in seiner eingestellten Serie aber trotzdem nicht an Peter vorbei.

Bei Planet der Affen las ich auch erst die Mitte.

Tatsächlich mochte ich bei Dr. Strang die alten Storys lieber – da dort nicht so viel geschwafelt wurde. Auch empfand ich und tue dies immer noch das Ditko beim Doktor besser aufgehoben als bei der Spinne.

Bei Kung Fu ging es mir genau wie bei den FV. Zuerst wurde Shang-Chi gelesen der Die Söhne des Tigers überlegen war.

Peter L. Opmann 03.06.2019 12:19

Danke für die Anmerkungen.

"Planet der Affen" und "Kung Fu" habe ich nicht mit in den Blick genommen.

Ansonsten würde ich sagen, daß die Qualitätsunterschiede nirgendwo so deutlich waren wie bei "Thor" und "Silberstürmer". Bei den anderen Titeln ist das eher Geschmackssache. Wobei ich an "Thor" trotzdem nicht verzweifle. Die Serie ist in dieser Phase mies, aber eröffnet einen Blick auf Marvel kurz nach dem Start der Superheldenphase.

Wenn man bei Williams noch "Dracula" und "Frankenstein" mit heranzieht, dann stützen die auch eher meine Ansicht. Da hätte ich mir eher Storys wie in "Horror" gewünscht anstelle dieser wirklich meist abstrusen und altmodischen Kurzcomics.

thetifcat 03.06.2019 18:16

Ja bei Dracula und Frankenstein hatten sie "echte" Zweitgeschichten regelrecht verschenkt. Möglichkeiten wären ja da gewesen.

Durch Deine Reviste merkt man das Thor irgendwie wie ein "Stiefkind" behandelt wurde. Als wenn die nicht Recht wussten was sie mit Thor anfangen wollen/können. Man hatte eine Grundidee, aber anderes als bei allen anderen konnte man diese in den anfangs Jahren nicht recht ausbauen.
Obwohl die Nummer 1 noch recht gut durchdacht war.

Mein erstes wissentliches gelesenes Thor Comic war HIT 131. Ein sehr belesenes Heft von einer Handvoll HIT Comics meines Vaters.

thetifcat 03.06.2019 19:08

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587681)
...

"Planet der Affen" und "Kung Fu" habe ich nicht mit in den Blick genommen.

...

Habe ich auch fälschlich in den Kontext dargestellt.
PdA war wie Deadly Hands of Kung Fu (Kung Fu) im Format wie Silver Surfer und Savage Sword of Conan. Deadly Hands of Kung Fu wie PdA als Magazin also mit Artikeln.
Bei PdA war die Filmadaption drum herum. So das der Mittelteil wie eine williammische "Zweitstory" vorkam.
Williams veröffentlichte in den 6 TB Chronologisch. Und konnte durch das Format DHoKF 1-9 komplett, 10-12 teils veröffentlichen. Das letzte TB 6 gehörte den Söhnen (leider) alleine. Ich nehme an Williams wusste das sie die Serie einstellen. Die letzte Nummer 6 besteht aus 11,12 und 16 einziger Sprung. Wegen eines guten Abschluss. Das nehme ich ebbenfalls an.

Shang-Chi und die Söhne des Tigers teilten sich das Magazin. Die Söhne erschienen erst auf den 3 Cover von Deadly Hands of Kung Fu.
Was also überwiegt liegt wohl im Auge des Betrachtes. In Deutschland rein an veröffentlichen Geschichten sind es die Söhne des Tigers.

Peter L. Opmann 03.06.2019 19:28

Bei "Planet der Affen" kann ich Deine sichtweise schon nachvollziehen. Außen eine einfach gezeichnete Filmadaption von George Tuska, innen tolle Schwarz-weiß-Comics von Mike Ploog...

Peter L. Opmann 03.06.2019 21:38

Noch'n Kommentar:

Zitat:

Diese Mithilfe bei einem Film wirkt wirklich, als habe jemand abgelegte Superman-Scripts verwurstet. Wer weiß...? ;)

Peter L. Opmann 04.06.2019 17:36

Der mächtige Thor (Williams) 11

Erscheinungstermin: 11/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 93
2) Silver Surfer # 4

Story-Titel:
1) Der mächtige Thor gegen den mysteriösen Radioaktiven
2) ohne Titel (Das Gute, das Böse und das Unheimliche!)

Original-Storytitel:
1) The mysterious Radio-Active Man!
3) The Good, the Bad and the Uncanny!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Dick Ayers
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee / R. Berns
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50469.jpg

Dieses Heft habe ich relativ früh gelesen, allerdings in einem Superband. Ich glaube inzwischen, daß Band 12 meine erste „Thor“-Ausgabe war, ich aber gern schon eher ein Heft gekauft hätte (siehe „Thor“ # 7). An der Ausgabe fällt das eine oder andere auf. Zunächst mal kehrt Jack Kirby mit Dick Ayers noch einmal als Zeichner zurück, dann folgen wieder ein paar Ausgaben, die Joe Sinnott gestaltet hat. Wir sind hier wieder im Kalten Krieg und in gewissem Sinn innerhalb der Doktrin der atomaren Abschreckung. Die Story ist einmal mehr ziemlich naiv, aber doch deutlich komplexer als die, die wir zuletzt gelesen haben. Der Radioaktive hat bei mir als Kind durchaus Eindruck hinterlassen. Er hat jedenfalls mehr von einem Superschurken als die Figuren, mit denen es Thor bisher zu tun hatte.

Alles ist auf die Konfrontation des Radioaktiven mit Thor konzentriert. Er bekommt eine Origin-Story, und die ist eingebettet in einen Konflikt von Indien mit einem kommunistischen fernöstlichen Land, das hier Tyrannia getauft wird (und dessen Bewohner eindeutig wie Chinesen aussehen). Man kann an den Kaschmir-Konflikt denken. Dr. Don Blake fordert, daß sich die USA außer mit Waffenlieferungen auch mit humanitärer (medizinischer) Hilfe engagieren müssen. Vorerst wehrt Thor aber einen Panzerangriff von Tyrannia ab, wie wir das ähnlich in Thor # 2 und 5 schon gesehen haben. Schließlich verschließt Thor einen Gebirgspaß und schickt ein Unwetter, das die tyrannische Armee schwer trifft.

Der „große Boß“ (vielleicht Mao Tse Tung) beauftragt darauf einen Wissenschaftler, Thor zu vernichten. Der ist bereits vorbereitet. Er hat eine Menge radioaktiver Experimente angestellt, um einen unbesiegbaren Kämpfer zu schaffen. Im letzten Moment beschließt er, selbst dieser Kämpfer zu werden. Hier sehen wir die typische Marvel-Formel, daß Superhelden durch Einwirkung radioaktiver Strahlung entstehen. Die Umwandlung glückt; der Radioaktive (ganz grün und von gedrungener Gestalt, erinnert ein bißchen an den Hulk) reist in einem U-Boot nach New York, um dort Thor herauszufordern. Aber Thor kommt nicht. Don Blake ist wegen einer schwierigen Operation verhindert (bisher hatte ich ihn eher als eine Art Hausarzt gesehen). Dann kann er sich endlich vom Krankenhaus loseisen und dem Radioaktiven gegenübertreten. Doch sein Hammer prallt wirkungslos von ihm ab, Blitze können ihm ebenfalls nichts anhaben. Der Radioaktive hypnotisiert dagegen den Donnergott (eine eigenwillige Wirkung von Radioaktivität).

Wie befohlen, wirft der willenlose Thor seinen Hammer weg – weit weg. Eine kleine witzige Szene: Der Radioaktive schimpft Thor aus, weil er nun den Hammer suchen muß. Kaum ist er weg, verwandelt sich Thor in Blake und wird von der Hypnose frei. Der Radioaktive kommt noch einmal vorbei, aber Blake schickt ihn auf den Holzweg. Mithilfe eines Röntgenapparats (!) findet Blake den Hammer, der nicht zum Stock geworden ist, im Hudson River wieder. Er fährt hin und taucht. Die Luft in seiner Lunge muß nur bis zum Grund reichen, dort wird er wieder zu Thor. Er kehrt zum Radioaktiven zurück, erzeugt einen Wirbelsturm und schickt seinen Gegner damit nach China. In einem Gebirge läßt er ihn wie eine Atombombe detonieren (Nonsense, aber doch irgendwie beeindruckend). Das letzte Bild bringt den üblichen Dialog zwischen Blake und Jane Foster.

Immerhin ist das mal wieder eine Thor-Story, die ganz ihrem Konflikt gewidmet ist – ohne unsinnige Nebenhandlungen. Ärgerlicherweise wird das verbrecherische Regime von Tyrannia mit dem ganzen Volk gleichgesetzt; es ist eben eine stramm ideologische Geschichte. Der Radioaktive ist ein recht respektabler Thor-Gegner. Da er aber erstmal eingeführt werden muß, läuft der Kampf nur auf den letzten vier Seiten ab. Dabei gerät mit Radioaktivität und Hypnose einiges durcheinander, aber ein kindlicher Leser kennt sich mit diesen Dingen ja auch nicht aus. Jack Kirbys Zeichnungen gefallen mir recht gut. Unerklärlicherweise verwendet er hier meist nicht sein Standard-Seitenlayout. Vielleicht hat er sich damit an Joe Sinnott angeglichen, vielleicht hat Sinnott sogar noch erste Entwürfe gemacht. Fazit: Nach mehreren ziemlich schlechten Thor-Episoden ist diese – trotz einiger Mängel – nicht ganz so schlecht ausgefallen.

Peter L. Opmann 05.06.2019 18:23

Der mächtige Thor (Williams) 12

Erscheinungstermin: 12/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 94
2) Silver Surfer # 4

Story-Titel:
1) Thor und Loki bedrohen die Erde!
2) ohne Titel (Das Gute, das Böse und das Unheimliche!)

Original-Storytitel:
1) Thor and Loki attack the human Race!
3) The Good, the Bad and the Uncanny!

Zeichnungen:
1) Joe Sinnott
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee / R. Berns
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50470.jpg

Generell ändert sich am bescheidenen Qualitätsniveau nichts, aber wenn Thor einer List von Loki zum Opfer fällt, wird es doch ein bißchen interessant, und insofern liest sich auch diese Episode – mutmaßlich mein erstes „Thor“-Heft – ganz nett. Zudem wissen auch die Zeichnungen von Joe Sinnott wieder zu gefallen.

Eine amerikanische Atomrakete gerät im Weltraum außer Kontrolle und droht, auf die Erde zu stürzen. Ein Fall für Thor. Nach kurzer Zeit erfahren wir Leser außerdem, daß es sich um eine Falle für Thor handelt. Denn es war Loki, der die Rakete umgelenkt hat. Während sich das Geschoß bereits der Erde nähert, schleudert Thor seinen Hammer nach ihm und bringt es noch in ausreichender Höhe über dem Boden zur Explosion. Loki, festgekettet in Asgard, zaubert weiter: Er läßt einen riesigen Drachen vor Thor auftauchen. Der ist abgelenkt und achtet nicht auf seinen zurückkehrenden Hammer. Der trifft Thor am Hinterkopf, an der Stelle seiner „Chromosomdrüse“ (die der Medizin unbekannt ist). Dadurch verliert Thor sein Gedächtnis und wird von Lokis Befehlen abhängig. Natürlich beordert er seinen Bruder sofort nach Asgard und läßt sich von ihm befreien.

Die Götter merken rasch, daß sich die Persönlichkeit von Thor verändert hat. Er steht nun auf der Seite von Loki. Da Thor der stärkste aller Götter ist, können sie nichts dagegen tun. Thor und Loki sind ebenso mächtig wie alle übrigen Götter. Loki will nun die Herrschaft über Asgard. Da Odin ablehnt, droht er, stattdessen die Erde heimzusuchen. Tatsächlich entfesselt Thor in verschiedenen Weltgegenden gewaltige Unwetter. Er schlägt den Eiffelturm in Stücke, kippt den schiefen Turm von Pisa um, und Loki läßt sogar Häuser und Dinosauriermodelle lebendig werden und Chaos anrichten. Die Menschen bitten Loki darum, im UN-Gebäude mit Asgard weiterzuverhandeln, worauf er sich einläßt. Dort fällt Thor jedoch durch eine Falltür. Sein Hammer folgt ihm und trifft ihn an derselben Stelle am Kopf wie vorher. Plötzlich hat er seine alte Natur wieder. Die Menschen, die wie UN-Abgeordnete aussahen, nehmen ihre Masken ab. Es sind die nordischen Götter, die nun Loki mit seinen eigenen Waffen schlagen. Thor wirft Loki seinen Hammer an den Hinterkopf, was aber diesmal nicht dazu führt, daß Loki seinen Charakter ändert, sondern daß er bewußtlos wird und wieder gebunden werden kann. Thor entschuldigt sich bei den Menschen, aber Odin löscht lieber ihre Erinnerung an die Geschehnisse. In dieser Ausgabe fehlt nicht nur das schon gewohnte Schlußpanel mit Don Blake und Jane Foster; Jane tritt diesmal überhaupt nicht auf. Man konnte zu diesem Zeitpunkt mit ihr offenbar nicht sehr viel anfangen.

Mir scheint, daß Thor hier in geringem Umfang mit seiner altertümlichen Sprache begonnen hat: "Das tat er, der Arge?" - "Niemand hebe eine Hand gegen Loki, solange Thor lebt!" - "So sei es." Vor allem die Idee, Thor auf der Erde Chaos stiften zu lassen, finde ich ganz reizvoll. Der kleine Aufstand bei den germanischen Göttern ist witzig in Szene gesetzt. Wie „Thor“ # 11 finde ich auch diese Ausgabe nicht so schlecht. Mir gefällt vor allem auch, daß die Götter Loki so hereinlegen, wie sie zuvor hereingelegt worden sind.

Dennoch gilt nach wie vor: Eine richtige Superheldengeschichte ist das nicht. Und man sollte auch nicht zu eingehend darüber nachdenken. Warum kann Loki nicht einfach Thor sich durch Zauberei gefügig machen? Und überhaupt: Was nützt es, wenn er an eine Wand gekettet ist, wenn er doch durch Magie weiter wirken kann? Warum machen die Götter immer so einen hilflosen Eindruck, wenn Loki wieder mal gerickst hat? Und zudem muß man auch einfach schlucken, daß Thors Persönlichkeit durch den Schlag auf den Hinterkopf so einfach verändert werden kann (eine ziemlich große „Achillesferse“). Daß die nächste Ausgabe am Ende angekündigt wird, bleibt vorerst die große Ausnahme – auch in diesem Heft fehlt sie. Man war offenbar stets vorbereitet, im nächsten Heft ganz andere Mystery-Storys zu bringen und Thor in der Versenkung verschwinden zu lassen.

Phantom 05.06.2019 21:42

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587721)
Der mächtige Thor (Williams) 11

(...) die ist eingebettet in einen Konflikt von Indien mit einem kommunistischen fernöstlichen Land, das hier Tyrannia getauft wird (und dessen Bewohner eindeutig wie Chinesen aussehen). Man kann an den Kaschmir-Konflikt denken.

Im Original steht gleich auf der ersten Seite "out of the sinister, scientific laboratories of Red China". Bei Williams nur "in den Laboratorien von Tyrannia". Der indisch-chinesische Grenzkrieg war im Oktober/November 1962, JiM 93 hat Coverdatum Juni 1963, erschien also ein paar Monate vorher, d.h. hier wurde ganz aktuelle Politik verarbeitet (natürlich mit platten Klischees). Im Text kommt auch Peking explizit vor. Mao Tse Tung wird im Original nicht namentlich erwähnt, nur mit "great one" angesprochen.

Ich finde diese Story auch ganz ok. Im Gegensatz zum folgenden Heft Thor 12, das ist ja wieder ganz furchtbar. Der Schlag auf den Hinterkopf, der die Persönlichkeit ändert. Die ganzen Bauwerke, die Thor zerstört (Pyramiden, Eiffelturm, Turm von Pisa,...), und am Ende sagt er nur "sorry, aber keine Angst, das wird alles von uns Göttern wieder repariert". Diese ständigen lächerlichen Kämpfe zwischen Loki und Thor nerven mich ja jetzt schon. Geht das in den nächsten Heften so weiter?

Peter L. Opmann 06.06.2019 07:45

Williams hat wohl auch wieder militärische Abzeichen der Chinesen entfernt.

Bei "Thor" # 12 macht sich bei mir bestimmt bemerkbar, daß ich das Heft schon als Kind gelesen habe. Da fällt eine distanzierte Betrachtung schwer.

Ich weiß nicht, wo genau und wie oft Loki in den kommenden Ausgaben auftaucht, aber er war öfters vertreten. Und ich finde auch, als Trickster macht er seine Sache meistens nicht schlecht.

Peter L. Opmann 07.06.2019 19:18

Der mächtige Thor (Williams) 13

Erscheinungstermin: 1/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 95
2) Silver Surfer # 5

Story-Titel:
1) Der Teufelsduplikator!
2) …und wer wird um ihn weinen?

Original-Storytitel:
1) The Demon Duplicators!
3) …and who shall mourn for him?

Zeichnungen:
1) Joe Sinnott
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee / R. Berns
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50471.jpg

Diese Ausgabe, die ich ebenfalls aus einem frühen Superband kenne, verspricht mehr, als sie halten kann. Das Cover sah für mich als Junge spektakulär aus: Thor kämpft gegen einen zweiten Thor, der augenscheinlich aber noch stärker ist als er. Dahinter verbirgt sich aber eine zwar verwickelte, doch wenig fesselnde Story (ich bin versucht zu sagen: „in Superman-Manier“, aber für einen Vergleich kenne ich „Superman“ zu wenig, und ganz so bescheuert dürften ältere Superman-Geschichten dann doch nicht gewesen sein).

Eingefügt ist das Ganze in eine kleine Rahmenhandlung. Asgards Götter, die nun schon durch so manche Unzulänglichkeiten aufgefallen sind, leiden unter großer Trockenheit. Thor kommt zu Hilfe und läßt es sieben Tage lang regnen. Wenn es keinen spezialisierten Wettergott gäbe, müßten die Götter wohl gar verhungern und verdursten. Thor macht sich auf zur nächsten edlen Tat auf der Erde, die ein bißchen kompliziert zu erklären ist. Don Blake ist nicht nur Arzt, sondern – wie viele andere Marvelhelden auch – zugleich genialer Wissenschaftler; er hat einen super-intelligenten und unzerstörbaren Androiden konstruiert. Er soll Prototyp einer amerikanischen Super-Armee werden (beklemmende Vorstellung). Thor soll helfen, ihn zu testen. Da damit Blake nicht selbst auftreten kann, hat er einen gewissen Dr. Zaxton gebeten, ihn zu vertreten. Alles geht glatt, bis der Android selbst darauf hinweist, daß er versehentlich kurzgeschlossen wurde und gleich explodieren wird. Thor schleudert ihn hoch in die Luft, wo die Explosion keinen Schaden anrichten kann.

Nun wird’s etwas kompliziert. Zaxton ist nämlich nicht nur Präsentator, sondern selbst auch Wissenschaftler, aber vom Typ Eierkopf (er steckte nämlich hinter der Explosion des Androiden). Er hat einen Duplikator gebaut, der aber noch nicht richtig funktioniert. Er nimmt Jane Foster als Geisel und zwingt Blake, die Maschine fertigzubauen. Was er auch tut. In einem günstigen Moment verwandelt er sich in Thor, aber Zaxton reagiert blitzschnell und dupliziert Thor. Nun stellt sich eine bisher verborgene Eigenschaft des Duplikators heraus: Er gibt dem Duplikat die entgegengesetzten Charaktereigenschaften des Originals. Thors Duplikat ist also böse. Wir sind inzwischen schon wieder auf Seite 10. Für den Zweikampf der Thors bleibt also nicht viel Platz, wobei Zaxton mit seinem Duplikator auch noch unfair in das Duell eingreift und dem bösen Thor etwa einen zweiten Hammer gibt. Thor (der echte) wird gestellt. Das Duplikat wirft seine beiden Hämmer auf ihn. Aber wundersamerweise geschieht Thor nichts. Dem Duplikat mangelt es an Durchschlagskraft, weil es nicht würdig ist, den Hammer zu besitzen. Thor kann seine Kopie mühelos besiegen. Dann wendet er sich Zaxton zu, der gerade auf einer Brücke steht. Der Forscher macht schnell ein Duplikat von sich selbst, damit es Thor schwerer fällt, ihn am Kragen zu packen. Da entgleitet ihm jedoch seine Maschine. Er selbst stürzt von der Brücke – in den Tod. Der Clou: Das übriggebliebene Duplikat Zaxtons hat die entgegengesetzten Eigenschaften, ist also ein guter Wissenschaftler. Thor befreit rasch Jane und eilt dann nach Asgard, denn dort muß er nun den Regen abstellen, bevor die Asen absaufen.

Hier haben wir also noch einmal einen „Carbon Copy Man“ wie in „Thor“ # 8. Ich vermute, daß Robert Bernstein die vielen Wendungen in die Story eingebaut hat, denn das sieht Stan Lee nicht ähnlich. Aber sie verbessern den Plot sicherlich nicht. Insgesamt ist das erneut eine Mystery-Story mit Wissenschaft als moderner Magie. Zwar verliert Thor seinen Hammer diesmal ausnahmsweise mal nicht, aber wieder dreht sich alles um ihn. Nach wie vor ist das kein typischer Superhelden-Stoff. Man könnte sich hier auch Dr. Strange in der Hauptrolle vorstellen, aber nicht Iron Man, bei dem Wissenschaft und Technik auch eine große Rolle spielen, aber doch sozusagen handfester. Zeichner Joe Sinnott macht seine Sache übrigens weiterhin gut und zeigt keine Ermüdungserscheinungen.

Phantom 09.06.2019 15:12

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587804)
Der mächtige Thor (Williams) 13

Das früheste Williams-Heft von Thor, das ich besitze. Das Cover wurde von Williams leicht verändert, die Thor-Figuren wurden etwas vergrößert, so dass vom Gebäude im Hintergrund weniger zu sehen ist als im Original. Warum wohl dieser Aufwand getrieben wurde?

Der deutsche Letterer war in Eile; statt "J. Sinnott" wird "S. Sinnott" als Zeichner angegeben, Zaxton wird auch einmal als Zaxon bezeichnet. Und auch an den Koloristen hätte ich ein paar Fragen, z.B. warum Jane im vorletzten Panel eigentlich steingraue Haare hat.

Blake ist also nicht nur Arzt und manchmal Thor, sondern hat in seiner Freizeit auch noch einen Androiden konstruiert. Come on. Den Duplikator kann ich auch schwer schlucken; ruckzuck wird da ein fliegendes Flugzeug verdutzendfacht. Aber gut, das sind eben Märchen.

Ärgerlich wird es aber, wenn innerhalb der eigenen Märchenlogik auch Löcher zu finden sind. Mir ist jetzt, beim chronologischen Wiederlesen, noch immer nicht klar, welche speziellen Superkräfte Thor eigentlich haben soll. Was aber bisher klar zu sein schien: Thor kann nicht fliegen, er kann nur seinen Hammer mit großer Kraft in eine Richtung werfen, und weil er den Hammer nicht loslässt, wird er von diesem eben "mitgezogen", so dass es für Beobachter wie Fliegen aussieht. Das war jedenfalls die Erklärung in den ersten Thor-Heften. In der vorliegenden Story kann er aber plötzlich abbremsen; wie soll das funktionieren, wenn er doch nur "am Hammer hängt"? Und noch seltsamer, er kann sogar - in der Luft schwebend - seinen Hammer werfen und darauf warten, dass er wieder zurückkommt. Nur nicht zu genau darüber nachdenken, sondern die Story am besten gleich wieder vergessen.

Peter L. Opmann 09.06.2019 16:22

@ Phantom:

In "Stan's Rants" hat sich Stan Lee mal gebrüstet, das Fliegen von Thor sei logischer als das von Superman, da er die Fliehkraft des Hammers nutzt, während Superman bloß den Arm hochhebt und wegfliegt. Wobei ja Superman anfangs auch nicht fliegen, sondern nur sehr hoch springen konnte. Da sollte man nicht zu streiten anfangen, denke ich, was logischer ist...

Marvelianer 09.06.2019 19:11

Ich fing bei Thor mit den sw Hit Comics an und war dann im Jan. 1974 bei Williams Thor mit der Nummer 1 dabei, dass aber nur wegen des Silver Surfers.
Ich denke viele Leser haben Thor nur wegen des Silver Surfers gekauft.

Peter L. Opmann 09.06.2019 19:17

Ich war damals zehn Jahre alt, und für mich war "Thor" in der Anfangszeit spannend genug. Aber aus heutiger Sicht fällt deutlich auf, daß die Serie bis dato noch nicht im Silver Age angekommen war.

Peter L. Opmann 11.06.2019 20:53

Der mächtige Thor (Williams) 14

Erscheinungstermin: 2/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 96
2) Silver Surfer # 5

Story-Titel:
1) Thor kämpft gegen die Magie des verrückten Merlin!
2) ohne Titel (…und wer wird um ihn weinen?)

Original-Storytitel:
1) Defying the Magic of… mad Merlin!
3) …and who shall mourn for him?

Zeichnungen:
1) Joe Sinnott
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee / R. Berns
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50472.jpg

Dies ist vorerst die letzte von Joe Sinnott gezeichnete Ausgabe. Ich nehme an, jetzt folgt ein langer Jack-Kirby-Run, aber ganz sicher bin ich mir nicht, ob es doch noch mal eine Unterbrechung gab, also abwarten. Wir haben bei der Story wieder exakt dasselbe Strickmuster wie in den vorherigen Ausgaben – beinahe bin ich geneigt zu sagen: wie in allen bisherigen „Thor“-Folgen. Ich sehe lediglich kleine Ansätze, Jane Foster und ihre Beziehung zu Don Blake und Thor etwas mehr in den Fokus zu rücken. Und John F. Kennedy hat einen eigenwilligen Cameo-Auftritt. Leider kann man nicht erkennen, welchen Anteil an der Story Stan Lee hat und welchen Robert Bernstein. Die Dialoge sind zwar meist solide (mitunter allerdings recht naiv), aber in den großen Linien ist sie wie gehabt Mumpitz,

Die Splashpage zeigt nun nicht mehr einen Höhepunkt, sondern den Anfang der Story. Thor beobachtet die Ankunft von Merlins Sarg im New Yorker Hafen. Er soll hier wissenschaftlich untersucht werden. Wie in den letzten Episoden folgt nun aber zunächst eine kleine Rahmenhandlung. Thor ist auf dem Rückweg in Blakes Praxis, weil er mal eben die Passagiere eines in den Fluß gestürzten Busses retten mußte. Inzwischen sind alle seine Patienten gegangen, und Jane Foster regt sich gehörig darüber auf, daß Blake sich – vorgeblich – ohne Entschuldigung in sein Labor zurückziehen mußte. Blake nimmt es gleichmütig hin, daß er Jane nicht klarmachen kann, daß es um Leben und Tod ging. Inzwischen wird Merlins Sarg geöffnet. Darin liegt der sagenhafte Zauberer – tot, aber völlig unverwest. Die Wissenschaftler verlassen den Raum, um darüber zu diskutieren, wie das Phänomen zu erklären ist. Merlin erhebt sich aus dem Sarg – er war etwa 1000 Jahre lang nur scheintot. Für die amerikanischen Leser wird darauf kurz die Artus-Legende und Merlins Rolle darin erläutert.

Dann erklärt Merlin den Lesern noch in einem Monolog, daß er kein Zauberer ist, sondern über die Gabe der Teleportation verfügt. Um wieder ins Geschäft zu kommen, will er gleich eine startende Weltraumrakete von ihrem Kurs abbringen, was ihm auch gelingt. Thor erfährt jedoch aus dem Radio, daß das Experiment in Gefahr ist, und verwandelt sich flugs in Thor, um den Raketenkurs zu korrigieren. Merlin taucht derweil in einer Polizeistation auf und versetzt sich dann, als er dort nicht ernst genommen wird, ins Washingtoner Regierungsviertel. Er verlangt, den König – nun offenbar Präsident genannt – zu sprechen. Wieder wird er abgewiesen. Er sieht sich jedoch im Weißen Haus um und entdeckt Kennedy und seine Tochter. Der ist freilich für einen König viel zu jung, weshalb Merlin wieder geht. Da mischt sich Thor ein.

Erneut spielt sich der Showdown auf den letzten vier Seiten ab, was den Eindruck verstärkt, daß die Story völlig schematisch aufgebaut ist. Merlin läßt Thor wie angewurzelt stehen und will ihn mit dem Washington Monument erschlagen. Thor befreit sich jedoch und bringt den Obelisken an seinen Platz zurück. Merlin läßt ein massives Gebäude auf Thor stürzen, was stark an den Zauberer Sandu in „Thor“ # 9 erinnert. Schließlich erweckt Merlin die riesige Statue von Abraham Lincoln zum Leben und will Thor von ihr zertreten lassen. Mit Luftdruck von dem rotierenden Hammer (quasi mit Superpuste) platziert Thor die Statue an ihren Platz zurück. Um in die Offensive zu kommen, täuscht Thor nun Merlin, indem er sich in Blake verwandelt. Dem Zauberer macht er weis, er könne sich in jede beliebige Gestalt verwandeln und ihn so mit links besiegen. Merlin ist beeindruckt und gibt auf. Er muß in seinen Sarg zurück und sich wieder in Schlaf versetzen. Das schon gewohnte Schlußpanel: Nach einer erfolgreichen OP wird Blake von Jane Foster gelobt, er sei ein Zauberer. „Daran ist etwas Wahres“, denkt Blake und lächelt verschmitzt.

Das Storymuster hat sich totgelaufen. Die Handlung ist ein wenig besser sortiert als bisher, und es gibt ein paar ganz amüsante Einfälle wie den mit Präsident Kennedy (der nur noch kurz zu leben hatte). Dafür werden bereits Ideen recycelt. Nach wie vor ist das keine richtige Superheldenstory. Zeit für eine gründliche Überarbeitung der Serie.

Phantom 12.06.2019 10:09

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 587996)
Der mächtige Thor (Williams) 14

Auf dem Cover wurden wieder die beiden Hauptfiguren (Merlin und Thor) vergrößert, so dass man weniger von den Menschen im Hintergrund und vom Kapitol sieht. Auf dem Vorschaubild einen Monat zuvor sah das Cover noch wie im Original aus. Wie lief das eigentlich ab damals ohne Computer? Ich habe keine Ahnung von diesen Dingen, stelle mir das ganz naiv in etwa so vor: Vorlage größer kopieren, Figuren in der Vorlage und in der vergrößerten Kopie ausschneiden, vergrößerte Figuren auf die ursprüngliche Vorlage kleben, dann die noch vorhandenen "Löcher" von einem Grafiker "vollzeichnen" lassen. Das ist doch ein großer Aufwand, warum macht man das?

Als Übersetzer ist Rainer Mittwoch angegeben; ich glaube gelesen zu haben, dass es sich da vermutlich um ein Pseudonym von Hartmut Huff handelt (wobei Rainer Donnerstag noch passender für Thor gewesen wäre), aber sicher weiß man es wohl nicht. Jedenfalls war der Übersetzer mit dem Verb "to fluoroscope" (eine bestimmte Art, Bilder durch Röntgenstrahlen zu erzeugen; ich denke, es gibt dafür keine eigenes Wort im Deutschen, also einfach mit "röntgen" zu übersetzen) überfordert. Blake sagt auf Seite 2 "(...) als im Radio durchgegeben wurde, ich hätte einen Patienten fluoresziert". Natürlich ist das eine Erfindung des Übersetzers (auch in New York wird wohl nicht immer im Radio gemeldet, dass ein Arzt gerade sein Röntgengerät verwendet). Im Original wurde im Radio statt dessen der Busunfall gemeldet, gerade als Blake einen Patienten röntgen wollte. Zwei Panels weiter sagt Blake "ich kann immer noch den fluoreszierten Menschen retten". Der arme Mensch! Aber zum Glück steht im Original einfach "ich kann den Mann später immer noch röntgen".

Jane Foster scheint die Fähigkeit zu haben, ihre Haarfarbe spontan ihren Gefühlen anzupassen. Vorletztes Panel auf Seite 2: orange. Letztes Panel auf Seite 2: brünett. Letztes Panel auf Seite 4: rosa.

Auf Seite 5 wird der Sarkophag Merlins in einem nicht näher bezeichneten Museum in New York geöffnet. Es kann sich eigentlich nur um das Metropolitan Museum handeln, und da steht dann sicher auch Helmut Nickel außerhalb des Bildausschnitts und sieht zu. (Gerade heute kommt die traurige Nachricht von seinem Tod. Ein gelungenes Leben!)

Auf Seite 9 kommt neben JFK und seiner Tochter noch eine reale Person vor: Pierre Salinger, damals Pressesprecher ("press secretary") von JFK. Fun fact: Salinger hat die letzten Jahre seines Lebens in der Provence gelebt, und zwar in dem Dörfchen "Le Thor". Da gibt es sogar ein kleines Museum zu Salinger und JFK.

Die Story ist natürlich Unsinn, aber mir hat damals als Kind die Figur Merlin gefallen, besonders die Großaufnahmen von seinem Auge. Wenn man das heute wieder liest, bemerkt man die Wiederholungen (Teleportationen gab es auch schon mehrmals) und lächerlichen Wendungen: Es ist nur noch eine Seite Platz, und ausgerechnet da gibt Merlin auf, nur weil Thor sich in Blake verwandelt und behauptet, er könne sich auch in jede beliebige Figur verwandeln. Warum genau ist das nochmal ein Grund, sich zu ergeben, außer wegen der Tatsache, dass nur noch fünf Panels zur Verfügung stehen?

Peter L. Opmann 12.06.2019 11:13

@ Phantom:

Danke für die Beobachtungen. Wer der Mann im Weißen Haus ist, habe ich mich auch gefragt, es stand aber nirgends.

Die Sache mit dem "Fluoreszieren" habe ich ohne englisches Original natürlich nicht mitbekommen. Das war aber auch knifflig für den Übersetzer, denke ich.

Peter L. Opmann 14.06.2019 15:25

Der mächtige Thor (Williams) 15

Erscheinungstermin: 3/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 97
2) Silver Surfer # 5

Story-Titel:
1) Thor bekämpft den Lavamann
2) ohne Titel (…und wer wird um ihn weinen?)

Original-Storytitel:
1) The Lava Man
3) …and who shall mourn for him?

Zeichnungen:
1) Jack Kirby/Don Heck
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50473.jpg

Stan Lee und Jack Kirby sind zurück. Nun erleben wir nicht sofort einen Epochenwandel. Auch diese Thor-Story hat einige Schwächen. Aber es ist zu erkennen, daß melodramatische Elemente eingeführt werden und ein Konflikt aufgebaut wird, der über viele Ausgaben hinweg tragen kann. Zudem wird das bisher starr verfolgte Schema durchbrochen. Der neueste Gegner Thors taucht bereits auf Seite 7, strenggenommen sogar auf Seite 6 auf, und dem Zweikampf wird deutlich mehr Raum gegeben. Die Auflösung des Konflikts erscheint eher enttäuschend, aber es geht bergauf mit der Serie. Dieses Heft habe ich ziemlich früh gelesen, vielleicht schon bei Erscheinen, ich bin aber nicht ganz sicher. Daß es sich von den vorhergehenden in mancher Hinsicht unterschied, habe ich damals aber nicht mitbekommen.

Wieder gibt es eine Rahmenhandlung, die aber mehr Gewicht hat als bisher. Zunächst rettet Thor einen bewußtlosen Piloten aus seinem Düsenjet; das Flugzeug läßt er ins Meer stürzen. Diese einleitende Aktion kontrastiert aber mit dem Folgenden: Thor geht nun ein deutlich größeres Wagnis ein. Er will Jane Foster endlich seine Liebe gestehen und ihr gleichzeitig offenbaren, daß Thor und Don Blake zwei Identitäten einer Person sind. Blake betritt die Praxis und spricht Jane an, besinnt sich dann aber, daß er ihr nichts erzählen darf, bevor er Göttervater Odin um Erlaubnis gebeten hat. Sie ist sich ziemlich sicher, was ihr Doktor sie fragen will (eine Frau fühlt so etwas), und ist sehr enttäuscht, als er ihr sagt, er müsse nur noch eine Sache erledigen, bevor er sich mit ihr aussprechen kann.

Thor nimmt mental mit Odin Kontakt auf. Dessen Reaktion ist klar und eindeutig: „Hast du den Verstand verloren? Die Bitte ist abgelehnt!“ Thor ist ein gebrochener Mann. Nun wendet sich Jane Foster an Don Blake; sie eröffnet ihm, daß sie kündigt, weil sie sein ewiges Lavieren und Ausweichen nicht mehr ertragen kann. In Asgard wittert der gefangene Loki seine Chance. Vor einiger Zeit hat er den Lavamann durch einen Vulkanausbruch an die Oberfläche geholt. Jetzt wird der für ihn Thor besiegen, denkt er sich. Thor hat wegen seines Liebeskummers gar nicht bemerkt, daß in New York beträchtliche Aufregung herrscht, weil der Lavamann bereits auf die Stadt zumarschiert und die Nationalgarde ihn nicht stoppen kann. Er zerschmilzt einfach jede Waffe, die auf ihn gerichtet wird. Ganz New York wird evakuiert. Wie wir nebenbei erfahren, gibt es eigentlich ein Volk von Lavamännern, das keine Lust mehr hat, unter der Erde zu leben, und nun die Welt erobern will. Thor kommt wieder zu Sinnen – ein Kampf wird ihn von seinem Kummer ablenken.

Nun folgt der reine Actionteil. Zunächst geht der Lavamann in Deckung und verschwindet im Erdboden. Thors Hammer treibt ihn jedoch wieder nach oben. Nun schließt der Lavamann Thor in heißem Gestein ein. Dann wird er zu einem Lavaklotz und will Thor plätten (da erinnert er ein bißchen an Thors späteren Erzfeind, den Absorber). Aber der läßt seinen Hammer den Klotz davontragen und in den nächsten Vulkan versenken. Thor verschließt den Krater und löst das Problem damit endgültig – in „Rächer“ # 5 kehrt das Lavavolk jedoch noch einmal so richtig zurück; bei Williams ist das schon früher erschienen. Doch Thor hat nun noch eine große Bewährungsprobe vor sich. Motiviert durch seinen Sieg will er als Don Blake Jane dazu bringen, bei ihm zu bleiben. Doch er kommt zu spät: In Begleitung eines anderen Arztes verläßt sie seine Praxis (schon damals herrschte offenbar großer Mangel an medizinischem Personal). Sie wirft ihm vor, sie nicht aus der Stadt gebracht zu haben, und sieht das als endgültigen Beweis, daß er ein Schwächling ist. Blake steht am Ende ebenso frustriert da wie Peter Parker.

Während die (vorerst) gescheiterte Liebesgeschichte durchaus zu Herzen geht, ist die Invasion der Lavamänner nicht richtig durchdacht. Warum ziehen sie die Invasion nicht richtig durch? Warum fühlt sich Thors Gegner so siegessicher, da dem die Lava überhaupt nichts anhaben kann? Und wird irgendein Problem gelöst, indem Thor einen einzigen Vulkan verschließt? Davon abgesehen macht dieser Gegner aber schon etwas her. Für einen richtigen Kampf fehlt lediglich der Platz. Insgesamt schlagen Lee und Kirby hier den richtigen Ton an, um Thor zu einem typischen Marvelhelden zu machen und mit Odin. Jane und Loki einen Grundkonflikt aufzubauen, der die Serie noch lange bestimmen wird. Die Grafik sagt mir auch zu. Don Heck gelingt es hier, als Inker seinen eigenen Stil durchscheinen zu lassen, ohne daß das Artwork von Jack Kirby verfälscht wird. Beide Zeichner kombinieren ihre Stärken. In der nächsten Ausgabe, so wird angekündigt, wird Thor eine „schicksalhafte Entscheidung“ treffen.

Letzte Anmerkung: In der US-Ausgabe beginnen hier die „Tales of Asgard“. Das ist für mich noch einmal ein Indiz, daß Thor jetzt als wichtige Figur im Marvel-Universum gesehen und „Journey into Mystery“ zunehmend auf ihn zugeschnitten wird.

Hinnerk 14.06.2019 16:51

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 588029)
Jedenfalls war der Übersetzer mit dem Verb "to fluoroscope" (eine bestimmte Art, Bilder durch Röntgenstrahlen zu erzeugen; ich denke, es gibt dafür keine eigenes Wort im Deutschen, also einfach mit "röntgen" zu übersetzen) überfordert.

Für das Wort gibt es eine deutsche Entsprechung: Fluoroskopie oder Durchleuchtung. Gemeint ist die kontinuierliche Betrachtung per Röntgenstrahlung im Gegensatz zum einzeln aufgenommenen Röntgenbild.

Peter L. Opmann 15.06.2019 19:15

Kommentar:

Zitat:

Die Thor-Besprechungen bestärken mich momentan darin, dass ich bei den alten Heften nicht viel verpasst habe. Das Thor-Zitat: „Das habe ich gebraucht! Action! Kampf! Einen Feind, den ich vernichten kann! Was nützen mir die romantischen Gefühle der Menschen? Zum Kampf bin ich bestellt, zum Zermalmen, Zerschlagen!“ passt eher zum Hulk. Natürlich ist der mythologische Gott Thor auch ein Kriegsgott, aber das hat man in dieser Fassung ja nie betont...

Es ist überhaupt erstaunlich, über wie viele Stellen der alten Marvels man sich hier in den frühen 70ern noch aufgeregt hat: Indizierungsversuche zu einem FV-Band mit Bezügen zur Apokalypse (okay, war schon Condor), das "Feindbild" in den ohnehin schon abgeschwächten wenigen Russen-Episoden...

Phantom 16.06.2019 19:49

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 588126)
Der mächtige Thor (Williams) 15

Dieses Heft ist nicht in meiner Williams-Sammlung, ich habe die Story in den Essentials gelesen. Dort fiel mir auf, dass auf dem Original-Cover zu lesen ist: "Lee and Kirby combine talents to bring you the mighty Thor", d.h. Lee und Kirby werden auf dem Cover als Kaufanreiz genannt. Zumindest bei Journey into Mystery ist das das erste Mal, auch sonst war das doch sehr ungewöhnlich, dass Autor und Zeichner auf dem Cover genannt wurden. Offenbar waren die Verkaufszahlen bis dahin nicht so der Hit.

Zur Story kann ich keine neuen Gedanken beitragen. Ich finde sie auch schon besser; Don Heck ist nicht schlecht, aber ich sehe in vielen Panels zu wenig Kirby "durch".

Ein netter Patzer noch: auf Seite 4 verlässt Jane frustriert die Praxis von Don Blake. Da sieht man, dass auf der Eingangstür "Dr. Don Drake" steht. Stammt das von Don Heck, der noch nicht so sehr mit den Namen seiner Figuren vertraut war? Oder hatte jemand (Lee?) gerade Arnold Drake im Kopf und war abgelenkt?

Peter L. Opmann 17.06.2019 09:35

Der mächtige Thor (Williams) 16

Erscheinungstermin: 4/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 98
2) Silver Surfer # 6

Story-Titel:
1) Die Herausforderung der Kobra!
2) Welten ohne Ende!

Original-Storytitel:
1) Challenged by the Human Cobra
3) Worlds without End

Zeichnungen:
1) Don Heck
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50474.jpg

Diese Episode ist ein überraschender Tiefschlag. Nachdem die Lavamann-Story zumindest gute Ansätze gezeigt hatte, ist dieser Band so bescheuert wie kaum einer davor und darüber hinaus teilweise unfreiwillig komisch. Hier wird viel erklärt, um eine Story, die keinen Sinn ergibt, einigermaßen in den Bahnen der Logik zu halten. Dabei ist die Kobra wohl der erste richtige Superschurke, gegen den Thor antritt. Hier zeigt sich aber so deutlich wie kaum zuvor, daß Thor selbst als Superheld noch kaum durchdacht ist. Welche schicksalhafte Entscheidung hier getroffen wird (siehe Ankündigung im vorigen Heft), erschließt sich mir nicht. Das Melodram mit Jane Foster trägt vielmehr einiges zur hanebüchenen Handlung bei. Ohne Jack Kirby, der sich nun drei Ausgaben lang durch Don Heck vertreten läßt, geht es offenbar nicht.

Dieses Heft hat mir lange in der Sammlung gefehlt. Es hat also keinen Jugenderinnerungs-Bonus. Mir widerstrebt es regelrecht, die zusammengeschusterte Story nachzuerzählen. Thor ist verzweifelt, weil Jane Foster die Praxis verlassen hat. Odin ruft ihn zu sich und legt ihm nahe, die Krankenschwester zu vergessen, aber Thor kann nicht. Nun erleben wir die Entstehung der Kobra: Es ist ein unzufriedener und neidischer Assistent namens Klaus eines gütigen Wissenschaftlers – zudem akademischer Lehrer von Don Blake. Beide forschen an einem Universal-Gegengift gegen Schlangenbisse. Klaus schmiedet den teuflischen Plan, seinen Chef zu beseitigen, indem er ihn von einer Schlange beißen läßt, bevor das Serum fertig ist. Damit kein Verdacht auf ihn fällt, will er sich selbst auch beißen lassen, aber er besitzt doch ein Gegenmittel, das er seinem Opfer jedoch vorenthalten will (ich merke, man muß leider die hirnrissige Idee ausführlich nacherzählen).

Alles läuft wie geplant, aber die Kobra, die den tödlichen Biß anbrachte, ist radioaktiv. Klaus verwandelt sich in den Superschurken Kobra. Thor erfährt vom „Unfall“ seines wissenschaftlichen Lehrers und eilt kurz vor dessen Exitus an sein Totenbett. Die Kobra plant derweil bereits die Übernahme der Weltherrschaft. Gegen Thor kämpft sie mit allerlei Giftpfeilen und –dämpfen. Thor wird gefesselt und muss sich wieder mal befreien, indem er zu Don Blake wird. Nebenbei wird erklärt, daß sein Hammer nur zu ihm zurückkehrt, wenn er ihn wirft, nicht wenn er ihn fallenläßt. Wäre das also auch mal geklärt. Die Kobra gerät ausgerechnet in die Praxis von Jane Fosters neuem Chef. Der schlottert vor Angst, während sie gekidnappt wird, worauf sie beschließt, ihn schnurstracks zu verlassen und wieder zu Don Blake zurückzukehren. Thor besiegt die Kobra am Ende einfach, indem er überraschend um eine Ecke eines Wolkenkratzers kommt und sie aus großer Höhe abstürzen läßt. Jane ist glücklich, von Thor gerettet zu werden, und kehrt reuig zu Blake zurück. Die Kobra hat dagegen ihren Sturz überlebt und will Thor sogleich zur Revanche herausfordern.

Mehr muß man zu dieser Geschichte wirklich nicht sagen. Die Zeichnungen von Don Heck wirken sehr unausgewogen. Manchmal bringt er seinen eleganten, illustrativen Stil zur Geltung (schöne Frauen gelingen ihm auch gut), manchmal aber schludert er Panels und auch ganze Seiten hin, und er schafft es auch nicht, den recht ausführlich gezeigten Kampf Thors gegen die Kobra spannend zu inszenieren. Als Lettererin ist in diesem Heft Uschi Kedrom angegeben.

jakubkurtzberg 21.06.2019 05:43

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 588230)
Als Lettererin ist in diesem Heft Uschi Kedrom angegeben.

D.i. Ursula Mordek, Remos damalige Ehefrau.

Peter L. Opmann 23.06.2019 22:36

Kommentar:

Zitat:

Schon erstaunlich, dass aus Thor nach dem holprigen Anfang noch was geworden ist. War das der 3. Titel, den man nur zu Steuer- und Distributionszwecken noch brauchte? Da hätten sie besser einen Western-Reprint ins Boot nehmen können...
Und weiter geht's:

Der mächtige Thor (Williams) 17

Erscheinungstermin: 5/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 99
2) Silver Surfer # 6

Story-Titel:
1) Thor bekämpft den mysteriösen Mister Hyde!
2) ohne Titel (Welten ohne Ende!)

Original-Storytitel:
1) The mysterious Mister Hyde!
3) Worlds without End

Zeichnungen:
1) Don Heck
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50475.jpg

Hier beginnt der erste „Thor“-Zweiteiler. Und damit entspannt sich die Lage in der Serie etwas. Don Heck muß nicht mit einer Zehn-Panel-Seite enden, wie das bei ihm oft vorkommt, um die Story zum Abschluß zu bringen. Und Thor muß seinen Gegner auch nicht mit zweifelhaften Tricks besiegen, wie das zuletzt war, nur um die Sache rechtzeitig zuendegebracht zu haben. Die Story wirkt damit auch nicht mehr so doof wie die vorhergehenden. Das Duell gegen den in der Literaturgeschichte nicht unbekannten Mr. Hyde (siehe Robert Louis Stevenson) endet hier unentschieden. Ein richtiger Cliffhanger fehlt zwar, aber dafür endet der erste Teil mit einem Rätsel: Ist Thor etwa zum Einbrecher und Bankräuber geworden? Die Grafik von Don Heck gefällt mir diesmal auch besser als bei seinem ersten Versuch. Ihm sind hier fast durchweg ausdrucksvolle Zeichnungen gelungen.

Mr. Hyde, ursprünglich die böse Seite im Charakter des Arztes Dr. Jekyll, beobachtet inmitten einer Menschenmenge Thor, wie er sich in die Lüfte erhebt. Er sieht so abstoßend und gefährlich aus, daß es verwundert, daß er sich einfach so unter die Leute mischen kann. Hyde hat, wie jeder andere, natürlich keine Ahnung, daß Thor eine ebensolche Doppelpersönlichkeit ist wie er selbst. Trotzdem will er nun ausgerechnet Dr. Blake einen Besuch abstatten. Thor ist indessen auf dem Weg nach Asgard, um Vater Odin noch einmal anzuflehen, ihn Jane Foster heiraten zu lassen. Odin ist diesmal etwas gnädiger gestimmt als beim letzten Mal. Als Thor ihn bittet, Jane zu einer Unsterblichen zu machen, stellt er eine Bedingung: Sie müsse sich dem würdig erweisen; dann wolle er seine Entscheidung überdenken.

Wir haben inzwischen in Rückblenden erfahren, was es mit Mr. Hyde auf sich hat. Er war ein Wissenschaftler, der einen Job bei Dr. Blake wollte, den aber wegen bekannter Unzuverlässigkeit nicht bekam. Darauf begann er seine Forschungen und fand heraus, daß die Jekyll-und-Hyde-Erzählung auf Tatsachen beruht. Es gelang ihm, das Serum herzustellen, das ihn zu Mr. Hyde werden läßt, Er gewann damit die „Stärke von zwölf Männern“, was eigentlich noch nicht dieselbe Gewichtsklasse bedeutet wie Thor. Aber in dieser noch nicht von super-superstarken Superhelden übervölkerten Marvel-Welt machte ihn dies offenbar zu einem äußerst gefährlichen Gegner. Während Thor auf die Erde zurückkehrt, bricht Hyde in Blakes Praxis ein (indem er mehrmals effektvoll Türen einschlägt) und bedroht Jane. Der in Blake zurückverwandelte Thor kommt hinzu. Als er nach seinem Stock greift, um wieder zu Thor zu werden, fällt er versehentlich aus dem Fenster. Hyde bemächtigt sich sofort Blakes Tresor. Doch Blake stürzt nicht in den Tod, sondern schlägt seinen Stock gegen die Hauswand und wird zu Thor. Allerdings ist Hyde inzwischen verschwunden. Thor drückt Jane an seine breite Brust, um sie zu beruhigen (was sofort wirkt). Hyde schmiedet derweil in seinem Versteck neue Pläne, alles, was nicht niet- und nagelfest ist, zu rauben. Kurz darauf taucht Thor in einer Bank auf, indem er eine Tür einschlägt und den Tresor aus der Wand reißt (nanu?). Die Wachen können gegen ihn nichts ausrichten. Die Polizei reagiert wie erwartet: Sie will Thor, der offenbar durchgedreht ist, festnehmen. Im letzten Bild sehen wir Thor, der ganz New York bedroht. Die Redaktion kündigt einen „nerventötenden Höhepunkt“ an. In der Tat ist uns die Serie ja schon bisher gehörig auf die Nerven gegangen…

Klar, toll ist diese Episode nicht, aber es geht etwas aufwärts mit der Serie. Die Story ist nicht mehr so schematisch. Vorerst müssen wir einfach glauben, daß Mr. Hyde ein ernstzunehmender Gegner für Thor ist. Eine originelle Schurkenfigur ist er nicht gerade. Aber mit der Romanze zwischen Thor und Jane Foster geht es etwas voran, und man wird ein bißchen neugierig, wie die Sache wohl ausgeht. Der Letterer wechselt übrigens schon wieder. Diesmal ist Clemens Raschke am Zug.

Peter L. Opmann 25.06.2019 17:05

Der mächtige Thor (Williams) 18

Erscheinungstermin: 6/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 100
2) Silver Surfer # 6

Story-Titel:
1) Der Meisterplan des Mr. Hyde!
2) ohne Titel (Welten ohne Ende!)

Original-Storytitel:
1) The Master Plan of Mister Hyde
3) Worlds without End

Zeichnungen:
1) Don Heck
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50476.jpg

Hier haben wir „Journey into Mystery“ # 100 vor uns, aber die Jubiläumsausgabe ist nicht besonders aufgemacht. Später war es auch nicht mehr üblich, daß man in einem solchen Heft einen Mehrteiler zuendegehen ließ. Aber es war ja nun nicht das 100. Abenteuer von Thor, sondern erst das 18. Und für den Zweiteiler kann man recht dankbar sein, weil damit nun voraussichtlich Schluß ist mit schematischen und recht dümmlichen Storys. Thor hatte im Vergleich zu anderen Marvel-Superheldenserien einen ziemlich stotternden Start, und das scheint sich erst jetzt allmählich zu bessern. Es gibt allerdings nach wie vor nur 13 Seiten für eine Episode.

Thor, der anscheinend bei einem Banküberfall ertappt worden ist, läßt sich von der Polizei nicht aufhalten, wundert sich aber, warum er verhaftet werden sollte. Da fällt ihm Mr. Hyde ein (und die Gelegenheit wird genutzt für eine Rückblende auf die vorherige Ausgabe). Jane Foster hat just an diesem Tag Geburtstag, und Don Blake möchte sie zum Essen ausführen. Mr. Hyde bekommt das mit und zwingt beide, ihn zu begleiten. In seinem Versteck setzt er Blake gefesselt vor eine Bombe, die in 24 Stunden detoniert, falls Hyde nicht zurückkehrt. Jane nimmt er zur weiteren Ausführung seines Plans mit. Wir erfahren nun, daß er ein hochmodernes U-Boot stehlen will, um damit – na? – die Weltherrschaft zu erringen. Blake gelingt es inzwischen, trotz seiner Fesseln seinen Stock zu fassen zu bekommen und sich in Thor zu verwandeln. Er macht sich auf die Suche nach Hyde und Jane.

Thor kommt gerade rechtzeitig, als Hyde und seine Geisel das U-Boot besteigen. Es folgt ein mehrseitiges Duell. Am Ende zielt Hyde mit einer Pistole auf Thor (verwunderlich, daß das für einen Unsterblichen eine Gefahr darstellt). Allerdings hat Thor gerade wieder seinen Hammer verlegt. Kurz bevor er sich verwandelt, erzeugt er mit seinem Cape einen Sturm und kann so zu Blake und dann wieder zu Thor werden, ohne daß jemand etwas davon mitbekommt. Thor befreit Jane; Hyde nutzt die Gelegenheit zur Flucht. Er schwört Thor furchtbare Rache. Jane hält Thor davon ab, ihn weiter zu verfolgen, weil sie befürchtet, daß Don Blake sonst sterben muß. Aber der Donnergott hat gesiegt. Allerdings muß er sich bei Vater Odin einen Anschiß abholen, weil er Jane seine wahre Identität verraten wollte. Sie sei es nicht wert, eine Unsterbliche zu werden, weil sie sich Thor bei der Verfolgung von Mr. Hyde in den Weg gestellt hat. Thor will erklären, aber für Odin ist der Fall erledigt. Thor steht beinahe wie ein richtiger Marvel-Held am Ende frustriert da.

Nun wird der Comic, wie bei Don Heck nicht ungewöhnlich, am Ende wieder recht kurzatmig. Heck teilt die letzten beiden Seiten in 19 Panels auf. Die Story ist ähnlich wie die vorherige Ausgabe nicht unterirdisch schlecht, aber auch nicht besonders ausgeklügelt. Der Werbespruch auf der Titelseite: „Ein unvergeßliches Marvel-Meisterwerk. Thor behämmert Mr. Hyde“ klingt jedenfalls unpassend. Noch immer sind Thors Kräfte nicht richtig festgelegt – je nachdem, wie es die Situation erfordert, ist er mal stärker und mal schwächer. Doch man hat so allmählich das Gefühl, aus dieser Serie könne noch etwas werden.

Peter L. Opmann 26.06.2019 21:41

Kommentar:

Zitat:

Den Thor-Band habe ich auch, kann mich aber fast nicht erinnern. 19 Panels am Schluss klingt nah ganz schlimmem Jamcomic, den man dann irgendwie zu Ende gestoppelt hat, um die Seitenzahl nicht zu überschreiten...

Peter L. Opmann 27.06.2019 18:54

Der mächtige Thor (Williams) 19

Erscheinungstermin: 7/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 101
2) Silver Surfer # 7

Story-Titel:
1) Zarrko kehrt zurück, der Mann von morgen!
2) Der Erbe von Frankenstein!

Original-Storytitel:
1) The Return of Zarrko the Tomorrow Man
3) The Heir of Frankenstein!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / George Bell (= George Roussos)
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50477.jpg

So langsam wird Thor zu einem problembeladenen Marvel-Superhelden. Er gerät in einen Loyalitätskonflikt zwischen seinem Vater Odin und seiner Geliebten Jane Foster, wobei das nur funktioniert, indem Odin als nicht allmächtig gedacht wird. Er bestraft Thor aufgrund eines Mißverständnisses, das von dem eifersüchtigen Loki befördert wird. Aber so etwas gab es in der Mythologie der Griechen und Römer bisweilen auch. Wir haben hier das Künstlerduo der frühen „Fantastischen Vier“ und der ganz frühen „Rächer“ vor uns. George Roussos inkte mit expressivem Pinselstrich; hier gibt er die Pencils des zurückgekehrten Jack Kirby dennoch recht sauber wieder.

Thor ist wütend, weil Odin ihm verboten hat, Jane Foster zu heiraten. Eine Menschenmenge verfolgt das zunächst interessiert und flieht dann. Ameisen melden sein Verhalten an den Giganten (Giant-Man), der die offenbar vor kurzem formierten Rächer alarmiert. Captain America ist noch nicht dabei, der Hulk nicht mehr. Thor ist damit erstmals ins Marvel-Universum eingebunden. Die Rächer lassen Thor jedoch ziehen. Während er am Dock seinen Gedanken nachhängt, beobachtet ihn Odin, unterstellt, daß Thor immer noch gegen ihn rebelliert (was seinem Denken nicht zu entnehmen ist), und verhängt, unterstützt von Loki (war der nicht zuletzt an eine Mauer gekettet?), eine Strafe: Thor wird die Hälfte seiner Kraft genommen, und er darf Asgard erst wieder betreten, wenn er sich die Frau aus dem Kopf geschlagen hat. Thor bekommt von seiner Bestrafung zunächst nichts mit, aber als er Asgard betreten will, um mit seinem Vater zu sprechen, versperrt ihm Heimdall erfolgreich den Weg. Thor merkt, daß er nicht mehr so stark ist wie früher.

Loki setzt den zweiten Teil seines Plans um: Er gibt Zarrko im 23. Jahrhundert („Thor“ # 4) sein Gedächtnis zurück. Zarrko nimmt sofort seinen dunklen Plan wieder auf, eine Waffe aus dem 20. Jahrhundert in seine friedliche Welt zu bringen, um das Kommando an sich zu reißen. Dazu konstruiert er einen riesenhaften Roboter, der ihn begleitet. Die Polizei ist machtlos. Der Roboter beginnt, in New York Chaos anzurichten. Don Blake verfolgt das Geschehen im Fernsehen und kommt als Thor hinzu. Seine Kraft reicht noch immer, um den Roboter in die Knie zu zwingen. Um die Menschen zu schützen, geht Thor jedoch auf Zarrkos Forderung ein, mit ihm in die Zukunft zu reisen. Das erbost Odin in Asgard erneut: Wie kann der stolze Krieger Thor sich einem Menschen ergeben? Loki reibt sich wieder die Hände. Die Zeitmaschine, mit der Zarrko gekommen war, verschwindet hinter den Wolkenkratzern. Cliffhanger. Wir haben es also erneut mit einem Zweiteiler zu tun.

Obwohl Kirby mit vielen kleinen Bildern arbeiten muß, um die recht verwickelte Story auf 13 Seiten erzählen zu können, ist seine Grafik gewohnt ansprechend. Da liest man auch die Story gleich recht gern. Das Cover ist auch effektvoll gestaltet, wenn auch der Roboter hier wesentlich größer erscheint als im Heftinneren. Was die Story betrifft, wirkt das Verhalten von Odin reichlich willkürlich. Mir wäre es lieber gewesen, wenn die tragischen Verstrickungen etwas glaubwürdiger entwickelt worden wären. Aber so langsam wird „Thor“ doch zur Marvel-Superheldenserie (auch ohne den kurzen Gastauftritt der Rächer).

Peter L. Opmann 28.06.2019 21:08

Der mächtige Thor (Williams) 20

Erscheinungstermin: 8/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 102
2) Silver Surfer # 7

Story-Titel:
1) Sklave Zarrkos, des Mannes von morgen!
2) ohne Titel (Der Erbe von Frankenstein!)

Original-Storytitel:
1) Slave of Zarrko the Tomorrow Man
3) The Heir of Frankenstein!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50478.jpg

Diese Ausgabe – wohl die erste in der Serie – hat mich positiv überrascht. Sie ist zwar nicht herausragend, aber hält immerhin das Niveau des ersten Teils – was ja bei Stan Lee, wie wir wiederholt bei „Spider-Man“ gesehen haben, nicht selbstverständlich ist. Wie es Thor als Sklave Zarrkos im 23. Jahrhundert ergeht, liest sich jedenfalls ganz nett, es gibt eine Reihe hübscher Einfälle zur Gesellschaft 200 Jahre in der Zukunft, und am Ende wird die Geschichte auch nicht durch einen faulen Trick gelöst. Einen Schwachpunkt meinte ich dagegen im Cover zu erkennen; das sah ungelenk nachgezeichnet aus, ist aber wohl doch das Original. Hier wurde Jack Kirby von Sal Brodsky geinkt, der möglicherweise einen schlechten Tag hatte oder keine Zeit oder beides. Zudem gibt das Covermotiv die Geschichte nicht richtig wieder. Thor wird nicht allein von einer Maschine am Boden festgehalten, sondern Zarrko ergeht es genauso, wie wir sehen werden.

Hier haben wir es mit einer ziemlich verwickelten, teils überraschenden Geschichte auf nach wie vor 13 Seiten zu tun. Lee und Kirby haben da einiges hineingepackt. Nur die Liebesbeziehung zwischen Thor und Jane Foster bleibt zur Abwechslung mal ausgeklammert. Zudem stimmt der Anschluß nicht ganz: In der vorigen Ausgabe sahen wir bereits, wie Zarrko und Thor in seiner Zeitmaschine aus unserer Gegenwart verschwanden. Jetzt triumphiert Zarrko noch einmal, während Thor dekorativ seinen Hammer schwingt. Es folgen eineinhalb Seiten Rückblende – mußte wohl sein, weil es zu dieser Zeit noch die große Ausnahme war, daß ein Comic sich über zwei Hefte hinzieht. Thor unterwirft sich demnach Zarrko deshalb, weil er ihn und seinen Roboter mit halbierter Kraft nicht besiegen kann. Im letzten Heft tat er das, um die Menschen nicht zu gefährden. Auf jeden Fall wird Thor nun widerwillig, aber zuverlässig Zarrkos Befehle ausführen.

Er zerstört ein Laufband, bringt Flugkörper zum Absturz, setzt verkehrsregelnde Roboter außer Betrieb und wehrt Ordnungskräfte („Techni-zisten“ genannt) ab, die wider Erwarten bewaffnet sind. Zarrko verlangt nun die Kontrolle über die „Machtmaschine“. Die wird durch ein krakenhaftes Wesen verteidigt, das Thor allerdings außer Gefecht setzt. Als sich Zarrko und Thor der Machtmaschine nähern, werden sie durch einen zweiten Verteidigungsmechanismus angegriffen, der auf dem Cover abgebildet ist. Thor schafft es, diese Maschine zu zerschlagen. Der Weg ist frei. Nun aber hat Thor sein Wort gehalten, Zarrko zum Herrscher der Zukunftswelt zu machen, und kann also wieder gegen ihn kämpfen. Zarrko ergreift den zentralen Hebel der Machtmaschine und droht, die Erde zu vernichten. Aber er hat nicht mit einer dritten Verteidigungseinheit gerechnet, einer „Blase aus halbstabiler Energie“, in die er hineingezogen wird (was auch immer das sein mag). Der Frieden auf dieser Welt ist gesichert. Thor kehrt in unsere Zeit zurück, indem er seinen Hammer herumwirbelt. Odin ist mit seinem Auftritt nun alles in allem zufrieden – wenngleich er ihm nicht seine volle Kraft zurückgibt. Loki muß eine neue Intrige ersinnen.

Hier haben wir es weniger mit logischen Aussetzern zu tun als mit liebenswerten verrückten Ideen, wie die Zukunft aussehen könnte. Jack Kirby hat das angemessen in Bilder umgesetzt, und den Inker Chic Stone mochte ich ohnehin schon immer. An der Zarrko-Story ist nicht viel auszusetzen. Sie paßt zwar immer noch ins Umfeld von „Journey into Mystery“, aber sie hat auch schon einiges von einer typischen Marvel-Superheldenstory. Kleiner Minuspunkt: Die Sprechblasen scheinen hier teilweise vergrößert zu sein.

Peter L. Opmann 02.07.2019 19:08

Der mächtige Thor (Williams) 21

Erscheinungstermin: 9/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 103
2) Silver Surfer # 7

Story-Titel:
1) Bedroht von der Zauberin und dem Henker!
2) ohne Titel (Der Erbe von Frankenstein!)

Original-Storytitel:
1) The Enchantress and the Executioner!
3) The Heir of Frankenstein!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee
3) Stan Lee

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Diese Episode ergibt zwar keinen rechten Sinn, gefällt mir aber trotzdem ganz gut. Die Zauberin und der Henker sind so wirkungsvolle Figuren, daß sie nicht nur in „Thor“ immer wieder auftauchten, sondern auch in „Rächer“. Vielleicht hätte es der Story gut getan, wenn sie sich in einem Zweiteiler hätte ausbreiten können, aber sie ist nun wieder mal in 13 Seiten abgeschlossen („romanlang“ nennt das völlig zu Unrecht die deutsche Fassung). Aber gut sind auch wieder die Zeichnungen, wenngleich Jack Kirby mit relativ kleinen Panels arbeiten muß.

Thor kommt aus der Zukunft zurück, und es sieht so aus, als habe er wieder seine vollen Kräfte zurückgewonnen. Das bleibt aber erstmal unklar. Eine halbe Seite widmen Lee und Kirby einem Rückblick auf das Abenteuer mit Zarrko. Dann sehen wir Loki eine neue Intrige spinnen. Er schlägt Odin vor, Thor mit der bekannt göttlich schönen Zauberin zusammenzuspannen, damit er Jane Foster vergißt. Eilends sucht er dann diese Frau auf, und wir erfahren, daß sie ein ganz schön durchtriebenes Stück ist. Loki würde ja ganz gern selbst eine Affäre mit ihr beginnen, aber sie ist ihm zu gefährlich. Auf der Erde erregt die Zauberin viel Aufsehen. Recht bald taucht sie in der Praxis von Dr. Blake auf, um sich „untersuchen“ zu lassen. Er ist aber an Doktorspielen nicht interessiert. Dennoch schafft sie es, sich ihm genau in dem Moment an den Hals zu werfen und ihn zu küssen, als gerade Jane Foster den Behandlungsraum betritt. Sie ist tief gekränkt und verschwindet, ohne Blake etwas erklären zu lassen.

Die Zauberin ihrerseits ist mächtig sauer, daß Blake sie so kühl abserviert hat und holt den Henker zu Hilfe. Er soll Jane Foster entführen, damit sie sich an Thor rächen kann. Obwohl er mit seinem furchtbaren Dress in New York großes Aufsehen erregt, gelingt es ihm, Jane zu finden und nach Limbo zu verfrachten, in Dantes Vorhölle, die mit der germanischen Mythologie nichts zu tun hat. Thor kommt hinzu und bedrängt den Henker hart. Weil er aber Jane in seiner Gewalt hat, ergibt sich Thor. Der Henker will Thors Hammer als Bedingung für ihre Freilassung. Er kann den Hammer aber – wie wir bereits wissen – nicht heben. Dier Zauberin kommt dazu und ist irgendwie von der Entwicklung der Dinge nicht angetan. Also verwandelt sie den Henker allmählich in einen Baum. Ihr Zauberkräfte bleiben allerdings bei Thor wirkungslos. Thor zwingt sie dazu, den Henker zurückzuverwandeln, und schleudert beide dann nach Asgard zurück.

Er selbst wird wieder zu Don Blake. Jane behandelt ihn zunächst frostig wegen dem Zwischenfall mit der Zauberin, läßt sich dann aber doch erweichen, mit ihm in die Praxis zurückzukehren. Odin hat das Schauspiel beobachtet und tobt, weil Thor die Sprechstundenhilfe immer noch liebt. Von der Intrige Lokis hat er sonst offenbar nichts mitbekommen. Odin kündigt neue Konsequenzen für Thor an. Genaueres erfahren wir noch nicht.

Die Zauberin und der Henker wären vielleicht interessante Gegner für Thor, wenn klar wäre, welche Pläne sie eigentlich verfolgen. Anfangs sollte die Zauberin ja nur Thor im Auftrag von Loki und im eigenen Interesse verführen. Diese erotische Komponente ist ziemlich gut eingesetzt, obwohl nichts passiert, was nicht harmlos genug für Kinder wäre. Aber auch wie die Zauberin den riesenhaften und äußerst brutalen Henker mit einem Zauberspruch in die Knie zwingt, ist recht wirkungsvoll. Es war klar, daß aus dieser Konstellation noch mehr zu machen war.

Nachtrag für die Williams-Fans: Erstmals haben wir hier ein größeres Format, wieder etwas besseres Papier, und in der nächsten Produktion starten drei zusätzliche Serien ("Grüne Laterne" und "Horror" sind noch nicht berücksichtigt).

Peter L. Opmann 03.07.2019 10:07

Noch eine allgemeine Beobachtung:

Thor verwendet jetzt zunehmend eine altertümliche Sprache. Im Original ist das wohl ein annäherndes Shakespeare-Englisch. Es kam in den letzten Ausgaben schon vereinzelt vor, hier tritt diese Redeweise aber in den Vordergrund.

Kostproben:

"Welch Böses hast du getan, gnadenloser Übler?"

"Bring das Mädchen wieder, und der Hammer sei dein! Du hast Thors Wort!"

"Doch ihr zween habt genug Unheil angerichtet... genug Verwirrung auf diesem hilflosen Planeten! Die Erde steht unter meinem Schutz, und so verbanne ich euch! Kehrt nach Asgard zurück, sage ich... kehrt zurück!"

Als Don Blake spricht Thor allerdings ganz normal.

Peter L. Opmann 03.07.2019 20:18

Der mächtige Thor (Williams) 22

Erscheinungstermin: 10/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 104
2) Journey into Mystery # 104
2) Silver Surfer # 8

Story-Titel:
1) Giganten wandeln auf Erden!
2) Heimdall, Hüter der mystischen Regenbogenbrücke!
3) Der Geist schlägt zu!

Original-Storytitel:
1) Giants walk the Earth!
2) Heimdall the Guardian of the Rainbow Bridge!
3) Now strikes the Ghost!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
2) Jack Kirby / Don Heck
3) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee
3) Stan Lee

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Das ist wieder eine Ausgabe, die ich recht früh in einem Superband gelesen habe. Damals, als Zwölf- oder Dreizehnjährigen, hat sie mich nicht überzeugt. Ich sehe auch, woran das liegt. Die Intrige von Loki weist einige logische Unstimmigkeiten auf, was ich bereits als Heranwachsender erkannte. Grafisch hat diese Ausgabe einiges zu bieten. Mir gefällt sowohl die Zusammenarbeit von Jack Kirby und Chic Stone als auch die von John Buscema und Dan Adkins beim „Silver Surfer“, und auch die von Don Heck geinkten „Geschichten aus Asgard“ sehen nicht schlecht aus, wenn auch die schwarzen Linien mitunter zu blass herauskommen und die Farbgebung zu wünschen übrigläßt. Die deutsche Bearbeitung der Comics teilen sich jetzt Hartmut Huff und Kirsten Isele.

Nachdem die Splashpage kurzzeitig der Einstieg in die Story war, haben wir inzwischen wieder meist eine Schmuckseite zu Beginn, auf der Thor stets irgendwie seinen Hammer schwingt. Hier sehen wir zudem in Kirbys typischer Manier die beteiligten Figuren: Odin, Loki, Balder und die beiden Giganten – und einen sich drehenden Globus im Hintergrund.

Um den Anschluss an die vorherige Ausgabe zu wahren, empfängt Loki zu Beginn die Zauberin und den Henker, die Thor nicht besiegen konnten. Nun hat er Glück: Odin ruft ihn zu sich und will einen Rat zum Umgang mit dem renitenten Thor. Loki ist nicht verlegen: Odin soll zur Erde reisen und den mißratenen Lieblingssohn dort wieder auf Linie bringen. In Wahrheit will Loki dann nur den unbesetzten Herrscherthron okkupieren. Odin folgt jedoch seinem Rat und stattet ihn auch noch mit einem Teil seiner Macht aus. Dann sehen wir Don Blake in einem kurzen Gespräch mit Jane Foster. Er spürt, daß irgendwie Gefahr droht, und sucht in Gestalt Thors die Stadt ab. Odin ist schon angekommen und wird in einem üblen Viertel von zwei Straßenräubern angegriffen, die er aber lässig abblitzen läßt. Loki setzt nun seinen Plan um, der darin besteht, daß er Odin auf der Erde so sehr beschäftigt, daß der möglichst nie wieder nach Asgard zurückkehrt. Er aktiviert dazu den Sturmgiganten Skagg und den Feuerdämon Surtur.

Allerdings hat Loki nicht bedacht, daß Wächter Heimdall alles mitbekommt. Er sendet Balder zur Erde, um Odin und Thor zu warnen. Balder findet Thor, und Thor informiert Odin, der gerade in Blakes Praxis aufgetaucht ist, vom Nahen der beiden Naturgeister. Odin bringt zunächst mal die gesamte Menschheit in einer Paralleldimension in Sicherheit. Dann wenden sich er, Thor und Balder dem Sturmgiganten zu. Nach kurzem Kampf veranlaßt Odin, daß Skagg auf dem Meeresgrund einsinkt. Surtur erkennt, daß er nur zusammen mit ihm die Asen besiegen kann, und härtet den Meeresboden. Noch einmal wogt der Kampf. Dann zwingt Odin Skagg mit seinem Schwert in die Knie, obwohl der Gigant insgeheim von Loki gestützt wird. Surtur hat sich inzwischen zum Nordpol aufgemacht, um ihn zu schmelzen und die Erde zu überfluten. Aber Thor ergreift nun Odins Schwert und lenkt Surtur damit in den Weltraum, wo er hilflos an einen Asteroiden geheftet wird. Odin stellt den alten Zustand auf der Erde wieder her. Die Menschen können sich natürlich an nichts erinnern. Jane Foster muß sich in dieser Ausgabe mit ein paar Cameo-Auftritten begnügen. Loki wird von Odin bestraft: Er muß nun den Trollen dienen. Wie in der letzten Ausgabe, sieht der Göttervater jedoch am Ende schon wieder Unheil nahen. Wir müssen uns also wohl oder übel auch die nächste Ausgabe kaufen.

Was für eine Story will uns Stan Lee hier verkaufen? Odin fragt Loki um Rat? Ernsthaft? Doch Loki agiert hier auch nicht besonders gewitzt. Mit den beiden Giganten kann er Odin und Thor nicht lange auf der Erde halten. Da hätte ich schon irgendetwas erwartet, was Odin – und möglichst auch Thor – wirklich gefangenhält. Die grundlegende Motivation der Geschichte stimmt also nicht. Das Verhältnis von Thor und Odin bleibt auch seltsam im Vagen. Hat Thor nun eigentlich seine vollen Kräfte zurückerhalten? Jedenfalls wird ihm seine Kraft, wenn ich mich recht erinnere, später noch einmal halbiert. Zudem weigert sich Thor hier, mit Odin nach Asgard zurückzukehren. Er will bei denen bleiben, die er liebt (womit er offenbar nicht speziell Jane Foster meint). Odin sagt dagegen, nach der siegreichen Schlacht sei nicht der richtige Moment, um das mit Thor näher zu besprechen. Aber eigentlich ist er ja genau zu diesem Zweck auf die Erde gekommen. Auch das paßt also nicht richtig zusammen. Im übrigen pendelt Thor ja zwischen der Erde und Asgard munter hin und her. Er bleibt also keineswegs für immer auf der Erde, wie er beteuert.

Heute sehe ich die Geschichte allerdings in etwas freundlicherem Licht als früher. Die beiden entfesselten Unholde haben schon was, und sie sind ja später bei den Rächern noch einmal aufgetaucht (statt dem Sturmgiganten war’s dann allerdings ein Frostriese). Die Story hat also zumindest Potential.

Peter L. Opmann 05.07.2019 12:33

Kommentar:

Zitat:

Dass Odin Loki fragt, ist mythologisch nicht ganz unlogisch: Streng genommen ist Loge/ Loki älter als Odin: er gehört zu den Vanir/Vanen, die wohl schon in Urzeiten im Norden verehrt wurden. Loki ist ursprünglich ein Feuergott. Später spaltet sich diese Vorstellung in einen Asgard- und einen Utgard-Loki (Unterwelt). Aus der Zeit muss dann die Geschichte um Lokis Adoption durch Odin stammen. Da die Geschichten viel später aufgeschrieben wurden als beispielsweise griechische Sagen, "wabert" die Nordmythologie an manchen Stellen. Andere Stellen wirken schlicht "geklaut", wie zum Beispiel Lokis Ankettung an den Felsen (Prometheus). In der deutschen Überlieferung ist ein zusätzliches Problem, dass der Mythos gereinigt wurde. Episoden wie die Verführung der Riesinnen durch Odin oder wie Heimdall bei Freya "fensterlt", ließen sich wohl mit dem reinen (wagnerschen?) Götterimage nicht vereinbaren. ;)

Peter L. Opmann 05.07.2019 19:12

Der mächtige Thor (Williams) 23

Erscheinungstermin: 11/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 105
2) Silver Surfer # 8

Story-Titel:
1) Die Kobra und Mr. Hyde!
2) ohne Titel (Der Geist schlägt zu!)

Original-Storytitel:
1) The Cobra and Mr. Hyde!
2) Now strikes the Ghost!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50481.jpg

Die Serie entwickelt sich noch einmal einen Schritt nach vorne. In „Journey into Mystery“ gibt es ab sofort keine Füllstorys mehr. „Thor“ erhält jetzt 18 Seiten. Damit der Magazincharakter erhalten bleibt, kommen fünf Seiten „Tales of Asgard“ hinzu. Lee und Kirby spannen zwei Gegner Thors jüngeren Datums zusammen und gönnen dem Aufeinandertreffen gleich einen Zweiteiler. Allerdings beginnt die Story holprig, und sie leidet nach wie vor darunter, daß Thors Kräfte nicht richtig definiert sind. Eigentlich müßten die Kobra und Mr. Hyde den Helden kaum in Verlegenheit bringen können. Doch wieder einmal geht Thor seines Hammers verlustig und gerät so in eine schwierige Lage. Der Zweiteiler erlaubt jedoch, seiner Beziehung zu Jane Foster wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Die Geschichte beginnt mit einem Treffen der Rächer, das aber recht unmotiviert ist. Es besteht nämlich gerade kein Bedarf, die Welt zu retten, und so trennen sich die Mitglieder. Auf dem Weg zu Don Blakes Praxis begegnet Thor der Kobra, und es kommt zu einem kleinen Scharmützel. Die Kobra muß schließlich fliehen und dringt durchs Fenster in eine Wohnung ein. Sie gehört dem Wissenschaftler Calvin Zabo, der sich gegen den Eindringling wehrt, indem er sich in Mr. Hyde verwandelt. Nach kurzer Zeit bemerken beide, daß sie einen gemeinsamen Feind haben: Thor. Na, was für ein Zufall! Sie beschließen, sich zusammenzutun, um Thor zu besiegen.

Auch Jane Foster hat sich eine Strategie zurechtgelegt: Als Don Blake in der Praxis auftaucht, eröffnet sie ihm, daß sie am Abend tanzen gehen wird – nicht mit ihm natürlich, sondern mit einem anderen Mann. Sie will ihn eifersüchtig machen und ihn zwingen, ihr seine Liebe zu gestehen. Blake reagiert aber betont kühl, denn er darf ihr seine Geheimidentität (wollen wir seine Thor-Existenz mal so nennen) nicht verraten. Er trifft jedoch eine folgenschwere Entscheidung: Er schließt seinen Krückstock ein, um nicht mehr zu Thor werden zu können. Wenn es Thor nicht mehr gibt, steht seiner Liebe zu Jane nichts mehr im Weg.

Mr. Hyde hat inzwischen einen Plan: Er will Thor mit einer Zeitumkehrkamera aufspüren. Zum Schein bricht er in ein Juweliergeschäft ein. Als Thor erwartungsgemäß auftaucht, richtet die Kobra das Gerät auf ihn. Mr. Hyde taucht unter, indem er sich in Zabo zurückverwandelt. Die Zeitumkehr ermöglicht beiden später zu verfolgen, daß Thor aus der Praxis von Don Blake kommt. Die Kobra und Mr. Hyde suchen schnurstracks die Praxis auf, bedrohen Don Blake und Jane Foster und versuchen, durch sie den Aufenthaltsort Thors herauszubekommen.

Blake sieht sich genötigt, doch wieder zu Thor zu werden. Er zeigt Hyde den Stock und macht ihm weis, Thor tauche auf, wenn er ihn aufschlägt. Hyde tut es, und auch so kann sich Blake in Thor verwandeln. Das geht immer mit einem Lichtblitz einher, so daß weder Hyde noch die Kobra noch Jane sehen können, daß er sich verwandelt. Thor ist also die wohl einzige Marvel-Figur, die in aller Öffentlichkeit zum Superhelden werden kann. Thor läßt Don Blake geschickt als Held dastehen: Er habe ihn herbeigerufen. Der Rest dieses ersten Teils ist der Kampf Thors gegen die beiden Übeltäter, der sich auf einer großen Maschinenausstellung abspielt. Die Kobra kommt auf die Idee, Thor seinen Hammer mit einem „atomaren Hydraulikheber“ zu entwinden. Niemand kann den Hammer heben, aber eine Maschine schon. Also muß Thor der Gefahr ins Auge sehen, daß er sich in 60 Sekunden in Blake verwandeln wird. Cliffhanger.

Man sieht, die Geschichte ist recht umständlich. Interessant fand ich lediglich Don Blakes Entscheidung, nicht mehr zu Thor werden zu wollen. Dieses Motiv ist bekannt aus „Amazing Spider-Man“, kommt da aber erst viel später vor – die berühmte Szene, in der Peter Parker sein Kostüm in den Müll wirft. Thor unterscheidet sich von den meisten seiner klassischen Superhelden-Kollegen dadurch, daß er als Don Blake über keinerlei Superkräfte verfügt. So ist es zwar auch bei Bruce Banner/Hulk, aber der hat keine Kontrolle darüber, wann er sich verwandelt. Tony Stark trägt zumindest ständig seinen Brustpanzer. Henry Pym ist zwar anfangs auf seine Vergrößerungs- und Verkleinerungspillen angewiesen, kann aber bald auch ohne sie zum Giganten oder Ameisenmann werden. Geklärt werden muß also in dieser Serie nicht nur, wie stark Thor nun eigentlich ist, sondern auch, wie seine beiden Identitäten miteinander verbunden sind. Zu den Zeichnungen kann ich nur wiederholen: Das Team Jack Kirby/Chic Stone gefällt mir ausnehmend gut, auch wenn es hier grafisch nichts besonders hervorzuheben gibt.

Peter L. Opmann 07.07.2019 21:16

Der mächtige Thor (Williams) 24

Erscheinungstermin: 12/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 106
2) Silver Surfer # 9

Story-Titel:
1) Der Donnergott schlägt zurück!
2) Die Seele des Stürmers zu rauben!

Original-Storytitel:
1) The Thunder God strikes back!
2) To steal the Surfer’s Soul!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50482.jpg

Wenn man wohlwollend urteilen will, kann man sagen, daß Machart und Struktur des ersten Teils der Story beibehalten werden. Immerhin wird sie also nicht schwächer. Den Tanz um Thors (wieder mal) verschwundenen Hammer finde ich allerdings schon ziemlich nervig. Und sobald Thor ihn zurück hat, machen ihm die Kobra und Mr. Hyde keine größeren Probleme mehr, wie das zu erwarten war. Positiv zu vermerken ist nur, daß Thor jetzt richtige Superschurken als Gegner hat und sich so der regulären Marvel-Welt wieder ein Stück annähert. Seine Beziehung zu Jane Foster erinnert mich nun ziemlich an die zwischen Peter Parker und Betty oder Gwen. Die Frau ist bei Stan Lee oft recht launisch, hält den Helden immer wieder für einen Schwächling oder eine Memme und versöhnt sich dann unvermittelt wieder mit ihm. Hier hat sie Don Blake zunächst bewundert, weil er, bedroht von Kobra und Hyde, Thor zu Hilfe rief. Am Ende wird sie ihn für sein vermeintliches Versagen verachten.

Die Zeit der schmückenden Splashpages scheint nun vorbei zu sein. Wir tauchen wieder in die Story ein zu dem Zeitpunkt, als eine Maschine Thors Hammer auf einer Messe an sich gerissen und quasi verschluckt hat. Thor beschließt zunächst, ohne ihn zu kämpfen und versteckt sich dann in einer Menschenmenge, damit unerkannt bleibt, wie er sich in Don Blake verwandelt. Dann meldet er sich zum Entsetzen der Leute, um Kobra und Hyde den Aufenthaltsort Thors zu verraten. Er macht aber zur Bedingung, daß sie ihm seinen Stock holen, der nun in der Maschine steckt. Die beiden Schurken gehen auf den Deal ein; das ist eher unglaubwürdig, denn die beiden machen nicht den Eindruck, auf die Bedingungen von irgendjemand einzugehen. Außerdem verwundert es, daß sie keinen Zusammenhang zwischen dem Stock und dem Hammer herstellen, der ja ebenfalls in der Maschine steckt. Die Kobra schlängelt sich in die Maschine hinein, Hyde zerreißt sie dann mit roher Kraft. Don Blake verschwindet wieder in der Menge und verwandelt sich in einem Blitz in Thor, so daß wieder niemand seine zweite Identität entdecken kann.

Nun schnappt sich Thor zunächst die Kobra, die schnell besiegt ist. Hyde nimmt bei einem ähnlichen Trick wie sein Kontrahent Zuflucht. In der Menschenmenge verwandelt er sich in Calvin Zabo. Als Thor ihm den Rücken zudreht, wird er wieder zu Hyde. Obwohl er mit äußerster Wildheit kämpft, ist er doch Thor unterlegen. Die Polizei kann schließlich die Kobra und Mr. Hyde in Empfang nehmen. Zurück in der Praxis muß Blake allerdings feststellen, daß Jane ihm übelnimmt, daß er Thor verraten hat. Und er traut sich nicht, ihr sein Verhalten zu erklären.So fühlt er sich am Ende, als hätte er nicht gesiegt, sondern verloren (erinnert wieder stark an Spider-Man).

Jack Kirby und Chic Stone setzen die Story erneut sehr schön in Szene, aber Thor sucht noch nach der Form eines Abenteuers, das richtig zu ihm paßt. Das nächste Heft wird wiederum recht vage angekündigt („ein Kampf ohnegleichen“). Es kommt der Gargoyle, der seine Widersacher versteinern lassen kann.

Peter L. Opmann 10.07.2019 10:49

Der mächtige Thor (Williams) 25

Erscheinungstermin: 1/1976

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 107
2) Silver Surfer # 9

Story-Titel:
1) Das graue Scheusal greift an!
2) ohne Titel (Die Seele des Stürmers zu rauben!)

Original-Storytitel:
1) When the grey Gargoyle strikes!
2) To steal the Surfer’s Soul!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee

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Der Gargoyle ist eine durchaus beeindruckende Figur, aber er führt ein Stück zurück in den alten Themenbereich von „Journey into Mystery“, ins Unheimliche, Unerklärliche, Schreckliche. Das ist nicht die übliche Umgebung für einen Superhelden. Ein Gargoyle ist eigentlich ein Wasserspeier am Dach eines Hauses, oft als Monster gestaltet, denn einst sollte er durch seinen furchterregenden Anblick böse Geister fernhalten. Irgendwann kam man auf die Idee, wenn er aus Stein ist, kann er vielleicht auch andere in Stein verwandeln. Hier wird zwar ein Wissenschaftler durch ein spezielles Serum zum Gargoyle, aber daß diese Geschichte eigentlich eher ins Gruselgenre gehört, ist offensichtlich.

Thor beginnt hier, seiner heimlichen Liebe Jane Foster eine Geschichte vorzuspielen. Er taucht in Don Blakes Praxis auf und will ihn für seinen „Verrat“ in der vorherigen Ausgabe bestrafen. Jane verteidigt, wie erhofft, ihren Doktor und gesteht sogar, daß sie ihn liebt. Thor ist vor Freude aus dem Häuschen, sobald sie ihn nicht mehr sieht. Und schon taucht der böse Wissenschaftler Paul Duval auf, begeht zunächst ein paar zweitklassige Verbrechen, indem er die Menschen zu Stein werden läßt. Dann beschließt er, Thor seinen Hammer – und damit seine Unsterblichkeit – zu rauben.

Inzwischen hat Gargoyle schon einige Menschen versteinert. Don Blake untersucht sie und findet heraus, daß sie noch leben sowie daß sie sich nach einiger Zeit (einer Stunde) wieder in ihre ursprüngliche Form zurückverwandeln. Der Gargoyle hat seinerseits herausgefunden, daß Thor in Blakes Praxis flog, und will ihn dort stellen. Blake flieht auf das Dach des Hochhauses und wird dort zu Thor. Es folgen ein paar Seiten recht abwechslungsreich gestaltete Klopperei. Der Gargoyle muß, wie etliche vor ihm, feststellen, daß er Thors Hammer nicht heben kann. Aber als er Thor berührt, wird der auch zu Stein und kippt hilflos um. Dabei stößt sein Hammer auf den Boden, und Thor wird zu Don Blake. Der ist von der Versteinerung nicht betroffen. Gargoyle bekommt das glücklicherweise nicht mit; er hat sich zurückgezogen.

Blake hat nun einen Plan, wie er den Gargoyle ausschalten kann. Er fährt mit einem Motorrad durch die Straßen und projiziert dabei vor sich ein Bild von Thor (heute würde man das wohl mit holografischen Verfahren machen). Das Thor-Hologramm kann allerdings (in der Vorstellung von Stan Lee) sogar mit dem Gargoyle kämpfen, so daß er nicht merkt, daß er es nur mit einem Trugbild zu tun hat. Don Blake steuert sein Motorrad in den Hudson River. Der selbst versteinerte Gargoyle säuft gnadenlos ab. Thor kehrt zu Jane Foster zurück und stellt fest, daß ihr Stolz auf Don Blake sogar noch größer geworden ist. Alles ist so in Butter, daß auf einen Hinweis auf die folgende Ausgabe verzichtet wird.

Die Geschichte hat ihren Reiz, ist aber wohl wieder mal keine richtige Superheldenstory. Es fehlt hier auch der Bezug zur übrigen Marvel-Welt, sieht man davon ab, daß sich Thor einmal der Polizei gegenüber als Rächer bezeichnet. Ein Genuß für mich sind einmal mehr die Zeichnungen von Jack Kirby und Chic Stone.

Phantom 11.07.2019 15:37

Mein Mitlesen gerät ins Stocken, der Job frisst zuviel Zeit. Jetzt habe ich aber doch im Schnelldurchlauf wieder aufgeholt.

Mir fällt auf, dass es - im Gegensatz etwa zur Spinne derselben Zeit - keine Stilblüten in der deutschen Übersetzung gibt. Alles sehr korrekt übertragen. Entweder hat Hartmut Huff nicht beide Serien übersetzt, oder es liegt daran, dass dem Text bei Thor fast jede Ironie und jede Anspielung abgeht. Letzteres ist es auch, was mich doch etwas langweilt. Die Storys werden schon pathetischer, es treten immer mehr Götter und Halbgötter auf. Als Kind fand ich das sicher beeindruckend, aber heute kann ich diese Sachen nicht mehr ernst nehmen. Die Zeichnungen von Jack Kirby dagegen werden immer besser.

Ab JIM #104 (deutsch Thor 22) steht Thor im Original auch prominenter auf dem Cover. Vorher war ein großer Schriftzug "Journey into Mystery" zu sehen, und darunter meist viel kleiner "starring Thor". Ab jetzt steht ganz oben relativ klein "Journey into Mystery with" und darunter "The mighty Thor" mit dem Schriftzug, den Williams schon seit Ausgabe 1 verwendet.

Eine Anmerkung noch zu diesem Cover:
Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 588943)
Der mächtige Thor (Williams) 23
http://comicguide.de/pics/medium/50481.jpg

Links unten sieht man Mr. Hyde über einen Hydranten trampeln. Am Originalcover von JIM #105 ist dieser Hydrant nicht zu sehen. Aber warum sollte Williams hier etwas ergänzt haben? Eine kurze Netzsuche hat ergeben, dass dieser Hydrant mindestens auch in der britischen (1967) und italienischen (1971) Version zu sehen ist. Wie ist so etwas zu erklären? Ist die Version mit dem Hydranten das Original, das archiviert wurde, bevor eine Kopie davon vor der ersten Veröffentlichung etwas verändert wurde? Und Lizenznehmern im Ausland wurde dann die Originalversion geschickt? Absichtlich oder aus Versehen?

Peter L. Opmann 11.07.2019 20:53

Hallo Phantom,

hab' Deine Anmerkungen schon vermißt. Du hast vor allem den Vergleich zu den US-Marvels, was mir fehlt. Aber auch sonst würde ich mich freuen, wenn Du wenigstens ab und zu etwas zu "Journey into Mystery" oder "Thor" posten würdest.

jakubkurtzberg 11.07.2019 22:12

Irgendwie kamen die in den USA abgelehnten und überarbeiteten Cover immer wieder nach Europa. Thor 1, FV 48 oder L'uomo Ragno 29 (ASM #35) fallen mir da spontan ein. Es gab aber noch mehr, Hit Comics Spinne 250 und mindestens 1-2 Williams Rächer-Hefte und ein frühes Spinne-Heft mit Doc Ock.

thetifcat 12.07.2019 12:56

Danke schlechter Organisation habe wir dadurch schöne reale Varianten. ;)

Peter L. Opmann 12.07.2019 14:25

Also "Thor" mit Variant-Cover gab's schon 1975...

Marvelianer 12.07.2019 16:30

Da lag wohl an Transworld Feature die diese für Europa betreuten.

Peter L. Opmann 13.07.2019 15:59

Der mächtige Thor (Williams) 26

Erscheinungstermin: 2/1976

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 108
2) Silver Surfer # 9

Story-Titel:
1) Loki, dem Gott des Bösen, ausgeliefert!
2) ohne Titel (Die Seele des Stürmers zu rauben!)

Original-Storytitel:
1) At the Mercy of Loki, Prince of Evil!
2) To steal the Surfer’s Soul!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/50484.jpg

Dies ist eine so mystische Geschichte, daß sogar Dr. Strange mit ins Spiel kommt. Vor allem tritt Thor wieder mal gegen den zauberischen Loki an, aber der bringt ihn letztlich mit einem Taschenspielertrick in Bedrängnis. Obwohl dies wiederum keine richtige Superheldenstory ist, liest sie sich ganz munter. Am Ende wird der Konflikt zwischen Odin und Thor wegen Jane Foster wieder aufgenommen.

Beinahe eine Steilvorlage für eine Superheldenparodie ist die Einleitung: Schock für die New Yorker: Thor schwingt seinen Hammer, schlägt ihn auf den Boden und erzeugt so eine Schockwelle. Wie das? Dann sehen wir, daß ein Lastwagen auf einen kleinen Jungen zurollt, der hinter seinem Ball her auf die Straße läuft. Statt ihn zu überfahren, macht der Laster einen Hopser – der Junge ist gerettet. In der Stadt hat es zwar so etwas wie ein Erdbeben gegeben, und wir wissen gar nicht, was mit dem Lastwagenfahrer passiert ist. Aber ein Menschenleben ist gerettet!

Nun geht’s los: Mental ruft Dr. Strange um Hilfe; er hat erfolgreich Baron Mordo bekämpft, ist jetzt aber völlig erschöpft. Thor schafft ihn ins Krankenhaus und organisiert eine Notoperation, die er natürlich in Gestalt von Don Blake selbst leitet. Stranges Leben hängt an einem seidenen Faden. Daher kann Blake nicht einmal auf einen Ruf von Odin reagieren, der tödlich beleidigt ist, weil Thor sich nicht meldet. Aber die OP ist erfolgreich. Strange bietet Blake zum Dank Hilfe an, wann immer er sie brauchen sollte. Der kehrt in seine Praxis zurück. Dort wartet ein gebeugter alter Mann mit Krückstock auf ihn. Er stolpert, wobei sein und Blakes Stock zu Boden fallen, aber er richtet sich wieder auf, versichert, es gehe ihm nun viel besser, und wirft seinen Stock aus dem Fenster. Während Blake sich noch wundert, verwandelt sich der Alte in Loki und bringt Jane Foster in seine Gewalt, die in Ohnmacht gefallen ist. Blake will sich in Thor verwandeln, aber es geht nicht – Loki hat die beiden Krücken vertauscht und in Wirklichkeit Blakes Stock aus dem Fenster geworfen. Mit seiner Geisel entkommt der Gott des Bösen, und Blake kann nichts dagegen tun.

Er ruft Odin zu Hilfe, doch der ist gerade mit einigen Göttern zum Kampf aufgebrochen. Da fällt ihm Dr. Strange ein – der muß für ihn den Stock wiederfinden. Für Stranges Astralleib und Amulett eine Kleinigkeit. Den Stock benutzen Penner inzwischen als Angelrute. Als sie den geisterhaften Dr. Strange sehen, verduften sie ohne den Stock. Don Blake wird nun wieder zu Thor und heftet sich an die Fersen von Loki. Odin, der sich mit ihm versöhnen will, weist er zurück, und durch die Rächer läßt er sich auch nicht aufhalten. Durch ein elektrisches Feld, das alle Götter umgibt (wieder was gelernt), spürt Thor seinen Feind auf. Noch einmal muß er aber Dr. Strange um Hilfe bitten: Er soll die gefangene Jane Foster für ihn finden. Loki kämpft mit mancherlei Tricks, während er Jane im Limbo (wie schon die Zauberin und der Henker in „Thor“ # 21) deponiert hat. Dr. Strange beschützt sie dort. Thor verhackstückt inzwischen eine Baumgruppe und macht Loki durch die umherschwirrenden Späne kampfunfähig. Dann zwingt er ihn, Jane wieder herbeizuschaffen. Schließlich holt Heimdall den Übeltäter ab, um ihn – mutmaßlich – seiner gerechten Strafe zuzuführen. Odin sieht allerdings mit Mißvergnügen, daß Thor noch immer dieser unwürdigen Krankenschwester zugetan ist.

Diese Geschichte finde ich recht originell. Wenn Loki auftritt, ist immer was los. Auch etliche Details wie die Einbeziehung von Dr. Strange (der durch das Heft wahrscheinlich ein bißchen Promotion bekam), die Konfrontation von Don Blake mit dem übermenschlich großen und mächtigen Loki, die angelnden Obdachlosen, der Kurzauftritt der Rächer (noch immer ohne Captain America) und die wechselseitigen Kommunikationsstörungen zwischen Thor und Odin finde ich interessant. Der Kern der Story ist freilich simpel: Loki nutzt den Feldzug der Asen, um Thor mal wieder durch die Entführung von Jane Foster zu ärgern, und Thor bringt die Sache wieder in Ordnung. Die Zeichnungen sind nach wie vor sehr ansprechend und geradezu silver-age-typisch. Beim Cover inkt wieder mal Sol Brodsky, der das aber im Gegensatz zu „Thor“ # 20 diesmal nicht vermasselt.

Phantom 14.07.2019 17:56

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 589393)
Der mächtige Thor (Williams) 26

Bei diesem Heft fällt mir mal wieder auf, wie viele Fehler es bei Wiiliams bei der Kolorierung gab. Beispiele: Auf Seite 3 hat ein Mann eine graue Gesichtsfarbe (dasselbe Grau wie die Häuser im Hintergrund); auf Seite 9 wechselt Loki von Panel 1 zu Panel 2 die Farbe der Schuhe von rot zu braun; Jane hat auf Seite 9 in Panel 1 einen weißen Rock, in Panel 4 aber einen blauen, auf Seite 10 im ersten Panel sind ihre Beine gelb; ihr Cape wechselt von dunkelblau (Seite 9) über hellblau (Seite 10, Panel 1) und rosa (Seite 10, Panel 2) wieder zu dunkelblau (Seite 10, Panel 6). Lokis Anzug wechselt auf Seite 10 von grün zu blau und wieder zu grün.

Hartmut Huffs Übersetzung finde ich wieder sehr gut. Er bringt auch lyrische Töne unter, wo sie im Original gar nicht da sind. Beispiel: aus Odins "still he loves the mortal girl" wird "noch immer liebt er die sterblich' Maid". Stan hätte dieses Pseudo-Pathos sicher gut gefallen.

Apropos Übersetzung: aus "you were expecting maybe the Beatles" wird "hast du die Rolling Stones erwartet"? Hey, wie kann man die Beatles durch die Stones ersetzen? Klar, 1976 gab es die Beatles nicht mehr. Trotzdem: bei der Stones-vs.-Beatles-Frage war ich immer auf Seiten der Beatles; Mick Jagger kann Lennon oder McCartney doch nicht das Wasser reichen. (Ich weiß natürlich und kann damit leben, dass man das auch anders sehen mag :wink:)

Die Zeichnungen finde ich wieder solide (bis auf die letzten beiden Seiten, die sehen recht gekritzelt aus), das große Panel im OP wirkt z.B. recht dramatisch. Aber die Story. Immer noch gibt es einfach das Problem, dass nicht wirklich definiert ist, welche Kräfte und Schwächen Thor eigentlich hat. Den Anfang kann man ja wirklich noch als Parodie sehen. Thor erzeugt ein Erdbeben in der Stadt, weil damit in einiger Entfernung ein führerloser Lastwagen über einen Jungen "hüpft". (Was wird eigentlich aus dem Lastwagen, der ja führerlos weiterfährt?) Thor will die Stadt für den entstandenen Schaden aus dem Fond entschädigen, den die Rächer für solche Fälle haben. Ok, das *muss* von Stan Lee als Parodie gemeint gewesen sein.

Dr. Strange erleidet einen Schwächeanfall und muss notoperiert werden. Welche Operation hilft eigentlich gegen Schwäche? Odin kann doch sonst immer alles auf der Erde sehen, sieht aber nicht, dass Thor gerade eine Operation durchführt und deshalb nicht antworten kann. Loki vertauscht seinen Stock mit dem von Blake; anstatt den Stock zu zerstören oder einfach zu verstecken, wirft er ihn aus dem Fenster und klärt Thor dann aber noch über die Verwechslung auf. Wie unsinnig ist das? Und war es in einem früheren Heft nicht mal so, dass sich Blake auch in Thor verwandelte, wenn der Stock von jemand anderem auf den Boden geworfen wurde? Das ist hier aber plötzlich nicht mehr der Fall. Später wirft Loki Thor in ein einfaches Erdloch, aus dem Thor fast nicht mehr rausgekommen wäre. Hm? Ein simples Erdloch als Falle für den Donnergott Thor? Come on. Und dann noch die "freifließenden Elektronen", die die Götter Asgards aus "ihren Leibern emittieren". Das ist dann doch "too much" für mich.

Peter L. Opmann 14.07.2019 18:27

Phantom, das kann ich fast alles unterschreiben. In ein paar Punkten wäre ich aber nicht so streng, insbesondere was das Vertauschen der Stöcke betrifft. Ich dachte mir zwar: Loki ist ein Großmeister der Magie, kommt aber hier Thor mit so einem simplen Trick bei! Aber ich finde, die Szene hat eine gewisse Leichtigkeit. Lokis Schläue kommt da gut zur Geltung, auch Thors steife Ehrsamkeit - er scheint zu erwarten, daß eine Auseinandersetzung immer fair abläuft. Hätte Loki den Stock zerstört, hätte das der Story eine dramatische Wucht gegeben, die ich hier gar nicht haben wollte.

Trotz des foul play scheint immerhin die unausgesprochene Regel zu gelten, daß Loki seinen Bruder Thor nicht umbringen darf, sonst hätte er mit Jane Foster gar nicht Reißaus zu nehmen brauchen, sondern erstmal Thor, der sich in Gestalt von Don Blake überhaupt nicht wehren kann, aus dem Weg räumen können. Nebenbei: Der Gedanke ist auch aus dem Christentum vertraut, daß ein Gott, der in Menschengestalt auftritt, durchaus sterben kann...

Beatles vs. Stones - sehe ich auch nicht so eng. ich bin "Who"-Fan. :D

guenkos 14.07.2019 23:27

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 589488)
... Jane hat auf Seite 9 in Panel 1 einen weißen Rock, in Panel 4 aber einen blauen, auf Seite 10 im ersten Panel sind ihre Beine gelb; ihr Cape wechselt von dunkelblau (Seite 9) über hellblau (Seite 10, Panel 1) und rosa (Seite 10, Panel 2) wieder zu dunkelblau (Seite 10, Panel 6). ...

Das ist nichts Besonderes. Manche Frauen wechseln die Klamotten halt öfter … :floet:

underduck 14.07.2019 23:43

Und Kerle wie du laufen wochenlang in den selben Sachen rum? ... :zwinker:

guenkos 15.07.2019 06:06

Welche Sachen?? :kratz:

jakubkurtzberg 15.07.2019 11:15

Zitat:

Zitat von underduck (Beitrag 589519)
Und Kerle wie du laufen wochenlang in den selben Sachen rum? ... :zwinker:

Dem Avatar nach ist er ein Cowboy... Wochenlang mit den Rindern über die Prärie und dann noch auf'm Pferd. Da wechselt man die Klamotten nicht so oft. ;)

FrankDrake 15.07.2019 11:35

Erinnert mich an den Gag, bei dem Helga ihren Gatten Hägar vor seiner Reise erinnert regelmässig die Unterwäsche zu wechseln. Im nächsten Bild sieht man Sven Glückspilz völlig ratlos mit einer Gedankenblase "Unterwäsche"?

Peter L. Opmann 15.07.2019 11:47

Jetzt seid Ihr aber von "Thor" ein ganzes Stück abgeschweift. Schreibt lieber noch was dazu, was Ihr von dem Trick mit den vertauschten Krückstöcken haltet.

underduck 15.07.2019 11:56

... Gedankenblase ... "vertauschte Krückstöcke" :kratz:

Phantom 15.07.2019 12:08

Ich will nochmal präzisieren, was mich an der Thor-Serie bis jetzt nervt. Bei der Spinne schien mir mit Heft 1 klar angelegt, welche besonderen Kräfte Peter Parker hat. Kann sein, dass der Spinnensinn erst ein, zwei Ausgaben später kam, aber im Prinzip war alles fixiert. Spannung wurde erzeugt, indem die einzelnen Villains immer ausgefuchstere Kräfte bekamen. An der Spinne hat sich aber im Wesentlichen nichts geändert.

Jetzt bei Thor sieht es so aus, dass am Anfang nicht richtig nachgedacht wurde bei der Frage, was so einen Gott eigentlich von einem Menschen unterscheidet. Und dann wird immer ad hoc irgendeine neue Eigenschaft nachgeliefert. Also zum Beispiel: Der Hammer kehrt immer wieder zu Thor zurück. Hm, dann kann er den ja eigentlich nicht verlieren. Also schieben wir nach: der Hammer kommt nur zurück, wenn er geworfen wird, nicht aber, wenn er fallen gelassen wird. Der Krückstock: wenn er auf den Boden gestampft wird, verwandelt sich Blake in Thor. Irgendwann hat jemand den Krückstock geklaut. Hm, was machen wir da. Ach komm, wir schreiben, dass sich Blake auch in Thor verwandelt, wenn der Stock einfach so auf den Boden fällt. Später fällt uns auf, das das doch nicht so gut ist für unsere Möglichkeiten, Storys zu erfinden. Also lassen wir das wieder fallen, jetzt fällt der Stock wieder auf den Boden, und Blake verwandelt sich nicht.

Oder: Odin ist die höchste Gottheit, deshalb kann Odin jederzeit alles, was auf der Erde passiert, sehen. Dann fällt uns auf, dass das eigentlich nicht so gut ist für unsere Möglichkeit, Missverständnisse zu erzeugen. Also lassen wir das fallen, Odin kann doch nicht alles sehen und ärgert sich deshalb, weil Thor nicht antwortet.

Das heißt, man merkt der Serie an, dass Stan Lee einfach Monat für Monat auf die Schnelle überlegt hat, wie es weitergehen könnte. Das ist verständlich, wenn man sich den damaligen Zeitdruck vergegenwärtigt, aber mich stört das eben. Wie wenn bei einem Krimi auf der vorletzten Seite plötzlich eine neue Figur eingeführt wird, die dann der Mörder ist.


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