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ze-carioca 12.04.2013 18:33

Taschenbücher-Leimung gelöst. Zustandsbewertung?
 
Hallo, ich habe hier einige Clever & Smart Taschenbücher aus 1977. Diese wurden damals nach dem Kauf direkt ungelesen eingetütet und über die Jahrzehnte bis heute sorgfältig und trocken gelagert.

Als ich diese nun nach all den Jahren herausholte und mir näher ansah, stellt ich mit Erschrecken fest, daß der Umschlag aus dem Leim gegangen ist, also der "Innenblock" nun lose ist :-(

Dieses Phänomen betrifft übrigens auch andere meiner Taschenbücher, alle perfekt erhalten, wie neu, aber die Leimung hat sich einfach so gelöst.

Frage 1: Wie wäre hier der Zustand zu bewerten, da das Tb ansonsten noch Z0 ist? Ich finde in den Zustandsbeschreibungen nichts zu dieser speziellen Taschenbuch-Problematik.

Frage 2: Könnte/sollte ich versuchen, den Innenblock wieder anzuleimen, mit Patex oder so? Hat da jemand Erfahrung? Und; Der Zustand wäre danach dann nur noch "restauriert" = Z2-3 ?

FrankDrake 12.04.2013 18:49

Frage mal in einer Ortansässigen Druckerei nach, das Zeug heißt Block - oder Satzleim, und ist bestimmt für kleines Geld zu bekommen

ze-carioca 12.04.2013 18:58

Das ist schon mal ein guter Typ dem ich nachgehen werde. Danke.

Und was meinst Du zu Frage 1?

FrankDrake 12.04.2013 19:06

Ich bin ein guter Typ, danke :wink:

Im Ernst, TBs mit gelösten Blocks gibt es ohne Ende, ich habe bestimmt 40 Condor Marvels, für mich sind die Lesestoff ansonsten ohne Wert.

ze-carioca 12.04.2013 19:13

Und ich bin ein mieser Schnellschreiber :-) Sorry für den Lapsus!

Ansonsten habe ich das mit den gelösten Blocks genau so befürchtet. Ist schon recht ärgerlich irgendwie, aber was soll's. Danke für Deine Einschätzung.

Anton 13.04.2013 00:29

Möglicherweise sind die Guidler hier anderer Meinung, aber ich finde folgendes aus meiner Vergangenheit völlig normal.

In unserem Verlag, für den ich doch recht lange in verschiedenen Aufgaben tätig war, passierte es immer wieder, dass bestimmte Softcover-Ausgaben schon 'mal aus dem Leim gingen. Wenn dies geschah, dann hatte man zuerst den ganzen Umschlag in der Hand, und recht kurze Zeit danach auch noch einzelne Blätter.

Handelte es sich um eine Ausgabe, von der noch grosse Mengen vorhanden waren oder die sich nicht verkaufen liess, wurde sie schnellstmöglich in den Papierabfall geworfen und man griff nach einem anderen Heft. War die Ausgabe jedoch ein etwas wertvolleres Exemplar, ging man damit in die hauseigene Buchbinderabteilung, zahlte dem Buchbinder Gerhad ein Bier und liess es fachgerecht wieder zusammenkleben.

Hinterher wurde das Heft ganz normal als 'neu' in den Handel geworfen und man erzielte den dafür üblichen normalen Preis.

Während eines Jahres kam es schon dazu, dass 30 bis 40 Ausgaben gerichtet werden mussten. Und keinem Heft konnte hinterher eine Reparatur angesehen werden.

underduck 13.04.2013 00:37

Das grenzt ja fast schon an "Zustandszersetzung", Herr Anton! :D

Beim Verlag wurde also schon getrickst ... :floet:

Pilgrim 13.04.2013 06:35

Ich fürchte, so einfach ist das mit dem Zusammenleimen nicht. Wenn man den Block mit den Kleberresten wiederum in Kleber einbettet wird das nicht dauerhaft halten und auch unschön aussehen weil der Block aus dem Umschlag hervorragt.

user06 13.04.2013 12:33

Leider ist das auch meine Erfahrung. Den neuen Leim, geht auch mit normalem Klebestift, trägt man ja auf den alten Leim des Blocks auf. Das reicht zwar um die Tbs - oder z.B. auch Hethke Superhelden Alben aus der dunkelsten Phase :D - wieder verkaufsfördernd herzurichten ;), aber der Block ragt je nach Dicke der neuen Klebeschicht mindestens 1-2 mm aus dem Umschlag.
Zum Wert: Als Umschlag mit losem Block mindestens Abwertung bis Z. (3), neu geklebt kommt es darauf an, ob es der Käufer merkt...:zwinker:

Pilgrim 13.04.2013 12:50

Aber auch für dieses Problem gibt es eine Lösung aus dem schier endlosen Fundus des BSV Forums :D

Hier kann man sehr gut sehen, welcher Aufwand zu betreiben ist wenn man das richtig machen will. Anschaulich in Szene gesetzt von Ralf Leismann.

http://bildschriften.bplaced.net/for...readid=94&sid=

jakubkurtzberg 13.04.2013 13:57

Jau, der Beitrag ist wirklich gut.
Dem Album fehlen dann halt so ca. 3 mm...
Ist auch immer die Frage, ob sich der Aufwand lohnt. Ich habe schon diverse Taschenbücher und dicke Hit Comics en bloc mit Uhu geklebt. Hält bombenfest, riecht aber ein paar Tage. War auch nur bei Sachen, die ich weiterverkauft habe. Beschwert hat sich deshalb noch niemand.

Pilgrim 13.04.2013 17:51

Ich hab das damals mit zwei Feest Slaine Alben gemacht ( nachdem ich zwei Hethke Blattsammlungen verheizt hatte ) und das klappte perfekt. Jedesmal wenn ich die Serie wieder vorhole, fallen mir diese beiden Bände auf weil sie so komfortabel und Angstfrei zu lesen sind. ;)

user06 13.04.2013 17:57

Zitat:

Zitat von jakubkurtzberg (Beitrag 440420)
War auch nur bei Sachen, die ich weiterverkauft habe. Beschwert hat sich deshalb noch niemand.

So habe ich es auch immer gehalten. Bei Condor Tb usw. lohnt sich doch der Aufwand nicht.

Anton 13.04.2013 18:55

Zitat:

Zitat von Pilgrim
Ich fürchte, so einfach ist das mit dem Zusammenleimen nicht. Wenn man den Block mit den Kleberresten wiederum in Kleber einbettet, wird das nicht dauerhaft halten und auch unschön aussehen, weil der Block aus dem Umschlag hervorragt.

Zitat:

Zitat von Eymen
... Den neuen Leim, geht auch mit normalem Klebestift, trägt man ja auf den alten Leim des Blocks auf. ...

Ganz so einfach wurde das bei uns im Verlag nicht gemacht. Damit das Werk ohne Schäden blieb, wurden restlos alle (!) Blätter vorsichtig herausgetrennt. Dann besprühte man die Klebekanten mit einem Spray, wodurch die restlichen Klebereste aufweichten. Diese entfernte man sachte mit einer Rakel. Die dann einzelnen Blätter richtete man aus, spannte sie sauber in den Halterahmen, strich sie mit Kleber ein und liess sie ein wenig ruhen. Nachdem der Leim schon einigermassen hielt, entnahm man dem Rahmen den zusammengeklebten Block, bestrich ihn erneut ganz dünn mit Leim, und verband alles mit dem Umschlag.

Damit der Leim auch dauerhaft hielt, kam alles erneut in den Holzrahmen. Durch Schrauben liess sich der auf das Heft wirkende Druck verändern. Als alles trocken war, entnahm man das Heft und hatte wieder ein neues Exemplar in der Hand.

Für unseren Haus-Buchbinder war das keine Schwierigkeit, innerhalb von 90 Minuten war das Heft wieder 'neu'. Wobei für das Trocknen allein mehr als 60 Minuten aufgewendet wurden.

Pilgrim 13.04.2013 19:05

Kein erneuter Beschnitt? Aber gut, diese Variante mit dem Kleberauflösenden Spray ist mir neu....

user06 13.04.2013 19:08

Das ist schon wirklich professionell, viel Aufwand. Bei welchen (Ehapa-) Objekten wurde das gemacht, wenn es erforderlich war, Anton ?

G.Nem. 13.04.2013 19:48

Und noch'n Witz
 
Heinz + Eddy, zwei Comic-Sammler,
treffen sich im Museum und betrachten
dort eine Gutenberg-Bibel.

Heinz: Was meinst? Z3 oder?

Eddy: Z3 - niemals! Mehrfach restauriert,
Rücken geleimt, dass ist doch Schrott!
Der volle Betrug!!! Das Teil kannste nur
noch in die Tonne treten!
Nicht mehr sammelwürdig – Altpapier!

user06 13.04.2013 19:59

Du Sack :D !

Anton 13.04.2013 20:10

Die ersten Hefte, die auf diese Weise erneuert wurden, waren niedrige Nummern von Isnogud und von Albert Enzian. Obwohl keine Bestseller, waren plötzlich kaum noch intakte Ausgaben vorhanden. 'Einzelblattsammlungen' waren hingegen genug vorhanden. Weil aber die Nachfrage da war, fragten wir beim Haus-Buchbinder nach, was zu tun wäre und ob eine Verbesserung überhaupt möglich war.

Für ihn war diese Arbeit keine aufwändige Tätigkeit, und er machte das. War für ihn Abwechslung zur täglichen Routine. Weil ich das davor noch nie gesehen hatte, schaute ich einmal zu und kann heute deshalb den Ablauf erzählen.

Später betraf es allerlei Originalausgaben verschiedener Franzosen und Belgier, teilweise waren das alte Originale aus Frankreich, meistens von anderen Verlagen. Manche Hefte hatten sogar Widmungen, die man gerne behalten wollte.

jakubkurtzberg 14.04.2013 08:30

Interessant, dass der Aufwand bei Albert Enzian betrieben wurde. So ein richtiger Bestseller war das ja nicht. Andererseits wollte man vermutlich die Backlist für die Nachbestellungen aufrecht erhalten. Asterix-Alben werden garnicht so lange gelegen haben, dass es soweit kam. Da wurde ja regelmäßig nachgedruckt...

Anton 14.04.2013 17:04

Daniel, du hast schon recht.

Alte Asterix gehen gerne aus dem Leim, und auch BM und SM Superbände. Für die lohnte der Einsatz.

Was auch aus dem Leim ging, waren beispielsweise die Donald Duck 100-er. Da lohnte der Aufwand aber nicht. Als bei etlichen, pro Palette bei mehr als 3000 Exemplaren, der Umschlag nicht mehr klebte, entschied der Verlag, diese anders einzusetzen. Aus den Abertausenden entstanden die Donald Jumbo, ständig mit wechselndem Inhalt. Was bei der Herstellung dieser 'Sammelbände aus Resten' jedoch immer eingehalten wurde, waren vier verschiedene Ausgaben.

jakubkurtzberg 14.04.2013 17:57

Auch sehr informativ! Sammelbände sind immer ein Thema, danke!

user06 15.04.2013 07:59

Interessante Informationen, Danke Anton :top:


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