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Lothar 27.07.2022 15:55

Das Mosaik von Hannes Hegen - Comic in der DDR
 
Diese Mail erreichte uns heute.
Zitat:

Sehr geehrte Damen und Herren,
als Comic-Fans möchte ich Sie auf ein Video der LZT mit Prof. Lindner zu den Digedags aufmerksam machen.

https://youtu.be/9IBoEmwcJms

Er hat für die LZT eine Broschüre geschrieben, die kostenfrei (lediglich Portokosten) bei der LZT bestellt werden kann.
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
xxxxx, LZT

Chouette 27.07.2022 16:25

Cool, vielen Dank! :)

komnenos 28.07.2022 08:40

Na da sind ja ganz neue Erkenntnisse zutage befördert worden:
- Heft 1 mit einer Auflage >200.000
- bis Heft 6 farblich durchgezeichnet
- Digedags 1x in Russland
- Runkel zog in den Orient, um die Rüstung von Alexander dem Großen, die sein Vater vergraben hatte, zu holen
...
Die interessanteste Neuigkeit wurde aber bei Minute 16:10 aus der Originalaufnahme vom 26.07. wieder rausgeschnitten. Da hatte Lindner von 500.000 Originalen aus Hegens Archiv, die ins ZFL gelangt sind, gesprochen, wow! Wahrscheinlich sind sie noch gar nicht fertig mit Zählen....

Udo Swamp 28.07.2022 10:43

Wir können eben alle noch viel "dazu lernen." :D Ich bin mal gespannt, ob diese "Neuigkeiten" (und vielleicht noch andere) auch so in dieser neuen Broschüre enthalten sind. ;) Wir dürfen also weiterhin gespannt sein. ....

Meinrath 28.07.2022 11:33

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 788219)
- Digedags 1x in Russland

Es waren zweimal zwei Drittel der Digedags in Russland. Zweimal zwei Drittel ergibt vier Drittel, also 1,33333333... Gerundet: Einmal. Da hat er schon recht, der Herr Professor Lindner. ;)

komnenos 28.07.2022 11:47

Netter Versuch, aber er hat das eine Ereignis (Ziolkowski) ja klar benannt.
Aber vielleicht ist Katarina II., auf deren Geheiß bspw. die Stadt Cherson im Süden der Ukraine gegründet wurde, auch gerade politisch nicht so opportun, wer steckt schon in den gedanklichen Winkelzügen eines Historikers...

Meinrath 28.07.2022 12:00

Vielleicht ging er auch davon aus, dass Katharinas Herrschaftsbereich eine Exklave von Anhalt-Zerbst war.


komnenos 28.07.2022 13:17

Ja, die Art von Humor gefällt mir :top:
Die meisten Romanows hatten übrigens deutschstämmige Mütter, der Anteil russischen Blutes wurde so immer weniger. Irgendwann kam dann englisches Blut rein und mit ihm die Bluterkrankheit. Aber es nahm ja ohnehin kein gutes Ende.

komnenos 28.07.2022 18:09

Aus der Broschüre auf S. 30 zu Lona Rietschel:

2008 danach befragt, welches von deren Abenteuern ihr Höhepunkt gewesen sei, antwortete sie ,,Was Höhepunktcharakter bei mir hat, waren die Digedags-Geschichten. Bei den Abrafaxe-Geschichten wüsste ich nichts.''

Das ist schon hart und zeigt, dass da wohl was noch nicht bewältigt war.

Nafi ibn Azraq 28.07.2022 19:24

Es kann aber auch sein, dass einen die ersten Jahre, in dem man noch jung und alles neu ist, stärker in Erinnerung bleiben als die späteren.

komnenos 28.07.2022 19:52

Stärker als die 3 Haupthelden, die sie erstmals gestaltet hat und als deren ,,Mutter'' sie bis heute gilt.
Welche Mutter verleugnet denn ihre Kinder, mal überspitzt gefragt?

Nein, Lona wurde mit zunehmendem Alter von den Geistern der Vergangenheit eingeholt. Sie war Hegens Starzeichnerin, er hat sie geformt, zu ihm hat sie aufgeblickt, mit den Hegenbarths haben die Rietschels auch privat Kulturveranstaltungen besucht. Zu ihm ist sie noch ins Pflegeheim gegangen, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen und Aussagen wie die von 2008 fallen wohl auch schon darunter.
Ich habe sie erlebt, wie sie Angst hatte, die Hegen-Biographie zu lesen.

Es hätte dieses Zitates durch Lindner in der Broschüre nicht gebraucht, ich halte diese Aussage für nicht belastbar, auch wenn sie von Lona in welcher Situation und Emotion auch immer getätigt wurde.
,,Ist alles in meinen Bildern zu sehen''...so oder ähnlich hat Hegen früher vertiefende Fragen beantwortet.
Lonas Abrafaxe-Zeichnungen sprechen da auch eine eindeutige Sprache und die passt nicht zu dem Zitat.

Was wohl wahr ist, ist das ihr der Bruch 1975 spätestens im Alter zu schaffen machte.
Selbst der härter gesottene Dräger wollte sich ja angeblich 2012 in Leipzig bei der Ausstellung im ZFL mit Hegen versöhnen. Hegen konnte aber nicht kommen und selbst wenn, weiß ich nicht, ob er Dräger verziehen hätte.

Chouette 28.07.2022 22:46

Ich würde auch Lindner nicht unreflektiert jeden diesbezüglichen Satz glauben, bzw. zumindest mal für möglich halten, dass ein wenig Kontext fehlt. Wenn er im oben verlinkten Video dem Mosaik ab 1976 Humor und Tiefgang abspricht, fällt mir mindestens mal Österreich/Ungarn als Gegenbeispiel ein, das der Runkel-Serie und auch Amerika diesbezüglich in Nullkommanichts nachsteht. Im Gegenteil.
Mir scheint da ein vergraulter Fan seinen Groll auch nach 46 Jahren noch nicht überwunden zu haben. Wie einst Reni. Der schrieb die Geschichten weiter, Lindner halt immer und immer wieder über Hegen.
Nimmt sich jetzt nicht so viel. :weissnix:
Renis Nummer fand ich dann im Ganzen betrachtet einen Ticken kreativer. :)

Udo Swamp 28.07.2022 23:06

Sehe ich auch so, Reni war da kreativer, wenn er auch sonst nicht ganz unumstritten war, in seiner Art und Form. Er hatte sogar zum Schluss die Abrafaxe gelesen und fand zumindest manches sogar nicht schlecht. Von Lindner selbst weiß ich, und er gab es mal zum besten, dasdie Amerika-Serie eigentlich sehr schlecht sei und diese auch nicht wirklich richtig gelesen hatte, da er schon aus dem Kinder- und Jugendalter dazumal raus war. Die Abrafaxe hatte Lindner ebenfalls komplett abgelehnt und ignoriert.

underduck 28.07.2022 23:08

Ich habe diesen Link und das Zitat ohne Prüfung und eigenes Urteil hier eingestellt, da ich mir zum Thema kein eigenes Urteil machen kann.

Ich hoffe, es gibt damit keine Probleme. Ich kenne weder den Prof. B. Lindner, noch den Versender Herrn M. Panse.

komnenos 28.07.2022 23:38

Das ist schon ok, die LZT schreibt ja auch im Vorwort, dass sie keine Verantwortung für den Inhalt übernimmt.
Aber es ist schon erstaunlich, wie hier unterstützt durch staatliche Institutionen und damit auch finanziert durch Steuergelder einerseits fehlerhafte Aussagen getroffen werden und dann noch ohne tiefgehende Kenntnis der betroffenen Personen Meinungsmache gegen die Begründer des Abrafaxe-Mosaiks betrieben wird. Die Aussagen zu Lothar Dräger im Video waren ja ausgesprochen despektierlich.
Wenn B. Lindner sich mit Lona Rietschel bzw. Lothar Dräger so ausführlich auseinander gesetzt hätte wie mit Hannes Hegen, und dann zu solchen Aussagen kommt, dann wäre das ok gewesen. Aber das hat er meines Wissens nicht getan.
Und mit dem Abrafaxe-Mosaik hat er sich ja anscheinend auch nicht wirklich tiefgehend beschäftigt.
Insofern ist insbesondere das Video keine wirkliche Bereicherung und die Broschüre wäre in meinen Augen besser ohne die Aussagen zum Bruch von 1975 ausgekommen. Das Thema ist zu komplex, um es in so einer Minibroschüre in ein paar Sätzen abzuhandeln, die dann aber so gewaltige Aussagen beinhalten.

Udo Swamp 28.07.2022 23:55

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 788322)
Aus der Broschüre auf S. 30 zu Lona Rietschel:

2008 danach befragt, welches von deren Abenteuern ihr Höhepunkt gewesen sei, antwortete sie ,,Was Höhepunktcharakter bei mir hat, waren die Digedags-Geschichten. Bei den Abrafaxe-Geschichten wüsste ich nichts.''

Das ist schon hart und zeigt, dass da wohl was noch nicht bewältigt war.

Diese Aussage hatte Lona, wohl tatsächlich gemacht. Prof. Lindner hat diese Aussage aus unseren Dresdner Fanzine Mosa.X 5 entnommen. Wir hatten damals Lona Rietschel zu einer Wanderung in die Sächsische Schweiz eingeladen und ein Interview mit ihr geführt. Das ganze Interview wurde aufgezeichnet und anschließend wurde von Carsten Münch ein Beitrag dazu für das Mosa.X geschrieben. Die Audio-Datei ist auch noch da, und die Aussage von Lona, dürfte daher auch belastet sein, sowie ist sie daher verifizierbar. So stand es im Mosa.X 6 und ist in der Audio-Datei nachzuhören:
Zitat:

Welches von den Abrafaxe–Abenteuern würdest du als deinen persönlichen Höhepunkt bezeichnen? Wo war es nicht so, dass dein persönliches Herzblut drin steckte?

Was Höhepunktcharakter bei mir hat, waren die Digedags–Geschichten. Bei den Abrafaxen wüsste ich nichts. Der große Knüller war schon die RitterRunkel–Serie. Es war die schönste aller Serien, sowohl von der Geschichte als auch von den Zeichnungen. Sie war aber auch zum großen Teil die Idee von Herrn Hegenbarth. Es ist schon komisch, denn auch Lothar Dräger erinnert sich am liebsten an die Runkel–Geschichten, obwohl er nachher viele Jahre das Mosaik geleitet und sich neue Geschichten ausgedacht hat.

komnenos 29.07.2022 06:39

Danke Dir. Wenn sie es in so einer Situation gesagt hat, dann ist die Aussage natürlich belastbar. Als Quelle angeführt hat B. Lindner das MosaX, es gibt diesmal ein Literaturverzeichnis, er hat es nur nicht zu den einzelnen Punkten im Text verlinkt.
Die Ausnahmestellung der Runkelserie würden wohl die meisten Macher und Fans so unterschreiben.
Wenn man so ein Zitat in den Kontext des Bruchs von 1975 und der damit einhergehenden (Selbst-)Ausbootung Hegenbarths stellt, gewinnt es jedenfalls an Schärfe.

Ein bisschen betroffen macht es mich aber dennoch, wie Lona da auf ihre Abrafaxe-Zeit blickt. Bei so einer Wanderung sollte man ja auch entspannt sein und sich eher nicht von schlechten Gedanken an die Ereignisse von 1975 leiten lassen, sondern eher im Sinne von Nafis Aussage weiter oben alte Zeiten hochleben lassen.

Der Verweis auf Hegenbarth, und dass die Runkelserie ja im wesentlichen von ihm gestaltet war, zeigt ihre Verehrung für ihn als künstlerischen Leiter, was ja auch einher geht mit ihrer öffentlichen Aussage bei einer Buchmesse in Leipzig, dass sie ab 1976 keinen richtigen künstlerischen Leiter mehr hatten.
Da ging sie mit ihrer Einschätzung bezüglich Dräger wohl eher mit Lindner konform.
Dennoch würde ich sagen, dass gerade die ersten Abrafaxe-Jahrgänge nicht von schlechten Eltern waren, wie man so schön sagt, auch wenn sich diese vielleicht nicht so mochten, sondern eher in einer Zweck- (um nicht zu sagen Schicksals-) gemeinschaft steckten.
Das Ende von Drägers Mosaikzeit und Drägers Interview 1990 im Comicjahrbuch und letztlich Lonas Zitat aus dem MosaX lassen jedenfalls ahnen, dass die Zeit ab 1976 doch auch anstrengend war in einem Sinne, wie Hegen es gar nicht zugelassen hätte.

Wilhelm Bauer 29.07.2022 06:55

Ich finde den Hinweis auf die Publikation gut. Auch und gerade weil man inhaltlich nicht übereinstimmt, regt sie doch zur Reflexion und Diskussion an. Auch der Blick auf die anderen Publikationen der LZT lohnt sich.

Nante 29.07.2022 07:25

Ich habe das Heft jetzt noch nicht gelesen. Darum bin ich vielleicht auch nicht ganz objektiv.

Aber was Ihr bis jetzt über Lindner schreibt, wundert mich eigentlich nicht wirklich. Sein Buch "Die drei Leben..." habe ich weniger als Bio-, denn als Hagiographie verstanden. Meiner Meinung nach kann er für einen wirklichen Biographen nicht den nötigen Abstand zum Objekt seiner Bewunderung einhalten.

Thomas Kramer hat seine Bücher damals nicht umsonst Fan-Buch genannt. Er wußte, warum.

komnenos 29.07.2022 09:53

Ja Hagiographie war und ist ein schöner Begriff, den Du da eingeführt hast.;)

Mal noch ein anderer Punkt: Lindner schreibt in der Broschüre:

Allein das Konvolut freier Arbeiten auf Papier umfasst über 20.000 Blatt. Sie gehören ebenso wie die knapp 30.000 Mosaik-Zeichnungen zu der Schenkung, ...

Ob diese Zahlen nun belastbar sind...? Wenn es so wäre, dann hätte das ZFL bisher nur ein gutes Drittel der Mosaikzeichnungen online gestellt. Ich hatte bisher angenommen, zumindest der Mosaik-Teil der Schenkung wäre komplett online einsehbar. Ich meine, wir reden hier immerhin von 13 Jahren Aufarbeitungszeit. :flop:

Und noch ein Punkt, diesmal muss ich mich korrigieren und habe es oben schon getan. Die Broschüre enthält ein Literaturverzeichnis und auch das entsprechende MosaX-Gespräch ist angeführt, nur halt nicht mit der entsprechenden Textpassage verlinkt.

Chouette 29.07.2022 11:37

Zitat:

Zitat von underduck (Beitrag 788367)
Ich habe diesen Link und das Zitat ohne Prüfung und eigenes Urteil hier eingestellt, da ich mir zum Thema kein eigenes Urteil machen kann.

Ich hoffe, es gibt damit keine Probleme. Ich kenne weder den Prof. B. Lindner, noch den Versender Herrn M. Panse.

Alles gut, underduck. Wir diskutieren doch bloß Lindners Aussagen.

kathleen 30.07.2022 22:03

Auch ich habe wieder vom Herrn Prof. dazulernen dürfen. Es scheint eine Diaserie zu geben von der kompletten Runkelserie, meine geht leider nur bis Heft 112 und umfasst auch nur 24 Ausgaben. Wenn jetzt bekannt wird, dass die Auflage von Heft 1 doch doppelt so hoch war wie die Verlagsarchivquellen aufzeigen, wird sicher der Preis im nächsten Preiskatalog deutlich nach unten korrigiert werden müssen. Die Gegenfinanzierung der Verlagspublikationen ist natürlich korrekt, allerdings sollte es ausgerechnet nicht Bummi sein, welche als Zeitschrift rote Zahlen schrieb. Bitte noch mal nachschauen!
Sehr interessant auch die Übernahme aller Rechte durch Tessloff und zwar direkt vom Verlag Neues Leben. Ich vermute die Verhandlungen liefen direkt mit Herrn Peterson ;). Interessant auch die vielen Versuche von Herrn Peterson, die bisher fehlschlugen um Gegenbilderhefte zu entwickeln. Ich vermute es handelt sich hier wieder um Quellen, auf die wir keinen Zugriff haben.
Wenn ich die Runkelserie so lese finde ich auch natürlich in fast jedem Heft versteckte DDR Alltagsprobleme. Strotzt ja nur so davon die Serie, so dass mir auf die schnelle kein Einziges dieser Alltagscomedybeispiele einfällt, aber ist trotzdem so, muss so sein, geht doch gar nicht anders. Ich meine wem geht es nicht so, selbst als Kind war mir das immer bewusst und bis heute frage ich mich auch wie die vom Vater vergrabene Rüstung Alexander d. Großen dann doch in den persischen Golf gelangte. Egal, Bernd wird es uns wissen lassen, vieleicht.

Sinus_Cosinus 02.08.2022 22:53

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 788219)
Na da sind ja ganz neue Erkenntnisse zutage befördert worden:
- Heft 1 mit einer Auflage >200.000
....

Ja, bei dem youtube-Video dachte ich auch erst mal "Oh, Gott!". In der Broschüre stehts dann aber richtig mit 150.000

Sinus_Cosinus 02.08.2022 22:58

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 788322)
Aus der Broschüre auf S. 30 zu Lona Rietschel:

2008 danach befragt, welches von deren Abenteuern ihr Höhepunkt gewesen sei, antwortete sie ,,Was Höhepunktcharakter bei mir hat, waren die Digedags-Geschichten. Bei den Abrafaxe-Geschichten wüsste ich nichts.''

Das ist schon hart und zeigt, dass da wohl was noch nicht bewältigt war.

So wie udo_swamp schon erklärte, stammt das Zitat aus dem MosaX. Leider nicht verlinkt, wie du schon richtig festgestellt hast.... Hart klingt das schon, aber glaubwürdig, denn ich habe auch später mal mit ihr persönlich sprechen können (beimTdoT?) und sie hat immer von den Digedags geschwärmt. Runkel war eindeutig ihr Highlight. Und so würde ich das auch interpretieren: Nicht die Abrafaxe waren schlecht, sondern Runkel außergewöhnlich gut und prägend. Damit hat sie ja auch recht.

Sinus_Cosinus 02.08.2022 23:04

Zitat:

Zitat von kathleen (Beitrag 788726)
...Egal, Bernd wird es uns wissen lassen, vieleicht.

Es ist ja nun hinlänglich bekannt, dass der Herr Lindner nicht ganz so sattelfest ist, was die Fakten angeht. Deswegen habe ich mir auch seine "Drei Leben..." nicht gekauft (bekam die TB-Ausgabe irgendwann mal geschenkt). Und wenn es die Broschüre nicht kostenlos gegeben hätte, würde ich die jetzt auch nicht in den Händen halten.
Grundlegend stört mich seine Ungenauigkeit in Zahlen eher weniger. Aber so wie komnenos schon schrieb, das gezeichnete Bild für den Otto-Normalverbaucher finde ich viel verhehrender. Mangels nötiger Distanz zum Interviewpartner. In der Taschenbuch-Variante kann ich mich jetzt auch nicht an kommunizierte Sichtweisen anderer Standpunkte (z.B. von Lona oder Lothar) erinnern. Sowas würde für mich bei so einer streitbaren Person wie Hegen in einer Biographie dazu gehören.

pteroman 03.08.2022 12:16

Zitat:

Zitat von Chouette (Beitrag 788361)
Ich würde auch Lindner nicht unreflektiert jeden diesbezüglichen Satz glauben, bzw. zumindest mal für möglich halten, dass ein wenig Kontext fehlt. Wenn er im oben verlinkten Video dem Mosaik ab 1976 Humor und Tiefgang abspricht, fällt mir mindestens mal Österreich/Ungarn als Gegenbeispiel ein, das der Runkel-Serie und auch Amerika diesbezüglich in Nullkommanichts nachsteht. Im Gegenteil.
...

Ich möchte dir bestimmt nicht deine leuchtenden Kindheitserinnerungen an die ersten Faxe-Abenteuer absprechen (wie könnte ich auch), wir sind ja alle durch ähnliche Sachen geprägt worden. Nicht umsonst kaufen sich jede Menge Erwachsener alte Kassetten mit den 3 Fragezeichen, um diesen mit strahlenden Augen zu lauschen. Oder emulieren alte Gameboy-Spiele auf ihren Rechnern. Oder rennen - selbst schon Eltern - in Filme mit den Ninja Turtles, Mario Bros., Wickie, Bibi Blocksberg etc. Da gibts ja eine ganze Abschöpfindustrie, welche den kaufmännischen Wert sentimentaler Kindheitserinnerungen clever auszubeuten versteht. Warum auch nicht.

Aaaber die Runkelserie mit der Österreich/Ungarn-Serie der Faxe gleich oder sie gar darüber zu setzen. Hmtja.

Dann leg doch mal ein paar aufgeschlagene Runkelhefte vor dir auf einen großen Tisch und darunter deine geliebte Serie und blättere mal unbefangen durch. Es gibt ja jenseits des eigenen Geschmacks durchaus ein paar Parameter, nach denen man Comics bewerten könnte. Bild- und Seitenaufbau (hier besonders die Doppelseite, die Hegen stets im Blick hatte, Dräger aus meiner Sicht weniger; beim Digedon ist uns das auch wichtig), Figurenensemble, Kostüme, Gestik, Mimik, Hintergründe, Zierrat, Dialoge, Erzählung aus dem Off, Metaebene (Story in der Story), Farbgebung, Schattierungen (bis hin zur unnötigen Schraffur bei den Faxen), Spannweite der Handlung, Nebenhandlungen, erzählerische Rafinesse etc.

Vermutlich schneiden die eher blassen Faxe meist schlechter ab, bei allen Höhepunkten, die du ihnen zubilligen möchtest. Ich hab sie ja auch gelesen, aber ich empfand sie durchgehend als nachgeahmt. Eigentlich hätten die drei Figuren "ab", "ge" und ""kupfert" hißen müssen. Wir haben uns schon mal an anderer Stelle darüber verbreitet - warum eigentlich wieder drei Kobolde mit schwarzrotgoldenem Haar? Warum nicht zwei Mädchen, vier Hunde oder ein dimensionswechslnder Tausendfüßer? Es gab wohl auch das Zitat irgendeines zu Recht vergessenen Politbonzen, der meinte, wenn die Abrafaxe den Digedags nur genug glichen, würden die Pioniere den Unterschied kaum merken. Ha! Der kannte seine Pioniere aber schlecht. Wem wollte er denn ein F für ein D vormachen?

Also bei aller heißblütigen Liebe zu den Faxen - selbst die Macher sahen ein, dass es nichts weiter waren als schwachbrüstige Epigonen, die ihren Vorbildern nicht das Wasser reichen konnten.

Rookie 03.08.2022 13:41

Zitat:

Zitat von Sinus_Cosinus (Beitrag 789130)
In der Taschenbuch-Variante kann ich mich jetzt auch nicht an kommunizierte Sichtweisen anderer Standpunkte (z.B. von Lona oder Lothar) erinnern. Sowas würde für mich bei so einer streitbaren Person wie Hegen in einer Biographie dazu gehören.

Aber nicht, wenn sie aus dem Zusammenhang oder in verfälschter Intension zitiert werden. Lona hat sicher nicht gemeint, dass es bei den Abrafaxen keine Höhepunkte gab. Aber natürlich fällt einem immer die Runkel-Serie als Beispiel ein. Das würde mir sicher ähnlich gehen. Auch Dräger sprach ja mal über die Abrafaxe als "Zwischenphase" auf einer Lesung seiner Runkel-Romane.Da war es einfach die unpassende Frage in dem Moment und er hat sich darüber geärgert. Das er aber seine Autorenleistung bei den Faxen gar nicht schätz, wage ich zu bezweifeln.

Und Ptero mit seinen Epigonen, ich könnte mich jedes Mal kringeln.:grins:

gbg 03.08.2022 14:12

Hagiographie, #Nante dafür ein Mosaik-Sternchen… :D

Chouette 03.08.2022 15:17

Zitat:

Zitat von pteroman (Beitrag 789172)
Ich möchte dir bestimmt nicht deine leuchtenden Kindheitserinnerungen an die ersten Faxe-Abenteuer absprechen (wie könnte ich auch), wir sind ja alle durch ähnliche Sachen geprägt worden.[...]
Dann leg doch mal ein paar aufgeschlagene Runkelhefte vor dir auf einen großen Tisch und darunter deine geliebte Serie und blättere mal unbefangen durch.

Ui, jetzt wird's glaub wild, und ich habe Angst, dass du zu mir nach Hause kommst und mich windelweich verkloppst.
Aaaalso: Die Ö/U-Serie um Hans Wurst hab ich zuletzt vor ca. 5 Jahren gelesen, aber natürlich nicht zum ersten Mal. Die Runkel-Serie ist bei mir tatsächlich fast 20 Jahre her. Ich war noch nie der allergrößte Fan. Aber ich bin selbstkritisch genug, um die Schuld zu allererst bei mir zu suchen.
Als Tilbergs und Hötzendorfers Meisterwerk im November erschien, hab ich das zum Anlass genommen, um einen neuen Runkelversuch zu starten. Schließlich wollte ich das neue Buch mit allen Einzelheiten genießen.
Ich hab mich durch die ersten drei Sammelbände regelrecht durchgequält, immer wieder quer gelesen und bei Band 4 schließlich aufgegeben. Keine Gags, die nach 20 Jahren noch zündeten, kein aufkommendes Spannungsgefühl, langatmige Erzählweise, mit den Abenteuern auf der Teufelsbrüderburg als Tiefpunkt, überzeichnete Nebenfiguren ... kurz: Warum ausgerechnet die Runkel-Serie das Highlight der Mosaik-Geschichte darstellen soll, hat sich mir wieder nicht erschlossen. Und ich war echt gewillt!
Erzählerisch mit Sicherheit nicht Drägers Meisterstück: Erst Venedig, dann Genua, nochema Venedig, irgendwo im Umland, eine Ewigkeit auf der Piratenburg ... boah, ey. Laaaangweilig. Und dann hab ich's erst mal sein lassen. Irgendwann lese ich weiter, wenn ich nichts mehr zu Hause auf dem Lesestapel hab, was ich interessanter finde.
Die Digedag-Queste war gut, aber wie sich Dig und Dag dann immer die Elebnisse des Langen anhand kürzester Kritzeleien heftefüllend herbeigedichtet haben, war zumindest ein fragwürdiges Stilmittel.
Ich mag fast alle Digedags-Serien lieber als Runkel. Den Humor der Weltraum-Serie und in Rom, die Spannung in der Amerika-Serie, das Interessante an der Erfinder-Serie ... nur mit Runkel werde ich einfach nicht warm. Und es tut mir wirklich von Herzen leid. Insofern muss ich dir antworten:


Zitat:

Zitat von pteroman (Beitrag 789172)
Aaaber die Runkelserie mit der Österreich/Ungarn-Serie der Faxe gleich oder sie gar darüber zu setzen. Hmtja.

Nee, setze ich nicht gleich. Runkel kommt bei mir deutlich weiter hinten. Die Militärklamotte um den falschen Prinzen mit Califax als Regimentskommandeur und das fulminante Ende stehen bei mir deutlich höher im Kurs. Ich kann mir, genau wie du meine Liebe zu den Faxen, die Liebe zur Runkel-Serie nur mit romantischen Kindheitserinnerungen erklären.

Was ich einschränkend sagen muss: Zeichnerisch mag ich kein Urteil fällen bzw. deinem nicht widersprechen. Da müsste ich wirklich noch mal vergleichen. Aber Ö/U war diesbezüglich großartig. Runkel sicherlich weltklasse.

underduck 03.08.2022 15:32

:floet: Ist das schonmal vorgekommen, dass sich User zu Hause auflauern und sich windelweich verkloppen? :kratz:

Chouette 03.08.2022 15:34

Es gibt zumindest keine Überlebenden, die davon berichten könnten. Zum Glück ist der pteroman ein ziemlicher Lauch. Aber gewitzt! Dem traue ich zu, dass er mich mit Pflaumenmus bekleckert.

Nante 03.08.2022 16:15

Oder "honigt und federt" . :D

Chouette 03.08.2022 16:24

Heijeijei! :eek:

quarknagus 03.08.2022 21:46

Zitat:

Zitat von Chouette (Beitrag 789194)
#

Ich mag fast alle Digedags-Serien lieber als Runkel. Den Humor der Weltraum-Serie und in Rom, die Spannung in der Amerika-Serie, das Interessante an der Erfinder-Serie ... nur mit Runkel werde ich einfach nicht warm. Und es tut mir wirklich von Herzen leid. Insofern muss ich dir antworten:



...Ich kann mir, genau wie du meine Liebe zu den Faxen, die Liebe zur Runkel-Serie nur mit romantischen Kindheitserinnerungen erklären.

Was ich einschränkend sagen muss: Zeichnerisch mag ich kein Urteil fällen bzw. deinem nicht widersprechen. Da müsste ich wirklich noch mal vergleichen. Aber Ö/U war diesbezüglich großartig. Runkel sicherlich weltklasse.



Jetzt bin ich wirklich beruhigt. Ich dachte schon es geht mir alleine so und habe nicht gewagt es zu erwähnen, aus Angst vor der Rache von Runkels Rächer. :zwinker:

Aber da ich nun nicht mehr allein bin, muss ich mich auch nicht mehr vor dem Pflaumenmus fürchten. Insofern also von meiner Seite 100% Zustimmung Chouette zu Deinem Beitrag, nicht nur zu den hier von mir zitierten Auszügen sondern in Gänze :top:.

Grundsätzlich ist für mich ein Direktvergleich zwischen Digedags und Faxen auch ein bisschen wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Beide haben in meinen Augen ihren "eigenen Charme" und haben sich im Laufe der Jahre auch unterschiedlich entwickelt. Besser oder Schlechter liegt hier m.E. doch sehr im Auge des Betrachters und für mich selbst stellt sich die Frage eigentlich gar nicht wirklich. Dennoch, wenn man schon einen Vergleich anstellt, so teile ich , wie bereits erwähnt Chouettes Meinung.

Das Heft von Lindner ist auch in meinen Augen sehr stark auf Hegen-Verehrung fixiert - dennoch lesenswert, wenn man es nicht gerade als Mosaigeschichtskunkundiger liest. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass potentiell neue Leserschaft von den Faxen abgeschreckt wird, bevor sie sich selbst ein Bild davon machen konnten.

Danke underduck für den Hinweis bezügl des Heftes trotz der kontroversen Diskussion übrigens.

Nante 04.08.2022 08:10

Mhm, hätte nicht gedacht, daß ich mich in einer Diskussion zu DIESEM Thema mal eher auf die Seite von Pteroman schlage. :kratz:

Was Witz und Erzähldichte und teilweise auch die Zeichnungen angeht, liegt bei mir die späte (!) Erfinderserie auch vor Runkel. Und die Ö.-U- Serie ist auch super erzählt und weist auch zeichnerisch viele Glanzpunkte auf.

ABER: Was die epische Erzählweise, die immer wieder eingestreute (wenn auch nicht immer sonderlich korrekte) historische Wissensvermittlung und den fast bis zum Schluß aufrecht gehaltenen Spannungsbogen angeht, kann die Ö.-U-Serie da einfach nicht mithalten.
Vor allem hat sie mit der Figur Runkel eine "Nebenfigur", die alle anderen sowohl bei den Dagsen als auch bei den Faxen in den Schatten stellt und gerade bei letzteren bei ähnlich angelegten Figuren immer wieder Vergleiche provoziert, die wenig schmeichelhaft ausfallen.

pteroman 04.08.2022 08:28

Zitat:

Zitat von Chouette (Beitrag 789199)
Es gibt zumindest keine Überlebenden, die davon berichten könnten. Zum Glück ist der pteroman ein ziemlicher Lauch. Aber gewitzt! Dem traue ich zu, dass er mich mit Pflaumenmus bekleckert.

Mein lieber Verfaxter, natürlich ist alles, was du über Dixe/Faxe sagst, so falsch, dass nicht mal das Gegenteil richtig ist.

Aber vermutlich trifft das mit den romantisierenden Kindheitserinnerungen auf jede Generation zu. Habe vor vielen Jahren bei Skodzik immer wieder Scharen alter Männer gesehen (bin wohl inzw. selbst so alt), welche mit wässrigen, nichtsdestoweniger leuchtenden Äuglein zentnerweise Wäscher-Nachdrucke erwarben. Fand ich seltsam, halte ich den Hansrudi doch für einen der schlechtesten Comiczeichner Deutschlands. Kann keine Menschen, keine Gesichter, keine Pferde, keine Landschaft, keine Perspektive, strichelt alles zu und seine Farben waren grauenerregend. Aber wer in den Fuffzigern Steppke war, kam an ihm nicht vorbei und der wohlig verklärte Blick auf die verpfuschte Kindheit macht aus den Krakeleien anbetungswürdige Comickunst.

Und Lauch weise ich entschieden zurück! Rübe, Bandwurm, ausgelutschte Mopspelle - bidde! Aber Lauch? Wenn ich auf einen Tisch steige, bin ich immerhin fast einsdreißich groß und meinen Taillenumfang hätte mancher gern am Bizeps!

Also hüte dich, Ketzer, vor dem Armageddon im Wasserglas!

Rookie 04.08.2022 08:33

Ich mochte Runkel als Figur nie. Auch als Kind nicht. Er war mir direkt unsympathisch und im wahren Leben hätte ich mich mit so einem Typen nie angefreundet. :P

Nafi ibn Azraq 04.08.2022 10:20

Also ich habe mich als Kind immer über Runkel weil seiner Großmäuligkeit geärgert. Gleichzeitig waren sie und seine Tolpatischigkeit natürlich die Handlungstreiber in der gleichnamigen Serie, die auch meine Lieblingsserie ist, schon wegen dem ausgiebigen Aufenthalt in Byzanz und im Orient. Gerade die frühen Abrafaxeserien müssen dahinter aber nicht zurückstehen! Dalmatien, Österreich-Ungarn haben so viele tolle Einfälle und Witz. Auch die Alexanderserie lese ich immer wieder gerne.

Chouette 04.08.2022 10:29

Zitat:

Zitat von pteroman (Beitrag 789338)
Mein lieber Verfaxter, natürlich ist alles, was du über Dixe/Faxe sagst, so falsch, dass nicht mal das Gegenteil richtig ist.

Orrr, Schurke, das war gemein! Warte nur, wenn wir uns das nächste mal sehen, verlange ich Satisfaktion! In Form von Schnick Schnack Schnuck, vielleicht. Ohne Brunnen!

Nante 04.08.2022 10:31

Wieso? Bist Du da als Kind mal reingefallen. :D

Chouette 04.08.2022 10:35

Brunnen verschiebt das stochastische Gleichgewicht. Wer vernünftig schnicken, schnacken oder schnucken will, verabscheut Brunnen-Spieler zutiefst.

Nante 04.08.2022 10:41

Nach welchen Regeln spielt Ihr?

So, wie ich das spiel kenne, gibt es zwei Komponenten (Papier und Brunnen) mit 2+ und 1- und auch zwei (Stein und Schere) mit 1+ und zwei -

Chouette 04.08.2022 10:47

Ohne Brunnen haben Stein, Schere und Papier jeweils 1+ und 1-.

Chouette 04.08.2022 10:48

Ist ja auch so logisch, denn bei vier Dingen müsste es ja Schnick Schnack Schnuck Schnock heißen.

kathleen 04.08.2022 20:29

Zitat:

Zitat von Sinus_Cosinus (Beitrag 789128)
Ja, bei dem youtube-Video dachte ich auch erst mal "Oh, Gott!". In der Broschüre stehts dann aber richtig mit 150.000

Im Verlagsvertrag und auch in den Unterlagen die gbg im Katalog für die Auflagenzahlen nutzte wird bei Heft 1 eine Auflage von 100.000 ausgewiesen. Ab Heft 2 dann erst besagte 150.000. Einzig und allein ein Leserbrief (von Hegenbarth selbst) auf die Frage "gibt es denn keine mutigen Verlage mehr" von 1956 wird die Auflage für Heft 1 mit 150.000 beziffert.

pteroman 04.08.2022 21:55

Zitat:

Zitat von Chouette (Beitrag 789358)
Orrr, Schurke, das war gemein! Warte nur, wenn wir uns das nächste mal sehen, verlange ich Satisfaktion! In Form von Schnick Schnack Schnuck, vielleicht. Ohne Brunnen!

Abärrr gärrrn!
Was du jetzt nicht weißt: In meiner Münchner Kiffer-WG-Zeit haben wir das Schnickschnackschnuck mal aufgebohrt, weil uns das mit dem Brunnen auch aufgefallen ist. Also haben wir auf neun Zeichen erweitert (jedes schlägt vier und verliert gegen vier). Wurde dann von etlichen Leuten frenetisch gespielt. Spielplan aus den 80ern hab ich noch ...

Sinus_Cosinus 04.08.2022 23:28

Zitat:

Zitat von Rookie (Beitrag 789181)
Aber nicht, wenn sie aus dem Zusammenhang oder in verfälschter Intension zitiert werden. Lona hat sicher nicht gemeint, dass es bei den Abrafaxen keine Höhepunkte gab. Aber natürlich fällt einem immer die Runkel-Serie als Beispiel ein. Das würde mir sicher ähnlich gehen. Auch Dräger sprach ja mal über die Abrafaxe als "Zwischenphase" auf einer Lesung seiner Runkel-Romane.Da war es einfach die unpassende Frage in dem Moment und er hat sich darüber geärgert. Das er aber seine Autorenleistung bei den Faxen gar nicht schätz, wage ich zu bezweifeln....

Das alles widerspricht doch aber meiner Aussage im posting VOR deinem zitierten nicht
Zitat:

Zitat von sinus_cosinus
...Runkel war eindeutig ihr Highlight. Und so würde ich das auch interpretieren: Nicht die Abrafaxe waren schlecht, sondern Runkel außergewöhnlich gut und prägend. Damit hat sie ja auch recht.

:kratz:

Sinus_Cosinus 04.08.2022 23:36

Zitat:

Zitat von kathleen (Beitrag 789476)
Im Verlagsvertrag und auch in den Unterlagen die gbg im Katalog für die Auflagenzahlen nutzte wird bei Heft 1 eine Auflage von 100.000 ausgewiesen. Ab Heft 2 dann erst besagte 150.000....

Stimmt. Petra Kock hat ja die selben Quelle benutzt und auch die gleiche Aussage getätigt.

Rookie 06.08.2022 07:20

Zitat:

Zitat von Sinus_Cosinus (Beitrag 789498)
Das alles widerspricht doch aber meiner Aussage im posting VOR deinem zitierten nicht

:kratz:

Nicht du hast das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen, sondern es wird von Herrn Lindner in seiner Broschüre falsch benutzt. Das wollte ich mit meinem Post nochmal unterstreichen. :top:

AboOldie 06.08.2022 22:29

Da mit der Broschüre wieder einmal der Digedags-versus-Abrafaxe-Vergleich aufkommt stelle ich mal ein Gedankenexperiment zur Diskussion:
Hegen hätte nicht das Copyright für Dig, Dag und Digedag gehabt.
Wir hätten also 223 Digedags-Mosaiks mit Hegen und 560 Digedags-Mosaiks ohne Hegen.
Ich denke, wir hätten genau die 560 Hefte mit den Geschichten, die wir jetzt auch gelesen haben.
Nur ohne diese Diskussion.
Auch bei anderen sehr langlaufenden Serien wechseln wie selbstverständlich irgendwann einmal die künstlerischen Leiter.

komnenos 06.08.2022 23:04

Ja, solche Gedankenexperimente kenne ich noch aus Vorlesungen zur Physikalischen Chemie, es wird nur ein Parameter geändert und alles Andere bleibt konstant. Das sind immer Modellbetrachtungen gewesen, die Realität ist in der Regel eine Andere.
Im konkreten Fall wäre die Digedags-Orientserie wahrscheinlich nicht schon nach 12 Heften beendet worden, sie war ja länger angedacht. Auch weitere schon konzipierte Reiserouten der Digedags wären vielleicht zum Tragen gekommen. Es hätte auch keine Notwendigkeit bestanden, ein Spassmacherkonzept zu entwickeln, um sich zu unterscheiden. Auch das Charakterprofiling der Abrafaxe wäre entfallen, und das hatte ja durchaus auch immer wieder Einfluss auf das Storytelling.
Und wenn die Qualität unter dem neuen künstlerischen Leiter gelitten hätte, hätte man wohl trotz Digedags diskutiert, dass unter Hegen alles besser war.

Udo Swamp 06.08.2022 23:36

Zitat:

Zitat von AboOldie (Beitrag 789773)
Da mit der Broschüre wieder einmal der Digedags-versus-Abrafaxe-Vergleich aufkommt stelle ich mal ein Gedankenexperiment zur Diskussion:
Hegen hätte nicht das Copyright für Dig, Dag und Digedag gehabt.
Wir hätten also 223 Digedags-Mosaiks mit Hegen und 560 Digedags-Mosaiks ohne Hegen.
Ich denke, wir hätten genau die 560 Hefte mit den Geschichten, die wir jetzt auch gelesen haben.
Nur ohne diese Diskussion.
Auch bei anderen sehr langlaufenden Serien wechseln wie selbstverständlich irgendwann einmal die künstlerischen Leiter.

Vermutlich ja. Der Verlag versuchte ja auch noch nach Hegens Kündigung und nach dem er nicht auf seine Forderung eingehen wollte, bzw. man sich nicht einigen konnte, ihm die Rechte zu den Digedags abzukaufen. Da Hegen dazu nicht bereit war, bzw. für den Verlag einen unannehmbaren hohen Preis forderte, fing man an neue Figuren und Konzepte zu den Abrafaxen zu entwickeln. Vorher hatte man dazu sogar versucht, ohne Hegen an einem weiteren Konzept und Fortgang mit den Digedags zum Mosaik zu arbeiten. Wenn es geklappt hätte, Hegen die Urheberrecht zu Digedags abzuluchsen oder diese Rechte anfechtbar gewesen, wäre es mit diesen im Mosaik weitergegangen. Ob diese dann auch, wie die Abrafaxe, die Wirren der Wende bis in die heutige Zeit überlebt hätten, wäre wieder eine ganz andere Geschichte.... ;)

Udo Swamp 06.08.2022 23:38

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 789786)
Ja, solche Gedankenexperimente kenne ich noch aus Vorlesungen zur Physikalischen Chemie, es wird nur ein Parameter geändert und alles Andere bleibt konstant. Das sind immer Modellbetrachtungen gewesen, die Realität ist in der Regel eine Andere.
Im konkreten Fall wäre die Digedags-Orientserie wahrscheinlich nicht schon nach 12 Heften beendet worden, sie war ja länger angedacht. Auch weitere schon konzipierte Reiserouten der Digedags wären vielleicht zum Tragen gekommen. Es hätte auch keine Notwendigkeit bestanden, ein Spassmacherkonzept zu entwickeln, um sich zu unterscheiden. Auch das Charakterprofiling der Abrafaxe wäre entfallen, und das hatte ja durchaus auch immer wieder Einfluss auf das Storytelling.
Und wenn die Qualität unter dem neuen künstlerischen Leiter gelitten hätte, hätte man wohl trotz Digedags diskutiert, dass unter Hegen alles besser war.

Das sicher auf jeden Fall auch. ;)

quarknagus 07.08.2022 00:43

Was wäre gewesen wenn... das ist natürlich alles hochspekulativ. So stellen sich hier gleich mehrere Fragen:

1. Wäre es mit Hegen und Digedags weiter gegangen, hätte er dann die Qualität permanent hoch halten können, oder wäre es, wie bei mancher guten Fernsehserie irgendwann bergab gegangen wenn kein neuer Wind rein gekommen wäre ? So ist es ja auch ein Fakt, dass Hegen die Schlagzahl (sprich monatliche Erscheinungsweise) reduzieren wollte. Dies könnte auf eine gewisse "kreative Ermüdung" hindeuten... War es dann nicht vielleicht doch besser so wie es ist und es endete gerade zum richtigen Zeitpunkt, damit die "Legende" MvHH bis heute ihre Popularität behalten konnte ?

2. Wäre es ohne Hegen mit den Digedags weiter gegangen, so könnte man die unter 1. aufgeführten Fragen sogar verstärkt stellen - oder man kommt gar dahin, dass die Entwicklung des Mosaik doch die gleiche wie mit den Faxen geworden wäre ? Es wäre ja auch ein Neuanfang gewesen und dann ist so etwas gar nicht so unwahrscheinlich.

3. Diese Frage wurde ja bereits angesprochen - hätte das Mosaik die Wende überlebt mit dem Urkonzept ? - Sicher verkaufen sich heutzutage die Hegenschen Sammelbände hervorragend, aber das kann man nicht unbedingt 1:1 auf ein monatlich erscheinendes Comic übertragen , noch dazu in den Wirren der Wendezeit. da galten für viele Leute andere Prioritäten.

Wie eingangs bereits erwähnt, das ist alles hochspekulativ und wir werden es nie erfahren, aber ich ziehe für mich selbst dann doch das Fazit, dass es letztlich wohl nicht das Schlechteste war, dass alles so kam, wie es kam.

Klar bin ich als Kind der Faxe gewissermaßen voreingenommen und würde diese vermissen, wenn es sie nicht gäbe - bin folglich also mit der Entwicklung "nicht unglücklich".

Ok ich weiß das ist eigentlich unmöglich, denn wenn es die Faxe nicht gäbe, dann könnte ich sie nicht vermissen, da ich sie gar nicht kennen würde - es sei denn man erlebt so etwas wie Spiegelwelten oder ein zeitliches Paradox... Aber ich denke, ihr versteht wie ich das meine...

Unter dem Strich bleibt aber, dass mit den Dagsen, so wie sie heute dastehen, etwas Tolles existiert was auch mich als Faxekind durchaus in den Bann ziehen konnte. Und dass die Faxe eben daneben existieren und ebenfalls "die Massen" begeistern ist doch irgendwie ein versöhnlicher Gedanke für Alle, die es mit Beiden halten. Ein "Besser -Schlechter-Vergleich" zwischen Beiden ist auch immer im Grundsatz sehr gewagt - ich stimme dann lieber dafür, dass sowohl Faxe als auch Dagse hervorragend sind - jeder auf seine Art eben...

Udo Swamp 07.08.2022 01:01

Ja, diese Fragen zu dem. was wäre wenn es so oder so gekommen wäre, kann uns leider keiner beantworten.... ;)

kiro 07.08.2022 07:08

Zitat:

Zitat von pteroman (Beitrag 789172)
Also bei aller heißblütigen Liebe zu den Faxen - selbst die Macher sahen ein, dass es nichts weiter waren als schwachbrüstige Epigonen, die ihren Vorbildern nicht das Wasser reichen konnten.

Ich denke, der subjektive Geschmack zählt dann doch mehr als irgendwelche pseudo-objektiven Maßstäbe. Als jemand, der mit den Abrafaxen aufgewachsen ist, empfand ich die Digedags schon immer als etwas altbacken und kasperhaft. Versteht mich nicht falsch: ich mag auch die Digedags, aber man könnte mich mit keinem Argument davon überzeugen, dass sie oder ihre Geschichten besser seien als die Abrafaxe oder deren Geschichten. Die Runkel-Serie und die Amerika-Serie mag ich aufgrund ihrer epischen Erzählweise und trotz der daraus resultierenden Längen. Was davor und danach kam, ist für mein Empfinden eher mittelmäßig.

Sinus_Cosinus 08.08.2022 10:56

Zitat:

Zitat von quarknagus (Beitrag 789805)
Was wäre gewesen wenn... das ist natürlich alles hochspekulativ. So stellen sich hier gleich mehrere Fragen:

1. Wäre es mit Hegen und Digedags weiter gegangen, hätte er dann die Qualität permanent hoch halten können, oder wäre es, wie bei mancher guten Fernsehserie irgendwann bergab gegangen wenn kein neuer Wind rein gekommen wäre ? So ist es ja auch ein Fakt, dass Hegen die Schlagzahl (sprich monatliche Erscheinungsweise) reduzieren wollte. Dies könnte auf eine gewisse "kreative Ermüdung" hindeuten... War es dann nicht vielleicht doch besser so wie es ist und es endete gerade zum richtigen Zeitpunkt, damit die "Legende" MvHH bis heute ihre Popularität behalten konnte ?
...

Diese Theorie würde ich am ehesten unterstützen. Mal abgesehen davon, dass Hegen wirklich Personalprobleme hatte und deshalb die Schlagzahl reduzieren wollte, konnte dem MvHH nicht besseres passieren, als rechtzeitig beendet zu werden, bevor es irgendwann Mittelmaß erreicht. Sicher - Hegen hätte noch eine Weile seinen Einfluß und Stil geltend machen können, aber irgendwann kann auch der kreativste Geist sich nicht immer wieder selbst übertreffen. Wie würden die Digedags heute aussehen? Immer noch so (aus heutiger Sicht wirklich etwas altbacken) oder doch mit Popperlocke und fetzigen Klamotten? Ich erinnere mich noch gut an die Diskussionen bzgl. des "Abrafaxe"-Sidekicks und dem neuen Aussehen der Helden. Mir gefiel das sehr gut, aber viele Leser/Fans sind eben nicht bereit, solche Metamorphosen mitzugehen. Und das wäre sicher auch den Digedags auf die Füße gefallen. So aber sind sie eingefroren mit dem Anlitz, das wir als letztes von ihnen wahr nahmen und wir glorifizieren sie. Jeder auf seine Art und Weise.

AboOldie 08.08.2022 14:39

Ein schönes Zitat von Lona zur Thematik ist:

„Herr Hegenbarth, die Abrafaxe sind Ihre Enkel, die dürfen Sie nicht verstoßen. Enkel kommen, die macht man nicht selbst.“

komnenos 08.08.2022 15:12

Ich glaube nicht, dass diese ,,kreative Ermüdung'' gerade bei Hegen unabdingbar war. Vielmehr wurde bewusst oder unbewusst Alles Mögliche getan, um diese Ermüdung zu fördern:

1. Der große humoristische Bilderroman hatte bei der Amerikaserie wirklich nur noch sehr wenig Humor zu bieten. Dräger fabulierte munter vor sich hin, ließ aber eigentlich keinen Raum mehr für Hegens Klamauk und Situationskomik. Die nachfolgende Orientserie, in der sich Dräger schon zurück nahm (denn er arbeitete ja bereits am Abrafaxe-Konzept) war sicher wieder mehr nach Hegens Geschmack und trug auch wieder deutlicher seine Handschrift. Man muss sich ja auch nur die Reihenfolge der Sammelband-Serien ab 1991 anschauen. Hegen brachte die Orientserie gleich nach Runkel raus, sicher nicht, weil er sie so schlecht fand.
2. Die Mitarbeiter reduzierten die Arbeitszeit bzw. drohten ganz auszufallen. Ersatz wurde nicht genehmigt. Hegen musste selbst mit zeichnen, als ob er nicht schon genug an der Backe hatte, denn...
3. ...es wurde ja 1974 auch mit den Sammelbänden der Amerikaserie gestartet. Und man konnte dabei nicht einfach Alles in einer Hand lassen, wie bisher bei den Heften, nein, es brauchte eine Druckerei für den Einband, eine für den Buchblock und eine dritte für die buchbinderische Verarbeitung. Hegen muss im Kreis gesprungen sein.
4. Und dann sollten auch noch die Hefte in einer neuen und weiteren Druckerei gedruckt werden, um die Auflage zu steigern. Jetzt konnten aber nur noch 20 Seiten pro Heft verarbeitet werden, was für Hegen einen Qualitätseinbruch beim Stortelling bedeutet hätte.
5. Neue Wege parallel zu den Digedags zu gehen und dabei Hegens neue Ideen aufzugreifen und Ressourcen-technisch zu unterstützen, war nicht die Sache des Verlages JW. Ein Rolf Kauka konnte da im eigenen Verlag immer wieder neben dem Hauptprodukt Fix&Foxi experimentieren und dabei auch neue Produkte etablieren. Hegen war auf das Mosaikheft festgelegt, sicher nicht gerade eine ewig befriedigende alleinige Spielwiese für einen Hegen.

Schaut man sich an, was dann ab 1975/76 geschah, so muss man erkennen, dass:
1. Dräger plötzlich wieder Humor hatte und ein Spassmacher-Konzept vorgelegt hatte.
2. Mit 20 Seiten statt 24 hatte man natürlich weniger Aufwand, das war quasi eine Zeichnerstelle. Zudem wechselte Irmtraud Winkler-Wittig aus der Farbabteilung ins Zeichnerteam.
3. Mit Sammelbänden brauchte sich das Team nicht mehr zu beschäftigen, das war jetzt Hegens Sache und plötzlich konnten die Bücher auch wieder in einer Hand (erst Leipzig, später Plauen) produziert werden.
4. Die zunehmenden Einbrüche im Storytelling bei den Abrafaxen hat das Team locker weggesteckt, Hauptsache das Mosaik verkaufte sich und dafür sorgte schon die mangelnde Konkurrenz.
5. Das Team hatte auch keine weiter gehenden Ideen und musste da also nicht ausgebremst werden.

Es fällt mir wirklich angesichts der 5 Punkte schwer, zu sagen, dass es mit oder ohne Hegen in dieselbe Richtung gelaufen wäre. Hegen ist schließlich gegangen, weil er erkannte, in welche Richtung es laufen würde und das absolut nicht seine war.
Und nein, es war nicht gut, dass für ihn und die Digedags Schluss war, denn wir wissen überhaupt nicht, was uns mit einer weiteren Entwicklung nach Hegens Vorstellungen entgangen ist.

Wir wissen nur, was wir danach bekommen haben und das war im wesentlichen nichts Neues und lief sich allmählich wirklich tot. Der Verlagswechsel hat dann das Mosaik für mich in doppelter Hinsicht gerettet.

Nante 08.08.2022 17:28

Da ist jetzt viel Spekulation dabei.

Manches wird stimmen, aber
Zitat:

Dräger fabulierte munter vor sich hin, ließ aber eigentlich keinen Raum mehr für Hegens Klamauk und Situationskomik.
???

Ist das Dein Ernst? Gerade der letzte Jahrgang der Amerikaserie hatte doch mehr Klamauk als die letzten drei Jahrgänge der Runkelserie zusammen. (Pedro, San Felipe, die Affen u.s.w.) Und da dürfte Dräger noch nicht am Abrafax-Konzept gearbeitet haben.

komnenos 08.08.2022 18:02

Also so ,,viel'' Spekulation sehe ich da nicht, aber ich lasse mich gern korrigieren. Das Meiste sollte aber an bereits publizierter Stelle nachlesbar sein.

Das Don Pedro-Kapitel sehe ich als mühsamen Versuch, die Amerikaserie noch etwas zu strecken. Das Kapitel ist in meinen Augen völlig überflüssig und steht für mich auch nicht sinnbildlich für den Gesamteindruck der Amerikaserie. Aber ja, mag sein, dass Hegen es zum Schluß nochmal auflockern wollte. Das Kapitel fällt auch in Hegens Kündigungszeit bzw. von der Konzeption kurz davor. Vielleicht schon ein Zeichen, das ihm die bisherige Serie nicht so unter die Haut ging, was ja Bernd Lindner ohnehin gerade bestätigt hat.

Nante 08.08.2022 19:10

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790021)
Das Don Pedro-Kapitel sehe ich als mühsamen Versuch, die Amerikaserie noch etwas zu strecken. Das Kapitel ist in meinen Augen völlig überflüssig und steht für mich auch nicht sinnbildlich für den Gesamteindruck der Amerikaserie.

Das kann man auch anders sehen. Eigentlich besteht die ganze Serie aus "überflüssigen "Schwenkungen und "Streckungen", die letztendlich diese Serie erst ausmachen.

Kann aber auch sein, daß da diesmal bei mir Nostalgie im Spiel ist, denn etwa ab den Frisco-Abenteuern bekamen wir die Hefte endlich monatlich im Abo. :weissnix:

Udo Swamp 08.08.2022 21:16

Die Amerikaserie empfand ich persönlich als den Höhepunkt bei der Digedags. Das Don-Pedro-Kapitel aber auch eher zu langatmig.

komnenos 08.08.2022 21:51

Ich mochte die Amerikaserie auch deutlich mehr als Runkel und Orient (ältere Serien kannte ich kaum), aber es ging mir in meinem Beitrag oben nicht um meine persönliche Sicht. Hegen war es, der kreative Ermüdung verspürte und davor hat ihn die Amerikaserie nicht gerettet, sondern...und das ist das Spekulative an meinen Aussagen ...das Gefühl wahrscheinlich eher verstärkt.

quarknagus 08.08.2022 22:10

Also bezüglich der "Ermüdung" bezog ich mich eigentlich gar nicht auf die existierenden Kapitel, sondern eher auf den spekulativen Bereich des "Was wäre gewesen, wenn Hegen mit den Digedags weiter gemacht hätte". Und es war auch nur eines von mehreren möglichen Szenarien.

So hatte ich, wie schon zuvor erwähnt, speziell bei der Amerikaserie nicht das Gefühl, dass diese ein kreativer Niedergang war. Aber das ist natürlich auch Geschmachssache.

Sicherlich ist all das was die Umstände / Schwierigkeiten für Hegen in dieser Zeit betrifft richtig, aber dann könnte man wohl noch Unzählige weitere Szenarien entwerfen.

Grundsätzlich möchte ich jedoch keineswegs den Argumenten widersprechen, die die Schwierigkeiten belegen, welche Hegen bereitet bekam. Das war auch nie meine Absicht als ich spekulierte :zwinker:

----

Etwas anders sieht es aus, wenn es um die Faxe geht. Hier muss ich dann doch mal vehement Einspruch einlegen. So ist es schon sehr subjektiv von "zuehmenden Einbrüchen im Storytelling" oder "mangelnden Ideen" zu sprechen. Dies würde ja auch meine Lieblingsserien aus der Zeit der Dräge-Ära "herabsetzen" , was diese m.E. nicht verdienen. Auch wäre ich da eher vorsichtig von "Totlaufen" zu sprechen, auch wenn die Orang Laut Serie sicher (nicht nur) für mich die Schwächste der Drägerära war, die darauf Folgende jedoch bereits wieder besser...

Insofern ist es auch hier hochspekulativ zu vermuten, was danach gekommen wäre, ohne den kompletten Neuanfang unter ganz anderen Zeichen... Eine Glaskugel welche dies sagen kann, dürfte keiner von uns besitzen. :zwinker:

Dies ist ebeso spekulativ wie die verschiedenen Szenarien, was anno 75/76 hätte sein können, wenn....

Sicher zog sich das Spaßmacherkonzept an sich durch die gesamte Zeit von ca. 15 Jahren, aber das war ja auch von Anfang an so angedacht durch Dräger. Das betrifft für mich aber nur das Konzept und keineswegs die Storys selbst, welche sich doch durchaus sehr stark unterschieden. Alles was danach kommt ist dann ja nochmals eine völlig andere Geschichte und würde den Rahmen des Themas sprengen. Nur soviel sei gesagt, dass auch die letzten 22 Jahren reichlich Gutes zu bieten hatten , aber dazu dann in den Serienbesprechungen mehr.

Schlußendlich gefällt mir das von AboOldie angeführte Zitat ganz hervorragend und ich möchte es noch um einen Vergleich ergänzen:

Wenn der Vater Nobelpreisträger der Physik ist und der Sohn als Arzt Hunderte Leben rettet (oder auch umgekehrt) - wer würde dann einen von Beiden als Geringer sehen ?

Ähnlich verhält es sich für mich mit Dagsen und Faxen, wenngleich ich immer ehrlich zugebe, dass mir die Faxe eben doch mehr am Herzen liegen, da ich mit ihnen sozialisiert wurde. Dies würde mich aber nicht dazu verleiten, die Dagse gering zu schätzen, denn ich mag sie ja auch durchaus.

Udo Swamp 08.08.2022 22:11

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790043)
Ich mochte die Amerikaserie auch deutlich mehr als Runkel und Orient (ältere Serien kannte ich kaum), aber es ging mir in meinem Beitrag oben nicht um meine persönliche Sicht. Hegen war es, der kreative Ermüdung verspürte und davor hat ihn die Amerikaserie nicht gerettet, sondern...und das ist das Spekulative an meinen Aussagen ...das Gefühl wahrscheinlich eher verstärkt.

Aber leider bleibt das auch spekulativ. Zumindest aber kann man im Don-Pedro-Kapitel, aber möglichweise Ermüdung von Hegen schon spüren.... In der folgenden Orientserie, auch wenn die sicher nicht der ganz große Wurf war, versuchte er aber wieder mit etwas mehr Kreativität einiges auszuwetzen. Obwohl er mittendrinn wohl wusste, dass es sein endgültiger Abschied von den Digedags im Mosaik auf Raten wurde.

pteroman 08.08.2022 22:53

Zitat:

Zitat von Udo Swamp (Beitrag 790037)
Die Amerikaserie empfand ich persönlich als den Höhepunkt bei der Digedags. Das Don-Pedro-Kapitel aber auch eher zu langatmig.

Wer die Amerika-Serie für Hegens Schaffenshöhepunkt hält, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. :grins:

Udo Swamp 08.08.2022 23:17

Die Kontrolle verliert man schnell... :P Ich fand diese Amerikaserie als Kind, bzw. Jugendlicher einfach Cool (die sogenannten romantisierenden Kindheitserinnerungen lassen Grüßen). Aber eigentlich ist auch die Neos-Serie, der heimliche Favorit, noch vor Runkel. Aber in jeder Serie gibt es es Höhen und Tiefen, so dass sich nicht so einfach macht, es zu beurteilen.

Sinus_Cosinus 08.08.2022 23:22

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 790019)
Da ist jetzt viel Spekulation dabei.

Manches wird stimmen, aber
???

Ist das Dein Ernst? Gerade der letzte Jahrgang der Amerikaserie hatte doch mehr Klamauk als die letzten drei Jahrgänge der Runkelserie zusammen. (Pedro, San Felipe, die Affen u.s.w.) Und da dürfte Dräger noch nicht am Abrafax-Konzept gearbeitet haben.

Nicht nur diese Theorie von komnenos sehe ich als unhaltbar.
Auch hier:
Zitat:

Zitat von komnenos
3. ...es wurde ja 1974 auch mit den Sammelbänden der Amerikaserie gestartet. Und man konnte dabei nicht einfach Alles in einer Hand lassen, wie bisher bei den Heften, nein, es brauchte eine Druckerei für den Einband, eine für den Buchblock und eine dritte für die buchbinderische Verarbeitung. Hegen muss im Kreis gesprungen sein.

Frage ich mich, wie Hegen es denn dann 1965 geschafft hat, die Sammelbände zur Veröffentlichung zu bringen.

Und das
Zitat:

Zitat von komnenos
4. Und dann sollten auch noch die Hefte in einer neuen und weiteren Druckerei gedruckt werden, um die Auflage zu steigern. Jetzt konnten aber nur noch 20 Seiten pro Heft verarbeitet werden, was für Hegen einen Qualitätseinbruch beim Stortelling bedeutet hätte.

hätte ihm doch eigentlich entgegen kommen müssen bei vermindertem Personalbestand. Ich denke, hier wird mal wieder viel schön geredet....

gbg 08.08.2022 23:51

Ich denke und habe es auch schon oft gesagt, es wird eher die "kreative Müdigkeit" gewesen sein. Der Umstand des "Selbstständigen" in der DDR ebenso.

Außerdem mochte Hegen privat nicht gern als der "Bildergeschichten-Erzähler" gesehen werden,(geht aus einem Brief hervor) denn das Mosaik war eher doch für Kinder konzipiert.

Er orientierte sich natürlich auch an seinen Cousin Joseph. Er, der Hannes war eben nur Mosaik-Zeichner. Ein klein wenig "Minderwertigkeitsgefühl" gegenüber den wahren Künstlern, wird dort schon mitgeschwungen sein. Ums Geld ging es nicht, aber die große Kunst, durfte schon etwas näher kommen.
Deshalb auch der Versuch, größere Sachen zu machen, eben Bildbände oder ähnliches. da hat man ihn nach dem Prozess "geschnitten" Außer ein paar Diaserien ist nichts weiter erschienen. Das ist schon bitter. Zu Ausstellungen wurde auch wenig nach seinen "Werken" nachgefragt. Einzig Edith zeichnete weiter ihre Bühnenbilder und Kostüme.

Leider ist das restliche Werk, außerhalb von Mosaik praktisch unbekannt. Schöne großformatige Zeichnungen, schnell hingeworfenen Entwürfe, die einer weiteren Ausarbeitung harrten, mal mehr mal weniger farblich untermalt.

Er hat unglaublich viel gezeichnet, aber er war und blieb ein klassischer Karikaturist, der eine beliebte Bildergeschichte entworfen hat.

Er hat damals in seiner Karikaturistenzeit viel experimentiert, teilweise mit Fotocollagen, hat auch viel gefilmt und fotografiert und daraus seine Bilder kreiert.
Schönes, etwas späteres Beispiel sind die Zeichnungen zum Karneval in Venedig. (1990er Jahre)
Dazu gibt es eine Fotoserie seiner Frau, die Inspiration für diese Bilder wurden.

Leider und da sind wir beim Ausgangspunkt des Threads: All diese Sachen hätte Hegen, wenn man ihn danach gefragt hätte, sicher auch noch mal aus seiner Sicht erzählt.
Einiges ist bekannt und wurde aufgeschrieben, aber der "innere Hegen", ist weitgehend unbekannt und erschließt sich im Nachhinein erst durch Briefe, Fotos und seiner Bibliothek.

Ja und Fragen kann man nun zwar stellen, aber sie werden "antwortlich" rein spekulativer Natur sein.

Bhur 08.08.2022 23:54

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790003)
2. Die Mitarbeiter reduzierten die Arbeitszeit bzw. drohten ganz auszufallen. Ersatz wurde nicht genehmigt. Hegen musste selbst mit zeichnen, als ob er nicht schon genug an der Backe hatte, denn...

Hier wird Ursache und Wirkung verwechselt. Wie man hört, ermunterte Hegen seine Mitarbeiter, kürzer zu treten, um dann dem Verlag gegenüber das Argument bringen zu können, nur noch alle zwei Monate ein Heft machen zu können. Und die talentierte Zeichnerin Irmtraut Winkler-Wittig (die danach fast zwei Jahrzehnte stilprägend war), wollte er nicht mehr als Zeichnerin anlernen. Die Gründe waren sicherlich mehrschichtig, aber das Hegen das Ende vor Augen hatte, war bestimmt einer davon.

Wenn man will, findet man Lösungen – wenn man nicht will, findet man Gründe.

komnenos 08.08.2022 23:56

Ich gebe mir ja wirklich Mühe, die Dinge ausführlich darzulegen, aber sie werden dann einfach mit einem kurzen Satz weggewischt, ohne plausible Gegenargumentation, so machen Diskussionen wenig Sinn.

1965 war nicht die personelle Engpass-Situation wie 1974. Es gab auch keinen Export-Auftrag für die Bände, wo man sich vielleicht nochmal extra reiinhängt. Hegen war ja offensichtlich nicht damit zufrieden, dass 1974 Originalcover verwendet wurden, sonst wäre es ab Band 3 nicht geändert worden.

Und natürlich hätte es Hegen entgegen kommen müssen nur 20 Seiten abzuliefern, wenn sein Fokus nur auf der Quantität gelegen hätte. Es ist doch überliefert, warum er 20 Seiten ablehnte.

Und nein, ich rede nichts schön, ich habe in meiner Zusammenfassung geschrieben, dass ich mich solchen Aussagen, wie ...Es hätte sich mit oder ohne Hegen nichts geändert nicht zustimmen kann, wenn wir gar nicht wirklich wissen, welche Pläne Hegen hatte und was unter seiner weiteren Regie passiert wäre, wenn er gekonnt hätte wie er wollte. Kreative Weiterentwicklung in dem Verlag war nicht möglich, plagiathafte Weiterführung mit weniger Seiten schon.

Nachtrag: Meine Aussage oben bezig sich auf den Beitrag von Sinus, die Beiträge von gbg und Bhur kamen parallel.

@Bhur: Das mit der Ermunterung kann ich nicht offiziell verifizieren, wenn Du da Insider-Kenntnisse hast, dann ist es gut, das zu wissen. Arfert hat mir mal im persönlichen Gespräch gesagt, dass er noch andere Dinge machen musste außer Mosaik, um beim Verband bildender Künstler überhaupt aufgenommen zu werden und das wollte er unbedingt.

Sinus_Cosinus 08.08.2022 23:58

Zitat:

Zitat von gbg (Beitrag 790062)
Ich denke und habe es auch schon oft gesagt, es wird eher die "kreative Müdigkeit" gewesen sein. Der Umstand des "Selbstständigen" in der DDR ebenso.
..

Meine Rede ;)

gbg 09.08.2022 00:01

Nun das deckt sich ja irgendwie mit der "kreativen Müdigkeit". Hegen wollte Bücher herausbringen. Dazu hätte er mehr Zeit gehabt, eine gute Rahmenhandlung und Story und den begleitenden Text mit viel Bildmaterial. Das alles ging natürlich in einem Zeitschriftenverlag damals nicht. ich denke die Sammelbände waren das "höchste der Gefühle". Eigenständige Comic-Bildbände, wie sie heute zu tausenden zu finden sind, waren eben der Zeit voraus.
Ich könnte mir vorstellen, das wäre auch in diese Richtung gegangen:

Die Digedags in Halbjahres- oder Viertel-Jahresbänden oder sowas.

Sinus_Cosinus 09.08.2022 00:07

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790065)
Ich gebe mir ja wirklich Mühe, die Dinge ausführlich darzulegen, aber sie werden dann einfach mit einem kurzen Satz weggewischt, ohne plausible Gegenargumentation, so machen Diskussionen wenig Sinn.

Ach komm, ich denke ich habe meine Sichtweise auch begründet.

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790065)
1965 war nicht die personelle Engpass-Situation wie 1974. Es gab auch keinen Export-Auftrag für die Bände, wo man sich vielleicht nochmal extra reiinhängt. Hegen war ja offensichtlich nicht damit zufrieden, dass 1974 Originalcover verwendet wurden, sonst wäre es ab Band 3 nicht geändert worden.

Es gab auch 1965 für den ersten Runkelband eine - zumindest pseudomäßig - verausgabte Exportvariante. Das weißt du doch!

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790065)
Und natürlich hätte es Hegen entgegen kommen müssen nur 20 Seiten abzuliefern, wenn sein Fokus nur auf der Quantität gelegen hätte. Es ist doch überliefert, warum er 20 Seiten ablehnte.

Das ist es. Aber die Begründung Hegens erscheint mir etwas vorgeschoben. Auf 20 Seiten kann nicht erzählt werden, was auch im nächsten Heft hätte weiter erzählt werden können? Für mich ein sehr dünnes Argument. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, sag ich ja immer...

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790065)
Und nein, ich rede nichts schön, ich habe in meiner Zusammenfassung geschrieben, dass ich mich solchen Aussagen, wie ...Es hätte sich mit oder ohne Hegen nichts geändert nicht zustimmen kann, wenn wir gar nicht wirklich wissen, welche Pläne Hegen hatte und was unter seiner weiteren Regie passiert wäre, wenn er gekonnt hätte wie er wollte. Kreative Weiterentwicklung in dem Verlag war nicht möglich, plagiathafte Weiterführung mit weniger Seiten schon.

Naja, einige seiner Pläne sind ja vage bekannt, sodass auch dieses Argument eher ein schwaches ist. Ich gehe insoweit mit dir mit, dass man immer alles kurz vor Ultimo noch ändern kann und wir nicht wissen, was wirklich passiert wäre. Aber DAS wäre dann wirklich rein Spekulation.

Sinus_Cosinus 09.08.2022 00:09

Zitat:

Zitat von Bhur (Beitrag 790063)
...Wenn man will, findet man Lösungen – wenn man nicht will, findet man Gründe.

Meine Rede ;)

komnenos 09.08.2022 00:12

Aber wie kann ich denn von kreeativer Ermüdung sprechen, wenn Jemand neue Ideen hatte und neue Wege gehen wollte und gleichzeitig feststellen, dass unter Hegen alles genauso veraufen wäre wie ohne ihn???

Das ihm das Mosaik nicht mehr reichte und nicht mehr alleinig befriedigte ist eine Ermüdung von der Fließbandarbeit, die einfach nicht mehr kreativ und inspirierend genug war.

Und deshalb wäre er gern neue Wege gegangen, und deshalb wäre es unter ihm auch nicht so geblieben.

Sinus_Cosinus 09.08.2022 00:14

Zitat:

Zitat von gbg (Beitrag 790067)
Nun das deckt sich ja irgendwie mit der "kreativen Müdigkeit". Hegen wollte Bücher herausbringen. Dazu hätte er mehr Zeit gehabt, eine gute Rahmenhandlung und Story und den begleitenden Text mit viel Bildmaterial. Das alles ging natürlich in einem Zeitschriftenverlag damals nicht. ich denke die Sammelbände waren das "höchste der Gefühle". Eigenständige Comic-Bildbände, wie sie heute zu tausenden zu finden sind, waren eben der Zeit voraus.
Ich könnte mir vorstellen, das wäre auch in diese Richtung gegangen:

Die Digedags in Halbjahres- oder Viertel-Jahresbänden oder sowas.

Das triift mMn die realen Gegebenheiten schon eher. Es war ja bekannt, dass Hegen einen Hang zu Comic-Bänden hatte. Und sicher hätte er dafür sowohl mehr Zeit für die Umsetzung als auch die Ausarbeitung guter Geschichten gehabt. Das wollte aber der Verlag nicht (sinkende Geldeinnahmen). Ein KOMPROMISS war es, der hier nicht möglich war, sodass Hegen sich "genötigt" sah, den Vertrag mit dem Verlag aufzukündigen.

Sinus_Cosinus 09.08.2022 00:22

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790071)
Aber wie kann ich denn von kreeativer Ermüdung sprechen, wenn Jemand neue Ideen hatte und neue Wege gehen wollte und gleichzeitig feststellen, dass unter Hegen alles genauso veraufen wäre wie ohne ihn???

Wer hat das getan? Ich sprach von Mittelmaß,das Hegen sicher nicht akzeptiert hätte auf Dauer. Deswegen die "Erlösung" der Auflösung (des Vertrages).

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790071)
...
Das ihm das Mosaik nicht mehr reichte und nicht mehr alleinig befriedigte ist eine Ermüdung von der Fließbandarbeit, die einfach nicht mehr kreativ und inspirierend genug war.

Und deshalb wäre er gern neue Wege gegangen, und deshalb wäre es unter ihm auch nicht so geblieben.

Hegen war ja nach der Auflösung des Vertrages ein freier Mann und konnte zeichnen, was immer ihm gefiel. Aber was kennen wir denn von seinem Spätwerk, was deiner Beschreibung entspricht? Die Spreewald-Dias? Old-school im DD-Style... Ok, seine Theaterkarikaturen. Ich persönlich suche da heute noch nach einer "Weiterentwicklung".

komnenos 09.08.2022 00:25

Hegen war ja mit der Tour immer durchgekommen und er konnte sich wohl nicht wirklich vorstellen, was kommen würde.

@Sinus, ich kenne mich bei den Runkelbüchern deutlich weniger aus als bei den Amerikabänden, muss ich gestehen. Da sollte ich nochmal nachlesen bei Lehmstedt?

Wenn ich Sinus, gbg und Bhur richtig verstehe, wollte es Hegen ruhiiger angehen. Ja, aber nur bezogen auf Mosaik und um da auch eine gleichbleibend hohe Qualität zu erzielen. Ich glaube nicht, dass er die gewonnene Zeit abgehangen hätte, ohne kreativ zu sein bzw. ohne zu zeichnen.

Wenn ich dagegen Lothars Aussagen aus dem Comicjahrbuch 1990 hinzuziehe und auch private Äußerungen mir gegenüber, dann war lag die Sache bei einigen Team-Mitgliedern deutlich anders.

Bhur 09.08.2022 00:26

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790071)
Aber wie kann ich denn von kreeativer Ermüdung sprechen, wenn Jemand neue Ideen hatte und neue Wege gehen wollte und gleichzeitig feststellen, dass unter Hegen alles genauso veraufen wäre wie ohne ihn???

Man muss aber auch erkennen, was unter gegebenen Rahmenbedingungen möglich ist …

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790071)
Das ihm das Mosaik nicht mehr reichte und nicht mehr alleinig befriedigte ist eine Ermüdung von der Fließbandarbeit, die einfach nicht mehr kreativ und inspirierend genug war.

Deswegen war seine Konsequenz, naja :weissnix:, konsequent.

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790071)
Und deshalb wäre er gern neue Wege gegangen, und deshalb wäre es unter ihm auch nicht so geblieben.

Als Künstler UND Geschäftsmann hatte er diesen Luxus nicht. Die Leute wollten Digedags und nicht Spreewaldbilder oder Theaterskizzen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

komnenos 09.08.2022 00:35

@Sinus: Aber Hegen war nach dem Aus doch nicht mehr Derselbe, wie kann ein so verbitterter und enttäuschter Mensch noch lustige Geschichten erzählen?

@Bhur: Als Künstler und Geschäftsmann , der Hegen war, traue ich ihm zu, dass er trotzdem genügend Umsatz für den Verlag gemacht hätte. Im übrigen gab es genügend Künstler in der DDR, die nicht am wirtschaftlichen Erfolg Ihrer Arbeit gemessen wurden.

Ihr Lieben, danke für die Diskussion und Eure Argumente, aber für diese runde habe ich fertig, das Bett ruft....

underduck 09.08.2022 00:40

Super! Dann kann ich ja auch beruhigt ins Nest! :zwinker:

:cu:

Sinus_Cosinus 09.08.2022 00:46

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790081)
@Sinus: Aber Hegen war nach dem Aus doch nicht mehr Derselbe, wie kann ein so verbitterter und enttäuschter Mensch noch lustige Geschichten erzählen?

Absolut korrekt! Nur was war hier Ursache und was die Wirkung? Ich denke, was das Mosaik angeht, wäre es bei einem Weiterso nicht mehr besser geworden. Mit oder oder Schaffenpause/ Streckung der Ausgaben.
....

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 790081)
Ihr Lieben, danke für die Diskussion und Eure Argumente, aber für diese runde habe ich fertig, das Bett ruft....

Dir auch ne ruhige Nacht. :) Verstehe mich nicht falsch, ich liebe die Digedags auch und erfreue mich an ihren Abenteuern immer noch. Mittlerweile aber mit einem großen historischen Auge.

Rookie 09.08.2022 08:08

Was wäre, wenn? Ein breites Feld und immer wieder interessant zu lesen. Ich persönlich denke ja, dass es so anders nicht gekommen wäre, egal ob mit oder ohne Hegen. Und die Digedags der Orientserie unterscheiden sich nicht wirklich von den ersten Abrafaxe-Heften. Man braucht sich nur den Spaß zu machen die Namen und Gesichter der Hauptfiguren auszutauschen. 😊
Es waren dieselben Leute, die da zugange waren. Vielleicht ein bisschen mehr Dräger und ein bisschen weniger Hegen, aber sonst die gleiche Vorgehensweise. Exposé, Drehbuch, Aufriss, Zeichnungen, Tusche, Farbe. Sogar mosaik stand drüber, wenn auch diesmal klein geschrieben.
Um etwas als Plagiat zu bezeichnen, und Hegen tat das, muss man es zumindest ebenbürtig finden. Sonst hätte er sich wohl kaum die Mühe gemacht dagegen zu prozessieren.

Gerade das erste Heft der Abrafaxe ist von hoher Qualität. Man spürt wie akribisch Dräger am Text und an den Dialogen gearbeitet hat. Die Zeichnungen sind allererste Sahne und auf der Höhe der Zeit. Ich habe als Kind stundenlang davorgesessen und immer wieder die Zeichnungen betrachtet.
Ich kann mir gut vorstellen, wie es in Hegen rumort hat, als er dieses erste Heft sah.

Bei den folgenden Bemerkungen von Kommnenos gehe ich daher auch nicht mit.

Zitat: 4. Die zunehmenden Einbrüche im Storytelling bei den Abrafaxen hat das Team locker weggesteckt, Hauptsache das Mosaik verkaufte sich und dafür sorgte schon die mangelnde Konkurrenz.
5. Das Team hatte auch keine weiter gehenden Ideen und musste da also nicht ausgebremst werden.

Ich will auch begründen, warum nicht. Wie ich schon schrieb, hat Dräger am Text sehr akribisch gearbeitet. Auch insgesamt war die Vorbereitung auf das neue mosaik so aufwendig, wie man das in Spitzenzeiten gewohnt war. Es wurden im Vorfeld viele Studien angefertigt, Modelle von den Hauptfiguren, selbst das Kastell wurde in 3D gebaut. Es gab in der Folge zunehmend Merchandising-Produkte, wie Postkarten, Puzzles, Windspiele, Hampelmänner. Auch für die jährliche Presseveranstaltung am Alexander Platz ließ man sich immer etwas Besonderes einfallen. Es gab ein Preisausschreiben und die Revue mit den Abrafaxen. Das alles zeugt zumindest in den Anfangsjahren von großem Enthusiasmus der Macher. Die Einbrüche kamen meiner Meinung erst nach der Frankreich-Serie und da auch nicht abrupt, sondern in schleichender Form.

Wie auch immer, wäre das Mosaik unter Hegen mit den Digedags weitergelaufen, hätte es sich zwangsläufig auch verändert und sicher würden wir heute trotzdem die Klassiker wie Runkel und Amerika-Serie bevorzugen, weil wir damit aufgewachsen sind. Das war auf jeden Fall prägend. Bei vielen war es die Runkel-Serie, bei mir war es die Amerika-Serie, die damals genau zum richtigen Zeitpunkt, die Herzen der Kinder eroberte. Ich erinnere mich an einen Fasching in der ersten Klasse. Da gab es bei den Jungs einen Doktor und einen Schornsteinfeger, der Rest ging als Cowboy oder Indianer. Heute würde man dieses Phänomen als Hype bezeichnen oder als TikTok-Trend. 😉

Nafi ibn Azraq 09.08.2022 09:15

Ich sehe es wie Rookie. Klassisch ist immer das, was man zu Beginn kennengelernt hat. Neues steht muss sich dagegen immer gegen das Alte beweisen, und die Kindheitserinnerungen bleiben eben das Maß aller Dinge. Bei mir waren das sowohl die Alexander-Papatentos-Serien als auch die Runkelserie (aus den Heften meines Vaters). Nachklassisch (aber auch gut) sind für mich dann die Nachwendehefte angefangen mit der Barbarossaserie.
Ich finde auch den Bruch zwischen Orientserie und Dalmatienserie nicht so stark, auch bei letzterer war doch einiges an Klamauk dabei.

komnenos 09.08.2022 10:03

Ich habe nicht bezweifelt, dass gerade die ersten Abrafaxe-Jahrgänge eine Qualität haben, die an die letzten Digedags-Jahrgänge anknüpft. Die Einbrüche im Storytelling sehe auch ich erst später, mein Lesevergnügen hielt sich bis 1981 auf einem hohen Niveau.

Nein, was ich zum Ausdruck bringen wollte, war und ist, dass Hegen das nicht mehr gereicht hat und es ihn nicht mehr erfüllt hat. Im Lindnerbuch steht doch ganz klar, wie er sich äußert, dass man sich im Kreise drehte, immer wieder sich selbst zitierte. Und mit Anleihen aus der Hegenzeit ist gerade auch die erste Abrafaxeserie gespickt.

Hegen hatte also den Wunsch, etwas zu ändern, und die angerissenen Buchprojekte zeigen das ja auch. Wahrscheinlich spielten da auch nicht immer nur die Digedags eine Rolle. Er wollte noch andere spannende Geschichte(n) erzählen.
Und ja, wahrscheinlich spielte dabei auch sein Bedürfnis, sich als Künstler breiter zu präsentieren und mit den familiären Vorbildern mitzuhalten bzw. sie zu übertrumpfen eine Rolle.

Auf jeden Fall sehe ich seine Kreativität mit der Gestaltung der Digedags nicht erschöpft, das war das Brot-und Butter Geschäft und den Höhepunkt sehe ich heute als Erwachsener bereits im Peer Tyla Kapitel erreicht, aber das ist individuelle Geschmackssache.
Tatsache ist, wir wissen nicht, was aus dem Atelier unter Hegen nach 1975 gekommen wäre und ich bin der Meinung, es hätte sich was geändert im kreativen Sinne, nicht nur quantitativ.

Und ich denke auch, dass mit Sammelbänden, auch wenn es nur einige wenige pro Jahr gewesen wären, der Umsatz nicht eingebrochen wäre, denn Bücher hatten nun mal auch in der DDR einen anderen Preis als Hefte.
Dass das Team nichts Wesentliches geändert hat, ist auch klar. Und ja, Dräger hat sich natürlich reingehangen für das Spassmacherkonzept und später gab es auch viele Merchandising Aktionen, hätte Hegen sicher auch Spass dran gehabt, war aber zu seiner Zeit noch nicht so en vogue.
Aber das Brot und Butter-Geschäft reichte ihnen und ja auch (das muss man natürlich auch bedenken) den zahlreichen Lesern.

Ob Hegens Änderungen gerade bei der Leserschaft nur einmütigen Anklang gefunden hätte, darf gern bezweifelt werden. Als Erwachsener hätte ich an seinen Buchprojekten vielleicht mehr Spass als als Kind, wo ich jeden Monat dem neuen Heft entgegen fieberte und ich mit Büchern über Geschichtsepochen oder Baustile und Kulturrichtungen, vielleicht im Wechsel mit den Digedags (das ist jetzt wirklich spekulativ) nicht so viel hätte anfangen können.

So, damit habe ich mich jetzt wirklich ausreichend zu dem Thema geäußert, ich will auch Niemanden überzeugen, danke aber nochmal für die Argumente und das eine oder Andere Detail, was ich noch nicht kannte. Allein dafür lohnen sich schon solche Diskussionen, auch wenn man sich bei manchen Themen auch wie Hegen damals im Kreis dreht. ;)

Nante 09.08.2022 10:30

Was die Buchprojekte angeht, stand entweder bei Lehmstedt oder schon bei Kramer (:weissnix:), daß da der Kinderbuchverlag(?) sein Veto einlegte und die Sammelbände das "höchste der Gefühle" waren, was man dem Zeitschriftenverlag Junge Welt gestattete.
Andererseits wird der Verlag Junge Welt wohl kaum von dem Gedanken begeistert gewesen sein, die Einnahmen aus dem Hefte-Verkauf zu drosseln, damit ein anderer Verlag mit den Büchern "absahnen" konnte.

Und was die Bemerkung von Lona Rietschel angeht, die die Diskussion hier ja eigentlich losgetreten hat, so sollte man vielleicht auch einer 75-Jährigen eine gewisse nostalgische Verklärung der Zeit gestatten, als sie selbst gerade mal Anfang Dreissig war. Nicht nur wir Leser neigen zur Nostalgie. :zwinker:

Nafi ibn Azraq 09.08.2022 12:49

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 790108)
Was die Buchprojekte angeht, stand entweder bei Lehmstedt oder schon bei Kramer (:weissnix:), daß da der Kinderbuchverlag(?) sein Veto einlegte und die Sammelbände das "höchste der Gefühle" waren, was man dem Zeitschriftenverlag Junge Welt gestattete.

Das steht bei Lehmstedt.

kathleen 09.08.2022 17:06

Jetzt muß ich meinen Senf auch mal dazu geben. Der Wiederstand des Kinderbuchverlags Berlin war tatsächlich Ursache dafür, das in den 60er Jahren die Sammelbandprojekte nach dem 4. Runkelband zur Einstellung kamen. Ob ein tatsächlicher Export dieser Bände vollzogen wurde ist nicht ganz klar. Dafür aber spricht, dass ein Teil der 2. Auflage des 1. Runkelbuches sowie die 2. Auflage des 4. Runkelbuches auf sehr schönem und holzfreiem Papier gedruckt wurde und wir von den Exportheften wissen, das zu der Zeit in dieser Papierqualität exportiert wurde (Österreich, Finnland, BRD). Auch wurde mittels Flyer in Österreich für den 4. Band geworben. Mit der Rückseite von Exportheft 106 kann ebenfalls von Buchwerbug in der BRD gesprochen werden.
In diesem Threat ging es aber um Sammelbandprojekte ab 1974. Offensichtlich gab es zu dieser Zeit keinerlei Wiederstände durch irgendwelche Buchverlage, denn der Verlag machte sich daran die komplette Amerikaserie in 10 Bänden und unzähligen Auflagen bis zur Wende hin zu veröffentlichen. Weiterhin erfolgten auch die Exportausgaben der Sammelbände für die BRD im Weltkreisverlag, finnische, holländische und ein ungarischer Sammelband. Hier darf man durchaus annehmen, dass mit Rückendeckung des Verlages Herr Hegenbarth ebenso die Möglichkeit gehabt hätte Sammelbände oder Buchprojekte umzusetzen. Bekannt ist auch, dass Hegenbarth und Dräger hier sehr textlastige Bücher vorschwebten, die zwar anders als Mosaik, aber dennoch großzügig bebildert vorgesehen waren.

Nante 09.08.2022 17:18

"Unzählige Ausgaben" aller 10 Bände?

In die Provinz, zumindest zu uns, scheinen es aber nur die ersten drei Bände geschafft zu haben. Die standen manchmal sogar länger als eine Woche in der Buchhandlung im Regal. Vom Rest habe ich vor der Wende nie was zu Gesicht bekommen, geschweige selbst ergattern können.

kathleen 09.08.2022 17:30

Ein weiterer Punkt der in diesem Zusammenhang erwähnenswert ist, ist die ewige Plagiatsdiskussion. Diese steht aus meiner Sicht eng mit der weiteren Entwicklung der Abrafaxe in Zusammenhang. Hier im Forum wird immer über Nostalgie, persönliche Vorliebe, Kindheitssozialisation etc. gesprochen und dabei eine profesionelle und unabhängige Einschätzung der Thematik außen vorgelassen. Das ist subjektiv sicher legitim, objektiv sollte man aber zumindest einmal zur Kenntnis nehmen, dass es 1976 juristisch bestellte Gutachten gab, die aus meiner Sicht ohne besagte Voreinnahmen Stellung zur Thematik bezogen. Es gab mindestens drei Gutachten von bekannten Künstlern und Grafikern der DDR, welche allesamt Mitglieder der Akademie der Künste waren und zumindest in der DDR einen außerordentlichen Ruf hatten. Ich spreche von Werner Tübke, Paul Rosie und Klaus Wittkugel. Alle drei kommen übereinstimmend zu der Erkenntnis, dass es sich offensichtlich beim Abrafaxemosaik um ein Plagiat und einen Eingriff am Urheberrecht des Herrn Hegenbarth handelt. Ich möchte jetzt aus Zeitgründen nicht ganz ausführlich werden, aber Herr Tübke sieht als Maler einen "zeichnerischen Qualitätsabfall durch das nachahmende Kollektiv", Herr Wittkugel bestätigt ein Plagiat "am künstlerischen Bild und an den Hauptfiguren" und ist "sehr enttäuscht, dass ein so renomierter Verlag wie der VJW solche Methoden aufwenden muß". Paul Rosie ist sogar der Meinung, dass "dieses Kollektiv nichts nennenswert Eigenes und Neues einzusetzen in der Lage ist" und "nichts anderes zu planen gedachte" und ohne Einwilligung des Herrn Hegenbarth dessen Gestaltungsprinzipien übernimmt. Ebenso wird hier eindeutig ein Plagiat bestätigt sowohl an den Hauptfiguren, als auch an der Gesamtaufmachung mit der Mutmaßung, dass der Verlag beabsichtigt die Leser keinen Bruch merken zu lassen. Diese Aussage mit dem sanften Übergang ist auch in Verlagsinterna so dokumentiert als Absicht, quasi ein vorsätzliches Plagiatseingeständnis (um die Leser nicht merken zu lassen wie sie ihrer geliebten Digedags beraubt wurden). Das nur mal als Beispiel wie 1976 die anwaltliche Seite von Herrn Hegenbarth beweisführend aggierte und zwar ohne Fansicht oder besagter Nostalgie. Wäre es so abwegig mit dem Plagiat, hätte es niemals einen Vergleich gegeben (und der Verlag hatte seinerzeit als Staatsorgan sicher andere Möglichkeiten jemanden mundtot zu machen). Interesant finde ich aber unabhängig vom Plagiat die künstlerische Einschätzung der neuen Heftserie. Stellt euch mal vor die hätten die Hefte der Abrafaxe ab Mtte der 80er Jahre als Basis ihrer Gutachten gehabt. Wahrscheinlich wären die Urteile noch vernichtender ausgefallen wage ich hier mal zu mutmaßen.

Chouette 09.08.2022 18:03

Als aufmerksamer Mitleser dieser interessanten Diskussion möchte ich kurz einwerfen, dass - wenn ich es nicht überlesen habe - niemand hier das Plagiat bestreitet. Natürlich war es eins. Was mich immer verwundert, ist der immense Qualitätsunterschied, den manche ab Heft 1/76 wahrnehmen können. Die Gutachter um Tübke schließe ich ausdrücklich mit ein.

Nante 09.08.2022 18:39

Zitat:

Zitat von Chouette (Beitrag 790171)
... - wenn ich es nicht überlesen habe....

Du hast. Zwar nicht hier aber woanders. Und ich bleibe auch bei meiner Meinung, will jetzt aber dieses Diskussion nicht schon wieder aufwärmen.

Aber mal zurück zum Aufhänger dieses Threads. Heute lag das Heftchen bei mir im Kasten. Bis jetzt nur mal überflogen. Aber eines fiel sofort auf:

Wenn das auf S. 23 o.r. eine "Teutobold"-Figurine ist, benenne ich mich in August Pickel um. :zwinker:

gbg 09.08.2022 20:04

Nun und auf dem Arbeitsbild wird Oesterreicher auch "vergessen"

gbg 09.08.2022 20:07

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 790176)

Wenn das auf S. 23 o.r. eine "Teutobold"-Figurine ist, benenne ich mich in August Pickel um. :zwinker:

Das muss man nicht so kleinlich sehen, der Autor steckt nicht so tief in der Materie... ;) wie wir.

komnenos 10.08.2022 08:18

Zitat:

Zitat von Chouette (Beitrag 790171)
..Was mich immer verwundert, ist der immense Qualitätsunterschied, den manche ab Heft 1/76 wahrnehmen können. Die Gutachter um Tübke schließe ich ausdrücklich mit ein.

Das hängt natürlich auch davon ab, was zum Vergleich herangezogen wurde. War es bspw. die Orientserie mit Sprechblasen und ohne dominierende Nebenfigur oder war es bspw. die Runkelserie. Tübke und auch die anderen Gutachter werden wohl nicht das Gesamtwerk unter Hegen betrachtet haben, kannten es vielleicht nicht mal in Gänze. Der Vergleich Harlekin und die 3 Abrafaxe im Sprechblasencomic in einem dalmatinischen Dorf hätte gegen den Weltreisenden Runkel mit den Digedags bspw. am byzantinischen Hof wohl einen schweren Stand. Womit wir wieder beim Zitat von Lona Rietschel wären. ;)

Nante 10.08.2022 10:35

Für den Fall, daß nicht nur ich da was falsch verstanden habe (Hatte gerade ein Telefonat mit einer netten Dame von der Landeszentrale) :

Zitat:

Diese Mail erreichte uns heute.
Zitat:
...

Er hat für die LZT eine Broschüre geschrieben, die kostenfrei (lediglich Portokosten) bei der LZT bestellt werden kann.
...

Mit freundlichen Grüßen
xxxxx, LZT
Wenn man nur das Heft bestellt, fallen auch keine Versandkosten an!

Udo Swamp 10.08.2022 11:29

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 790176)

Wenn das auf S. 23 o.r. eine "Teutobold"-Figurine ist, benenne ich mich in August Pickel um. :zwinker:

Aber immerhin zum Teil in der Verkleidung von Teutobold, der Detektiv Argus. ;)

komnenos 10.08.2022 11:33

Man muss Prof. Lindner zugute halten, dass er auch mit dieser Broschüre das Andenken an Hannes Hegen hochhält und einen leichten und kostenlosen Zugang zu ein paar Hintergrundinformationen ermöglicht.
Als Hardcorefan stört man sich am Detail, auch ich, aber ich zähle mich auch nicht zur Zielgruppe für dieses Heft.

Ganz kostenlos sind solche Aktionen letztendlich aber nicht, denn sie kosten Steuergelder, die mitunter aber auch weitaus weniger sinnvoll eingesetzt werden.

Und Eines möchte ich noch hervorheben, es brauchte einen Charakter wie Prof. Lindner, mit einer großen Ehrerbietung, verbindlicher Freundlichkeit und absoluter Loyalität (in dem Fall zu Hegen), um Zugang zum Meister zu finden. Es gab ja andere Wissenschaftlicher, die das auch versucht haben und wahrscheinlich Hegen und die ganze Geschichte etwas vielschichtiger präsentiert hätten, aber sie sind mit Ihren Kontaktversuchen gescheitert. Daher ist jede Kritik an Lindner eigentlich auch eine Kritik an Hegen, der es bis ins hohe Alter nicht geschafft hat, Dinge, die in seinem Leben nicht in seinem Sinne gelaufen sind, kritisch aufzuarbeiten.

Dieser Gedanke ist mir erst in den letzten Tagen so klar bewusst geworden und ich stelle ihn gern zur Diskussion.


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