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Detlef Lorenz 13.04.2012 16:32

Pecos Bill
 
Nanu? wird sich mancher beim Lesen des Titels denken, will jetzt der Lorenz in Konkurrenz zu Gerhard Försters lange angekündigter und ab April/Mai 2012 in der Sprechblase endlich startender Artikelreihe über den Westernhelden gehen.

Mitnichten! es handelt sich um eine neue Art der Zusammenarbeit, auf einer anderen Ebene als sonst üblich. Seine Texte in der Sprechblase und meine Beiträge hier in der COMIC WELT sollen sich ergänzen – es wird also eine intermediale Zusammenarbeit zwischen Papier und Internet geben. Natürlich werden teilweise inhaltliche Überschneidungen vorkommen, schließlich hat nicht nur jeder seine Sichtweisen und Vorstellungen, die Texte sind auch parallel entstanden. Eine Zusammenführung ausschließlich in der Sprechblase wäre wegen der vorgenannten Problematik allerdings recht schwierig geworden.

Insgesamt wäre es mir in der gedruckten Form in der Sprechblase schon lieber gewesen (war auch mal so geplant), hier aber kann ich spontaner reagieren, schneller auf die Leser eingehen – sofern Nachfragen erfolgen, oder Ergänzungen einfließen lassen. Vermissen werde ich zwar das gedruckte Zusammenspiel der grafischen Gestaltung von Text und Bild, aber einiges an Illustrationen wird ebenfalls die Texte begleiten. Außerdem plagt mich hier nicht der permanente Platzmangel in der Sprechblase, ich kann das Thema so gestalten, wie ich es für nötig halte; z. B. die im Anschluss an dieses Vorwort folgende Einführung in die amerikanischen Wild-West-Mythen und ihrer „Helden“ .

Um die Zusammenarbeit deutlicher heraus zu stellen, werde ich passenderweise auf die Sprechblase verweisen, vor allem, wenn es um Themen geht, die vorzugsweise der Gerhard behandelt. Im Gegenzug erfolgt in den kommenden Sprechblasen ein Hinweis auf diese Artikelserie im CGN.




Auf der Rückseite des Tarzan Heftes Nummer 8 vom Mondial Verlag erschien im April 1953 Werbung für die noch im selben Monat startende Westernreihe Pecos Bill. Rechts unten ist der Text „In der Gewalt der Mumien-Menschen“ zu erkennen. Das hat nichts mit Pecos Bill zu tun, sondern ist der Titel des nächsten Tarzan-Heftes.

Schon mal vorweg möchte ich mich hier bei meinem Freund Peter Pohl aus Wien bedanken. Er hat eine umfangreiche Pecos Bill Sammlung und vor allem die italienischen Originalhefte. Großzügig überließ er mir Abbildungsmaterialien, übersetzte aus dem italienischen und war stets mit Rat und Tat behilflich.

Und noch ein Hinweis: In die folgenden Texte habe ich Anmerkungen eingefügt, die aber leider erst am Ende erklärt werden. D. H. für den Abschnitt der „Legenden“ (ungefähr fünf Fortsetzungen) erfolgen die Erläuterungen komplett an deren Schluss; für den Comic-Teil werde ich das noch ändern und sie jeweils am Ende des Beitrages bringen.

Nun viel Spaß mit Pecos Bill, dessen Artikelserie am Montag beginnt!

Detlef Lorenz 16.04.2012 09:44

P E C O S B I LL der Held von Texas


Die Legende:

Der amerikanische Wilde Westen ist ohne seine „Helden“ und „Schurken“ unvorstellbar. Sie waren es, die die Geschichte des Westens geprägt haben - jedenfalls in der Historie, wie sie uns die Medien präsentieren. Es waren Menschen unterschiedlichster Prägung: zum Einen die realen Helden, die ihr durchaus abenteuerliches Leben in späteren Jahren erfolgreich vermarktet haben und folgerichtig ins Showbusiness abwanderten. William F. Cody ist hier wohl der erfolgreichste Vertreter dieser Zunft. In jungen Jahren hatte er sich als Ponyexpressreiter seine ersten Sporen verdient, später erwarb er sich als Scout für die Armee Lorbeeren. Zu seinen Spitznamen Buffalo Bill kam er aber erst durch das massenhafte Abschlachten der nordamerikanischen Bisons für die Arbeiter des transkontinentalen Eisenbahnbaues und seiner Selbstbeweihräucherung. In eigenen Wild West Shows, in Romanen und - später - in Filmen wurde er noch zu Lebzeiten glorifiziert. Die Comics setzen diesen Trend bis in die Neuzeit ungebrochen fort.




Die Illustrierte Filmbühne Nr. 892 zeigt den Streifen „Buffalo Bill Der Weisse Indianer“ („Buffalo Bill“, von 1944). Die Hauptrollen spielen immerhin so bekannte Darsteller, wie Joel McCrea (Buffalo Bill), Maureen O`Hara als seine Frau, Linda Darnell als Indianerin Schimmerndes Sternenlicht, Anthony Quinn als Häuptling Gelbe Hand und Thomas Mitchell als Net Buntline, als der Reporter, der Buffalo Bill in Romanen berühmt gemacht hat. In diesem Streifen wird er als:“ … der sympathischste Held Amerikas …“ glorifiziert!
Es bedurfte dann des satirischen Streifens „Buffalo Bill und die Indianer“ („Buffalo Bill and the Indians“, von 1976), um am Lack des „sympathischsten Helden“ zu kratzen und ihn als „pompösen Scharlatan“ zu entlarven – so der Text im Filmprogramm Neuer Film-Kurier Nr. 182. Die Darsteller sind hier Paul Newman als Titelheld, Harvey Keitel als Neffe, Geraldine Chaplin als Annie Oakley (ihr Leben gab die Vorlage für das Musical „Annie get your gun“) und Burt Lancaster in der Rolle des Net Buntline – um nur die bekanntesten zu nennen.

Zu den realen Berühmtheiten des Westens gehören auch Menschen, die erstaunliches geleistet und erlebt haben, denen ihr Ruhm aber nicht zu Kopf stieg. Kit Carson ist ein prägnantes Beispiel, er ist der bodenständige „Held“ schlechthin. Als Scout, Entdecker und Soldat stand er an vorderster Stelle bei der Eroberung und Besiedlung des Westens durch die landhungrigen europäischen Einwanderer. In Amerika ist er genau so bekannt wie Buffalo Bill, seine realen Taten überstrahlen die des Büffeljägers bei weitem. Als Carson City steht sein Name nicht von ungefähr für die Benennung der Hauptstadt Nevadas. Er war nacheinander mit einer Indianerin und einer Mexikanerin verheiratet – beides nicht selbstverständlich, selbst heutzutage in den USA nicht. Dass sein Leben später für die größten Teils frei erfundenen Abenteuergeschichten im Roman, im Film, im Comic, die Titelfigur abgab, minderte seinen Ruhm keineswegs. Im Gegensatz zu Buffalo Bill war er wohl nicht aktiv an seiner Legendenbildung beteiligt.




Das Titelbild zeigt das Heft Texas Nr. 19 vom Alphons Semrau Verlag, in dem die Abenteuer von Kit Carson und Buck Rodgers erschienen. Die Comic-Abbildung ist aus dem Heft Nr. 20 „Wettlauf mit dem Tod“ und zeigt eine äußerst dynamische Szene, sogar mit Signum des Zeichners.


Natürlich gehören auch Vertreter der indianischen Urbevölkerung in den Reigen der Helden und Schurken. Sie genossen zu ihren Lebzeiten noch eine eher negative Berühmtheit, wurde von ihnen damals doch meistens nur im Zusammenhang mit Massakern an Farmern und siegreichen, blutigen Gefechten gegen die US-Kavallerie berichtet. Erst Mitte bis Ende des zwanzigsten Jahrhundert setzte eine differenziertere Betrachtung der Indianer ein: Namen wie Metacomet, Tatanka Yotanka (Sitting Bull), Hinmaton-yalatkit (Chief Joseph) oder Geronimo bekamen als Freiheitskämpfer, „edle Wilde“, aber einfach auch nur als Menschen, die für ihre Lebensrechte eintraten, eine ausgewogenere Presse.




In der fabelhaften Roman-Serie des Pabel-Verlages „Die Rothaut“ widerfährt den Indianern in ihrem Überlebenskampf gegen die weißen Eindringlinge endlich einmal Gerechtigkeit. Egal ob Metacomet um 1680 in Neu-England, oder zweihundert Jahre später Geronimo im Südwesten, hier wurden die amerikanischen Ureinwohner in ihrer tatsächlichen Rolle als tragische Verlierer der Geschichte dargestellt.


Daneben gibt es auch die sanften Helden, die nicht ständig mit der Flinte in der Hand herumliefen und Mensch und Tier abknallten; einer der bedeutendsten ist John Chapman, berühmt geworden unter dem Namen Johnny Appleseed. Als einer der wenigen Menschen schien er mit Weißen und Roten gleich gut ausgekommen zu sein und er erwarb sich Respekt und Zuneigung auf beiden Seiten. Sein Nickname war Programm, Johnny Appleseed wanderte sein Leben lang durch den Westen, stets die Taschen voller Apfelkerne. Wo er sich eine Weile niederließ, pflanzte er die Samen ein und sorgte so für die rasche und massenhafte Verbreitung dieser Obstbäume (1).



Walt Disney stellte Johnny Appleseed in einem Kurzfilm vor, der in Deutschland in einer „Micky Maus Parade“, das war eine Zusammenstellung mehrerer Kurzfilme zu einer Spielfilmlänge, lief (Illustrierte Film-Bühne Nr. 6506).
Im „Bildermärchen“ Nr. 28 vom BSV-Verlag gab es eine - ebenfalls - kindlich gerechte Darstellung des Lebens von John Chapman. Besonders herausgestellt wurden seine Tierliebe und sein Gerechtigkeitssinn für die Weißen und Indianer.

Fortsetzung folgt …

(Ich werde erst heute abend wieder den Computer anschalten, deshalb passiert meinerseits bis dahin hier nichts.)

Detlef Lorenz 17.04.2012 09:56

Eine weitere Kategorie sind die für die Unterhaltungsindustrie komplett erfundenen Helden. Hier ragen mindestens zwei auch im deutschen Sprachraum bekannte Namen heraus: es waren der schon zur Stummfilmzeit zu Ruhm gekommene Schauspieler Tom Mix, dessen Name später auch für Westernromane und -comics vermarktet wurde (2).




In der Comicreihe Tom Mix, nach Deutschland von einem schwedischen Verlag gebracht und nach US-Vorlagen zusammengestellt, gab es die Abenteuer von Tom Mix - und dem Peitschenschwinger Lash Larue, Buffalo Bill, Falkenauge, Ritter Roland - zu lesen. Auf dem Titelbild von Nr. 13 ist im Hintergrund das Pferd des Titelhelden, Tony, zu sehen. Bemerkenswert an Tom Mix ist auch sein riesiger Hut, der heutzutage leicht antiquiert wirkt.


Clarence E. Mulford ersann bereits 1904 die Figur des Hopalong Cassidy und führte sie zu literarischem Ruhm. Auch dieser fand seinen Weg zu den Comics und zum Film, hier verbunden und wohl auf ewig gleichgesetzt mit der Person des Schauspielers William Boyd. Während die Romane einen harten, kompromisslosen Hopalong Cassidy zeigen, waren seine Abenteuer in den Filmen eher etwas für die die ganze Familie (was haben wir in den Fünfzigern Willam Boyd und George „Gabby“ Hayes [Windy] zugejubelt, wenn sie den Outlaw zu Strecke gebracht hatten).



Das deutsche Vorkriegsfilmprogramm Illustrierter Film-Kurier Nr. 3023 zeigt auf der Titelseite Willam Boyd in dem Streifen „In der Maske des Bruders“ („Silver on the Sage“, von 1939). In der schönen Bildmontage der dritten Seite sind die Hautprotagonisten zusammen zu sehen: außer dem weißen Pferd Cassidys, Topper, sind unten noch George „Gabby“ Hayes und, rechts, Russell Hayden in der Rolle des Lucky Jenkins zu sehen, der in den Romanen einen wichtigen Part innehat.




„Hopalong Cassidy und der junge Wolf“ („Hopalong Cassidy Returns“), aus der Heyne-Cassidy Taschenbuch-Reihe, meint nicht Hopalong mit „jungem Wolf“, sondern Lucky Jenkins, der hier die tragende Rolle spielt.




Die Comicgeschichten sind auf Deutsch im größeren Umfang in den Phantom-Heften des Aller Verlages nachzulesen. Wunderschön nostalgisch gezeichnet, mit tollen Farben, aber leider durch ihren Umfang von nur ca. zehn Seiten inhaltlich kurz und bündig.




Ähnliches kann auch für die Hopalong Cassidy-Hefte innerhalb der BSV-Reihe Sheriff Klassiker gesagt werden, kurze knappe Abenteuer, farblich aber nicht so brillant wie vorstehende Reihe.



In der Reihe Kasperle vom Zauberkreis Verlag gibt es in den Heften 1 – 9 eine Komplette Daily-Story über Hopalong Cassidy von Dan Spiegel, nicht so „bunt“ wie in den vorgenannten Serien, aber mehr der Romanvorlage ähnelnd.


Dann sind da noch die mythischen Helden und ihre Geschichten, so etwas wie die Nibelungen des Wilden Westens. Zwei ihrer prominentesten Vertreter sind Paul Bunjan (3) und Pecos Bill. Sie sind wohl die bekanntesten ihrer Art und man dichtete ihnen sogar eine persönliche Freundschaft an. Paul Bunjan ist der Widerpart zu Johnny Appleseet … während der eine Bäume pflanzte, rodete der riesige Holzfäller ganze Landstriche ratzekahl. In Paul Bunjan kulminierte der „Ruhm“ der Lumberjacks im 19. Jahrhundert riesige Gebiete der USA für die Urbarmachung entwaldet zu haben. Dass sie damit übertrieben hatten, zeigten die gewaltigen und notwendigen Aufforstungsaktionen in den zwanziger und dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts um der Bodenerosion entgegen zu wirken.




Der Titel des Heftes aus der BSV-Reihe „Bilder Märchen“ zeigt den riesigen Paul Bunjan – warum so riesig? Wahrscheinlich konnten die Menschen es sich nicht anders erklären, wie es möglich war, in derart kurzer Zeit so viele Wälder gerodet zu haben.

Das Comicbild zeigt ein Beispiel aus diesen unglaublichen Abholzungsorgien: Paul Bunjan überlegt nur kurz, stellt sich eine Mannschaft zusammen … und wenige Wochen später war Nord Dakota Wald frei. Immerhin ist dieser US-Bundesstaat noch halb so groß wie Deutschland (357 020 qkm)!

Fortsetzung folgt … endlich mit dem Hauptthema ;)

Armin Kranz 17.04.2012 10:32

Sehr guter Artikelreihe. Macht einfach Spaß zu lesen und noch das ein oder andere Zu erfahren.

@ Detlev
heißt es "Oberholzfäller" oder "Überholzfäller", habe da leichte Leseprobleme.

Schlimme 17.04.2012 11:23

Der Wikipedia-Artikel über den sagenhaften Holzfäller:
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Bunyan

Detlef Lorenz 17.04.2012 13:37

Zitat:

Zitat von Armin Kranz (Beitrag 404111)
@ Detlev
heißt es "Oberholzfäller" oder "Überholzfäller", habe da leichte Leseprobleme.

Da steht "Oberholzfäller" - obwohl "Überholzfäller" nicht so verkehrt ist, wenn man die Mengen an Holz in Betracht zieht, die bei diesen Abholzungsaktionen "über" waren!

Detlef Lorenz 18.04.2012 22:35

Natürlich stehen die vorgenannten Beispiele nur stellvertretend für einen viel größeren Kreis von zum Teil sagenhaften Persönlichkeiten und es sollte auch nur als Einstimmung für die Geschichte um den „größten Helden des Westens“, Pecos Bill, dienen:

Die ersten Geschichten um Pecos Bill wurden von Edward O´Reilly im Century Magazin 1916 veröffentlicht. Eine Zusammenfassung aller Erzählungen erfolgte dann 1923 in dem Buch Saga of Pecos Bill. Am bekanntesten wurde aber schließlich das Buch „Pecos Bill: The Greatest Cowboy of all Time“ von James C. Bowman von 1938.




Eine sehr schöne deutsche Ausgabe davon kam in Wien bereits 1948 beim Alexa-Verlag heraus. Links das Deckelbild, rechts eine Farbseite mit der "Planwagenszene" und der Innentitel.

Zur Versorgung der rasch angewachsenen Bevölkerung in den USA, besonders im Osten, wurden Mitte des neunzehnten Jahrhunderts immer größere Mengen an Fleisch benötigt. Die texanischen Farmer reorganisierten die vorhandene Rinderhaltung und lieferten die benötigten Mengen für die Schlachthöfe in Chicago. Dabei übernahmen sie die Erfahrungen der ortsansässigen spanisch/mexikanischen Rancheros und entwickelten sie weiter. Pecos Bill gilt dabei sinnbildlich als der Stammvater der Cowboys, des amerikanisierten Vaquero (wie der Weidereiter noch heute in den lateinamerikanischen Staaten genannt wird). Er, Pecos Bill, legte die Grundlagen für die moderne Rinderzucht in Texas, in einem Land, in dem sowieso alles als am Größten gilt.(4) U. a. entwickelte Pecos Bill die moderne Form des Lasso, mit seiner sich selbst zuziehenden Schlinge, mit dem er selbst bald eine derartige Fertigkeit erreichte, dass er einen Tornado einfangen und ihn abreiten konnte.




Dies allerdings verärgerte den Tornado, er tobte und heulte und versuchte vergebens Bill abzuschütteln, bis seine Kraft erlahmte. Dabei verwüstete der Tornado die Gegend derart, dass sie noch heute trostlos und öde ist. Die Menschen nennen sie seither Staked Plains, oder auf Spanisch Llano Estacado und die ist auch in Deutschland spätestens seit Karl May bekannt. Abbildung aus Bildermärchen Nr. 28, dort ist es die Zweitgeschichte nach Johnny Appleseed. Pecos Bill wird hier allerdings „Texas Bill“ genannt.

Dann versuchte Pecos Bill sich sogar an einer neuartigen Weideform, die einem Perpetuum mobile verdammt nahe kam. Ein runder, spitz zulaufender Berg, der knapp viertausend Meter hohe Pinnacle Pike, einem Zuckerhut ähnlich, brachte ihn auf folgendem Gedanken: „Es gibt dort unendlich viel buschiges Gras und eine Unmenge frischer Quellen. Yes, und das Klima können sie sich auch aussuchen (das Vieh). Wenn es den Rindern in der Sonne zu heiß wird, brauchen sie nur auf die andere Seite des Berges herum zu gehen und können im Schatten Ruhe finden. Ist ihnen zu kalt, werden sie mit Leichtigkeit einen sonnigen Weidegrund finden. Ist das Wetter in niedriger Höhe zu warm, kletter sie höher hinauf, wo es milder ist. Unter den vielen Arten von Wetter wird selbst der nervöseste Stier eines finden, das ihm behagt. Tobt der Sturm auf dem Nordabhang, findet das Vieh auf dem Südabhang Schutz, und kommt der Sturm zufällig von Süden, dann können wir uns darauf verlassen dass sich die Rinder vor dem tosenden Wind schon auf die richtige Stelle des Berges zurück ziehen werden.“(5) Mit Stacheldraht sollte diese gigantische Weide eingezäunt werden, womit Pecos Bill so nebenbei auch zum Erfinder der eingezäunten Viehkoppel wurde. Dieses an sich geniale Konzept scheiterte lediglich daran, dass es selbst in Texas nicht genügend Viertausender Berge gibt, um alle texanischen Rinder unter zu bringen. Am Rande sei noch vermerkt, dass Paul Bunjan den Pinnacle Peak abgeholzt hatte…

Die texanische Stadt Pecos am gleichnamigen Fluss rühmt sich, in ihren Mauern das erste Rodeo veranstaltet zu haben; sie übersehen dabei natürlich, dass der eigentliche Ruhm Pecos Bill gebührt, der diese Zusammenkünfte für die Cowboys ins Leben gerufen hat. Um deren dauernden Streitigkeiten den Nerv zu ziehen („ich kann am schnellsten ein Kalb einfangen ... ich kann den wildesten Mustang zureiten... ich kann einen Prärieschoner am geschicktesten lenken...“), die meist in wüsten Schlägereien und Schießereien ausarteten, rief er ein Fest ins Leben, bei dem die Cowboys ihre Fertigkeiten im Rahmen von Wettkämpfen messen konnten. So nebenbei wurden auch Erfahrungen ausgetauscht, alte Freunde wieder getroffen, um Pferde und Frauen gestritten - und zu guter Letzt meist doch geprügelt und geschossen.




Das ist der Eingang zur Rodeo-Arena in der Stadt Pecos am gleichnamigen Fluss. Einen Hinweis auf dem „Helden von Texas“ habe ich hier allerdings nicht gefunden …

Fortsetzung folgt …

Detlef Lorenz 20.04.2012 08:34

Wer war nun dieser Pecos Bill, dieser Tausendsassa des amerikanischen Westens, wo kam er her und wo ging er hin? Gleich anderen Pionieren zog es die Familie “Bill“ in den dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts nach Texas, von dem an der Ostküste, aber auch in Europa (6), wahre Wunderdinge erzählt wurden. Wald, Weideflächen, Wasser und Land, alles sollte im Überfluss vorhanden sein. Die einheimische indigene Urbevölkerung wurde meist nur am Rande erwähnt und dann vertrieben und vernichtet wo immer sie sich den landhungrigen Eindringlingen entgegenstellten. Die seit gut einhundert Jahren vorhandene spanisch/mexikanische Bevölkerungsgruppe hatte sich mit den Indianern einigermaßen arrangiert und stellte schon auf Grund ihrer geringen Anzahl keine Existenzbedrohend für diese dar. Die Lateinamerikaner sahen aber, genau wie die Indianer, die massenhafte Einwanderung der „Gringos“ eher skeptisch entgegen – die bald einsetzenden Unabhängigkeitsbestrebungen vom Mutterland Mexiko seitens der Neuankömmlinge gaben ihnen in ihrem Argwohn schließlich recht.




Das unglaubliche an dieser Episode um „The Alamo“* aus dem texanischen Unabhängigkeitskampf ist für mich, dass es sich wohl tatsächlich weitgehendst so abgespielt hat, wie im Film geschildert.
Im unteren Bild sehen wir den Tod des „historischen“ Davy Crockett, gespielt von John Wayne. Im Vergleich dazu ist der „Comicheld“ eine Witzfigur, wie wir später sehen werden.

Die Abbildungen sind einer Souvenir-Bildschrift entnommen, diese erschien beim „Bildschriftenverlag“!
*The Alamo: wäre bei Interesse ein eigenes Thema in LORENZ´ COMIC WELT!?

Vater, Mutter, der kleine Bill und siebzehn (!) weitere Geschwister saßen nun in ihrem Prärieschoner und holperten dem Rio Pecos entgegen. Zu diesem Zeitpunkt hieß unser zukünftiger Held natürlich noch nicht Pecos Bill, sondern bekam seinen berühmten Namen erst später ... sagt die Legende, sowie alles was hier schon über ihn geschrieben steht und was noch folgt. Bei der Überquerung des Flusses schaukelte der Wagen so stark, dass ein Kind hinten runter fiel. Es wurde aber vorerst nicht bemerkt, denn zum einen machte alles natürlich einen Riesenkrach: das Plätschern des Wasser, das Rumpeln und Poltern des Wagens und natürlich auch der Lärm, den achtzehn, oder auch nur siebzehn Kinder veranstalten können. Und eben durch diese quirlige Menge der Kinderschar in der Enge des Wagens fiel eines weniger vorerst nicht auf. Erst als abends gestoppt und sich alle zum Abendessen versammelten, wurde Pecos Bill vermisst. Alles suchen half anschließend nichts, das Kind blieb verschollen.




So sieht die Szene mit dem herausfallenden kleinen Pecos Bill bei Disney aus. Entnommen ist das Bild aus „Eine kleines Disney-Buch“, erschienen im Delphin-Verlag.

Pecos Bill war zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt und damit sozusagen aus dem Gröbsten heraus. Er strolchte ein wenig umher und traf dann auf einen weisen alten Coyoten, dem Anführer des örtlichen Rudels. Beide „beschnupperten“ sich, fanden sich sympathisch und Klein Bill lebte von nun an für mehr als zehn Jahre als „Adoptiv - Coyote“ auf der texanischen Prärie. Das Rudel nannte ihn Cropear (7), nach seinen struppigen roten Haaren. Pecos Bill lernte nun wie ein Coyote zu leben und zu heulen, bald kannte er alle Tricks und Schliche dieser intelligenten Hundeart. Er verstand es rasch, sich nicht nur mit den Coyoten zu verständigen, sondern alle Tiersprachen der Prärie wurden ihm eigen. Das kommt einem natürlich aus den Dschungelbüchern Rudjard Kiplings vertraut vor, die ein paar Jahre vor der Veröffentlichung der ersten Pecos Bill Story erschienen waren; aber bitte, wer war der Erste, denn schon zweitausendsiebenhundert Jahre vorher hatte eine Wolfsmamma zwei Kinder großgezogen: im Kapitolinischen Museum in Rom ist die antike Plastik zu bewundern, die eine Wölfin zeigt, an deren Zitzen Romulus und Remus saugen.




Hier sehen wir zwei unterschiedliche Darstellungen derselben Situation im Leben des Pecos Bill bei den Wölfen. Oben die Disney-Version, unten die der Mondial-Comicreihe.

Das ging so über zehn Jahre. Während Bill mit den Coyoten über die Prärie fegte, wurde Texas besiedelt, die ersten Longhorn-Rinder eingeführt und versucht eine ökonomisch sinnvolle Massentierhaltung zu etablieren. Da entdeckte Bill mitten im wogenden Gräsermeer einen Reiter. Zuerst war er skeptisch über dieses seltsame Wesen, das sich zudem noch als zwei entpuppte, als der Reiter von seinem Pferd stieg. Vorsichtig stellte der Reiter zu Pecos Bill Kontakt her. Bill verstand ihn zu seinem eigenen Erstaunen (das, was er die ersten vier Jahre erlernt hatte, kam plötzlich wieder an die Oberfläche). Natürlich war sein Wortschatz des einen Vierjährigen, aber so nach und nach lernte er bei ihren folgenden häufigeren Treffen sich mit dem merkwürdigen Wesen richtig zu unterhalten. Ein großer Schock für ihn war die Feststellung, dass er selbst gar kein Coyote war, sondern ein Mensch, wie sein Gegenüber. Ihr beider Spiegelbild auf einer Wasseroberfläche überzeugte ihn, so wie Tarzan auf die Wasseroberfläche eines Teiches sein Anderssein gegenüber seinen „Affenbrüdern“ schmerzlich erkennen musste. Als nächstes stellte sich heraus, dass es sich nicht um irgendeinen Cowboy handelte, sondern das sich zufällig zwei Brüder in den Weiten der Prärie getroffen hatten. Ihre Eltern hatten sich damals in der Nähe niedergelassen, wobei „in der Nähe“ auf texanisch natürlich „Meilen um Meilen entfernt“ bedeuten kann, weshalb dieses Zusammentreffen auch erst jetzt stattfinden konnte. Nach einigen Wochen war Pecos Bill bereit, seinem Bruder zu folgen und unter seinesgleichen zu leben. Seine Adoptivfamilie vergaß er allerdings nie, besuchte sie so oft wie möglich und versuchte auch, die Coyoten vor den Nachstellungen der Menschen zu schützen.




In dieser Illustration aus dem „Alexa-Buch“ werden Pecos Bill die Haare geschnitten, nachdem er zu den Menschen zurückgekehrt ist.

Fortsetzung folgt …

Xury 20.04.2012 09:09

Der "Pecos Bill"-Disneyfilm wurde beim ersten Kinobesuch meines Lebens ("Das Dschungelbuch") als Vorfilm gezeigt. Unvergesslich für mich die Szene des Tornadofangs, bei dem Bill sich freihändig - nur mit der Zunge, die sich wie ein Teppich einrollt - eine Zigarette rollt (deshalb wird der Film heute wohl nicht mehr gezeigt).

An den Hintergründen vom Alamo bin ich selbstverfraglich sehr interessiert. :wink:

Detlef Lorenz 23.04.2012 08:26

Nach einer Eingewöhnungszeit, in der es natürlich auch Streitigkeiten gab, wurde Pecos Bill zum Vormann der Cowboys. Seine Stärke, die Ausdauer, seine Intelligenz, sein Gerechtigkeitssinn, sein Ideenreichtum, all das akzeptierten die Männer und kürten ihn zum „Größten Cowboy Aller Zeiten“. Pecos Bill wurde ihr Mentor, und wie schon weiter oben geschildert, verbesserte er nicht nur die Rinderzucht als solche, auch das Cowboyleben wurde durch seine Innovationen umgekrempelt und effektiver.

Obwohl er schneller und ausdauernder als ein Pferd laufen konnte, benötigte er trotzdem eines, allein schon, um sich mit den Cowboys in der Prärie auf „Augenhöhe“ unterhalten zu können. Es gab da ein Pferd, das noch nie jemand zu zähmen imstande gewesen war, allein sein Name wirkte furchterregend: Widow Maker, also Witwenmacher. Nun, wie man sich denken kann, Pecos Bill und Widow Maker wurden bald die besten Freunde und arbeiteten fortan trefflich zusammen.






Die Namen des Pferdes - von links nach rechts: Pegasus, Jimmy, Sturm - sind genauso legendär, wie seine Fähigkeiten. Nicht nur, dass es hoch bis zum Mond springen und so schnell über Wasser reiten konnte, dass es nicht unterging, hatte es, wie so viele Pferde in der Unterhaltungsindustrie, fast menschliche Intelligenz.

Zu einem richtigen Cowboy gehört eine zünftige Frau und auch hier kam für Pecos Bill nur die Außergewöhnlichste in Frage. Slue-Foot Sue (8) fegte eines Tages wie ein Wirbelwind in Pecos Bills Leben; sie tanzte und sang der Cowboymannschaft freche Lieder vor, dass ihre Mutter errötete und ihr Vater sie tadelte. Sie forderte Bill auf, ihr das Reiten der wildesten Broncos zu lehren und erwarb durch ihr keckes Verhalten sein Herz. Ihr größter Wunsch wurde es Widow Maker zu reiten, kaum dass sie ihn gesehen hatte. Pecos Bill wollte natürlich nicht, dass sein Pferd den Zweitnamen Widower Maker erhielt und er gestattete es nicht. Am Tag ihrer geplanten Hochzeit erschien Sue nicht in ihrer Cowboykluft sondern als Braut in einem Atlaskleid mit weitem Reif, der von einer stählernen Sprungfeder gehalten wurde. Selbstbewusst und eigensinnig wie sie war, hatte sie es sich natürlich in den Kopf gesetzt Widow Maker trotz des Verbotes zu reiten und das noch vor ihrer Trauung. Bevor die Hochzeitsgesellschaft nun richtig begriff was geschah, schwang Sue sich auf das Pferd und ... wurde vom ihm hoch in die Luft geschleudert. So hoch, dass sie dem Mond (9) ausweichen musste. Als sie zurück auf die Erde stürzte gab ihr die Sprungfeder des Kleides einen erneuten Schwung und das Ganze wiederholte sich mehrere Tage lang. Nachdem die Kraft der Feder langsam abnahm, schaffte es Pecos Bill sie mit seinem Lasso einzufangen, die Hochzeit wurde daraufhin erst einmal verschoben, Sue bat darum.







In der Fassung von James C. Bowman wird Slue-Foot Sue von der Sprungfeder ihres Hochzeitkleides bis zum Mond geschleudert, während in der italienischen Comicfassung (hier aus dem Mondial Heft Nr. 2) Meg Leichtfuß - d. i. Slue-Foot Sue – von „Sturm“ auf den Mond getragen wird und dort noch immer sitzt und wartet …

Der Legende zufolge verschwand Pecos Bill eines Tages spurlos aus dem Gesichtskreis seiner texanischen Freunde und Familie, angeblich weil er nach einer Rauferei in Kansas City von der Polizei gesucht wurde, aber tatsächlich weil die Zivilisation im gesamten Westen Einzug gehalten hatte. Er und Widow Maker fühlten sich eingeengt zwischen den wachsenden Städten und den eingezäunten Weiden (die doch seine Erfindung waren!). Pecos Bill, Widow Maker und Slue-Foot Sue lebten hinfort in einem geheimen Hidden Valley und haben sich ihre eigene Cowboymannschaft großgezogen ... obwohl es Gerüchte gibt, dass der Held von Texas sich zu den unsterblichen Himmelsreitern gesellt hat – (10)

In den Geschichten von Pecos Bill zeigt sich beispielhaft die rasante Entwicklung der Viehwirtschaft im Westen, hier speziell in Texas. Von einer lokal begrenzten und auf die unmittelbare Umgebung bezogenen Rinderhaltung ging es in wenigen Jahren über zu einer die ganze Nation mit Fleisch versorgenden Landwirtschaft. Innovationen auf dem Lande ermöglichten im Zusammenhang mit dem raschen Ausbau des Eisenbahnnetzes die Ernährung vor allem der Städte im Osten. Pecos Bill steht symbolisch für Entwicklungen, Erfindungen und Pioniergeist der Menschen im Wilden Westen und das mit Humor und schier unerschöpflicher Tatkraft.


(1)Eine sehr prosaische Lebensbeschreibung ist in Bildermärchen Nr. 28 dargestellt. In diesem Heft befindet sich zusätzlich die Zweitstory Texas Bill und das ist niemand anderes als Pecos Bill.

(2)Mit 15.000,- € im aktuellen Comic Preiskatalog (2012) ist Tom Mix Heft 8 / 1954 neben der Micky Maus Nr. 1/1951 das teuerste deutsche Comicheft. Es aber aus der Hitliste der Einhundert teuersten Hefte ganz herausgenommen worden, da es nie öffentlich im Handel verkauft wurde.

(3)Nachzulesen in Bildermärchen Nr. 61

(4)Vergleiche dazu Carl Barks: Dagobert Duck, The Fabulos Tycoon (Das gibt es nur in Texas), US 23/4, MM 37/1959

(5)Zitiert aus Pecos Bill Der Grösste Cowboy Aller Zeiten, von James Cloyd Bowman, Alexa-Verlag Wien, 1948.

(6)Texas war im neunzehnten Jahrhundert eines der bevorzugten Auswandererziele für deutschstämmige Emigranten. Viele Städtenamen weisen noch heute darauf hin.

(7)Im Buch des Alexia Verlages wird dies mit Krummohr übersetzt, es dürfte sich aber tatsächlich um die Bezeichnung für einen Bürstenhaarschnitt, eine sogenannte Meckifrisur handeln. Der damalige Übersetzer A. L. Jansen war mit seinem Krummohr wohl selbst nicht so ganz glücklich, denn meist wurde Pecos Bill später im Text weiterhin Cropear genannt.

(8)Slue bedeutet schwenken/drehen und Slue –Foot ist wohl ein leichtfüßiger Wirblewind - so in etwa jedenfalls.

(9)In der Comicserie landet sie auf dem Mond und Pecos Bill wartet noch immer sehnsüchtig auf sie … und vergnügt sich derweilen mit Klein Mary –





(10) Hier war ich lange Zeit einem interessanten Irrtum aufgesessen: ich hatte die „Himmelsreiter“ mit den „Ghostriders“ aus dem Lied von Johnny Cash gleichgesetzt. Die Ersteren muss man mit den Seelen der gestorbenen Helden gleichsetzen, die über die weiten Himmel von Texas ziehen und gelegentlich helfend auf der Erde eingreifen (siehe Abbildung).

Die Ghostriders hingegen sind zur Strafe für ihr liederliches Leben dazu verdammt, bis zum jüngsten Tag einer Herde Rinder am Himmel hinterher zu jagen, ohne sie je zu erreichen; antike griechische Mythen gaben hier sicherlich das Vorbild.

In den Großband-Heften des BSV-Verlages, hier die Nummer 6, aus dem der Bildausschnitt stammt, heißt „Sue“ mal wieder Sue (wie bei den Italienern) und es ist aber nicht Slue-Foot Sue, sondern Klein Mary, die natürlich nicht „Klein“ mit Vornamen heißt, sondern komplett Mary Morgan.


Fortsetzung folgt … mit der Pecos Bill-Comic Serie des Mondial-, bzw. des Mondadori Verlages.

Hinnerk 23.04.2012 17:29

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 404596)
(10) Hier war ich lange Zeit einem interessanten Irrtum aufgesessen: ich hatte die „Himmelsreiter“ mit den „Ghostriders“ aus dem Lied von Johnny Cash gleichgesetzt. Die Ersteren muss man mit den Seelen der gestorbenen Helden gleichsetzen, die über die weiten Himmel von Texas ziehen und gelegentlich helfend auf der Erde eingreifen (siehe Abbildung).

Die Ghostriders hingegen sind zur Strafe für ihr liederliches Leben dazu verdammt, bis zum jüngsten Tag einer Herde Rinder am Himmel hinterher zu jagen, ohne sie je zu erreichen; antike griechische Mythen gaben hier sicherlich das Vorbild.



Bei den Griechen liegst du vielleicht falsch, könnten auch die Germanen sein: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Jagd

http://upload.wikimedia.org/wikipedi...._W._Heine.jpg
Wodans wilde Jagd von F.W.Heine

Detlef Lorenz 23.04.2012 22:33

Die gute Frau Holle - wer hätte das gedacht :nonono:

Ich hatte spontan an griechische Typen gedacht, die z. B. aus Strafe Felsbrocken einen Berg hinauf rollen müssen und kurz vor dem Gipfel rollt das Ding wieder runter und die Prozedur wiederholt sich tagtäglich aus Neue: Sisyphos hieß der Arme.

Aber das von Hinnerk hier vorgestellte Beispiel ist natürlich viel dichter an den Ghostriders, ich würde sogar sagen: sie sind es - wieder was gelernt ;)

Gut gemacht, Hinnerk :top:

Xury 24.04.2012 09:25

Zitat:

Zitat von Hinnerk (Beitrag 404640)
(...) Wodans wilde Jagd (...)

Gab's die nicht auch mal bei Eisenherz? :kratz:

Detlef Lorenz 24.04.2012 10:06

Es gab mal "Lützows wilde verwegene Jagd" - aber die war wohl in einer Donald-Geschichte, als T, T & T mit Holzpferden durch das Haus tobten und Donald nervten :zwinker:

Pilgrim 24.04.2012 17:54

Ich hab`s ja nicht so mit Western, abgesehen von einem bißchen BSV Pflichtmaterial wie Tex Willer, Sheriff Klassiker, Pecos Bill etc. aber dieses Thema hier ist hochinteressant und mit den diversen Bildern perfekt in Szene gesetzt. Respekt, ich habe mich bestens unterhalten und gebildet :top:

perry 24.04.2012 18:55

Ich sehe das genauso wie Pilgrim. Durch die Sheriff Klassiker bin ich zum Western-Fan mutiert. Der Sprung von den Superhelden auf das Western Thema tut mal richtig gut. (was nicht bedeutet das ich Spidey und Co. vergessen werde!)

guenkos 24.04.2012 20:32

Zitat:

Zitat von Xury (Beitrag 404687)
Gab's die nicht auch mal bei Eisenherz? :kratz:

Da verwechselst Du vielleicht etwas.
Ich habe eine Szene vom Anfang seiner Laufbahn in Erinnerung, als er als Knappe auf der Suche nach Gawain in die Fänge einer verführerischen Hexe geriet.
Die gaukelte ihm Visionen vor von den Göttern, die auf der Regenbogenbrücke nach Walhalla reiten.
Kann auch sein, dass ich jetzt die Gauklerin verwechsle und dass es ein heidnischer Priester war. Meine Eisenherz-Literatur ist leider mehr als lückenhaft. Noch lückenhafter als mein Gedächtnis. ;)

zwergpinguin 24.04.2012 20:53

Das war die Hexe Horrit (und keineswegs verführerisch :eek: ) und es war ein Schlachtengetümmel und kein Ritt über den Regebogen.

Detlef Lorenz 24.04.2012 21:37

Ich glaube, guenkos bringt hier zwei Szenen durcheinander, bzw. vermischt sie in seiner Erinnerung:

Die schöne und verführerische Fee (oder Hexe) war Morgana, die (Halb-) Schwester von König Artus, die Gawain in den Seiten 56 - 63 entführt hatte, also sehr früh in der Eisenherz Saga.

Die zweite Szene, die mit dem Regenbogen und Walhalla, fand dann hunderte von Seiten später statt: Seite 828 zeigt Eisenherz bei einen Druiden, der dem Prinzen dieses Phantasiegebilde vorgaukelt.

zwergpinguin 24.04.2012 21:46

Da hast du recht.
Hatte mich zusehr darauf
Zitat:

Ich habe eine Szene vom Anfang seiner Laufbahn in Erinnerung
bezogen.

So stimmt es auch mit der Hexe und dem heidnischen Priester.

guenkos 25.04.2012 05:54

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 404785)
Ich glaube, guenkos bringt hier zwei Szenen durcheinander, bzw. vermischt sie in seiner Erinnerung:

Die schöne und verführerische Fee (oder Hexe) war Morgana, die (Halb-) Schwester von König Artus, die Gawain in den Seiten 56 - 63 entführt hatte, also sehr früh in der Eisenherz Saga.

Die zweite Szene, die mit dem Regenbogen und Walhalla, fand dann hunderte von Seiten später statt: Seite 828 zeigt Eisenherz bei einen Druiden, der dem Prinzen dieses Phantasiegebilde vorgaukelt.

Vollkommen richtig! Jetzt, wo Du es sagst ... :top:

Aber Morgana gaukelte ihm doch auch etwas vor, ich erinnere mich da an Bilder von Monstern, oder waren die echt?

Xury 25.04.2012 07:20

Jau, ist richtig.

Detlef Lorenz 25.04.2012 08:11

Zitat:

Zitat von guenkos (Beitrag 404811)
Aber Morgana gaukelte ihm doch auch etwas vor, ich erinnere mich da an Bilder von Monstern, oder waren die echt?

Auch das waren Traumgebilde, hervorgerufen durch Halluzinogene, die Morgana in den Wein des Prinzen gemischt hatte :P

guenkos 25.04.2012 10:34

Ah ja ... so viel also zu Prince Pecos ... :D

Detlef Lorenz 25.04.2012 21:12

Spätestens Anfang nächster Woche (Montag/Dienstag) geht es wieder mit "Prinz Pecos von Texas" weiter :D

Maxithecat 25.04.2012 21:19

Diese Bilder gab es auch mal in einer Zusammenfassung mit anderen Geschichten in einem Buch. Falls das Cover interessiert, scanne ich es mal ein! :wink:

Detlef Lorenz 26.04.2012 09:00

Das könntest Du gerne machen, es sei denn, es ist das Bild mit dem den Betrachter grüßenden Pecos Bill auf seinem Pferd und der Wüstensonne zwischen seinem Hut und seinem Kopf. Das wollte ich später selber noch bringen, in der entsprechenden Abteilung ... :kratz:

Detlef Lorenz 26.04.2012 09:09

Ansonsten habe ich hier doch noch etwas zum Thema "Ghostrider". Heute morgen habe ich eine Mail von Helmut Nickel erhalten, er der er mir die mythisch/geschichtliche Herkunft der "Geisterreiter" mit seinen Worten schildert:

Im Comic Guide Net und Lorenz' Comic-Welt habe ich im Zusammenhang mit Pecos Bill eine Diskussion über die Ghostrider gefunden. Diese sind natürlich eine Amerikanisierung der guten, alten englischen Wild Hunt, die ihrerseits in eisgrauer germanischer Vorzeit in den Rauhnächten (21.Dezember bis 2. Januar) als das Wilde Heer über den Himmel jagte. Ursprünglich waren das die Seelen gefallener Recken, die von Wotan auf seinem achtbeinigen Grauschimmel (der Sturmwolke) geführt und von den Walküren begleitet wurden. Der Edda nach jagten sie den Eber Gullinbursti, der dann zum Festmahle in Walhall wurde.
Nach dem Mahle wurden Fell und Knochen zusammengelegt, Thor schwang seinen Hammer darüber und der Eber war wieder lebendig bis zum nächsten Male (Mahle)! So machte man es damals.
In christlicher Zeit wurden aus den in Ehren gefallenen und von den Walküren auf dem Schlachtfelde aufgelesenen Helden dann Bösewichter, die zur Strafe bis zum Jüngsten Tage einherziehen mußten. Meist waren es Frevler, die am Sonntag gejagt hatten, wie der Ritter von Rodenstein oder Hans von Hackelberg.
Es konnte aber auch positiv ausgelegt werden, wenn in England King Arthur die Wild Hunt anführt, oder auch Dietrich von Bern. Z.B. nördlich von Dresden ist ein ausgedehntes Waldgebiet, die Masseney, in der
in den zwölf Nächten Bandittrich sein Wesen treibt. Im Großen und Ganzen wird die Menschheit von der Wilden Jagd ignoriert, solange man sie auch in Ruhe läßt. Aus diesem Grunde darf man in den 12 Nächten keine Wäsche aufhängen, weil die Rosse stolpern und die Reiter sich furchtbar rächen könnten. Auch heute, mit Wäschetrocknern, wird die kluge Hausfrau sich hüten in den 12 Nächten Wäsche zu waschen - Sicher ist sicher!

Soweit Helmut Nickel zu diesem Thema und es freut mich, dass er hier rein schaut :wink:

Maxithecat 26.04.2012 09:40

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 404934)
Das könntest Du gerne machen...

Soweit ich mich erinnern kann, war Donald Duck auf dem Cover! :wink:

Detlef Lorenz 26.04.2012 13:53

Dann machen wir das zusammen wenn ich beim Kapitel über "Pecos Bill in den Verlagen" - also nach Mondial, der für mich der wichtigste deutsche in den Veröffentlichungen für den "Helden von Texas" ist.

Detlef Lorenz 30.04.2012 21:45


Pecos Bill
der Comic

von Detlef Lorenz


In den folgenden Abschnitten werde ich nun die einzelnen Pecos Bill Comicserien vorstellen, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf die Reihe des Mondial Verlages ruht. Dieser hat nicht nur die meisten Hefte auf Deutsch herausgebracht, sondern auch – größtenteils – in hervorragender Qualität, die selbst die italienischen Originale nicht erreichen. Ursprünglich wollte ich nur über die deutschen Comics schreiben, denn Gerhardt Förster gräbt ja die „italienischen Wurzeln“ aus; in der Sprechblase will er dann den Original Comic Pecos Bill mit den deutschsprachigen Veröffentlichungen vergleichen. Für mich erwies sich dieses Vorhaben allerdings als nicht praktikabel, denn Informationen aus Italien benötigte ich schon, ansonsten würde ich viel öfter Fragen aufwerfen, als hier klärend zu erläutern.

Dankenswerterweise, wie eingangs erwähnt, verschaffte mir Peter Pohl aus Wien viel Wissenswertes aus Italien. Bei einem Besuch hier in Hamburg brachte er einige der sehr seltenen und schwer zu bekommenden Pecos Bill Originalhefte mit. Darunter das erste Heft und die letzte Ausgabe der dritten und letzten Serie von Mondadori mit, das bei mir für einige Verwirrung sorgte, aber dazu später mehr.

Über die verschiedenen Zeichner, die am Pecos Bill mitwirkten, hat Gerhard sicherlich eine perfekte Übersicht zusammengestellt – die er auch auf die deutschen Heftausgaben übertragen wird – so dass ich mir hierzu Angaben ersparen kann.



Links sehen wir die erste Ausgabe der Originalserie vom Mondadori Verlag aus Italien, rechts daneben das erste Heft vom Mondial Verlag. Das Motiv ist identisch; ich finde das italienische Cover aber gelungener, das Siegel des Staates von Texas links oben zeigt mehr her und der Hinweis auf den legendenhaften Charakter von Pecos Bill deutet gleich den mythischen Touch der Serie an.

Pecos Bill ist eine Westerngeschichte, was auch sonst wird man sich denken: die Story findet ihren Anfang 1849, also nur fünf Jahre nach dem Beitritt des „Lone Star State“ zur USA (und einhundert Jahre bevor in Italien das erste Heft zur Serie heraus kam). Es ist eine Zeit des Aufbruchs, des Aufbaus, die Rinderzucht entwickelt sich zum größten Arbeitgeber, Einwanderer strömen ins Land, der Beginn der Abschiebung der Indianer in die Reservationen beginnt, Banditen machen sich breit, die Baumwollindustrie und die Sklavenhaltung erlebt ihre erste Blüte, mit anderen Worten: es ist eine unruhige Zeit, die tapfere Männer benötigt, die Schwachen und die Interessen des Kapitals zu schützen und um Gesetz und Ordnung durchzusetzen.



Klassische Westernszenarien also, die ihren Niederschlag auch in der Pecos Bill Serie finden – und trotzdem ist sie dem Wesen nach mehr eine romantische Liebesgeschichte vor einem Wild West Hintergrund. Das Kennenlernen, erste zarte Bande, Liebe, Sehnsucht nach dem/der Liebsten und der Heimat, Treue, Familienleben Kinder bekommen (hier nur eins), Tod und Tränen … das ist Pecos Bill!

Auch das Buch „Pecos Bill, der größte Cowboy aller Zeiten“ beinhaltet diese Zutaten, aber mehr in derber Form, die Autoren der Comicserie formten daraus eine gefühlsbetonte, sentimentale Geschichte. Typisch italienisch!? Durchaus und das sehe ich im positiven Sinne. Denn um nichts anderes geht es doch auch im realen Leben: Zuneigung, sich Wohlfühlen im trauten Kreis, Familie, wem schwebt dies nicht vor und wer hat die oben geschilderten Emotionen nicht schon selbst durchlebt –




Die obere Abbildung ist aus dem Heft 1von Mondial und bietet in einem Bild gleich mehrere Merkmale der Serie: Pecos Bill befreit Mary Morgan aus der Gewalt eines Banditen, er bekämpft also das Böse und auch später ist er in Sachen „Befreiung“ unterwegs; er benutzt dazu nur sein Lasso und das ist Pecos einzige Waffe, denn man kann an ihm keinen Revolvergurt sehen – er hat keinen. Das große Einleitungsbild vom Heft Nr. 8, (Splashpanel als Begriff kannte in den Fünfzigern niemand) zeigt dem Leser eine Baumwollplantage, auf der die Sklaven schuften. Unter ihnen ist auch Weiße Feder, der indianische Freund Pecos Bills.

In vielen Szenen sieht der Leser Pecos Bill und Klein Mary – seine reale Liebe auf der Erde und nicht das irreale Geschöpf Meg Leichtfuß (1) auf dem Mond – verträumt über die weiten Ebenen schauen und sich zurück ins Herz von Texas zu sehnen, wenn ihre Abenteuer sie mal wieder außerhalb von Texas geführt haben. „Tief ins Herz von Texas“ wird regelrecht zum Trauma der beiden Verliebten, denn das Schicksal hat anderes mit ihnen vor – aber dazu später mehr.

Deep in the heart of Texas“, dieses texanische Traditional, ist die Sehnsuchtsmelodie des Liebespaares; sie fühlen um die Unerfüllbarkeit ihres Wunsches und das nicht nur, weil Pecos Bill stets den Vollmond anstarrt und hofft, Meg Leichtfuß zu sehen, denn herunter wird sie wohl nie mehr kommen – und Mary Morgan ist mit diesem Arrangement anscheinend einverstanden, denn nie kommt ein böses Wort auf ihre Konkurrentin im Geiste über ihre Lippen.



Pecos Bill erzählt Mary Morgan im Heft 3 von Meg Leichtfuß, aber diese weis bereits von der Sehnsucht ihres Helden – und akzeptiert es, bzw. ignoriert es, denn eine Konkurrentin auf dem Mond ist keine richtige Gefahr.
Erstes tastendes Kennenlernen im Heft 4, unteres Bild. Sie erzählen sich aus ihrem Leben, ihren Träumen und zarte Liebesgefühle sprießen.

In der Romanvorlage schrammte die Verlobte des Texashelden, Slue Foot Sue, nur knapp am Mond vorbei und kam wieder nach Texas zurück (siehe: „Die Legende“), die Italiener beschlossen, sie dort zu lassen. Sie war ihnen wohl zu aufsässig, für eine Frau zu selbstbewusst?(2) Stattdessen fügten sie die Figur der braven treuen Sue Morgan ein, bei Mondial Mary Morgan und ließen doch ihren Pecos Bill ständig von seiner Meg Leichtfuß träumen, die vom Mond sehnsüchtig auf ihn herabblickt – hofft er jedenfalls. Dies tat er sogar noch, als er Klein-Mary Nächtens im Arm hält und mit ihr zum Vollmond aufschaut und dabei von seiner Mond-Meg schwafelt. Statt verstimmt weg zu rennen schmiegt sich Mary dann noch enger an ihn - wohlwissend, dass der Mond weit, weit entfernt ist ...



Endlich wacht Pecos Bill auf und erkennt, das seine einzige und reale Liebe nicht auf dem Mond zu finden ist, sondern in den Armen von Mary Morgan. Und diese Erkenntnis hat bei ihm immerhin bis zum Heft 33 gedauert.
Pecos Bill und Mary Morgan träumen von ihrer Heimkehr nach Texas, von der Prärie, den Blumen und Gräsern, vom Wind und den Coyoten: sie träumen mit dem Cowboylied „Tief im Herzen von Texas“ auf den Lippen.(3)

Während ich dies schreibe, habe ich mir zur Einstimmung Country- und Western-LPs rausgesucht und auf den Plattenteller gelegt. Meine Version von „Deep in the Heart of Texas“ ist die von den Ray Conniff – Singers. Die bekannteste Aufnahme stammt wohl von Gene Autry, gesungen im Film „Heart of Rio Grande“ (1942). Aber auch Perry Como (Ersteinspielung), Tex Ritter und Ray Charles haben es in ihrem Repertoire.

So viel, wie ich von diesem Lied erzähle, wird es Zeit, hier zumindest den Text vorzustellen. Er erzählt von den Sternen über Texas und von der Weite des texanischen Himmels, vom Duft der Sagebusch-Blüte, den Cowboys auf der Weide und den Coyoten – die den kleinen Pecos Bill in ihrer Mitte aufgenommen hatten und somit ist der Kreis geschlossen und alles fügt sich zusammen:

The stars at night, are big and bright,
deep in the heart of Texas,
The prairie sky is wide and high,
deep in the heart of Texas.
The sage in bloom is like perfume,
deep in the heart of Texas,
Reminds me of, the one I love,
deep in the heart of Texas.

The coyotes wail, along the trail,
deep in the heart of Texas,
The rabbits rush, around the brush,
deep in the heart of Texas
The cowboys cry, "Ki-yip-pee-yi,"
deep in the heart of Texas.
The doggies bawl, and bawl and bawl,
deep in the heart of Texas.

Dieses Lied war in meiner Kindheit einer meiner Lieblingsschlager, neben „The Yellow Rose of Texas“ – wenn schon, denn schon und dann richtig.

Diese Zeilen als Einleitung sind extra von mir gewählt, als Warnung sozusagen, damit mir später niemand gram sein kann, wenn er statt einer Geschichte von harten Westernhelden, von Cowboys und Indianern, von der Kavallerie und von Büffeln, Kühen und Banditen hier nur über Liebe, Sehnsucht, Kinder und Heimatgefühle gelesen hat.

(1)Meg Leichtfuß (Lightfoot): „Leichtsinnig“, dem Sinn nach durchaus mit Sluefoot Sue aus dem Buch vergleichbar.
(2)Später fügten sie mit der Figur der Calamity Jane eine energische, mit Colts bewaffnete Frauenfigur ein. Diese war übrigens historisch und wurde in einem Westernfilm von Doris Day verkörpert.
(3)Okay, das Lied wurde erst rund neunzig Jahre später, 1941, eingespielt, aber wahrscheinlich kursierte es bereits in den Zeiten der alten Cowboys in Texas – wundern würde es mich nicht.
Fortsetzung folgt …

perry 01.05.2012 12:01

Danke Detlef für diesen sehr interessanten Artikel über Pecos Bill. Nachdem ich ja zum Western Fan mutiert bin, dauert es wohl nicht mehr lange bis ich zur Country Music gelange... .

Detlef Lorenz 02.05.2012 08:16

2. Teil

Obwohl Pecos Bill als Westernheld in Europa kaum eine Rolle spielt, im Gegensatz etwa zu Tom Mix, Buffalo Bill oder Hopalong Cassidy, entschloss sich der italienische Mondadori Verlag Ende der vierziger Jahre eine Westernserie gleichen Namens zu starten. Dabei stützten sie sich konzeptionell im Großen und Ganzen auf das Buch von James C. Bowman „Pecos Bill: The Greatest Cowboy of all Time“ (siehe dazu weiter oben zur Legende von Pecos Bill) und dem Disney-Zeichentrickfilm(1). Einige Details des Buches und nicht einmal unwesentliche, wie wir noch sehen werden, änderten die Autoren ab, fügten eigene Ideen und Vorstellungen hinzu.

Im Dezember 1949 erschien das erste Heft einer drei Serien (2) umfassenden Reihe, die letzte Ausgabe im März 1955. Der deutsche Ableger des Französischen Mondial Verlages brachte nach der erfolgreichen Einführung einer Tarzan Comicreihe im September 1952 ein gutes halbes Jahr später als zweite Serie Pecos Bill heraus. Die Hefte zeigten im selben hervorragend grafischen Gesamtbild wie Tarzan einen in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Westerncomic. Der hervorragende Kupfertiefdruck, eine exzellente gefühlvolle Farbgebung - und nicht bloß bunt, wie von manch anderem Verlag - bot optisches Wohlgefallen.




Allein schon die Titelbilder prangen in satten, glänzenden Farben und vom Erscheinungsbild her ist die Mondial Reihe der italienischen Serie zuerst sogar überlegen. Diese ist in einem größeren Format, aber dafür innen bloß alternierend zwei Seiten farbig, zwei Seiten schwarz weiß und auf schlechterem Papier. In höheren Nummernbereichen wurde die Farbgebung der Mondial Serie allerdings einfacher, nicht mehr so stark der jeweiligen Szene oder Stimmung angepasst; ab der Ausgabe 48 wurde sogar nur noch in schwarz weiß gedruckt (bei einem reduziertem Preis).




Meist sind diese Farb- und Formatumstellungen ein untrügliches Zeichen für sinkenden Absatz, dem auf mannigfaltige Art begegnet werden soll.
Zur Kostenreduzierung wurde von Hand- auf steriles Maschinenlettering umgestellt und zwar schon mit der Ausgabe 24, auch das eigentlich kein gutes Omen.




Die letzten vier Fortsetzungen wurden auf wenigen Seiten in die Ausgaben 1 - 4 des Magazins Hallo integriert – jetzt wieder in Farbe, gingen dort im Gewusel der übrigen Comics und Textbeiträge aber regelrecht unter.
In HALLO wurde nicht nur Pecos Bill in vier Heften abgeschlossen, auch die Serie Buffalo Bill fand nach nur 27 Heften seine Fortsetzung und Abschluss in Hallo Heft 1 - 5.


Wie oben erwähnt wich der Pecos Bill Comic in Details von der Romanvorlage ab. Wir Kinder der fünfziger Jahre waren aus den Jugendvorstellungen gewöhnt, dass es in den Westernfilmen auf der Leinwand knallte und rauchte und der Kinosaal erbebte. Die Buchvorlage wich davon nicht ab, der Pecos Bill der Comics dagegen war zwar unerbittlich, tötete aber keinen seiner Feinde – jedenfalls nicht beabsichtigt, denn bis auf sein Lasso war er unbewaffnet.




Auch auf diesen beiden Abbildungen, links das Titelbild und rechts eine Comicseite des Heftes 7, sind keine Pistolen, ja nicht einmal Patronengurte zu sehen: der Held von Texas geht tatsächlich jeweils nur mit einem Lasso gegen seine Gegner vor. Meist jedenfalls, gelegentlich wirft er auch schon mal mit x-beliebigen Gegenständen nach seinen Gegnern.

Aus Gründen, die heutzutage nicht mehr nachzuvollziehen sind, änderte Mondial plötzlich die kontinuierliche, die nummernmäßige gleichförmige Herausgabe zu den Mondadori Reihen. War der Erscheinungsrhythmus in Deutschland zu schnell, denn immerhin erschien das letzte Mondialheft bereits im Februar 1956 als die komplette Serie in Italien erst kurz vorher beendet war. Oder gefielen die Abenteuer nicht mehr, fehlten Vorlagen, wurden die Abenteuer zu brutal - warum auch immer, aber plötzlich wurden einzelne Abenteuer soweit gekürzt, das die Nummer 39 bereits der italienischen Ausgabe 37 entsprach und die Schlussnummer der selbstständigen Mondial Reihe, die Nr. 65, war erst die Originalausgabe 52 der ersten Reihe.

* * *

Auf amerikanischen Abbildungen erscheint Pecos Bill als normal gekleideter Cowboy, meist sogar mit Schnurbart und riesigem Cowboyhut. Die Italiener beraubten ihm am Anfang der Serie als erstes seines Bartes und dann des breitkrempigen Texashutes – bis zur Hälfte des vierten Heftes sitzt dieser gelegentlich noch auf seinem Kopf. Erstmals geht er ihm beim Zureiten des Pferdes Weißrock für seinen indianischen Freund Weiße Feder(3) verloren. Fortan zeigte uns der Held von Texas seinen blonden, von einem schwarzen Schatten durchzogenen Haarschopf (kenn ich doch von irgendwo her?). Arg trieben es die Italiener in der Gestaltung der Kleidung des Cowboys: die Fransen an den Hosen oder Ärmeln der Neuengland-Waldläufer wirkten gegen seine gut einen halben Meter langen Stoffstreifen an den Hosen wie unschuldige Fusseln einer etwas arg strapazierten Trekkingmontur. Machte es damals in den Fünfzigern durchaus Eindruck bei uns Kindern, wir versuchten sie sogar zu kopieren. Nur fünfzehn Jahre später schauten die Fransen in den Pecos-Bill-Heften des Bildschriftenverlages modisch deplatziert aus - „man“, der Cowboy, trug so etwas nicht mehr. Teilweise sah es sogar unfreiwillig komisch aus, wenn sie selbst beim ruhenden Pecos Bill von den Hosenbeinen abstanden.




Egal, ob Pecos Bill steht, springt, reitet, die Fransen stehen gut gestärkt waagerecht von seinen Hosenbeinen ab; hier im Heft 13.

Im Italien hieß das Wunderpferd Pecos Bills Turbine, im Buch erst Pegasus und dann, als die Cowboys seine gefährliche Wildheit erkannten, Widow Maker, also Witwenmacher. Mondial (und BSV) fanden Sturm überzeugender und etwas verstehen kann ich das schon, denn wenn ein Reiter ständig zu seinem Pferd:“Yippie! Witwenmacher“ ruft, könnte es womöglich auf falsche Gedanken kommen und seinen Cowboy wörtlich nehmen und Hauptsache das Pferd kann sich seinen gerade aktuellen Namen merken …




Auf diesen beiden Titelbildern sehen wir das Wunderpferd des Pecos Bill in Aktion.

(1) Dazu im Kapitel Diverses mehr

(2) Der Begriff Serie hat in Italien allerdings eine gänzlich andere Bedeutung, als im deutschen Verlagswesen. Bei länger laufenden Reihen wurde - häufig auch mitten im Abenteuer - die Serie beendet und mit der Nummer 1 erneut gestartet und weitergeführt. Siehe dazu die Abbildung nach den Anmerkungen und mehr auch in der Artikelreihe "Die italienischen Wurzeln" von Gerhard Förster in diversen Sprechblasen.
Zum besseren Verständnis hier die Angaben der drei Mondadori Serien, die vom Dezember 1949 bis zum März 1955 liefen:

1. Serie 65 Hefte (die deutsche Schlussnummer 65 ist mit dieser nicht identisch) 2. Serie 78 Hefte
3. Serie 22 Hefte

Daneben gibt es weitere Verlage, die sich Pecos Bill annahmen:

Editione Alpe mit 38 Heften und neuen Abenteuern.

Mondadori brachte dann Nachdrucke seiner drei Serien in 117 Taschenbüchern heraus.

Editione Fasani führte die vorstehende Nummerierung fort, bis zur Ausgabe 172 und brachte neue Abenteuer.


(3) Im italienischen Penna Bianca, also wörtlich übernommen. Der Stamm von Weisse Feser, die Navajos, oder Navahos, gehören als Untergruppe zur Athapaska Sprachfamilie, die vom Süden der USA bis hoch nach Kanada reichte.




Auch ohne Kenntnisse der italienischen Sprache ist unter dem letzten Bild leicht zu erkennen, dass mit dieser Ausgabe, der Nummer 65, die erste Serie von Mondadori endet.

Verschwindet Pecos Bill nun endgültig zum Mond, hat er die flehentlichen Rufe seiner Meg Leichtfuß nicht nur ge-, sondern auch erhört?

Keineswegs, denn schon auf der nächsten Seite wird nicht nur für die 2. Serie geworben, sondern der ungläubige Leser über den Sachverhalt aufgeklärt.
Davor für die deutschen Leser eine Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Seiten des Heftes und dann die Klärung der Gesamtsituation, was mir alles von Peter Pohl übersetzt wurde.

Pecos Bill pflanzt sich vor dem Vollmond auf und spricht: "Cavalieri del Cielo (Himmelsreiter), meine Freunde, kleine Sue Sluefoot, die mich von der Mondscheibe her anlächelt ... Pecos Bill hat seine Mission erfüllt! ... Texas ist befriedet!"

Jetzt muss er wieder ein einsamer Cowboy sein, denn das ist sein Schicksal.
Da kommt Sue Morgan (Mary Morgan) aus dem Gebüsch und wirft sich Pecos Bill an den Hals; der pflückt ihr eine Blume und küsst sie zart.
Und dann macht er sich aus dem Staub...vielleicht war alles nur ein
Traum für die Kleine Sue?

Die Coyoten heulen die Mondscheibe an, wo sich das Bild der legendären
Sue Sluefoot bildet...und Pecos Bill galoppiert wie eine Wolke dem Mond
entgegen...
Und dann steht da: Ende der ersten Serie.

Wenn man aber noch mal umblättert, wird man beruhigt:
"Pecos Bill ist nicht verschwunden, weil er gar nicht verschwinden
kann ...Wir finden ihn in den unendlichen Weiten in Gesellschaft der
unbezähmbaren Jane Calamity und des treuen Davy Crockett wieder....er
wird die Rotjacken (Royal Mounted) treffen ... Banditen bekämpfen...und
die schrecklichen Huronen ...
Dieses Heft trägt den Titel: La Scomparsa di Pecos Bill (Das Verschwinden des Pecos Bill)

Kein Tod auf Raten, Pecos Bill ist kein normaler Cowboy, sondern ein Mythos,
und mythisch wird die erste Serie abgeschlossen.“

Und die Leser wollten die sexy Jane Calamity sehen.

Guido Martina, der Autor, bedauert, dass Anfang der 50er Sex tabu war.
"Würde ich die Geschichte heute schreiben, dann würde PB sie ins Heu
werfen … und ihr wär's sicherlich recht"


Fortsetzung folgt ...

Detlef Lorenz 03.05.2012 12:18

Auch der Humor kommt in der Serie nicht zu kurz: im Comic ist es, wie im Buch, allerdings ein recht derber. Hier sorgt kein kindlicher Sidekik mit seinen Albernheiten für die Lacher und blamiert die Erwachsenen; in der Buch-Vorlage spielen die Cowboys Stutzern aus der Stadt schon mal böse Streiche und ihre Sprache untereinander strotzt vor Übertreibungen und Angebereien. Diesen Part übernimmt im Comic David Crockett, der doch eigentlich bei The Alamo (4) gefallen war, wie alle Verteidiger der mexikanischen Übermacht zum Opfer fielen. Als dies in Heft Nr. 4 zur Sprache kommt, erklärt David Crockett rundheraus sein Überleben mit dem Einschreiten Pecos Bills, der ihn schwer verwundet aus dem Kampfgebiet rettete. Da Pecos Bill für die Cowboys real ist, wissen sie nicht, wie weit sie dieser Erzählung trauen können. David Crockett ist für sie nur ein verlotterter schmieriger Aufschneider, dem, zumindest in den ersten Heften, ständig ein Fliegenschwarm um den fettigen Haarschopf schwirrt. Trotz seiner Großspurigkeit ist er einer der besten und treusten Freunde des großen Texaners und ficht mit ihm manchen harten Kampf gegen grausame Sklavenhalter, schurkige Indianer und mexikanische Banditen aus.




Das große Bild ist aus dem Heft Nr.2 und zeigt Davy Crockett im Kreise der Cowboys am abendlichen Lagerfeuer. Es soll im Heft der Eindruck erweckt werden, als ob Davy die Pecos Bill Story erzählt, aber rasch wird der wunderliche Cowboy in das Geschehen mit einbezogen.

In der nächsten Sequenz, im Heft Nr. 4, erzählt Davy Crockett den misstrauischen Zuhörern weshalb er bei Alamo überlebt hat, obwohl doch eigentlich die Truppen General Santa Annas keine Gefangenen gemacht haben. Gleichzeitig schildert er noch wundersamere Abenteuer des Größten aller Cowboys, dem es zu verdanken sei, dass Texas ein wasserreicher Staat geworden ist.




In der obigen Abbildung aus demselben Heft wie vorher sind noch schön die Fliegen zu sehen, die den Kopf Davy Crocketts umschwirren. Es war den Zeichnern nach einiger Zeit wahrscheinlich zu mühsam, ständig das Gewimmel zu zeichnen …

A pro po Indianer, sie kommen im Buchtext nur am Rande vor, eigentlich werden sie kaum wahrgenommen. Das liegt wahrscheinlich an der Entstehungszeit des Mythos, 1916 bis 1923, da waren die Indianer im öffentlichen Bewusstsein kaum mehr präsent. Es gibt zwar die Automarke Pontiac, nach dem berühmtesten Häuptling der Ottawa (5), die größte Stadt Floridas Miami trägt den Namen eines Algonkin-Indianerstammes und viele Bundesstaaten der USA tragen indianische Namen (6).Die Indianer aber selbst lebten in ihren Reservationen noch höchstens als beiseitegeschobene Requisiten bei der „Eroberung“ des Wilden Westens durch die Amerikaner. In der Comicserie spielen sie tragende Rollen, einer der besten Freunde Pecos Bills ist der bereits oben erwähnte Navajo Weiße Feder.




Weiße Feder erklärt Mary Morgan in der Zeichensprache der Indianer die Geschichte von Texas und Pecos Bill. Trotz teilweise gravierender Unterschiede in der gesprochenen Sprache, konnten sich die meisten Nordamerikanischen Indianerstämme untereinander in der Zeichensprache verständigen (Heft 3). Auf der nächsten Seite erzählt er der staunenden Mary von Pecos Bill und den Tieren, deren Sprache er versteht und gelegentlich um Unterstützung gegen seine Feinde bittet.

Im Heft 6, rechts, erkennt Weiße Feder, dass er Pecos Bill versehentlich für einen Feind gehalten hat und greift nun energisch zu dessen Unterstützung ein.


Wie die Angehörigen der verschiedenen mitspielenden Rassen geben sie manches Mal den Part des Bösen ab und ein anderes Mal sind sie Freunde, oder Verbündete des Texaners. „Gut“ und „Böse“ sind ziemlich gleichmäßig auf die handelnden Rassen verteilt. Nur die Mexikaner kommen beim grummelnden Davy Crockett nicht gut weg, aber nach seinen Erfahrungen - Stichwort „Alamo“ - kann man dies schon nachvollziehen.





Wir sehen meist sehr prächtige und detailliert gezeichnete Indianer, die Kleidung ist reich verziert wiedergegeben. Ihre Umgebung und Waffen sind wirklichkeitsgetreu gezeichnet und in der Regel auch der Kopfschmuck. Höchstens bei den Titelbildern übertrieben die Koloristen bei Mondial, den manche Feder ist komplett bunt, z. B. lila eingefärbt. Trotz allem waren die Indianerdarstellungen vor allem der ersten Mondadori Serie bei Mondial eine wahre Augenweide. Selten habe ich so farbenprächtige Bilder in einer Westernserie gesehen, wie in diesen Pecos Bill Heften. Selbst die späteren Abbildungen kamen an die Farbenpracht, gepaart mit prachtvoller Ausgereiftheit nie wieder heran.

Die Handlungsorte stimmen recht oft mit der realen Geografie überein. So ist z. B. der in Heft 36 genannte Caddo See im Osten von Texas, an der Grenze zu Louisiana zu finden. Eine Geschichte, die vorgibt auf den Wurzeln einer mythischen Überlieferung, aber zugleich geschriebener Vergangenheit zu basieren, benötigt natürlich reale Zutaten von Geschichte, Geografie und Kultur der Protagonisten und der Landschaft in der sie spielt. Dies hebt den Pecos Bill wohltuend von vielen Wild West Erzählungen ab. "Der Kleine Sheriff" (7) lebt und übt sein Amt in der fiktiven Prairiestadt aus, die in den Weiten der amerikanischen Prärie gegründet steht. Auch das Fort Coulver der Nevada-Ranger mit Captain Micki (8) steht im Nirgendwo der Wüsteneien Nevadas. Tom Mix, Hopalong Cassidy, die Aufzählung ließe sich beliebig fortführen, alles Serien mit weitgehend fiktiven Handlungsorten (9).




Auf den Rückseiten der Hefte gab es einige Male wissenswertes aus dem Wilden Westen. Überwiegend gab es indianisches, so die Zeichensprache, Bildbedeutungen und, wie oben abgebildet, etwas zur Wohnkultur (Heft5). Zu sehen ist Mesa Verde in Colorado, heute eine Ruinenstadt. In mir weckten solche Abbildungen natürlich den dringenden Wunsch, dort hin zu reisen, um vor Ort diese Zeugnisse zu erkunden – rund fünfundzwanzig Jahre hat es bis zur Realisierung gedauert und ich war nicht enttäuscht.




In späteren Heften gab es auf der Rückseite ganzseitige Illustrationen von Akteuren der Serie: hier sehen wir im Heft32 Mary Morgan; zum Glück ist nur das Pferd ziemlich unproportional gezeichnet …

(4) Bei der Missionsstation The Alamo hielten1836 beim Unabhängigkeitskampf der Texaner 257 Verteidiger 13 Tage lang 7000 Mexikaner auf und ermöglichten es Sam Houston im Hinterland seine Armee zu organisieren. 189 Gefallene sind namentlich bekannt. Während der endgültigen Erstürmung kamen anscheinend nicht alle Texaner und Freunde (wie Jim Bowie und Davy „David“ Crockett) sofort ums Leben, sondern wurden gefangen genommen. General Santa Anna, der mexikanische Befehlshaber ließ sie aber sofort erschießen. Der Kampfruf „Remember the Alamo“ ist glorifizierend in die amerikanische Geschichte eingegangen und gilt für Opferbereitschaft, Heldenmut und sich für eine gerechte Sache bis zum bitteren Ende einsetzen.

(5) Der Stammesname musste auch für die Hauptstadt Kanadas herhalten.

(6) Z.B. Connecticut, was „nahe dem langen Fluss“ (dem Connecticut River) bedeutet.

(7) Der Kleine Sheriff, eine überaus erfolgreiche italienische Comicserie, die ebenfalls im Mondial und Pabel Verlag mit achtundachtzig Heften erschien und noch in fünfzig Tarzan-Pabel Ausgaben fortgesetzt wurde.

(8) Wild West, die am längsten laufende Comicserie des Semrau Verlages mit einhundert neunundsechzig Heften, davon sechsundsechzig Piccolos, natürlich aus Italien importiert.

(9) Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, ich habe und liebe alle vorgenannten Serien, aber der Pecos Bill hat für mich ein besonderes Flair, das wegen des besonderen Inhaltes, der Farben und auch durch seine Lokalisierungs- und Zuordnungsmöglichkeiten entstanden ist.


Fortsetzung folgt …

Detlef Lorenz 03.05.2012 23:28

Diese Woche geht es Schlag auf Schlag, denn das Wochenende ist ein CGN-freier Tag - zumindest daheim vor dem Computer ;)

Die italienischen Autoren der Serie, wie Guido Martina und Pietro Gamba schufen getreu dem Mythos Pecos Bill einen Comic, der stets Bezug darauf nahm. In der Eröffnungssequenz von Heft Nr. 1 sehen wir den „großen“ Davy Crockett, jedenfalls nach eigener Selbsteinschätzung, inmitten von Cowboys am abendlichen Lagerfeuer und ihnen die Story von Pecos Bill erzählen.




Sie beginnt 1849 mit dem ersten Goldfund an Sutters Mill (10) in Kalifornien. Mit ihren Prärieschonern zogen ganze Völkerscharen in riesigen Trecks zu den Ufern des Sacramento Rivers, unter ihnen auch Mary Morgan und ihr Vater. Nach der Überquerung des Roten Flusses, des Red River, der die östliche Grenze von Texas bildet, sind sie in diesem Staat angekommen. Hier hört Klein-Mary das erste Mal von Pecos Bill.




Warum sie im Text Klein Mary genannt wird, erschließt sich mir nicht ganz, sie ist doch eine erwachsene, attraktive junge Frau. Jedenfalls sehe ich sie auf allen Darstellungen wie z. B. in den Bildern des Heftes Nr. 1 und auch auf dem Titelbild der Nr. 2. Sie ist zwar sehr schlank und gegenüber den kräftigen Cowboys wirkt sie manchmal zierlich, allerdings auch selbstbewusst, wie hier zu erkennen ist, aber „Klein“ … ?

Wer das denn sei, fragt sie und Korkzieher, ein Begleiter des Trecks, erklärt ihr die Bedeutung Pecos Bills für Texas: „Sieh den Himmel an - die hellsten Sterne der Welt, aber der allerschönste fehlt. Den fing Pecos Bill mit dem Lasso für die Flagge von Texas. Seitdem nennen sie Texas das `Land des einsamen Sterns`“(11).

Korkzieher erzählt ihr auch von der Kindheit des Pecos Bill, wie er vom Planwagen fiel und mit den Coyoten lebte, sowie die Geschichte der Meg Leichtfuß (12), die auf dem Mond sitzt und sich nach ihrem Helden verzehrt. Daraufhin wird Klein Mary erst recht neugierig auf diesen „Helden“, denn wenn eine Frau sich über eine Entfernung von 380 000 Kilometer jahrelang nach ihrem Geliebten sehnt, muss an diesem Kerl schon etwas dran sein. „Die Wölfe vom Roten Fluss“, so auch der Titel des ersten Bandes, bedrängen aber die Wagenkolonne und ermorden sogar Marys Vater. Durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen hält sie eine kurze Zeit lang Pecos Bill für den Mörder, aber das Missverständnis wird bald geklärt.

Als die Bande den Treck angreift, holt Pecos Bill seine Brüder, die Coyoten der Prairie zu Hilfe und gemeinsam mit den Indianern vom Stamm der Navajos besiegen sie die Banditen. Mary ist mehr als beeindruckt (zumal er ihr kurz vorher mit dem Lasso eine Blume vom Baum gepflückt hat) und nun verzehrt auch sie sich nach dem größten aller Cowboys.

Schon im ersten Heft „Die Wölfe vom Roten Fluß“, das dicht gefüllt ist mit Informationen zum Verständnis des Mythos, werden fast alle für die Serie relevanten Personen vorgestellt. Auch der mehrmals erwähnte Indianer Weiße Feder tritt erstmals auf. Der Stamm der Navajos fühlt sich von Manitu im Stich gelassen und zur Versöhnung soll der größte Feigling geopfert werden, es ist die Weiße Feder. Was für eine Fehleinschätzung: er erweist sich bis zum letzten Heft der dritten Serie als einer der treuesten und mutigsten Begleiter Pecos Bills, inklusive des Opfertodes für seinen weißen Freund. Mit Hilfe seines Lassos befreit der Texaner auf für die Indianer geheimnisvolle Weise die Weiße Feder vom Marterpfahl. Als er dann seinem indianischen Freund noch einen Mustang einfängt und zureitet, erfährt er dessen rückhaltlose Bewunderung.




Der Band 1 endet mit je einem halben Bild von Pecos Bill und Weiße Feder einem halben Bild, das den erzählenden Davy Crockett inmitten der Schar atemlos zuhörender Cowboys zeigt. Im Gegensatz zu anderen deutschen Verlagen, die ausländische Comics in den deutschen Sprachraum importiert haben, übernehmen die Übersetzer von Mondial den ganzen Text – und die Italiener sparen daran nicht, wie hier zu sehen ist. Das Gleiche gilt auch für die anderen Serien, wie „Der Kleine Sheriff“ und „Buffalo Bill“.

Das zweite Heft beginnt und endet sogar mit jeweils eindrucksvollen, ganzseitigen Bildern, siehe weiter oben. Davy schwadroniert weiter über die Erlebnisse des Helden von Texas, dessen Freundschaft er sich rühmt. Immer wieder erzählt er dabei von der Liebe „Klein“ Marys zu ihrem Helden, der aber bei jeder Gelegenheit den Vollmond anstarrt und von seiner Meg Leichtfuß (Sluefoot Sue) träumt; so sehr scheint er dann aber doch nicht der Realität entrückt zu sein, denn am Ende der dritten Serie hat er mit Mary Morgan einen Sohn, aber davon später mehr. In diesem zweiten Heft werden nun, mit den oben geschilderten Einschränkungen, Pecos Bill und Mary ein Paar. Ständig träumen sie, vor allem Sie, von einem Heim in Texas, von einer Farm, auf der sie eine Familie gründen und die Erfahrungen und Innovationen (siehe „Der Mythos“) des Texaners für die Rinderzucht umsetzen können.

Aber dazu sollte es nie kommen: wie es das Schicksal vieler Helden ist, müssen sie stets Menschen in Not helfen, die Bösen bestrafen, gelegentlich auch bekehren. Auf diesen Missionen verlassen sie sogar ihr geliebtes Texas. In mehreren Szenen sieht man daraufhin das verliebte Paar sehnsüchtig über die Landschaft blicken und mit den Worten „wir wollen uns niederlassen, tief im Herzen von Texas“ von ihrer Rückkehr träumen.(13)

Der Autor schafft mit diesen stillen, ja anrührenden Szenen in einer an Action nicht gerade armen Serie, Momente der Besinnung. Der Betrachter dieser Augenblicke, in denen das Paar eng umschlungen in die Ferne blickt, wünscht ihnen gerührt eine baldige Heimkehr, aber es kam anders: erst musste Pecos Bill einen Doppelgänger stellen und entlarven, der drohte Texas in Flammen (Bd.11) zu setzen und zudem seinen Leumund zu zerstören.




Auf dem Titelbild der Nr. 12 sehen wir Mary Morgan in der Gewalt eines Banditen, eines Doppelgängers von Pecos Bill, der diesen diskreditieren will. Wieder einmal anschaulich ist die relative Waffenlosigkeit des „Helden von Texas“ zu sehen, ebenfalls die zweifelhafte, die verniedlichende Bezeichnung „Klein Mary“

Bei einem Sklavenaufstand wird Mary so schwer verwundet, dass sie ihr Held zu den Heilquellen von Hot Springs nach Arkansas bringen muss. In der Gegenwart ist diese kleine Stadt ein Kurort und die überschüssigen heißen Wasser dampfen am Rande der Hauptstraße aus den Kanälen.

Danach hatte er es mit der Schneekönigin zu tun, einer weißen Frau, die von einem kleinen Indianervolk als Herrscherin eingesetzt wurde. Ihr Vater Rodriguez hatte dies eingefädelt, um die Schätze in den Grabstätten der Osagen stehlen zu können. Dazu müssen unsere wackeren Helden in eine schneebedeckte Berglandschaft aufbrechen und ...



… die Mondial-Serie kann noch einmal mit winterlichen Bildern einer anheimelnden weißen Bergwelt aufwarten, hier im Heft 27.
Pecos Bill entlarvt die Schneekönigin nicht nur, sondern führt sie auch auf den Pfad der Tugend zurück.




Die obenstehenden Bilder zeigen den glücklichen Ausgang des Abenteuers. Vereint sind die Freunde und Geliebten: Mary Morgan und Pecos Bill schließen sich in die Arme, Weiße Feder hat seine Altamaha wieder, nur David Crockett grummelt, weil er sich am Marterpfahl vergessen fühlt.
Ein paar Seiten des Heftes 32 weiter erblicken sie endlich die texanische Prärie, der Duft der blühenden Pflanzen berauscht die Sinne und die Coyoten heulen in der Ferne ein Willkommen … auch der Mond geht auf, aber von Meg Leichtfuß ist einmal nicht die Rede!

Kaum in Texas glücklich angekommen, müssen sich unsere Freunde mit chinesischen Sklavenhändlern auseinandersetzen, die ihre eigenen Landsleute als billige Arbeitskräfte missbrauchen. Zudem haben sich diese mit den Pawnee Indianern verbündet, aber auch hier gelingt es, diesem Treiben ein Ende zu setzen.




Mister Ho, der Anführer der verbrecherischen Bande, scheut nicht davor zurück, Mary Morgan als Druckmittel gegen Pecos Bill einzusetzen und dieser geht auch darauf ein – vorerst.



In einem spektakulären ganzseitigen Bild aus dem Heft 40 erscheint der Held von Texas regelrecht aus der Unterwelt, nachdem er sich den Weg aus einem Berkwerkstollen freigesprengt hat.

Aber auch dann gibt es für die Verliebten keine Zeit der Ruhe, keine Möglichkeit sich ein friedliches Leben aufzubauen, denn das Böse lauert überall und erfordert die ganze Kraft des Pecos Bill und seiner Freunde es zu bekämpfen.

(10) Nachzulesen z. B. in Abenteuer der Weltgeschichte Nr. 47, Goldrausch in Kalifornien.
(11) Korkzieher, bzw. der Autor Guido Martina spielt hier auf den Wahlspruch der Texaner an, die ihr Land auch „The Lone Star State“ nennen.
(12) Nachzulesen im Teil über den „Mythos Pecos Bill“.
(13) Siehe dazu weiter oben.

Fortsetzung folgt …

guenkos 04.05.2012 05:34

Vielen Dank für Deine einmaligen Beiträge. :top:
Ein mitreißender Genuss!
Du schaffst es, dass ich jeden Morgen gespannt hier hereinschaue, mich festlese und ergötze - und dann verspätet im Stau lande ... :D

guenkos 04.05.2012 08:01

Witzig übrigens, "schwarzäugige Susanne" zu übersetzen als "sechsläufige Gewehre" (!). Siehe weiter oben die Bildfolge mit Marys Mond-Betrachtung.
Als "black-eyed Susan" bezeichnen Cowboys ihre "six-guns", ihre sechsschüssigen Revolver. Wo lag wohl hier der Fehler - schon in der italienischen Ausgabe oder erst in der deutschen Übersetzung?

Detlef Lorenz 04.05.2012 08:09

@ guenkos: wenn Du noch ein paar Minuten wartest, bekommst du wieder das "Stauungeheuer" zu fassen - vielen Dank für Deine Beurteilung meiner Beiträge :top:

Gewundert habe ich mich auch über den Ausdruck "Schwarzäugige Susanne", vermutete aber schon einen Sechsschüsser dahinter - obwohl es den zu diesem Zeitpunkt, 1849, so noch gar nicht gab.

Ich werde mal meinen österreichischen Kontaktmann fragen, was in der Originalserie steht.

Detlef Lorenz 04.05.2012 08:22

Heute nur ein kurzes Kapitel:



Im vorletzten Heft der Mondial Reihe, der Nr. 64(1), lernt er Calamity Jane kennen, ein robustes Banditengirl. Sie gehört zur amerikanischen Geschichte, wie Billy the Kid, oder Wyatt Earp, der auch nicht nur ein Gerechtigkeitshüter war. Calamity Jane ist das genaue Gegenstück zu Mary Morgan, sie versteht mit dem Colt umzugehen, reitet wie der Teufel... und wird natürlich von unserem Helden für die gerechte Seite gewonnen.




Das ist die Originalversion aus Italien vom ersten Zusammentreffen von Pecos Bill und Calamity Jane, die zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Partner Jimmy Dodge noch ein Räuberleben führte. Calamity zeigte sich hier noch mit einer Maske, die natürlich ohne nie mit dem Räuber in Beziehung gebracht werden könnte …




Und das haben die Redakteure bei Mondial daraus gemacht. Interessant sind die Zensurmaßnahmen, die Bildumstellungen allemal, aber auch bezeichnend für die spießige, engstirnige Moral der fünfziger Jahre. Allerdings ist es auch unfreiwillig komisch zu sehen, wie z. B. Jimmy Pecos Bill mit einem Knüppel bedroht und ihn sogar noch auffordert, die Hände zu heben.

Dass Jane sich in Pecos Bill verliebt versteht sich am Rande, aber er hält seiner Mary die Treue... neben Meg Leichtfuß. Wäre übrigens interessant gewesen, wie er sich verhalten hätte, würde Meg vom Mond zurück kehren und ihre Ansprüche an ihn geltend machen. Calamity Jane ersetzt so nach und nach Mary als Begleiterin des Texashelden. In späteren Abenteuern, in den 1960er Jahren entstanden, ist fast nur noch sie an seiner Seite, neben Davy Crockett und Weiße Feder, aber dazu später im Kapitel Kauka / BSV / Williams mehr.

(1)Bei der Umstellung von Farb- auf Schwarz weiß - Druck verringerten sich die Seitenzahl, die Pecos Bills Abenteuer brachten. Nun waren es nur noch fünfzehn Seiten, gegenüber zweiundzwanzig der unmittelbar vorherigen Hefte. Die ersten Ausgaben hatten dagegen noch achtundzwanzig reine Comicseiten.

Die freigewordenen Heftseiten füllte man bei Mondial mit der Comicfortsetzungsserie „Santa Cruz auf Weltreise“. Mondial brachte von dieser italienischen Serie auch eine kurzlebige Reihe, "Hein der Schiffsjunge", von zehn Heften heraus – heutzutage recht selten und teuer. Dazu gab es Beiträge wie: „Das schöne Deutschland“ mit Fotogeschichten um Landschaft und Bauwerke aus unserem Lande, eine Erzählung der „Waschfrauen von Loschwitz“ – viel Text von Heinz Steguweit (ein bekannter Autor damals – heute auch noch?), aber auch über die Geschichte der Fliegerei und das alles Beispielhaft nur aus dem Heft 44. Das letzte Beispiel ist allerdings aus einem anderen Grunde recht interessant, denn in ihm wurden überwiegend Franzosen vorgestellt, was insofern nicht verwundert, denn Mondial ist ja bekanntlich ein Ableger aus Frankreich

Fortsetzung folgt …

… und hier mal eine Vorschau auf einen der nächsten Beiträge:


http://www.sammlerforen.net/_bilder/...nz/sc0191a.jpg

Soweit mir bekannt ist, ist dieses Titelbild, diese Szene, noch nie im deutschen Sprachraum veröffentlicht worden. Es wurde überhaupt noch nie über das - kurze – Familienleben des Pecos Bill und der Mary Morgan hierzulande berichtet.

Last Euch überraschen, denn das „Ende“ der Originalserie ist völlig anders, viel dramatischer, als bei Mondial veröffentlicht!

Detlef Lorenz 07.05.2012 22:40

Zitat:

Zitat von guenkos (Beitrag 405782)
Witzig übrigens, "schwarzäugige Susanne" zu übersetzen als "sechsläufige Gewehre" (!). Siehe weiter oben die Bildfolge mit Marys Mond-Betrachtung.
Als "black-eyed Susan" bezeichnen Cowboys ihre "six-guns", ihre sechsschüssigen Revolver. Wo lag wohl hier der Fehler - schon in der italienischen Ausgabe oder erst in der deutschen Übersetzung?

Hallo Guenkos, ich habe jetzt den italienischen Originaltext der entsprechenden Textstellen vorliegen - übersetzt wie immer von Peter Pohl:

"Se non ve ne andate, torneremo con Susanna Occhio Nero!"
Nächstes Bild: "Vorrei sapere chi e' quella SON!"
"E' il nome con cui nel Texas chiamano il revolver!"

Auch ohne Kenntnis der italienischen Sprache ist leicht zu erkennen, dass die Redakteuere, bzw. die Übersetzer bei Mondial sich an den Originaltext gehalten und sich nicht irgendwelchen Nonsens ausgedacht haben.

Als zusätzliche Erkenntnis habe ich daraus gewonnen, dass der italienische Texter sich schon ein bißchen mit der amerikanischen Folklore der neunzehnten Jahrhunderts auseinandergesetzt haben muß - und dass ist gut so, denn es hebt den Pecos Bill für mich noch ein bißchen höher über so viele andere Westernserien, auch aus heutiger Zeit.

Spätestens morgen früh gibt es übrigens eine neue Fortsetzung der Pecos Bill Reihe :wink:

Hinnerk 07.05.2012 22:52

Sechsläufige Gewehre wären damals aber auch nicht unmöglich gewesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Gatling_Gun


Detlef Lorenz 08.05.2012 06:57

So glatt, wie ich die Erlebnisse des großen Cowboys geschildert habe, verlaufen sie natürlich nicht. Es gibt überraschende Wendungen im Story ablauf, nichts ist festgefügt wie es scheint. Die Guten entpuppen sich plötzlich als die Bösen und diese wiederum werden durch das vorbildhafte Verhalten Pecos Bills in ihrem Tun zu einem besseren Leben bekehrt. Die Abenteuer sind vielfältig und abwechslungsreich und zumindest den ersten drei (Mondadori-) Serien durchläuft ein roter Faden: der ständige Versuch von Mary Morgan und Pecos Bill in Texas ein sesshaftes, ein Familienleben zu führen. Die Sprache in den Mondial Heften ist üppig, es wird ein ausführlicher prosaischer Text geboten, der auch gelegentlich klassisch verbrämte Strukturen bietet. Auch darin unterscheidet sich diese Serie positiv von vielen Comicprodukten der fünfziger Jahre.




Heft 7: Beispiele für mehr als prosaischen Text, der allen Comicanfeindungen betreffs der damaligen Jugend wegen einer möglichen „Verblödung“ derselben durch die „Comic-Schundliteratur“ mehr als Hohn spricht! Und natürlich ist die gesamte Sprache in der Serie nirgends einfältig und simpel, hier fand ich nur besonders interessante Beispiele.

Auch schon vorherige Abbildungen, vor allem, wenn Mary Morgan und Pecos Bill über Texas, den Vollmond mitsamt Meg Leichtfuß, die Prärien, den Duft der Blumen und Gräser und sie sich über eine gemeinsame Zukunft austauschten, waren ihre Worte natürlich ein wenig pathetisch, aber in der (Comic-)Literatur tauschen sich Liebespaare im Sinnesrausch halt ein wenig feierlich und salbungsvoll aus …

Wirtschaftliche Gründe veranlassten Mondial zu einer Preissenkung, erreichte dies aber nur durch eine Umstellung in der Drucktechnik. Aus der farbigen Westernserie und das ist nicht nur grafisch gemeint, wurde mit der Nummer 48 eine schwarz weiße Reihe, wie viele Comics der damaligen Zeit (14). Das war schade, denn ein mythischer, geheimnisumwitterter Comic lebt natürlich zu einem großen Teil von seiner einfühlsamen Farbgebung. Prinz Eisenherz ist da ein besonders prägnantes Beispiel: die sepiafarbigen Alben des Badischen Verlages sind hübsch abzuschauen, aber die Splitterausgaben selbst mit den nur fotokopierten Sonntagsseiten sind eine Augenweide und Sinnesrausch für sich (für mich!). Nun hatte sich Mondial dem italienischen Original angeglichen. Die Serie war mit seinen durchgehend einfarbigen Seiten vielleicht sogar besser positioniert als die alternierend farbig – schwarz weißen Heftseiten von Mondadori, deren Wechselspiel eher störend wirkt.




Heft 46: Pecos Bill im Kerker, grafisch hübsch anzuschauen, würde diese Szene mit Sicherheit deutlich bedrohlicher wirken, wären da dunkelgrüne, oder dunkelblaue Farbtönungen mit Lichtschattierungen aufgetragen worden.

Die Verkaufszahlen für die Reihe besserten sich aber nicht und so entschloss man sich in Hamburg, dem Verlagssitz, zu einer Radikalkur. Zusammen mit Buffalo Bill, dessen Hefte sich ebenfalls nicht allein auf dem Markt behaupten konnten, wurde Pecos Bill in das neue Magazin Hallo (15) integriert. Die Druckqualität besserte sich zwar nicht, aber dafür gab es die Geschichten endlich wieder in Farbe. Zu Spät, obwohl es noch genügend Vorlagen aus Italien gab, ging es in nur vier Ausgaben mit dem Helden von Texas zu Ende...und das buchstäblich.


14) Z. B. Der Kleine Scheriff, Buffalo Bill, Wild West, Yabu, Kinowa, Die 3 Bills und die ganzen Piccoloserien von Lehning.
15) Hallo lief mit 17 Ausgaben von März 1956 bis November 1956 und beinhaltete neben Comicserien Rätsel, Textbeiträge, Witze, vergleichbar mit den letzten Horrido Heften. Das Konzept scheiterte letztlich an der schlechten Qualität, im Gegensatz zu Harry Die bunte Jugendzeitung von Lehning.

Fortsetzung folgt …

… und endlich mit dem finalen Paukenschlag, der in …


http://www.sammlerforen.net/_bilder/...nz/sc0191a.jpg

… diesem Heft geschildert wird!

Matthias 08.05.2012 13:34

Hallo
 
Mal ein kleiner Nachtrag bezüglich Funnies: In "Hallo" lief doch auch die Serie "Dickie", übernommen aus dem Französischen ("Dicky le Fantastique"). Niedliche Hauptfigur und herrlich zarte Farben, vor allem bei den Landschaften. Lief in Frankreich sogar als selbständige Serie, wozu es im stocknüchternen Deutschland leider nie gelangt hat ...

KommissarX 08.05.2012 17:26

Hallo Detlef ! Obwohl ich nicht so der grosse Fan von Pecos bin , finde ich Deine Beiträge immer Super ...:top:

Detlef Lorenz 09.05.2012 22:44

Ich erwähnte Anfangs die Besonderheiten der Geschichten um Pecos Bill. Dazu gehört nicht nur seine Jugend unter den Coyoten der Prairie, seine unglaublichen Erlebnisse als Erwachsener, sondern auch das Finale der Erzählung: sie endet nämlich nicht mangels Erfolglosigkeit an den Zeitungskiosken, jedenfalls nicht in Italien, sondern mit dem Tode des Helden!

Welcher Titelfigur ist solch ein Abgang vergönnt - gut, Superman stirbt nach einem grandiosen Kampf, aber es war von vornherein ein gezielter Verkaufscoup, um den Absatz anzukurbeln. Pecos Bill dagegen ist tot, richtig tot! Als er dem verbrecherischen Indianer Silver trotz seiner Untaten etwas Linderung verschaffen wollte, erschießt dieser ihn hinterrücks. Zwar wird der Held von Texas durch Calamity Jane gerächt, aber gestorben bleibt gestorben. Der Leser sieht den sterbenden in den Armen Calamity Janes (nicht in denen Klein Marys oder Meg Leichtfuß) und seine Seele vereint sich mit den großen Westernhelden, die als Ghostriders in the Sky über den endlosen Texashimmel ziehen.




Hallo Nr. 4: der legendäre Held zieht von nun an mit den Himmelsreitern über den Himmel von Texas, seine sterbliche Hülle bleibt auf der Erde zurück, in den Armen von Calamity Jane.

Das war`s dann, oder doch nicht? Groß war mein Erstaunen, als ich vor einiger Zeit erfahren musste, dass Pecos Bill als Comicheld noch weitaus unglaublicher, war als eben geschildert. Er hat nicht nur ein Leben, sondern mindestens deren zwei! Die Sterbeszene in der Mondial Reihe „Hallo“ entstammt französischer Produktion(16), um die Serie vorzeitig beenden zu können(?). Im letzten Heft der dritten italienischen Reihe gibt es einen völlig anderen Schluss, für den Leser, den Begleitern Pecos Bills und für ihn selbst als Helden dieses gewaltigen Zuschnitts, würdigeres Ende.




Das letzte Titelbild der italienischen Reihe (17) zeigt noch einmal die wichtigsten Protagonisten der Serie: Pecos Bill, Mary Morgan, Weiße Feder und David Crockett, Turbine, die Coyoten … und den Sohn mit Namen Pecos der beiden endlich vereinten.

Wie ist das alles gekommen? Was spielt sich da für ein Drama um den Helden von Texas ab und was geschieht mit den treuen Freunden und „Klein“ Mary, die nun Frau und Mutter geworden ist …?


Wer könnte das alles besser schildern, als jemand, der des italienischen mächtig ist und diese Heft-Raritäten besitzt, natürlich abermals Peter Pohl. Durch ihn bin ich in der Lage, dieses Szenen voller Dramatik, Hingabe, Leidenschaft, Heldenmut und Trauer hier erstmals im deutschen Sprachraum zeigen zu können!

„Pecos Bills Tod am Ende der 3. Serie wird drei Hefte lang inszeniert:
GALOPPATA DELLA MORTE (Todesgalopp) beginnt mit der Eröffnung, dass Pecos Bill gestorben ist: Auf der Eröffnungsseite reitet unser Held, beweint von den Coyoten, den Himmelsreitern entgegen.

Wie ist es dazu gekommen? Nach einem Schlangenbiss geht es ihm sehr
schlecht, halb leblos liegt er in Janes Armen, da erscheinen ihm,
ungesehen von Jane (Calamity) und Davy, die Himmelsreiter, um ihm den Weg zu zeigen.

Pecos Bill ist zum Tod bereit, kann aber nur in Texas sterben; auf dem treuen
Hengst Turbine (Sturm) galoppiert er los, der einsame Stern von Texas (Lone
Star) weist ihm den Weg. Im „Heiligen“ Land Texas angekommen gräbt er
sich ein Grab und stellt ein Kreuz mit der Inschrift "This is the
grave of Pecos Bill" auf, dann kommt ein Tornado und bedeckt alles mit
Sand. Später wird das Kreuz gefunden und die Todesnachricht verbreitet
sich.

Jane kann es nicht glauben, findet das Kreuz und bricht zusammen; im Traum erscheint ihr Pecos Bill und tröstet sie. Wie sie erwacht, sind da aber
nur drei Gangster, die sie vergewaltigen wollen. In höchster Not
taucht Pecos Bill auf, rettet die Bewusstlose und bringt sie bei seinen
Freunden, den Wölfen, in Sicherheit.

Im nächsten Heft übergibt er die Banditen der Gerechtigkeit und rettet
Davy Crockett, der inzwischen in die Gefangenschaft der bösen Indianer
geraten ist.

Im letzten Heft "Pecos Bill e la strada del cielo" („Pecos Bill und die Straße zum
Himmel“) geht es dann zur Sache: Jane kann es nicht länger ertragen, dass
sie für Pecos Bill nur wie eine Schwester ist; außerdem weiß sie, dass sie
als Ex-Banditin nicht gut genug für ihn ist; sie entfernt sich weinend,
Davy folgt ihr.

Pecos Bill trifft Weiße Feder, der ihm ein Wickelkind übergibt - es ist das
Kind der kleinen Sue (Mary Morgan).
Pecos Bill ist perplex und verlangt eine Erklärung. Weiße Feder: "Der Sohn
der Kleinen Sue! Du hattest sie heimlich geheiratet und sie hat das
bis gestern geheim gehalten."

Die Apachen haben inzwischen einen neuen Häuptling und sind nicht mehr
die Freunde der Weißen. Sie belagern Big Tussle, 3000 Indianer gegen
vierzig Weiße. Die Weiße Feder konnte das Kind noch retten, die anderen sind
dem Tod geweiht. Pecos Bill bringt seinen Sohn, der seinen Namen trägt, zu den Wölfen und beginnt den Kampf gegen die Übermacht, indem er eine Herde
Bisons durch das Indianerlager jagt.

Vor dem Endkampf verabschiedet sich der von Todesahnungen geplagte Pecos Bill von Sue, die er gerade wieder gefunden hat und dankt der Weißen Feder für seine Treue.

Beide reiten den Apachen entgegen, es eergibt sich ein heftiger Kampf, die Weiße Feder wirft sich zwischen ihn und einem Apachenbeil und kurz darauf stirbt Pecos Bill im Kampfgetümmel;
die weinende Sue und die überlebenden Weißen sehen,
wie er sich in den Himmel zu den toten Helden (den Himmelsreitern) erhebt.
Und das war es dann!“


Das ist ein wahrlich heroisches und episches Ende für den größten Cowboy aller Zeiten und einer in der Tat ungewöhnlichen Westernserie!

Und so sieht das gewaltige Geschehen – auszugsweise – im Comic aus:




Calamity Jane verabschiedet sich weinend, weil sie um die Vergeblichkeit ihrer Liebe zu Pecos Bill weiß.




Weiße Feder bringt den staunenden Pecos Bill den Sohn von Mary Morgan und ihm. Was hat er denn eigentlich gedacht, was passiert, als sie „Hochzeit“ gefeiert haben?




Pecos Bill hat so große Todesahnungen, dass er ihren Sohn zu dem Coyotenrudel bringt, das auch ihn aufgezogen hat.




Er gibt seinem Sohn das sein alte Lasso und verabschiedet sich.




Zusammen mit Weiße Feder bringt er ein Büffelherde in Gang und …




… treibt diese durch das Apachenlager; obwohl die Herde große Verwüstungen anrichtet, sind die Apachen nicht geschlagen worden, eher zorniger.




Pecos Bill und Mary treffen sich wieder … und küssen sich noch einmal. Liegt in dieser und vorheriger ähnlicher Szene, dem gemeinsamen Sohn und ihn auch noch zu den Wölfen zu geben, der Grund für die Entfernung dieser Sequenzen der Mondial-Redaktion, um Zensuren seitens der Bundesprüfstelle vorzubeugen? Außerdem gibt Pecos Bill ja auch zu verstehen, dass ihre Hochzeit nicht vor dem Traualtar stattgefunden hat, sondern wahrscheinlich unter dem weiten Himmel von Texas … im Heu sozusagen.




Mit den Cowboys von Big Tussle bereiten sie die Verteidigung vor.




Die beiden Liebenden verabschieden sich und träumen noch einmal von „Tief im Herzen von Texas“ und das sogar auf Englisch.




Pecos Bill und Weiße Feder greifen erneut die Apachen an und wieder helfen ihnen die Büffel.

Weiße Feder fängt mit seinem Körper ein auf Pecos Bill geschleuderten Tomahawk auf und wird tödlich getroffen.




Pecos Bill springt von Sturm um Weiße Feder zu helfen, sieht ihn Tod, nimmt das Kriegsbeil und tötet(!) damit den Mörder seines indianischen Freundes. Nun kommen Apachen hoch zu Ross auf den Helden von Texas zu und in einem heftigen Getümmel wird Pecos Bill erschlagen …




Von weitem haben die Cowboys und Mary dem gewaltigen Kampf hilflos zugeschaut und erblicken da die Himmelsreiter auftauchen. Da weiß „Klein“ Mary endgültig um die Unerfüllbarkeit eines Zusammenlebens mit dem größten aller Cowboys, weiß, dass sie für ihren gemeinsamen Sohn allein Sorgen muss. Als sie Pecos Bill zu den Himmelsreitern aufsteigen sehen, ziehen die Cowboys ihre Hüte, senken ergriffen die Köpfe und Mary sinkt schluchzend auf die Knie …


Fortsetzung folgt …

… kann es danach überhaupt noch eine geben?

Detlef Lorenz 10.05.2012 14:44

Nach diesem gewaltigen Ende des Epos um Pecos Bill bringe ich nach einer Weile des Durchatmens noch die letzte Seite des Mondadori-Heftes; darauf verabschieden sich die Mitarbeiter der Serie … eine ungewöhnliche Geste des Verlages, aber dieser außergewöhnlichen Serie würdig.




Wie der aufmerksame Betrachter feststellen wird, hat an dieser Reihe auch ein gewisser Pier „Lorenzo“ De Vita“ mitgearbeitet :top:


Hier sind noch die letzten Hinweise aus der vorherigen Folge:

(16) Das französische Verlage mit ausländischen Vorlagen sehr lax umgehen und aus fertigen Geschichten gelegentlich neue Storys basteln, haben die Beispiele von „Falk“ gezeigt. Die Geschichte um den Seeadler wurde kurzerhand geteilt und mit neuem Text und zusätzlichen, eigenen Zeichnungen in zwei selbstständige Abenteuer umgestaltet. Ähnlich wurde mit dem „Großen Wolf“ verfahren: die Redakteure des Verlages „Aventures et Voyages“ kürzten diese Geschichte kurzerhand ab – womöglich aus Platzgründen (wie auch bei Pecos Bill?) – und änderten damit den Schluss radikal. Die von Hansrudi Wäscher geschickt aufgebaute Hauptverdächtige, Ursula, blieb bei den Franzosen die Böse, während es in „Wirklichkeit“ ihre Schwester Sigrid war, die bei den Franzosen unterschlagen wurde – mit gravierenden Textänderungen natürlich. Und ähnliches fabrizierten die Redakteure beim Französischen Mutterverlag, was der deutsche Ableger dann übernahm.

(17) Weshalb die Nummerierung eine 7 nennt, ist nicht nur mir unklar. Aber ich denke, Gerhard Förster hat dieses Geheimnis bereits geklärt und wartet nur darauf, es in der Sprechblase bekannt zu geben.




Die letzten paar Seiten des italienischen Heftes waren mit Werbung gefüllt. Hier eine typische Seite für die Jugend: Schusswaffen in jeder Größe und Preislage, alle mit Pecos Bill Aufdruck.






Zugegebenermaßen hatte ich als Kind natürlich auch diverses Wild West Schießgerät, Revolver (mit Zündplätzchen), Pistolen (0/8, als Wasserpistole), Gewehr (mit Gummipfeilen) und eine MP (als „Wasserwerfer“). Revolvergürtel, Sheriffstern, Cowboyhut, Indianerhaube mit „bunten“ Federn, Pfeil und Bogen mit Gummipfeilen, Hartgummi- und Holzmesser und fertig war der „Wild West Held“ von 1953 ;)


Fortsetzung folgt …

… mit Werbung von Mondial, den Hethke Nachdrucken einschließlich des „Ertugrul-Heftes“ und noch ein paar schönen Bildern aus der Mondial – Serie.

KommissarX 10.05.2012 16:59

Bist Du das Detlef ?? Ist sicher schon etwas her ...:zwinker: Wie die Zeit vergeht ..:weissnix: Manchmal unglaublich . Gruss KX

Detlef Lorenz 11.05.2012 10:00

@ KommissarX: ja, das ist wirklich schon lange her und, wie Du festgestellt hast, vergeht die Zeit ganz schön schnell. Aber ich glaube, unser Hobby hält uns noch eine ganze Weile jung :top:

KommissarX 11.05.2012 14:45

Hallo Detlef ! Dein Wort in Gottes Ohr ..:zwinker: Dann nix wie weitersammeln und tolle Treffen besuchen ...:top: Gruss KX

Detlef Lorenz 11.05.2012 18:52

Den ersten Werbehinweis auf die neueste Reihe aus dem Hause Mondial habe ich schon weiter oben vorgestellt. Im Tarzan-Heft Nr. 8 wurde auf der letzten Umschlagseite Pecos Bill vorgestellt. Danach wurde diese Stelle die vierte Umschlagseite) zur Hauptwerbeseite für neue und laufende Reihen des Hauses Mondial. Zur meist beworbenen Reihe wurde dabei Pecos Bill, auf den immer wieder in phantasievoller Gestaltung hingewiesen wurde. Dies geschah im Gegensatz zu so manch anderem Verlag, etwa Lehning, wo in der Regel meist nur textlich für andere eigene Serien geworben wurde.
Mein eigenes letztes Bild oben zeigt einen „Cowboyjungen“ aus den fünfziger Jahren; die Redakteure von Mondial griffen dieses Thema ebenfalls auf:






Das Tarzan-Heft Nr. 36 zeigt einen „Indianer“, der von seiner „Squaw“ Kriegsfarben aufgetragen bekommt. Sicherlich war dies kein bestellter Werbegag der Mondial-Redakteure, das abgebildete Foto ist bestimmt echt und wurde dem Verlag von einem begeisterten Leser zugeschickt.
Meine Vermutung begründet sich auf folgender Anekdote: Als ich in den siebziger Jahren meine heutige Sammlung anfing zusammen zu tragen, griff ich auf alle möglichen Quellen zurück: unter anderem natürlich auf Leserbriefe, die Adressen, zumindest aber eine Stadt als Wohnort enthielten. Hier ging Mondial einen Schritt weiter und veröffentlichte auch zugesandte Fotos und warb mit ihnen. Eines dieser Bilder zeigt einen jungen Erwachsenen in heroischer Pose, mit seinem abgedruckten, die entsprechende Serie begeistert in seinem Leserbrief lobend. Ich schrieb ihn an – wie gesagt, rund zwanzig Jahre später – und bekam zu meiner großen Verwunderung tatsächlich eine Antwort. Beigelegt war ein Foto, das ihn und seine Frau zeigte, die von seinem Hobby so angetan war, das sie sich als „Lebensgefährtin“ seines Comichelden ebenfalls verkleidet hatte. Den eigentlichen Sinn meiner Kontaktaufnahme konnte er leider nicht erfüllen, er hatte keine von mir gesuchten (Tarzan-) Hefte mehr.







Tarzan Nr. 37: hier ist eine schöne Collage aller damaligen Mondial-Serien zusammengestellt, wobei Buffalo Bill und Hein der Schiffsjunge erst in kürze herauskommen werden - damals.







Tarzan Nr. 38: Dreißig farbige Comicseiten kosteten Mitte der fünfziger 50 Pfennig und Der Kleine Sheriff, im gleichen Umfang, sogar nur 30 Pfennig!







Tarzan Nr. 41: Hier wurde, was in der Regel stets geschah, nur für Pecos Bill geworben. Die Hauptakteure der Reihe, der Held selber und seine Mary an seiner Seite, der stets mürrische, aber treue David Crockett und die Weiße Feder mit seiner „Squaw“ Altamaha, wurden vorgestellt.







Tarzan Sonderhefte Kindheit und Jugend: diese beiden Sonderhefte der Tarzan-Reihe, die die ersten Tarzan-Dailys von Hal Foster brachten, zeigen vier Heftstapel von Mondial-Reihen. Neben Pecos Bill natürlich Tarzan, Der Kleine Sheriff und Buffalo Bill; eine schöne Idee!


Fortsetzung folgt …

… sofort …

… diesmal mit der Nachdruckreihe des Hethke-Verlages.


Sehr viel gibt es dazu allerdings nicht zu sagen: die Serie ist von Hethke in sehr guter Qualität nachgedruckt und bietet eine sinnvolle Alternative zur Originalserie, die inzwischen schwindelerregende Preise abfordert.

Zur Komplettierung des Nachdruckes gehören natürlich auch die vier Hallo Hefte, in denen der Abschluss der Pecos Bill Geschichten zu finden war – eigentlich! Da Norbert Hethke aber ein Faksimile-Nachdruck wegen der Rechte an den verschiedenen Serien und Artikeln zu heikel war, entschied er sich für ein zusätzliches Pecos Bill - Heft im Originallook. Ein Titelbild musste dafür natürlich auch her und da kam dann Ertugrul Edirne ins Spiel.






Norbert beauftragte ihn und Ertugrul fertigte eine Kollage aus dem reitenden Pecos Bill vom Titelbild der ersten Ausgabe (siehe ganz oben) und den Himmelsreitern der Sterbeszene aus dem letzten Bild der Episode aus Hallo Nr. 4 (siehe nicht ganz so weit oben). In seiner unnachahmlichen Manier traf Ertugrul den Stil der fünfziger Jahre und zauberte ein letztes Hefte-Motiv der Mondial/Mondadori Reihe um die Abenteuer des eigenwilligen Cowboys an!



Fortsetzung folgt …

… ja, aber erst viiel später. Die Inhalte der Abenteuer Pecos Bills in den Heften der Verlage BSV und Kauka werde ich wahrscheinlich erst nach Erlangen bringen; zwischendurch, wenn überhaupt, kommt erst einmal wieder etwas zu Tarzan – da habe ich was ausgegraben, was wahrscheinlich so noch nicht richtig aufgefallen ist!

Detlef Lorenz 11.06.2013 21:36

Nach langer Zeit mal wieder etwas zu Pecos Bill:


Pecos Bill & Pete


In diesem …




Pete-Heft von 1954 fand ich einen Artikel über Pecos Bill. Er war vom „Amerika Dienst“ verfasst, der regelmäßig Texte aus der amerikanischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft veröffentlicht, aber auch für aktuelle Themen bei Bedarf und Anfrage zur Verfügung stellte und noch immer stellt. Hier war es wohl das Erscheinen der Comicheft-Reihe, die seit dem April 1953 vom Mondial Verlag Hamburg veröffentlicht wurde. Die Redaktion des Uta Verlages, Sinzig am Rhein, war wohl der Meinung, ein Bericht über den „Größten aller Cowboys“ könne in ihren Western-Romanheften nicht schaden und etwas zur Auflockerung beitragen:




Was mir aufgefallen ist, es wird hier etwas aus dem Kleinkindleben von Pecos Bill erzählt, dass ich so noch nie gelesen habe, weder im Comic noch in Romanfassungen. Bisher bin ich auch davon ausgegangen, dass der Held von Texas seine Kraft, Ausdauer und allgemeinen Fähigkeiten erst während seines Zusammenlebens mit dem Wolfsrudel erlernt und erworben hat. Aber, man lernt halt nie aus und eine Sagengestalt kann schließlich machen was sie will!

underduck 11.06.2013 21:53

Würde gerne mal wissen, was der Übersetzer da alles vor der Arbeit eingeworfen hat. :crazy:

Irgendwie erinnert mich das eher an Schildbürger und Münchhausen, als an die Kindheit von Pecos Bill. ;)

Unser Anton ist ja auch Übersetzer ...vielleicht kennt der ja auch was davon. :D

Anton 11.06.2013 23:00

So, nun werde ich direkt mit einer Frage angesprochen. Nachdem ich alles gelesen habe, gebe ich, wie es sich gehört, auch Antwort.

Die Figur Pecos Bill kenne ich nicht. Kann also nicht mit Bestimmtheit behaupten, dass der Mensch tatsächlich gelebt hatte.

Wenn die Figur jedoch fiktiv ist, dann gibt es doch überhaupt kein Argument dagegen, wenn sie wie oben beschrieben in Deutschland eingeführt wird. Herrlich! Optimal übertrieben, eine bessere Werbung kann man beinahe nicht machen. Durch diesen vorliegenden Text ist die zukünftige Leserschaft doch erst recht neugierig gemacht worden. Wenn interessiert es denn, dass von der Geburt an alles geflunkert ist.

Wobei ich eigentlich davon ausgehe, dass nicht ein Übersetzer diese Beschreibung so herausbrachte, sondern sie die Arbeit mehrerer Redakteure war. Weil sie schließlich diejenigen waren, die den Kopf hinhalten mussten für einen erfolgreichen Start einer in Deutschland unbekannten Reihe.

Detlef Lorenz 12.06.2013 07:32

Ich ahnte es: eine neue Info zieht die andere nach. Du kannst recherchieren oder entdecken, es gibt immer mehr zu erforschen. Hier speziell würde mich jetzt interessieren, ob die Texte des Amerika Dienstes bei den Verlagen / Agenturen bereits auf deutsch ankommen, oder erst in den Redaktionen übersetzt werden müssen.

Da gibt es wieder eine Notiz für die zu bearbeitenden und offenen Sachen.

@Anton: Pecos Bill ist eine durch und durch fiktive Gestalt, sie steht (soll) für den amerikanischen Cowboy stehen, der die Rinderzucht und das ganze drumherum perfektioniert hat. Dabei hat Pecos Bill schon einige Fähigkeiten erworben, die an Superheldentum erinnern. Genaueres und mehr dazu liest du, wenn du an den Anfang dieser Berichte gehst ... :wink:

KommissarX 12.06.2013 08:09

Am meisten imponiert haben mich die gestapelten Mondial - Hefte . Da kamen bei mir die Kindheitserinnerungen hoch ... :top: ... Und ob bei den Berichten geflunkert wurde oder nicht , das hat uns als Kinder doch überhaupt nicht intressiert . Gruß KX ... :wink: ...

Detlef Lorenz 12.06.2013 10:06

@ Kommisar X:

Du meinst das hier, vermute ich mal ...




Das hat mich damals nicht nur beeindruckt, sondern neidisch gemacht :zwinker:

Und ich fand es auch toll, wie unser Held mit seinem Pferd "Sturm" durch die Lüfte geflogen ist und wie Pecos Bill seiner Mary eine Blume mit dem Lasso gepflückt hat - ob das nun möglich war, oder nicht ... egal :wink:

KommissarX 12.06.2013 11:27

Genau Detlef ... ;) ... Gruß KX

gigolo 25.11.2013 07:44

Hallo Hr. Lorenz.

Wurde von einer guten Italienischen Freundin die der Deutschen Sprache nicht mächtig ist angesprochen ob es möglich wäre, die kompletten Seiten des italienischen Originalheftes Nr.17 als Pdf Datei oder jpg Bilder zu bekommen. Dieses Heft ist trotz all ihrer Bemühungen in Italien nicht auffindbar. Falls das möglich wäre, würde sie sich sehr freuen.

mit freundlichen Grüssen
Gigolo

Detlef Lorenz 25.11.2013 08:39

Bon Giorno Signore Gigolo,

tut mir leid, aber ich habe keine italienischen Pecos Bill, weder im Original, noch im Nachdruck - obwohl ich sie gerne hätte, allein der Originalität wegen. Ciao :wink:

Servalan 10.10.2014 16:08

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 404016)
(...) und Thomas Mitchell als Net Buntline, als der Reporter, der Buffalo Bill in Romanen berühmt gemacht hat.

Sorry, wenn ich mich mal wieder als Besserwisserin betätige. :rolleye:

Meines Wissens heißt der Reporter Ned Buntline.
So steht es auch in den verschiedenen Fassungen der Wikipedia.

Buntline ist übrigens ein Pseudonym, das aus der nautischen Sprache der Seeleute und Schifffahrer stammt - wie Mark Twain. Zufall?

Ned Buntline ist mir das erste Mal in einem Silberpfeil-Heft begegnet - im Grundschulalter.

Deine Rubrik finde ich klasse. :top::top::top:

Stefan Meduna 11.10.2014 02:49

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 480778)
Buntline ist übrigens ein Pseudonym, das aus der nautischen Sprache der Seeleute und Schifffahrer stammt - wie Mark Twain. Zufall?

Keineswegs, auch Ned Buntline war ein Seemann. Anders als Mark Twain nicht nur auf dem friedlichen Mississippi, sondern auf hoher See.

guenkos 11.10.2014 05:07

Auf Ned Buntline geht übrigens die Bezeichnung "Buntline Special" für Colts mit überlangem Lauf zurück.
Er behauptete, fünf davon berühmten Revolvermännern geschenkt zu haben, darunter Wyatt Earp.
Daher stieß ich das erste Mal in den 60er-Jahren auf seinen Namen beim Schmökern eines Fernseh-Abenteuer-Comics aus der Wyatt-Earp-Reihe.
Mehr zu Buntline steht z. B. hier:
http://www.guns.com/2013/02/27/the-b...r-false-grail/

Detlef Lorenz 29.10.2015 13:26

Weiter geht es hier in der Pecos-Bill-Berichterstattung.


Wir erinnern uns: mit dem Tode von Pecos Bill, dem sogenannten „französischen Ende“, waren die Erlebnisse des >>größten aller Cowboys*<< Anfang 1956 im deutschen Comicblätterwald beendet. Das Hallo-Heft Nummer 4 zeigte die unglaubliche Szene, die allerdings längst nicht so dramatisch daher kam, wie die Originalversion. Wir erinnern uns, bzw. können hier zurück scrollen und uns den Todeskampf von Pecos Bill , vereint mit Weiße Feder, seinem indianischen Freund im Angesicht Klein-Marys, seiner Frau und Mutter ihres gemeinsamen Sohnes, und seiner Cowboyfreunde ins Gedächtnis zurück rufen. In der deutschsprachigen Mondial-Version war nur Calamity Jane an seiner Seite, das rustikales Cowgirl, welches durch Pecos Bills Wirken auf den Pfad der Tugend zurück gekehrt war. Und diese Calamity Jane spielt in den folgenden Betrachtungen ebenfalls eine Rolle.


Der letzte realistisch gezeichnete Westerncomic endete im Fix und Foxi Heft 425: es war Walter Neugebauers Winnetou-Version. Tom und Biber, ein Funny-Western, besetzte die Lücke im Programm. Noch während Tom und Biber-Episoden liefen (bis Heft 473) kündigte Werbung ab Heft 471 im Dezember 1964 eine neue Western-Serie an. Es handelte sich um die Reihe Texas Bill – und hier sei mal vorgegriffen, es handelte sich natürlich um Pecos Bill, dem man, warum auch immer, einen anderen Namen verpasst hatte. Lizenzprobleme dürften es nicht gewesen sein, denn die Taschencomics, in denen Pecos Bill beim Bildschriftenverlag sein Debüt gab, erschienen erst 1966. Und die eigenständige bsv-Serie Pecos Bill sogar erst 1971. Einzig in den Bildermärchen (bsv Nummer 28) gab es Mitte 1958 als Zweitserie eine Texas Bill- Episode, die als – lustige – Biografie von Pecos Bill verstanden werden musste/konnte.




Neben einigen Motiven aus dem Western-Comic gab es jeweils Lektionen in indianischer Zeichensprache. Erstaunlicherweise verstanden sämtlich Stämme Nordamerikas (von den Inuit, weit im Norden, weiß ich es nicht) diese Handzeichen. Darin konnten sie sich erstaunlich gut verständigen. Wer sich die Pecos Bill-Zeichnungen, Szenen aus dessen Leben, genauer ansieht, wird sicherlich eine Ähnlichkeit mit einem bekannten Zeichner der Kauka-Studios feststellen: für mich ist es Walter Neugebauer! Die Ähnlichkeit, vor allem in der Physiognomie, zu seinem Winnetou ist unverwechselbar. In der Kaukapedia habe ich dazu außer einem Fragezeichen bei der Nummer 472 nichts gefunden.

Werbung zu Texas Bill in Fix und Foxi zusammen gefasst: Nummer 471 mangels Beleg keine Ahnung, Neugebauer 472 – 474, 475 aus dem Comic, am Beginn der Geschichten in Nummer 476 noch einmal eine Neugebauer-Zeichnung, alle einschließlich der Zeichensprachen-Lektionen.


Demnächst mehr auf diesen Seiten.

*ein Titel, der des Öfteren vergeben wurde

FrankDrake 29.10.2015 14:36

Und was ist mit den versprochenen "Abenteuer der Weltgeschichte"? :heul:

Detlef Lorenz 26.11.2015 15:03

Zur Abwechslung mal wieder etwas über Texas Bill (warum es bei den "Abenteuern der Weltgeschichte" nicht weitergeht, steht dort).



Oben stehende Abbildung ist eine weitere Werbeseite, diesmal aus dem Fix und Foxi - Heft 471. Wie unschwer zu erkennen ist, stammt auch diese aus der Hand von Walter Neugebauer.

Vielleicht liest ja jemand mit Zugang zur Kaukapedia mit und gibt das dort ein. Wundert mich so und so, dass Neugebauers Zeichnungen für Pecos Bill in den Heften nicht namentlich berücksichtigt werden!? Oder wird an dessen Urheberschaft gezweifelt -

Brisanzbremse 28.11.2015 18:28

Kaukapedia
 
Bei den Heften 471-76 heißt es nun:

(471) Texas-Bill: Geheime Indianerzeichensprache 1/5 (S. 31, Z: Neugebauer)
(472) Texas-Bill: Geheime Indianerzeichensprache 2/5 (S. 31, Z: Neugebauer)
(473) Texas-Bill: Geheime Indianerzeichensprache 3/5 (S. 31, Z: Neugebauer)
(474) Texas-Bill: Geheime Indianerzeichensprache 4/5 (S. ?, Z: Neugebauer)
(475) Texas-Bill: Geheime Indianerzeichensprache 5/5 (S. ?, Z: ?)
(476) Intro auf Seite 26 von Walter Neugebauer.

http://www.kaukapedia.com/index.php?...x_und_Foxi_471

Da ich nur das erste und das dritte Heft besitze, darfst du mir gern mit ergänzenden/korrigierenden Seitenzahlen weiterhelfen. :wink: Bei Nr. 475 ist also die Rahmenzeichnung nicht von Neugebauer, die Einzelbildchen mit der Zeichensprache aber schon?

Detlef Lorenz 30.11.2015 22:36

Wenn ich einen Stilvergleich anstelle, bleibt kaum wer anderes übrig, als Neugebauer für die Handzeichensprache, also ja.

Die Texas (Pecos) Bill Werbezeichnung in der 475 dürfte Battaglia sein. Zugegebenermaßen würde ich ohne Joker nicht drauf beharren (wer will schon von € 500 000 auf € 500 zurück fallen :zwinker: ), also: "mit ziemlicher Sicherheit".

Brisanzbremse 05.12.2015 12:01

Danke!

Detlef Lorenz 07.01.2016 15:19

Zwischenspiel: Nach so viel Abenteuer der Weltgeschichte ein längst überfälliger Einschub mit Pecos (Texas) Bill.





Vor dem endgültigen Start der Comicserie in FF 476 gab es noch eine Zeichnung von Neugebauer, die er dem Comic entnommen. Hier hat sein Pecos Bill* erkennbar einen wachsenden Bart, was vielleicht nicht mal so verkehrt ist. Eigentlich sieht man die Comichelden sich nie rasieren (von geringen Ausnahmen vieleicht abgesehen). In der Zeichnung steht etwas „vom Besten, was die Indianerliteratur zu bieten hat“. Wohl denn …
Unter der Zeichnung ist die 6. Lektion der indianischen Zeichensprache wieder gegeben. Würde mich mal interessieren, ob man damit in Nordamerika sich mit den Indianern verständigen hätte können, bzw. ob diese selbst das noch können. Weis da jemand Bescheid.






Mit einem ganzseitigen Bild, entnommen dem italienischen Comic-HEFT Nummer 7, beginnt die Geschichte. Allerdings beginnt sie bereits 2 Hefte vorher – das Original – weshalb ein kurzer erklärender Text die Story erklärt. Leider stimmt darin nur die Hälfte: Dem Tod am Marterpfahl sind Pecos Bill und Calamity nicht entkommen, sie wurde von den Indianern gefesselt in ein Boot gesetzt und der Held von Texas sollte an Termiten verfüttert werden. Soweit das Original. Das Pecos Bill sich selbst und Calamity befreit, sie in einem Boot flüchten, ist schon richtig, so geht die Geschichte ja auch weiter. Richtig ist bei Kauka auch der Hinweis auf eine Verwechslung der Beiden durch die Indianer, die sie für Piraten halten, mit denen es Pecos Bill und Calamity Jane in der Folge zu tun haben werden. Die Umstände, die zu ihrer Gefangennahme geführt hatten, werden nicht erwähnt, sind aber vielleicht zum Verständnis des Inhaltes nicht so wichtig. Trotzdem hier in einem Satz die Vorgeschichte, die sich im Original über 2 Hefte hinzieht. Nach einem missglückten Ballonflug finden sich Pecos Bill und Calamity auf einem Felsenriff wieder, retten sich mit einem herrenlos herumtreibenden Boot. Sie finden eine für sie unbekannte Insel, werden von den dortigen Indianern gastlich aufgenommen, später aber von diesen für Mitglieder der schon oben erwähnten Piraten gehalten.





Oben sehen die entsprechende Seite aus dem italienischen Heft, von einer Handykamera aufgenommen. Mein Wiener Freund wollte das Haft nicht auf einen Scanner legen, womit ich auch gelegentlich Probleme habe. Das eine oder andere Robinson-Heft hat bei diesen Prozeduren ganz schön gelitten. Man kann auf dem Foto aber auch gut erkennen, was die Italiener für eine schöne Farbgebung den Abbildungen gegeben haben, im Gegensatz zum doch mäßigen Kauka-Druck, um es mal so zu formulieren. Leider hatten die Italiener aber, wie schon aus den früheren Abbildungen zur 1. Pecos Bill Comic-Reihe zu ersehen ist (hier in Lorenz´ Comic-Welt und in den Sprechblasen 224 + 225), die unschöne Angewohnheit, nicht durchgehend farbig zu drucken, sondern abwechselnd erschienen diese mit einfarbige Seiten, also schwarz auf weiß.

Weshalb der Pecos Bill Comic im Gegensatz zum Original im Querformat abgedruckt wurde, ist mir nicht bekannt (und Peter Wichmann war zu dieser Zeit noch nicht bei Kauka, oder?).

*man möge mir verzeihen, wenn ich meist von PECOS und nicht von TEXAS Bill schreibe.

hericon 07.01.2016 19:53

Pecos Bill Mondial Revolver Made in Italy

Wenn ich das richtig recherchiert habe, wurden in Italien in den 50er ? bis 80er Jahren viele Spielzeugwaffen für Kinder hergestellt. Dabei durften dann auch bekannte Westernhelden, FBI Agenten usw. auf den Waffen nicht fehlen. Pecos Bill, Annie Oakley, Hopalong Cassidy, Lone Ranger, Roy Rogers, usw.
Jedenfalls habe ich einen Revolver mit der Bezeichnung Pecos Bill mal auf dem Höchster Flohmarkt gefunden. Bei meiner anschließenden Internetsuche stieß ich dann auf folgende interessante Seite.

http://billsvintagecapguns.com/mondi...bill-0473.aspx

Dort ist mein beschriebener Revolver.
Meiner ist allerdings stark bespielt und entsprechend gebraucht.
Und ohne Verpackung

Detlef Lorenz 07.01.2016 21:02

Ist natürlich kurios, Pecos Bill hatte nie eine Schußwaffe - jedenfalls die italienische Version des Westernhelden. Aber solche Kleinigkeiten haben die Merchandising-Hersteller nie gestört. Was mich allerdings irretiert, dort steht "Mondial Pecos Bill", und damit ist ja wohl der französische Verlag gemeint. Für den deutschsprachigen Markt (zumindest den in Berlin :floet: ) ist mir ein derartiges Stück nie unter gekommen.

hericon 08.01.2016 13:22

Ein Westernheld ohne Revolver ?? Gibt's denn sowas ?
Ist die auf dem Revolvergriff abgebildete Figur denn eigentlich Pecos Bill oder zumindest eine Figur aus der Serie?
Naja. Jedenfalls finde ich es interessant wenn man solche Dinge findet.
Vorallem, weil unverhofft und unwissentlich. Eben weil man von deren Existenz keine Ahnung hatte.

Detlef Lorenz 08.01.2016 15:03

Wenn dich ein Westernheld "ohne Schusswaffen" irretiert, dann lese doch hier bitte die Beiträge ab #32.

Ich habe da selbst eimal nachgeschaut und dort in #47 etwas zum Revolver von Pecos Bill gefunden ...

KommissarX 08.01.2016 15:47

Also ich kann mich auch nicht Erinnern , das Pecos einen Colt hatte . Deswegen konnte ich auch mit diesem Typ von Cowboy nicht viel anfangen .... :weissnix: ....

Detlef Lorenz 07.04.2016 16:51

Pecos Bill – Mini-Cover-Galerie

Im Folgenden zeige ich 3 Pecos Bill Titelbilder aus der italienischen 3. Serie, deren Motive auf dem Weg von Italien nach München ja verloren gegangen sind. Sie wurden bei Kauka in Fix und Foxi nicht mit abgedruckt, da Pecos Bill hier nur eine Serie unter vielen war. Die deutschen Titel sind eine Übersetzung meines Wiener Freundes.





Der Titel der Nummer 7 ist „Die versunkene Stadt“. In diesem Heft befindet sich die Geschichte, die im Fix und Foxi-Heft Nummer 476 beginnt. Wie weiter oben erwähnt, begann sie unnötiger weise inmitten des Abenteuers und zudem mit einer fehlerhaften Rückblende/Einleitung versehen.

Die Story des Heftes zeigt Pecos Bill und Calamity auf der Flucht, die Indios hinterher, kurz bevor sich beide Parteien bekämpfen, taucht ein Fischmonster auf, das von Pecos Bill besiegt wird, worauf hin sie das Vertrauen der Indianer gewinnen können.

Der Titel des italienischen Heftes 8 ist „Der grüne Strahl“.

Piraten versklaven die Indios, die eine versunkene Stadt für sie ausbeuten müssen. Ein noch über dem Meer hinaus reichender Leuchtturm sendet grüne Lichtsignale aus. Pecos Bill dringt dort ein, bekämpft die Piraten und befreit alle Indianer. Dann will er mit Jane nach Texas zurück; das ist ein immer wieder kehrendes Motiv der Serie, schon in der ersten war die Rückkehr nach jedem überstandenem Abenteuer das Ziel von Klein Mary und Pecos Bill, aber das Schicksal wollte es bekanntlich anders -


Nummer 9 „Der Schrecken der Lüfte“.

In diesem Heft erfolgt ein Blick auf die Geschehnisse Davy Crockett in Texas: dort geriet dieser nämlich in die Auseinandersetzungen zwischen Indianern und Mexikanern. Der heimkehrende Pecos Bill und Calamity Jane schaffen Ordnung.

Für "Frischlinge", also für Neuleser dieses Beitrages die Erklärung, warum ich immer von "Pecos Bill" schreibe, obwohl die Serie doch "Texas Bill" heißt: Im Original, also die italienische Reihe, ist der Held "Pecos Bill", beruhend auf eine amerikanische Erzählung. Die erste deutsche Heftreihe, zwar auf der italienischen beruhend, aber vom französischen Mondial Verlag ins Deutsche übertragen, hat den Originalserientitel. Kauka machte dann daraus "Texas Bill", vielleicht wegen der in den "Bildermärchen" Nr. 28 abgedruckten Kurzgeschichte über Pecos Bill, der dort eben "Texas Bill" genannt wurde.

Detlef Lorenz 01.05.2016 18:09

Zum Abschluss zur teilweisen Kauka-Übernahme aus der 3. Italienischen Pecos Bill Serie, die eben nicht nur partiell erfolgte, sondern zudem unter Texas Bill firmierte, 2 Bildvergleiche. Die ersten beiden Abbildungen (hier aus technischen Gründen zu einem zusammen gefasst) sind aus dem Mondadori Heft Nummer 11, die querformatige Seite, die Beendigung des Nachdruckes, ist aus dem Fix und Foxi Heft 488 und zeigt dieselbe Sequenz. Im Original sind es die Seiten 31 und 32 von insgesamt 33. Kauka hat also mitten drin versucht, ein halbwegs passablen Abschluß zu finden. Es stellte sich hier auch einmal die Frage nach dem Querformat und ob es sich um eine Übernahme aus einer Taschenbuchreihe handeln könnte. Zuerst sind diese Geschichten auf jeden Fall als Heft erschienen, später gab es sie allerdings als Taschenbuchnachdruck, vielleicht sind sie so in München/Grünwald angekommen!?





Auffällig ist für mich erneut die düstere Bearbeitung in der Kauka-Redaktion gegenüber dem Original. Beim letzteren sind sehr viele Details zu erkennen, Texas Bill in Fix und Foxi verliert durch die lila Farben der im Vordergrund stehenden Reitergruppe und den nur noch schattenhaften und zudem grünlich eingefärbten Personen auf der Porch des Hauses erheblich an Strahlkraft. Das selbst das einfarbige Bild dem grauseligen Farben bei Kauka überlegen ist (von den Details ist dort fast gar nichts mehr zu erkennen), brauche ich hier wohl nicht im Detail zu erläutern.

Das war dann auch mein kurzer Exkurs über Pecos (Texas) Bill beim Kauka Verlag. Kein Vergleich, nicht mal annähernd mit der Serie aus dem Mondial-Verlag. Selbst deren einfarbige Hefte sind allemal besser als der Kauka-Farben-Mischmasch. Es fehlt in den Storys auch jegliche Romantik, die die erste Serie auszeichnete, die sie aus anderen (Western-) Comic-Serien hervorhob. Aber daran ist Kauka natürlich nicht „schuldig“, die ungewöhnliche Dramatik im Ablauf der ersten Serie, wie ich sie hier im Beitrag über die Mondial/Mondadori-Reihe geschildert habe, ist so auch ohne weiteres nicht zu wiederholen. Aber vielleicht bringen die beiden Pecos Bill Reihen des bsv-Verlages ja einiges erfreulicheres an Qualität zurück… Dazu demnächst später mehr in dieser Abteilung.

Matthias 01.05.2016 19:22

Detlef, Deine Recherchen sind einfach außergewöhnlich und so aufschlußreich, wie man selten welche findet. Deine Beiträge sind immer wieder interessant zu lesen.
So, das musste mal gesagt werden. :top:

Detlef Lorenz 16.02.2017 16:50

Hallo Leute, auch wenn das Thema über Sigmar Wansels Buchreihe mit Pecos Bill ihren Anfang nahm, habe ich es in meine "Quasselwelt" verschoben. Da paßt es besser hin.

oliver 16.02.2017 19:43

Das erinnernt mich an die Farb-Ausfälle in den Sheriff Klassikern, die haben, weil sie mit dem US-Farbsytem (CMYK anstelle RGB) nicht zurecht kamen, auch gern mal ganze Gruppen lila, blau oder rosa gefärbt, Pferde grün, Kühe gelb, Himmel rot/orange etc. - ich hatte dazu immer den hollänischen Druckverband einen dicken Joint rauchend im Hinterkopf, aber ggf. stammen diese seltame Farben auch von der Verabeitung der Daten in "Billig-Druckereien", wie Polen, Spanien etc. - gäbe es da eine Mögichkeit das heutzutage noch in Erfahrung zu bringen?

Detlef Lorenz 17.02.2017 10:22

Laut Impressum der Fix und Foxi Hefte mit "Texas-Bill" sind sie in der quasi hauseigenen Kauka Druckerei hergestellt worden. Also bei Franzis-Druck in München.


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