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Matthias 09.03.2012 14:16

Ingvar
 
Hallo, ich suche Informationen zu dem dänischen Zeichner "Ingvar" (vollständiger Name Axel Ingvar Johansen). Folgenden link habe ich bereits gefunden:
http://www.tegneseriemuseet.dk/bio/t...rieskabere.htm

Lebensdaten 1908 - 1950, mehr kann ich aufgrund mangelnder Dänisch-Kenntnisse leider nicht ermitteln. Auf Deutsch scheint von ihm nichts erschienen zu sein, obwohl er in Dänemark zwei erfolgreiche Zeitungsstrips lanciert hat: "Magasin Madsen" und "Tjavs".

Burma 09.03.2012 20:04

Hier ist eine Übersetzung
 
INGVAR



Axel Ingvar Johanson, geboren 1908, war eigentlich Bankangestellter. Einen großen Teil seiner Jugend auf Fünen verbrachte er mit Zeichnen. Neben seiner Tätigkeit in der Bank arbeite er fleißig an einer Zeichnerkarriere für Odenser Zeitungen. Vor den kritischen Augen der Redakteure fanden seine Bilder aber keine Gnade.

Ingvar gab nicht auf. Als eine Auswahl seiner Probearbeiten von der Politiken-Redaktion zurückgesandt werden sollte, fiel zufällig der Blick des Chefredakteurs, Valdemar Koppel, darauf. Er erkundigte sich nach dem Zeichner und schickte ihm ein Jobangebot.

Ingvars erste Arbeiten für Politiken stammen aus dem Jahr 1928. Es waren kleine Vignetten, Kommentare zum aktuellen Geschehen, geprägt durch Ingvars handfesten und bodenständigen Humor.

Bis zu seinem Tode 1950 führte Ingvar diese Vignetten fort, erst für Politiken, später für Berlingske Tidende.

1930 ermunterte Valdemar Koppel Ingvar zu einem eigenen Comicstrip. Mehrere seiner Bilder ähnelten in ihrer Form schon Comics, aber erst I Magasin Madsen (Im Madsen-Laden), ein werktäglich in Politiken erscheinender Strip, war Ingvars erste Comic-Reihe. Sie lief 19 Jahre lang und bot den Lesern skurrile Alltagsgeschichten des Personals des Geschäfts Madsen, vom Inhaber und seiner Familie bis hin zum Botenjungen.

Am 24.12.1933 startete Ingvars erste Sonntagsserie – auf der Titelseite und in Farbe. Die Zeitschrift Magazin präsentierte unter dem Titel „Ingvars Kinderseite“ eine ganze Seite mit Prins Pilfinger (Prinz Zeigefinger). Die Serie lief bis Juni 1949, zeitweise nur halbseitig und zweiwöchentlich. Im Gegensatz zum Magasin Madsen zeigte hier der Zeichner seine anarchische Seite: der Prins stand seinen amerikanischen Vorbildern Knold og Tot (Katzenjammer Kids) in nichts nach.

Am 10.2.1935 startete Ingvars letzte Serie für Politiken: Tjavs – en terriers dagbog (Tagebuch eines Terriers), ein humoristischer Strip über die kleinen und großen Streiche eines Hundes.

Zusätzlich lieferte Ingvar zu Beginn der 30er Jahre für Politiken eine Reihe von Kurzserien, unter anderem 1930 Ole Uglespiel (könnte Till Eulenspiegel sein) im Magazinteil sowie 1931 I radioens århundrede (Radio-Jahrhundert) für die Radiobeilage.

Im Juni 1949 wechselte Ingvar kurzentschlossen zum Konkurrenzblatt BerlingskeTidende, für das er vom 3.7. bis zum 25.4.1950 seine letzte große Comic-Serie, den täglichen Strip Stumpe zeichnete. Nebenbei führte er Tjavs noch kurze Zeit weiter. Eine schwere Krankheit hinderte ihn seit Anfang 1950 an kontinuierlicher Fortführung seiner Arbeit. Er konnte jedoch noch ein paar Monate Den lille havfrøken (Die kleine Meerjungfrau) für Søndags BT zeichnen. Erst fünf Tage vor seinem Tode legte er den Zeichenstift beiseite. Seinen immer fröhlichen Serien merkte man nicht an, unter welchen großen Schmerzen sie entstanden. In dem Nachruf in BerlingskeTidende hieß es: „Fleiß und Fantasie kombiniert mit unkomplizierter Einsicht waren seine Natur und sein Erfolgsrezept. Er zeichnete, bis ihm der Stift entglitt, und die Ärzte wußten, daß ihm nur noch Stunden blieben.“

Ingvar war ein versponnener Künstler. Er fühlte sich am wohlsten, wenn es seinen Mitmenschen gut ging. Politik war nicht seine Sache. In seiner eng umgrenzten Sphäre war er jedoch war produktiv, phantasievoll, stets einfallsreich und fleißig. Die Zeitungsleser liebten ihn deswegen, so sehr sogar, daß drei Jahre nach seinem Tod Magasin Madsen (1931-48), Prins Pilfinger (1935-53) und Stumpe (1949-51) als Weihnachts-Sonderausgaben erschienen.

Zu Beginn der 30er benutzte Ingvar keine Sprechblasen. Der Text stand unter den Bildern, fügte sich aber harmonisch ein. Die späteren Texte in Blasen ließ er oft auch fort, die Bilder sprachen durch einfache, aber ausdrucksstarke Linien für sich.
Als er nach einer Paris-Reise gefragt wurde, ob er im Louvre war, erwiderte er in seinem typisch fünischen Singsang: „Ach nee – ich wollte meinen Strich nicht gefährden.“

Schlimme 09.03.2012 20:38

Oh, ein Hotelpage!
http://comicwiki.dk/wiki/Magasin_Madsen_1946

Ich dachte zuerst, das wäre eine "Spirou"-Kopie, aber der Page taucht schon 1932 bei "Magasin Madsen" auf:
http://pegasus.dk/serier/1550

Burma 09.03.2012 22:50

Magasin Madsen
 
Zitat:

Zitat von Schlimme (Beitrag 400323)
Oh, ein Hotelpage!

Ja, im Original steht auch "piccolo". Ich habe ihn mit "Botenjunge" übersetzt, weil mir nicht einleuchtete, was ein Hotelpage in einer Art Kaufhaus zu suchen hat.

Burma 09.03.2012 22:59

Wäre übrigens ganz interessant zu wissen, ob Rob-Vel das Magasin Madsen gekannt hatte oder ob die Schrift wieder an mehreren Orten erfunden wurde.:kratz:

Burma 09.03.2012 23:14

Zitat:

Zitat von Matthias (Beitrag 400278)
Hallo, ich suche Informationen zu dem dänischen Zeichner "Ingvar" (vollständiger Name Axel Ingvar Johansen).

Hier gibt's noch etwas: http://www.litteraturpriser.dk/1850/IIngvar.htm

Matthias 10.03.2012 20:26

Zitat:

Zitat von Burma (Beitrag 400337)

Vielen Dank für die prompten und ausführlichen Informationen! :top:
und: Respekt für Deine Sprachkenntnisse.

Burma 10.03.2012 21:26

Det var så lidt (etwa: Dafür nich):D


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