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betamax 29.11.2022 20:45

Herges Archiv 1 - ein Riesenflop
 
Nicht immer war alles von "Tim und Struppi" in Deutschland gefragt. Einer der größten Flops des Carlsen Verlags muß 1977 "Herges Archiv" gewesen sein.
Ich erinnere mich noch gut daran, daß diese Bände für 1,95 DM in den Kaufhäusern verramscht worden sind. An die riesigen Mengen kann ich mich noch erinnern. Ich untersuchte die Bücherberge ganz genau, ob da nicht noch irgendein anderer Comic wäre. Nein, es war nur "Herges Archiv 1".
Dies muß schon so um 1979/80 gewesen sein, In den frühen 80ern haben dann Montanus und andere Buchhandelsketten diesen Band immer wieder angeboten. Sogar die ersten beiden "Spirit", sowie die Eisner Portfolio Ausgabe waren darunter. Die "Herges Archiv" wurden lagsam weniger, aber der Abverkauf war trotz des günstigen Preises zäh.

Mit dem s/w Tim (und erst recht dem Vorgänger Totor) konnten viele nichts anfangen. Als Kind fand ich den Band merkwürdig, ich hatte vorher die beiden "Mond" Bände gelesen, die mich fasziniert haben. Die politischen Anspielungen bei den Sowjets verstand ich als Kind noch nicht.
Interessant ist ja, daß diese Serie in Fra/Bel weiterlief, die anderen s/w Bände sind dort erschienen, mit Zusatzmaterial.
Da der Band in D kein Erfolg war, kamen die erst über 15 Jahre später in D heraus, als teure Hardcover.

Der Band kam für den deutschen Markt sicher zu früh.

falkbingo 30.11.2022 13:36

Ich glaube nicht, daß er sich heute besser verkaufen würde.

Armin Kranz 30.11.2022 14:15

@betamax:

Der Band "Im Lande der Sowjets" kam bereits 1988 wieder raus als Carlsen Classic (11 Jahre nach dem "Archiv") in Softcover.

:da: https://www.comicguide.de/book/50695...truppi-%281%29

Bei Totor dauerte die Neuveröffentlichung etwas länger.

Er erschien erst 1999 wieder in Band 1 der Hergé Werkausgabe (22 Jahre nach dem "Archiv")

:da: https://www.comicguide.de/book/66279...-Werkausgabe-1


@ falkbingo

Der Sowjetsband verkauft sich inzwischen richtig gut, er wird regelmässig nachgedruckt und kommendes Jahr erschein mit Verspätung auch die Farbversion bei Carlsen.

falkbingo 30.11.2022 14:33

Interessant, hätte ich nicht gedacht.

Servalan 26.05.2023 19:51

Kann es daran gelegen haben, daß die Buchhandlungen den Band nicht in ihr Sortiment aufgenommen haben?

Im Sommerurlaub 1978 hatte ich angefangen, Tim und Struppi zu sammeln. Das waren für mich ausschließlich die Alben, die über dem Impressum in der chronologisch richtigen Reihenfolge aufgelistet waren. Ostern 1979 hatte ich die schließlich komplett, zumal die Alben für die damalige Zeit relativ teuer gewesen sind. Natürlich habe ich einige Bände auch zum Geburtstag und zu Weihnachten geschenkt bekommen.
Geholt habe ich mir die Alben in einer regulären Buchhandlung in der Innenstadt. Die hatte in der Kinderabteilung ein kleines Sortiment von Alben, hauptsächlich von Carlsen, aber auch die Milo Manaras von Schreiber & Leser waren darunter.
Das Comicsortiment bestand aus ungefähr 50 bis 60 Alben. Hergés Archiv war nie darunter. Als ich herausgefunden hatte, daß es den Titel gibt, mußte ich ihn 1980 erst persönlich bestellen.
Vielleicht hat der Buchhandel das Album damals boykottiert. Das Ehepaar Lübbert, das die Buchhandlung betrieb, verkaufte Comics eher unwillig; Begeisterung sieht anders aus.

Wenn der Band seit 1977 jedes Mal höchstpersönlich von jedem umständlich bestellt werden mußte, kann ich mir vorstellen, daß der beim Großhandel wie Blei im Lager stand - und dann zum Zeitpunkt X verramscht wurde ...

eck@rt 26.05.2023 21:03

Auch "Tim und Struppi" war anfangs ein Flop. Erst als der Preis von 3,95 auf 2,95 gesenkt wurde, lief die Nachfrage langsam an. Über Per Carlsen gibt es die Anekdote, er habe "Asterix" mit der Begründung abgelehnt: "Wir haben schon "Tim und Struppi", und das läuft doch auch nicht."

eck:Drt=

jakubkurtzberg 27.05.2023 09:33

Naja, DECCA hat die Beatles auch abgelehnt. Als sie dann sahen, wie steil sich das verkauft, haben sie die Stones unter Vertrag genommen. Asterix wäre bei Ehapa ohne die Filme wohl auch nicht gegangen, deshalb auch die falsche Reihenfolge der Alben dort.

Servalan 28.05.2023 11:55

Nach eck@rts Einwurf stellt sich mir die Frage, wie Carlsen Tim und Struppi beworben hat, und da hege ich den Verdacht, daß entweder nichts gelaufen ist - oder am Zielpublikum vorbei.
Zu der Zeit waren Comics am Kiosk oder im Zeitschriftenladen üblich; das wußten die Kinder und haben sich entsprechend verhalten. In den Comics selbst waren Informationen spärlich, und falls überhaupt, dann haben Comicverlage wie Bastei ihre eigenen Produkte beworben und auf keinen Fall die Konkurrenz.

Für mich liegt der Knackpunkt darin, wie das Publikum überhaupt von dem Titel erfahren hat. Gut, wenn Tim und Struppi in irgendeiner Tageszeitung als Strip läuft, sorgt das schon für eine gewisse Bekanntheit. Aber nicht jeder Strip ist gleichzeitig auch als Album erhältlich.
Ich hatte eine Nachhilfelehrerin in Deutsch, weil ich Schwierigkeiten in Grammatik hatte, eine Bildungsbürgerin im klassischen Sinn, die in erster Linie Bücher hochhielt; und bei der gab es nur einen Comic: Peanuts. Ich bin mir sicher, daß sie ihre Ausgaben im Buchhandel gekauft hat.
Wie gesagt, das Publikum muß den Sprung vom Kiosk in den Buchhandel zum Comickauf machen, und das ist keine Selbstverständlichkeit, eher etwas Außergewöhnliches. So highbrow wie die Peanuts würde ich Tim und Struppi nicht ansetzen, also als klassisches Material für den Buchhandel.

Die besten Werbemaßnahmen für die Serien waren aus meiner Sicht zum einen Albenabdruck in langen Fortsetzungen in Kaukas Fix & Foxi, das Koralle-Album Kohle an Bord oder die Comicversion von Tim und der Haifischsee in ZACK und die Sonderausgaben bei Buchgemeinschaften. Diese Brocken waren ein richtiges Anfüttern der Zielgruppen. Zu dem Zeitpunkt dürfte für die reguläre Serie der Knoten geplatzt sein.

Marvel Boy 28.05.2023 14:10

Carlsen war für Kinder einfach zu teuer. Klar war die Qualität besser aber für mich als Kind zählte erstmal Quantität. Klar, die Serien mussten gut sein aber Papier und Druckqualität spielte da keine Rolle.

betamax 28.05.2023 22:47

eben nicht taschengeldgerecht.....
 
Kann Marvel Boy da nur zustimmen, als Grundschüler, bzw. 5./6. Klässler war das Taschengeld knapp und das Interesse an bunten Heftchen groß.
Da fällt die Entscheidung eher gegen CARLSEN, da preislich am Ende der Skala (damals ! ). Und den "Sowjets" haben sich viele nur gekauft weil er im Ramsch günstig war, beim SPIRIT war es ähnlich.

Dazu kam damals, daß - nach meiner Erinnerung - die ersten beiden Bände ein "Für Leser ab 16" auf der Rückseite hatten und viele zwischen 10-15 sehr am SPIRIT interessiert waren. Eltern und Lehrer waren wenig begeistert, bei mir sind die ersten beiden SPIRIT Bände auf der Klassenfahrt noch im Bus von Lehrern beschlagnahmt worden, es folgte dann später ein Anruf bei meinen Eltern, immerhin wurden mir die Bände dann wieder ausgehändigt.
Und die CARLSEN Spirit Bände, so toll sie auch waren, waren für jugendliche oder noch jüngere Leser einfach zu teuer. Man hatte uns mit dem NELSON Band angefüttert, aber dann schluckte man beim hohen Preis der CARLSEN HC.
Ohne die finanzielle Unterstützung meines Opas hätte ich mir die nie leisten können damals.
z.B. kauften sich damals viele Mitschüler die CONDOR Comicland oder andere dicke Sammelbände nur, weil man da für sein Taschengeld viel Lesestoff bekam.
Ausnahme war immer ASTERIX, die bezahlte immer der Vater, weil er sie auch selbst las.
CARLSEN hat ja dann später auch Alben günstiger im Kioskvertrieb gehabt (SEMIC).

eck@rt 29.05.2023 07:17

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 844296)
Nach eck@rts Einwurf stellt sich mir die Frage, wie Carlsen Tim und Struppi beworben hat, und da hege ich den Verdacht, daß entweder nichts gelaufen ist - oder am Zielpublikum vorbei.
Zu der Zeit waren Comics am Kiosk oder im Zeitschriftenladen üblich; das wußten die Kinder und haben sich entsprechend verhalten.

Die Tim-Bücher wurden nicht am Kiosk verkauft, nur über den Buchhandel, und da hatte Carlsen eine Riege von guten Vertretern. Die Bücher wurden nicht von Kindern gekauft, sondern von deren Eltern und wohlmeinenden Verwandten. Der Buchhändler hatte oft nicht die passenden Regale; er brachte Tim da unter, wo andere Großformate standen. Bei Kerkhoff in der Hamburger Poststraße war das ein Regal, zu dem man sich runterbücken musste. Solange es nur wenige Titel gab, nahm man sie kaum wahr. Erst mit Einführung der Drehsäule (ca. 1980) wurden die Comics "sichtbar".

eck;)rt=

FrankDrake 29.05.2023 08:05

Soweit ich mich richtig erinnere habe ich für mein erstes Carlsen Album aus der Drehsäule 4,80 DM bezahlt.
Oder waren es 5,80 DM?

So teuer fand ich es gar nicht, die Condor TB lagen auch in der Range und die Alben machten natürlich viel mehr her.

Marvel Boy 29.05.2023 08:45

Hefte im gleichen Umfang waren halt billiger.
Und damals zählte nur die Lesemenge, nicht die Optik.
Auch die günstigeren Ehapa Alben waren mir damals zu teuer. Die hab ich alle später nachgekauft bzw. original gekauft als ich Geld verdiente.

Servalan 29.05.2023 10:54

Für meine Tim und Struppi habe ich 5,80 DM bezahlt, und das war definitiv in der Zeit vor dem Drehständer. Hergés Archiv muß wegen der größeren Seitenzahl noch einen Tacken teurer gewesen sein; leider kann ich den Preis heute nicht mehr herausfinden.
Den Preis fand ich schon happig. Okay, es gab 62 Seiten Comics statt 48 wie bei Asterix, Lucky Luke und den Koralle-Alben, außerdem wurde besseres Papier benutzt, und die Verarbeitung war hochwertiger. Dennoch fand ich trotz dieser Leistungen den Unterschied als ziemlich heftig.
Für den Urlaub habe ich mein Taschengeld wochenlang angespart, damit ich Reserven hatte. Der Urlaub dauerte zwei Wochen, trotzdem hatte ich am Ende nur acht Alben, und davon waren vier die beiden Doppelbände um die Einhorn und die Rache der Inkas mit je insgesamt 124 Seiten. Solche Stories fand ich schon episch, außerdem waren die für Comics stringent erzählt.

Den Carlsen-Drehständer habe ich später im Kaufhaus gesehen, bei Karstadt an der Rolltreppe, aber nicht bei den Lübberts. Ich glaube, die hatten als Buchhändler Vorbehalte gegen Comics, weswegen die suchenden Eltern oder Verwandten Carlsen Comics als Geschenk für den eigenen Nachwuchs, Nichten und Neffen oder Enkel nie empfohlen haben. Für die Lübberts waren die Comics im Sortiment wohl nur ein leidliches Übel, das eben unwillig präsent war. Ich bin mir ziemlich sicher, daß andere Buchhändler ähnlich drauf waren; es gab noch einen weiteren Buchhändler im Zentrum und der führte gar keine Comics.

Marvelianer 29.05.2023 19:18

Also in einer mir vorliegenden Carlsen Werbung vom Mai 1968 , werden 6 Tim Bücher zum Einzelpreis von 4,80 DM beworben, es wird nie das Wort Comics verwendet immer nur Tim Bücher.

Die Abbildung könnt Ihr bei Interesse unter ( die.sprechblase(at)t-online.de ) bei mir anfordern oder Lothar ist so nett und stellt die Abbildung hier ein.

underduck 29.05.2023 19:38

Dafür musst du es aber an lothar(at)comicguide.de schicken.

underduck 30.05.2023 00:10

Angekommen! :top:

https://www.sammlerforen.net/_bilder...rbung-tim-.jpg

Marvelianer 30.05.2023 10:41

Danke Lothar. :top:

Marvelianer 30.05.2023 14:56

Im Herbst 1974 wurden dann schon alle 20 Titel in einer Box für 96,00 DM angeboten.

Servalan 30.05.2023 16:03

Wann ich meine Comics gekauft habe, steht ja schon oben.
Das mit der Box empfinde ich als komisch. Wie gesagt, ich habe im Sommerurlaub 1978 im Schwarzwald damit begonnen, und die Buchhändlerin in Wolfach hat mir stolz ihre gesamten Tim und Struppi präsentiert. Das muß eine dieser Boxen gewesen sein, die wohl auch für sie etwas Neues gewesen ist. Aus der Box hat sie die Alben einzeln verkauft.
Bist du sicher, daß die Box für Endkunden, sprich Leser, gedacht war, die die Serie komplett kaufen sollten? Nach meiner Erfahrung hege ich so meine Zweifel.

Auf dem Backcover meiner Alben hat Carlsen Eigenwerbung betrieben, insgesamt sind dort 16 Cover von einzelnen Alben abgedruckt. Oben steht der Text drüber: "Tim-Bücher - Abenteuer mit Pfiff!" Ergänzt wird das unten: "Es gibt insgesamt 23 Tim-Bücher".

Meines Wissens hat Carlsen erst mit dem Label comicArt offensiv mit dem Begriff Comic geworben, und das war erst in den 1980ern. Mein frühester Titel datiert auf 1984. Vorher muß Carlsen das Wort gemieden haben wie der Teufel das Weihwasser.
Andererseits wäre eine solche Werbung überflüssig, wenn das Wissen darüber allgemein bekannt ist.

Armin Kranz 30.05.2023 16:30

Wann Carlsen den "Comic" erstmalig benutzt hat weiß leider auch nicht, jedoch früher als 1984. Wahrscheinlich ging es 1978 los, als auf den Comics nicht mehr "Carlsen Verlag" sondern "Carlsen Comics" stand. In diesem Jahr hat Carlsen sein Comicprogramm deutlich ausgebaut/erweitert. Seit 1981 gab es das Label "Carlsen Special Comics", das 1984 in die Edition ComicArt umbenannt wurde.

Herges Archiv 1 konnte noch 1981 von den Händlern beim Verlag bestellt werden (VK DM 19,80)

FrankDrake 30.05.2023 17:06

Zitat:

Zitat von Armin Kranz (Beitrag 844742)
Seit 1981 gab es das Label "Carlsen Special Comics", das 1984 in die Edition ComicArt umbenannt wurde.

Kann ich gut Anhand der 5 "Harry Chase" Alben nachvollziehen, 1-3 "Carlsen Special Comics" ab Band 4 "ComicArt".

Übrigens auch eine Reihe die man sicher als Flop bezeichnen darf.

Marvelianer 30.05.2023 17:28

Der Titel Comics dürfte von Carlsen 1971 mit Start der Comics Reihe verwendet worden sein. Die später im Ramsch bei Woolworth, Karstadt usw. für 1,95 DM zu finden waren, da der Preis von erst 9,80 DM und ab Band Nr.3 nur noch 5,00 DM einfach zu hoch war. Band Nr. 6 wurde in Deutschland ausgelassen erschien aber in den skandinavischen Ländern.

Armin Kranz 30.05.2023 17:48

:wink:

Stimmt, die Reihe hatte ich erfolgreich verdrängt :floet:.

Ausgelassen (warum auch immer) hatte man jedoch Band 6, den ersten im kleineren Format.

Marvelianer 31.05.2023 16:24

Dieser Formatwechsel traf auch zeitgleich auf die Großen Tarzan Bücher des Williams Forlag / SE in den gleichen Ländern zu , leider gab es ja bei uns nur Band 1 & 2 , sind wahrscheinlich auch wegen des hohen Preis eingestellt worden.


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