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Chouette 28.06.2021 14:31

Umfrage Frankreich-Kapitel (1/1980 - 12/1980)
 
Weiter geht's bei unseren Serien-Umfragen mit dem zweiten Kapitel der großen Serie Anno 1704/1705, Die Abrafaxe in Frankreich.

Die MosaPedia fasst das Abenteuer wie folgt zusammen:

Die Abrafaxe begleiten den Marquis auf seiner diplomatischen Mission nach Paris, wo er die Unterstützung Ludwigs XIV. für die Sache der Kuruzen gewinnen will. Der Weg führt sie durch das deutsche Herzogtum Kloßberg, wo sich ihnen die begnadete Köchin Fanny anschließt. Doch auch an Feinden ist es nicht knapp: Im Auftrag des zackigen Barons Arminius von Blechreder folgen die drei Räuber Albert, Alfons und Anton den Abrafaxen, um aus ihnen Hofnarren zu züchten. Den Bösewichtern können unsere Freunde zwar entkommen, doch scheitert auch die Mission des Marquis, nicht zuletzt wegen der losen Klappe der Abrafaxe. Immerhin findet der Marquis in Fanny die Liebe seines Lebens.

Später gelangen die Abrafaxe in Begleitung von Pierrots Theatertruppe in ein kleines Städtchen am Rande der Pyrenäen. Sie schalten sich auf Seiten der armen Bewohner in den Kampf mit dem hinterhältigen Steuerpächter Filoutere ein; insbesondere helfen sie ihrem Freund Bertrand, Filouteres Nichte Ninon für sich zu gewinnen. Als der Kampf mit der Obrigkeit eskaliert, retten sich die Stadtbewohner in eine nahegelegene Fluchtburg, die Abrafaxe, Pierrot & Co. hingegen über die Pyrenäen nach Spanien.


Wie immer gilt: Gebt eine Bewertung ab, und wenn ihr Lust habt, schreibt eure Eindrücke dazu! Was hat euch gefallen, was nicht? Fandet ihr das Abenteuer früher besser als heute, oder ist es umgekehrt?

Viel Spaß!

Chouette 28.06.2021 15:19

Ich glaube mich erinnern zu können, dass zumindest das Kapitel um die Knödel-Fanny in der ersten Abstimmung von mir nicht so gut bewertet wurde.
Ich möchte das gerne revidieren. Zwar haben mir die beiden Hefte um Alfanzius nicht so gut gefallen, aber der Rest der Serie war eigentlich richtig gut.
Die Abrafaxe scheinen erstmals die Kontrolle zu verlieren und wirken über die ganze Serie hinweg irgendwie wie Getriebene.
Ich besaß als Kind neben Heft 3/80 mit dem Knödelwettbewerb auch relativ zeitig den Sammelband "Die Abrafaxe in Frankreich" mit den Heften 7-12/1980. Das Paris, das dort in den ersten beiden Heften gezeigt wurde, hat bei mir auf Jahre hinaus meinen Eindruck dieser Stadt geprägt, und selbst heute kann ich mir bei dem ganzen Romantik-Gedöns, mit dem manche die Stadt der Liebe assoziieren, nur verwundert die Augen reiben. Igitt, Paris!
Aus heutiger Sicht finde ich gerade diese Hefte, die mir damals nicht so zugesagt haben, sehr gut. Es war eben weit weg von der heile-Welt-Attitüde und ein Happy End gab's auch nicht. Und da haben wir das, was Max Schwalbe und Nafi in einem anderen Thread schrieben: Dadurch, dass Scheitern eben früher auch eine Option für den Ausgang einer Serie darstellte, waren die Abenteuer schon aus diesem alleinigen Grunde viel spannender als später.
Richtig klasse fand ich als Kind die Pyrenäen-Hefte mit Burg, Geheimgang, Dragoner-Razzia und diesem obergenialen Fort in den Bergen, das ich als Kind unbedingt mit Streichhölzern nachbauen wollte, wozu es aber nie kam.
Von daher gibt's von mir eine 2, allerdings eine gute. Wenn wir irgendwann mal dieses Forum hier einstampfen und eine dritte Abstimmung machen, wird's bestimmt eine 1. :)

Udo Swamp 28.06.2021 17:09

Ich fand die Serie sehr gut, besonders im Nachgang noch viel besser, als vielleicht vor Jahren. Besonders auch der Wechsel zu den verschiedenen Handlungsorten wirkte sich meiner Meinung positiv auf die Serie aus.

Nante 28.06.2021 19:29

Ich bin hier etwas zwiegespalten. Für mich gehörte die Serie damals auf jeden Fall noch zu den beiden Jahrgängen davor und auch heute tue ich mich schwer, sie für sich zu betrachten.
Tja und dann zerfällt sie gleich noch mal in ein Knödel-Fanny-Kapitel und ein Pierrot-Kapitel. Die ersten acht Hefte waren dabei für mich eindeutig die stärkeren. Man fuhr den rev. Klassenkampf erst mal stark zurück (Aus den angekündigten aufständischen Tirolern wurden Albert, Alfons und Anton) und brachte eine sehr sympathische Begleiterin ins Spiel. (Auch wenn meine Zuneigung nicht den Grad der von Chouette erreichte. :D) Die Bösen waren zwar Witzfiguren (Über die ich mich sehr amüsiert habe) aber trotzdem gefährlich. Leider kam dann in Paris der große Bruch.
Tja, die vier Hefte des Pyrenäen-Kapitels waren dann eher enttäuschend. Die versprochenen Kamisarden fielen ganz weg, dafür gab es Sozialkritik mit der großen Schöpfkelle und alles war irgendwie unmotiviert, unglaubwürdig (Vor allem die Festung der Äh Rebellen(?) und die Blitzromanze) und dann auch noch viel zu schnell vorbei. Irgendwie schien es alle nach Spanen zu drängen.
Das hat mich vor allem damals gestört. Heute kommt die Enttäuschung hinzu, daß man damals nicht wenigsten ein paar Hefte auf den Weg von Paris nach den Pyrenäen verwendet hat. Zumindest bis Bordeaux hätte dann wenigstens ein oder zwei Orte ein AHA-Erlebnis zwecks Campingurlaubs bei mir ausgelöst.
Fazit: Heft 1-8 = 2+, Heft 9-12= 3, macht unterm Strich trotzdem noch ne Zwei!

Nafi ibn Azraq 28.06.2021 20:35

Mir geht es so wie Nante. Die Knödel-Fanny gehört für mich mit dem Marquis noch zu Österreich-Ungarn-Bayern und gefiel mir ganz gut, auch wenn ich sie erst um die Jahrtausendwende durch ein Antiquariat kennenlernte. Paris gefiel mir leider nicht, zu kurz war auch der Aufenthalt in Frankreich. Der Pyrenäenaufenthalt hatte mit dem Spion und dem Schloss Potential für mehr, war aber gar zu schnell abgeschlossen. Hier hätte ich mir etwas von der Länge der Ö-U-Serie gewünscht, nur eben im Grenzland.
Wenn man 1980 als Jahr bewertet, bekommt es von mir noch eine 2 - die Zeichnungen fand ich top, aber die Handlung zu gedrängt.

kiro 28.06.2021 20:48

Mir geht’s ähnlich. Den Knödel-Fanny-Teil fand ich gut, den Frankreich-Teil ziemlich schwach. Darum insgesamt nur durchschnittlich.

Max schwalbe 28.06.2021 23:46

Ich finde 1980 auch recht schwierig zu bewerten. Mit Heft 9 wechselten ja neben dem Szenario auch die wichtigsten Begleiter, was das Pierrot-Kapitel eigentlich zu einer eigenständigen, wenn auch kurzen Geschichte macht. Und da wären wir schon beim Haken: 4 Hefte reichen einfach nicht aus, um die neuen Figuren und Motive zu entwickeln. Ich stimme Nante auch zu, dass das Setting des unterdrückten Dorfes nahe eines gierigen Ausbeuters allmählich etwas repetitiv wurde, das Schema wurde mit dem Aufstand in Ragusa schon einmal besser bedient. Die Farben wirken in diesen Heften irgendwie blass, was zur insgesamt recht unbehaglichen Atmosphäre beiträgt. Eigentlich ist es relativ spannend, aber man merkt eben, dass (erstmalig bei den Abrafaxen!?) die Rahmenhandlung fehlt oder zumindest schwächelt. Als Kind völlig fasziniert hingegen war ich von dem Waldklausner in den Bergen - ausgehend von der Abbildung seiner archaischen Unterkunft hatte ich mir seinerzeit diverse Geschichten ausgedacht und auf Kassette aufgenommen ^^

Nunja und wie ich bereits schrieb, finde ich die Knödel-Fanny und den Plot drum herum erste Sahne. Davon abgesehen, dass auch ihre Episode recht knapp ausfällt. Die Eile von einem Szenario zum nächsten, die in diesem Jahrgang um sich greift, ist irgendwie unverständlich.

Chouette 29.06.2021 06:52

Wir haben es hier mit dem ersten Abenteuer zu tun, das exakt von Heft 1 bis 12 eines Jahres ging. Mit Ausnahme von dem Abenteuer um die Diamantaugen war das nun der Standard. Und hier merkt man ganz deutlich, dass sich Dräger darauf noch nicht eingeschossen hatte. Es wäre ganz interessant zu wissen, ob dieses Abenteuer kurzfristig abgekürzt wurde. Das Team hatte ja gemurrt, weshalb Dräger seine 1704/05-Serie abbrach. Er hatte diese länger geplant. Vielleicht wollte er wieder eine Länge wie bei Runkel und Amerika anstreben.

Contessa della Braba 29.06.2021 09:06

Das Knödel-Fanny-Kapitel hat mir gefallen, das Pierrot-Kapitel ist mir zu bemüht klassenkämpferisch.

Max schwalbe 29.06.2021 09:52

Zitat:

Zitat von Chouette (Beitrag 711467)
Es wäre ganz interessant zu wissen, ob dieses Abenteuer kurzfristig abgekürzt wurde. Das Team hatte ja gemurrt, weshalb Dräger seine 1704/05-Serie abbrach. Er hatte diese länger geplant.

Eigentlich wäre es nur logisch, dass erst einmal ein kleineres Übergangsszenario her muss, wenn der Autor sein Team nicht überzeugen kann und seinen Plan A verwerfen muss. Alllerdings setzt sich diese gewisse Hektik ja auch 1981 noch fort. Offenbar hatte Dräger längere Zeit Schwierigkeiten, sich mit dem Plan B wirklich anzufreunden. Oder aber er sah das neue Szenario in Afrika/Orient, wollte aber einen aus dem Zusammenhang gerissenen Sprung dorthin vermeiden. Wie auch immer, angesichts dieser Hintergründe ist 1980 doch noch ziemlich gut gelungen.

Chouette 29.06.2021 10:10

Das halte ich für wahrscheinlich. Er hat die Faxe dann schnell nach Nordafrika überführt und ist zu seiner vermutlich schon ausgearbeiteten Konzeption der abgebrochenen Orient-Serie der Digedags übergegangen. Ich hatte mal in einem Artikel fürs Mosa.X drüber spekuliert.

Max schwalbe 30.06.2021 21:33

Zitat:

Zitat von Chouette (Beitrag 711348)
Zwar haben mir die beiden Hefte um Alfanzius nicht so gut gefallen, aber der Rest der Serie war eigentlich richtig gut.

Selbst Alfanzius fand ich gut. Er illustriert die dual-use-Problematik (in dem Fall die neu entdeckte Klebmasse), und dass es nicht zwingend Dämonen aus der Tiefe sind, die abwegigen Vorhaben den Weg in die Realität ebnen. Sondern eher ganz "normale" Menschen (sofern man Alfanzius in seiner Sonderbarkeit als "typisch Forscher" sehen will). Dass er das nicht aus Bosheit sondern aus Unfähigkeit macht, die ethische Dimension zu begreifen, erkennt man sehr schön nicht nur an seinem Aussehen und wenig beängstigendem Auftreten, sondern auch an seiner Bemerkung "Jaja, so geht's uns armen verkannten Genies. Ich kündige und dann gehe ich eben nach Meissen". Auch zur Begrüßung durch den Baron wird deutlich, dass Alfanzius nicht etwa sadistisch auf Opfer wartet, sondern schlicht gern interessante Experimente macht. "Danke, danke lieber Alfanzius, später. Ich habe hier etwas anderes für Sie." Ich komme ja selbst aus der Forschung und mir sind diverse Menschen begegnet, die schablonenhaft auf den Alfanzius-Typus passen. Auch unter "Machern" in der Wirtschaft sind solche Leute anzutreffen (dann aber mit besseren Haarschnitt). Insofern ist die Szene durchaus eine mitreißend gestaltete Lehre fürs Leben. Vielleicht auch in Bezug auf Elon Musk...

Kritikwürdig finde ich aber, dass man im Detail die Kinderverträglichkeit hier ausnahmsweise mal aus dem Blick verloren hat. Hinter den horror-mäßigen Darstellungen der Verstümmelung von Menschen und gar Kindern verbirgt sich vermutl. wieder einmal eine etwas polemische Klatsche gegen den Feudalismus, zumal mich mal interessieren würde, ob es ein derart brutales Ausmaß der Verstümmelung seinerzeit wirklich gegeben hat. Bemerkenswert, dass bei diesen Zeichnungen damals keine(r) im Team (oder beim Verlag) ein Veto eingelegt hatte. Das hätte man sicherlich auch weniger grauenhaft und obszön illustrieren können. So weit wie hier, reichte ja nicht einmal die Phantasie der Macher von Game Of Thrones... :rolleye:

Udo Swamp 30.06.2021 22:22

Meine Wahrnehmung zu Alfonius und seinen grusligen Forschungen, war bei mir fast ähnlich, wie bei dir ;)

komnenos 30.06.2021 22:42

Das brodelnde Labor auf Seite 17 hatte als Knirps schon eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. Später habe ich das alles selbst im Labor erleben können, ... heftig stinkende Gase, giftige Flüssigkeiten, Brände und Explosionen ... Alfanzius hat den Weg gewiesen. So grün habe ich allerdings nie ausgesehen, auch nicht in der Notaufnahme. Man verliert dann eher Farbe, aber damals gabs ja noch keine s/w Mosaiks ;)

Tilberg 30.06.2021 23:15

Zweidrei Anmerkungen hätte ich noch.

Die Wiederkehr von Sanatorius war überraschend und gelungen. Irgendwo - im entsprechenden SB? - konnte man lesen, daß er ursprünglich auch für die Alchemistenstelle auf Burg Geierstein vorgesehen war. Ich weiß nicht mehr, warum stattdessen eine neue Figur eingeführt wurde (oder ob der Grund überhaupt genannt wurde).

Lustig allemal, daß Sanatorius in Knödlingen ein original Hanswurstkostüm trägt, vom Hut über die Halskrause zum Brustlatz mit Herz und Initialen, und alles in den richtigen Farben, exakt so, wie Stranitzky die Figur ursprünglich gestaltet hatte und wie sie vom Mosaikteam als Puppe angefertigt worden war. Sanatorius - der bessere Hanswurst! Schön zudem, daß dadurch gezeigt wird, wie sich die Hanswurstfigur von ihrem ersten Verkörperer emanzipiert und künftig auch von anderen Darstellern ausgefüllt werden kann - genau wie in der realen Theatergeschichte Stranitzky erst von Prehauser und dann von einer Vielzahl reisender Hanswürste abgelöst wurde. Das Ganze ist ein hübsches Beispiel dafür, wie man manche dramaturgische Wendung im Mosaik neu oder besser oder überhaupt erst versteht, wenn man die zugrundeliegende Vorlage kennt.

Zum Thema Narrenzucht. Ich hatte mich für das Mosa-icke 14 sehr ausführlich damit befaßt und konnte nirgends einen Hinweis darauf finden, daß irgendwer jemals Kinder auf diese Weise verkrüppelt hätte - geschweige denn, daß es, wie im Mosaik geschildert, verbreitete Praxis gewesen wäre. Mir ist bis heute rätselhaft, was Dräger damals geritten hat. (Disclaimer: Natürlich gab es Narren und natürlich gab es ohne Ende Verkrüppelte und natürlich wurden Zwerge oder anders körperlich mißgestaltete Menschen als Narren eingesetzt - aber das alles ist halt nicht der Punkt.)

Die Seite 3 von 6/80 mit all den verwachsenen Zwergengestalten basiert jedenfalls auf Theaterfigurinen von Lodovico Ottavio Burnacini für ein Stück über die Versuchung des Heiligen Antonius durch lauter kleine Teufelchen. Hat daher nix mit irgendwelchen Narrenfiguren im Grünen Gewölbe zu tun (wie im Begleittext behauptet). Dräger muß um den Theaterkontext gewußt haben und hat sich dessenungeachtet für eine antifeudalistische Horrorgeschichte entschieden. In meinen Augen der Tiefpunkt seiner Arbeit als Szenarist (Orang Laut hin oder her). Wen es interessiert, der findet noch mehr dazu in dem entsprechenden Artikel von mir im MI 14 ("Das Rätsel von Burg Geierstein"). Burnacini war auch der Schöpfer der Pestsäule im Wiener Graben, die man einmal im Mosaik sieht, beim Einzug von C-fax als Erbprinz Rudi in Heft 9/78.

Nante 01.07.2021 07:16

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 711767)
Das brodelnde Labor auf Seite 17 hatte als Knirps schon eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. Später habe ich das alles selbst im Labor erleben können, ... heftig stinkende Gase, giftige Flüssigkeiten, Brände und Explosionen

Unter Laborbedingungen habe ich Alfanzius weniger erlebt (Unsere Chemielehrer waren immer recht vorsichtig.) Dafür aber später im UTP im großen Maßstab. Manchmal bot allein schon eine Bahnfahrt zwischen Wolfen und Greppin sehr eindrücklichen Anschauungsunterricht; - sowohl visuell wie auch olfaktorisch. :D

Zitat:

Zitat von Tilberg (Beitrag 711769)

Zum Thema Narrenzucht. ...

Interressante Informationen. Danke. Ich habe diesen Hintergrund damals natürlich geglaubt und da ich mich nicht weiter damit beschäftigt habe, galt das eigentlich auch bis heute.

komnenos 01.07.2021 08:26

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 711784)
Unter Laborbedingungen habe ich Alfanzius weniger erlebt (Unsere Chemielehrer waren immer recht vorsichtig.) Dafür aber später im UTP im großen Maßstab.

Bei uns hieß das ,,Produktive Arbeit (PA)''. Habe mal gegoogelt, ,,UTP'' hieß das in der DDR offiziell nur bis 1970. Ging das an Wolfen vorbei?
Mir hat das damals den Zahn von der historischen Mission der Arbeiterklasse gezogen, was wohl einfach oft als Kaffee trinken, Zigarette rauchen und Kindern bei der Arbeit zusehen gedeutet wurde. Passt übrigens auch zum aktuellen Mosaik-Cover und spielte bei meiner Bewertung im aktuellen Heft-Thread vielleicht unterbewusst eine Rolle.

Nante 01.07.2021 08:44

Wir haben noch bis in die 90er Kartoffeln und Kohlen nach "Zentnern" bestellt. :D

Im allgemeinen Sprachgebrauch war UTP der Oberbegriff, PA war für den praktischen und ESP/TZ für den theor. Teil (der bei uns auch im Betrieb stattfand) vorbehalten.

Über die Zustände bei CKB und Orwo habe ich mir schon früh keine Illusionen mehr gemacht. Meine Illusion war, daß es woanders besser sei. Es MUSSTE ja besser sein. - Das verflog dann, als man durch die Kombination ReichsbahnNVA auch andere Landesteile (und Leute aus noch anderen :D) kennen lernte.

komnenos 01.07.2021 09:55

Leider ging das auch am Mosaik nicht vorbei und so kamen in der Nach-Hegen-Zeit die Hefte erst im Nachfolgemonat auf den Markt, (nicht wie heute noch im Vormonat!), dann hatte man teilweise weniger als 50 (mitunter sogar weniger als 40!) Panels und war nach wenigen Minuten durch und musste wieder unbestimmte Zeit warten.
Wenn ich dann heute sehe, dass man aktuell 156 Panels (+Titel und S. 2 + Illustrationen für den Mittelteil) oder auch 36 statt 20 Seiten mit auch nicht mehr Zeichnern schafft, dann ist das schon eine gewaltige Steigerung. Es wird ja auch immer noch auf Papier gezeichnet.

Aber zurück zum Jahrgang 1980. Ich habe diesen Jahrgang als Kind sehr gemocht. Ständig tauchten neue, zum Teil lustige, zum Teil auch skurrile Gestalten auf. Der Handlungsort wechselte mehrfach, man hatte auch ständig neue Abenteuer zu bestehen. Alles wirkte noch eingebettet in ein reales historisches Geschehen, das ging mir dann Mitte der 80-iger verloren, vielleicht, weil mir die dargestellte Welt zu fern und zu fremd war.
Zwei kleine Enttäuschungen gab es dann doch. Zum einen erschien in Heft 3/80 dann doch nicht der Hansl wieder und die Abrafaxe selbst in der Erzählerrolle hat mich damals auch nicht so begeistert.

Max schwalbe 01.07.2021 10:02

@Tilberg: Danke für die Infos, so viel Unsachlichkeit hätte ich an der Stelle auch nicht erwartet. Auszuschließen ist derartiges sicher nicht, Stichwort Waisenkinder. Aber ohne klare Belege bleibt es reine Spekulation auf finsterem Terrain.

Zur PA: Theorie und Praxis klaffen gerne mal auseinander (auch heute noch), deshalb finde ich es schade, dass es ein verpflichtendes praktisches Jahr (oder wenigstens Monate) nicht mehr gibt und teilweise Menschen mit allg. Hochschulreife ins Studium gehen, die noch nie einen Betrieb von innen gesehen haben oder noch nie wirklich praktisch gearbeitet haben. Ich hatte PA nicht mehr, was ich schade fand. Immerhin hatte ich noch das Schulfach "Werken", was kurz nach mir abgeschafft wurde.

Übrigens, zur Reichbahn: Bei allem was dort schlecht oder auch gar nicht gut lief, die Gütertransportleistung in Tonnen war in den 80ern annähernd so groß wie jene der BRD, obwohl die DDR viel kleiner war. Das kann ja nicht aus dem Nichts gekommen sein. heute reden wir von der notwendigen Verkehrswende und entdecken den Schienentransport als ganz neue Innovation. Nur wird es noch Jahrzehnte dauern, bis man die Gleisanlagen und den Fuhrpark wieder aufgebaut bekommt, den man in den 90ern beseitigt hatte. :rolleye:

Chouette 01.07.2021 10:19

Zitat:

Zitat von Max schwalbe (Beitrag 711801)
Ich hatte PA nicht mehr, was ich schade fand.

Glaub mir, da hast du nix verpasst. Mitunter bestanden die vier Schulstunden am Stück darin, mit einem Gewindeschneider Gewinde auf Messingstäbchen zu schneiden, und am Ende wurde dann gezählt, wievielhundert man geschafft hat.
Der Nutzen von PA bestand bei mir ausschließlich darin, mich davon zu überzeugen, mich in der Schule anzustrengen, damit es zu was anderem langt.

Außerdem mussten wir immmer mit dem Rad durch die Stadt in den Betrieb. Dort standen hunderte Fahrräder rum, und es herrschte ein Ringtausch in Sachen Fahrradventilen. Das war auch immer nervig.

Wie kriege ich jetzt den Bogen von PA zur Frankreich-Serie? Ich hab's: Pierrots A...ngsambel ( :floet: ). Das fand ich ein bisschen enttäuschend. Und irgendwie waren die alle mies drauf. Ich glaube, Pierrot war der unspaßigste Spaßmacher.

Max schwalbe 01.07.2021 10:33

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 711798)
Wenn ich dann heute sehe, dass man aktuell 156 Panels (+Titel und S. 2 + Illustrationen für den Mittelteil) oder auch 36 statt 20 Seiten mit auch nicht mehr Zeichnern schafft, dann ist das schon eine gewaltige Steigerung. Es wird ja auch immer noch auf Papier gezeichnet.

Zeichnerisch ist das respekteinflößend, stimmt, zumal die Detailtiefe der Panels ja eher zu- als abgenommen hat. Bezogen auf den Autor hingegen drängt sich m.E. der Eindruck auf, dass >150 Panels pro Monat (+ Caramellen!) einfach zu viel sind, was ich als eine der Ursachen sehe, dass die heutigen Geschichten nicht mehr so mitreißend sind wie früher. Aber das ist ein anderes Thema.

Beim Hans Wurst II hat Dräger wieder mit dem Element der bewussten Enttäuschung gespielt, ich fand es auch schade dass der Hansl weg war, andererseits gehören solche Wendungen zu einer bewegenden Geschichte doch dazu, zumal es historisch stimmig ist wie Tilberg ausführte.
@Chouette: Ja genau, im Pierrot-Kapitel fehlte irgendwie etwas der Frohsinn.

Tilberg 01.07.2021 10:39

Zitat:

Zitat von Chouette (Beitrag 711808)
Pierrot war der unspaßigste Spaßmacher.

Hat der überhaupt je irgendwas Lustiges gesagt oder getan? Oder seine Truppe? Kann mich nicht erinnern. Hab die immer nur jammernd und barmend erlebt. Selbst von ihrem Auftritt im Schloß, den wir wohl aus gutem Grund nicht zu sehen bekommen, heißt es, er bestünde aus Witzen mit ellenlangen Bärten. Und ihr Auftritt im Dorf war ja auch eine Pleite, jedenfalls konnten sie damit niemanden zum Lachen bringen. Sie schoben das dann auf die Unterdrückung durch die feudalistischen Ausbeuter. :D

Hingegen war die alternative Truppe, die der Dragoner, tatsächlich amüsant. Bei denen hatte man den Eindruck, daß sie auch wirklich Spaß hatten - naja, zumindest bei der Vorbereitung. :zwinker: Und auch der Präfekt de la Gerbier scheint kein Kind von Traurigkeit gewesen zu sein. :banana:

Nante 01.07.2021 10:39

Zitat:

Zitat von komnenos (Beitrag 711798)
Wenn ich dann heute sehe, dass man aktuell 156 Panels (+Titel und S. 2 + Illustrationen für den Mittelteil) oder auch 36 statt 20 Seiten mit auch nicht mehr Zeichnern schafft, dann ist das schon eine gewaltige Steigerung. Es wird ja auch immer noch auf Papier gezeichnet.
.

Ich wollte das eigentlich schon bei meiner ersten Einschätzung zu dieser Serie schreiben. Es sind gerade mal 240 Seiten aber was für eine Menge an Handlung. :top:

Heute sind es pro Reihe fast 4x so viele Seiten. Sicherlich nicht der einzige, vielleicht aber EIN Grund für das sich dahinschleppen...

@Chouette
Letzter Beitrag zum Thema PA:
Das feilen war ja noch harmlos. In den letzten Jahren haben bei uns ganze Schichten am Fließband nur aus Schülern bestanden, die Flaschen (mit Waschmitteln o.ä.) nur vom Band in Kartons verpackt haben. Ich mußte damals zum Glück immer nur ein paar Stunden aller 14 Tage ran. Aber die Arbeiterinnen, die das täglich machten (es waren NUR Frauen), hatten nicht umsonst einen total leeren Gesichtsausdruck.
Chaplins "Modern Times" haben in der DDR überlebt....

Tilberg 01.07.2021 10:46

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 711814)
Ich wollte das eigentlich schon bei meiner ersten Einschätzung zu dieser Serie schreiben. Es sind gerade mal 240 Seiten aber was für eine Menge an Handlung. :top:

Heute sind es pro Reihe fast 4x so viele Seiten. Sicherlich nicht der einzige, vielleicht aber EIN Grund für das sich dahinschleppen...

Das liegt daran, daß der Handlungsbogen der gesamten Serie weiterhin auf etwa dieselbe Zahl an Abschnitten (= Heften) aufgeteilt wird. Pro Abschnitt geschieht immer noch ungefähr dieselbe Menge an Handlung wie früher, nur halt auf mehr Seiten ausgewalzt ausgebreitet.


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