Sammlerforen.net

Sammlerforen.net (https://www.sammlerforen.net/forum.php)
-   Internationale Comics (https://www.sammlerforen.net/forumdisplay.php?f=33)
-   -   Asien vs. Amerika: Europäische Perspektive (https://www.sammlerforen.net/showthread.php?t=24601)

Servalan 01.05.2009 17:00

Asien vs. Amerika: Europäische Perspektive
 
:nonono: Die Lage der Comics in Europa erinnert mich an die deutschen Duodezfürstentümer nach den Wirren und Schrecken des 30jährigen Krieges. Jeder Hof hat seine Favoriten, aber international sind sie kaum von Belang; Einzelpersonen werden gefeiert, während die Gesamtstrukturen eher vernachlässigbar sind. Was sind denn (auch hierzulande) die Vorbilder? Asiatische Mangas und das Konzept der Graphic Novels; jedenfalls sind das die Themen, mit denen auch das breite Publikum außerhalb unseres familiären Rahmens mit Comics in Berührung kommt. Sobald es um europäische Comics und erst recht um Comicserien geht, finden sich die Werke der alten Garde in den Jubiläumskalenarien der Presse wieder, die turnusmäßig abgearbeitet werden: Die Geburts- oder Todestage von Uderzo, Hergé, Goscinny etc. oder die von Figuren wie den Schlümpfen, Tintin oder Asterix bzw. deren jeweils neu erschienen Alben. Das ist inzwischen Konversationsstoff, der zum guten Ton dazu gehört; ein Reiben an der Materie findet öffentlich nicht mehr statt (und hat hier wohl auch nur in Fachblättern wie Reddition, Sprechblase etc. stattgefunden). Für die nachwachsende Generation sind das öde Feiertage, die abgesessen werden wie Strafen; ästhetische Impulse wie Zeiten der Nouvelle Ligne Claire kommen da jedenfalls nicht heraus, was ich bedauere. Auf lange Sicht wird Europa so zwischen den beiden stärkeren Rivalen Asien (mit Schwerpunkt Japan) und Amerika (USA und Kanada) zermahlen ... heimische Comics fallen zurück wie damals nach dem Ersten Weltkrieg.

Um sich mit Asien und Amerika messen zu können, um mit denen auf Augenhöhe zu kommen, halte ich einen Verbund der europäischen Comickulturen (Bande dessinée, Fumetti, Nouvelle Manga, Tebeos, Stripverhalen etc.) für erforderlich: Das geht meines Erachtens nur in einem polyglotten Netzwerk über b********** Staatsgrenzen hinweg. Soweit ich weiß, läßt sich die EU für ein Projekt melken, wenn genügend Teilnehmer aus verschiedenen Nationen dabei sind. Wir sollten die derzeitige Verbandsgründungseuphorie nutzen, um ein gemeinsames europäisches Netzwerk aufzubauen, was folgendermaßen aussieht:

* Europäischer Dachverband der Comicfestivals / European Circuit of Comic Festivals (ECCF);
* verbindliche Ansprechpartner mit fest umrissenen Kompetenzen;
* Veranstaltung von Fortbildungen: z.B. Seminare für Verwaltungsfachleute als Workshop bei den Festivals (ähnlich den von Paul Derouet veranstalteten Comiczeichnerseminaren in Erlangen)

Wenn es dann mal irgendwo brennt, steht nämlich eine ausgebildete Feuerwehr bereit; jetzt hingegen sehe ich bloß Ketten von Freiwilligen, die sich gefüllte Wassereimer reichen. So rühmlich das ist: ich glaube, wir alle hier halten Comics für ein Medium wie alle anderen (Kino, Literatur etc.) auch. Prima! Dann laßt uns auch so auftreten, selbst wenn (meine?) unsere Forderungen zunächst unverschämt wirken ... :zwinker:

Maxithecat 01.05.2009 17:41

Speziell für Servalan:

(Diese "Mint"-Töne in der Schrift sind verdammt schlecht lesbar! Bei meiner eigenen HP habe ich meinen Programmierer gefragt, ob er nicht jedes zweite Heft BUNT machen könnte!? Die Antwort: Die SIND bunt! - Aber mein Monitor kann die Farben nur sehr schlecht darstellen... :flop: )

:grins:

Schlimme 01.05.2009 19:11

@Servalan
Du kommst nicht auf den Punkt. Wer soll mit EU-Geldern gefördert werden? Europäisch vernetzte Verlage wie Panini, Egmont usw.?

Oder europäische Comiczeichner, solange sie versprechen, keine Superhelden und keine Mangas zu zeichnen?

"Seminare für Verwaltungsfachleute"? Was ist damit gemeint? Und was hat es mit Comics zu tun?

Martin 01.05.2009 20:12

wer soll sich an solch einem Projekt beteiligen?

um für deutschland zu sprechen:

meine subjektive meinung, ausnahmen bestätigen die regel (siehe u.a. der neue splitter verlag) ist, das die deutsche comicszene sich erstmal darauf besinnen sollte, was sie will - in der kleinen ecke weiterschmoren in der sie sich befindet und sich so schön wohlfühlt?

viele (in der vergangenheit) haben ein oder mehrere alben herausgebracht und warten dann darauf das die leser diese alben finden und kaufen. sie sorgen höchstens dafür, das die stammcomicleser ihre alben finden, das wars dann aber auch schon.

wenn man im grunde schon kein interesse daran hat, seine auflagenzahlen großartig zu steigern, hat man auch nicht irgend ein interesse daran mit anderen ländern zusammenzuarbeiten.

ein prospekt herauszubringen und an die comicläden zu schicken reicht nicht aus.
da muß mehr passieren, auch wenn, wie es immer heißt, das geld fehlt.

Servalan 02.05.2009 14:25

Antworten Teil I
 
Damit es nicht zu unübersichtlich wird, splitte ich den Katalog meiner Antworten auf, damit ich auf einzelne Aspekte besser eingehen kann. Innerhalb der nächsten Wochen sollte sich schon so etwas wie ein handfestes Konzept ergeben, aber mit meinem ersten Posting wollte ich niemanden überfahren, deshalb habe ich zurückgehalten und dabei wohl zu viel offengelassen.

Meiner Meinung nach hat die europäische Comicszene folgende Probleme:

Nummer Eins: Jede Nation köchelt ihr eigenes Süppchen und schmort dabei vor sich hin, wobei sich die Vitamine verflüchtigen und die Sache zum Brei werden kann. Es kommen nicht genug Menschen, also potentielles Publikum, zusammen: die kritische Masse liegt hier (und heute) bei mindestens 200 Millionen Leuten, die dieselbe Sprache sprechen. Sobald dieses Publikum Blut geleckt und mehr haben will, kommt die Sache ins Rollen und wird zum Selbstläufer. Natürlich verkauft sich das Kunstwerk danach nicht automatisch, aber ein bestimmter Punkt der Aufmerksamkeit wurde überschritten. Jenseits dieses Punktes werden erst Leute außerhalb der Szene erreicht und das Verhältnis kann kippen: Aus einem Drücken in den Markt wird ein aus der Hand reißen. Und dabei sind Amis und Japaner im Vorteil: Bei ihnen liegt dieser Punkt innerhalb des eigenen Marktes; weder der gesamte deutschsprachige Markt noch der flämisch-holländische oder der französische erreichen diesen Punkt (der indische und der chinesische Markt erreichen andere Dimensionen: die lachen über den Weltmarkt, den sie nicht nötig haben) - immer sind da irgendwelche Schwellen im Weg. Bevor er international überhaupt eine Chance bekommt, muß ein solcher Comic innerhalb Europas übersetzt worden sein. Der europäische Markt braucht den Weltmarkt, aber er hat, verglichen mit den anderen, die denkbar ungünstigste Position. Worin liegen die Vorteile der anderen:
- Die japanische Bevölkerung hat keine Vorbehalte gegenüber Comics, also potentiell sind alle Publikum.
- USA ist Weltmarkt und Englisch ist die lingua franca, ergo ein ungeheurer ökonomischer Vorteil; hinzu kommen die Überreste des Empire in Form des Commonwealth.
- Beide klotzen und kleckern nicht. Außerdem haben die mit Obama und Aso erklärte Comicfans in den Regierungen, die sich dafür nicht schämen. Aso hat einen Mangapreis gestiftet, als er Außenminister war.

Servalan 02.05.2009 14:53

Antworten Teil II
 
Zitat:

Zitat von Martin (Beitrag 252822)
wer soll sich an solch einem Projekt beteiligen?

Die deutsche Szene ist personell unterbesetzt. Das liegt auch am zu kleinen Publikum, so daß hier ein Teufelskreis entsteht, den wir durchbrechen müssen, wenn wir aus unserem Ghetto entkommen wollen. Deshalb bin ich der Meinung, unsere Kapazitäten besser zu koordinieren. Innerhalb des deutschsprachigen Raums stellt das Comic Guide Net einen gewaltigen Fortschritt dar; der nächste Schritt wäre, sowas auf europäischer Ebene zu ergänzen - und darin müßten die Veranstalter von Salon wie Erlangen, Turnhout, Contern, Sierre, Lucca etc. konsequent eingebunden werden.
Ziele wären:
* Rascher Informationsaustausch, d.h. falls es mal irgenwo brennt, daß schnell gelöscht wird.
* Koordination der Ressourcen: Tourneepläne für Ausstellungen, um Kosten jeden einzelnen Veranstalter zu vermindern und damit nicht jeder jedesmal von vorn anfängt.
* Letztlich geht es um eine Formalisierung und Institutionalisierung bestehender persönlicher Verbindungen und Kontakte. Solange sämtliche Aktionen auf dem persönlicher Engagement einzelner verbleiben, sind wir extrem verwundbar; eine offizielle Insitutionalisierung wäre ein Puffer.

Zitat:

Zitat von Schlimme
"Seminare für Verwaltungsfachleute"? Was ist damit gemeint? Und was hat es mit Comics zu tun?

Wenn es bislang Städte gibt, die auf sich zur Comicstadt machen wollen, oder im Marketing-Jargon: die ihr Alleinstellungsmerkmal bzw. Unique Selling Proposition aus dem Comic speisen wollen, sind das Kleinstadt, schwache Kommunen. Aufzählen will ich hier mal Angoulême, Turnhout, Lucca und in Deutschland wäre das Erlangen. Mich treibt dabei die Frage um: Die haben ja ständig mit Politikern zu tun. Wie argumentieren unsere Verbündeten in der Verwaltung, um an die Gelder zu bekommen? Welche Fehler haben sie bei sich erkannt und inzwischen beseitigt? Gibt es bestimmte Strategien, die besser überzeugen als andere? Was sind ihre Ziele? Wo benötigen sie Unterstützung? Ein Seminar brächte diese Leute zusammen, wäre beim Übersetzen hilfreich und jemand aus der Szene könnte als wissender Moderator eingreifen, um Mißverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Mir geht es dabei auch um eine Struktur, mit der Bodo Birk und Company sowie dessen europäische Partner die Möglichkeit bekämen, EU-Gelder abzugreifen. Allmählich steigen nämlich auch die Politiker dahinter, daß eine kulturelle Verständigung notwendig ist, weil die Euro-Einführung inzwischen nach hinten losgegangen ist, und das Gerede von der Wirtschaft eine zu schwache Grundlage ist. - Die Computerspielbranche hat wohl weniger Bedenken und wird zugreifen, sobald sie da was erkennt.

Diese Struktur hat nur indirekt etwas mit Verlagen zu tun. Es geht um eine Handvoll Leute im Hintergrund, die das gesamte Umfeld ein wenig professionalisieren, aufwerten und endlich auf dasselbe Niveau bringen die Filme, Opern, Theater etc.

Servalan 02.05.2009 18:56

Damit das nicht zu einem Monolog verkommt
 
Wenn haben wir als Prominente, die wir als Schirmherren resp. -frauen einsetzen könnten, um die Feuilletons zu füttern. Mir fallen nur zwei Comicsammler ein:

Peer Steinbrück
Besonders beliebt dürfte der Mann nicht sein. Der bringt zwar Aufmerksamkeit, aber keine Sympathien. Den Namen wurde ich zunächst abspeichern, um ihn vielleicht nach ein paar Jahren wieder aus dem Hut zu zaubern.

Hanns Zischler
Schauspieler, Rezitator, einer der deutschen Kafka-Spezialisten. Hält bei zahlreichen Preisverleihungen die Laudatio und wurde gerade erst selbst ausgezeichnet. Wenn der in Erlangen in die Jury kommt oder irgendwo Schirmherr wird, wertet das den gesamten Betrieb auf.

Fällt Euch noch wer ein? Bitte melden!

Martin 02.05.2009 19:10

da gibt es beim ZDF Sprtstudio jemanden - müßte irgendwo im CF Zackforum vielleicht noch zu finden sein, der hat in seiner Kindheit Zack gelesen, hatte auch mal versucht daraufhin ihn anzuschreiben übers ZDF hat aber nicht geklappt keine Antwort

Jürgen von der Lippe ist Prinz Eisenherz Fan (habs in einem Artikel gelesen)

Brisanzbremse 02.05.2009 20:55

Hella von Sinnen ist bekennende Micky Maus-Leserin. Aber vielleicht dasselbe Problem wie bei Steinbrück? :D

Servalan 02.05.2009 22:06

Zitat:

Zitat von Brisanzbremse (Beitrag 252976)
Hella von Sinnen ist bekennende Micky Maus-Leserin.

Micky Maus und Lesben? :nonono: Gibt da vielleicht einen Zusammenhang? In dem Sammelband In Bewegung bleiben. 100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben, herausgegeben von Gabriele Dennert, Christiane Leidinger, Franziska Rauchut bin ich über eine Anzeige für eine Lesbenkneipe während der Weimarer Republik gestolpert: die hieß tatsächlich Mickimaus (so geschrieben). :kratz: :grins: :floet:
:haha: Was der liebe Onkel Walt wohl dazu gesagt hätte, so wie der auf Familienwerte bedacht war? :grins:

Schlimme 02.05.2009 23:30

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 252801)
Um sich mit Asien und Amerika messen zu können, um mit denen auf Augenhöhe zu kommen, halte ich einen Verbund der europäischen Comickulturen (Bande dessinée, Fumetti, Nouvelle Manga, Tebeos, Stripverhalen etc.) für erforderlich: Das geht meines Erachtens nur in einem polyglotten Netzwerk über b********** Staatsgrenzen hinweg.

Die internationale Zusammenarbeit gibt es schon lange.
"Andrax" und "Thomas der Trommler" sind deutsch-spanische Comics.
"Storm" ist ein holländisch-britischer Comic.
Bastei hat seine Comics überall zeichnen lassen.
Don Rosa zeichnet seine Disney-Comics für europäische Verlage.
Amerikanische Superheldencomic-Veteranen zeichnen für Schwedens "Phantom".

Servalan 03.05.2009 00:36

Dazu habe ich ja einen ausführlichen Bericht im CJB 2009 geschrieben: Das läuft schon seit spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts so. Die Festivals und Salon haben trotzdem eher das Geschehen innerhalb einer Nation im Blick; und die (Nouvelle) Ligne Claire ist ja nicht mal ein rein belgisches Produktion, siehe Ever Meulen, Daniel Torres und Burkhard Ihme. Es gibt keine neutrale Präsentation von Tatsachen, durch die Zusammenstellung immer etwas Ideologisches geschaffen, das nach innen und nach außen wirkt - zur Illustration möchte da auf Geschichtsmuseen wie Das Haus der Geschichte und die Debatten um die diversen Denkmäler hinweisen. Es geht um ein Selbst-Verständnis: nur wer sich dessen gewiß ist, kann es auch offen zur Schau stellen. Die USA kennen diesen Zustand (noch) nicht; über Japan kann ich keine Aussage treffen. Eine atomisierte Comiclandschaft verliert sich irgendwann, gleicht der idiosynkratischen Zungensprache eines Stockbesoffenen. "Hollywood" und "Bollywood" sind ja de facto bloß leere Sprachhülsen, aber solange jeder glaubt, darüber Bescheid zu wissen, ist es leicht ins Gespräch zu kommen. Und darum geht es: ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben ...

Masterfly 03.05.2009 06:33

Hm also ich versteh das immer noch nicht, was du ganz genau nun erreichen möchtest:
Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 252899)
Nummer Eins: Jede Nation köchelt ihr eigenes Süppchen und schmort dabei vor sich hin, wobei sich die Vitamine verflüchtigen und die Sache zum Brei werden kann. Es kommen nicht genug Menschen, also potentielles Publikum, zusammen: die kritische Masse liegt hier (und heute) bei mindestens 200 Millionen Leuten, die dieselbe Sprache sprechen.

?? redest du von Lesern einer Stilrichtung/Werkes? oder von der Masse an Bevölkerung in dem dann eine Masse X an Comiclesern ist?
Und willst du nun mehr Leute in Deutschland dazubringen Comic zulesen? oder das Europa die selbe Sprache spricht? oder das Europäische Verlage mehr europäische Comics untereinander lizenzieren? ....?

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 252905)
Ziele wären:
* Rascher Informationsaustausch, d.h. falls es mal irgenwo brennt, daß schnell gelöscht wird.

O.o? Was darf ich mir darunter vorstellen? Vielleicht wird es verständnisvoller mit weniger Metaphern?

Servalan 03.05.2009 08:27

Geld, Jobs, mehr Öffentlichkeit
 
Zitat:

Zitat von Masterfly (Beitrag 253024)
?? redest du von Lesern einer Stilrichtung/Werkes? oder von der Masse an Bevölkerung in dem dann eine Masse X an Comiclesern ist?

Okay, neuer Ansatz: Mangas gibt es inzwischen überall. Dennoch nutzt Premier Aso den von ihm geschaffenen Preis, um Manga als eine genuin japanische Erzähltradition zu verkaufen. Das ist mit einer Schärfung des Profils verbunden, nach innen und nach außen. Ich nehme an, inzwischen werden außerhalb Japans weltweit fast alle Comicschaffenden mehr oder minder vom Manga geprägt; außerdem haben die Japaner selbst Einflüsse von außen (Europa und Amerika) aufgenommen. De facto ist seine Strategie eine Fiktion; aber sie wirkt sich auf die Realität aus.
Dort drucksen die Leute mehr herum wie hierzulande: Die zum 80. Geburtstag auf dem deutschschweizer Sender SF1 wiederholte Dokumentation zu Tintin faselt in der Synchronisation ständig was von "Bilderbüchern" :schorsc2: und bei der gestern vorgestellten Liste der besten Bücher für junge Leser im Deutschlandfunk stellten die Moderatoren sieben Bücher vor, darunter zwei, an denen ATAK und Ulf K. mitgewirkt haben. Die haben dabei um den heißen Brei herumgeiert, als ob die Begriffe Comic/Graphic Novel ein Tabuwort wäre, mit dem die Jugend verdorben werden könnte. Das geht mir auf den Keks! :schorsc2:
Ohne die Konstruktion: "Hallo, Leute! Aufwachen! Wir haben da auch was eigenes! Und auf diese Leistungen und Kunstwerke können wir stolz sein!" scheinen diese sogenannten Multiplikatoren die Zusammenhänge nicht zu kapieren. Darum geht's mir! :floet:

Zitat:

Zitat von Masterfly (Beitrag 253024)
Und willst du nun mehr Leute in Deutschland dazubringen Comic zulesen? oder das Europa die selbe Sprache spricht? oder das Europäische Verlage mehr europäische Comics untereinander lizenzieren? ....?

Es geht dabei auch um Kooperationen mit anderen Institutionen etc., die eine wesentlich dickere Finanzdecke haben als wir. Wenn dabei der eine oder andere vernünftig bezahlte Arbeitsplatz für jemanden von uns abfällt, um so besser. Einzelne Privatleute bekommen zwar rasch den Stempel als Experten; das war's dann aber auch. Wahrscheinlich interessieren sich mehr Leute für Comics als für Opern, trotzdem verzerrt die Berichterstattung den Sachverhalt bis zur Unkenntlichkeit: Comics werden durchgehechelt, abgehakt und ad acta gelegt, während der Intrigantenstadl zu Bayreuth mit jedem Furz ausführlichst noch von dem letzten Hagiographen des Wagner-Clans kommentiert wird. Die feudale Top-down-Tradition der Gattung ist immer noch im Vorteil gegenüber einer demokratischen Bottom-up-Tradition wie in den Comics. Ich suche nach einem Anhaltspunkt, mit dem sich die verkorksten Verhältnisse knacken lassen.

Zitat:

Zitat von Masterfly (Beitrag 253024)
O.o? Was darf ich mir darunter vorstellen? Vielleicht wird es verständnisvoller mit weniger Metaphern?

Kurz und knapp: Geld, Jobs, mehr Öffentlichkeit, bessere Chancen, etwas zu bewegen.

Sorry, wenn zu sehr nach Barack Obama klinge ... :floet:

Servalan 03.05.2009 11:48

Kulturräume
 
Samuel Huntigdons Clash of Civilizations ist Kriegstreiberei, die den wenigsten nützt und den meisten Menschen schadet. Der Spenglerianer (Untergang des Abendlandes von Anno Dunnemal) hat nur insofern recht, als es verschiedene Kulturräume gibt. Aber die verändern sich langsam und stetig, weshalb manchmal der Eindruck von etwas Statischem entsteht. Die Kulturpolitik von Aso (Manga) und Obama (Superhelden) hat deshalb ihre Berechtigung.

Bei der Suche nach bande dessinée bin ich bei youtube über eine japanische Fernsehserie gestolpert, die der Kanal (so heißen die Leute, die Sachen dort ins Netz stellen) fantasticgreen mit BD abgekürzt hat. Aus purer Neugier habe ich mir die erste Folge angesehen, weil ich mich zuerst gefragt hab: Ist das etwa eine Manga-Verfilmung. Die Charaktere sind bis zur Skurrilität überzeichnet, das Erzähltempo ist extrem rasant, rasanter als zahlreiche Musikvideos (in den USA hätten die aus jeder Folge eine komplette Staffel gemacht und in Europa mindestens drei!); die Inszenierung ist heftiger übertrieben als bei den meisten Stummfilmen; Realismus spielt keine Rolle; jedes gesungene Lied wird als Karaoke zum Mitsingen eingeblendet; dazu kommt ein Pflaster aus Einblendungen, heftiger als in Krisenzeiten bei n-tv ... und dann handelt die Serie von Schulden und Freundschaften, Wirtschaft und Kriminalität. Amerikanische oder europäische Remakes sehe davon in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren nicht, aber diejenigen, die heute studieren, für die wird das wohl Allgemeingut sein, so daß die Nachzügler als mediale Analphabeten verspottet werden können.

Ich glaube, das meint Aso mit der Gleichsetzung von Manga mit japanischer Kultur. Shocking? Oder (bloß) unverständlich?
Die erste Folge ist zu finden unter: http://www.youtube.com/watch?v=JQ8Si...e=channel_page

Schlimme 04.05.2009 02:19

Ich wäre schon zufrieden, wenn wenigstens mal die "Corto Maltese"-Zeichentrickfilme in Deutschland laufen würden. Aber nicht mal das ist in Europa möglich.

Masterfly 04.05.2009 06:40

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 253034)
Dennoch nutzt Premier Aso den von ihm geschaffenen Preis, um Manga als eine genuin japanische Erzähltradition zu verkaufen. Das ist mit einer Schärfung des Profils verbunden, nach innen und nach außen.

Hm das ist aber ein internationaler Preis http://www.mofa.go.jp/policy/culture/manga/index.html , wo jeder mitmachen kann. Da jedes Land bzw. deren Künstler ihren eigenen Stil einfließen lassen, kann man auch nicht von einer Japanischen Kopie sprechen. Durch die vielen Einflüsse ist ja eher eine Verwischung des Profils als eine Schärfung. Manga sind in dem Sinne ja nur ein Genere, ein Synonym für einen Stil der sich hauptsächlich in Japan entwickelt hat.

Zitat:

Ohne die Konstruktion: "Hallo, Leute! Aufwachen! Wir haben da auch was eigenes! Und auf diese Leistungen und Kunstwerke können wir stolz sein!" scheinen diese sogenannten Multiplikatoren die Zusammenhänge nicht zu kapieren. Darum geht's mir! :floet:
Dann müsstest du erst mal erreichen, das Comics/Mangas in Deutschland auf breiter Front mehr akzeptiert werden und zwar nicht als Kinderbücher, sondern als ernstzunehmende Unterhaltungsplattform, als auch als Kunst.
Doch im Land der Schundcomicsverachtente Eltern, ist das wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel. In der Hinsicht versteh ich natürlich deine Forderung nach Prominenten Schirmherrschaften, die dem ganzen eine ernstzunehmender und seriöser Aspekt der Repräsentation geben.

Zitat:

Es geht dabei auch um Kooperationen mit anderen Institutionen etc., die eine wesentlich dickere Finanzdecke haben als wir.
Die da wären O.o?

Zitat:

Comics werden durchgehechelt, abgehakt und ad acta gelegt, während der Intrigantenstadl zu Bayreuth mit jedem Furz ausführlichst noch von dem letzten Hagiographen des Wagner-Clans kommentiert wird. Die feudale Top-down-Tradition der Gattung ist immer noch im Vorteil gegenüber einer demokratischen Bottom-up-Tradition wie in den Comics. Ich suche nach einem Anhaltspunkt, mit dem sich die verkorksten Verhältnisse knacken lassen.
Im Land der ehemaligen Dichter und Denker O.o? Bist du Don Quichote 2 ?
Man kann doch das Erbe solch lieblicher alterwürdiger Kunst nicht durch solch einen Schund ersetzen, da würde sich ein Brecht, Fleming, Göthe, Heine und Co im Grabe umdrehen ;D

Servalan 04.05.2009 11:29

Bande dessinée internationale?
 
Zitat:

Zitat von Masterfly (Beitrag 253224)
Hm das ist aber ein internationaler Preis http://www.mofa.go.jp/policy/culture/manga/index.html , wo jeder mitmachen kann. Da jedes Land bzw. deren Künstler ihren eigenen Stil einfließen lassen, kann man auch nicht von einer Japanischen Kopie sprechen. Durch die vielen Einflüsse ist ja eher eine Verwischung des Profils als eine Schärfung. Manga sind in dem Sinne ja nur ein Genere, ein Synonym für einen Stil der sich hauptsächlich in Japan entwickelt hat.

International muß er ja auch sein, schließlich ist das Teil der japanischen Außenpolitik. Das Gegenstück wäre beispielsweise ein dotierter Preis, der mit großem Rummel in einem der Goethe-Institute verliehen werden würde. Die schicken zwar einzelne Autoren wie Martin tom Dieck auf Reisen, aber diese Politik wird eher geistlos abgearbeitet, da steckt kein komplexeres Konzept hinter.
Und daß die Japaner den Preis nur verleihen, würde ich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Eine solche Zeremonie ist sowas ähnliches wie eine Reviermarkierung; außerdem können sie durch die Vergabe festlegen, was noch kanonisiert wird und was nicht. Inszenierung und Dokumentation spielen da eine wichtige Rolle. - In Europa gibt übrigens schon mit dem Bronzen Adhemar einen vergleichbaren Ansatz: Seit 2003 trägt er den barocken Titel Vlaamse CultuurPrijs voor Strips, wird von offizieller Seite vergeben, ist mit 12.500 Euro üppig dotiert und in ein Programm eingebunden, das ihn auf eine Stufe mit anderen Kunst- und Kultursparten wie Literatur, Musik, Theater etc. stellt. Nur: Wer weiß außerhalb des flämischen Belgien davon? Wenn der nicht mal in unseren Kreisen bekannt ist, wie sollen ihn da erst Verwaltungsleute, Politiker und Leute mit Geld kennen?

Zitat:

Zitat von Masterfly (Beitrag 253224)
Dann müsstest du erst mal erreichen, das Comics/Mangas in Deutschland auf breiter Front mehr akzeptiert werden und zwar nicht als Kinderbücher, sondern als ernstzunehmende Unterhaltungsplattform, als auch als Kunst.
Doch im Land der Schundcomicsverachtente Eltern, ist das wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel. In der Hinsicht versteh ich natürlich deine Forderung nach Prominenten Schirmherrschaften, die dem ganzen eine ernstzunehmender und seriöser Aspekt der Repräsentation geben.

:kratz: Den Blick nur auf Comics zu werfen, halte ich für zu eng: Meines Wissens klagen auch die Kinos (Schweizer, Franzosen, Engländer etc. gehen fast dreimal so häufig in die Säle wie hierzulande) und all diejenigen, die Bücher unters Volk bringen (Buchhandel, Büchereien); dabei würde mich interessieren, ob es in den Bereichen Internet und Computerspiele genau so aussieht oder ob wir da zumindest durchschnittlich sind. Kennt sich zufällig jemand von Euch da aus?
Der Ansatz müßte den gesamten Umgang mit Bildung und Wissenschaft, Kunst und Kultur betreffen. Solange die Lehrerschaft und die Pädagogen als HiWis für eine vermurkste Politik mit symbolischen Pflästerchen herhalten muß und ansonsten Sonntagsreden auf sogenannten Bildungsgipfeln von den Lakaien in der Presse brav abgenickt werden, wird sich kaum was ändern. Erstens bedeutet das fettes Geld und zweitens harte Arbeit, aber beides ist derzeit kaum gefragt - vielleicht nach der nächsten, der wirklichen Krise, wenn uns der A**** heftig auf Grundeis geht? :schorsc2:

Zitat:

Zitat von Masterfly (Beitrag 253224)
Die da wären O.o?

:wink: Oh, da gibt es genug. Der Kniff liegt in der Konzeption von Veranstaltungen: Sobald Schulen eingebunden werden, gibt es pädagogische Institutionen; bei thematischen Schwerpunkten können Universitäten und Vereine angefragt werden; mit einer prominenten Schirmfrau oder einem Schirmherrn wird es leichter, Sponsoren, Mäzene etc. einzubinden ... kluge Köpfe finden da viele Wege.

Zitat:

Zitat von Masterfly (Beitrag 253224)
Im Land der ehemaligen Dichter und Denker O.o? Bist du Don Quichote 2 ?
Man kann doch das Erbe solch lieblicher alterwürdiger Kunst nicht durch solch einen Schund ersetzen, da würde sich ein Brecht, Fleming, Göthe, Heine und Co im Grabe umdrehen ;D

Nicht jede Idee läßt sich gleich umsetzen, manchmal braucht es ein wenig Beharrungsvermögen. Dazu ist allerdings mehr als Einzelkämpfertum nötig, vielmehr müssen Traditionen aufgebaut werden, etwas, das in die Zukunft weist. Vergleich das 21. Jahrhundert mal mit dem 19.! Was für uns heute selbstverständlich, das konnten sich damals nur Spinner und Verrückte vorstellen (weshalb ich diese Titel in erster Linie als Komplimente verwende! :zwinker:); der überwiegende Teil der wissenschaftlichen Disziplinen begann als obskure Tätigkeit von Scharlatanen, dann kamen Amateure und Dilettanten (dort würde ich unsere Beschäftigung ansiedeln), worauf schließlich die jeweilige Disziplin ehrbar wurde (von der Alchemie zur Chemie; vom Mesmerismus zu den IT-Technologien; vom Fandom zu den Fächern Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte u.ä.) und mit honorierten Jobs an der Akademie ausgezeichnet wurde.
Vielleicht bin ich Don Quijote 2, der hat ja eine gewaltige Unsinn entlarvt, den die Zeitgenossen getrieben haben. :floet:
Daß sich unsere Geistesgrößen im Grabe umdrehen würden, glaube ich kaum. Die Leute in der vordersten Reihe sind meist aufgeschlossener als die die in den obersten Etagen: Die Basis der Kirchen ist meiner Empfindung nach offener als der Papst und vergleichbare Gremien; in Ortsvereinen findest noch Leute, die Einsicht in die Sache haben, während Funktionäre sich so in der Machtpolitik verheddert haben, daß sie auch kluge Ansätze bis zum Wahnwitz instrumentalisieren ...

Schlimme 04.05.2009 13:04

Zitat:

Zitat von Masterfly (Beitrag 253224)
Man kann doch das Erbe solch lieblicher alterwürdiger Kunst nicht durch solch einen Schund ersetzen, da würde sich ein Brecht, Fleming, Göthe, Heine und Co im Grabe umdrehen ;D

Fleming?

Servalan 04.05.2009 13:16

Nähkästchen (mal wieder)
 
Bei dieser Debatte geht es mir um Sachen, die ich sowieso mache. Mit diesen Beiträgen will ich die Strukturen sichtbar machen, in denen und mit denen ich arbeite sowas das, was daraus entsteht resp. was daraus noch entstehen könnte. Mittelfristig habe ich vor, mir (m)einen Job zu basteln, für den es im Moment weder ein Profil noch eine Stelle gibt, und der wohl so selten und so international ausgerichtet sein wird, das er immer unter dem Radar der Schreibtischpfleger von den Ämtern bleiben wird. Ich glaube nämlich, das mit so einem Projekt mehrere Stellen - natürlich mit anspruchsvollen Anforderungen - entstehen könnten.

Wie gesagt, ich arbeite zu dem Thema Comics und Frauen. Einerseits ergibt das internationale Kontakte, z.B. USA, Frankreich, Polen etc. Andererseits läßt sich das Wissen gleichfalls unter dem Label Gender Studies und in feministischen/lesbischen Kontexten zweitverwerten.

Meine Rezensionen, Beiträge, Vorträge etc. arbeite ich so aus, daß die sich ggf. leicht überarbeitet vielleicht später nachdrucken lassen. Ich veröffentliche mehrsprachig (deutsch, englisch, französisch); und mein Thema Verbände beim "Lexikon der Comics" ergibt weiteres Potential zur europäischen/internationalen Vernetzung.

Zwei indische Graphic Novels habe ich schon gelesen, und nun knüpfe ich Kontakt nach Indien, um mit diesem Thema weiterzuarbeiten. Es gibt zum Beispiel eine weitere mit dem Titel The Believers, darin geht es um den Kaschmirkonflikt, einen sog. Glaubenskrieg und Themen, die hier unter das Stichwort Islamismus fallen. Ich werde mir das anschauen und glaube, das hätte Potential, es z.B. unter bestimmten konkreten Fragestellungen mit Thomas der Trommler zu konfrontieren: als Ausstellung und/oder Diskussion und/oder Vortrag ...

Es geht mir darum, solche Potentiale zu erkennen, um daraus ein Netzwerk zu entwickeln, das über ein privates Filofax hinausweist. Eine Art Brainstorming mit Leuten wie z.B. Eckart Sackmann, Peter Wiechmann, Andreas C. Knigge, um defintive Perspektiven zu entwickeln, kann ich mir gut vorstellen. Je mehr Möglichkeiten wir uns schaffen, um mit Menschen außerhalb der Szene zu reden, desto mehr Potential wird sich ergeben.

Servalan 04.05.2009 13:20

mare?
 
Zitat:

Zitat von Schlimme (Beitrag 253206)
Ich wäre schon zufrieden, wenn wenigstens mal die "Corto Maltese"-Zeichentrickfilme in Deutschland laufen würden. Aber nicht mal das ist in Europa möglich.

mare hat doch schon einen vorbildlich edierten Popeye verlegt. Vielleicht wären die Ansprechpartner, sich mal den anderen Kapitänen und Seeleuten mit und ohne Schiff (Corto Maltese, Haddock, Popeye ...) zu widmen. :kratz: Warum hat das noch niemand versucht? :grins:

Masterfly 05.05.2009 12:58

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 253249)
:kratz: Den Blick nur auf Comics zu werfen, halte ich für zu eng: Meines Wissens klagen auch die Kinos (Schweizer, Franzosen, Engländer etc. gehen fast dreimal so häufig in die Säle wie hierzulande) und all diejenigen, die Bücher unters Volk bringen (Buchhandel, Büchereien);

Hm ich würde da erstmal klein anfangen, sonst überhebt man sich schnell mal und verliert den Antrieb/die Motivation bzw. das Ziel aus den Augen.

Zitat:

Zitat von Schlimme (Beitrag 253260)
Fleming?

Sorry kenn wohl nur ich, weil aus meiner Heimat um die Ecke links ;D
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Fleming

Servalan 05.05.2009 17:31

Zum klein anfangen: Ohne ein bestimmtes Ziel, ist es sehr leicht, sich im alltäglichen Kleinklein zu verheddern - eine gewisse Perspektive gehört meiner Empfindung nach dazu. Ich habe ja nicht gesagt, daß dieser Punkt jedes Mal laut verkündet, in jedes Ohr geblasen und die Welt getragen werden soll.
Um einen Weg zu planen, brauche ich erstens einen Standpunkt und zweitens ein Ziel: Sonst wird das nix!

comicbaer 07.05.2009 20:03

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 252899)
Damit es nicht zu unübersichtlich wird, splitte ich den Katalog meiner Antworten auf

Prima.

Zitat:

Jede Nation köchelt ihr eigenes Süppchen und schmort dabei vor sich hin, wobei sich die Vitamine verflüchtigen und die Sache zum Brei werden kann.
Muss ich einen Kochkurs absolvieren, um zu verstehen, wovon hier die Rede ist?

comicbaer 07.05.2009 20:08

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 253018)
"Hollywood" und "Bollywood" sind ja de facto bloß leere Sprachhülsen, aber solange jeder glaubt, darüber Bescheid zu wissen, ist es leicht ins Gespräch zu kommen. Und darum geht es: ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben ...

Aber bitte nicht mit leeren Sprachhülsen. Denn davon gibt es einfach schon zu viele.

comicbaer 07.05.2009 20:18

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 252905)
Die deutsche Szene ist personell unterbesetzt. Das liegt auch am zu kleinen Publikum, so daß hier ein Teufelskreis entsteht, den wir durchbrechen müssen

Interessanter Ansatz - bloss wie bekommt man ein größeres Publikum, sprich Leser. Wollen die vielleicht nichts mit Comics am Hut haben, weil sie lieber Bücher lesen, Musik hören, vor dem Computer sitzen...

Zitat:

Innerhalb des deutschsprachigen Raums stellt das Comic Guide Net einen gewaltigen Fortschritt dar; der nächste Schritt wäre, sowas auf europäischer Ebene zu ergänzen - und darin müßten die Veranstalter von Salon wie Erlangen, Turnhout, Contern, Sierre, Lucca etc. konsequent eingebunden werden.
Ziele wären:
* Rascher Informationsaustausch, d.h. falls es mal irgenwo brennt, daß schnell gelöscht wird.
Was soll denn da brennen? Geht es auch konkreter?

comicbaer 07.05.2009 20:26

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 252949)
Wenn haben wir als Prominente, die wir als Schirmherren resp. -frauen einsetzen könnten, um die Feuilletons zu füttern. Mir fallen nur zwei Comicsammler ein:

Peer Steinbrück
Der bringt zwar Aufmerksamkeit, aber keine Sympathien. Den Namen wurde ich zunächst abspeichern, um ihn vielleicht nach ein paar Jahren wieder aus dem Hut zu zaubern.

Müssen es denn immer gleich Politiker sein, die als Schirmherren fungieren sollen? Der Bezug, auch wenn er Comics sammelt(e) ist doch arg weit hergeholt. Bitte lass den Steinbrück in Berlin.

Mir reichen schon Leute aus der Szene. Und wenn es keine Deutschen dafür geben sollte, dann schauen wir halt ins (europäische) Ausland. Da werden wir schon fündig.

Maxithecat 07.05.2009 20:38

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 253249)
Oh, da gibt es genug. Der Kniff liegt in der Konzeption von Veranstaltungen: Sobald Schulen eingebunden werden, gibt es pädagogische Institutionen; bei thematischen Schwerpunkten können Universitäten und Vereine angefragt werden; mit einer prominenten Schirmfrau oder einem Schirmherrn wird es leichter, Sponsoren, Mäzene etc. einzubinden ... kluge Köpfe finden da viele Wege.

Es gibt zumindest schon mal Ansätze dazu! :wink:

Erst vorgestern wurde von einem Schüler eine Arbeit zur Fachhochschulreife abgegeben, in der es um "Daredevil" Stories auf dt. geht. Die Mitschüler fanden die Powerpoint-Präsentation bei der mündlichen Vorstellung des Projektes "Klasse!". Hier haben wir zumindest schon mal Interesse geweckt! :wink:

Auch ein am Anfang eher kleines Treffen in einem Vorort von "Wuppertal" :floet: fand am Anfang relativ wenige Interessenten. Mittlerweile hatten wir beim 5. Treffen ca. 25 Personen zu Gast, das nächste ist in Vorbereitung.

Wir haben auch schon einen Gast gehabt, der einen Vortrag gehalten hat. Dies wird beim nächsten Treffen erweitert werden. :wink: Die Presse wurde bislang auch mehrfach involviert! :grins:

Wir sind in letzter Zeit schon ein wenig aktiver geworden, um das Thema "Comics" in der Öffentlichkeit bekannter zu machen! Hier kann es aber nur in kleinen Schritten gehen, damit auch mal ein "paar Neue" dazustossen! :wink:

Dabei achte ich auch darauf, dass ein Termin nicht mit anderen Veranstaltungen zusammen fällt. Der CG ist mit seiner Bereitstellung von Informationen aller Art mit Sicherheit schon führend in seiner Informationspolitik. :wink:

Dies ist schließlich kein "Laberforum", sondern ein Arbeitsforum! ;)

@ Servalan

Bitte etwas weniger (ungeläufige) Spezialbegriffe! :wink: Nix für ungut! :D

Maxithecat 07.05.2009 20:43

Zitat:

Zitat von comicbaer (Beitrag 253870)

Was soll denn da brennen? Geht es auch konkreter?

Ich vermute mal:

- Koordination von Veröffentlichungen
- Hilfe bei Verlagen mit Problemen
- Abstimmung bei Veranstaltungen
- abgestimmte Werbung
- gemeinsames Auftreten in der Öffentlichkeit

@ Servalan

:kratz:

Servalan 07.05.2009 23:37

Deadlines im Nacken ...
 
Im Moment habe ich einige Deadlines im Nacken, deshalb werde ich mich in den nächsten ein, zwei Wochen etwas sporadischer beteiligen als sonst. Mich freut aber, daß die Diskussion hier endlich in Gang gekommen ist.

Europäische Kooperation: Nur die wenigsten können es sich erlauben, von Festival zu Festival zu reisen, und wenn dann noch Fremdsprachen dazu kommen, ist bald das Ende der Fahnenstange erreicht. Eine Möglichkeit der Synergie wäre eine Koordination von Ausstellungen und Künstlern, die wie auf einer Tournee über Ländergrenzen hinweg von einem Punkt zum nächsten reisen könnten. D.h. gerade bei Künstlern aus Übersee (v.a. Amerika und Asien) könnte das die Reisekosten für jedes einzelne beteiligte Festival senken; und Börsen und/oder Händler könnten sich darüberhinaus mit Signierterminen einklinken. Außerdem kann ich mir das als Ansporn für Ausstellungsmacher und Agenten (nicht James Bonds Kollegen: die anderen!) vorstellen, deren mühselig erstellte Präsentationen vielleicht zwölf bis achtzehn Monate auf Tour gehen und nicht vorschnell eingemottet werden. Bei vielen Schultern werden dann auf einer anderen Ebene Kataloge möglich, die ich mir dann mindestens dreisprachig (deutsch/französisch/englisch bzw. japanisch/französisch/englisch bei Mangas und Animes) vorstelle, damit ein möglichst großes Verbreitungsgebiet und möglichst großes potentielles Publikum haben. Damit wir uns nicht mißverstehen: Das soll nicht bedeuten, daß ein Programm bis zum Erbrechen durchgenudelt wird: Jede Station könnte ihren eigenen Schwerpunkt haben, bei dem dann bestimmte Aspekte im Vordergrund stehen.

Ein gemeinsames Logo und mehrsprachiges knappes Statement zur Zielsetzung könnte sich auf Dauer zur festen Größe entwickeln.

(M)Eine Aufgabe bestünde darin, die möglichen Kooperationspartner in Verbindung bringen, gemeinsame Terminpläne ausknobeln und sie dann polyglott quer über Europa zu verbreiten - hier stünde natürlich im deutschsprachigen Raum das CGN an erster Stelle. Sowas geschieht nicht über Nacht; zwei, drei Jahre zum Aufbau rechne ich schon, und dann dürften alle Beteiligten miteinander auf Du und Du stehen. Über einen Zeitraum von zehn bis zwanzig Jahren wäre der nächste Schritt dann die Institutionalisierung, d.h. das Lösen von persönlichen Netzwerken, indem nach und nach z.B. Nachfolger eingearbeitet werden. Denn Kontinuität halte ich für wichtig. Und diese europäische Ebene könnte dann europäische Comicpreise verleihen, wodurch sich der gegenwärtige "Tunnelblick" öffnen würde ...

Soweit erst einmal.

Brisanzbremse 14.05.2009 21:41

Zitat:

Zitat von Brisanzbremse (Beitrag 252976)
Hella von Sinnen ist bekennende Micky Maus-Leserin. Aber vielleicht dasselbe Problem wie bei Steinbrück? :D

Wenn man vom Teufel spricht...

http://www.amazon.de/Disney-Liebe-Le...2323113&sr=1-1

Servalan 14.05.2009 21:55

Da fällt mir was ein ...
 
... zu den Prominenten gehört ja auch unser Bestseller-Autor Frank Schätzing (Der Schwarm), dessen liebste Duck-Geschichten vor einigen Jahren im mareverlag erschienen sind! :zwinker:

Brisanzbremse 14.05.2009 22:05

Musste ich auch sofort dran denken. Das hier ist gewissermaßen "Die Abenteuer der Ducks auf flachem Land". :titanic:

(Demnächst dann "Die Abenteuer der Ducks in luftiger Höh", zusammengestellt und kommentiert von Gottfried Helnwein.)

Schlimme 16.05.2009 08:57

Ein hochklassiges Stück europäischer Zusammenarbeit: Ein belgischer Comicwettbewerb, an dem nur Italiener teilnehmen dürfen.

http://www.anonimafumetti.org/premiobelgio2009

Servalan 17.05.2009 09:11

Über den Tellerrand (sic! pun intended!) hinaus
 
denken, bitte. Meines Wissens gibt ein ähnliches Festival im Filmbereich schon in Deutschland, über das ausgiebig berichtet wurde. Außerdem dürfte es doch genügend Material geben, denn auf Anhieb fallen mir solch prominente Sachen wie Apitz/Kunkel: Karl, der Spätlesereiter und diverse Bier-Comics ein sowie die Schlaraffenland-Episode von Mecki. Würde auch in die Zeit passen; bei einem Feeling à la 1950s Reloaded ergänzt sich das gut zu einer Freßwelle 2.0 (anscheinend wollen sich die Leute ein Notpolster für die nächsten sieben mageren Jahre anfuttern!).
http://www.actuabd.com/+Bistro-BD-a-...u-17-mai-2009+

Laska 18.05.2009 22:30

ich mach das Comicfestivla in München seit 8 Jahren.
Wir bekommen etwa 60.000 Euro (alle 2 Jahre) vom Münchner Kulturreferat und scheinbar wird das auch weiterlaufen. Das ist prima! Aber Scheinbar ist München die einzige deutsche Stadt die Comicfestivals bezuschusst.

In den 80ern als die Line Claire - New Wave Welle da war wurden comics auch in deutschland mehr beachtet. Wie kam das zustande??? ist mir nicht ganz klar, ich glaube weil es einen Bezug zur allegemeinen Popkultur damals gab, Die Neue Deutsche Welle hat ja irgendwo auch einen Comic Touch gehabt. Also stellt sich die Frage wo ist der Zeitgeist in der aktuellen deutschen (ich bleib jetzt einfach mal im Lande) Szene???
Wo ist der Trend, außer das wir Comics in Graphic Novelles und Mangas umbenennen?

Dann noch zu dem Europäischen Gedanken: ich war vor 2 Wochen auf dem Moskauer Comicfestival. Es war ein Festival der Festivals, dh. es wurden in den Ausstellungen keine Künstler präsentiert sondern andere Festivals, aus Deutschland, Schweiz, Italien, Polen, USA, Spanien, Chile, Finland, Russland, China. Das war ganz witzig mit den Festivalleitern zu reden, wir hatten auch den Vorsatz in Zukunft enger zusammen zu arbeiten. Ich will das auf dem Comicfest 11.-14. Juni noch schnell machen, indem ich die Aktuellen Kataloge dieser Festivals ausstelle, so daß man sich zumindest mal informieren kann was die anderen machen. Ich hab auch schon ne Anfrage für eine unserer Ausstellungen, also kann sein das da eine etwas stärkere Vernetzung beginnen könnte.

Dennoch sehe ich das beschriebene Comicproblem eher National. Ich habe den Eindruck der deutsche Comic, den es meiner Meinung nach gibt, ist noch ein bischen mehr auf der Suche nach seiner Form, als der Japanische, Amerikanische, Francobelgische oder Italienische.

Natürlich fände ich eine Organisation die für das Medium Comics, europäische Gelder bekommen könnte, als sehr gut und ich glaube sie könnte auch etwas (!) bewirken.

Servalan 25.05.2009 19:49

Zu möglichen Kooperationen
 
Denkbar ist vieles, umso erstaunlicher ist, was schon gemacht wird: Sportcomics sind zwar kein Kassenknüller, aber die Sportverbände haben meist eine ziemlich lange Tradition (manchmal mit häßlichen braunen Flecken auf den weißen Sporthemden), sind gut organisiert und verstehen es, finanzielle Mittel von staatlicher Seite und von Sponsoren aufzutreiben. Im Pariser Tennismuseum ist gerade eine Ausstellung über die Verbindung Comics und Tennis eröffnet worden: Bulles et Balles.

Quelle: http://www.actuabd.com/Retour-gagnan...-Roland-Garros

Ich kann mir andere Sportarten genauso gut oder sogar noch besser vorstellen:
- Comics und Fußball
- Comics und Formel 1 / Autorennen allgemein
- Comics und Eishockey
- Comics und Wintersport
- Comics und Olympische Spiele
- ...

Servalan 25.05.2009 21:44

Zu internationalen Comicpreisen
 
:kratz: Wenn ich sehe, wie gerade ein europäisches Land nach dem anderen einen nationalen Comicpreis ausrichtet, verbunden mit einem respektablen Preisgeld, glaube ich, optimistisch sein zu dürfen. Vor fünf Jahren hätte ich von sowas nicht mal zu träumen gewagt, aber mit dem digitalen Werkzeugkasten lassen sich gut Informationen häufen, aus denen gute Argumente formuliert werden können. Der Hinweis auf andere Staaten, in denen eine solche Förderung schon gang und gäbe ist, kann einige Leute schön in Verlegenheit bringen.

Siehe einen Klick weiter: http://www.sammlerforen.net/showthre...internationale

:zwinker: Außerdem: Soweit ich die Bestimmungen für Förderungen der EU und/oder des Europarats kenne, sind da immer mehrere Länder und Sprachen notwendig, bevor die ihr Okay geben. Die hohen Herrschaften plappern in ihren Sonntagsreden von der Wichtigkeit der Kultur (besonders im PISA-Land der Dichter und Denker) und wollen einen Wirtschaftsraum schaffen, der mit den USA (NAFTA) und Japan/China/Indien konkurrieren kann. Ohne einen bewußten Umgang mit sämtlichen Medien, inklusive Comics!, funktioniert das nicht. Vor den Pforten der Höfe als Bittsteller zu erscheinen, bringt nix; sie müssen glauben, wir täten ihnen einen Gefallen! :D

Masterfly 26.05.2009 07:09

Zitat:

Zitat von Laska (Beitrag 255625)
Aber Scheinbar ist München die einzige deutsche Stadt die Comicfestivals bezuschusst.

Macht Erlangen das nicht auch beim Comicsalon Erlangen O.o?

Servalan 08.06.2009 18:58

Anspruch und Wirklichkeit
 
Auf dem Portal satt.org widmet sich Gunther Nickel den winzigen Differenzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der Kunst- und Kulturförderung in Deutschland am Beispiel der Literatur:

»Die Kunst geht nach Brot«[1]
Anspruch, Wirklichkeit und Probleme der Literaturförderung in Deutschland

http://www.satt.org/literatur/09_06_brot.html

Servalan 07.07.2009 17:27

Kontakt nach Paris
 
Durch eine meiner anderen Rezensionen für textem.de hat sich inzwischen ein Kontakt nach Paris ergeben.
http://www.textem.de/1580.0.html#c2291

Hans-Peter Zeinert, Jahrgang 1937, ist mittlerweile als Maler, Fotograf und Kunsttheoretiker etabliert - ergo: er hat beste Verbindungen in die entsprechende Kunstszene in Frankreich! Ich bin gespannt, was sich daraus entwickelt. :top:

Servalan 15.07.2009 20:58

Manga-Zahlen für Deutschland
 
Durch Joachim Kaps und Bernd Glasstetter sind die statistischen Daten für die Mangas in Europa und Deutschland auf den Tisch gekommen: Ein Markt von 5 bis 6 Millionen Euro in Deutschland laut Kaps, durchschnittliche Auflage 8.200 Exemplaren. Eine Lizenz zum Gelddrucken ist was anderes! Die Küchentischverlage der eingeschworenen Frankobelgier mit ihrer durchschnittlichen Auflage von 3.000 Exemplaren liegen da vergleichsweise hoch! Wir sollten jede und jeden, die und der Comics und Mangas liest, mit Handschlag begrüßen und in unseren Reihen willkommen heißen. Nach diesen Daten läßt sich nur konstatieren: Die Bildungskatastrophe ist sogar bei den Comics angekommen. Analphabetismus allerorten!

:nonono: :nonono: :nonono:

:heul: :heul: :heul:

:schorsc2::schorsc2::schorsc2:

:wut: :wut: :wut:

:weissnix: Was können wir tun? Wo können wir einschreiten? Jetzt sind Superhelden gefragt! :rolleye:

Mick Baxter 16.07.2009 00:13

Den Schnitt von 8.200 hat ja Bernd Glassteter auf Basis falscher Zahlen errechnet.
Wie die Manga aktuell kalkuliert werden, weiß ich nicht (vor etwa drei Jahren meinte Kai-Steffen Schwarz, der Break-Even-Point läge bei 10.000 Exemplaren).
Keyla (Carlsen)hat sich laut Auskunft der Autorin 2.000 mal verkauft.

Im übrigen hast du selber im Jahrbuch-Artikel mal Zahlen zitiert, nach denen in Frankreich Comics im Durchschnitt 1.500 mal verkauft werden (und damit doppelt so häufig wie normale Bücher). Wie man auf solche Zahlen kommt, versteh ich allerdings nicht. Rechnet man nur die Bestseller zusammen, bliebe für den Rest eine verkaufte Auflage von 12–100 Exemplaren.

Servalan 16.07.2009 14:34

Zitat:

Zitat von Mick Baxter (Beitrag 264641)
Rechnet man nur die Bestseller zusammen, bliebe für den Rest eine verkaufte Auflage von 12–100 Exemplaren.

Schau Dir doch die Auslagen der Buchkaufhäuser an: Das könnte gut passen, zumal in den letzten Jahrzehnten das Mittelfeld ausgedünnt wurde. Hanns Magnus Enzensberger erwähnte in einer Polemik einmal die 1327 Lyrikliebhaber; der harte Kern im Comicbereich scheint nicht viel größer zu sein. Auf der einen Seite gibt es die Bestseller mit Millionenauflagen, die gekauft werden, um mitreden zu können; das sind wenige Titel von Autor/innen, die selbst schon zur Marke geworden sind: Grass und Auster in der Literatur z.B., J.K. Rowling, Andreas Eschbach und Cornelia Funke bei den Genres und der Jugendkultur. Übrig bleibt dann der große Berg an Titeln, bei denen mich das Gefühl beschleicht, die stehen nur zur Dekoration in den Laden, damit das "gehobener" aussieht und nicht wie beim Discounter um die Ecke. :rolleye:

Mick Baxter 16.07.2009 22:46

Ich bezog mich auf die französischen Comic-Bestseller.
Wenn man diese Zahlen bis zu den 50.000er Auflagen addiert, kommt man wahrscheinlich auf ein Mehrfaches der Gesamtauflage aller Comics, wenn man den angeblichen Durchschnitt (1.600) mit der Gesamtzahl der Titel ( 3.195) multipliziert (nach deinem Artikel im COMIC!-Jahrbuch 2008).
Das wären nämlich nur 5.112.000 Comics (etwa soviel, wie laut Kaps Manga in Deutschland verkauft werden).
Aber nach deiner aktuellen Liste von 2008 haben allein die 10 Topseller zusammen eine Auflage von 5.303.000 Exemplare.
Jetzt verständlich, warum mich diese Angaben der GfK immer sehr irritiert haben.

Servalan 16.07.2009 22:56

"Vertraue nur den Statistiken, die du selbst gefälscht hast!"
 
hat mal ein kluger Mann gesagt.

Der Haken liegt wahrscheinlich im Unterschied zwischen den gedruckten und den verkauften Exemplaren. Bekanntlich bleibt immer was liegen ... Nicht ohne Grund füge ich ja gleich als erste Anmerkung in meinen Artikel ein, daß die ACBD bei der Berechnung ihrer Zahlen zwischen verschiedenen Daten hin und herspringt, bis auch das letzte Fünkchen Klarheit verschwunden ist. In der Kritik stehe ich persönlich eher auf der Seite von Xavier Guilbert (du9.org). :rolleye: :weissnix:

Mick Baxter 17.07.2009 01:40

Die gedruckte durchschnittlihe Auflage von 1.600 hab ich von dir.
Aber auch als verkaufte Auflage kann das nicht stimmen. Wenn nur jeder dritte gedruckte Comic auch verkauft würde, wäre das ein sehr aufwendiges Sponsoring der Druckereien.
Aber wenn du selber nachrechnen willst: such dir eine der schönen langen Liste von Schlimme Nachrichten raus und zähl mal zusammen. Meiner Erinnerung nach gab es um die 100 Titel mit Auflagen über 50.000.

Servalan 17.07.2009 14:28

Grauer Markt. D.I.Y.
 
Im Kunstbereich und im Do-It-Yourself-Bereich gehen die Auflagen ja runter bis zu wenigen Exemplaren. Wenn die ACBD diesen Kleinkram, der schon mal richtig teuer werden kann, in ihre Statistik hineingebuttert, kann der Durchschnitt spürbar gedrückt werden. Anders kann ich mir eine Summe von 4.000+ Titeln auch nicht erklären - Kleinstverlage und Copyshop-Produkte durch Amateure tragen damit zur Verzerrung bei. In den Berichten erwähnt die ACBD im Gegensatz dazu die verschwindend geringe Menge von um die 150 Leuten, die von ihrer Comicproduktion leben können. Dahinter steht ein Dunkelfeld von Enthusiasten, Amateuren und Anfängern ... :rolleye:

Mick Baxter 17.07.2009 16:03

Aber auch wenn es tausend Comic-Unikate gibt, können die den Schnitt nicht soweit drücken. Da müßte man schon mit negativen Auflagen rechnen.
Und um von einem Comic leben zu können, muß sich der, je nachdem wie lange man dran gearbeitet hat und wieviele Leute dran beteiligt sind, 15–70.000 mal verkaufen. Von
Violetta Band 5 von Krings und Tronchet wurden nur 4.200 Exemplare verkauft, und die Serie wurde eingestellt. Aber das ist immer noch ein Mehrfaches von 1.600.

Servalan 17.07.2009 16:10

Gilles Ratier
 
Don't hit the messenger, please. Ich bin doch nur die Botin. Zu Ratiers Zahlenwerk habe ich mich genügend ausgelassen; da kann ich nur kommentieren. Ich kann Dich bloß an den Urheber höchstpersönlich verweisen: Löcher den damit, wie er in seinem "Geschäftsbericht" zu seinen Fantastillarden kommt ... :weissnix:

Schlimme 17.07.2009 20:46

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 265047)
Don't hit the messenger, please.

THIS ... IS ... SPARTA !!!
*Schubs*

Mick Baxter 18.07.2009 04:02

Nur ein paar Rechenbeispiele:

Allein Titeuf mit einer Auflage von 1,8 Mio wiegt 1200 Publikationen mit nur 100 verkauften Exemplaren auf (und niedrigere Auflagen sind ja eigentlich kaum denkbar).

Die Top-Ten der Bestsellerliste wiegt 3530 Publikationen mit nur 100 verkauften Exemplaren auf. Und damit sind wir schon fast bei der Menge sämtlicher veröffentlichter Comics in einem Jahr.

Und man muß den französischen Comicmarkt nicht wirklich gut kennen, um zu wissen, daß es sehr viele Comics gibt, von denen deutlich mehr als 100 Exemplare verkauft werden.

Servalan 18.10.2009 13:38

So, mal kräftig die Motten vertreiben!
 
Nachdem hier die letzten drei Monaten Grabesstille eingezogen ist, entstaube ich den Thread mal kurz.
Vor kurzem hat mir Burkhard als Sachwalter des ICOM e.V. einen Kontakt zu jemanden aus dem spanischen Comicverband A.A.C.E. vermittelt, der Interesse an einem gemeinsamen europäischen Projekt hat. Außerdem gibt es noch die Connections ins flämische Belgien zu den Leuten, die den Comicpreis Bronzen Adhemar inzwischen als hochdotierten Staatspreis verleihen. Und Gerhard Schlegel von LASKACOMIX hat mich mit der Idee vertraut gemacht, daß während des Comicfestivals 2009 in Moskau angeregt wurde, die europäischen Festivals untereinander zu vernetzen.
Was sich da nun genau entwickelt, steht in den Sternen. Ich kann nur signalisieren, daß sich da etwas tut ... Ich werde ich also hier immer mal wieder zu Wort melden, um Interessenten und Neugierigen den Einstieg zu erleichtern und allen anderen zu vermitteln, was da los ist.

Wenn die gesamte europäische Comicszene zusammenwachsen soll ("weil das zusammengehört!" - so lautet der Spruch doch, oder?), ergibt sich da ein Netzwerk aus:
* Verbänden (wie dem ICOM e.V. etc.)
* Comicfestivals
* Comicmuseen und sonstigen Institutionen
* Interessierte und tatkräftige Einzelpersonen


Außerdem geht es darum, im (partei)politischen Bereich Leute zu finden, die Comics im allgemeinen und dem europäischen Projekt im speziellen gewogen sein können. Als Fans geoutet haben sich bisher:
* Peer Steinbrück (D-SPD);
* Bert Anciaux (B-SPA);
* Ronald Plasterk (NL-PvdA).

:kratz: ... alle drei im weitesten Sinne im Bereich Mitte-links angesiedelt. Trauen sich Konservative und Liberale nicht? oder gibt es da wirklich keine Comicfans?

FrankDrake 18.10.2009 13:56

@servalan

Vielleicht versuchen die übriggebliebenen Politiker die Staatsschulden zu senken und kümmern sich danach um Comics?

Das wäre im Moment genau die Reihenfolge die ich für meine Steuerlast erwarten würde.

Servalan 18.10.2009 14:55

:kratz: Schließt sich das aus?
Wenn wir mehr Comics (und Filme, Bücher, etc.) exportieren könnten - wie die USA und Japan - könnte das nur förderlich sein. Im übrigen halte ich Medien für einen Seismographen, was die wirtschaftliche Stärke und das Selbstbewußtsein betrifft. Sich immer nur ducken, bringt's auf Dauer nicht ... und mediale Ebenbürtigkeit ist ein Signal: Die Kultur gehört meines Erachtens dazu, damit der Laden zusammenbleibt.

Außerdem nehme ich an, daß das Projekt einige Legislaturperioden kostet: Lobbyarbeit ist mühsame, kontinuierliche Kleinarbeit. Fünf Jahre sind da nichts; falls es rasch und problemlos geht, rechne mit zehn bis zwanzig Jahren ... aber sobald sich da was arrangieren läßt, sollten vernünftige, machbare Konzepte vorliegen, über die diskutiert werden kann. Denn wenn erst debattiert wird, wenn das Fenster offen ist, kann dieses schon bei der Einigung der verschiedenen Teilnehmer wieder geschlossen sein - und zweite Chance ergeben sich nicht so schnell ...

FrankDrake 18.10.2009 15:44

Bisher hielt ich politische oder religiöse Diskusionen hier für unerwünscht, wenn nicht verboten und Deine manchmal recht zweifelhaften Botschaften für eher geduldet.
Sollte ich das falsch verstanden haben werde ich natürlich mit einsteigen und Lobbytum und Unternehmer Interessen verteidigen.

Aber nicht mehr heute, da bin ich zu müde, da ich die Unterpriviligierte Arbeiterklasse den ganzen Tag ausgebeutet habe.

Servalan 18.10.2009 16:07

Gut Ding will Weile haben!
 
[Klugscheißermodus]Interessen ist das richtige Stichwort. Ich nehme an, daß allen, die sich hier längerfristig tummeln, etwas am Comic liegt - das könnte auch als Lobby bezeichnet werden. Und diese Interessen hängen mit Positionen zusammen, die sich meist nicht harmonisch verkleistern lassen: Gruppe X hat diese Interessen, Gruppe Y jene und Gruppe Z nochmal dritte. Außerdem können verschiedene Interessen verschieden wichtig sein, zumal die sich auch beißen können, wenn entweder nur Ziel A oder Ziel B mit den Mitteln möglich ist. Da hängt wenig davon ab, ob einen Leute sympathisch sind oder nicht, wenn Interessen miteinander in Konflikt geraten ...[/Klugscheißermodus]

Wahrscheinlich werde ich hier bestenfalls im Monatsrhythmus was kundgeben, ansonsten kann ich mir vorstellen, daß hier auch mal drei bis sechs Monate Ruhepause ist ... je nachdem, was sich so ergibt.

Die jetzige EU mit ihren Sprachgräben erinnert mich an die Duodezfürstentümer nach dem Dreißigjährigen Krieg. Wenn jemand Initiative ergreift, um diese Gräben zu überwinden, unterstütze ich das gerne.

Servalan 20.03.2010 17:41

Französische Kulturpolitik
 
Die Franzosen kleckern nicht, wenn es um einheimische Comics geht, sondern sie klotzen: Der Programmchef des Comicsalons von Angoulême, Benoît Mouchart, wurde schon im Februar zum Comicexperten für den staatlichen Verband CulturesFrance gekürt (das französische Gegenstück zum deutschen Goetheinstitut).
http://www.actuabd.com/+Benoit-Mouch...mme-expert-BD+
http://www.culturesfrance.com/bienvenue.html

Zur Agenda heißt es dort (ich habe die englische Version genommen, weil ich davon ausgehe, daß im Forum mehr Leute Englisch können als Französisch):

Zitat:

Zitat von CulturesFrance
CULTURESFRANCE is the agency of the ministries of Foreign Affairs and Culture and Communications responsible for international cultural exchanges. It works on a daily basis in collaboration with other French and foreign partners in the private and public sector, at city or regional level in France or Europe.

Its intervention policy is focused on three major areas:

- Presentation of French creative arts in their many different forms in the fields of theatre and the performing arts, visual arts, architecture, books and the written word, the cinematographic heritage and cultural engineering.

- Interest in the world’s cultures, in bringing them to France and in cooperation and dialogue with them. In the context of the increasing globalisation of exchanges, Culturesfrance concerns itself with its European base, with the development of French-speaking cultures and with the promotion of cultural diversity throughout the world.
Through its initiatives within France as well as beyond its borders, through bilateral operations with countries in the context of cultural seasons or years, through its development activities especially on the African continent and in the Caribbean region, Culturesfrance is committed to establishing long-term and equitable relations between the world’s cultures.

- Development of its expertise and initiatives with France’s cultural and cooperation network abroad, and with regional authorities, multilateral European, Francophone or other organisations, the private sector, major French and foreign institutions and with all creative artists, authors, agents and partners of cultural and artistic exchanges.

Nearly 5000 professionals, authors and artists are supported through these initiatives each year in over 160 countries. Over 20 million people worldwide take part in or attend directly operations supported by Culturesfrance each year. At the heart of these exchanges and dialogues, Culturesfrance works to develop links between the world’s cultures.
http://www.culturesfrance.com/cultur...sentation.html

Die Verknüpfung zwischen französischer Außen- und Kulturpolitik sowie eine konsequente Medienpolitik (ähnlich wie amerikanische Interessen in Hollywood) ist damit offensichtlich.

Servalan 22.03.2010 15:08

2006 hat sich Ségolène Royale abfällig über Anime und Manga geäußert, wofür sie herbe Kritik einstecken mußte. Inzwischen sitzt sie im Parlament des Departements, in dem die französische Comicmetropole Angoulême liegt. Der Fernsehpolemiker Éric Zemmour hat mal wieder eine Breitseite nachgelegt ...

Französischer Chauvinismus unterliegt künstlerischer Qualität. :top:
http://www.actuabd.com/+Chez-Ruquier...mour-tente-de+

Servalan 06.04.2010 09:36

"Alle Europäer sind Versager!"
 
Der Journalist Frédéric Martel hat ein 450 Seiten langes Pamphlet gegen den Mainstream (so der Titel) verfaßt, der dem Publikum auf der gesamten Welt gefallen will, wie es im Untertitel. Marktführer ist nach ihm (immer noch) die USA, doch Asien mit Indien (Bollywood), China und den Staaten in Arabien sowie in Brasilien (Telenovelas) sieht er starke Konkurrenten. Die EU-27 sieht er allerdings komplett auf der Verliererspur eines kulturellen Krieges: Europa verlor im letzten 8% des Marktes, während die USA 10% dazu gewannen.
Mit seinem Buch möchte er die Europäer von der Bedeutung dieser "soft power" aufmerksam machen ...
http://www.rue89.com/2010/04/05/main...globale-146140

In den deutschen Feuilletons wird die Debatte wohl in wenigen Wochen angekommen - pünktlich zum Sommerloch.
:nonono: Lustigerweise verliert er anscheinend kein Sterbenswörtchen über Japan, was die Nachfolger der Samurais wohl schmunzeln lassen wird: Solange sie in ihrer Kraft unterschätzt werden, drohen ihnen keine Widerstände. - Tja, Martel hätte mal Gilles Ratier fragen sollen ... :floet:

Servalan 17.04.2010 20:04

10.000 Arbeitsplätze
 
Der Staatsskretär und Bürgermeister des Kaffs Puy-en-Velay, Laurent Wauquiez, ist ein Comicfan und momentan im Arbeitsministerium. Nach seiner Einschätzung sorgen Comics in Frankreich für 10.000 Arbeitsplätze. Und für ihn zählt der Comic zu den Grundpfeilern der französischen Kultur.
http://www.sammlerforen.net/newreply...ote=1&p=311597

comicbaer 21.04.2010 21:36

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 264757)
... Auf der einen Seite gibt es die Bestseller mit Millionenauflagen, die gekauft werden, um mitreden zu können; das sind wenige Titel von Autor/innen, die selbst schon zur Marke geworden sind: Grass und Auster in der Literatur z.B., J.K. Rowling, Andreas Eschbach und Cornelia Funke bei den Genres und der Jugendkultur. Übrig bleibt dann der große Berg an Titeln, bei denen mich das Gefühl beschleicht, die stehen nur zur Dekoration in den Laden, damit das "gehobener" aussieht und nicht wie beim Discounter um die Ecke. :rolleye:

Über Deinen Spruch werden sich alle Sortimenter (andere sagen auch Buchhändler) freuen. Sortiment kommt von sortieren (sagen Erstere). Von "Dekoration" und gehobenerem Aussehen ist allerdings bei jenen nie die Rede.

Servalan 24.07.2010 14:51

Die Comictrilogie O přibjehi (Geschichten) ist übrigens im Rahmen des EU-Projektes Narratives for Europe veröffentlicht worden, das am 31. Dezember 2008 begann und bis zum 30. Juni 2010 lief.
Qualitätiv ist das Werk handfest: Eine deutsche Fassung könnte sich Programm vom avant-verlag oder bei reprodukt gut machen; während eine englische Fassung bei Drawn & Quarterly gut aufgehoben wäre; als französische Partner hielte ich Cornélius, l'Association oder Actes Sud (unter dem Imprint Édtions de l'an2) für geeignet.
http://www.astasme.cz/en.html

Michi 12.05.2013 13:34

Hier würde mich jetzt schon interessieren, was sich in den letzten drei Jahren auf dem Gebiet getan hat. Ich halte das Projekt aus deutscher Sicht ja schon deswegen (derzeit) für zum Scheitern verurteilt, weil es nicht einmal die nun wirklich alles andere als unübersichtliche deutsche Comicszene schafft, mal irgendwo an einem Strang zu ziehen. Stattdessen Separatisten und Grabenkämpfe, wohin man nur schaut. Die einen lästern über die anderen und wollen mit den nächsten am liebsten gar nichts zu tun haben.

Es gibt ja durchaus Bestrebungen für Verlags- und szeneübergreifendes Engagement, die sich dann aber immer wieder durch engstirnigen Abgrenzungshabitus in ihren eigenen Möglichkeiten sabotieren. Die graphic-novel.info-Plattform ist dazu ein schönes Beispiel. Da arbeiten mal fünf verschiedene Verlage an einer gemeinsamen Außenkommunikation zur Erhebung des Ansehens von Comics in der Öffentlichkeit (super Ansatz!), und was machen sie? Gattungstechnische Organtransplantation eines normativ abgegrenzten Teiles des Comicmarktes in den Buchmarkt hinein, bei der dem Rest der Szene dann auch noch rückblickend der Stinkefinger gezeigt und dessen Repräsentanten in den zugehörigen Flyern verhöhnt werden.

Eine andere verlagsübergreifende Kooperation war kürzlich der World-of-Manga-Bereich auf der Leipziger Buchmesse, wo sich Carlsen, Egmont und Tokyopop für einen gemeinsamen Manga-Bereich zusammengetan und jeweils einen Star-Mangaka aus Japan einfliegen ließen. Das weist zumindest nicht den Ausgrenzungsgestus von GN.info auf, aber bei der LBM muss man sich ja auch immer wieder fragen, warum die Messeleitung es nicht wie die Kollegen aus Frankfurt schaffen, mal einen Comicbereich aufzuziehen, der tatsächlich mehr als eine Gattung umfasst.

Überhaupt, was Messen, Cons und Veranstaltungen angeht: Ich krieg das ja hauptsächlich aus der Perspektive der Mangaszene mit, aber bei den hunderten regelmäßigen Veranstaltungen, bei denen Manga eine Rolle spielen, sind eigentlich nur zwei dabei, wo der Mangabereich mit der restlichen Comicszene zusammentrifft: die Frankfurter Buchmesse und der Comic-Salon Erlangen. Das Comicfestival München hat es geschafft, nicht einen einzigen Aussteller, Programmpunkt oder Gast mit Manga-Bezug für das Festival zu gewinnen. Selbst in Erlangen ist man da weiter, obwohl dort von Veranstalterseite ja ähnliche Vorbehalte gegenüber der Mangaszene vorherrschen wie in allen von alten Comic-Hasen bererrschten Szenebereichen (einschließlich dieses Forums) und man Max-und-Moritz-Juroren öffentlich über die Auszeichnung eines deutschen Mangas beim Publikumspreis ablästern hört. ("Da sieht man ja, was man davon hat, wenn man das Publikum fragt!") Folglich nehmen Carlsen und Egmont zur LBM immer nur das Manga-Programm mit und zum Comicfestival nur die Graphic Novels und Alben, obwohl man beides im selben Haus hat.

Mit den übergreifenden Verbänden ist das auch so eine Sache. Die ComFor bemüht sich ja seit einiger Zeit, wenigstens eine Deutschland übergreifende gemeinsame Comicforschung auf die Beine zu stellen. Ich finde das eine super Sache, aber ich höre auch immer wieder Comicforscher hinter vorgehaltener Hand über das Projekt und die Organisation ablästern, weil die da eine gewisse Professionalität vermissen. Wobei ich mich dann eben frage, wie sinnvoll es ist, einen Ansatz, den alle für löblich halten, über organisatorische Kleinigkeiten niederzumachen und nicht einfach mal das Glas halbvoll sein lassen kann und selbst aktiv an der Berbesserung eines Projektes mitzuwirken, auch wenn man nicht mit allem einverstanden ist. Aber das Problem hat irgendwie jeder Verband oder Verein, mit dem ich bisher in Kontakt war. Da können sich der Animexx und die ComFor die Hand reichen (also wenn sie denn mal miteinander reden würden).

Mit dem ICOM hatte ich mal vor ein paar Jahren eine aufschlussreiche Kurzdiskussion, wo ich mal nachgefragt hatte, warum denn, wo der ICOM doch eigentlich die ganze deutsche Independent-Comicszene vertreten will, eigentlich keinerlei Repräsentanz für die aufblühende Indie-Mangaszene zeigt. Da hieß es dann: Die können ja kommen, wir sind für alle offen. Worauf ich dann zurückfragte, warum sie denn sollten, wenn sie nicht das Gefühl haben, dass der ICOM sich in irgendeiner Form auch für sie zuständig fühlt, weil nichts in der Außenwahrnehmung darauf hindeutet, und warum der ICOM sich selbst nicht auf Manga-relevanten Boards präsentiert, damit die Leute überhaupt erst einmal erfahren, dass es ihn gibt?

Das ist diese ewige self-fullfilling prophecy der deutschsprachigen Comicszene: Formal grenzt man zwar niemanden aus, tut es dann aber trotzdem, indem man sein Engagement einseitig eingrenzt und gar nicht erst versucht, szeneübergreifende Knotenpunkte zusammenzubringen. Die Comicbörse/-messe in Berlin ist ja da auch ein schönes Beispiel.

Beim ICOM hat sich das in den letzten Jahren durchaus etwas relativiert, hauptsächlich Dank Frauke Pfeiffer, die sich auch gezielt an Leute aus dem Manga-Bereich gewendet hat und sich auch für Auszeichnungen beim ICOM-Preis einsetzte. Und dann sitzt eben auch mal 'ne Anne Delseit in der ICOM-Jury (wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe) und ich schreib Artikel für der COMIC!-Jahrbuch. Ich wette, das mit dem Manga-Markt auf dem letzten Comic-Salon lief auch irgendwie über sie. Daran merkt man mal, was einzelne Personen an Szeneknotenpunkten bewirken können, wenn sie sich denn aktiv in anderen Bereichen engagieren und sich offen für den Comicszene-internen "Kulturaustausch" präsentieren.

Daran fehlt es in Deutschland noch vorne und hinten. Da schreibt ein Carsten Laqua in Pressemitteilungen zur Berliner Comicbörse/-messe, dass sie jetzt auch diese sogenannten Graphic Novels haben, auch wenn die alle aussehen wie von Anfängern gezeichnet. Man kann den ganzen Graphic-Novel-Vermarktungstick ja gerne doof finden. Tue ich aus oben genannten Gründen ja auch. Aber wenn man sich einen Verlag wie Reprodukt ins Haus holt, verkneift man sich solche Sprüche. Als Comicfestival München könnte man die Mangaszene auch mal stärker mit ins Festival einbinden, wo der Animexx schon dort vor der Haustür sitzt, und jenen nicht immer nur als last-minute-Organisator für die Manga-Kategorien beim PENG!-Preis angraben (auch noch ohne jegliche angebotene Gegenleistung). Und andersrum könnte die Buchmessenleitung in Leipzig vielleicht auch mal irgendwann einsehen, dass ein Tsunami aus asiatischen Bootleg-Ramschbuden vielleicht nicht unbedingt die wünschenswerteste Kulisse für einen gattungsübergreifenden Comicbereich ist.

All das sind so Punkte, wo ich mich immer wieder frage, warum man sich nicht einfach mal einig sein kann, sich uneinig zu sein, und trotzdem für dieselben Ziele einzustehen. Die deutschsprachige Comicszene ist einfach viel zu klein für diese ganzen Zersplitterungen und Anfeindungen. Comics zu intellektualisieren oder in anderer Form zu spezialisieren, bevor es überhaupt einen Massenmarkt gibt, von dem man sich abheben kann, kann auf Dauer nicht gutgehen.

Und damit ich auch mal was Konstuktives schreibe - ich denke, auf drei Ebenen könnte man die deutschsprachige Comiclandschaft gemeinschaftlich stärken:

- auf der intellektuellen Ebene durch einen weiteren Ausbau der ComFor (und bitte mal etwas frischere Themen als zum tausendsten Mal "Comics und Politik")

- auf Szeneebene mit mehr gattungsübergreifenden Veranstaltungen für die ganze Szene jenseits von Erlangen (und auch in Erlangen ein Ablegen von normativen Vorurteilen gegenüber amerikanischen Mainstream-Comics und Manga)

- auf Verlagsebene zum Beispiel durch einen gemeinsamen Lizenzkatalog sämtlicher aktuellen deutschsprachigen Eigenproduktionen für potentielle ausländische Lizenznehmer. So wie sich aufkommende Filmnationen wie beispielsweise Korea auf internationalen Filmmärkten als Filmländer mit ihren sämtlichen Lizenzen präsentieren (und das einige Comicländer wie Taiwan ja auch auf der Frankfurter Buchmesse machen), könnte man so auch das deutschsprachige Europa im Ausland wahrnehmbar werden lassen.
Im zweiten Schritt gäbe das vielleicht auch mal irgendwann Fördergelder, wenn irgendwann noch oben durchsickert dass es so etwas wie einen aufblühenden deutschen Comic gibt, der auch nach und nach im Ausland wahrgenommen wird. Genügend vorzeigbare heimische Künstler haben wir dafür ja mittlerweile, quer durch alle Gattungen.

Sollte das alles mal irgendwann möglich sein, könnte an in einem nächsten Schritt auch mal über ein Comic-Europa nachdenken. Aber beim gegenwärtigen Stand der deutschen Szene werden es immer nur Einzelkämpfer sein, die vielleicht mal auf internationaler Ebene agieren. Und die haben da natürlich viel weniger Möglichkeiten.

underduck 12.05.2013 13:58

An dieser Stelle sollte sich eigentlich Servalan melden, die aber leider (trotz vom CGN gesponsorten neuen Rechner) nicht ins Internet kommt.

Eben hat sich aber die Hilfe eines CGNlers aus Kiel aufgetan, der ihr in den nächsten Tagen hoffentlich eine Onlinerückkehr ins CGN ermöglichen könnte.

Warten wir es ab ...

Servalan 13.05.2013 18:39

So ... hat lang genug gedauert, aber jetzt bin ich wieder dabei (auch wenn meine Verbindung ärgerlicherweise extrem lahmarschig ist).

Zurück zum Thema:
Nach meiner Auffassung zeigen sich in deutschen Comicszene dieselben Probleme wie in der europäischen (und damit in erster Linie in der frankobelgischen) Szene: an der organisatorischen Zersplitterung hat sich nichts geändert, hinzu kommen arg begrenzte Ressourcen und Kapazitäten.

Was ich nie gemeint habe, war die Vorstellung, dass sich die Politik in die Entstehung von Comic einmischen soll - obwohl ein solches Missverständnis bei diesem Thema naheliegt. Ich wäre ja schon zufrieden, wenn Comics zumindest so objektiv eingebunden wie die anderen Musenkinder (Oper, Theater, Film, Belletristik etc.); obwohl ich mir bei einigen kulturellen Hätschelkindern (Richard Wagners Bayreuth-Clan) immer wieder verwundert die Augen reibe, über welche Fürze da berichtet wird, bis wirklich der letzte Feuilletonist seinen Senf dazugegeben hat ...
Aber lassen wir das.
Ein gutes Vorbild könnte für uns der Umgang mit den Medien Film und Kino darstellen, für den unser Bundeskulturminister ja ein besonderes Faible hat.
Von Seiten der Politik kann ich mir folgendes vorstellen:

* Offizielle Anwesenheit und/oder Grußwort des Bundeskulturministers* bzw. der Bundesbildungsministerin bei der Eröffnung des Comic-Salons Erlangen / Comic-Fest München und/oder bei der Verleihung des Max und Moritz-Preises bzw. des ICOM-Preises.
* Offizielle Anwesenheit eines EU-Kulturpolitikers (oder mehrerer) bei den eben erwähnten Veranstaltungen.
* Offizielle Anwesenheit deutschsprachiger Politiker bei Comicveranstaltungen im Ausland (Angouleme, San Diego oder in Japan).

Wenn diese Leute denn schon mal da sind, sollten sie von den Veranstaltern aktiv eingebunden werden, sprich Interviews geben oder in Panels eingebunden werden.
In dieser Hinsicht möchte ich auf das Zitat von Moebius im letzten Comicmarkt-Bericht im CJB 2013 verweisen: Jegliche Medienprodukte sind im Ausland auch Schaufenster und Belege ökonomischer Kompetenz, die mit der entsprechenden Verve nach außen vertreten werden sollte. Ein gutes Beispiel stellt hier Marvels Spider-Man-Sonderband zur ersten Inauguration von Barack Obama dar, der weltweit für Aufsehen gesorgt hat. Über die Blue Water-Biographien von Obama, Condoleezza Rice, Hillary Clinton wurde ja auch exzessiv berichtet. Die Niederland-Reise der Ducks in den aktuellen Heften wäre ein ähnliches Beispiel.

Kurz- und mittelfristig lässt sich diese Aufgabe nur stemmen, wenn ein Netzwerk aufgebaut wird, das den gesamten deutschsprachigen Raum weitestgehend abdeckt und auch tragfähig ist. Sprich: es muss einen Vorlauf leisten und bestehende Fristen beachten. Einzelkämpfer verdienen zwar all unseren Respekt, langfristig stehen die jedoch auf verlorenem Posten.

Zunächst einmal soweit ...


*Dasselbe gilt natürlich Vertreter aus anderen deutschsprachigen Ländern: Österreich und Schweiz.

Michi 20.05.2013 12:17

Ich bezweifle, dass es mit der bloßen Anwesenheit von Politikern auf Comic-relevanten Veranstaltungen getan ist. Steinbrück hat auf der letzten Frankfurter Buchmesse den Reprodukt-Stand besucht, hat sogar im Tagesspiegel ein Interview zu seinen Comicvorlieben gegeben. Das hat außerhalb der Comicszene niemanden interessiert. Der japanische Botschafter engagiert sich seit Jahren beim Manga-Wettbewerb der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Berlin. Aber japanische Diplomaten interessieren die Tagespresse nur, wenn's um Atomkraftwerke geht.

Wenn solche Dinge nicht einmal national wahrgenommen werden, wie sollen sie dann international eine Rolle spielen? Und selbst wenn: Was würde denn eine Kenntnisnahme im Ausland im Umkehrschluss wieder für die heimische Szene bringen? Es ist ja seit den 80ern kein Geheimnis unter Comicschaffenden, dass sie ins Ausland gehen müssen, um im Ausland wahrgenommen zu werden. Warum? Weil die deutschsprachige Szene in sich viel zu unbedeutend ist, um als transnationale Marke wahrgenommen werden zu können. Und das liegt wiederum zu großen Teilen daran, dass die deutschsprachige Szene sich selbst nicht als deutschsprachige Szene auffasst, sondern sich in unzählige Faktionen zersplittert, die alle ihr eigenes Süppchen kochen. An einer Stärkung des deutschsprachigen Comics an sich führt kein Weg vorbei, wenn man ihn irgendwie international einbinden will.

Hier wäre ein politisches Förderprogramm natürlich sehr wünschenswert. Ich denke, das könnte auch viel besser funktionieren als in der deutschen Filmförderung (die ja das einzige ist, was die hiesige Filmlandschaft noch am Leben hält), da Comics durch die geringen Produktionskosten nicht so leicht in Erwartungsabhängikeiten rutschen wie Film- oder Theaterproduktionen.

Vor allem wäre so ein Förderprogramm vergleichsweise billig: Mit 10.000€ wäre eine Comicproduktion schon sehr gut bezuschusst. Davon ließen sich die kompletten Produktionskosten sowie ein verlagsüblicher Autorenvorschuss bezahlen. Ein bisschen was soll ja auch durch den Verkauf wieder reinkommen. Rechnet man das mal hoch, könnte man mit dem kulturpolitischen Miniaturbetrag von 1 Million Euro schon 100 Comic-Eigenproduktionen pro Jahr finanzieren. Nehme man davon jetzt nur 10% für den Manga-Sektor, wäre das immer noch etwa das Doppelte, was die Großverlage in dem Bereich derzeit jährlich gemeinsam an Eigenproduktionen stämmen. Ich glaube, auch alle Großverlagsproduktionen in allen Comicbereichen zusammengenommen kämen nicht einmal annähernd auf diese Zahl. Vieles dümpelt da in den Kleinverlagen herum, aber angesichts deren Finanzlage ist dort dauerhaft kein professionelles (heißt für mich: professionellbezahltes) Arbeiten möglich, weil man im Nebenberufs- und Hobbyschaffen kleben bleibt.

Wenn Autoren durch eine Kulturfinanzierung Projekte umsetzen können, an die die Verlage sich normalerweise nicht rantrauen, entstehen dadurch natürlich wiederum interessantere Comics, die dann auch mehr Interesse auf dem internationalen Lizenzmarkt wecken können, besonders, wenn man diese Förderprojekte mit dem deutschsprachigen Comic-Lizenzkatalog kombiniert, wie oben vorgeschlagen. Dadurch könnte deutschsprachiger Comic dann auch irgendwann zum Selbstläufer werden, wenn er national und international stärker wahrgenommen und damit auch besser verkauft wird und sich vielleicht auch stärker auf dem lukrativen Filmlizenzmarkt positioniert.

Da das künstlerische Talent mittlerweile bei uns fraglos vorhanden ist - der Nachwuchs an jungen Zeichnern und Autoren boomt wie nie zuvor - fehlt es eigentlich nur an Geld, um das Talent auch dauerhaft in der Szene zu binden. Ich kenne wirklich zahllose großartige Künstler, die irgendwann wieder andere Wege gingen, weil mit Comics einfach kein Lebensunterhalt zu bestreiten ist. Das ist so unendlich schade.

Mit verhältnismäßig wenig Geld ließe sich hier so viel erreichen. Da müsste sich nur mal jemand in der Politik kümmern. Aber bisher ist mir keine Partei bekannt, die sich da irgendwie engagieren würde. Da bleibt es letztendlich dann doch an den Einzelkämpfern hängen, selbst ihre Netzwerke zu erstellen und die hiesige Comicszene soweit zu stärken, dass sie immer schwieriger zu übersehen wird.

underduck 20.05.2013 12:42

Zitat:

Zitat von Michi (Beitrag 443303)
... Und das liegt wiederum zu großen Teilen daran, dass die deutschsprachige Szene sich selbst nicht als deutschsprachige Szene auffasst, sondern sich in unzählige Faktionen zersplittert, die alle ihr eigenes Süppchen kochen. An einer Stärkung des deutschsprachigen Comics an sich führt kein Weg vorbei, wenn man ihn irgendwie international einbinden will.

Es ist doch noch viel schlimmer, Michi. "Jeder" kocht nicht nur sein eigenes Süppchen, sondern versucht es dem "Nebenbuhler" auch noch kräftig zu versalzen.

Frage an dich: Warum benutzt du hier im Forum eigentlich nicht deinen sonst im Internet recht bekannten Nick?

Ringmeister 20.05.2013 23:44

Zitat:

Zitat von Michi (Beitrag 443303)

Da das künstlerische Talent mittlerweile bei uns fraglos vorhanden ist - der Nachwuchs an jungen Zeichnern und Autoren boomt wie nie zuvor - fehlt es eigentlich nur an Geld, um das Talent auch dauerhaft in der Szene zu binden. Ich kenne wirklich zahllose großartige Künstler, die irgendwann wieder andere Wege gingen, weil mit Comics einfach kein Lebensunterhalt zu bestreiten ist. Das ist so unendlich schade.

Comics werden in Deutschland genauso gefördert wie andere Printprodukte auch, nämlich als Kulturgut.

- ermäßigtes Porto als Büchersendung
- ermäßigter Mehrwertsteuersatz
- und als Wichtigstes natürlich die Buchpreisbindung

Und der deutsche Büchermarkt (damit meine ich deutsche Autoren) ist durchaus auf einem positiven Trend. Wenn das mit den Comics nicht klappt, liegt es vielleicht doch an der Qualität.

Die "zahllosen" großartigen Künstler musst du mal aufzählen. Wenn ich jedes Zahr zwei, drei sehe (natürlich meiner Meinung nach), ist das viel, aber diejenigen setzen sich auch durch (durch Qualität und konstante Publikationen; bestes Beispiel Erik).

Und ein Dan Brown oder eine Rowling stehen nicht direkt nach Erscheinen ihrer neuen Bücher auf Nr. 1 der Bestsellerlisten, weil sie durch irgendwelche staatlichen Programme gefördert wurden, sondern weil sie einfach gut sind.

Und wenn der Comic in Frankreich einen anderen Stellenwert geniesst als bei uns, ist das mal nun so, aber muss er deswegen gefördert werden?

Servalan 06.10.2014 17:29

Zitat:

Zitat von Michi (Beitrag 443303)
Ich bezweifle, dass es mit der bloßen Anwesenheit von Politikern auf Comic-relevanten Veranstaltungen getan ist. Steinbrück hat auf der letzten Frankfurter Buchmesse den Reprodukt-Stand besucht, hat sogar im Tagesspiegel ein Interview zu seinen Comicvorlieben gegeben. Das hat außerhalb der Comicszene niemanden interessiert. Der japanische Botschafter engagiert sich seit Jahren beim Manga-Wettbewerb der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Berlin. Aber japanische Diplomaten interessieren die Tagespresse nur, wenn's um Atomkraftwerke geht.

Zum Tanz gehören immer zwei. Warum also die Beziehung Politik und Comics bloß auf eine Richtung beziehen?

Je öfter sich Leute begegnen, desto eher sehen sie sich als Menschen. Sie erkennen nicht nur die Stärken der anderen, sondern auch die Schwächen. Das erleichtert vieles. Aus der Nähe sehen viele Prominente eben kleiner aus (um Richter Phelan aus The Wire zu zitieren).
Und wenn ich an den Aufstand der Comicbranche in Frankreich denke, liegt das meines Erachtens auch daran, daß viele Künstler sehen könnten, daß die Politik auch nur mit ordinärem Wasser kocht. Der Umgang mit Politikern könnte dazu beitragen, autortäre Ehrfurcht vor "denen da oben" zu verlieren und damit eine bescheuerte Beißhemmung zu verhindern.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 02:52 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Copyright: www.sammlerforen.net