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Eiwennho 19.04.2016 21:28

Was die letzten 6 Seiten hier eigentlich mit meinem Ursprungsthema zu tun haben möchte ich mal wissen.
Das allermeiste was hier dann besprochen wurde kenn ich überhaupt nicht und will ich auch nicht kennen. Hab besseres zu tun.
Aber ist auch schon egal wenn ich mal wieder etwas mehr Zeit habe werde ich vielleicht mal ein neues Thema eröffnen wo ich meine Ziele etwas mehr erklären werde.
Bis dann.

Peter L. Opmann 19.04.2016 23:31

Hat mich früher auch geärgert, daß andere leute ganz andere Filme gucken und gut finden als ich. Das wird aber wohl immer so sein.

So funktioniert aber auch das Forum: Man erfährt manches, was man vielleicht ursprünglich gar nicht wissen wollte.

Servalan 02.05.2016 13:05

Bevor ich mir eine DVD-Box ins Haus hole, möchte ich gern einige Episoden sehen, damit ich mir mein eigenes Urteil bilden kann. Gute Empfehlungen machen mich natürlich neugierig.
In den 80er Jahren gab es mal die Dachmarke "Fernsehmuseum" im Dritten - soweit ich mich erinnere, wurden die Serien am späten Samstag nachmittag gesendet. Mittlerweile werden diese Klassiker aber unter der Woche in die tiefste Nacht abgeschoben: bestenfalls ab 22.00 oder 23.00, meist jedoch erst ab Mitternacht. Auf Dauer ist mir das zu anstrengend ...

An so einem Platz läuft Graf Yoster gibt sich die Ehre.
Lohnt die sich zum Neuentdecken? Oder hat die Staub angesetzt?

ComicRichy 02.05.2016 13:35

Jede Serie die fast 50ig Jahre alt ist hat Staub angesetzt.
Aber mache Fans lieben diesen Staub. :D Graf Joster habe ich alls Kind geliebt, aber jetzt schaut man mehr auf die Handlung und das Zeitkolorit. Die Fälle die sich der Graf annimmt sind ja so harmlos. Ist hat mal eine Vorabend-Serie gewesen. Die beiden Hauptdarsteller sind immer noch sehenswert. Lukas Ammann als Graf Yoster und Wolfgang Völz als Johann. Einfach ein Dreamteam ! :top:

Brisanzbremse 03.05.2016 11:41

Ich habe ein paar Folgen bei Youtube gesehen. Die beiden Hauptdarsteller sind über jeden Zweifel erhaben, aber insgesamt war es nicht so meins. Ich mag zwar durchaus Krimis mit Humoreinlagen (aus der damaligen Zeit z.B. "F. J. Wanninger"), aber bei "Yoster" lag der Fokus deutlich mehr bei Komödie als bei Krimi, wenn ich mich richtig erinnere. Für mich dann lieber reine Krimis oder reine Komödien, aber ist halt alles Geschmackssache. :weissnix:

falkbingo 03.05.2016 13:27

Das ging mir bei "Percy Stuart" ähnlich. Als Kind/Jugendlicher fand ich die Serie damals sowas von toll. Und jetzt habe ich schon nach den ersten drei Folgen das Handtuch geworfen. Was für ein "Schmonz"

Servalan 03.05.2016 22:04

Zitat:

Zitat von ComicRichy (Beitrag 521674)
Jede Serie die fast 50ig Jahre alt ist hat Staub angesetzt.

Wein wird in der Regel zu Essig, manche Lagen werden hingegen zu edlen Tropfen.
Die besten Werke sind fast zeitlos.
Meiner Ansicht nach trifft das auf jedes Medium zu. Wenn das seltene Kunststück gelingt, dann werden auch die Nachgeborenen zu Fans, die zuerst nur durch Hörensagen davon erfahren haben.

Ich bin mir sicher, daß noch heute Jugendliche durch irgendwelche Schnipsel in Social Media Emma Peel, Cathy Gale und Mr. Steed für sich entdecken können.
Auf Danger Man trifft das mit dem Staub wohl zu, aber Nummer 6 im walisischen Portmeirion schlägt vermutlich den einen oder anderen in den Bann ...

Servalan 04.06.2016 15:14

Zitat:

Zitat von Eiwennho (Beitrag 521107)
Was die letzten 6 Seiten hier eigentlich mit meinem Ursprungsthema zu tun haben möchte ich mal wissen.
Das allermeiste was hier dann besprochen wurde kenn ich überhaupt nicht und will ich auch nicht kennen. Hab besseres zu tun.
Aber ist auch schon egal wenn ich mal wieder etwas mehr Zeit habe werde ich vielleicht mal ein neues Thema eröffnen wo ich meine Ziele etwas mehr erklären werde.
Bis dann.

Bei Kneipengesprächen kommen die Leute auch immer vom Hütchen aufs Stöckchen und finden sich dann bei einem anderen Thema wieder ... aus meiner persönlichen Sicht spricht das für deinen Thread.

Heute läuft wieder Kressin stoppt den Nordexpress, aus vielen Gründen einer meiner Lieblings-Tatorte:
- Mit 75 Minuten hat er eine klassische B-Film-Länge und wurde nicht künstlich auf die üblichen 90 Minuten gestreckt und verwässert.
- Außerdem spielt er im Ausland, also Schweden und Dänemark ...
- ... und in einem Zug.
- Das Beste ist aber die Kombination aus mehreren kleinen Geschichten, die wie Zahnräder ineinander greifen und sich so gegenseitig beschleunigen.

Mir gefällt an den frühen Serien, daß sie nicht zu Tode formatiert sind. Ich habe mich gewundert, wie wenig Episoden Stahlnetz hat, die sind aber extrem abwechslungsreich. Da konnte das Publikum überrascht werden.

Servalan 09.06.2016 15:22

Zu den Helden meiner Kindheit zählt Rainer Erler.
Ich finde er wird heute noch unterschätzt und bekommt nicht die ihm gebührende Anerkennung. Von daher ich stimme ich Torsten Dewi (Wortvogel) zu, der ebenfalls eine Dokumentation über diesen Visionär vermißt:
Zitat:

2008 wurde der Regisseur, Autor und Produzent 75. Weil augenscheinlich niemand darauf kam, einem der bedeutendsten und prägendsten Filmemacher des ZDF die Ehre zu erweisen, holte ich mir von ihm die Erlaubnis, eine offizielle Dokumentation über sein Dekaden umfassendes Werk anzubieten. Ich wurde mit dem Konzept bei diversen Produktionsfirmen vorstellig.

No takers.

Man schaue sich mal an, was auf dem ZDF und seinen diversen Ablegern für abstruse Dokus zu den hanebüchensten Themen laufen - aber für eine Low Budget-Produktion über Erler war weder Platz noch Geld. Ich bekam bei einer Produktionsfirma ernsthaft den Satz zu hören: "Wen schert denn heute noch Rainer Erler?"

Mich schert er, ihr Pfosten!
Nachdem ich die DVD-Box Das blaue Palais angesehen habe, ist mir aufgegangen, daß mir meine Erinnerung einen Streich gespielt hat.
Wahrscheinlich war ich zu jung, um alles mitzukriegen. Aber bis ich die Serie wiedergesehen hatte, war ich überzeugt, ich hätte nur die Teile 1 ("Das Genie") und 4 ("Unsterblichkeit") sehen dürfen.
Die beiden Teile müssen mich beeindruckt haben, weil mir einige Bilder nicht aus dem Kopf gegangen sind: Die Paranoia der Unsterblichen vor tödlichen Viren oder Unfällen, die sich wie Howard Hughes vor der Umwelt verschanzen ...
Nein, ich muß damals alle Teile gesehen haben.
Allerdings bin ich zu sehr in den Bann der einzelnen Folgen geraten. Daß sie eine Einheit bilden und eher untergründig verzopft sind, habe ich erst gespürt, als ich sie in einem Rutsch genossen habe.

Peter L. Opmann 09.06.2016 16:59

Ich kann mich an einen Film von Rainer Erler erinnern, der großen Eindruck auf mich gemacht hat: "Fleisch".

Ich habe ihn als 14-Jähriger im Fernsehen gesehen; auch die Hauptdarstellerin Jutta Speidel hat mich stark beeindruckt. Seitdem hat sich der Name Rainer Erler in mein Gedächtnis gebrannt; ich kann mich aber an keinen anderen Erler-Film richtig erinnern. Und ich mußte jetzt auch bei wikipedia nachschauen, um wieder zu wissen, daß es um kriminellen Organhandel ging. Ich war dann später auch nicht mehr so empfänglich für Verschwörungstheorien.

Eldorado 09.06.2016 19:36

Ein weiterer guter Film von Rainer Erler ist "Operation Ganymed",
stark besetzt mit Horst Frank, Jürgen Prochnow, Uwe Friedrichsen und Dieter Laser.

Dieter Laser gehörte auch zum Team des "Blauen Palais" und war zu Gast in unserer
Kino-Sendung auf Massengeschmack.TV.

http://massengeschmack.tv/play/ptv-61

Über die Rainer Erler-Filme sprechen wir ab ca. Minute 27. ;)

moneybin 10.06.2016 08:32

Erler kann auch lustig. In einem Frühwerk für die ARD ("Die Kuh" - 30 Minuten - 1963) streiten zwei "Experten", ob eine Kuh zuerst mit den Vorderbeinen oder
den Hinterbeinen aufsteht. Bei der Streiterei verpassen sie jedesmal hinzuschauen, da steht die Kuh schon...:D :zwinker:

Servalan 10.06.2016 10:52

Durch diesen Umstand ergibt sich der Effekt, daß einige hier wohl sein humoristisches Frühwerk kennen, ohne es mit der Person Rainer Erler in Beziehung zu bringen.
Ein gutes Beispiel dürfte der Fernsehfilm Orden für die Wunderkinder (Bavaria für WDR 1963 sein), den etliche wohl schon mal gesehen haben:

Da werden werden im Wirtschaftswunderland Bundesverdienstkreuze an Heiratsschwindler verliehen.
Die Musik dazu stammt übrigens von Eugen Thomass, der gut 30 Jahre lang zahlreiche Titelmelodien zu Filmen und Serien beigesteuert hat.

Servalan 11.06.2016 16:30

Zitat:

Zitat von Eldorado (Beitrag 523988)
Dieter Laser gehörte auch zum Team des "Blauen Palais" und war zu Gast in unserer Kino-Sendung auf Massengeschmack.TV.

Die Vorabendserie Kreuzfahrten eines Globetrotters nach Kurgeschichten von William Somerset Maugham hat mein Bild von Dieter Laser geprägt.
Das lag wahrscheinlich am Sendeplatz, und der Vorläufer- / Nachfolgerserie Die unglaublichen Geschichten von Roald Dahl, bei der ich sehnsüchtig
auf die nächste Staffel gefiebert habe.

Allgemein wird der provinzielle Mief ja den Ossis vorgeworfen, die hinter der Mauer versauern mußten und erst im Rentenalter freier reisen durften.
Aber bei uns war Schmalhans Küchenmeister, obwohl meine Eltern beide arbeiteten, und der Radius der Reisen war arg begrenzt. Mehr als Schwarzwald im Süden (mit Spritztouren nach Straßburg und in die Schweiz) und Dänemark (Limfjord und Gilleleje bei Kopenhagen) war nicht drin.
Zusätzlich hakte es noch an weiteren Dingen: Besonders aufgeschlossen waren meine Eltern nicht. Straßburg fanden sie fürchterlich verwahrlost, und als mein Vater mal als Mitarbeiter des Jahres eine Reise nach New York City gewonnen hatte (Ende der 80er Jahre), machte er keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Hochburg des Verbrechens.

Mir gefiel Dieter Lasers Weltreise vor der Kamera, obwohl ich Roald Dahls Geschichten wesentlich lieber mochte.

Peter L. Opmann 20.07.2016 20:14

Zu meinem Post 40:

Inzwischen habe ich "Paycheck" von John Woo als DVD antiquarisch gefunden - bloß noch nicht angesehen. Insofern hat sich die Sache erledigt. Falls jemand doch noch "Payback", das Gefängnisdrama, haben will, kann er sich natürlich gern an mich wenden.

Anmerkung:
Hab' mir gerade die Featurette zu dem Film angesehen. Am Anfang sagt John Woo, er habe sich Alfred Hitchcock und "Der unsichtbare Dritte" zum Vorbild genommen. Das hat mich ziemlich neugierig gemacht. Am Ende geht es aber nur noch um die beweglichen Kameras, die er verwendet (pro Szene mindestens drei gleichzeitig), und die Überwältigung durch Special Effects. Das hat mich wieder deutlich skeptischer gemacht. Aber ich schau' mir "Paycheck" demnächst mal an.

Übrigens: Haben wir hier schon mal über "Der unsichtbare Dritte" ("North by Northwest", 1959) gesprochen? Ein unglaublicher Film!

Witzigerweise wird "North by Northwest" heute, 21. Juli, im Rahmen der Serie "Reisen im Film" im Münchner Filmmuseum gezeigt (20 Uhr). Süddeutsche Zeitung: "Der virtuose Nostalgiethriller hat bis heute nichts von seiner Wirkung verloren."

Horatio 21.07.2016 14:23

Schon in "Mission: Impossible 2" hatte John Woo sich bei Hitchcock bedient: Nämlich bei "Berüchtigt", für das Dreiecksgeflecht Hunt/Nyah/Ambrose. Mit miserablem Ergebnis, denn aus der komplexen psychologischen Tiefe des Dreiecks Devlin/Alicia/Sebastian wurde bei Woo triviale Oberflächlichkeit.

Servalan 21.07.2016 17:20

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 526103)
Am Ende geht es aber nur noch um die beweglichen Kameras, die er verwendet (pro Szene mindestens drei gleichzeitig), und die Überwältigung durch Special Effects. Das hat mich wieder deutlich skeptischer gemacht.

Nun ja, Hitch hat eigentlich immer experimentiert, allerdings war er dabei so geschmeidig, daß das große Publikum sich darauf einlassen konnte - und Spaß dabei hatte. Durch VFX-Exzesse und ein allzu flottes Tempo lassen sich Logiklöcher und Schwächen in der Story wunderbar kaschieren.

Kann es sein, daß die Qualitäten der Old School lange Zeit als Schlampereien und Schludereien wahrgenommen worden sind? Die Qualitäten lagen eben nicht in leicht kopierbaren Standbildern, sondern im Film selbst: Kino der Blicke, die Inszenierung der Räume, viele Details, die erst beim zweiten oder dritten Sehen ins Auge fallen ... Hitch war ein Meister in solchen Dingen.

In der Hinsicht sind Fähigkeiten und Kenntnisse verloren gegangen - aber die will heute niemand mehr bezahlen.

Peter L. Opmann 21.07.2016 19:03

Naja, ich will mir "Paycheck" erstmal ansehen, bevor ich über John Woo herziehe.

Man kann wohl auch feststellen: Hätte Hitchcock die Special Effects zur Verfügung gehabt, die es heute gibt, dann hätte er sie sicher auch eingesetzt.

Aber es gab sie 1959 nicht, und so mußte sich Hitchcock vermutlich anstrengen, um auch so Spannung zu erzeugen. Aber das hat er immer wieder geschafft. Und er hat sich im Gegensatz zu vielen Regiekollegen auch immer wieder etwas Neues einfallen lassen - deshalb gilt er in Frankreich auch als "Auteur", obwohl er lediglich Genrekino machte.

"Der unsichtbare Dritte" hatte ein exzellentes Drehbuch; die Geschichte funktioniert für sich und nicht nur durch Technikeinsatz. Cary Grant, Eva Marie Saint und James Mason spielen super; ich möchte beinahe behaupten, solche Schauspielerleistungen gibt es heute kaum mehr; und Hitchcock findet immer wieder die Bilder, die die Story unvergeßlich machen - der Flugzeugangriff in der Wüste, das Versteckspiel in diesem seltsamen Bungalow am Meer, die Kraxelei am Mount Rushmore etc.

Also: Hitchcock war damals besser als der Durchschnitt, vermutlich weil er nicht sagte: Ist ja nur ein dummer Krimi. Und er gab sich Mühe, all das noch nicht mögliche Super-Illusionistische durch seine Regiearbeit auszugleichen.

Ich melde mich wieder, wenn ich "Paycheck" gesehen habe.

Servalan 21.07.2016 20:20

Eher saßen Hitchcock die Studiobosse im Nacken. Wer über der Kunst die Kohle vergißt, endet dann so wie Erich von Stroheim oder Orson Welles. Die haben irgendwann kein Bein mehr auf den Boden bekommen, obwohl sie gute Ideen hatten. Weil die sich in Filmprojekten festbeißen konnten, achteten sie nicht auf die Kosten.

Hitchcock hingegen paßte auf, die Studiobosse nicht zu enttäuschen - und zog sein Ding trotzdem durch. Er wußte, was er wollte, und holte das Äußerste aus den technischen Mitteln heraus.
Was er sich zum Beispiel bei seiner Fernsehserie Alfred Hitchcock presents an Tricks und Kniffen angeeignet hatte, setzte er bei Psycho ein.

P.S.: John Woo hat schon Klasse, aber Hitchcocks Quote an filmgeschichtlichen Klassikern im Gesamtwerk ist eben eine Klasse für sich.

Eldorado 21.07.2016 21:42

Da ist was dran. Der (insgesamt nur so mittel gelungene) Film "Hitchcock" mit Anthony Hopkins in der Rolle des Meisters zeigt genau diese Phase, als nach dem großen Erfolg von "Der unsichtbare Dritte" das Studio gerne bitte genau noch so einen "schönen" Film haben wollte. Hitchcock kam dann jedoch mit dem verstörenden "Psycho" an und musste sowohl mit dem eigenen Studio, als natürlich auch mit der Zensurbehörde hart um sein Wunschprojekt kämpfen.

http://www.imdb.com/title/tt0975645/?ref_=fn_al_tt_1

Servalan 22.07.2016 11:35

Eben.
Daß Hitchcock ein Knuddelbär für den Ponyhof oder den Kindergeburtstag gewesen wäre, habe ich nie behauptet. Und Meinungsverschiedenheiten, Konstroversen und der eine oder andere Clinch gehören zum Geschäft. Wenn möglich, hat Hitchcock seine Spielräume ausgereizt und alles aus Schauspielern, Stab und Technik herausgeholt, was möglich war.
Frisch in Hollywood hat er in den 30ern und 40ern einige Kröten schlucken müssen. Ich verstehe ihn sehr gut, wenn er etwas gefordert hat, solange er in der Pool Position gewesen ist. Wann denn sonst?
Außerdem hatte sich die Medienlandschaft geändert: Hätte ihn in den 30er Jahren jemand vor die Tür gesetzt, wäre es finster gewesen. In den 60er Jahren war Hollywood selbst auf dem absteigenden Ast. Coppola beschreibt das Studiosystem als Haufen alter Männer, die denselben Film immer wieder drehen und darüber das junge Publikum verloren haben. Jetzt gab es das Fernsehen, und Hitchcock war beileibe nicht der einzige, der nach England übergsiedelt ist, um sein Spätwerk zu drehen.

Vergiß nicht: Hitchcock hat sich selbst zum Markenzeichen stilisiert. Auf der künstlerischen Schiene war er ziemlich gewieft.

falkbingo 22.07.2016 15:56

Zitat:

Zitat von Eldorado (Beitrag 526155)
als nach dem großen Erfolg von "Der unsichtbare Dritte" das Studio gerne bitte genau noch so einen "schönen" Film haben wollte

Ich kann heute noch, kein Maisfeld ansehen, ohne an diesen Film zu denken. ;)

Servalan 22.07.2016 19:41

Neben Hitchcock durften sich noch andere diesen dummen Spruch anhören.

Die Doku über die Anfänge von American Zoetrope* zeigt deutlich, wie beide Seiten die Nasen übereinander gerümpft haben. Den Filmemachern standen im Studiosystem Managern von Procter & Gamble gegenüber, die schlicht keine Ahnung vom Film hatten. Der Konzern war ein Gemischtwarenladen.
Das Studio wollte so etwas wie Easy Rider haben, einen billig gedrehten Film, der Umsatz macht. Klar, daß die abendfüllende Version von THX 1138 diese Erwartungen nicht erfüllte.
Jede Änderung wäre Bullshit gewesen, das war schlicht und einfach Bullying in einem Machtspiel - mit Kunst hatte das nüscht zu tun.

Aber was Coppola und seine Mitstreiter sonst noch im Angebot hatten, das wurde kaum mit Begeisterung aufgenommen. Und da haben die letzten Jahrzehnte gezeigt, daß die Studiogewaltigen häufig danebenlagen.
Wenn die mit all den "Verbesserungen" durchgekommen wären, dann zweifle ich, daß The Godfather zu einem der Klassiker des New Hollywood geworden wäre.

*Zum Beispiel als Bonus auf der THX 1138-DVD-Box.

Peter L. Opmann 22.07.2016 23:07

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 526199)
Wenn die mit all den "Verbesserungen" durchgekommen wären, dann zweifle ich, daß The Godfather zu einem der Klassiker des New Hollywood geworden wäre.

Diese Einschätzung verstehe ich nicht. New Hollywood hat mit vielen Regeln des alten Studiosystems gebrochen. Was mir immer zuerst einfällt, ist Arthur Penns Weigerung, einen Schuss auf einen Menschen nur mit einem Schnitt zu inszenieren. In "Bonnie und Clyde" zeigte er stattdessen, wie Kugeln in einen Körper einschlagen. Das hat dem Kino erstmal einen Schub an Brutalität gebracht. Es war aber auch eine realistischere Herangehensweise an die Wirklichkeit. Die alte Hollywoodregel war danach erledigt. Die neuen Regisseure - man kann dabei etwa auch an John Cassavetes denken - haben aber insgesamt einen neuen, frischen Blick auf ihre Genres gewonnen. Sie haben definitiv das Kino verändert.

Servalan 23.07.2016 11:12

Die Studiobosse hatten ähnliche Ansprüche wie Til Schweiger: weniger Gesabbel, mehr Action. Die historischen Kostüme und Requisiten der Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sie sich am liebsten auch gespart, der Film hätte dann in den 70ern gespielt.
Außerdem war denen der Film viel zu lang.

Wahrscheinlich schwebte denen so etwas vor wie Scorseses GoodFellas, aber Mafiafilme galten als trashige B-Filme für das Mitternachtskino. Insofern bedeutet The Godfather für das Mobster-Genre, was George Lucas' Star Wars später für den Science-Fiction-Film bedeutete. Beide haben ein Genre aus der Schmuddelecke geholt und für die A-Kategorie der Stars geöffnet.
Das Material auf der DVD-Box spricht Bände.


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