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Peter L. Opmann 06.04.2019 20:30

Spinne (Williams) 131

Erscheinungstermin: 3/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 130
2) Mighty Thor # 147

Story-Titel:
1) Verrat!
2) Der Zorn des Odin!

Original-Storytitel:
1) Betrayed!
2) The Wrath of Odin!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia / Dave Hunt
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45855.jpg

Die Story wird nun richtig dünn. Ein Gespräch zwischen Schakal und Hammerkopf, ein Aufeinandertreffen von Hammerkopf und Spinne, und dann der Clou: Die Spinne kommt überraschend zur Hochzeitszeremonie von Tante May und Doktor Octopus in dessen Anwesen in Westchester hinzu. Platz beanspruchen daneben das Spinnen-Mobil, das jetzt fertig ist und gleich seinen ersten Einsatz erlebt, eine weitere Annäherung von Peter und Mary-Jane und eine Art Running Gag: Jonah Jameson will sich großzügig zeigen und schenkt Peter zu Weihnachten eine Zigarre.

Statt einer fortlaufenden Story gibt es eigentlich nur noch Motive, die angetippt werden. Vieles bleibt dabei im Dunkeln, wenngleich es natürlich sein kann, daß die Auflösung in späteren Ausgaben folgt. Etwa: Wer ist der Schakal? Was genau hat Hammerkopf vor (er erwähnt hier immerhin Kingpin, den er stürzen will, was ich vorher immer vermißt habe)? Was sind andererseits die Pläne von Ock? Und wie geht die Spinne dagegen vor? In diesem Heft prügelt sie sich nur mit Hilfstruppen von Hammerkopf, wobei einem Gangster, den die Spinne gefangen hat, das Hirn aus dem Schädel gebrannt wird (wohl ferngesteuert von Hammerkopf). Ein grausames Detail, das sich Stan Lee sicher gespart hätte.

Die Leserbriefe scheinen fürs erste veröffentlicht zu sein. Nur der Marvel Mini Markt taucht noch einmal auf. Anzeigen fehlen. Eine Checkliste mit Inhaltsangaben von nur drei Heften wäre wohl recht sinnlos. Die Vorschau auf den nächsten Monat (mit diesmal drei „Spinne“-Ausgaben) ist dagegen wieder dabei. Den übrigen Platz füllt die Redaktion nun mit zwei Minipostern: Ein Blick in die Redaktion des Daily Bugle (wohl von Romita) und ein Porträt des Zirkus des Grauens (von Ditko).

guenkos 06.04.2019 21:35

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 585119)
... (Und was ist eigentlich ein Erschütterungsgewehr? Bitte so erklären, dass ich Ex-Zivi das auch verstehe.)
...

Steht im Original vielleicht "shock gun"?
Dann könnte es ein Gewehr sein, das elektrische Ladungen verschießt, die den Gegner kampfunfähig machen können, ohne ihn gleich umzubringen. Würde zu dem futuristischen Aussehen der Waffe passen.

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 585119)
… Nachdem die Spinne durchs Fenster in ein Büro kracht, das mit weiblichen Angestellten besetzt ist, heißt es: "irgendwie schafft unser Held es, der weiblichen Hysterie zu entkommen". So einen Satz könnte Conway heutzutage auch nicht mehr ungestraft texten. :D

Wieso? Wäre Spidey in ein Büro mit männlichen Angestellten geplatzt, wäre es eben männliche Hysterie gewesen. ;)

Peter L. Opmann 06.04.2019 22:03

Kommentar (zu "Spinne" # 131):

Zitat:

Den Schakal fand ich arg lahm, und er blieb ja so, bis in die 90er, wo er auch noch Gwen klonte...

Phantom 07.04.2019 15:07

Zitat:

Zitat von guenkos (Beitrag 585171)
Steht im Original vielleicht "shock gun"?

Im Original heißt das "concussion rifle". Wenn man danach googelt, bekommt man viele Links zu Star-Wars-Fanseiten (da gibt es offenbar auch eine concussion rifle). Aber was das eigentlich sein soll, finde ich nicht.

Zitat:

Zitat von guenkos (Beitrag 585171)
Dann könnte es ein Gewehr sein, das elektrische Ladungen verschießt, die den Gegner kampfunfähig machen können, ohne ihn gleich umzubringen. Würde zu dem futuristischen Aussehen der Waffe passen.

Könnte sein. Andererseits: wird der Punisher nicht als jemand dargestellt, der seine Gegner erbarmunglos tötet und sie nicht erst kampfunfähig machen will? Na ja, nicht so wichtig.

Phantom 07.04.2019 15:27

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 585168)
Spinne (Williams) 131

Original-Storytitel:
1) Betrayal!

Kleine Korrektur: die Story heißt "Betrayed!"

Ich finde dieses Heft auch ziemlich lächerlich, vor allem natürlich das Zwischenspiel mit dem Spinnenmobil. Alles ist ziemlich unklar: was wollen Hammerheads Leute in diesem Wolkenkratzer? Nur einen Brief, wie Peter vermutet? Warum gibt sich Hammerhead eigentlich mit dem Schakal ab? Wann liest Peter eigentlich Sartre und Camus (und C.G. Jung, was im deutschen Text unterschlagen wird)? Warum übersetzt Kirsten Isele "terrific" schon seit Dutzenden von Heften beharrlich mit "grausam", auch wenn das offensichtlich überhaupt nicht in den Dialog passt? Warum siezt die Fackel die Spinne im zweiten Panel von Seite 10?

Hammerhead erinnert in manchen Bildern an eine Karikatur, die Gesichter von Tante May und auch von Peter sehen manchmal sehr seltsam aus (keine Ahnung, ob das an Andru oder Giacoia liegt).

Während der Christmas-Eve-Party sagt MJ zu Peter "ich hab hier etwas für dich" und "komm doch endlich mit"; es wird leider gar nicht klar, was das soll. Im Original will MJ Peter unter den Mistelzweig zerren und ihm dort "etwas geben", einen Kuss natürlich. (Aber dieser Brauch wäre mir als Kind völlig unbekannt gewesen.)

jakubkurtzberg 07.04.2019 15:53

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 585235)
Warum übersetzt Kirsten Isele "terrific" schon seit Dutzenden von Heften beharrlich mit "grausam", auch wenn das offensichtlich überhaupt nicht in den Dialog passt?

Vielleicht mit "terrifying" oder "terrible" verwechselt...

Peter L. Opmann 07.04.2019 16:55

Danke für die Korrektur. Flüchtigkeitsfehler...

Peter L. Opmann 09.04.2019 22:32

Spinne (Williams) 132

Erscheinungstermin: 3/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 131
2) Mighty Thor # 147

Story-Titel:
1) Mein Onkel… mein Feind?
2) ohne Titel (Der Zorn des Odin!)

Original-Storytitel:
1) My Uncle… my Enemy?
2) The Wrath of Odin!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia / Dave Hunt
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45856.jpg

Es gibt nun doch wieder eine richtige Story, aber eine ziemlich hanebüchene. Tante May hat ein privates (!) Atomkraftwerk geerbt (von wem, bleibt offen). Sowohl Hammerkopf als auch Doc Ock wollen dort „furchtbare Waffen“ produzieren. Deshalb will Ock Tante May heiraten, und Hammerkopf möchte ihm die „Mitgift“ wieder abjagen. So wird nachträglich auch der Mord an dem kanadischen Notar Rimbaud („Spinne“ # 120) erklärt. Er hatte vor den Machenschaften der beiden Gangster warnen wollen. Das Cover ist wieder mal falsch: Nicht die Spinne unterbricht die Hochzeitsfeier, sondern Hammerkopf. Beide Bösewichte (Ock mit Tante May unterm Arm) jagen zu dem AKW auf einer kleinen kanadischen Insel – die Spinne im Schlepptau. Der Dreikampf dort endet mit der Explosion des AKW. Conways Plot wäre wohl damit zu entschuldigen, daß zu dieser Zeit noch nicht einmal der Zwischenfall in Harrisburg stattgefunden hatte.

Man muß sagen: Tante May macht in dieser Ausgabe schon einiges mit. Zum Schluß sitzt sie zusammen mit der Spinne (!) in einem Hubschrauber. Schon erstaunlich daß ihre äußerst labile Gesundheit das alles durchhält. Eine größere Rolle spielt in dieser Episode auch Mary-Jane, die sich nun ernsthaft über ihre Gefühle für Peter Parker klarwerden will. Ansonsten möchte ich anmerken, daß Andru, Giacoia und Hunt weiter einen ordentlichen grafischen Standard halten. Bei DC hätte sich Andru sicher auch nicht erlauben können, Ausgabe für Ausgabe allmählich immer schlechter zu zeichnen. Wir haben wieder ein Miniposter im Heft (die Lokalisierung wichtiger Spinne-Schauplätze in New York), den Mini Markt und die Monatsvorschau.

Phantom 10.04.2019 10:22

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 585398)
Spinne (Williams) 132

Ich glaube, das ist die unsinnigste Story, die je in einer Williams-Spinne abgedruckt wurde. Wir sollen glauben, dass die zerbrechliche, alte Tante May, die (zur Ditko-Zeit) keinerlei Aufregung mehr erleiden durfte, weil das ihren Tod bedeutet hätte, einerseits Doc Ock heiraten will, ohne dass sie das Peter oder Mrs. Watson vorher mitgeteilt hätte, und andererseits den Hochzeitstag mit allerlei Schusswechseln, Hubschrauberattacken, Flugreisen nach Kanada etc. problemlos übersteht? Dann die Sache mit der Erbschaft einer Insel mit privatem AKW aus dem Nichts; Ock und Hammerkopf haben offenbar beide keine Ahnung, was ein AKW ist, wollen aber trotzdem unbedingt die Insel besitzen (warum?), wobei Hammerkopf ja nicht mal etwas von der Insel weiß, sondern nur einfach das haben will, hinter dem Ock her ist. Die Spinne kann (laut vorherigen Heften) keine hundert Meter weit unfallfrei mit dem Auto fahren, kann jetzt aber problemlos ein Flugzeug starten und fliegen. Das AKW fliegt in die Luft (was ist das eigentlich für ein AKW, das "bei kleinster Erschütterung" explodiert), aber das hat keine Auswirkungen auf ein Flugzeug in unmittelbarer Nähe. Come on. Klar, Superhelden-Comics sind per se unrealistisch, aber das ist jetzt doch zuviel hanebüchener Unsinn.

Zitat:

Ansonsten möchte ich anmerken, daß Andru, Giacoia und Hunt weiter einen ordentlichen grafischen Standard halten.
Das kann ich eigentlich nicht unterschreiben. Ich finde manche Zeichnungen richtig misslungen. Tante May zeigt auf Seite 6 das Bein einer 20jährigen. Doc Ock sieht in manchen Bildern aus wie eine Karikatur aus einem Mad-Heft (z.B. Seite 7, viertes Panel; die ganze Seite 19 wirkt auch sehr unfertig). Alles, was mit der Spinne, Hubschraubern oder Flugzeugen zu tun hat, ist dagegen recht gut gestaltet.

Auf dem Cover hat Williams eine Textbox unvollständig gelassen. Es heißt da "und das, Freunde, ist erst der" - und dann war es das. Da hätte wohl noch jemand in größeren Buchstaben "Anfang" ergänzen sollen, aber das wurde verschusselt. Man wundert sich, dass so etwas auf einem Titelblatt niemandem auffällt, bevor gedruckt wird. Auf dem Vorschaubild von einem Monat zuvor ist übrigens noch alles in Ordnung.

Außerdem wurde die Coverzeichnung von Williams am linken Rand um ca. 1 cm ergänzt. Deswegen ist im Hintergrund ganz links ein Kopf zu sehen, der eigentlich gar nicht wie ein Kopf aussieht. Anscheinend hat sich kaum jemand noch große Mühe gemacht, weil das Ende der Spinne wohl schon absehbar war.

Die Übersetzerin hat auch wieder in die Schublade der abgegriffensten Fehler gegriffen. Jameson erzählt auf der Party vom Mayor (Bürgermeister), im Deutschen wird daraus ein Major. Ned Leeds lästert über Jameson "I still can't believe one man can hold so much hot air" (also frei übersetzt: wie kann ein Mann nur soviel Dampf plaudern), bei Williams heißt es "bin immer noch überrascht, dass ein Mann soviel Gestank verbreiten kann" :D

Auf der letzten Seite sieht man das Zifferblatt einer Kirchturmuhr. Die 4 auf dem Zifferblatt wird da durch das römische IV dargestellt. Hat jetzt gar nichts mit der Story zu tun, mir ist das trotzdem aufgefallen, denn bis auf einige Ausnahmen (z.B. Big Ben in London) wird die 4 auf Zifferblättern mit römischen Ziffern fast immer durch IIII dargestellt, auch auf den New Yorker Kirchturmuhren. Aber gut, in einer Story mit einem vererbten privaten Atomkraftwerk muss man nicht darüber grübeln, ob es in Manhattan überhaupt so ein Zifferblatt gibt.

Peter L. Opmann 10.04.2019 10:58

Mit meiner Bemerkung über den Zeichenstil meinte ich etwas anderes. Klar, Tante May im Hochzeitskleid sieht oft ziemlich bizarr aus. Und die Wiedererkennbarkeit mancher Figuren hält sich in Grenzen. Aber generell hat das Trio Andru, Giacoia und Hunt wohl gut zusammengearbeitet. Die Hintergründe sind immer wieder gut ausgearbeitet, die beiden Hubschrauber sehen ganz gut aus, es wird auch nicht mit großen Gesichtern in großen Panels gearbeitet, um mit einer Seite schnell fertig zu sein. Bei Romita und Gil Kane kam das durchaus vor. Romita litt vor allem unter wechselnden Inkern, man sah seinen Zeichnungen aber mitunter auch den Zeitdruck an. Kane begann mit einer toll gezeichneten Ausgabe und wurde dann selbst immer schludriger.

jakubkurtzberg 10.04.2019 12:22

@Phantom:
Mir gefallen Deine Bemerkungen zu den Übersetzungsfehlern gut. Schön auch immer mit Originalzitat. Hast Du diese Sachen irgendwo notiert - und falls ja, hast Du das für die ganze Serie gemacht? Das wäre sehr reizvoll für den Nuff-Blog, finde ich.

Hinnerk 10.04.2019 16:01

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 585398)


Wir haben wieder ein Miniposter im Heft (die Lokalisierung wichtiger Spinne-Schauplätze in New York), ...

Das stammt aus The Amazing Spider-Man Annual 5.

Peter L. Opmann 10.04.2019 18:11

Romita-Zeichnungen collagiert mit einer New-York-Karte.

Peter L. Opmann 13.04.2019 18:21

Spinne (Williams) 133

Erscheinungstermin: 4/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 132
2) Mighty Thor # 148

Story-Titel:
1) Metallos Meisterplan!
2) Das Chaos!

Original-Storytitel:
1) The Master Plan of the Molten Man!
2) Let there be… Chaos!

Zeichnungen:
1) John Romita / Paul Reinman / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45857.jpg

Kurz vor Toreschluß (bei Williams) kehrt John Romita zurück, aber nur als Urlaubsvertretung. Und mit ihm taucht eine Figur aus der Ditko-Ära wieder auf: Metallo. Seit „Spinne“ # 36 war von ihm nichts mehr zu sehen. Ich finde die Story ganz ansprechend. Aus Metallos Auftritt wird ein hübsches Rätsel gemacht, und daneben haben Conway und Romita noch ein paar weitere Rätsel hineingepackt. Der glühende und geschmolzene Fußabdrücke hinterlassende Metallo erinnert mich an die biologisch veränderten Gestalten in „Iron Man 3“, also aus dem Marvel Cinematic Universe. Was mit Metallo geschehen ist, muß man allerdings abwarten. Diese Episode hat einen zweiten Teil. Vorerst stürzt Metallo auf einen Hydranten, der ihn spürbar abkühlt.

Das Duell der Supertypen ist ziemlich konventionell: Metallo bedrängt die Spinne hart, das Duell endet unentschieden, aber die Spinne ist schwer mitgenommen. Am Ende bricht Peter Parker völlig entkräftet zusammen, und es stellt sich die Frage, ob er wieder mal von einer Grippe außer Gefecht gesetzt ist. Außerdem: Liz Allen taucht wieder auf und hat offenbar große Probleme. Und Peter spürt Metallo zusammen mit seinem Redaktionskollegen Ned Leeds hinterher, wobei Leeds anscheinend ebenfalls schwer verletzt wird. Hoffen wir auf Aufklärung im zweiten Teil.

Die Grafik von Romita finde ich doch deutlich attraktiver als die von Andru. Als ich mir 1979 das Heft kaufte, hat er mir sicher auch besser gefallen, aber richtig Lust auf die Serie hätte ich wohl nur wieder bekommen, wenn sich Gil Kane wieder ans Zeichenbrett gesetzt hätte. Die Qualitäten von Romita sind mir erst viel später wirklich aufgefallen. Interessant aber: Romita hat damals sein eigenes Inkerteam mitgebracht, dabei den Veteranen Paul Reinman. Das Cover kommt mir verdruckt vor – viel zu dunkel. Der Heftaufbau bleibt gleich: Zwei Füllseiten mit einem Mad-artigen Beitrag: Wie sähe die Spinne von anderen Künstlern gezeichnet aus (unter anderem eine dicke Spinne in Superman-Pose)? Ein Marvel Mini Markt und die Monatsvorschau, die letzte vor der Einstellung des Titels.

Peter L. Opmann 14.04.2019 08:31

Hat mich jetzt doch interessiert, wie die Story ausgeht.

Spinne (Williams) 134

Erscheinungstermin: 4/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 133
2) Mighty Thor # 148

Story-Titel:
1) Metallo bricht aus!
2) ohne Titel (Das Chaos!)

Original-Storytitel:
1) The Molten Man breaks out!
2) Let there be… Chaos!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia / Dave Hunt
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45858.jpg

Am Ende platzt Metallo wie eine Seifenblase. Wieder geht es hier um Radioaktivität – das scheint Anfang der 70er Jahre ein großes Thema gewesen zu sein. Die Rätsel der vorherigen Ausgabe werden einigermaßen schlüssig aufgeklärt. Metallo sammelt also Isotope ein, mit denen er hofft, den Zersetzungsprozeß, den seine goldene Haut durchmacht, stoppen zu können (fragt sich nur: Warum hat all die Zeit, in der er im Gefängnis saß, niemand versucht, ihm zu helfen?). Die Story bleibt auch durchaus spannend. Der Umgang mit der Figur Metallo gefällt mir nicht. Denn er kämpft letztlich darum, von den Veränderungen seines Körpers nicht vernichtet zu werden, wird aber wie ein 08/15-Superschurke behandelt und stirbt am Ende, ohne daß ihm irgendwer eine Träne nachweint. In meinen Augen behandelt Conway Metallo wie den Vampir Morbius; er hätte aber eine einfühlsamere Verwendung verdient gehabt. Der Wolfsmensch wurde ja auch von seinem Leiden kuriert – hinter dem verbirgt sich aber eine wichtige Nebenfigur, John Jameson.

Ross Andru ist wieder da und liefert wieder – zusammen mit seinen Inkern – solides Handwerk ab. Das Cover ist erneut von Romita, und dieser Kampf auf dem Dach der S-Bahn hat mich ein bißchen an „Spider-Man 2“, den Blockbuster von Sam Raimi, erinnert, wenngleich Spidey hier nicht die Bahn mit seinem Netz vor dem Absturz bewahren muß. Der redaktionelle Teil ist nach wie vor unverändert. Auf zwei Sonderseiten wird uns diesmal ein „Blick in Peters Bude“ gewährt, gezeichnet in einem an Romita erinnernden Stil von Larry Lieber, Stan Lees jüngerem Bruder.

Phantom 14.04.2019 16:36

Zitat:

Zitat von jakubkurtzberg (Beitrag 585421)
@Phantom:
Mir gefallen Deine Bemerkungen zu den Übersetzungsfehlern gut. Schön auch immer mit Originalzitat. Hast Du diese Sachen irgendwo notiert - und falls ja, hast Du das für die ganze Serie gemacht? Das wäre sehr reizvoll für den Nuff-Blog, finde ich.

Nein, ich habe das leider weder für die ganze Serie gemacht noch mir weitere Sachen notiert. Alles, was mir interessant schien, habe ich hier gepostet.

Vor knapp 20 Jahren, als ich die ersten Marvel Essentials bekam und die Marvels aus den 60ern zum ersten Mal im Original lesen konnte, wollte ich die Williams-Hefte mit den Original-Heften vergleichen, vor allem, was die Zeichnungen anging (gab es Retuschen, wurden Seiten weggelassen etc.). Die Texte habe ich erst im zweiten Schritt verglichen, eher stichprobenartig. Einige der gefundenen Stilblüten hatte ich mir notiert; diese Notizen habe ich vielleicht sogar noch, aber im Moment weiß ich nicht, wo ich danach suchen sollte.

Für diesen Thread habe ich - wenn Zeit war - meine (nicht kompletten) Williams-Hefte und die Originale noch einmal gelesen. Mittlerweile kann ich beim genauen Lesen der deutschen Hefte schon recht gut prognostizieren, wo da in der Übersetzung wohl etwas schief gegangen ist; wenn die Figuren im Deutschen scheinbar aneinander vorbeireden, liegt das meist an der Übersetzung.

Ich habe ja auch immer ein leicht schlechtes Gewissen bei der Auflistung. Es ist natürlich einfach, sich über Fehler anderer lustig zu machen, wenn man nicht genau weiß, wie stressig das damals zugegangen ist. Das waren ja wohl alles Leute Ende 20 damals und keine ausgebildeten Übersetzer, die haben das eben so gut gemacht, wie sie es konnten. Ich hätte mit Ende 20 jedenfalls diese ganzen Slang-Ausdrücke auch nicht alle gekannt. Was ich nur nicht verstehe: es hätte doch zumindest auffallen müssen, wenn manche Dialoge im Deutschen keinen Sinn ergeben.

Ich habe noch nie irgendetwas professionell und zu dem Zweck übersetzt, dass andere das dann lesen können; ich habe daher keine Ahnung von den Rahmenbedingungen. Weiß irgendjemand, wieviel Zeit und/oder Geld die Übersetzung einer 20seitigen Story bedeutete? Wir sprechen von den Siebzigern, da gab es keine Computer. Ich vermute, die Übersetzungen wurden erst handschriftlich gemacht, vielleicht überarbeitet (die Übersetzungen müssen ja auch in den vorhandenen Sprechblasenplatz passen) und dann mit der Schreibmaschine abgetippt, bevor sie zu den Letterern gingen. Wie lange durfte die Übersetzung (einschließlich Abtippen) einer Story dauern? Ich würde für mich wohl mit einem Arbeitstag rechnen. Ist das realistisch oder hatten die Leute damals vielleicht viel weniger Zeit?

Phantom 14.04.2019 16:54

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 585653)
Spinne (Williams) 133

Ich teile alle Deine Einschätzungen. Die Story ist ganz ok, die Zeichnungen sind auch in Ordnung. Dass mit Liz Allen eine fast vergessene Figur wieder eingeführt wird, hat mir damals gut gefallen.

An Ungenauigkeiten von Williams fällt mir auf: Paul Reinman wird als "Paul Reiman" bezeichnet, in den Credits steht "P. Goldberg Tusche", aber Petra Scotese (Pseudonym Petra Goldberg) war Colorist, nicht Inker (im Original steht das auch korrekt). Ein Übersetzungsfehler für den New-York-Insider: auf Seite 6 steht bei Williams "Lower East Side nahe 9. Avenue"; die 9th Avenue liegt aber im Westen Manhattans (geht u.a. durch Hell's Kitchen), es müsste also "lower west side" heißen.

Phantom 14.04.2019 17:27

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 585671)
Spinne (Williams) 134

Mit diesem Post möchte ich an Herrn Hilpert erinnern. Ihr kennt Herrn Hilpert nicht, aber wenn Ihr in den 60er oder 70er Jahren aufgewachsen seid, kanntet Ihr sicher Euren eigenen Herrn Hilpert, der nur anders hieß. Herr Hilpert ist seit mindestens 25 Jahren tot, er führte mit seiner Frau ein winziges Zeitschriften- und Schreibwarengeschäft, nur fünf Minuten von meiner Grundschule entfernt. Bei ihm kauften wir meine Schulhefte, bei ihm gab es im Sommer selbst gemachtes Eis (Vanille, Schoko und Aprikose; mehr Auswahl gab es nicht, aber die haben wir auch nicht vermisst; 30 Pfennige die Kugel, später 40, 50 und [Skandal!] sogar 60 Pfennige) und das ganze Jahr über Süßigkeiten (Lakritz, Saure Drops, Zuckererdbeeren) einzeln (5 Pfennige das Stück) im Papiertütchen. Und ich kaufte dort (oder ließ mir kaufen) einen großen Teil meiner Comics im Alter zwischen 6 und 12 Jahren. Der Laden war so klein, dass er gar nicht alle Comics führte, die es damals gab (die Bastei-Sammelbände gab es z.B. nur bei Condi [beim "Konsum", wie alle im Dorf sagten]). Aber ich war - trotz beschränkter Finanzmittel - einer seiner besten Comic-Kunden, und so schenkte mir Herr Hilpert ab und zu ein Comic-Heft, das er nicht mehr verkaufen oder zurückgeben konnte.

Warum schreibe ich das hier? Weil ich von ihm damals "Die Spinne 134" geschenkt bekam. Eigentlich war damals gerade eine frühere Spinne (wohl 15 oder 20 Nummern früher) in der Auslage, die ich mir auch kaufen wollte. Herr Hilpert erzählte mir, dass in der Lieferung seltsamerweise auch ein einziges Exemplar mit Nummer 134 war. Er könne sich das nicht erklären, könne dieses eine Heft aber schlecht verkaufen, und so dürfe ich das umsonst mitnehmen. (Ich erkläre mir das heute so, dass Bayern im Phasenvertrieb ganz am Ende dran war und deshalb mit den Spinne-Heften um einige Nummern hinter Hamburg hinterherhinkte, aber dieses eine "aktuelle" Heft wohl aus Versehen mit nach Bayern geschickt worden war.) Ich war natürlich überglücklich, zwei Spinne-Hefte zum Preis von einem, noch dazu offenbar ein Heft aus der Zukunft. Nicht nur deswegen werde ich immer an Herrn Hilpert denken; was wäre meine Kindheit ohne ihn und seine Comics gewesen.

Wegen dieser besonderen Erinnerung mag ich über das Heft nichts Negatives sagen. Ich finde Ross Andrus Zeichnungen hier auch gar nicht schlecht. Die Story ist zumindest durchschnittlich, wenn auch über die Auswirkungen von Radioaktivität arg naiv berichtet wird (nach einiger Zeit scheint sie wie bei einer überstandenen Grippe schon nicht mehr so schlimm zu sein).

Peter L. Opmann 19.04.2019 08:58

(Williams) 135

Erscheinungstermin: 4/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 134
2) Mighty Thor # 149

Story-Titel:
1) Gefahr ist ein Mann namens… Tarantula!
2) Wenn ein Held fällt!

Original-Storytitel:
1) Danger is a Man named… Tarantula!
2) When falls a Hero!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia / Dave Hunt
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45859.jpg

Die Ausgaben der jüngsten Zeit erschienen in USA, als Williams in Deutschland gerade startete. Zwei bis drei Jahre später hätte man bei gleichem Veröffentlichungsrhythmus die US-Veröffentlichungen eingeholt. Stattdessen war hier wohl wirklich schon das Ende bei Williams abzusehen. Die Miniposter ersetzen den redaktionellen Teil, für den keine Notwendigkeit mehr bestand oder zumindest die Kapazitäten fehlten. Richtige Auflösungserscheinungen sind nicht zu sehen; mir blieb mit 13 Jahren verborgen, daß es nun bald aus war mit „Die Spinne“. Immerhin erschien „Horror“ noch eine ganze Weile lang weiter, von jeher aber ohne redaktionelle Bestandteile.

Ich kann mich noch erinnern, daß Tarantula in diesem Heft die Spinne mit seinen spitzen Stiefeln trifft. Auch daß der Bestrafer wieder mitmischt, war mir noch dunkel im Gedächtnis. Es handelt sich erneut um den Auftakt eines Zweiteilers – das scheint sich in dieser Zeit zum Standard entwickelt zu haben. Und wie in vielen Fällen ist er recht gut gelungen. Peter Parker macht mit Flash, Liz und Mary-Jane eine Schiffsrundfahrt auf dem Hudson River. Dabei wird das Schiff von Tarantula und seinen Komplicen Juan und Hidalgo gekidnappt. Die drei sind eindeutig südamerikanisch charakterisiert. Peter greift zwar als Spinne ein, merkt aber, daß ihm die Netzflüssigkeit ausgeht, und deshalb kehrt er kurz in sein Apartment zurück, um Nachschub zu holen, entert dann wieder das Schiff, wird aber von Tarantula zweimal gestochen, weil sich Flash ungeschickt in den Kampf einmischt. Ein Gift beginnt, ihm das Bewußtsein zu rauben; in diesem Moment taucht unversehens der Bestrafer auf und will – natürlich – die Spinne exekutieren.

Inhaltlich habe ich an der Episode nichts auszusetzen – allerdings wissen wir noch nicht, woher Tarantula kommt, wer er ist und was er mit der Schiffsentführung bezweckt – vom Punisher, der erstmal nur für den Cliffhanger gebraucht wird, ganz abgesehen. Auch das Zeichnerteam hält weiter seinen Qualitätsstandard. Diesmal drei Miniposter: Spinne und Kraven (Ditko) sowie Thor (Kirby).

Peter L. Opmann 21.04.2019 16:53

(Williams) 136

Erscheinungstermin: 5/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 135
2) Mighty Thor # 149

Story-Titel:
1) Schüsse im Central Park!
2) ohne Titel (Wenn ein Held fällt!)

Original-Storytitel:
1) Shoot-out in Central Park!
2) When falls a Hero!

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45860.jpg

Dies ist zwar erst die vorletzte Williams-„Spinne“, aber die Redaktion läßt uns schon hier in einem kurzen Editorial wissen, daß dieser Titel nun auch eingestellt wird und über neue Titel „noch nichts Konkretes“ mitgeteilt werden kann. Mich hat das damals nicht so getroffen, jedenfalls nicht so sehr wie der Tod von Gwen Stacy, weil ich mit Ross Andrus Zeichnungen, wie erwähnt, aber etwas zu Unrecht nicht zufrieden war. Kam da eigentlich nochmal was, oder blieb es bei 65 weiteren Ausgaben „Horror“ und „MAD“? Der Großteil dieser Seite wird mit Kleinanzeigen aufgefüllt, „die in den vergangenen Tagen auf unseren Tisch flatterten“. Auf dem Backcover begegnen wir den drei Hexen aus DCs „Witching Hour“, die uns um Mitternacht zum Kiosk einladen – natürlich um das neue „Horror“ zu kaufen.

Die Auflösung der Tarantula-Story reißt mich nicht vom Hocker. Der Bestrafer, der erkannt hat, daß die Spinne wohl doch nicht schuldig ist, hat die Vergangenheit des Südamerikaners recherchiert, und da versammeln sich die üblichen Südamerika-Klischees: Revolution, Militärjunta, Diktatorenpläne. Schließlich reist Tarantula illegal nach New York und will mit dem entführten Ausflugsdampfer einfach ein bißchen Lösegeld erpressen. Vereint können die Spinne und der Bestrafer ihn, Juan und Hidalgo außer Gefecht setzen. Und der Bestrafer will seine eigene Geschichte der Spinne ein andermal erzählen.

Flash schöpft derweil Verdacht, was es bedeuten könnte, daß Peter Parker genau in dem Moment vom Schiff verschwand, als die Spinne auftauchte. Peter gibt vor, er sei über Bord gegangen, was eigentlich gar nicht eine so schlechte Ausrede ist. Am Ende findet Harry Osborn in Peters Zimmer ein Spinne-Kostüm und verschwindet finsteren Blickes in dem Lagerhaus, das seinem Vater als Hauptquartier diente, wenn er der Grüne Kobold war. Außerdem in diesem Heft: Eine Doppelseite, die darüber spekuliert, was Peter mit seinen Spinnenkräften tun könnte, wenn er Baseball- oder Footballspieler oder Weitwerfer wäre. Ich vergaß übrigens zu erwähnen, daß die Spinnen-Storys seit einiger Zeit nur noch 18 Seiten lang sind.

Phantom 22.04.2019 14:33

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 585873)
(Williams) 135

Noch ein paar Bemerkungen von mir. Das Cover ist wieder eine kleine Lüge. Man sieht zwei Polizisten auf dem entführten Schiff; allerdings sind (in der Story im Heftinneren) ja überhaupt keine Polizisten an Bord.

Auf Seite 4 sieht man im zweiten Panel im Hintergrund ein halb verdecktes Schild "BACKG.. HU.." Dave Hunt tritt also in die Fußstapfen von Tony Mortellaro. Das Schiff, das dann entführt wird, trägt laut Seite 4 unten den Namen "Benjamin", das ist der Name von Dave Hunts Sohn.

Die vielen Mini-Poster in Williams' Endzeit sind mir damals negativ aufgefallen; die Redaktion wusste wohl nicht, was man sonst mit den Seiten machen sollte, die wegen der kürzeren Spinne-Geschichten frei wurden.

Jameson telefoniert mit Abe Beame, der 1974 tatsächlich Bürgermeister von New York wurde. Weil Beame ihn zur Bereitstellung des geforderten Lösegelds zwingt, sagt Jameson im Original "John Lindsay, wo bist du, wenn ich dich brauche". Lindsay war Beames Vorgänger im Amt. (Bei Williams heißt es "lieber Gott, wo bist du, wenn ich dich brauche"; klar, niemand hätte diese Anspielung auf reale Personen verstanden.)

Peter L. Opmann 22.04.2019 15:20

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 586012)
Die vielen Mini-Poster in Williams' Endzeit sind mir damals negativ aufgefallen; die Redaktion wusste wohl nicht, was man sonst mit den Seiten machen sollte, die wegen der kürzeren Spinne-Geschichten frei wurden.

Ja, ging mir auch so. Diese Miniposter stammten erkennbar aus einer längst vergangenen Zeit und waren um 1974 bei Marvel wohl nicht mehr üblich. Aber was hätte die Redaktion mit den Seiten machen sollen? In der Williams-Frühzeit wurde da ja Erfreuliches geleistet: Seiten übers Lettern, über interessante bis skurrile US-Neuveröffentlichungen, über politische Aspekte von Comics und so weiter. Es wurde ja bis zum Schluß darüber geredet, daß angeblich neue Titel geplant waren, aber da keine Einblicke in die US-Produktion mehr gewährt wurden, war das höchstens eine vage Idee, wenn es auch lizenztechnisch vielleicht gegangen wäre. Aber unter den schlechten Möglichkeiten, die Seiten zu belegen, waren die alten Miniposter vielleicht noch die beste.

Phantom 22.04.2019 19:59

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 585976)
(Williams) 136

Am Cover fällt auf, dass Robertson einen seltsam schmalen Kopf hat (was daran liegt, dass der linke Zentimeter der Zeichnung wieder von Williams ergänzt wurde), dass Mary Jane grüne Haare hat und dass sich der Teil mit dem Bestrafer vom Original unterscheidet: im Original tritt Mündungsfeuer aus dem Maschinengewehr, dieses Mündungsfeuer fehlt bei Williams. Sollte das Cover entschärft werden? Im Internet habe ich aber das Cover einer italienischen Version gefunden, wo das Mündungsfeuer auch fehlt. Ist das also doch nicht von Williams entschärft worden, sondern kam schon so aus USA? Falls das so war, wo wurde in den USA die entschärfte Version veröffentlicht? Wird kaum noch zu klären sein.

Die Auflösung dieser Story überzeugt mich heute auch nicht. Zum einen: wie konnte der Bestrafer denn unerkannt auf das Schiff kommen, und wie konnte ihm entgehen, dass die Spinne offensichtlich nichts mit den Entführern zu tun hatte? Zum anderen ist die dicke Dosis politische Moral über südamerikanische Diktatoren und Verräter von Revolutionen schon etwas zuviel. Aber es gab auch schon schlechtere Conway-Andru-Geschichten.

Klitzekleine Nörgelei noch zur Übersetzung: zum Museum im Fort-Tryon-Park sagt die Spinne "das ist ein uraltes Kloster". Man kann sich einerseits fragen, was in Manhattan denn überhaupt "uralt" sein kann, aber da haben die Amerikaner natürlich ein anderes Zeitgefühl als Europäer. Aber im Original steht auch nichts von "uralt" und eigentlich auch nichts von einem Kloster; das Museum heißt "The Cloisters", gehört zum Metropolitan Museum und zeigt mittelalterliche Kunst und Architektur, u.a. mehrere Kreuzgänge, die aus französischen Klöstern zusammengeklaubt und nach New York verschifft wurden. Aber das muss Peter Parker als Naturwissenschaftler natürlich nicht so genau wissen.

Die Ankündigung, dass die Spinne eingestellt wird, hat mir damals nicht gefallen. Ich habe dann Horror aus alter Verbundenheit bis fast zum Ende weitergekauft. Als Condor später das Spinne-Heft wiederbelebte, war ich wieder dabei, auch am Anfang bei den ganzen Taschenbüchern. Aber das gute alte Marvel-Gefühl wollte sich nicht mehr einstellen; es lag an der Condor-Aufmachung, klar, aber sicher auch daran, dass ich einfach älter geworden war. Barks, Gottfredson, Franquin, Giraud, Raymond, Foster, Williamson, das waren jetzt meine Helden, da kamen Superhelden-Comics mit ihrem einfachen Strickmuster einfach nicht mehr mit (ist natürlich nur meine persönliche Meinung).

Peter L. Opmann 22.04.2019 20:40

"Die Ankündigung, daß die Spinne eingestellt wird, hat mir nicht gefallen" klingt ja nicht sehr emotional aufgewühlt. Aber bei mir war's ähnlich. Wenn ich das große Titelsterben nach der 33. Produktion mitbekommen hätte, hätte mich das sicher geschockt, aber sowohl "Spinne" als auch "Rächer" und "Fantastische Vier" endeten bei Williams, als die Silver Age-Phase gerade vorüber war. Deshalb hatte ich mich von diesen Serien gerade so etwas gelöst.

Auch ich habe Condor dann noch eine Weile weitergelesen, aber daß das nicht mehr dasselbe war, lag vor allem daran, daß es keine Kontinuität mehr gab. Soweit ich mich erinnere, waren die ersten Condor-Taschenbücher schon am Kiosk, als die letzten Williams-Ausgaben rauskamen (jedenfalls an meinem Kiosk). Es war irgendwie seltsam: Bei "Rächer" und "Fantastische Vier" wurden ja anfangs einige der ersten Hefte nachgedruckt. Da wußte ich nicht so recht, was ich davon halten sollte. Ich hatte damals längst noch nicht alle diese Ausgaben, aber das Miniformat störte. Bei der "Spinne" wurde einfach mitten hineingesprungen (teils mit "Team up"- oder "Spectacular Spider-Man"-Ausgaben). Da war also die Kontinuität gleich im Eimer.

Die frankobelgischen Alben hatte ich vorher via "Zack" schon ein bißchen mitgelesen. Das große neue Ding waren für mich etwas später "Schwermetall" und "U-Comix". Die habe ich mir wieder regelmäßig gekauft, ebenso "Pilot" und "Vampirella".

Peter L. Opmann 24.04.2019 22:11

(Williams) 137

Erscheinungstermin: 5/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 136
2) Mighty Thor # 150

Story-Titel:
1) Der Grüne Kobold lebt wieder!
2) Selbst im Tod…

Original-Storytitel:
1) The Green Goblin lives again!
2) Even in Death…

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia / Dave Hunt
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee

http://comicguide.de/pics/medium/45861.jpg

Das ist eine bemerkenswerte letzte Ausgabe. Ich wußte ja schon seit # 136, daß dies das Ende war, und ich habe das Heft daher zweifellos mit besonderen Augen gesehen. Der Einstieg in die Story war für mich irritierend. Man sieht Peter und Mary-Jane in New York flanieren, und zwar vor einer ziemlich künstlich wirkenden Kulisse, auch wenn Kenner vielleicht sogar erkennen können, wo sie sich befinden. Auch der Blick auf das Paar ist ungewöhnlich. Nie haben wir so lange zugesehen, wie Peter und Gwen einen freien Nachmittag verbracht haben. Als sie Peters Apartment betreten wollen, fliegt die Tür in die Luft. Peter rettet MJ möglicherweise, indem er sie vor der Detonation mit seinem Körper abschirmt. Aber sie ist bewußtlos und muß ins Krankenhaus. Die Wohnung ist verwüstet. Weil er weiß, daß gleich die Polizei kommt, läßt Peter eben noch seine Spinne-Ausrüstung verschwinden. Dann begleitet er MJ in die Klinik. Er erinnert sich an Gwens Tod, und sein Verdacht wächst, daß der Grüne Kobold (jetzt verkörpert von Norman Osborns Sohn Harry) hinter dem Anschlag steckt. Er sucht das Lagerhaus auf, in dem der Kobold sein Versteck hatte. Tatsächlich taucht sein alter Feind nach einiger Zeit dort auf. Peter weiß, daß es Harry ist, und Harry hat inzwischen ebenso erkannt, daß Peter hinter der Maske der Spinne steckt. Peter ist davon überzeugt, daß Harry durchgedreht ist. Nach etwa vier Seiten Klopperei setzt der Kobold die Spinne durch Betäubungsgas außer Gefecht und will sie mit einem Energiestrahl aus seinen Handschuhen töten, aber der Saft ist alle. Der Kobold springt auf seinen Jetbesen und verschwindet.

Man kann den Eindruck gewinnen, das sei wirklich das Ende der Geschichte, obwohl man später bei Marvel Deutschland nachlesen konnte, daß die Spinne sich an die Fersen des Kobold heftet und es zum – vorläufig – finalen Duell kommt. Aber es fehlt hier alles, was an einen Cliffhanger erinnern könnte. Stattdessen wird eine kleine Szene angehängt, die wie etwas schief angeklebt wirkt, wie eigens für das letzte Heft ausgesucht (die aber wirklich hierher gehört). Peter kommt aus dem Büro von Jonah Jameson. Er hat um Urlaub gebeten, aber keinen bekommen (wieso will er plötzlich Urlaub?). Nun ist er entschlossen zu kündigen. Betty Brant, Jonahs altgediente Sekretärin und einst Peters Freundin (lang ist’s her), versucht, ihn zu beruhigen. Er antwortet: „Vergiß es! Ich habe genug von Leuten, die sich in meine Angelegenheiten einmischen! Von jetzt an macht Peter Parker es allein… und glaub‘ mir, Betty… ich will es auch nicht anders.“ Damit verläßt er das Büro – gewissermaßen endgültig. Und nun fügt die Williams-Redaktion einen kleinen Text an, der sich garantiert in der US-Ausgabe nicht findet: „Harte Worte… aber leider sind sie wahr. Und auch wir müssen uns von der Spinne verabschieden, denn, wie der Grüne Kobold schon sagte: Dies ist das Ende der Spinne! Die Spinne ist hiermit eingestellt; ihr haltet das letzte Heft in den Händen. Näheres ist auf der Leserbriefseite zu erfahren. Adieu, Marvelianer!“

Damit ging mir die Einstellung des Magazins dann doch etwas an die Nieren. In diesem Heft werden keine Miniposter mehr untergebracht; vielmehr bringt die Redaktion noch soviel „Thor“, wie möglich – elf Seiten. Hier wird allerdings mitten in der Handlung abgebrochen. Thors Gefährte Balder ist in die Hände von Trollen gefallen, während Thor selbst sogar gestorben ist und noch nicht erfaßt hat, daß er als Geist seinem Gegner, dem Zerstörer, nichts mehr anhaben kann. Auch hier eine letzte Bemerkung der Redaktion: „Auch von Thor und seinen Freunden müssen wir uns für immer verabschieden, Freunde! Seid nicht traurig, vielleicht kommt er eines Tages wieder! Trotz allem… wir vergessen euch bestimmt nicht! Adieu! MMT!“ Ein Epitaph mit kleinen stilistischen Schwächen, aber was soll’s. Thor – und auch die Spinne – kam ja tatsächlich recht bald zurück. Aber die Williams-Ära der Marvels war damit zuende. Und ich sage noch heute, 40 Jahre später: Schade eigentlich.

Marvel Boy 25.04.2019 07:02

:fiade1:

FrankDrake 25.04.2019 07:28

@Peter

Es war schön, danke

Marvelianer 25.04.2019 07:41

Von mir auch ein sehr schön. Mit einer Ausnahme lieber Peter Du bis 1977 vom
Weg abgekommen, darum ist dieser Eintrag

(Williams) 137 Erscheinungstermin: 4/1979

leider falsch , die Spinne Williams endete im Mai 1979 mit den Nummern 136/137
im Phasengebiet Nielsen I :wink:

Peter L. Opmann 25.04.2019 07:53

Oh, wo habe ich mich da verzählt? Aber ich muß gestehen, die Veröffentlichungsdaten waren für mich gar nicht sooo wichtig. Ich denke auch, ich habe mir "Spinne" # 137 irgendwann im Sommer 1979 gekauft. Da war ich dann immerhin schon 14.

Jetzt will ich mich noch an einer Gesamtwürdigung der "Williams-"Spinne" versuchen. Dafür muß ich aber erst nochmal ein paar Tage lang in mich gehen. :D

Phantom 25.04.2019 09:30

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 586126)
(Williams) 137

Zitat:

Man sieht Peter und Mary-Jane in New York flanieren, und zwar vor einer ziemlich künstlich wirkenden Kulisse, auch wenn Kenner vielleicht sogar erkennen können, wo sie sich befinden.
Die erste Seite sieht vor allem deswegen total künstlich aus, weil die Perspektive überhaupt nicht passt. Peter und MJ laufen über eine Straße, die von Hochhäusern und Wolkenkratzern gesäumt wird. Jeder, der schon mal vor dem "Problem" stand, in New York oder einer anderen Stadt einen Wolkenkratzer zu fotografieren (am besten auch noch so, dass eine Person im Vordergrund steht), weiß, dass das nicht geht. Die Gebäude sind viel zu hoch und man ist viel zu nah dran. Die Gebäude im Hintergrund der Splash-Page müssten daher weit über den oberen Rand der Seite hinausragen, tatsächlich sind sie am Papier nur ein paar Zentimeter höher als die Figuren im Vordergrund. Deswegen wirkt der Hintergrund wie eine verkleinerte Pappkulisse.

Die Kirche auf Seite 3 müsste die St. Patrick's Cathedral sein (auf der Fifth Avenue). Heute ist sie eigentlich ringsum von Hochhäusern umgeben; ob das 1974 noch nicht der Fall war oder ob das nur zeichnerische Freiheit ist, kann ich nicht sagen.

Zur Doppelseite 12/13 fällt mir ein, dass es laut Mark Evanier bei Marvel ungefähr um 1974 herum die Anweisung an die Zeichner gab, von den 18 Seiten einer Story immer eine Doppelseite im Querformat auf eine "normale" Seite Zeichenpapier zu zeichnen. Marvel hat dann nur für 17 Seiten gezahlt. (Frechheit!) Die Doppelseite wurde dann also kleiner gezeichnet als der Rest und war daher meist weniger detailreich. Ob das für die Story hier im Heft zutraf, weiß ich nicht, aber beim Betrachten der Seiten 12/13 kann man sich das gut vorstellen.

Die Story selber ist aus heutiger Sicht nicht sehr originell. Dass Harry weiß, dass Peter die Spinne ist, wurde uns jetzt schon mehrere Hefte lang mitgeteilt. Die ständigen Rückblenden zum Tod von Gwen in fast jedem Heft langweilen auch etwas (ich verstehe natürlich, warum Conway das gemacht hat). Und dann sind wieder die Batterien beim Grünen Kobold in dem Moment aus, in dem er der Spinne den Todesstoß versetzen will (das hatten wir doch auch schon mehrmals; erst neulich waren die Patronen mit der Netzflüssigkeit ganz überraschend leer).

Das Ende fand ich damals sehr unbefriedigend, denn ich finde schon, dass das ein echter Cliffhanger ist: Harry entkommt und droht der Spinne damit, ihre Geheimidentität zu enthüllen. Was kann sie dagegen tun? Dann kündigt Peter auch noch beim Daily Bugle, wo soll da in Zukunft Geld herkommen? Und dann war die Frage nach Tante May: früher haben wir ständig erfahren, wie es ihr geht, jetzt hatten wir sie seit einigen Ausgaben nicht mehr gesehen. Und nun blieb das alles auf Dauer offen, weil die Spinne eingestellt wurde. Sehr schade.

Phantom 25.04.2019 10:18

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 586027)
"Die Ankündigung, daß die Spinne eingestellt wird, hat mir nicht gefallen" klingt ja nicht sehr emotional aufgewühlt.

Erinnerungen an die Kindheit spielen einem ja oft Streiche. Das Gedächtnis vermischt manche Sachen, verändert zeitliche Reihenfolgen. Fand man bestimmte Erlebnisse damals wirklich so schön oder schlimm, wie man heute denkt?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das Ende der Williams-Spinne schade, aber nicht dramatisch fand; vermutlich, weil es ein schleichender Tod war. Ich habe die Williams-Marvels mit Superband 12 entdeckt; ab da habe ich die Superbände regelmäßig und zeitgleich die regulären Hefte sporadisch gekauft (oder gekauft bekommen). Das heißt, ich wusste schon, dass es am Kiosk nur noch Spinne, FV und Rächer gab, während in den Superbänden noch die pralle Marvel-Welt ausgebreitet wurde. Als dann im Laufe der Zeit in den Superbänden klar wurde, dass nach der 33. Produktion ganz viel eingestellt wurde, war das schon traurig, weil ich gern gewusst hätte, wie es mit dem Hulk, mit Dracula, mit Doktor Strange usw. weitergegangen wäre. Als schließlich auch die Rächer und die FV eingestellt wurden, war das wiederum eine dunkle Stunde. Ich weiß nicht, ob mir damals klar war, dass das ja bedeuten musste, dass es dem Verlag schlecht ging und deswegen auch die Spinne nicht mehr lange durchhalten würde, vermutlich nicht. Aber die Einstellung der Spinne war dann nicht mehr der große Schock.

Ich habe damals leider kein Tagebuch geführt mit den genauen Daten, wann ich was bekommen habe. Deswegen muss ich das aus heutiger Sicht rekonstruieren: Angefangen habe ich mit 7 Jahren, als die Spinne eingestellt wurde, müsste ich gerade 10 geworden sein. Nur knapp vier Jahre also. Wie schnell vergehen heutzutage vier Jahre, aber diese vier Williams-Jahre sind in meiner Erinnerung mindestens doppelt so lange.

Wann kam dann Condor? In meiner Erinnerung scheint das "viel später" gewesen zu sein, aber die Produktionsdaten sprechen eine andere Sprache. Ich glaube, dass es bei uns am Kiosk mit den Conan-Taschenbüchern anfing und alles andere erst danach kam. Conan hatte mich überrascht und irritiert; es stand ja Marvel auf dem Cover, also wollte ich das haben, aber die Inhalte unterschieden sich doch von dem, was ich von Williams gewohnt war.

Wie ging es weiter? Die Superbände liefen ja bestimmt noch einige Monate nach dem Ende der Spinne weiter. Dann müssten die Condor-Taschenbücher noch zeitgleich mit den letzten Superbänden zu haben gewesen sein, aber das weiß ich nicht mehr.

Horror habe ich weitergekauft. Irgendwann habe ich Williams angeschrieben, ob Kirsten geheiratet hätte (wegen des anderen Nachnamens im Impressum) und ob denn nicht vielleicht doch wieder ein neuer Marvel-Titel erscheint. Frau Vogel hat mir knapp geantwortet: ja (Hochzeit) und nein (Marvel-Titel).

Die Condor-Sachen habe ich dann am Anfang alle gekauft, aber das wurde dann schnell zu teuer (immer mehr Taschenbücher, Alben, Sonderhefte). Manche Taschenbücher schlossen bei mir am Anfang Lücken, weil ich Williams in den Superbänden erst ab ca. der 10. Produktion hatte. Aber natürlich war der MMT-Zauber nicht mehr da, kein Handlettering, in den Taschenbüchern sehr verknappte Dialoge, chaotische Veröffentlichungsreihenfolge. Nach zwei, drei Jahren habe ich mit Condor aufgehört, nur das Spinne-Heft habe bis nach Nummer 100 weitergesammelt.

Parallel zu Condor tauchten aber Williams-Sachen an (für mich) ungewöhnlichen Orten auf. Auf Jahrmärkten bekam ich die Kung-Fu-Taschenbücher als Trostpreis bei Verlosungen (für mich natürlich eher Hauptgewinn als Trostpreis). Immer mal wieder gab es an Tankstellen oder Kiosken in der Pampa (d.h. was ich für die Pampa hielt, also Oberpfalz oder Bayerischer Wald) vereinzelte alte Superbände zu kaufen. Und bei Woolworth, Kaufhalle o.Ä. gab es plötzlich einzelne Williams-Hefte (Frankenstein, Dracula, Thor, Hulk, Spinne, Rächer) für 40 Pfennige das Stück. Wie lange ging das eigentlich so? Laut Erinnerung: viele Jahre, aber es könnte auch sein, dass das nur ein, zwei Jahre nach dem Ende der Spinne so war.

Zitat:

Das große neue Ding waren für mich etwas später "Schwermetall" und "U-Comix". Die habe ich mir wieder regelmäßig gekauft, ebenso "Pilot" und "Vampirella".
Da war ich damals nicht erwachsen genug. Und später - bis heute - eigentlich auch nicht. Diese ganzen "Comics für Erwachsene" haben mich nie interessiert. Aber das kann auch daran liegen, dass eigentlich immer zu wenig Geld (damals) oder zu wenig Zeit (heute) oder beides (Studienzeit) war, um alles zu kaufen und/oder zu lesen, was grundsätzlich interessant sein könnte. Man muss eben eine Auswahl treffen. Bei mir waren das nach der Williams-Ära vor allem Zeitungscomics, Barks und (vereinzelt) klassische Frankobelgier.

Peter L. Opmann 25.04.2019 10:42

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 586137)
Das Ende fand ich damals sehr unbefriedigend, denn ich finde schon, dass das ein echter Cliffhanger ist: Harry entkommt und droht der Spinne damit, ihre Geheimidentität zu enthüllen. Was kann sie dagegen tun? Dann kündigt Peter auch noch beim Daily Bugle, wo soll da in Zukunft Geld herkommen? Und dann war die Frage nach Tante May: früher haben wir ständig erfahren, wie es ihr geht, jetzt hatten wir sie seit einigen Ausgaben nicht mehr gesehen. Und nun blieb das alles auf Dauer offen, weil die Spinne eingestellt wurde. Sehr schade.

Sehe ich anders. Am Ende von "Spinne" # 137 gibt es nichts, was mich direkt auf die nächste Ausgabe neugierig macht. Wird der Grüne Kobold die Geheimidentität der Spinne ausplaudern? Wie sollte das aussehen? In "Spinne" # 138 von Marvel Deutschland ist es ja dann so, daß der Kobold erzählen will, wer die Spinne ist, aber niemand glaubt ihm, weil er ein verrückter Kostümierter ist. Mary-Jane liegt im Krankenhaus, aber es ist nicht so, daß sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert, so daß man extrem um sie bangen müßte. Tante May -taucht nicht auf, wie Du sagst, obwohl man vielleicht schon neugierig gewesen wäre, wie sie die gescheiterte Hochzeit mit Doc Ock verarbeitet hat. Und dann wirft Peter seinen Job beim Daily Bugle hin, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie er nun an Geld für seinen normalen Lebensunterhalt kommen soll. Es ist tatsächlich so: Er wirft die Tür hinter sich zu, und es bleiben zunächst mal keine Fragen offen. Man konnte meinen, diese Episode sei speziell für das Williams-Ende konzipiert worden...

Die Doppelseite ist tatsächlich erkennbar grober gezeichnet als die übrigen Seiten. Sie ist aber inhaltlich gerechtfertigt, weil sie den ersten Auftritt des neuen Grünen Kobolds zeigt. Daß Marvel hier quasi von 18 auf 17 Seiten zurückging, wußte ich nicht.

Die Superbände waren für mich auch sehr wichtig, um Lücken in den Serien zu schließen. Leider schlossen sich nicht alle Lücken. Das ist mir dann einige Jahre später doch gelungen, aber ich habe die Serien - abgesehen von "Fantastische Vier", "Spinne" und "Rächer" (die ich als erste Reihe komplett hatte) bis heute nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden...

Ich habe die Condor-"Spinne" auch bis # 104 - allerdings zunehmend nicht mehr lückenlos - weitergelesen. Das lag nur daran, daß ich irgendwie hoffte, das alte Williams-Gefühl würde sich wieder einstellen. Nicht alle Condor-Ausgaben waren schlecht, aber kurz nach # 100 war mir dann auch endgültig klar, daß es nie wieder so werden würde wie bei Williams.

Phantom 25.04.2019 10:50

Februar 2018 (wie doch die Zeit vergeht):
Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 563590)
Neulich habe ich mit Underduck schon besprochen, daß ich entsprechend dem Muster der "Fantastische Vier"-Lektüre mit auch mal "Die Spinne" (Williams) vornehmen, das heißt: chronologisch nochmal lesen und meine Beobachtungen aufschreiben will.

Auch von mir :top::top::top: für diesen Thread und die Betrachtungen aller 137 Spinne-Ausgaben. Am Anfang und am Ende habe ich mitgelesen; ohne diesen Thread hätte ich mir wohl nie mehr die Zeit genommen, die Williams-Ausgaben nochmal genau zu studieren.

Zitat:

Zitat von Ringmeister (Beitrag 563630)
Was ist denn an den Williams-Ausgaben so besonders, dass die nochmals extra rezensiert werden sollen?

Ich glaube, das wurde hinreichend beantwortet :zwinker:

Zitat:

Zitat von jakubkurtzberg (Beitrag 563637)
Ich finde es gut, wenn hier echte "Zeitzeugen" schreiben, die die 1970er live erlebt haben.

So schnell wird man vom kleinen Jungen zum Zeitzeugen. Ich weiß noch, wie in alten Sprechblasen (Leserbriefseite?) manchmal von Sammlern berichtet wurde, wie sie "damals" mit zitternden Händen ein bestimmtes Piccolo-Heft am Kiosk ergattert hatten. Und ich (mit 13 oder 14 Jahren) fand diese nostalgischen Berichte immer recht langweilig. Als ich das erste Mal ein Lehning-Piccolo-Heft in den Händen hielt, konnte ich erst recht nicht verstehen, was scheinbar alle an diesen alten Sachen toll fanden.

Heute kann ich wiederum endlos in Erinnerungen an die Williams-Zeit schwelgen. Was heute ein jugendlicher Besucher von "Avengers: Endgame" denken würde, wenn ihm ein Williams-Rächer-Heft in die Hände fiele, will ich aber lieber nicht wissen.

Peter L. Opmann 25.04.2019 11:18

Also auf dieses Zeitphänomen will ich eigentlich weniger eingehen. Mir ging's genauso: Früher fand ich die Lehning-Fans, die ihre Hingabe zu diesen dramatisch schlecht gezeichneten alten "Sigurd"- oder "Nick"-Heften pflegten, auch kurios. Mir ist aber nicht entgangen, daß ich heute mit den Williams-Ausgaben in genau der gleichen Situation bin, so daß ich mir Spott über die Lehning-Fans tunlichst verkneife. Das ist aber nicht der Grund, warum ich die Williams-Sachen nochmals lese.

Mir geht es um Fragen wie: Wie entsteht und wirkt die Kontinuität in den Serien? Wie kommt das Marvel-Universum zustande? Was unterscheidet diese Comicwelt vom DC-Universum? Wie kommt es dazu, daß man - zumindest als jugendlicher Leser - Figuren wie Gwen Stacy für beinahe real hält? Und: Welchen Einfluß haben Leute wie Stan Lee, Steve Ditko, John Romita oder Jim Mooney auf "Amazing Spider-Man" gehabt? Was hat sich genau geändert - und was hat sich über Jahre nicht geändert?

Marvelianer 25.04.2019 13:58

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 586136)
Oh, wo habe ich mich da verzählt? Aber ich muß gestehen, die Veröffentlichungsdaten waren für mich gar nicht sooo wichtig. Ich denke auch, ich habe mir "Spinne" # 137 irgendwann im Sommer 1979 gekauft. Da war ich dann immerhin schon 14.
:D

Der Fehler müßte bei Dir im August / Sept 1977 mit den Ausgaben 90 - 96
entstanden sein. Richtige Daten gibt es auf wmca.de unter Galerien , Die Spinne.

Peter L. Opmann 25.04.2019 14:51

Ja, tatsächlich. Im August 1977 habe ich mal vier "Spinne"-Ausgaben in einem Monat erscheinen lassen. :D

Danke für den Hinweis! Ich hoffe, jetzt stimmen auch die Veröffentlichungsdaten.

Marvel Boy 26.04.2019 06:55

Zitat:

Zitat von Phantom (Beitrag 586140)
Was heute ein jugendlicher Besucher von "Avengers: Endgame" denken würde, wenn ihm ein Williams-Rächer-Heft in die Hände fiele, will ich aber lieber nicht wissen.

Ich weiß es mittlerweile, ich habe da jemandem immer mal wieder Marvel Hefte von Williams bis Panini geschenkt.
Meinung zu Williams, die brauche ich nicht, die sind langweilig. :D

Peter L. Opmann 26.04.2019 07:56

Zitat:

Zitat von Marvel Boy (Beitrag 586173)
Meinung zu Williams, die brauche ich nicht, die sind langweilig. :D

Ganz klar sind Superheldenstorys heute komplexer, anspruchsvoller. Die Marvels der 60er und 70er Jahre waren naiver und genügten oft höheren Ansprüchen nicht. Ich habe aber auch den Eindruck: die alten Sachen haben mitunter mit guten Ideen gepunktet. Heute spürt man im Hintergrund den Druck: Was läßt sich noch erzählen? Was läßt sich vielleicht nochmal ein bißchen anders erzählen? Ich frage mich dann auch: Warum dazu diese alten, naiven Figuren und Settings benutzen und nicht gleich ein neues Superheldenuniversum kreieren? - Aber natürlich sind Spider-Man, Iron Man, Hulk oder Thor erfolgreiche Marken, die schmeißt man nicht einfach weg.

thetifcat 26.04.2019 10:36

Danke Peter. 137 x Spaß mit Deinen Betrachtungen gehabt. War eine schöne Idee und tolle Umsetzung.
Und wieder...... irgendwie ..... diese alte Traurigkeit mit der letzten Nummer wieder hochgekommen.

Marvel Boy 27.04.2019 08:07

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 586175)
Ganz klar sind Superheldenstorys heute komplexer, anspruchsvoller. Die Marvels der 60er und 70er Jahre waren naiver und genügten oft höheren Ansprüchen nicht. Ich habe aber auch den Eindruck: die alten Sachen haben mitunter mit guten Ideen gepunktet. Heute spürt man im Hintergrund den Druck: Was läßt sich noch erzählen? Was läßt sich vielleicht nochmal ein bißchen anders erzählen? Ich frage mich dann auch: Warum dazu diese alten, naiven Figuren und Settings benutzen und nicht gleich ein neues Superheldenuniversum kreieren? - Aber natürlich sind Spider-Man, Iron Man, Hulk oder Thor erfolgreiche Marken, die schmeißt man nicht einfach weg.

Klar, einiges war damals naiver, aber die Menschen waren damals halt naiver.
Insgesamt sehe ich das eher andersrum. damals waren sie komplexer mit den ganzen Soap Elementen. Heute ist das nur noch wischiwaschi, Ausnahmen gibt es aber noch. Aie Geschichten haben nur noch ein Jahr bestand und der nächste Autor tritt wieder alles in die Tonne. Damals baute man auf vielen Jahren auf.
Mit dem Druck und dem Rest sehe ich das genau so. Auch währen mir neue Helden lieber da die alten mittlerweile auserzählt sind. Gelegentlich ein gelungener Storybogen endert nichts an der Tatsache. Allerdings wollen die großen das Risiko nicht eingehen und wenn mal was neues kommt dann doch wieder nach alten Strickmustern.

thetifcat 28.04.2019 15:21

Das hast Du genau richtig gesagt. Dieses immer wieder auf Null setzten ist doch eine einzige Aufgabe vor der eigenen Arbeit und der einfachste Nenner pseudokreativ zu arbeiten. DC begann damit in den 80er und Marvel mit der unsäglichen schlecht durchdachten Mephisto-Story (gilt nur für Peter-nicht für alle anderen) und macht es nun auch inzwischen Jährlich. Für mich war Mephisto der Anfang von Ende und der Trash-Doctor Octopus/Spider-Man dann das Ende. Also 1000x lieber Williams 120-137!
Zurücksetzen! Gibt es nicht nur endlos bei Marvel und DC - auch im Film. Gerade wieder bei der letzten Folge der neuen Star Trek Serie Discovery geschehen. Das ist belanglos, lächerlich, schon fast erschütternd - Einfälle für die Tonne. Da greife ich dann doch lieber zu älteren Comics und Filmen und verschwende nicht kostbare Freizeit.
Ein Beispiel ohne alles auf Null zu setzen, alles in einem neuen Gewand darzustellen und trotzdem das alte als Bestand zu lassen ist Mad Drax – inzwischen bei 503. Es geht also.

Ringmeister 28.04.2019 21:34

Liest du Mad Drax kontinuierlich?

thetifcat 29.04.2019 13:02

Bin zusammen mit meiner Frau seit der Nummer 11 Abonnement. + den 3 Spinouts. Und die ersten 6 Romane.

Ringmeister 29.04.2019 13:20

Ich bin irgendwann mal bei 200 ausgestiegen. Ist die Qualität noch ok?

Lizard_King 30.04.2019 00:47

Zitat:

Zitat von thetifcat (Beitrag 586284)
Das hast Du genau richtig gesagt. Dieses immer wieder auf Null setzten ist doch eine einzige Aufgabe vor der eigenen Arbeit und der einfachste Nenner pseudokreativ zu arbeiten. DC begann damit in den 80er und Marvel mit der unsäglichen schlecht durchdachten Mephisto-Story (gilt nur für Peter-nicht für alle anderen) und macht es nun auch inzwischen Jährlich. Für mich war Mephisto der Anfang von Ende und der Trash-Doctor Octopus/Spider-Man dann das Ende. Also 1000x lieber Williams 120-137!
Zurücksetzen! Gibt es nicht nur endlos bei Marvel und DC - auch im Film. Gerade wieder bei der letzten Folge der neuen Star Trek Serie Discovery geschehen. Das ist belanglos, lächerlich, schon fast erschütternd - Einfälle für die Tonne. Da greife ich dann doch lieber zu älteren Comics und Filmen und verschwende nicht kostbare Freizeit.
Ein Beispiel ohne alles auf Null zu setzen, alles in einem neuen Gewand darzustellen und trotzdem das alte als Bestand zu lassen ist Mad Drax – inzwischen bei 503. Es geht also.

Gibt ja zum Glück die 44 mexikanischen Comics aus den 70er Jahren, die zwischen ASM 99 und 121 spielen. Zwei von denen liegen auf deutsch vor, als einzige Übersetzung aus dem spanischen weltweit. Ein weiteres Heft soll im Mai folgen. Sind zwar nur Fandrucke, aber besser als gar kein klassisches Spidey Material aus der guten alten Zeit. :weissnix:

thetifcat 30.04.2019 14:09

Zitat:

Zitat von Ringmeister (Beitrag 586329)
Ich bin irgendwann mal bei 200 ausgestiegen. Ist die Qualität noch ok?

Absolut. Cover immer noch eine Wucht (Da kommen die anderen Heftserien nicht mit.). Neue Top Schurken und Charaktere - das Zeitschiene Problem ganz ok gelöst/irgendwas musste gemacht werden und sie hatten einen langen Plan realisiert - also sich wirklich Gedanken gemacht. Wenigstens bis 300 solltest Du es noch mal versuchen. Da kehrten alte Bekannte zurück und alte Romane wurden fortgesetzt.

Ringmeister 30.04.2019 16:04

Werde ich die Hefte mal wieder rauskramen; ich glaube, mein Abo lief bis ungefähr 400...

Wenn es nur nicht sonst so viel zum Lesen gäbe!

falkbingo 30.04.2019 16:15

Redet ihr beiden da von Maddrax? Und nennt ihn nur Mad Drax:kratz:

Ringmeister 30.04.2019 16:51

Da hast du natürlich recht...

falkbingo 30.04.2019 17:35

Ich habe die Romane bis ca. Nr. 350 irgendwo rumliegen. Ich habe noch keinen gelesen. Durch euch bin ich jetzt aber neugierig geworden. Ich werde mal reinlesen.

Ringmeister 30.04.2019 18:13

Es gibt auch (mindestens) 2 Romane (als Bücher), die die Vorgeschichte zum Heftroman Band 1 schildern; ich kann mich noch erinnern, dass die solide geschrieben waren und die Story einleuchtend war; ist natürlich nicht Voraussetzung für die Heftromane, aber m. E. hilfreich...
Bei den anderen Buchromanen weiß ich nicht mehr, in welcher Zeitebene die spielen.

EC-Fan 01.05.2019 09:07

Zitat:

Zitat von Lizard_King (Beitrag 586368)
Gibt ja zum Glück die 44 mexikanischen Comics aus den 70er Jahren, die zwischen ASM 99 und 121 spielen.

Schöne Beschreibungen der alten Spinne Williams,vielen Dank! Die Fehler die man heute findet/sieht habe ich als Jugendlicher (mit 14 ab Heft 1) nicht gesehen.
Es gibt noch eine Reihe die ich sehr gut finde und die zwischen den frühen Ausgaben spielt: SPIDER-MAN Die ersten Jahre (Untold Tales) von Kurt Busiek.
Bei uns in Marvel Exklusiv 18,27 und 27 auf deutsch bei Panini.

Peter L. Opmann 01.05.2019 09:47

Danke fürs Lob.

Mir hat "Spider-Man Blue" von Jeph Loeb und Tim Sale gefallen. Die treffen die Atmosphäre von "Amazing Spider-Man" um # 40 herum ziemlich gut, finde ich.

EC-Fan 01.05.2019 17:36

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 586419)
Mir hat "Spider-Man Blue" von Jeph Loeb und Tim Sale gefallen.

Natürlich,eine der besten Story´s die die Vergangenheit beschreiben. Loeb/Sale haben allerdings noch einige sehr gute andere Geschichten gemacht,wie z.B. Daredevil Gelb. Die Batman Halloween und Dark Victory Mehrteiler finde ich auch klasse...

Peter L. Opmann 01.05.2019 19:11

Natürlich. Aber dieser Thread heißt nun mal "Spider-Man revisited".

underduck 01.05.2019 20:33

Was natürlich auch erweiterbar wäre ... :floet:

Peter L. Opmann 01.05.2019 21:48

Das sehe ich eher als Aufruf an andere Leute.

Ich ziehe jetzt noch ein Gesamtfazit zur Williams-"Spinne" - dafür hatte ich aber bisher noch nicht die nötige Muße.

Vielleicht mache ich dann sowas nochmal mit "The mighty Thor"; ich habe das Gefühl, daß das in der zweiten Hälfte der 60er Jahre die verwickeltste Marvel-Serie war. Man braucht für sowas auf jeden Fall einen langen Atem...

thetifcat 02.05.2019 13:46

Zitat:

Zitat von Ringmeister (Beitrag 586391)
Es gibt auch (mindestens) 2 Romane (als Bücher), die die Vorgeschichte zum Heftroman Band 1 schildern; ich kann mich noch erinnern, dass die solide geschrieben waren und die Story einleuchtend war; ist natürlich nicht Voraussetzung für die Heftromane, aber m. E. hilfreich...
Bei den anderen Buchromanen weiß ich nicht mehr, in welcher Zeitebene die spielen.

505 Heftromane
30 Bücher - Die beiden ersten Apokalypse - Der Tod kommt aus dem All
und Genesis - Die Welt nach dem Kometen sollte man lesen. Die beschäftigen sich mit der Vorgeschichte bzw. Was dazwischen geschah.
Alle anderen Romane waren Ergänzungen zu der jeweiligen Heftstory. 2x schaffte es ein Charakter aus den Romanen kurzweilig in die Heftserie. Habe nur die ersten 5 gelesen.

Drei 12er Spinouts. Wobei man Mission Mars (Zwischen 140-150) wirklich lesen sollte. Sonst fehlt doch eine Menge. Das Volk der Tiefe macht auch Sinn. Ist aber nicht so ein muss. 2012 – Jahr der Apokalypse emfand ich als sehr langweilig - habe es nicht zuende gelesen.

Maddrax heißt eigentlich Matthew Drax.

thetifcat 02.05.2019 13:48

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 586442)

Vielleicht mache ich dann sowas nochmal mit "The mighty Thor"; ich habe das Gefühl, daß das in der zweiten Hälfte der 60er Jahre die verwickeltste Marvel-Serie war. Man braucht für sowas auf jeden Fall einen langen Atem...

Das wäre sehr schön. :top:

Eine Checkliste habe wir ja nun. Aber das ist wirklich eine Mammutaufgabe.

Peter L. Opmann 02.05.2019 14:43

Kann man eigentlich die Thor-Cover, die innen in den "Spinne"-Ausgaben sind, hier abbilden?

underduck 02.05.2019 14:56

Sind die als Cover im Guide?

Peter L. Opmann 02.05.2019 15:46

Nein, natürlich nicht.

Die sind innen im Heft, weil "Thor" nach dem großen Titelsterben nach der 33. Produktion zur Zweitstory abgestuft wurde.

underduck 02.05.2019 17:14

Müsste ich mal mit StefanGuide besprechen, ob wir die hier zeigen können.

Peter L. Opmann 02.05.2019 19:10

33 Folgen könnte ich erstmal mit Covern bestücken, die im Guide vorhanden sind. Aber Williams hat, soweit ich gesehen habe, auch alle übrigen Cover bis "Thor" # 150 verwendet.

Marvel Boy 03.05.2019 06:17

Spider-Man Blue und Untold Tales waren beide großartig. Die waren mit Liebe und Sachkenntnis gemacht. Der Autor hatte eine Idee und setzte sie um. Heutzutage hat der Redakteur eine vorstellung wie man Geld verdienen könnte und der Autor muß das Umsetzen. Reine Auftragsarbeit ohne Verbundenheit zu dem was da passieren soll.

Peter L. Opmann 05.05.2019 23:28

Gesamtresümee:

„Die Spinne“ aus dem Williams Verlag hat mich im Alter von etwa zehn bis 14 Jahren sehr interessiert. Das erste, was ich von dieser Serienfigur gesehen habe, war Band # 17 (mit „Memrod“ dem Jäger), etwas später dann der Gastauftritt bei den „Rächern“ (# 10). Die 70er Ausgaben gefallen mir bis heute am besten, was sich leicht dadurch erklären läßt, daß ich damals an dieser Stelle richtig eingestiegen bin. Da lief gerade der lange Mehrteiler mit Silbermähne und der geheimnisvollen antiken Tontafel – so etwas haben die Macher weder vorher noch bis zum Ende der Williams-Serie noch einmal hinbekommen.

Nun habe ich die Serie also erstmals Heft für Heft (in der richtigen Reihenfolge) gelesen. Was habe ich dabei wahrgenommen?

Insgesamt schwankt die inhaltliche und teilweise auch die grafische Qualität mehr, als ich das vermutet hätte. Vor allem habe ich mehrmals beobachtet, daß ein neuer Zeichner eine bis zwei sehr gute Ausgaben produziert und sich dann allmählich Schludrigkeiten einschleichen. Das gilt nicht für die frühen Ausgaben bis etwa # 55. Ditko wurde immer besser, Romita hat sich in der Anfangszeit immer viel Mühe gegeben, aber ab # 56 hat sich wohl seine hohe Arbeitsbelastung bemerkbar gemacht. Auch an den wenigen Buscema-Ausgaben habe ich nichts auszusetzen.

Inhaltlich sind immer mal schwächere Bände dabei, auch schon zu Ditko-Zeiten. Man muß wohl berücksichtigen, daß hier ein neues Konzept vorlag (Teenager als Held und sehr betonte private Probleme), da wurde wohl manchmal etwas ausprobiert, was nicht so gut funktionierte. Teils fehlten wohl auch die Ideen für die Umsetzung dieses Konzepts. Was mich beim Wiederlesen wiederholt gestört hat, ist, daß die Welt von Peter Parker so klein ist und in der Riesenstadt New York ein überschaubarer Personenkreis immer wieder miteinander zu tun hat, als ob sich das Geschehen in einem Dorf abspielen würde. Es kam aber wohl darauf an, die Geschichte jeweils schnell auf den Punkt zu bringen. Erwartet hatte ich, daß Stan Lee immer wieder irgendein wissenschaftliches Gerät oder Verfahren das Problem lösen läßt, das niemals erklärt wird. Muß man wohl akzeptieren, wenn man auch schluckt, daß Radioaktivität Menschen in Superhelden verwandeln kann.

Die Ditko-Phase muß sicherlich für sich betrachtet werden. Hier gibt es noch wenig Kontinuität in der Handlung, sieht man davon ab, daß beinahe in jedem Heft ein festes Personal auftritt. Zu Ditko-Zeiten scheitert aber immerhin Peter Parkers Romanze mit Betty Brant, und er lernt Gwen Stacy kennen, die freilich am Anfang noch völlig anders aussieht als später und auch eine etwas andere Persönlichkeit hat. Mir ist klargeworden, daß Ditko etwas altmodisch zeichnet. Wir sehen hier Anfang bis Mitte der 60er Jahre noch eine 50er-Jahre-Welt. Mühsam wird versucht, sie etwas zu modernisieren, indem Peter manchmal auch etwas Legereres trägt als Anzug und Krawatte und ein bißchen Jugendkultur vermittelt wird. Aber auf der Höhe der Zeit ist Peter erst bei Romita (obwohl er da öfters auch noch mit Schlips auftritt). Wichtig für die Ditko-Phase ist aber auch, daß die Storys manchmal richtig humorvoll sind; das kommt später nach meiner Beobachtung nicht mehr vor.

Schon während der Ditko-Zeit schließt Peter Parker die Highschool ab und beginnt ein Studium. Dieser Ausbildungsweg sorgt vor allem für Kontinuität. Seine zwischenmenschlichen Beziehungen entwickeln sich dagegen nicht fortlaufend. Sein Verhältnis zu den Frauen, zu Tante May, Flash Thompson, Harry Osborn oder Verleger Jonah Jameson entwickeln sich, wie es die jeweilige einzelne Story erfordert, also eher sprunghaft. Die Nebenfiguren sind damit auch einem ständigen Charakterwandel unterworfen. Gibt es mit ihnen Probleme, agieren sie anders, als wenn sie nur flüchtig auftauchen und in der gerade aktuellen Story keine große Bedeutung haben. Das scheint sich erst ganz zum Schluß bei seiner Beziehung zu Mary-Jane zu ändern. Im Gegensatz dazu war ich überrascht, daß man Gwen Stacy kaum als in sich schlüssige Person wahrnehmen kann. Und die habe ich als Junge so verehrt!

In späteren Ausgaben ziehen sich aber bestimmte Entwicklungen auch über mehrere Ausgaben hin. Der Auftritt bestimmter Superschurken wird mitunter lange vorbereitet (natürlich eine Verkaufsmasche). Es wird aber auch genauer beleuchtet, wie Peters Studium oder sein Fotografenjob laufen, wie es Tante May geht, oder Beziehungsprobleme mit Gwen renken sich erst nach einigen Heften wieder ein. Man sieht, daß sich Lee und die übrigen Macher anstrengen, daß die Leser bei der Stange bleiben. Insgesamt gilt aber Lees Leitsatz: In der Serie darf sich nichts wirklich ändern.

Das geschieht erst mit dem nicht mehr von Lee verantworteten Tod von Gwen Stacy. Bei den Ausgaben # 122 und 123 hat das Team große Sorgfalt aufgewendet. Es war klar, daß dies eine besondere, in Superheldencomics noch nie dagewesene Story ist, und sie sollte auf keinen Fall enttäuschen. Die darauf folgenden Ausgaben sind freilich erkennbar schwächer. Eine so wichtige Figur war bis dahin noch nicht aus einer Serie entfernt worden, auch wenn, wie ich sagte, die Figur Gwen gar nicht so gut angelegt war, wie man vielleicht meint. Die Serie wurde damit aber insgesamt eindeutig anspruchsvoller, weil Lees Konstrukt einer sich niemals ändernden Grundkonstellation in allen „Spinne“-Ausgaben zerstört wurde. Allerdings denke ich, daß die im Marvel-Universum folgenden Todesfälle bis hin zu Captain America (oder auch der Tod von Superman) nicht mehr das Schockpotential entfalten konnten wie in diesem Präzedenzfall, zumal man bald merkte, daß ein toter Superheld oder eine wichtige Begleitfigur niemals so ganz endgültig tot war.

Zu Williams ist zu sagen, daß der Verlag durchaus eine Ausnahmeerscheinung war. Man hat versucht, die Besonderheiten der US-Reihen in den deutschsprachigen Raum zu übertragen. Redaktionell wurde zeitweise etwas geboten, was es bei deutschen Comics sonst nirgendwo gab: Gelungene Ansprache der Leser durch identifizierbare Redakteure, gute Informationen über die gesamte Comicszene, Nachahmung des Marvel Touch, insbesondere was das selbstironische Anpreisen der Comics, aber auch die Herausbildung des Marvel-Universums betrifft, das Selbstbewußtsein, auf glänzendes Papier und Maschinensatz in den Sprechblasen zu verzichten, die zu dieser Zeit hier absolut üblich waren. Schade, daß sich das letztlich nicht – oder erst viel später – durchgesetzt hat. Woran Williams genau gescheitert ist, konnte ich nicht ermitteln. Die Lizenzen wurden 1979 an Condor vergeben, aber mangelnder wirtschaftlicher Erfolg von Williams hat dabei auf jeden Fall eine Rolle gespielt. Was kam eventuell dazu?

Alles in allem: Das Wiederlesen von „Die Spinne“ war eine schöne und bereichernde Erfahrung (hatte ich vorher ja schon mit „Die Fantastischen Vier“ probiert). Ich bin nicht mehr so leicht zu beeindrucken, und ich nehme Stan Lee nicht mehr immer die Handlungslogik ohne weiteres ab. Aber es ist auch nicht so, daß sich das Leseerlebnis meiner Kinder- und Jugendtage heute gar nicht mehr einstellt. „Die Spinne“ gehört zu meinem Leben, und gerade angesichts des Erfolgs des Marvel Cinematic Universe muß ich mich wohl nicht dafür schämen. Mensch, hätte ich mir das träumen lassen, daß Marvel-Helden rund 40 Jahre, nachdem ich mir die Comichefte am Kiosk besorgt habe, in der Populärkultur eine so zentrale Rolle spielen?

Peter L. Opmann 06.05.2019 11:38

Bestimmt habe ich das eine oder andere vergessen.

Was ich auf jeden Fall vergessen habe, ist, Steve Ditkos grafische Leistung zu würdigen, obwohl ich das an anderer Stelle schon einmal getan habe. Ditkos Zeichenstil ist limitiert, er hat mir auch früher nicht so gut gefallen. Ich habe gerätselt, warum Fuchs und Reitberger ihn im "Comics-Handbuch" in die Liste der 50 besten Comiczeichner aufgenommen haben. Aber man vergißt leicht, daß Ditko das gesamte Zeichensystem der Spinne innerhalb weniger Ausgaben entwickelt hat - das Kostüm, die Posen (er zeigt einen drahtigen, nicht besonders muskulösen, aber wendigen Superhelden, der ziemlich aus dem Rahmen fällt), das Netz, den Blick von oben in Häuserschluchten, in denen die Spinne herumschwingt. Das ist eine bemerkenswerte Leistung.

Peter L. Opmann 08.05.2019 07:34

Kommentar:

Zitat:

Dass das chronologische Lesen von Marvelserien in unserem Alter eher abträglich ist, ist mir auch schon bei ein paar der Hachette-Bände aufgefallen. Man dachte immer: Da fehlt nur einiges, das wird schon logisch sein. War es aber nicht immer...

jakubkurtzberg 23.06.2020 20:27

Bis eben wusste ich nicht, dass es von Amazing Spider-Man #10 ein abgelehntes Cover von Steve Ditko gab. Optisch weit besser als das tatsächlich erschienene mit dem ungelenken Jack Kirby-Spider-Man im Vordergrund...



Marvel Boy 24.06.2020 05:53

Der Grund für die Ablehnung dürfte die Herausstellung des Big Man in der größe gewesen sein vor allem mit der hervorgehobenen Pistole dazu.


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